Side-Story (Karma is a Bitch) Der Pinguin und das Phantom der Oper von blackNunSadako ================================================================================ Kapitel 16 Der C-Virus ---------------------- Killer   Fuck...   Fucking Fuck!     Dieser verdammte Idiot..!     Diese pissige Leichen-Unterlage!   Und diese scheiß Drecks-Schmerzen!     Minuten vergingen, in denen ich mir in Gedanken den angestauten Frust von der Seele fluchte.   Diese ganze beschissene Situation zerrte an mir. Es war nicht zum Aushalten!     Zuerst muss mich die Seuche befallen und dann verpisst sich dieser Sturschädel auch noch!   Ich hustete, krampfte.   Fuck, ich könnt` echt kotzen!!       Es waren nicht mal zehn Minuten vergangen, aber sie fühlten sich an wie Stunden.   Penguin war nach seiner gestellten Diagnose, gleich aus dem Zimmer gestürmt, ließ mich hier liegen und stürzte sich dann kopfüber in die Gefahr.   ..Das darf doch alles nicht wahr sein...     Seitdem lag ich regungslos auf dieser schimmeligen Matratze, schaute stur zur Decke, versuchte meinen Atem zu kontrollieren und unterdrückte die stetig steigenden Schmerz-Wellen.   ..Dieser Idiot..., wiederholte ich in Gedanken und knurrte einmal angestrengt hustend.   ..Warum glaubt er, habe ich seine Waffen umgebaut?   ..Warum glaubt er, habe ich peinlichst genau darauf geachtet, dass auf unserem Weg durch das Schloss niemand in seine Reichweite kam?     Der Depp weiß gar nicht, wie sehr ich mich um ihn sorge...   ..oder aber er weiß es ganz genau und will es einfach nicht akzeptieren.     Meine Gedanken kreisten nur um ihn. Es war das Einzige, was mich von dem ganzen Mist hier ablenken konnte.   Die Frage, wie lange mir noch blieb, bis meine Lungen völlig versagten, stellte ich mir erst gar nicht. Ich wollte die Antwort darauf nicht wissen, wusste auch so, dass es viel zu wenig Zeit war...     Ehrlich gesagt, hatte ich keine wirkliche Angst vor dem Tod. Er war allgegenwärtig und traf jeden früher oder später, gerade als Pirat musste man täglich damit rechnen draufzugehen.   Die einzige Angst hatte ich davor, alleine sterben zu müssen.   Früher habe ich mir oft Vorwürfe wegen dem Tod meiner Schwester gemacht. Fühlte mich schuldig, weil ich in ihrem letzten Moment nicht bei ihr sein konnte... ..und wollte nicht genauso leiden müssen.   Isolation ist eine Hure, die dir ihre Absätze immer tiefer in die Brust drückt, bis du letztlich das Loch in deinem Herzen nicht mehr flicken kannst.     Es war bitter, sich eingestehen zu müssen, dass man eine Schwachstelle besaß und man machtlos ihr gegenüber war.   Irgendwo, tief in mir drin, wusste ich, dass ich in diesem Moment nicht allein war.   Ich wusste, Penguin war in Gedanken bei mir, wusste, er war nur wegen mir losgezogen und wird auch alles daran setzen, schnellstmöglich wieder zurück zu kommen...   ..Aber ich wusste auch, dass er zur Zeit psychisch ziemlich angeschlagen war.   Ich sah es ihm sofort an, merkte, dass ihn seine Albträume plagten, aber schwieg, da ich seine Vorgehensweise zur Problembewältigung sehr wohl kannte.     Und genau dieser Punkt war einer derer, die mich ankratzten und meine Laune nur noch weiter nach unten zog.   ..Er war allein mit seinen Problemen... allein mit der Gefahr... ..und falls ihm etwas zustoßen sollte...   ..dann war er ebenfalls allein.     Ich zwang mich jetzt zum Aufsetzen, alle meine Muskeln zogen sich bei dem Akt heftig zusammen, aber letztendlich schaffte ich es, meine Beine über den Bettrand zu heben.   Ununterbrochen zitternd, zog ich abrupt die Luft ein und kniff die Augen zusammen, drehte meinen Kopf in Richtung der Tür.   ..Wenn ich über den Boden krieche, könnte ich vielleicht...     Meine Überlegungen fanden ein jähes Ende, als die metallische Tür, begleitet von einem lauten Quietschen, aufgeschoben wurde.   "Bringt das Tier hier rein! Befehl vom Master!"     Die Gestalten, die dann mit einer Roll-Liege ins Zimmer rannten, bemerkten mich nicht.   Mit einem zugekniffenen Auge beobachtete ich sie und sah dann das `Tier`, von dem sie sprachen.   ...   ..Es war Bepo.     Verdammt, wenn ich mich doch nur bewegen könnte!   Mein Blick fiel jetzt auf die Männer, die den regungslosen Bären in die Mitte des Raumes schoben.   ..Es waren keine Männer, es waren..-     "HJAAAAAA!", sprang der pelzige Vize plötzlich blitzschnell von der Matratze und verteilte gekonnte Karate-Schläge und Tritte, schlug damit seine Gegner binnen Sekunden bewusstlos.     Ich blinzelte, vergaß für einen kurzen Moment das Brennen in meinem Körper und starrte ihn verwundert an, bildete dann ein leichtes Schmunzeln.   "*hust*..nicht schlecht.. *hust*", konnte ich mir ein Kommentar nicht verkneifen und machte ihn damit auf meine Anwesenheit aufmerksam.   "Killer??", schaltete er sofort und kam auf mich zugestürzt, hatte wieder sein ängstliches altes Selbst wieder, "..W..Was i..ist..-"   "*röchel* ..Egal.. *hust*", gab ich ihm knapp Antwort, konnte ihm mit dem wenigen Atem, den ich hatte, unmöglich die gesamte Situation erklären und streckte meine zitternde, krampfende Hand in Richtung seines Kopfes, beugte mich nach Vorne, um ihm leise in sein Ohr zu wispern, da dies am wenigsten Luft verbrauchte, "..Bepo.. kannst du... mich tragen..?"   Das Flüstern war deutlich, wurde nicht durch ein angestrengtes Husten unterbrochen.   Mein Körper jedoch gab nach, meine Muskeln konnten die Spannung nicht aufrecht halten, sodass ich nach Vorne kippte, gegen die Schulter des anderen Vizen.   Seine Arme reagierten ohne zu zögern, bewahrten mich vor dem Fall und handelten dann schneller, als seine Schnauze.     Er selbst war wohl zu geschockt, um das, was gerade passierte zu verarbeiten, ging dennoch meiner Aufforderung nach und hob mich dann hoch.     ..Das Bild, was wir abgaben, war wirklich lächerlich... Der Vize der Kid-Piraten wurde von dem Vizen der Heart-Piraten getragen... in der peinlichsten Stellung überhaupt...     Über diese skurrilen Umstände wich mir sogar ein leise geröcheltes Kichern über meine Lippen, während mich der große Flausch-Ball durch die Tür trug.     Penguin spürte ich mit Hilfe meines Hakis auf, das ihn selbst noch finden würde, wenn ich kurz vor`m Verrecken wäre.   Ich schickte Bepo weiter, beauftragte ihn damit, nach unseren Kapitänen zu suchen und kroch dann, an der Wand abstützend, trotz seiner Einwände, alleine in das Krankenzimmer.     ..Ich konnte ja nicht ahnen, dass mir Riku zur Begrüßung eine Kugel um die Ohren ballern würde...             ###     Penguin       `Peng` `Peng` `Peng`       ..Zielen.       ..Schießen.       `Peng` `Peng`         ..Nachladen.     `Gatschak`       ..Zielen.       ..Schießen.       `Peng` `Peng`     Ich war vollkommen konzentriert, während ich über die langen Klinik-Flure und durch die großen Hallen rannte.   Die Patronen, die ich verschoss, verteilten sich in Mengen mit einem leisen `kling`, welches durch den Raum hallte, auf dem Boden, sowie es meine Angreifer taten.     Ein Schmunzeln hatte sich während des Aktes auf meine Lippen geschlichen.   Killer hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Indem er meine Pistolen mit den verschiedensten Kleinteilen aufgerüstet hat, hat er das Maximum aus ihnen rausgeholt.   Nun hatten sie eine erhöhte Feuerrate und schneller rotierende Trommeln, sogar Schalldämpfer hatte er angebracht.     `Peng` `Peng`     ..Ich muss zugeben, dass er mir mit dieser Überraschung eine echte Freude gemacht hat...     `Gatschak`     ..Natürlich werde ich ihm das niemals auf die Nase binden...       `Peng` `Peng` `Peng`       --         Zehn Minuten vorher     Am Ende des Krankenflügels fand ich eine Doppel-Tür.   Ich öffnete sie ohne nachzudenken, beschreitete sie dann und fand mich in einer großen Halle wieder.   Was ich dort sah, ließ es mir kalt den Rücken runter laufen...     Es war der blanke Horror, selbst ich, der ich doch vieles gewohnt war, schluckte schwer, als ich langsam auf einen der riesigen `Behälter` zuging.   Meine Hand fuhr vorsichtig über das dicke Glas, welches deutliche Einblicke hinter die massive Scheibe offenbarte...   ..Den Anblick hätte ich mir nur zu gerne erspart...     Ich konnte das `Etwas`, was in der Flüssigkeit des großen Tankes steckte, nur völlig schockiert anstarren.   ..Zellmutation..., ging es mir durch den Kopf, ..die Gene scheinen verändert worden zu sein...     Ein weiteres Mal fuhr ich geistesabwesend mit den Fingerkuppen über die warme Oberfläche.   ..Der Versuch war wohl gescheitert...   Die vielen Gliedmaßen, die entweder in der Überzahl oder gar nicht vorhanden waren und die Größe, die ebenfalls auf die eines Riesen angestiegen war, waren wirklich kein schöner Anblick.   ..Das arme Geschöpf...   Der kleine Stich den ich spürte, da ich in diesem Moment Mitleid mit dieser Kreatur hatte, wandelte sich in eine immense Wut.   Welcher Bastard glaubte, er könnte Gott spielen??!     Angepisst knurrend, wendete ich mich nun von dem großen Gefäß ab, ignorierte die vielen anderen, die in der großen Halle standen und steuerte unbeirrt auf die nächste Tür zu.     Sie führte mich zu einem anderen Abteil des Krankenhauses, eines, welches viel neuer und genutzter aussah.   Genau in dem Moment, in dem ich diesen Flur betrat, gerade losrennen wollte, wurden die vielen Türen, die dort waren, aufgestoßen.     Mir blieb noch Zeit meine Magnums zu ziehen, ehe der Schwarm an Mutierten auf mich zustürmte.     --       Wie viele Abteile ich mittlerweile hinter mir hatte, wusste ich nicht.   Ich war zu sehr auf meine Gegner fixiert, als das ich darauf hätte Acht geben können.   ..Naja und auf das beunruhigende Piepsen des Gerätes, welches den Puls des blonden Vizen anzeigte.     Eine meiner Pistolen steckte ich zurück in ihren Halfter, feuerte mit nur einer weiter, hielt nicht in meiner Bewegung an und kramte dann hektisch den kleinen Apparat aus meiner Hosentasche.   Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Anzeige und knurrte.   "Scheiße!", steckte ich ihn fluchend wieder weg und nahm mir wiederum meine Magnum.       `Peng` `Peng`     "Beeil`dich!", zischte ich mir selbst zu und erhöhte mein Lauf-Tempo.       --       Ich war falsch abgebogen.     Woran ich das merkte..?   ..An dieser verdammten Sackgasse...     "Fuck!", fluchte ich laut und lehnte mich dann mit dem Rücken an die Wand, zu der Horde Mutanten, die mich in wenigen Sekunden einkesseln würden.   Warum waren es so viele..?   Wo kamen die alle..-   Sind das Einschusslöcher??     Zuerst dachte ich, meine Augen würden mir einen Streich spielen, als ich die Löcher sah, welche meine Angreifer schmückten... ..doch war es traurige Tatsache.   Die gesamte Munition, die ich bisher verschossen hatte, war umsonst gewesen.   Diese `Dinger` müssen sich irgendwie wieder regeneriert haben... die Wunden schienen ihnen gar nichts auszumachen.   Normalerweise wäre auch viel mehr Blut aus den Öffnungen gelaufen, doch schien die rote Flüssigkeit dicker als gewöhnlich zu sein...   In wie weit waren diese Kreaturen mutiert..?     ..Kein Wunder, warum es nicht weniger werden...     `Piep``Piep` `Piep`   ...   Keine Zeit sich Gedanken um diesen Mist zu machen!, knurrte ich erneut, sah mich jetzt hektisch um und verteilte währenddessen weiterhin meine Patronen, die sie wenigstens für einen kurzen Augenblick zurückhalten konnten.     Wie komme ich jetzt hier weg..?     `Peng` `Peng`     Die Flucht nach Vorne, den Flur zurück, war nicht drin.   Eine der Türen konnte ich von meiner Position aus ebenfalls nicht erreichen, da dieser Weg bereits blockiert wurde.       `Gatschak`     ..Verdammt, meine Kugeln sind bald leer...     Fünf Meter waren sie noch von mir entfernt, meine Blicke wurden immer fieberhafter, nervöser.       `Peng` `Peng`       Shit! Wie soll ich..-?       In letzter Sekunde fand ich dann einen Ausweg, nutzte ihn ohne zu zögern und konnte mich gerade noch so vor den gierigen Händen, die nach mir greifen wollten, retten.       Die dicke Staubwolke, die mir um die Ohren flog, sowie die übermassigen Spinnenweben, die mir im Gesicht hängen blieben, waren mir egal.       ..Zum Glück habe ich diesen blöden Lüftungsschacht gefunden...       --         Je weiter ich mich von Killer entfernte, desto unwohler fühlte ich mich bei dem Ganzen.   ..War es denn wirklich in Ordnung, ihn alleine dort zu lassen..?     ..Was, wenn ich ein Gegenmittel finde, aber nicht rechtzeitig wieder zurück bin..?     Meine Sorgen um ihn konnte ich nicht abstellen, arbeitete mich in dem schmalen Schacht weiter vor und landete schließlich in einem Büro.   Ich trat das Gitter auf, schlüpfte in den Raum und wischte mir mit meiner Hand einmal über die Stirn.   ..Endlich wieder Platz...     Während ich meinen neu gewonnenen Freiraum genoss, sah ich mich um.   Die Unordnung hier war zu erwarten, die alten, morschen Möbel, die hier standen, hatten wirklich schon bessere Tage gesehen. Die vielen Blätter, die den Boden schmückten, waren ebenso veraltet, wie alles andere in dieser vermaledeiten Horror-Klinik.     Ich seufzte, machte mich daran, die einzelnen Schriftstücke zu durchforsten und behielt währenddessen den Puls-Messer im Auge.     Nachdem ich mich im Eiltempo durch den Blätter-Berg gearbeitet hatte, wurde ich bleich.   Die verschiedensten Berichte, Notizen und Patienten-Akten habe ich überflogen, habe mit jedem weiteren Satz, der mir unter die Augen kam, meinen Brechreiz weiter unterdrücken müssen.   ..W..Wie konnte jemand nur so...so abartig und krank sein??!       Selbst mein experimentier-freudiger Kapitän war ein Engel gegen dieses kranke Arschloch!   Experimente an Menschen???   An psychisch Kranken und wehrlosen schwachen Säuglingen??!!     `Schmerz-Grenzen-Tests mit Hilfe von überdosierten Medikamenten`!!!!     Außer mir vor Zorn knüllte ich den Zettel in meiner Hand zusammen, unterdrückte das aufgebrachte Zittern und den Ekel, der mich überfallen hatte.   Wenn ich mich nicht schnell wieder beruhige, raste ich aus!!!       Ich musste diesen geistesgestörten Abfall aus meinen Augen schaffen! Wütete wie ein Sturm und zerriss alles, was mir zwischen die Finger kam.   `krrrrrrrrrrrrrrrtschhhh`   `riiiiitschhhh` `ritschh`     Als die Fetzen dann den siffigen Teppich dekorierten, stiefelte ich zu dem großen Schreibtisch und atmete tief ein und aus, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.     Gerade, als ich dachte, mich könnte nichts mehr schocken... dass ich das Schlimmste schon gesehen hätte...   ..fand ich das kleine Tonband-Dial, welches mir den entscheidenden Hinweis über Killers Zustand geben konnte.         Nachdem ich auf `Play` gedrückt hatte, wünsche ich mir, diese Aufzeichnungen niemals angehört zu haben...     Die kalte, raue Stimme des wahnsinnigen Arztes, der diese Sprachaufzeichnung aufgenommen hatte, drang immer unterschwelliger in meine Ohren, da mein Kopf damit beschäftigt war, das Gehörte irgendwie zu verarbeiten.       ........     -"Aufzeichnung vom 13. Januar, 20:11 Uhr, hier spricht der durchführende Arzt Dr. Hogback. Das neu entwickelte Serum wurde den Versuchs-Objekten Nummer 1, 2 und 3 verabreicht. Ich verbleibe aufgeregt wartend auf Ergebnisse."       -"Aufzeichnung vom 13. Januar, 20:33 Uhr. Proband Nummer 2 und 3 ist soeben in ein künstliches Koma gefallen. Nummer 1 hat im Wahnzustand seine Bettfesseln zerstört. Bei allen Objekten hat die Formel erfolgreich angeschlagen. Die körperliche Schmerz-Grenze wurde überschritten, der Sauerstoffgehalt ihrer Zellen wurde auf ein Minimum reduziert, während die psychische Belastung auf ein Maximum gesteigert wurde. Ich verbleibe weiterhin wartend."       -"Aufzeichnung vom 13. Januar, 21:53 Uhr. Keine Überlebenden. Ich werde einige weitere Versuche durchführen und die Zusammensetzung des Stoffes ändern."             -"Aufzeichnung vom 3. Februar, 14:21 Uhr. Heute war ein gelungener Tag. Proband Nummer 21 und 23 haben positiv auf das Serum angeschlagen. Die Muskeln ihrer Extremitäten sind um das fünffache gewachsen! Ihre Kraft ist auf die eines Seekönigs gestiegen! *lacht* Sie haben ihren Verstand verloren und reagieren äußerst aggressiv. Ich bedaure den Verlust von 6 Krankenschwestern, die ihr Leben, im Dienste der Wissenschaft, lassen mussten. *kichert* "               -"Aufzeichnung vom 2. Juni, 19:00 Uhr. Ich habe ihn `C-Virus` genannt. Das Serum ist vollständig entwickelt, Ceasar ist sehr erfreut darüber. Die `Geburten-Station` unserer Soldaten ist bereits in Planung, ebenso wie der Handelshafen. Die Interessenten aus dem Untergrund haben sich bereits gemeldet und reißen sich um meine neue Errungenschaft! *lacht hysterisch* Er ist perfekt! Ein Wunder der Schöpfung, eine wahre Bereicherung für die Menschheit!"     ........       Als der geisteskranke Wissenschaftler dann die Formel für sein abartiges Mittel erläuterte, sowie die für das Gegenmittel, bewegte sich meine Hand von allein, griff nach einem Stift und einem Zettel, während der Rest meines Körpers völlig abwesend war.     Die letzten Worte, ehe das Band aufhörte zu spielen, waren die, mit denen sich dann meine Beine in Bewegung setzten.     `Nach der Injektion bleibt dem gesunden Probanden noch genau eine Stunde, bis er in einen komatösen Zustand fällt. Kurz darauf tritt der Mutations-Prozess ein.`   ...   ..Wie viel Zeit war eigentlich vergangen..?   ...   Fuck, ich muss schnellstens zu ihm zurück!!       --         Ich hatte die Formel! Hatte endlich die Information, die ich brauchte, um Killer helfen zu können!   Andere Gedanken als diese ließ ich nicht in meinen Kopf.   Während ich die vielen Gänge wieder zurückrannte, vermied ich es auf diese Kreaturen zu stoßen und warf einen Blick auf den Puls-Messer.   ..Was ich wünschte, nicht getan zu haben...     "Fuck! FUCK!!", fluchte ich laut und ließ meine Augen auf dem kleinen Bildschirm ruhen, nicht in meiner Bewegung anhaltend.   Die Anzeige war blank, sie zeigte absolut nichts an, außer einem grauen Bild.   ..Ist das Gerät kaputt..?   ..Wie lange es wohl schon aus war...       Wieso habe ich nicht gemerkt, dass es keinen Ton mehr von sich gab..?     In Gedanken redete ich mir ein, dass es an dem fehlerhaften Apperat lag, mein Körper aber wusste meine verdrängten Sorgen zu verdeutlichen, indem er seine Beine bis zum Äußersten antrieb.   "Fuck!", wiederholte ich während dem Sprinten in Dauerschleife, um meinen angestauten Frust irgendwie loszuwerden, "Fuck! Fuck! Fuck!"       --     Nachdem ich das abgelegene Klinik-Abteil erreicht hatte, war ich vollkommen aus der Puste und hatte mich bis an meine Grenze verausgabt... aber selbst das brachte mich nicht dazu, anzuhalten.     Der Weg bis zum Krankenzimmer zog sich, die wenigen Momente, in denen der Flur, während des Rennens, an mir vorbei rauschte, erschienen mir wie Stunden, bis ich letztlich dann vor der Tür zum Stehen kam.     Ich schnaufte, wischte mir den Schweiß von der Stirn und streckte nach einigen schnellen Atemzügen, meine zitternde Hand zögerlich in Richtung der Türklinke.     Als das kalte Metall meine Haut berührte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, der mich erneut zum Zögern brachte.   ..Was wenn..-   STOP!     ..Und wenn er..-   STOPP!!     Verzweifelt versuchte ich meine Gedankengänge im Griff zu behalten, zwang mich dazu ruhig zu bleiben.   Ich wusste, dass jeder Versuch fehlschlagen wird, wusste, dass nur eines meine Nerven beruhigen konnte...   ..und drückte deswegen dann die Klinke nach unten, die mir die Wahrheit offenbaren konnte, welche mir entweder meine Sorgen nehmen oder aber mich in die tiefste Depression stürzen sollte...       Der kurze, flüchtige Blick durch die Tür, auf das Krankenbett, reichte aus, um mich zum Handeln zu bringen.   Kraftvoll stieß ich die Tür auf, preschte in den Raum und stürzte dann auf die Liege zu.     Vor ihr fiel ich dann auf meine Knie.   ...   ..Nein... bitte nicht...     Ich biss mir auf die Unterlippe, wanderte mit meinen Augen über die verwüsteten Laken, dann über die leere Matratze und schlug einmal kräftig mit meiner Faust gegen sie.     ..Killer war nicht mehr hier...   ..War jemand vor mir hier gewesen..? Bin ich zu spät..?     Während ich angestrengt nachdachte, versuchte meine Gedanken zu ordnen, wanderten meine Augen abwesend durch den Raum und beobachtete dann einen alten Vorhang, der die Betten voneinander trennte, der seltsamerweise hin und her flatterte, obwohl hier gar kein Wind war.   Mit meinem Blick suchte ich nach nichts Bestimmtem, fand aber etwas, was mich vollkommen überraschte.     Ich versicherte mich, durch mehrmaliges Blinzeln, dass ich keine Geister sah, stand dann langsam auf und ging einen Schritt auf die hinterste Liege zu.       Die Person, die auf dieser saß, war mit ihrem Rücken zu mir gedreht, die ruhige Stimme, die im nächsten Augenblick erklang, wurde durch die unheimliche Stille, die in dem spärlich beleuchteten Raum eingekehrt war, noch intensiver hervorgehoben.   "..so unerfreulich...", flüsterte er, ehe er sich langam zu mir umdrehte, "..Das Schicksal meint es nicht gut mit dir...", warf er mir mit seinen ausdruckslosen Augen einen kurzen Blick über seine Schultern zu.   War das nicht..?     Ich reagierte sofort, ging einen schnellen Schritt nach vorne, packte ihn an seiner Schulter und schubste ihn mithilfe dieser in die Matratze, sodass er mich anschauen musste.   "WO IST ER??!", griff ich jetzt nach seinem übergroßen, weißen Kragen, beugte mich zu ihm runter und knurrte ihn tödlich an, "WAS HAST DU WICHSER MIT IHM GEMACHT?!!"     Es verging ein kurzer Moment in dem wir den Blickkontakt aufrecht hielten, er schien völlig unbeeindruckt von meinem Akt zu sein, schloss dann seufzend die Augen und sprach leise zu sich selbst.   "..so nervig..."     WAS?!   Durch seine Art völlig angepisst, zog ich mit meiner freien Hand meine Pistole, ließ Haki auf die Kugel einwirken und hielt ihm dann den Lauf an den Kopf.   "Rede!", forderte ich ihn auf und entriegelte die Waffe.     Er richtete seine unbeeindruckten Augen auf die meinen, nachdem er einen flüchtigen Blick Richtung Pistole geworfen hatte, seine nächsten Worte waren ebenso gelangweilt und emotionslos, wie es seine gesamte Erscheinung war.   "..Die Wahrscheinlichkeit meines heutigen Todes, liegt bei 50 %...", flüsterte er wieder mit sich selbst redend, ehe seine Stimme einen gleichgültigen, doch zugleich auffordernden Ton annahm, "..Die Entscheidung über mein Schicksal liegt ganz bei dir.", zierte für einen kurzen, kaum merkbaren Augenblick ein leichtes Schmunzeln seine Lippen.   ...   ..Es war wirklich unheimlich, wie passend dieser Satz doch war...   ..Wirklich ein makaberer Zufall, wie vertraut sich diese Situation für mich doch anfühlte.     Dennoch war etwas Grundlegendes in diesem Augenblick anders:   Mir wurde eine Wahl gelassen.   Die Entscheidung, ob ich denn den Abzug drücken sollte oder nicht, lag ganz allein bei mir. Kein Bastard, der mich dazu erpresste, keine Pflichten, die ich erfüllen musste und auch keinen Zwang, der mich zum Handeln bewegen wollte.   ..Es ist meine Entscheidung..., wiederholte ich in Gedanken und merkte gar nicht, wie ich zwischenzeitlich meinen Griff, um seinen Kragen, gelockert hatte.     Wenn ich ehrlich war, fiel mir die Wahl nicht schwer. Hätte ich damals eine solche gehabt, wäre diese eindeutig gewesen.   Ein Leben nehmen oder lassen..?   Jemanden umbringen oder retten..?     Die Magnum fand nun ihren Weg zurück in ihren Halfter, ehe ich meinen Körper entspannte und in die Hocke ging.     Ich seufzte, fuhr mir einmal durch die Haare und warf dem Blonden einen geschlagenen Blick zu.   "..Mister Hawkins... Kannst du mir bitte sagen, wo er ist?", klang meine Stimme freundlicher, weicher und auch meine Wut war verflogen.     Der Blonde setzte sich auf, kramte etwas aus seiner Manteltasche und warf es mir mit einer lockeren Handbewegung zu.   Mein Ton hatte ihn wohl überzeugt..., dachte ich mir und fing den Gegenstand auf, betrachtete ihn mir und schaute dann wieder auf meinen Gegenüber.   "Was ist das..?", fragte ich ihn und wartete auf eine Erklärung.   "..Ich musste ihn verwandeln und ihn in eine andere Dimension schicken... Solange er dort ist, wird der Virus sich nicht vollständig entwickeln, weil Zeit in dieser Welt nicht existiert...", wisperte er monoton in Richtung der Matratze und griff dann in die Innentasche seines Mantels, schenkte mir keine weitere Beachtung.     ..Woher wusste er von dem Virus..?   Mein Gesicht verzog sich nachdenklich, erneut blickte ich verwundert auf die kleine Stroh-Puppe, in der ein einzelnes blondes Haar steckte und ließ mir seine Worte mehrmals durch den Kopf gehen.   Bevor wir damals zum Sabaody-Archipel aufbrachen, informierte ich mich über die verschiedenen Supernova und studierte ihre Fähigkeiten, um für alles vorbereitet zu sein.   ..Der Zauberer will mir also weiß machen, dass er Killer in eine Puppe verwandelt hat und ihn.. in eine andere Dimension gesteckt hat, damit der Mutations-Prozess nicht einsetzen konnte..?   ..Er wusste, dass ich zu spät hier sein würde und hat deswegen die Zeit angehalten..?     Ich schenkte seinen Worten ohne zu Zögern Glauben, hatte schon viele völlig surreale Dinge auf der Grand-Line erlebt und war wirklich mehr als erleichtert, Killer in Sicherheit zu wissen.     Da mein Misstrauen aber zu oft geschürt wurde, ich von Natur aus alles hinterfragte, kam mir als nächstes eine Frage in den Sinn...   `Warum`..?   Warum half er Killer..? Warum half er mir..?   Was hatte er davon?     Meine Augen musterten ihn kritisch, während er in aller Ruhe seinen Kartenstapel mischte und ihn danach vor sich ausbreitete.   ..Der Kerl ist echt seltsam...   ..Warum nur, kam mir seine Stimme so bekannt vor..?     Ich bildete mir ein, ihn irgendwoher zu kennen, öffnete meinen Mund und wollte dann fragen, was mir durch den Kof ging.   "..Sag` mal kennen..-", setzte ich an und stoppte, als ich das leichte, wissende Schmunzeln auf seinen Zügen bemerkte.   ..Das war wohl sein `Ja`...   ..Der Typ redet wohl wirklich nicht gerne...     "Wo..-?", wollte ich wieder zum Sprechen ansetzen und wurde dann durch die leise, monotone Stimme unterbrochen, seine Augen ruhten auf seinen ausgebreiteten Karten, die auf der Matratze lagen.   "..Manche Wege kreuzen sich auf die sonderbarste Art und Weise... Du hast dich deiner Vergangenheit gestellt und so habe ich entschieden, deine Karten neu zu mischen...", blitzten seine Augen für einen kurzen Moment auf, untermalten sein kaum erkennbares Lächeln, "..Der blonde Vize wird mich dafür büßen lassen...", seufzte er leise genervt und schwieg daraufhin.   ..Killer..?   Fuck, muss dieser Kerl denn immer so schwammiges Zeug von sich geben??     Ich gab die Hoffnung, irgendwelche Antworten aus ihm rauszubekommen, auf, erhob mich nun und änderte dann das Thema, setzte mich, während dem Sprechen, auf die Liege neben seiner.   "Was muss ich tun, um Killer zu retten?", fragte ich ihn selbstsicher, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf seine Weissagung.     Die Gerüchte, über die Treffer-Quote seiner Vorhersagungen, waren quer über die Grand-Line verbreitet.   Ich selbst klammerte mich in diesem Moment an seinen Rat, wusste ich doch zu gut, wie unsicher ich war. Die Formel für das Gegenmittel hatte ich zwar, doch war ich kein Chemiker und traute mich nicht, sie zu mixen, zu groß war die Gefahr eines Fehlers...     Nach einigen Augenblicken des Schweigens, in denen der Blonde stumm seine Karten gelesen hatte, gab er mir die gewünschte Antwort.     "..Eine Begegnung mit zwei Personen... Die Wahrscheinlichkeit ihres Erscheinens, liegt bei 100%..-"     `Boom`     Wie auf`s Stichwort, in genau dem Moment, als seine leise wispernde Stimme abklang, fing das ganze Gebäude an zu Beben.       Der Kartenleger blinzelte noch nicht mal, das Schmunzeln auf seinen Lippen hätte wissender nicht sein können, während ich einen Satz nach hinten machte und Halt am Bettgestell suchen musste.   WAS ZUM TEUFEL WAR DAS???         ~~*~~       Zur selben Zeit, in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses.     "Pass` doch auf, du blöder Idiot!! Wegen dir ist einer meiner teuren Nägel abgebrochen!!!"   "Isch kann`s doch nix dafür! Der musste einfach raus!"     Es legte sich ein Schweigen über die beiden streitenden Männer, die das große Gebäude auf dem Hügel ansteuerten. Der dichte Wald erschwerte ihnen den Weg, während sie stur dem Trampelpfad folgten.   Das Schweigen hielt nicht lange an, da einer von den beiden seinen Mund nicht geschlossen halten konnte...     "Wieso musstest du auch den großen Gasbehälter sprengen?? Das nächste Mal, wenn du deine Gase nicht im Griff behalten kannst, sag` mir wenigstens Bescheid, damit ich mich vorher in Sicherheit bringen kann. Und jetzt komm`, wir müssen weiter, meine Absätze bringen mich sonst noch um!"   "Woher sollt`s ich denn wissen, dass mitten im Wald so `n Teil `rumsteht??", erzürnte sich der Angeklagte, blies beleidigt seine Wangen auf und schaute auf den Baum, an dem sie gerade vorbeiliefen, "Warum trägst`s du die blöden Dinger überhaupt?", wanderten seine Augen auf die hohen Stiefel, ehe ein breites Schmunzeln seine Lippen zierte, " ..Weißt du noch, das eine Mal, als ich sie im Suff versucht hab` anzuziehen..? HaHa, DAS war was!"   "..Tch, komm` mir jetzt nicht mit deinem:`Das war was`!! Die waren mehr wert als deine komplette Fresssammlung! Wegen deinen fetten Käsemauken wurden sie kontaminiert und waren völlig hinüber!!!"   "HAHA! Und wie sie das waren!"   "..Tch..."     Nach einigen erneuten Schweige-Minuten, kamen die zwei großen Männer an dem gigantischen Tor an, welches sie zum Garten führen sollte.   Es war verschlossen.   "Geh` zur Seite, ich kümmer mich darum.", forderte der Mann mit der Fledermaus-Kapuze seinen Begleiter auf, der daraufhin einen Ausweich-Schritt zur Seite machte.     Mit einem überlegenen Lächeln auf den Lippen, spannte er seinen Arm an, holte dann mit seinen langen Nägeln aus und schnitt, mit einer gekonnten Bewegung, die Gitterstäbe durch.     "Siehst du..?! Meine Methode war viel ungefährlicher als deine...", trat er nun mit seinen klackenden Schuhen auf den steinernen Untergrund und ignorierte den respektzollenden Blick seines grauhäutigen Freundes, der ihm dann, nach einem Moment des Gaffens, folgte.   "Scheiße, das war echt cool!", lobte der Zombie ihn, klopfte ihm auf die Schultern und stieß dann die große Tür des Gebäudes auf.   "Ich weiß.", schlich sich ein peinlich berührtes Schmunzeln auf die Züge des Gelobten, der daraufhin seine langen Beine etwas schneller als zuvor bewegte.       ~~*~~         Die Stille legte sich über uns. Hawkins teilte mir mit, dass ich bloß auf meine `Begegnungen`, wie er sie nannte, warten musste und dass sie von alleine zu mir kommen würden.   Es klang wirklich dämlich, das wusste ich selbst, aber ich glaubte dem Kartenleger, vertraute ihm blind und fühlte mich in seiner Gegenwart irgendwie wohl... gelassener...   Vielleicht lag es an dieser Ruhe, die er stets ausstrahlte oder aber auch an seiner desinteressierten Art, die er an den Tag legte.   Der Blonde stellte mir keine Fragen, beschäftigte sich mit sich selbst und blendete meine Anwesenheit völlig aus.   So eine Gesellschaft wusste ich zu schätzen, war ich doch am Liebsten alleine und wurde nur zu gerne wie Luft behandelt, konnte so meinen Gedanken nachgehen.     Was ich in diesem Moment auch tat.   Ich beschäftigte mich unmittellbar mit der Frage, in welcher Beziehung der blonde Wahrsager mit dem ebenso blonden Vizen stand.   Woher kannten er und Killer sich?   Was war zwischen ihnen vorgefallen?     ..Warum konnten sie sich nicht ausstehen..?     Irgendwo in meinem Hinterkopf waren Kiras Worte hängen geblieben, die er mir einst nahe gelegt hatte:   `Halt dich von ihm fern!´   ..Aber wieso..?     Während ich angestrengt nachdachte, musterte ich den Kapitän, der seine Karten wegsteckte und eine Kugel aus seiner Manteltasche zauberte.   ..Ha, dieses flache Wortspiel brachte sogar mich zum Schmunzeln.     Meine Augen ruhten weiterhin auf ihm, er stellte seine `Glotze`, wie Shachi solche Wahrsager-Instrumente nannte, vor sich und blickte in sie.   Ich konnte nicht erkennen, was er sich anschaute, doch schien ihm die Show zu gefallen, da sich ein amüsierter Ausdruck auf seine Gesichtszüge legte.   Wenn ich ehrlich sein muss, war es mir auch egal, was er sich da reinzog, das Einzige was mich interessierte war er als Person... ..beziehungsweise sein Charakter und seine Beweggründe.   Ich versuchte ihn zu analysieren, versuchte ihn in die Schublade `Freund oder Feind` einzuordnen.   ..Killer würde ihn sicher schnell durchschauen... Was solche Angelegenheiten anging, war er eindeutig besser, als ich...   ..Oder hat er ihn bereits analysiert und vertrug sich gerade aus diesem Grund nicht mit ihm..?     Da mich die wenigen äußerlichen Hinweise nicht weiter brachten, weil mein Gegenüber schlicht weg eine ausdruckslose Götzen-Statue darstellte, versuchte ich mich daran, eine Emotion aus ihm rauszulocken, indem ich ihn ansprach.   "..Du bist also der `berühmte` Basil Hawkins...", setzte ich an und versuchte ihn mit einem sarkastischen Unterton aus der Reserve zu locken, "..Irgendwie habe ich mir dich `eindrucksvoller` vorgestellt..."   ..Pff.... `Eindruck` hinterließ dieses ausdruckslose Gesicht nun überhaupt nicht...     Habe ich bereits erwähnt, dass ich gerne mein Glück reize und nur zu gerne mit dem Risiko spiele..?   ..Nun ja, meine große Klappe war mir nun mal angewachsen, dafür konnte ich doch nichts...   Ich wusste, dass mir der Supernova mit seinen Teufelskräften überlegen war und stichelte ihn trotzdem, da ich es einfach nicht sein lassen konnte.     Gespannt wartete ich auf eine Reaktion seinerseits, wusste selbst nicht, wieso ich in diesem Moment all den Ärger und die Sorgen vergaß und gaffte den Blonden regelrecht an, da ich jede kleinste Regung in seinen Zügen bemerken wollte.     Zuerst geschah... ..nichts.     Der Kartenleger schien meinen Worten keinen Gehör zu schenken, ließ seinen Blick weiterhin an seiner Kugel kleben und regte keinen einzelnen Muskel, noch nicht mal die Lippen zum Atmen hatte er geöffnet...   ..Was er danach tat, überrumpelte mich völlig...       "WHAHAHAHA!", zuckte ich bei dem Klang der plötzlichen, lauten Stimme zusammen und musste zwei Mal hingucken, um mich zu versichern, dass sie auch wirklich von dem Blonden kam.   WAS ZUM HENKER???   Ich hatte bisher viel gesehen, der Weg über die Grand-Line war wirklich lang und man traf auf die verschiedensten Leute...   ..doch dieser Anblick war echt einzigartig, anders konnte ich ihn nicht beschreiben...     Der Kapitän hatte keine Sekunde von seiner Position abgelassen, während er laut auflachte bewegte er keinen Muskel, seine Augen schauten auf das Glas, während sich seine Lippen nur einen einzigen Millimeter geöffnet hatten, um das laute Organ nach Außen dringen zu lassen.   Genauso schnell wie die Stimme kam, verschwand sie auch wieder, Beachtung schenkte er mir weiterhin keine...   ..Also ich denke, der Kerl hat nicht mehr alle Tassen im Schrank...   ..Vielleicht sollte ich seiner Crew nahe legen, mal wieder den Porzellan-Vorrat aufzustocken, sollte ich einem von ihnen je begegnen...     Ich konnte ihn also nicht provozieren, musste mir was Neues einfallen lassen, um ihn zum Sprechen zu bringen und lehnte mich in der Matratze locker nach hinten, die Puppe Killers hielt ich feste in meiner Hand.   "..Sag´ Mal...", begann ich, mein Blick war auf die Decke gerichtet, "..Du kannst die Zukunft vorhersehen..?", tastete ich mich vor und stellte ihm eine Frage, die ihn sicher interessieren würde.     Er nickte kaum merkbar und rutschte dann langsam von der Liege, setzte sich jetzt auf den Boden.   "Kannst du meine..-", wurde ich durch seine ungewohnt ernste Stimme zum Anhalten gebracht.   "Es ist noch nicht an der Zeit.", gab er mir zu verstehen, dass das Thema für ihn beendet war.     Ich knurrte leise, drehte mich von ihm weg und entschied mich jetzt, schweigend weiter zu Warten.   Irgendwie regte mich seine Art genauso auf, wie sie mich beruhigte.     ..Vielleicht sollte ich mich an Killers Ratschlag halten und so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben...         ~~*~~     "WaaaaHAAAASSS ZUM..??", rannte der Mann der einige Oktaven höher schrie, panisch durch die langen Flure, "Waaaahhh!! MACH DAS WEG!", rief er seinem hinter ihm rennenden Kumpel zu und hielt abrupt an, um sich hinter diesem zu verstecken.   Er zeigte wild, mit einem seiner lackierten Nägel, auf die Verfolger, ehe er seinen Kumpanen in Richtung dieser schubste. Danach riss er hysterisch kreischend seine Arme nach oben und verschwand hinter einer der Türen.   "Alles bleibt`s an mir hängen...", seufzte der Grauhäutige und richtete dann seine Augen auf die Meute der Gestalten, die auf in zusteuerte, ein breites Grinsen war auf seinem Gesicht platziert.   "Ihr wollt`s also spielen..?", fragte er sie belustigt und warf ihnen einen herausfordernden Blick zu, "Ich pust`s euch die Ärsche weg, ehe ihr `Schnitzel` sagen könnt!", war seine letzte Warnung, ehe er seinen mit Nähten übersäten Mund öffnete.     `BOOM`     Binnen Sekunden waren die Kreaturen zu einem Häufchen Asche verfallen.   "Ups...", kratzte er sich am Hinterkopf und besah sich die nun in Flammen stehenden Flure, "Wire wird`s sich sicher wieder aufregen...", seufzte er erneut und klopfte sich dann gelassen den Ruß von der Hose.       ~~*~~       `BOOM`   Die heftige Erschütterung, die plötzlich zu spüren war, stieß die Matratze, mitsamt mir, um.     Grummelnd hielt ich mir meinen Kopf.   "Das kam von einem der unteren Stockwerke...", erkannte ich zu mir selbst redend und rappelte mich wieder auf, mein Blick war auf die Tür gerichtet, "..Sollte ich nachsehen gehen..?", fragte ich mich laut denkend und warf einen Blick zu dem, seit einiger Zeit stumm auf dem Boden sitzenden, Blonden.   ..Er hat das Beben sicher kommen sehen und hatte deswegen Vorlieb mit dem Fußboden genommen..., dachte ich mir und knurrte dann leise, ..Der Penner hätte mich ruhig vorwarnen können!!!     Stur ging ich auf die Tür zu, hielt meine Hand an der Klinke und sprach nuschelnd in Richtung dieser.   "..Kommst du mit..?", fragte ich ihn höflichkeitshalber, würdigte ihn aber keines Blickes.     Die Schildkröte brauchte wieder einige Momente, um ihren Schnabel auf zu bekommen, ..ein Wunder, dass er beim Sprechen nicht einpennt...   "..So ist es nicht vorherbestimmt..."   Der mit seiner scheiß `Vorbestimmung`!   ..Ein einfaches `Nein`, hätte auch gereicht...       --     Zum dritten Mal diese bescheuerten Flure entlanghetzend, fluchte ich leise vor mich hin.   Warum muss ich nur noch so wenige Kugeln im Lauf haben?!   Warum tue ich das Ganze hier überhaupt?   Grob zusammengefasst begab ich mich also erneut in die Höhle der Trolle, nur weil ein geistesgestörter Wahrsager mir gesagt hat, ich würde jemandem begegnen...   In diesem Moment hoffte ich, dass dieser `jemand` nicht irgendein Super-Mutant oder sowas war...   ..Ich glaube, ich habe einfach zu viele Horror-Bücher gelesen...     Um mein Glück nicht noch weiter zu reizen, vermied ich jetzt die Offensive und benutzte die Schächte, um zu meinem Ziel zu gelangen.   Da ich in eines der unteren Stockwerke gelangen musste, arbeitete ich mich zu den Lebensmittel-Schächten vor, die die Küche mit den einzelnen Etagen verband.     Zwei dieser hatte ich bereits hinter mir, hatte auf dem Weg auf jedes Geräusch geachtet und ab und an einen Blick durch die Lüftungs-Gitter geworfen.   Zu meiner Verwunderung konnte ich absolut nichts und niemanden finden, noch nicht mal diese Kreaturen waren mir über den Weg gelaufen.     Ich schlüpfte jetzt durch den Essens-Schacht, öffnete die Luke, die mich in das große Küchenabteil führte...   ..und zog sie blitzschnell wieder zu.     Der erschrockene Laut, der mir über die Lippen kommen wollte, schluckte ich runter, linste nochmals durch einen Spalt und sah das gleiche Bild, was ich zuvor auch gesehen hatte:   Ein breit grinsender Zombie, der den Inhalt eines kompletten Gemeinschafts-Topfes in seinen blauen Rasta-Locken hängen hatte, seine Augen waren weit aufgerissen, als er meine eigenen aus dem Spalt schielen sah.     Danach ging er einen Schritt auf mich zu, klopfte gegen die kleine Tür und lutschte währenddessen auf einer seiner verklebten Locken rum.   "Peng? Bist`s du das?", fragte er wild gegen die Luke hämmernd, die nun wieder geschlossen war.   ..`Peng`?     Ich spielte mit der Überlegung einfach hier drinnen zu bleiben, wollte meine `Begegnung` schon gar nicht mehr treffen und wollte auch nicht wissen, wie alt der pelzige Krankenhaus-Fraß war, in dem er gebadet hatte...     Gerade, als ich den Schacht wieder zurückkriechen wollte, wurde die Klappe ruckartig aufgerissen und eine klebrige Hand wurde um mein Fußgelenk gelegt, welche mich dann ruppig aus meinem Versteck zerrte.   "Wusst`s ich`s doch!", rief er freudig und verteilte das eklige Zeugs auf meiner Schulter, da er mir unbedingt auf diese hauen musste, "Hi.", beendete er scheinheilig grinsen, während ich kurz vor`m Explodieren war.   WAS DACHTE DER SICH EIGENTLICH??   Wenn er sich schon mit undefinierbarem Schmodder einreiben muss, dann aber bitte ohne meine Klamotten zu versauen!!!     Damit ich ihm nicht an die Gurgel springe, entschied ich mich, ihn zu ignorieren, verschränkte meine Arme vor der Brust und drehte mich von ihm weg.   Mein Blick fiel auf das Häufchen Elend, welches sich seufzend an einen der Esstische gesetzt hatte und mit seinen Nägeln ungehalten gegen das Holz klopfte.     Ich ging auf ihn zu, ließ mich neben ihn, auf einen Stuhl, fallen und stieg in das Seufzen mit ein.   "Lass´ mich raten... Du hast ihm den Topf über die Birne gekippt weil..?", hakte ich leicht Schmunzeln nach.   Die erwartete Reaktion kam prompt.   Die Ballerina schoss nach oben, stampfte mit ihren klackenden Schuhen einige Male gegen den Fußboden und nahm eine mehr als angepisste Tonlage an.   "Siehst du DAS??!", zeigte er aufgeregt wedelnd auf seine Beine, deutete auf die vielen Risse und Löcher, die seine Strümpfe schmückten, "Der abgelaufene Weichkäse hat meine Strapsen, MEINE STRAPSEN!!", musste er einige tiefe Atemzüge zur Beruhigung nehmen, er fächerte sich währenddessen mit seinen Händen hektisch Luft zu, "..völlig ruiniert.", fasste er sich wieder, hatte einen völlig gleichgültigen Ton angenommen und setzte sich nun wieder auf den Stuhl, bohrte seinem Kameraden mit Blicken ein Loch in seinen Hinterkopf.   ..Haben die Kid-Piraten ein Aggressions-Problem..?   ..Nö, die doch nicht..., lästerte ich in Gedanken schmunzelnd und richtete dann mein Wort an den geschminkten Fledermaus-Mann.     "Sag` Mal, du kennst dich nicht zufällig mit Chemikalien aus..?", fragte ich ihn und sah dann das kleine Funkeln in seinen Augen, als er mir seine Antwort gab.   "Natürlich tue ich das. Warum sehe ich wohl so unheimlich gut aus..?", gestikulierte er seine Arroganz mit einer lockeren Handbewegung und einem ebensolchen Blick.     Ich wollte meinen Mund öffnen, konnte mir einen blöden Kommentar nicht verkneifen, wurde aber durch das geführte Selbstgespräch der Puder-Quaste unterbrochen.   "Weil ich meine Pflegeprodukte alle selbst mische. Das billige Zeugs von diesen Deletanten ist Gift für meine empfindliche Haut.", lachte er leise über einen Scherz, den wohl nur er selbst verstehen konnte und warf mir dann einen kurzen Blick zu, "Wieso? Willst du, dass ich dein hübsches Gesicht noch hübscher mache..?"   "Bloß nicht!"   ...   "..WIE BITTE?!"     "Nicht so wichtig... Ich habe hier eine Formel, die du zusammensetzen müsstest, meinst du, du kriegst das hin?", hielt ich ihm den Zettel hin, den er mir sofort aus den Fingern riss.   "Tch, natürlich.", überflog er kurz die Zeilen und steckte sich den Zettel in einen seiner losen Strumpfbänder, "Für wen hälst du mich? Ich bin doch kein billiges Kosmetik-Püppchen!", stand er dann stampfend auf, sammelte den Zombie ein, den er dann hinter sich herschleifte und stiefelte stur auf die Tür zu.   ..Er schien wohl zu wissen, wo er die Sachen auftreiben konnte...   ..hoffentlich weiß er auch was er tut...   Mit dem kleinen Zweifel, der blieb, folgte ich dann den beiden.         --         In diesem Moment legte ich das Leben des Vizen in die Hände einer seiner Kameraden.   Ich selbst wusste nicht viel über den Fledermaus-Kerl, hatte mich noch nie wirklich mit ihm unterhalten und hatte auch das Gefühl, dass er nicht mit mir oder sonst jemandem reden wollte.   Wire war wohl einer von der ruhigen Sorte...   Außer seiner übertrieben gespielten Arroganz gab er nicht viel von sich Preis.     Momentan saß ich auf einem der alten Hocker, die in dem kleinen, Labor-ähnlichen Raum standen. Der Zombie rollte auf einem Rollstuhl durch den Raum, erfüllte die Ruhe mit nervtötenden Quietsch-Geräuschen, die die verrosteten Räder in einer Dauerschleife von sich gaben, während der Kosmetik-Freak an einem der Tische stand und eifrig am Arbeiten war.   `Quieeeeeetsch`     Seufzend sah ich gelangweilt auf das laut lachende Nervenbündel, musste unweigerlich an meinen ebenso energiegeladenen besten Freund denken und bildete ein leichtes Schmunzeln auf meinen Lippen.   "Wo sind eigentlich die ganzen Biester hin..?", dachte ich laut vor mich hin, verfolgte mit meinen Augen weiterhin den rollenden Zombie und wurde dann ruhig von der Seite angesprochen.   "Heat hat sie geröstet.", war die knappe Antwort, die ich nicht mal erwartet hatte, weswegen ich jetzt über meine Schulter, in Richtung Wires, schaute.     "Er hat hoffentlich nicht auch daran gedacht, sie zu essen.", schmunzelte ich, konnte mir ein leises Kichern nicht verkneifen, bei dem Gedanken, wie der Zombie voller Heißhunger, herzhaft in eines dieser Dinger biss.   "Doch. Du wirst es mir sicher nicht glauben... Aber er hatte bereits eines der ..-"   "Ich will`s nicht wissen!", rief ich ihm dazwischen und hielt mir demonstrativ die Ohren zu.   "Haha, das dachte ich mir.", lachte er und nahm sich nun einen Hocker, um sich zu mir zu setzen.     Während er auf mich zukam, wirkte er versteift, kaute sich dabei kaum merkbar auf seiner Unterlippe herum und hielt deutlichen Abstand zu mir, indem er seinen Stuhl auffällig weit von meinem platzierte.   ..Was hatte er..?   ..Konnte der Kerl mich nicht leiden..?     "Wie weit bist du?", fragte ich ihn und warf einen Blick auf die Puppe, die halb aus meiner Anzug-Tasche ragte.   "Fast fertig. Wir müssen warten.", erklärte er ebenso knapp wie vorher, nahm eine deutliche Abwehrhaltung ein, in der er seine Arme um seinen Oberkörper schlang und sich mit seinen Händen leicht die Schultern rieb.   Ich beäugte ihn kritisch, sein Verhalten war mehr als auffällig.   "..Ist mit dir alles ok..?", tastete ich mich vorsichtig vor, hüpfte von dem Hocker und ging einen Schritt auf ihn zu, "Fühlst du dich nicht gut, soll ich dich..-"   "Geh weg!", schrie er fast schon hysterisch und drehte sich von mir weg, seine Augen waren auf seine Füße gerichtet, während er immer leiser wurde, "..Ich brauche deine Aufmerksamkeit nicht...", beendete er traurig flüsternd und machte sich auf dem Stuhl kleiner.   ..?   ..War nicht gerade er jemand, der eine gewisse Aufmerksamkeit genoss..?   "`Tschuldige...", murmelte ich leise und ließ mich wieder auf meinen Platz fallen, ich wusste, wann es besser war, jemanden in Ruhe zu lassen.     Danach herrschte eine angespannte Stille zwischen uns.   Wenn ich Wire einschätzen müsste, würde ich ihn als jemanden, an den man schwer rankommen konnte beschreiben, der niemanden an sich ranlassen wollte...   Er war das genaue Gegenteil von seinem grauhäutigen Freund.     `Quieeeeeeeeeeetsch`     Nach einer Weile war es der Fledermaus-Mann, der mich leise seufzend ansprach.   "..Tut mir leid, ich..-"   "Es ist in Ordnung.", unterbrach ich ihn ruhig-bestimmend und warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu, wendete meine Augen dann wieder von ihm ab, da ich merkte, dass er nicht angeschaut werden wollte.     "..Danke... das bedeutet mir wirklich viel...", nuschelte er kaum hörbar, entspannte seine Köperhaltung ein wenig, lehnte sich nach hinten und ließ seinen Blick dann ebenfalls auf dem immer noch lachenden Zombie ruhen, der wohl vollkommen in seiner Welt abgetaucht war.     Es wurde wieder ruhig. Einzig und alleine das nervige Quietschen war zu hören.     Ich fühlte mich nicht wohl, die Spannung, die zwischen uns lag, war unerträglich, weswegen ich mich dann erneut entschied, mich an ihn ranzutasten.   "Ich komme übrigens aus einem wärmeren Teil des North-Blue`s.", begann ich ein neutrales Gespräch, versuchte Small-Talk zu führen und stützte meine Ellebogen locker auf dem Tisch hinter mir ab, "Wie steht`s mit dir..?", traute ich mich zu fragen und warf ihm einen flüchtigen Blick aus dem Augenwinkel zu.     ..Wenn ich gewusst hätte, wie sehr ihn gerade diese eine Frage aus der Fassung brachte, hätte ich sie nie gestellt...     Er zuckte einmal deutlich zusammen, wirkte völlig verstört, als ob ihn meine Worte an etwas erinnerten, was er längst verdrängt hatte, was er vergessen wollte und wanderte dann mit seinen leeren Augen zu mir, in ihnen war eine tiefe Trauer abgebildet.   ...Hatte ich gerade genau den Punkt getroffen, der ihn am meisten traf..?   ..Fuck, wieso musste ich nur immer in die Güllegrube packen...     "Wire, ich wollte nicht..-", versuchte ich mich hektisch zu rechtfertigen, fühlte mich schuldig, für das plötzliche Tief des anderen, wurde aber durch eine Handbewegung seinerseits davon abgehalten.   Ich ging seinem Wunsch nach und schwieg.     Es verging wieder ein sich endlos anfühlender Moment, bis er schließlich wispernd seufzend zum Sprechen ansetzte.   "..Eine Frühlings-Insel...", war er kaum zu hören und formte seine Lippen zu einem leichten Schmunzeln, bei der Erinnerung an diese, "..Sie war bekannt für ihre stets blühenden Kirschblüten-Bäume...", resignierte er lächelnd und warf mir einen kurzen Blick zu, "..Die Blüten waren wirklich wunderschön... Sie hätten dir sicher auch gefallen..."   "Hmh. Das hätten sie sicher.", gab ich ihm ruhig nickend Bestätigung und erwiderte sein Schmunzeln, "..Wusstest du, dass man sagt, dass Kirschblüten für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit stehen?"     "..Wirklich..?", hakte er leise seufzend nach und legte dann einen leicht verbitterten Ausdruck auf seine Züge, "..Es ist wahr... alles ist vergänglich... alles zerfällt irgendwann zu einem Haufen Asche...", erinnerte er sich an irgendeine schmerzliche Erinnerung, bei der er das Gesicht verzog.     Ich wusste nicht, welche tiefe Bedeutung diese Worte für ihn hatten, doch spürte ich seine deutlich aufgewühlte Aura.   Im nächsten Moment sprang er auf, stiefelte sicheren Schrittes auf den Rollstuhl zu, in dem der Zombie saß und brachte diesen mit einem seiner hohen Stiefel zum abrupten Anhalten.     Ehe Heat sich über das Verhalten seines Freundes aufregen konnte, hatten sich zwei Arme um seinen Hals geschlossen...   Das Bild, was die beiden abgaben, war wirklich nicht alle Tage zu sehen, weshalb ich einfach stumm sitzen blieb und ihnen den kurzen Augenblick gönnte.   Ich spürte, dass Wire seinen Kumpel in genau diesem Moment brauchte, dass er die Umarmung brauchte und war erleichtert, als er langsam aber sicher immer entspannter wirkte.     Der Zombie hatte seine breiten Arme ebenfalls, aus Reflex, um seinen Freund geschlossen und klopfte ihm dann aufmunternd auf den Rücken.   "Du riechst gut.", grinste er breit und erntete dafür eine Schelle.   "Danke, aber das weiß ich selbst.", klang seine Stimme völlig übertrieben eingebildet, während sein Gesicht ein ehrliches Lächeln zierte, mit dem er dann wieder zu dem Schreibtisch mit den Chemikalien ging.     Er nahm triumphierend das Reagenz-Glas zwischen seine lackierten Finger und strahlte mich breit an.   "Tada! Eine meiner leichtesten Übungen, hab` ich doch gesagt.", prahlte er und tat einen Korken auf das Gefäß, dass er mir dann locker entgegenwarf.   "Super, danke!", fing ich es auf und klopfte ihm dann im Vorbeigehen kaum spürbar auf die Schulter.   Ich wollte ihm meine Dankbarkeit zeigen, er ließ die Berührung zu, aber zuckte kurz sanft zusammen.     "Ich denke, ich mag dich.", lachte ich schmunzelnd und steuerte dann gelassen auf die Tür zu.   ..Ich bin so verdammt froh, endlich dieses Mittel in meinen Händen zu halten, dass ich sogar in diesem Moment meine sonst so gefühls-gehemmte Art vergaß...     Den leichten Rotschimmer der Ballerina konnte ich nicht sehen, da ich im nächsten Augenblick schon aus der Tür raus war, weil mir das Ganze dann doch irgendwo ziemlich peinlich war...     --       Kurz darauf machten wir uns auf den Weg in das Krankenzimmer zurück, in dem der Supernova hoffentlich auf uns wartete.   Ich ging vor, führte meine beiden Begleiter durch die Gänge, dass eine der unteren Etagen immer noch in Flammen stand, interessierte uns in diesem Moment recht wenig.     "Sagt Mal, wo genau sind wir eigentlich..? Ihr kommt doch von draußen, oder? Wo steht denn diese komische Horror-Klinik und wie seid ihr hier her gekommen?", fragte ich sie beiläufig, während dem Laufen und warf ihnen einen kurzen Blick zu.   Die beiden Kid-Piraten tauschten einen kurzen Blick untereinander aus, begannen dann scheinheilig zu Grinsen, Heat war es, der für beide Parteien antwortete.   "Auf so `nem Hügel."   Danke, für diese detaillierte Beschreibung...     Meinen leicht angesäuerten Blick, dem ich dem hohlen Zombie zuwarf, zeigte Wirkung, er setzte nach einem leisen Seufzer erneut zum Sprechen an.   "..Naja, Killer hätt`s uns umgebracht, wenn wir nicht auf dich..-", trat ihn sein Mitwisser zischend, mit einem seiner Stiefel in die Kniekehle, sodass er umknickte und mit seinem Gesicht auf den dreckigen Boden knallte.   "Oh...", war sein einziger, gegrummelter Kommentar, den er loswerden musste, ehe er sich wieder aufrichtete und sich nervös am Hinterkopf kratzte, "Sorry, is` `n Geheimnis...", erklärte er sich knapp entschuldigend und war dann der erste, der durch die große Doppel-Tür stürmte.     --       "Alter...", riss Heat seinen Mund weit auf, als sein Blick auf die vielen gläsernen Behälter fiel, in denen die fehlgeschlagenen Experimente des kranken Forschers steckten, "..Krass..."   "Lasst uns weitergehen.", waren meine bestimmten Worte, mit denen ich ihnen meine deutliche Ablehnung gegenüber dieser Szenerie verdeutlichen wollte.   Wire nickte stumm, schritt neben mir in den Raum und vermied ebenfalls einen Blick auf die Umgebung zu werfen.     "..Widerlich...", knurrte er leise zu sich selbst und rieb sich die Oberarme.       Als der Zombie sich eines der riesigen Gefäße näher betrachten wollte, gerade gegen eine der dicken Scheiben geklopft hatte, ertönte dieses furchtbare Geräusch, welches durch die gesamte Halle schallte und uns alle bis auf die Knochen zusammenfahren ließ.     `kkKRRRRRRKkkk`     Ich hielt, zusammen mit dem neben mir stehenden Wire, die Luft an, keiner von uns beiden traute sich einen Blick nach hinten zu werfen.   Wir standen direkt in der Mitte des Raumes, mit dem Rücken in Richtung des ohrenbetäubenden Kratzens.     `KLIRR`     ..Bitte, bitte lass` es nicht die vielen Glas-Behälter gewesen sein, die da zerbrochen sind...   Irgendwo in mir wusste ich bereits, dass meine Hoffnung vergebens war, dass es nur eines gab, was hier aus einem zerbrechlichen Material bestand und zwang mich dann, mich langsam umzudrehen.     In dem Augenblick, als ich einen Blick auf das Geschehen werfen konnte, kam die kleine Flutwelle, die aus der durchsichtigen Flüssigkeit der Behälter bestand, auf uns zugespült und auch ihre Insassen hatten sich in der großen Halle verteilt...   ..Nur waren sie nicht so leblos, wie zuvor...     "Whaaaaa!", klammerte sich der hysterisch aufschreiende Wire an mich, war mit einem Satz auf meinen Rücken gesprungen und wollte seine Schuhe um jeden Preis vor der fremden Flüssigkeit schützen.   Wenn ich ehrlich war, konnte mir das in diesem Moment egaler nicht sein, da meine Augen weiterhin stur auf die missgebildeten Gestalten gerichtet waren, die uns dank des Aufschreies nun bemerkt hatten.     Sie gaben einen wirklich markerschütternden Schrei von sich, ehe sie in der Überzahl auf uns zurannten.   Scheiße! Warum mussten gerade jetzt meine Patronen alle sein..?     Mit einer geübten Handbewegung warf ich je einen Blick in meine Magnum-Trommeln, knurrte dann, als ich feststellen musste, dass ich nur noch je eine Kugel hatte.   Mein nächster Blick fiel auf den vollkommen überrumpelten Zombie, der mitten in einer großen Pfütze saß und von dort aus, starr auf die Kreaturen schaute.   ..Den kann ich wohl auch vergessen..., ging es mir durch den Kopf, den ich zum Nachdenken zwang, ..Wie sollen wir..-?     Durch den heftigen Ruck völlig aus den Gedanken gerissen, blinzelte ich zu meinem verlorenen Zusatzgewicht, welches schlagartig wieder von mir abgelassen hatte und nun auf einer großen Scherbe stand, die ungefähr einen Meter misste.   "Ich hab` genug!", stampfte er wütend, mit seinem Stiefel, auf das dicke Glas, "Mir reicht`s mit diesen Kosmetik-Unfällen!", fixierte er genannte `Unfälle`, überkochend vor Wut, an.   ..Hatte er etwa einen Plan..?     Verwundert betrachtete ich das Schauspiel, welches mir dann geboten wurde und staunte nicht schlecht, als es Wirkung zeigte...     Wire stellte sich mit erhobenem Haupt kerzengerade hin, räusperte sich und atmete einmal tief ein. Eine seiner Hände gleitete währenddessen zu seinem Kehlkopf, kurz darauf öffnete er seine Lippen und spannte seine Stimmbänder an.   Die schrille Sopran-Stimme, die danach aus seinem Mund trat, war wirklich bemerkenswert!     ..Es war echt kein schöner Anblick, was der Trommelfell-zerstörende Ton, mit den Köpfen der Mutanten anstellte... echt nicht...     Danach räusperte er sich wieder, warf den Resten unserer Feinde einen letzten, angewiderten Blick zu und stolzierte dann stolz auf die Tür zu.     "..Seid ihr fertig damit, mich zu begaffen..?", schmunzelte er und brachte uns damit in die Realität zurück, in der wir dann mit aufgerissenen Mündern wieder an seine Seite traten.     ..Wow... Der Kerl muss seine Stimmbänder wirklich lange trainiert haben, um das hinzubekommen...   ..Er konnte sie, wie es scheint, sogar soweit kontrollieren, dass er uns in keinster Weise Schaden zugefügt hat...       --       Endlich an unserem Ziel angekommen, stellte ich erleichtert fest, dass der blonde Kapitän wirklich auf unsere Rückkehr gewartet hatte.   Naja, er war währenddessen eingeschlafen, aber er war immer noch hier und das war es, was zählte.     Nachdem wir durch die Tür kamen, mir die beiden Kid-Piraten immer noch keine Fragen gestellt und auch keine Erklärung erwartet hatten, reagierten sie etwas anders als erwartet auf den Blonden.   "Tch, nicht der schon wieder...", kam es abfällig über Wires Lippen, als seine Augen auf den Kapitän fielen.   Heat machte in etwa eine ebensolche Bemerkung, nur konnte ich sie nicht hören, da er sie nuschelte und ich bereits auf dem Weg zur hintersten Liege war.     Ich brauchte den Kartenleger nicht mal versuchen zu wecken, da er sofort, als ich neben seinem Bett zum Stehen kam, die Augen öffnete.   Er richtete sich wortlos, blitzschnell auf, nahm eine sitzende Position ein und deutete mit einer Handbewegung auf das Laken von der Liege neben seiner.     Natürlich verstand ich, was er von mir wollte, legte vorsichtig die Puppe auf den Stoff, verschränkte dann die Arme vor der Brust, warf ihm ungeduldige Blicke zu und zog währenddessen die Spritze mit dem Gegenmittel auf.   Der Blonde wartete, bis ich ihm zunickte und schnippste dann einmal mit seinem Finger.     Das Bestaunen des Aktes sparte ich mir für später, eilte in Sekunden-Schnelle zu Killer, der nun dort lag, statt des Strohbündels und injezierte ihm ohne zu Zögern das Mittel.   Der Gedanke, dass der Fledermaus-Kerl gepfuscht oder sich vertan haben könnte, kam mir in diesem Augenblick nicht in den Sinn, das Einzige, worauf ich fixiert war, war den Vizen wieder gesund zu sehen.   Selbst die total überraschten Gesichter seiner Kameraden registrierte ich nicht.   Meine Augen ruhten auf dem regungslosen Verwundeten, während meine Hände auf seiner blassen Haut lagen.   Zuerst fühlte ich seinen Puls, dann seine Atmung und strich ihm dann erleichtert seufzend eine seiner langen Strähnen aus dem Gesicht.     Die Anwesenden hatte ich völlig ausgeblendet, für mich gab es in diesem Moment nur ihn und mich, niemanden sonst.   Ich hatte keine Ahnung, wann das Mittel einsetzte, hatte keine Ahnung wie lange ich hier einfach stumm stand...   ..Wusste nur, dass mich in diesem Augenblick alle meine verdrängten Gefühle wieder überfielen, die ich die ganze Zeit über so verzweifelt versucht hatte, zurück zu halten...   ..Diese verdammte Angst und diese verdammte Unsicherheit...       Ich merkte nicht, wie mein Körper begann zu zittern und mein Herz zu rasen...   ..Bemerkte nicht den heftigen Druck meiner Zähne auf meine Unterlippe und auch nicht, wie ich abwesend nach der Hand des Vizens griff...           ..Selbst den festen Druck meiner Hände, der sich immer weiter verstärkte und den gekränkten Ausdruck in meinen Augen, den sie durch den Anblick des Verletzten angenommen hatten...           ..Nicht meine Worte, die ich immer wieder und wieder leise flehend wiederholte...             ..und auch nicht die warmen Tränen, die meine Wangen hinab gleiteten, während ich dem leise hustenden Killer um den Hals fiel...               ~~~           Das Erste, was der Idiot dann breit lächelnd zu mir sagte, als er mich erblickte, war:   "*hust* ..Ohne Tränen sind deine Augen viel schöner...", während er seine Lippen sanft dafür benutzte, die salzigen Tropfen verschwinden zu lassen. 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