Nie vergessene Jolie (D'Artangan Fanfic) von AnniinaAgricola (irgendwann kommt das Glück zu dir) ================================================================================ Kapitel 1: Liebe vergeht nicht ------------------------------ Langsam versank die Sonne hinter den Baumkronen, der Wind rauscht durch die Blätter der Laubbäume, welche die kleine Lichtung umsäumte, auf der mein Zuhause stand. "Zum weißen Hirsch" prangte auf dem Schild, welches leise, bei jedem Luftzug quietschte. Noch einmal schaute ich zurück zum Waldrand, sog den Duft der Natur ein und genoss die letzten Strahlen auf meiner Haut. Sanft ließ der Wind meine schwarzen Locken tanzen, die mir bis zur Hüfte reichten. Diese Momente waren die schönsten. Mit festem Griff fasste ich meinen Weidenkorb voller Kräuter und Pilze und ging mit forschem Schritt auf das Gasthaus zu. Kaum das ich die Tür zum Schankraum aufstoße, stieg mir ein muffiger Geruch nach Bier und Pfeifenqualm in die Nase, die ich gleich darauf rümpfte. "JOLIE!", rief eine Stimme aus den hinteren Räumen. "Ich bin zurück!", rief ich aus und eilte nach hinten. Mit einem breiten Lächeln betrat ich die Küche und stellte den Korb auf den großen Tisch, der die Mitte des Raumes fast komplett einnahm und auf dem sich am späteren Abend wieder reichlich Speisen und leere Teller stapeln würden. "Hast du alles gefunden?", fragte mich Jerôme. Er war der Koch und der Wirt des Gasthauses, ein freundlicher Geselle, dessen dicker Leib von einer fettbefleckten Schürze bedeckt wurde. Ich mochte ihn, denn er war mein allerbester Freund, mein Ziehvater und mein Licht in meinen dunklen Zeiten. "Ja! Ich habe alles gefunden! Man spürt den Herbst, alles stand voll von den Leckereien! Erwarten wir heute hohen Besuch? Oder warum hat Rumbold heute Vormittag die Ställe fertig gemacht?" Rumbold war unser sogenannter "Stallmeister" und Schankknecht, lugte aber auch selbst oft tief in den Becher, aber genau wie Jerôme war er ein leibenswerter Geselle. "Ja der Bote heute früh, gab an mich die Nachricht, dass drei junge Soldaten auf der Durchreise sind und bei uns nächtigen wollen. Sehr gut zahlende Jungs, so wie mir der Bote berichtete." "Seltsam...", murmelte ich," solche Nachrichten sind echt selten." "Das stimmt, aber nun ran an die Arbeit! Bald werden die ersten Gäste eintreffen und es müssen noch Gläser geputzt werden!" "Aye Sir!", rief ich aus, grinste ihn schelmisch an und drehte mich auf dem Absatz um, um dann in den Schankraum zu gehen. Eifrig machte ich mich ans Werk, als Rumbold den Raum durch den Eingang betrat. "Na? Schon fleißig Jolie?" "Ja natürlich Rumby! Ich...", doch mir blieb die Luft weg. Hinter Rumbold betraten drei weitere Herren den Raum, gekleidet in lederner Rüstung, den Degen am Gürtel und mit gefederten Hüten. "Oh mein Gott...", entfuhr es mir leise. Rumbold bemerkte, wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich und trat schnell auf mich zu. "Jolie? Was ist denn?" Bei der Erwähnung meines Namens wurde der Größte der drei auf uns aufmerksam. Seine blonden Haare reichten ihm bis zur Schulter und seine warmen Augen fixierten mich mit nachdenklichem Blick. "Rum... ich... muss an die frische Luft... übernimmst du?" Er schenkte mir einen verwirrten Blick, nahm meine Bitte aber an und ich eilte, wie vom Teufel getrieben in die Küche Richtung Hintertür. "Jolie!", rief mir Jerôme noch hinterher, doch ich eilte Richtung Stallungen. __________________ Besorgt schaute Jerôme seiner Schankmaid hinterher. Schnell eilte er nach vorn und erblickte Rumbold hinter der Theke. "Was ist passiert?", fragte er ihn leise. Rumbold zuckte nur mit den Schultern. "Keine Ahnung Meister. Die drei angekündigten Reiter sind angekommen und als ich die drei in den Schankraum führte, lief sie kreidebleich an und wollte, das ich ihren Posten übernehme. Dort drüben sitzen sie." Jerôme ließ den Blick durch den raum schweifen und erblickte am Tisch zwei Soldaten sitzen. Er kannte sie... "Oh, nein...", grummelte er, "Wo ist der Dritte?" "Der isr gerade wieder raus." Mit einem dumpfen Gefühl in der Brust ging Jerôme wieder in die Küche. "Das gibt Ärger..." _______________________ Schwer atmend stand ich auf dem Hof und hielt mir die Hand vor den Bauch. Meine Lungen füllten sich nur schwer mit Luft und ich versuchte die aufkommenden Tränen zurück zu halten, doch sie liefen mir in heißen Rinnsalen an den Wangen hinunter. "Warum...", flüsterte ich verzweifelt in den Wind. Dieses Gefühl der Verzweiflung drückte in meiner Brust, nahm mir die Kraft. Mit verschwommenem Blick schaffte ich es, mich zum Stall zu schleppen und sank am erstenbesten Balken zusammen. Ich wusste nicht wie lange ich dort gekauert saß, als mich plötzlich eine weiche Stimme aus meiner Trance holte. "Mutter?" Erschrocken fuhr mein Kopf hinauf, als eine zierliche Hand meine Schulter berührte. Ich drehte mich zu der Quelle der Stimme um und schaute in hellgrüne Augen, die mir sorgenvoll entgegenblickten. "Onkel Jerôme sagte du bist hier draußen. Was ist passiert?" Sie legte ihren Kopf schief um mich besser betrachten zu können, wobei ihre engelsgleichen, blonden Locken über ihre Schultern fielen. Blond...wie ihr Vater, spuckte es mir im Kopf herum und wieder liefen mir die Tränen. Ohne Vorwarnung zog ich sie in meine Arme. "Es tut mir leid Lizétte..", murmelte ich in ihren Haarschopf. "Mutter. Was tut dir leid? was ist los?" So aufmerksam, so mitfühlend für ihre 8 Sommer... "Ich hab dir doch erzählt, dass ich glaubte deinen Vater nie wieder zu sehen..." "Ja. Du sagtest er sei ein Musketier und würde wahrscheinlich noch nicht einmal wissen das ich lebe." Ein leichtes Lächeln streifte meine Lippen. "Ja, aber er..." "Jolie?" Ich erstarrte in meinem Tun, meiner Tochter durch die Haare zu streichen und mein Blick drehte sich zum Hof. Dort stand er, wunderschön, stark und mein Herz schlug in meiner Brust wie ein junger Spatz. Ich liebte ihn immer noch... "Ben..." flüsterte ich leise, während mir weiter ohne Unterlass die Tränen liefen. Lizétte ließ langsam von mir ab, ihr war wie mir zuvor die Röte aus dem Gesicht gewichen, als sie entgeistert zu ihm sah und kurz darauf mich musterte. "Mama?",fragte sie ängstlich. Lächelnd schaute ich zu ihr, schob sie sanft von meinem Schoß und stand auf. "Würdest du zu Onkel Jerôme gehen und ihm sagen das ich gleich zurück bin?" Lizétte musterte mich argwöhnisch, nickte dann aber und lief zurück ins Haus. Tief atmete ich durch und sammelte all meine Kraft um mich zu ihm umzudrehen. Sein Blick zeigte Verwirrung und auch eine Spur von Freude? Als seine Augen wieder meine fixierten, hatte ich das Gefühl in ihnen zu versinken. Bilder liefen vor meinem inneren Auge ab. Warme Küsse, dunkles Lachen, süße Worte, die mein Ohr streiften und mir von Liebe und Glück erzählten, Tränen, die vergossen wurden als er einfach ging. "Jolie...", flüsterte er sanft und wollte auf mich zugehen, doch meine Stimme durchschnitt die Luft. "Bleib wo du bist.", die Worte kamen zitternd über meine Lippen, voller Wut, das Los einer verzweifelten, verlassenen Frau. "Was tust du hier? Denkst du das ich dir nach all den Jahren vor Freude an den Hals springe? Das ich Liebfrau spiele und alles vergesse? Nein!", brüllte ich ihm entgegen. Mit tränennassen Augen schaute ich ihn an, mein Körper zitterte. "Ich habe so viel Schmerz ertragen...ich ...", es war zu viel ich brach zusammen, doch bevor ich auf den Boden aufkam umschlangen mich zwei starke Arme und zogen mich an eine warme, stählerne Brust. "Es tut mir leid...", drang seine dunkle Stimme zu mir durch. Diese Wärme, diese Stimme...ich hatte es so vermisst. "Ich konnte dir nicht sagen wohin ich reite, was meine Aufgabe war. Ich wollte bei dir bleiben, aber es war der Befehl des Königs. Hätte ich mich ihm wiedersetzt, wäre ich verhaftet worden. Ich habe jeden Tag an dich gedacht, für dich gebetet, gehofft, dass du glücklich geworden bist, ohne mich. Bitte verzeih mir..." Seine Worte waren wie reinstes Öl, umgaben meine Seele und füllten die Brüche, die sein Weggang hinterlassen hatte. "Ben...", hauchte ich tonlos, hob meinen Kopf um ihm in die Augen schauen zu können. Unsere Gesichter waren sich so nah... "Ich hab dich so vermisst...ich hatte Angst du wärst von mir gegangen, hättest mich nie wirklich geliebt. Du hast mein Herz mit dir genommen, ich kann ohne dich nicht glücklich sein. Aber wie kann ich sicher sein das du nicht wieder einfach verschwindest..", meine Stimme klang erstickt und kraftlos. Ich versuchte mich von ihm zu lösen, doch sein Griff wurde fester und eine seiner großen, rauen Hände legte sich an mein Kinn, sodass ich ihm nicht entrinnen konnte. "Jolie..." Mir fiel es wie Schuppen von den Augen... Er weinte, seine Augen strahlten Trauer und Hoffnung zugleich aus, sie sagten alles was ich wissen musste und im nächsten Moment berührten meine Lippen stürmisch seine. Ich spürte seine Überraschung, aber auch wie er nach und nach den Kuss erwiderte. Das pure Glück füllte meine Brust, wischte alle schwarzen Gedanken fort und ließ mich taumeln. Seine Arme drückten mich noch näher an seinen Körper. Langsam ging uns die Luft aus und wir ließen voneinander ab, schauten uns wieder in die Augen. "Mein Herz.", flüsterte er mir zu. "Komm mit mir Jolie. Die Zeit des Herumtreibens ist vorbei! Wir sind auf den Weg nach Paris! Ich werde dort in der Stadtwache dienen! Wir könnten gemeinsam dort leben!" Meine Überraschung war mir anscheinend gut anzusehen, denn er lächelte mich warm an. "Meinst du das ernst? Du...du würdest mich mitnehmen?" Er nickte mir zu und sein Lächeln wurde zu einem süffisanten Grinsen. "ich könnte mir keine Andere an meiner Seite vorstellen Jolie..." Tränen stiegen mir wieder in die Augen und ich lachte glücklich. Doch ich stoppte bevor ich in den völligen Rausch verfiel. "Aber...vorher muss ich dir noch etwas sagen..." "Du kannst mir alles sagen." ich lächlte, entzog mich seinen Armen und stand auf. "Besser ich zeige es dir." Sanft zog ich ihn hoch und führte ihn zur Hintertür der Taverne, die ich auch prompt öffnete. Jerôme schaute mir nervös entgegen. "Alles in ordnung?", fragte er besorgt. "Es könnte nicht besser sein!", antwortete ich ihm grinsend. "Wo ist sie?",sprach ich weiter und Jerôme zeigte auf die Treppe, die nach oben in die privaten Kammern führte. Schnell zog ich Ben hinter mir her, die Treppe hinauf zur letzten Tür des langen, hölzernen Flures. Kurz vor der Tür stoppte ich und schaute zu Ben hinauf. "Sei sanft und behutsam, sie ist sehr schüchtern." Ich erntete nur einen nervösen Blick und öffnete die Tür. "Lizétte?", rief ich liebevoll in den Raum. Dort auf dem Bett saß sie und spielte mit ihrer Strohpuppe, lächelnd schaute sie zu mir, doch als sie Ben entdeckte wurde ihr Blick seltsam. Ich zog ihn in den Raum und gesellte mich auf das bett zu ihr. "Lizétte? Das ist Ben. Ben... das ist deine Tochter Lizétte..." Ich erntete zwei ungläubige Blicke, bis im nächsten Moment etwas passierte, was mir den Atem stahl. Lizétte sprang vom Bett auf, Tränen kullerten ihr engelsgleiches Gesicht herab, als sie auf Ben zulief und ihm an den Hals sprang. "Papa!" Ben konnte nur noch reagieren, ging auf die Knie und schloss sie in seine Arme. Sein Blick glitt zu mir. "Meine Tochter..?" Ich nickte nur und lächelte ihn an. "Du warst und bist der einzigste Mann gewesen, mit dem ich je das bett teilte, kurz nachdem du weggegangen bist stellte ich fest, das ein Leben in mir heranwuchs, ein Leben das wir beide geschaffen haben..." "Jolie...", hauchte er mit tränenerstickender Stimme, drückte Lizétte noch näher an sich heran, stand mit ihr in seinen Armen auf und drehte sich mit ihr, während er glücklich lachte. Kurz ließ er von seiner Tochter ab, betrachtete sie eingehend und schaute wieder zu mir. "Sie ist wunderschön..." Am nächsten Morgen beluden wir den Karren mit meinen Habseligkeiten. Mit schwerem Herzen verabschiedeten wir uns von Rumbold udn Jerôme, versprachen aber bald auf einen Besuch vorbei zu kommen. Mit einem glücklichen Lächeln und dem Wissen auf eine freudige Zukunft, setzte ich mich zu meiner Familie auf den Kutschbock . Mein neues Ziel... Paris! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)