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Konvergenzstreben

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#7|9|10 – Von Springbrunnen, Stränden und Sporthallen

Nachdem Keiji am späten Freitagabend eine mehr als beleidigt klingende, aber sehr kurze Sprachnachricht darüber erhalten hatte, dass Bokuto sein Handy weggenommen worden war, was furchtbar und unerträglich gewesen zu sein schien, auch wenn es nicht mal zwei Tage angehalten hatte, war er beinahe für einen Moment hoffnungsvoll gewesen. Es war eine Nachricht gewesen, die er auf keine Weise hatte initiieren müssen – in jedem Falle ein Fortschritt.

Leider war seine Antwort - „In der Bibliothek schreit man nicht“ - auf taube Ohren gestoßen und so lag es am frühen Samstagvormittag wieder an ihm, einen Punkt seiner Liste abzuhaken.

 
 

#7 – Auf alte Gewohnheiten hinweisen

 

Der Springbrunnen ist nicht mehr abgeriegelt, Bokuto-san.

 

Es war ihm schon vor etwa eineinhalb Wochen aufgefallen, aber zuerst hatte er es für nicht erwähnenswert gehalten. Die Rede war von einem Springbrunnen auf dem Weg zwischen der Fukuroudani Akademie und Bokutos Lieblings-Imbiss, an dem sie zusammen bereits unzählige Male vorbeigekommen waren.

Vor ein paar Monaten war der Brunnen aber wegen Restaurationsarbeiten abgesperrt worden, was für Bokuto natürlich ein fürchterliches Desaster gewesen war, denn irgendwo anders zu sitzen als direkt am kühlen Wasser, war für ihn nicht in Frage gekommen.

Prinzipiell war diese Information absolut unnütz, allerdings hatte Bokuto steif und fest behauptet, der Brunnen würde für immer!! so bleiben, und auf Keijis Einwand, dass das keinen Sinn ergab, erwidert, dass er das erst noch beweisen müsse. Vorsorglich hatte er deswegen natürlich ein Foto gemacht, was er nun hinterherschickte, bevor Bokuto auf die Idee kam, ihm zu antworten, dass er das nicht glaubte. Wie erwartet erhielt er nur wenige Sekunden später eine Antwort.

 

Dann müssen wir da bald wieder hin, hey, hey, hey!!“

 

Schmunzelnd legte Keiji sein Handy zur Seite und beschloss, sich um seine Schulaufgaben zu kümmern. Wenn er Bokuto jetzt sagen würde, dass er ein wenig zu weit weg war, um spontan vorbeizukommen, um in seinen Lieblings-Imbiss zu gehen, würde er ihn damit wahrscheinlich nur dazu bringen, es gerade deswegen zu tun, und dafür wollte er nicht die Verantwortung tragen.

Andererseits kam er nicht drum herum, beinahe ein wenig hoffnungsvoll zu dem blinkenden Bildschirm herüberzublicken, als er noch eine Nachricht bekam. Manchmal war es ein Segen, dass er niemand war, mit dem die Leute den ganzen Tag Gespräche führen wollten – so wusste er meist gleich, wer ihn gerade kontaktiert hatte.

 

Akaashi! Wann spielen wir wieder zusammen?“

 

Verwirrt blinzelte Keiji, denn die Nachricht kam irgendwie aus dem Nichts – er hatte nicht damit gerechnet und war unsicher, was er darauf antworten sollte. Technisch gesehen hatte die Frage nichts mit seinem eigens aufgestellten, zugegeben recht albernen Spiel zu tun, in dessen Verlauf er sich vorgenommen hatte, nicht mehr als eine Nachricht pro Tag zu schreiben, also sprach nichts dagegen, etwas zu erwidern.

 

Wenn es die Zeit zulässt, Bokuto-san?

 

Bei dir lässt die Zeit nie etwas zu, Akaashi!“

 

Das...war gar nicht so weit hergeholt, denn tatsächlich war es meist Keiji gewesen, der abgelehnt hatte, auf irgendwelche Straßenfeste mitzugehen oder bis spät in die Nacht Volleyball zu spielen, selbst vor einem Wochenende. Während Ersteres daran lag, dass er kein großartiger Freund von Menschenaufläufen war, hatte Letzteres eher damit zusammengehangen, dass er gern Volleyball spielte, aber nach einigen Stunden nicht mehr die gleiche Motivation aufbringen konnte wie Bokuto – abgesehen davon, dass es mit vorangehender Zeit immer schwieriger wurde, dessen Gefühlsschwankungen zu regulieren, selbst wenn es nur beim Training war.

Nun ließ sich jedoch nicht leugnen, dass er sich öfters die Zeit zurückwünschte, zu der sie beide gemeinsam zur Schule gegangen waren. Bokuto hatte dafür gesorgt, dass Keiji Volleyball noch mehr mochte als vorher, hatte geredet und geredet, aber selten ernsthaft eine Antwort erwartet. Er war eine Konstante gewesen. Nervtötend? Ja. Und dennoch immer da, sollte man wirklich einmal jemanden brauchen, der einen aufmunterte. Seine gute Laune war, wenn auch oftmals schwer zu ertragen, gleichzeitig ansteckend gewesen.

Im Gegenzug hatte Keiji als Bokutos Ruhepol fungiert, kannte alle seine Schwächen, wusste, wie man ihn in schlechten Zeiten aufmuntern und motivieren konnte, und war zumeist derjenige gewesen, der sich bei ihren Mitmenschen rechtfertigen musste, wenn Bokuto sie beide in eine unangenehme Situation gebracht hatte. Und dennoch hatte es ihn nie gestört.

 

Ich schätze, ich kann ein freies Wochenende einrichten.

 

Natürlich, schließlich bin ich der große Bokuto! Hey, hey, hey!!“

 
 

#9 – Pläne schmieden

 

Es hatte Keiji sehr viel Selbstbeherrschung gekostet, nicht weiter auf das Gespräch von vor zwei Tagen einzugehen, aber erneut wollte er nicht derart verzweifelt wirken, dass Bokuto irgendwo damit angab, sein Held zu sein. Und selbst ihm würde auffallen, wenn Keiji ungewöhnlich viele Nachrichten schrieb, und das auch noch, ohne dazwischen Zeit vergehen zu lassen.

Am Montag wartete er bis nachmittags, bevor er seine Nachricht schrieb, da er sich ziemlich sicher war, dass darauf ein Gespräch folgen würde, und er keine Lust hatte, dass dieses vom Unterricht unterbrochen wurde. Das Volleyballteam hatte heute nur ein kurzes Training gehabt, da einige der Mitglieder des ersten Jahres verhindert waren, und Keiji offen gesagt nicht glaubte, dass es viel Sinn ergab, gerade zu Beginn des Jahres ohne sie zu spielen, wenn sie ernsthaft integriert werden sollten.

Als er allerdings auf sein Handy sah, durfte er feststellen, dass Bokuto ihm ausnahmsweise zuvorgekommen war und eine Sprachnachricht geschickt hatte. Keiji schmunzelte. Die Erfolge wurden größer.

 

Der Strand, Akaashi!! Der Strand!“

 

Was ist damit, Bokuto-san?

 

Da gehen wir hin, wenn du Zeit hast!“

 

Unsicher zog er eine Augenbraue hoch. Das Wetter versprach, noch lange gut zu bleiben, was bedeutete, dass sie insbesondere am Wochenende unnötig viele Menschen am Strand antreffen würden. Andererseits wusste er ganz genau, wie Bokuto reagieren würde, wenn er ihm einen so eindringlichen Wunsch einfach abschlug. Er hatte also zwei Möglichkeiten.

Entweder, er sagte zu, und sah über die Tatsache, dass ihnen beim Beachvolleyball – zu dem Bokuto ihn nötigen würde – kleine Kinder dazwischen hüpfen, Bokuto sich wie ein Elefant im Porzellanladen benehmen und Keiji die Sache ausbaden dürfen würde, geflissentlich hinweg, oder aber, er wagte es, sich zu weigern und etwas anderes vorzuschlagen, in dem absoluten Wissen, dass Bokuto beleidigt sein und eine Woche nicht mit ihm sprechen würde, selbst wenn Keiji ihn jeden Tag mit zweihundert Nachrichten bombardierte – was er ohnehin niemals tun würde.

Er seufzte und entschied sich für die Alternative, die ihm zum aktuellen Zeitpunkt weniger problematisch schien.

 

Sicher, Bokuto-san. Ich gebe dir Bescheid, wenn es sich einrichten lässt.

 

Am besten bald, Akaashi!!“

 

Darauf schrieb er nichts mehr, wissend, dass ihre Auffassung von bald gewaltig auseinanderging. Für Bokuto hieß das meistens so etwas wie jetzt sofort, für Keiji eher vielleicht in zwei, drei Wochen.

Dennoch musste er zugeben, sich beinahe darauf zu freuen, dass ihn wieder jemand zwei volle Tage derart penetrant zutexten würde, dass er sonntagabends seelenruhig ins Bett fallen konnte, in dem Wissen, für die nächsten acht Stunden keinen Ton hören zu müssen. Es war eine eigenartige Form von Glückseligkeit, aber es war eine.

 
 

#10 – Gemeinsame Leidenschaften aufgreifen

 

Die Sporthalle war, bis auf Keiji selbst, menschenleer, und eigentlich hatte er sich nur vergewissern wollen, dass er sie tatsächlich abgeschlossen hatte, um sich dann auf den Heimweg zu machen. Es war Dienstagabend und sie hatten länger trainiert als an irgendeinem anderen Tag des bisherigen Schuljahres. Früher hätte Keiji das nicht gestört. Aber früher wäre auch Bokuto dabei gewesen, der es nicht zuließ, dass man vor Eintritt der absoluten Dunkelheit seine Motivation verlor.

Was Keiji dazu gebracht hatte, die Halle doch noch einmal zu betreten, hätte er nicht sagen können, aber nun saß er hier, am Rand der Mittellinie, wo normalerweise das Netz enden würde, und starrte förmlich ein Loch in sein Handy. Ihm war schon in den letzten Wochen aufgefallen, was er nach dem heutigen Training nicht mehr leugnen konnte, aber es fiel ihm schwerer als anderen Menschen, es zuzugeben.

Zu behaupten, er hätte vergessen, dass noch keine zwei Tage seit seiner letzten Nachricht vergangen waren, wäre eine Lüge, aber wer könnte ihm bei seinem eigens erdachten Spiel schon einen Vorwurf machen?
 

Ohne dich ist die Sporthalle ziemlich einsam, Bokuto-san.

 

Du glaubst mir ja nicht, dass wir wieder zusammen Volleyball spielen sollten!“

 

Warum denkst du, dass ich das nicht glaube?

 

Du hast dir immer noch keine Zeit für mich genommen, Akaashi!“

 

In Anbetracht der Umstände, dass Bokuto sich sechs Wochen lang nicht bei ihm gemeldet hatte, hielt Keiji diese Aussage für durchaus überholt, schließlich hatten sie gerade einmal vor zwei Tagen ausgemacht, an einem freien Wochenende zum Strand zu gehen. Normalerweise wüsste er es besser, als darauf hinzuweisen, aber heute war ihm nicht danach, seine eigenen Regeln einzuhalten.

 

Wir hatten sechs Wochen keinen Kontakt.

 

Siehst du? Sechs Wochen hattest du keine Zeit für mich, den großen, besten Bokuto!“

 

Du hast dich nicht gemeldet.

 

Du hast dich noch viel mehr nicht gemeldet!“

 

Er gab auf. Bokuto zu erklären, dass es nicht das Gleiche war, wenn Keiji sich meldete, weil er selbst nicht die gleiche Begeisterung aufbringen konnte, wenn er ein Gespräch initiierte, war völlig hoffnungslos. Im Kern war die Aussage natürlich korrekt, aber während er zu Beginn geglaubt hatte, dass es nicht lange dauern könnte, bis Bokuto sich wieder meldete, hatte er irgendwann ehrlich gesagt stumm akzeptiert, dass wohl selbst ihr energiegeladenes ehemaliges Ass an der Universität nicht mehr genügend Zeit hatte, sich regelmäßig zu melden.

Statt also irgendeine Erklärung aufzubringen, die Sinn ergeben hätte, beschloss Keiji, das zu tun, was bei Bokuto immer funktionierte – auf sein Ego anspielen.

 

Ich dachte, damit würde ich dir den Erfolg nehmen, dich zuerst zu melden.

 

Nichts. Eine Minute, zwei. Hatte er sich zu weit auf die Metaebene gewagt und Bokuto verwirrt? Es war entweder das – was dazu führen würde, dass er vom Thema ablenkte und urplötzlich über etwas Anderes zu sprechen begann – oder er schmollte darüber, seinen eigenen Erfolg selbst so lange hinausgezögert zu haben. Keiji überlegte, wie er das Ruder herumreißen und das Gespräch in eine andere Richtung lenken könnte, als sein Handy erneut eine Nachricht ankündigte.

 

Akaashi! Das Essen hier ist nicht halb so gut wie in der Schulmensa!“

 

Definitiv verwirrt. Er schmunzelte und machte sich endgültig auf den Weg, die Sporthalle zu verlassen, denn schließlich würde er morgen früh fit sein müssen. Es gab nichts, was er auf diese inhaltslose Aussage erwidern könnte, um ernsthaft das Gespräch aufrecht zu halten, also gab er Bokuto einfach das, was er lesen wollte.

 

Ich habe nächstes Wochenende Zeit, Bokuto-san.

 

Hey, hey, hey!!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Puppenspieler
2016-07-24T22:59:23+00:00 25.07.2016 00:59
Na also so langsam geht's ja doch in die richtige Richtung, hey hey hey!!! :D Akaashi bekommt ja schon viel mehr Nachrichten als beim letzten Mal noch - gut, er bricht auch seine eigenen Regeln öfter, aber... Details? |D
Ach, es ist schön, zu sehen, dass er ein bisschen Erfolg hat... xD Der arme Junge wird doch sonst noch ganz wahnsinnig!

Ob er es schafft, Bokuto vom Strand abzubringen? So große Menschenmassen sind eindeutig unangenehm, vor allem, wenn man dabei Bokuto-Sitting betreiben muss. Uff!
Er sollte ihn irgendwie ködern. Kann er ihn nicht einfach in die Sporthalle einladen? XD Das wär doch sicher voll Bokutos Ding... Hauptsache Volleyball.

Ach, aber es ist schön, dass der Brunnen wieder heile ist~<3 Der arme Bokuto hätte ihm zwar sicher nicht mehr nachgeweint, weil ers längst vergessen hätte, aber trotzdem.
Antwort von:  Valenfield
25.07.2016 01:08
Ach, also, dass er seine Regeln bricht, das weiß ja keiner, und überhaupt, die stehen ja nirgendwo in Stein gemeißelt! (Wobei, es ist Akaashi. Er könnte sie notiert haben. Just in case. Er notiert sicherlich alles.)

Bokuto wäre so furchtbar. Er würde die kleinen Kinder fertigmachen, er würde über Sand an den Füßen meckern, und er würde hundert Pro in irgendwas Ekliges reintreten und damit irgendwas versauen. Es ist viel zu gefährlich, ihn in so ein Szenario mitzunehmen!!
Geduld, mein junger Padawan! Akaashi wird sich schon etwas voll Smartes überlegen. Vielleicht. ;)

Wären er und Akaashi zufällig je wieder an dem Brunnen vorbeigekommen, hätte Bokuto es entweder hingenommen, oder auf einen Kommentar seitens Akaashi à la "siehst du, er ist nicht mehr abgeriegelt" mit einem "hab ich doch gesagt, aber du wolltest es ja nicht glauben, hey hey hey!!" geantwortet. xD


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