Our Time Went By Too Fast von robin-chan ================================================================================ ♛ I have to face my demons ♛ ---------------------------- III I have to face my demons Emma Swan hatte eine Weile unschlüssig in ihrem Wagen gesessen, der direkt vor Granny’s Dinner parkte. Der Hunger hatte sie eingeholt, obwohl sie das Gefühl hatte, das sie nichts hinunter bekommen würde und zudem brauchte sie einen Platz zum Schlafen; die letzte Nacht hatte sie mehr oder minder im Käfer dahin gedöst und ihr Körper schrie dieses Mal nach einem ordentlichen Bett, in dem er sich von den Strapazen der Tage erholen konnte. Und doch hatte sie das Betreten des Dinners hinaus gezögert. Kein Wunder. In den Jahren, die Emma in Storybrook gelebt hatte, war ihr Ruby eine gute Freundin gewesen und auch diese hatte sie einfach hinter sich gelassen. Nicht nur Regina hatte sie sang- und klanglos verlassen; Emma hatte sich von niemanden verabschiedet, geschweige sich irgendwann gemeldet. Den Mut fassend trat Emma schließlich ein. Das Glöckchen, das oben befestigt war, hallte in ihren Ohren. Sofort schweifte ihr Blick durch den Raum, suchte nach etwaigen bekannten Gesichtern. Dabei erkannte Emma rasch, dass das Dinner aussah wie immer; nichts hatte sich in ihrer Abwesenheit verändert. Am Thekenbereich erblickte Emma den einzigen Gast; eine Frau mit langen braunen Haaren, die sie nicht kannte. Welch Glück! An einem verregneten Abend, auch noch unter der Woche, war weiterhin weniger los. Das spielte Emma in die Karten. »Wir schließen bald« Die Unbekannte betrachtete Emma von der Seite aus; lächelte freundlich. Wissend nickte Emma, aber bevor sie antworten konnte, trat Ruby Lucas aus dem hinteren Bereich des Dinners und blieb sichtlich geschockt stehen. »Oh mein Gott! Emma!«, stieß Ruby heißer aus. Konnte das sein? Emma Swan hier im Dinner? Der erste Schock verflog rascher als erwartet und Ruby trat aus dem Thekenbereich hervor, marschierte schnurstracks auf die Blonde zu und nahm sie stürmisch in die Arme. »Du bist wohlauf!«, sprach sie erleichtert und erdrückte Emma überschwänglich. Auch sie hatte sich große Sorgen gemacht und oft hatte sie an ihre Freundin gedacht. Niemand hatte etwas herausgefunden; niemand hatte sagen können, ob es Emma gut ging und wo sie sich ungefähr aufhielt und nun war sie da. »Luft!«, grinste der ehemalige Sheriff und doch erwiderte sie die unerwartete Begrüßung. Es tat gut, auch wenn Emma wusste, dass das lediglich die erste Reaktion war und Vorwürfe sicherlich nicht unter den Teppich gekehrt werden würden, aber war ihr das egal. Sie selbst hatte die Entscheidung getroffen und stellte sich den inneren Dämonen. »Warum bist du getürmt? Wo warst du? Was hast du getrieben?«, fragte Ruby drauf los und ließ von der Blonden ab, die ihr entschuldigend entgegen lächelte. »Hast du Hunger? Und du suchst vermutlich ein Zimmer.« Bestimmend packte sie Emmas Handgelenk und zog sie zum Tresen, wo sie sie regelrecht auf einen der Hocker schubste. »Mary Margaret und David werden Augen machen! Und erst Regina … ugh … sie wird dir den Kopf abreißen!« »Du bist also die berühmte Emma Swan«, mischte die Brünette mit, die Emma nun deutlich neugieriger unter die Lupe nahm. »Darf ich vorstellen, Dorothy Gale, meine … Freundin«, löste Ruby auf, als sie den fragenden Blick erkannte, der auf Emmas Gesicht lag. »Angenehm«, lächelte Dorothy. Emma hingegen blinzelte verdutzt. Ruby hatte eine Freundin? Wenn das mal keine Neuigkeit war, denn ihrem letzten Wissensstand nach fühlte sich Ruby von Männern angezogen. Emma hatte selbst mitbekommen, auch die kurzweilige Affäre mit Dr. Whale. »Hier hat sich doch etwas verändert«, sprach Emma unverblümt ihren Gedanken aus. Ruby blickte zu dieser und ein leichter Rotschimmer bildete sich auf ihren Wangen. »Hättest du alles mitbekommen, wärest du nicht getürmt«, säuselte Ruby und da kam der erste Vorwurf durch. »Es tut mir leid, Ruby, ich …« »Belassen wir es dabei – für heute! Du siehst beschissen aus, da bin ich mal gnädig.« Sie war nicht auf Streit aus, nicht in diesem Moment, denn in diesem überdeckte die Erleichterung über das Wohlauf ihrer Freundin jegliche Wut und Enttäuschung. Alles andere hatte Zeit, sofern Emma nicht binnen Stunden erneut ihre Sachen packte. »Danke, zum Glück habe ich dich angetroffen und nicht Granny!« Sie hätte Emma direkt den Kopf gewaschen, ohne Rücksicht. Das lag in der Natur der alten Dame, doch vielleicht hätte es ihr sogar gut getan. Ruby blickte zur Seite, Dorothys Hand umfasste ihre; der Daumen zog sanfte Kreise am Handrücken. »Was ist?«, fragte Emma vorsichtig nach. »Granny starb vor fünf Monaten« antwortete Dorothy und sah mitfühlend zu ihrer Freundin empor. Emmas Schultern sackten in die Tiefe, das Herz machte einen Sprung. Granny war tot? Die unverwüstliche Frau, vor der jeder Respekt gezollt hatte? Die nichts und niemand in die Knie zwang? »Ruby, ich …« Emma fehlten die Worte. Was sollte sie sagen? Lange hatte sie sich auf ihren eigenen Verlust ausgeredet; war ziellos durchs Land gefahren; immer an ihrem eigenen Schmerz erinnert und da kam der Tiefschlag, die bittere Erkenntnis. Die Welt der anderen, jener die sie zurückgelassen hatte, hatte sich ebenfalls weiter gedreht, stetig verändert. Ruby hatte ihr während Henrys Krankheit zur Seite gestanden und sie? Emma hatte nie einen Blick zurückgeworfen; vielmehr hatte sie damit gerechnet, dass sie in Storybrook alles auf dieselbe Weise vorfinden würde, aber wie sie sich geirrt hatte. ♛ Zweieinhalb Jahre zuvor ♛ »Hoppers Angebot … ich finde, wir sollten es annehmen. Oder du gehst alleine«, durchbrach Regina Mills die erdrückende Stille. Auf eine Reaktion wartend nahm sie einen Bissen zu sich. Irgendwann mussten sie eine Therapie in Betracht ziehen, denn auf Dauer konnten sie so nicht weiter machen. Die Monate zogen dahin, aber die Wunden blieben offen. Ihr Leben hatte sich verändert; Emma Swan hatte sich verändert. Den Menschen, den sie kennen und lieben gelernt hatte, den suchte sie seither. Natürlich spürte sie selbst den tiefen Einschnitt, den Henrys Tod hinterlassen hatte, aber um sich machte sich Regina weniger Sorgen; diese galten einzig und allein Emma, die sich mehr und mehr verlor. »Wenn du meinst«, nuschelte die Blonde und stocherte lustlos in ihrem Rührei. Archibald Hopper hatte ihnen schon mehrmals zu einer Therapie bei ihm geraten und bislang hatte Emma dankend abgelehnt. Was brachten ihr diese Sitzungen, in denen sie alle nochmals durchlebte? Was brachten ihr seine etwaigen Ratschläge? Ein halbes Jahr bereits durchlebte sie diesen nicht enden wollenden Albtraum und sie fühlte den Schmerz als war es gestern erst geschehen. Reden brachte ihr keine Linderung, aber an diesem Morgen fehlte ihr die notwendige Kraft, sich dagegen zu stemmen. Ein klares Nein auszusprechen. »Ich muss los, wir sehen uns heut Abend«, flüchtete Emma aus der Situation. Eigentlich hatte sie noch Zeit, doch musste sie raus und fort von hier. Regina legte die Gabel auf den Teller, der Appetit war ihr gänzlich vergangen. Ihre Ellbogen stützten sich am Tisch ab; das Gesicht verbarg sie in den Handflächen. Allmählich verließ auch sie die Kraft. Pure Verzweiflung nahm sie in Beschlag. Was konnte sie denn noch alles tun? Von Tag zu Tag blockierte Emma ein Stück mehr und Regina hatte keinen blassen Schimmer was sie dagegen tun konnte. ♛ Emma Swans Rückkehr hatte große Wellen geschlagen und wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht verbreitet. Die Kleinstadt blieb sich treu. Nichts blieb ungesehen. Am Vorabend hatte sie sich noch länger mit Ruby unterhalten. Sie hatte in Erfahrung gebracht, dass sie sowohl das Dinner als auch die Pension nun gemeinsam mit Dorothy führte. Diese war kurz nach Emmas Verschwinden in die Stadt gekommen und seit gut zwei Jahren waren die beiden ein Paar. Ruby hatte regelrecht geschwärmt. Die Schuldgefühle wuchsen stetig an, erst recht als auch noch die Nolans ins Gespräch kamen. David und Mary Margaret hatten einen Sohn – Neal. Gott, wie waren die beiden ausgerechnet auf diesen Namen gekommen? In der Früh saß Emma wieder am gewohnten Platz, trank gerade einen Kakao; diese Angewohnheit hatte sich nie geändert und überflog halbherzig die Zeitungsberichte. Die verstohlenen Blicke der anderen Gäste ignorierte sie gekonnt. Manch einer hatte sie begrüßt, aber auf eine längere Plauderei, auf die hatte sie sich nicht eingelassen. Emma strahlte aus, dass sie nicht behelligt werden wollte. Nur eine Person ließ sich nicht davon abhalten. »Du bist es wirklich«, hörte die Blonde, »Wann hast du vorgehabt dich zu melden?« Eine Stimme, die ihr mehr als bekannt war, die ihr in der Vergangenheit mehr als einmal helfend zur Seite stand. Vorsichtig lugte Emma zur Seite. Mary Margaret stand vor ihr. »Heute noch«, sprach sie wahrheitsgetreu. Bis zum Abend hin, wo sie sich mit Regina auseinander setzen musste, hatte sie vorgehabt sich weiteren Dämonen zu stellen. Ein bittersüßes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Ich hab von Neal gehört. Ist er bei David?« »Nein, Ashley passt auf ihn auf … Regina ist Patentante geworden, du warst ja fort.« Ihrem Unmut hatte Mary Margaret schon immer freien Lauf gelassen. Obwohl auch sie froh darüber war Emma gesund und munter zu sehen, konnte sie die Enttäuschung nicht einfach über Bord werfen. »Kommst du mit an einem der Tische?« Ohne Gegenwehr folgte Emma, der Ton den die andere an den Tag legte, der lud nicht ein sich dagegen zu stemmen. Oft genug hatte Emma das Gefühl gehabt, Mary Margaret würde manchmal wie eine Mutter mit ihr reden. Und genauso oft hatte sie sich wie ein Kind gefühlt, das bei etwas Verbotenem erwischt worden war. Dennoch schätzte sie ihre Freundin sehr, denn diesen Ton hatte sie oft genug bitter nötig gehabt. »David hat versucht dich aufzuspüren, aber du hast dich wirklich in Luft aufgelöst«, begann Mary Margaret nachdem sich gesetzt hatte und die Karte ergriff, »Du hast uns bravourös aus deinem Leben verbannt. Was hast du dir dabei gedacht?« »Du kennst mich, ich habe eine impulsive Ader«, versuchte es Emma anfangs auf die lockere Tour, aber der Blick, den sie sich dadurch einheimste, ließ das sachte Grinsen verschwinden. »Ich habe es nicht länger ausgehalten. Ich brauchte Luft zum Atem. Versteh mich bitte …« »Emma, du hättest uns nicht so abspeisen dürfen! Wir alle mochten Henry und natürlich war sein Verlust für dich noch schlimmer, aber du bist ohne Abschied verschwunden. Für zweieinhalb Jahre! Hast du eine Vorstellung, wie viele Sorgen wir uns gemacht haben?« »Nicht zu diesem Zeitpunkt«, gestand die Blonde tief atmend. Als sie den Entschluss getroffen hatte, da hatte sie an niemanden gedacht, nur an sich selbst. So wie sie es vor Henrys Geburt stets getan hatte. Damals hatte sie ohne Gedanken die Zelte abgebrochen, war einfach weitergereist wohin sie der Weg und das Geld auch immer brachten. »Ich wollte vergessen.« ♛ Zweieinhalb Jahre zuvor ♛ Gelangweilt saß Emma in ihrem Büro; der Vormittag wollte einfach nicht vergehen und unliebsame Gedanken machten sich breit. Darunter der klägliche Wortwechsel mit ihrer Frau, den sie lieber schleunigst aus ihrem Gedächtnis streichen wollte. Arbeit konnte normalerweise ablenken, aber nicht an diesem Tag, nicht in Storybrook. Nichts geschah, alles war ruhig und so hatte Emma tatsächlich nichts zu tun und das missfiel ihr. Vielleicht, so dachte sich Emma, würde ihr eine kleine Rundfahrt gut tun. Einfach in den Wagen, ein paar Runden drehen. Die Chance bestand, dass sie dadurch die nötige Ablenkung fand. Was sollte sie sonst tun? Weiterhin Däumchen drehen? Kopfschüttelnd griff sie nach dem Schlüssel, aber nach dem für ihren Käfer. Selten fuhr sie mit dem Streifenwagen, sie mochte ihn nicht besonders. »Emma, tut mir leid für die Verspätung!«, rief David plötzlich. Er hatte bereits angekündigt gehabt, dass er dieses Mal später kommen würde. Mary Margaret hatte einen Arzttermin zu dem er sie begleitete. Eigentlich hätte sie ihn anrufen und sagen können, dass er sich Zeit lassen konnte oder gar nicht mehr auftauchen brauchte. David strahlte über das ganze Gesicht. Heute war ein besonderer Tag, die ganze Welt wollte er umarmen. Überglücklich kam er auf Emma zu und setzte den Gedanken um, er umarmte sie stürmisch. »Mary Margaret ist schwanger!«, frohlockte der Sheriff. Schon lange hatten sie darüber gesprochen und lange war dieser Wunsch nicht in Erfüllung gegangen. »Gratuliere, ich freu mich für euch.« Emma erwiderte seine feste Umarmung, aber musste sie sich um ihren Gesichtsausdruck bemühen, für den Moment, wenn er sie wieder los ließ. »Geh nach Hause, David. Genießt den Tag.« »Bist du dir sicher?« Er löste den Griff und starrte Emma verblüfft an. »Sicher, heute ist tote Hose und bevor wir beide unnötig versauern, kannst du gerne freinehmen.« Für sie war es kein Problem. Schließlich drehte sie erstmal eine kleine Runde und dann würde sie bestimmt eine andere Ablenkung finden, irgendetwas, das sie davon abhielt nach Hause zu fahren. Und, so sehr sie sich für dieses Gefühl auch verachtete, sie hatte kein Interesse den restlichen Tag von seiner Freude zu hören, endlich Vater zu werden. War es tatsächlich so weit gekommen? »Heute müsst ihr erst recht zum Essen kommen!« Stimmt, dachte sich Emma, da war etwas. Verdammt, mit der Arbeit konnte sie sich nicht aus der Affäre ziehen. »Sicher, bis später dann.« Aus ihrem Vorhaben war tatsächlich eine dürftige Runde geworden und ausgerechnet dort, wo sie nicht hin wollte, parkte sie den Wagen. Direkt in der eigenen Auffahrt. Zu ihrem Glück hatte Regina eine andere Arbeitsmoral und verließ selten früher als angemessen das Büro. Selbst wenn das Wochenende vor der Türe stand und sie ihre Arbeit erledigt hatte. Emma hatte die Villa für sich alleine und sie war glücklich darüber. Nur so erhielt sie vollkommene Ruhe, denn war Regina zugegen, hatte sie stets das Gefühl auf Schritt und Tritt beobachtet zu werden. Natürlich bildete Emma sich solch eine Überwachung ein, aber Reginas Anwesenheit löste diese Empfindung eben aus, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte. Einst hatte es Emma anders gesehen. Das Wissen, das Regina in der Nähe war und trennte sie auch ein das Stockwerk, gab ihr stets ein Glücksgefühl. Das hatte sich drastisch gewandelt, aber lag diese Veränderung nicht an ihrer Frau, auch wenn sie es Regina spüren ließ. Manchmal führte sie sich wie ein Scheusal auf; ließ ihre Trauer an der anderen aus und Emma bewunderte Regina dafür, dass sie sie nicht längst vor die Tür gesetzt hatte. Nein, stattdessen tat sie weiter, was sie seit Monaten tat. Emma fühlte sich schlecht deswegen, denn so verletzte sie ihre Frau und jegliche Versuche, sich nicht vollkommen den Gefühlen hinzugeben und nach vorne zu blicken, lösten sich in Luft auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)