Side-Story (Karma is a Bitch) Der Pinguin und das Phantom der Oper von blackNunSadako ================================================================================ Kapitel 15 Horror (Penguin) --------------------------- "Pen-Pen..."   "Nein."       "..Aaaaaaber Peeeeeeng!"   "Neien."         "PENG!!!" "NEIN!"   ...   ....     "..Bitte..?"   "..."         ..Wie lange kauen wir jetzt schon auf diesem elendigen Thema `rum..?   ..Lange genug würde ich sagen...     Seit Stunden versucht mein bester Freund alles, und mit `alles` meine ich auch ALLES, um mich klein zu kriegen.   Seine Versuche gingen von seinem lang gezogenen Schmoll-Mund, über seine bettelnden Hunde-Augen, bis hin zum unterwürfigen auf-die-Knie-fallen... Er hat wirklich alle seine Geschütze ausgefahren, selbst mein tödlichster Blick und meine ebenso bedrohliche Stimme konnten ihn nicht davon abbringen.   Warum musste Shachi auch so ein Sturschädel sein..??     Mit einem Seufzen, welches eher einem Knurren glich, verschränkte ich meine Arme vor der Brust, klammerte meine Finger feste in den Stoff meines Ärmels und versuchte ein letztes Mal meine Beherrschung zu bewahren.   "..Shachi...", presste ich seinen Namen, im mahnensten Ton, zwischen meinen Lippen hervor, "...und hör` auf mich so anzuglotzen!", fügte ich drohend hinzu und mied den Blick in seine funkelnden Augen.     "Das ist nicht fair!", versuchte er sich jetzt zu rechtfertigen, ballte seine Fäuste und baute sich angesäuert vor mir auf, "Alle anderen dürfen doch auch mit!"   "`Alle anderen` sind ja auch nicht du, Shachi.", drehte ich mich von ihm weg und erklärte damit dieses Thema für beendet. Ich hatte absolut keinen Bock mehr auf diese vermaledeite Diskussion!   Warum konnte der Depp nicht kapieren, dass es so am Besten war?!   "Und wenn ich mir einen Bart anklebe..? Dann wäre ich doch nicht mehr ich, sondern..-"   "Was verstehst du nicht, an dem Wort `NEIN`?!", verlor ich letztlich dann doch die Selbstbeherrschung und griff nach dem nächstbesten Gegenstand, den ich zwischen die Finger bekam, um ihn nach dem Idioten zu werfen...   ..Es war die große Porzellan-Schüssel mit den Süßigkeiten, die auf unserem Wohnzimmertisch stand.       `KLIRR`   Zersprang sie vor seinen Füßen in ihre Einzelteile.     Mein bester Freund war in diesem Moment geschockt, stand regungslos, mit offenem Mund, da und starrte auf die Scherben vor seinen Füßen.   "...", brachte er kein Wort heraus und wanderte dann langsam mit seinen aufgerissenen Augen zu mir, ehe seine Unterlippe anfing zu zittern...     "..*schnief*..."   ..Ich wusste genau, was jetzt kam... hatte ich diese Reaktion doch schon etliche Male zuvor erlebt...   Bei diesem Gedanken sackten nun meine Schultern langsam nach unten, gleichzeitig schloss ich meine Augen, um mir den Anblick, der in der nächsten Sekunde folgen wird, zu ersparen...     "*SCHLUCHZ*", kullerten die dicken Tropfen seine Wangen runter, die er anschließend aufblies, damit er die Luft anhalten konnte.   ...   Es war wirklich ein Akt aus reiner Verzweiflung, den mein bester Freund nun vorführte.     In dem Moment, in dem sein Gesicht eine ungesunde Farbe annahm, wurde die Tür, mit einem lauten `Wumms`, aufgestoßen, weswegen er vor Schreck den benötigten Sauerstoff wieder in sich aufsog.     "Alter, was macht`s ihr hier für `nen Krach?", stolperte Heat ins Zimmer und hielt sofort in seiner Bewegung an, als er die dicke Atmosphäre, die uns umgab, bemerkte.   Shachis Augen, sowie die meinen waren auf den Störenfried gerichtet, sagten wohl mehr als tausend Worte und brachten den Zombie dazu, schwer zu schlucken.   "Was..-?", konnte er seine Frage nicht beenden, da sich ein orangenes Nervenbündel an ihn geklammert hatte, das zuvor mit High-Speed auf seinen Freund los gestürmt war.   "Heat! *schnief* ..Tu` was! *schnief*", klammerte er sich an ihn und schaute zu ihm rauf, "Ich will doch mitkommen...", senkte er seinen Kopf wieder und schniefte dann leise weiter.     Ich schüttelte meinen Kopf, meine Nerven waren am Ende... Ich hatte alle Kraft-Reserven aufgebraucht, wusste nicht mehr weiter und warf dem Zombie jetzt einen kurzen, auffordernden Blick zu, ehe ich auf unsere Couch zuging.   Heat wusste genauso gut wie ich, dass der Ausgang unserer Reise ungewiss war, dass Shachi auf einem Schlachtfeld einfach nichts zu suchen hatte und dass der Kampf gegen den Thronbesetzer Dressrosas viel zu gefährlich für ihn war.     ..Wenn er schon nicht auf mich hören will, dann vielleicht wenigstens auf seinen neuen Freund...   Kraftlos ließ ich mich auf unser Sofa fallen, entschied mich dazu, das Feld zu räumen und richtete meinen Kopf zur Decke, beobachtete die beiden aus dem Augenwinkel weiter.     Es verging ein langer Moment des Schweigens, indem nur das leise Schluchzen meines besten Freundes zu hören war, der seine Stirn immer noch gegen die Brust des unschlüssig rumstehenden Zombies gelegt hatte.   Der Untote wusste in diesem Augenblick selbst nicht, was er tun sollte. Seine Augen, die wirr im Raum umherwanderten spiegelten Ratlosigkeit, ebenso wie eine Ernsthaftigkeit und ein Mitgefühl wieder, welches er für seinen Freund empfand.     Nach erfolgloser Suche nach einer passenden Antwort, schloss er tief seufzend seine Lider und legte sanft eine seiner Hände auf den Hinterkopf seines schniefenden Gegenübers.   Er blieb stumm, selbst als die trüben Bernstein-Augen zu ihm aufblickten verlor er kein Wort, sein Blick wurde ernster, wirkte aber ebenso weich, während er seine Mundwinkel zu einem freundlichen Lächeln zog.   Den Blickkontakt nicht unterbrechend, nahm er langsam Shachis Hand, hielt sie vor sich und gab ihm dann mit einem Blick zu verstehen, dass dieser einen Schritt zurück gehen sollte.   Mein bester Freund nickte kaum merkbar, tat wie ihm geheißen wurde und schaute dann auf seine Hand, seine Tränen waren versiegt, aber seine Augen blieben glasig.     Heats Blick war konzentriert auf Shachis Hand gerichtet, eher gesagt auf einen bestimmten Finger, während er mit einer gezielten, schnellen Handbewegung sein Vorhaben in die Tat umsetzte.     Nach getaner Arbeit zierte ein breites Grinsen sein Gesicht, während sein Gegenüber neugierig den kleinen Faden musterte, der um seinen kleinen Finger gebunden war.     Das Fragezeichen deutlich im Gesicht Shachis zu sehen, wollte dieser seinen Mund öffnen, bekam aber die Antwort, die er wollte, ohne fragen zu müssen:   "Wir kommen wieder und ich versprech`s dir auch, dass uns nichts passieren wird.", wirkte der Zombie ungewohnt ernst und legte seine Hand bestimmend auf die hängenden Schultern seines Gegenübers, "Und du wirst`s uns mit einem Lächeln begrüßen, wenn wir wieder zurück sind."     Shachi starrte zuerst ungläubig blinzelnd in das Gesicht seines Freundes, schaute dann auf die kleine Schleife an seinem Finger und bildete schließlich ein breites Schmunzeln.   "Einer muss es ja machen, stimmt`s?", grinste er seinen Freund an und gab sich geschlagen, "...Aber wehe du brichst dein Versprechen, dann koche ich dir nie wieder dein Lieblingsessen, sondern das andere, was du gar nicht magst!"   ...Hat der Zombie es echt geschafft, ihn zu überzeugen..?   ...   ..Es sah wirklich amüsant aus, wie mein bester Freund versuchte, bedrohlich zu klingen, glaubt er wirklich..-   "NEIN! Nicht das `Pepper-Party-Spezial`! Das kannst`s du nich` mach`n!", zeigte seine Drohung Wirkung, weswegen ich jetzt völlig ungläubig zu ihnen rüberschaute.     Im nächsten Moment stieß Killer zu uns, warf den beiden einen seufzenden, kopfschüttelnden Blick zu, flüsterte ein leises "..ein kleiner Sadist, wusste ich`s doch...", zu sich selbst und richtete dann sein Wort an uns.   "Seid ihr soweit? Die Insel ist in Sicht.", berichtete er uns und lehnte sich in den Türrahmen.   Er hatte wohl in der Zwischenzeit ein Auge auf unsere Überwachungsgeräte geworfen, was mich nicht im Geringsten wunderte.   Killer war schlau, konnte sich schnell mit unseren Gerätschaften anfreunden und übernahm ab und an während unserer Fahrt meine Aufgabe, den Radar zu überwachen.     "Alles klar, ich sag´ den anderen Bescheid.", erhob ich mich und konnte mich endlich voll und ganz auf unsere Aufgabe konzentrieren:     Unserem Kapitän zu seiner Freiheit verhelfen!   ...und nebenbei den anderen Kapitän wieder aufzugabeln...     ...     ..Was denn..? Ist doch wahr, der Kerl bringt nichts als Ärger mit sich...       --       Der Zeitpunkt unserer Abreise war gekommen.   Ich legte mir gerade einen der Mäntel um, die uns zur Tarnung dienten, fluchte, weil mir das Teil viel zu groß war und erntete nur ein leises Kichern, welches mir vom Türrahmen aus zugeworfen wurde.   "Lach nich`!", schenkte ich dem doppelt-vermummten Maskengesicht einen giftigen Blick und fummelte weiter an meiner übergroßen Kapuze `rum, die einfach nicht so wollte wie ich und immer wieder meine komplette Sicht verdeckte, "Verflucht!", gab ich letztendlich auf und stampfte angepisst auf die Tür zu, in der der blonde Gaffer stand.     Als ich diese fast erreicht hatte, nur noch ein Schritt fehlte, bis ich an dem Vizen vorbeigehen konnte, tat dieser einen schnellen Schritt nach Vorne, sodass ich aus Reflex zurückwich.   Er nutzte diesen kurzen Überraschungs-Moment, drängte mich mit seinem Oberkörper an die Wand neben der Tür und legte eine seiner Hände bestimmend neben meinen Kopf, an das Metall.   W..Was?     Meine erste Reaktion wäre der Fluchtversuch durch die immer noch offene Tür gewesen, hätte er meine Gedanken nicht vorhergesehen und mich durch seine zweite Hand, die er ebenfalls an die Wand drückte, in meiner Position fixiert.   Ehe ich fragen konnte, warum er das denn tat, drängte er mich mit etwas Stärke weiter mit dem Rücken gegen das Metall, ehe er sich zu meinem Ohr beugte und leise hinein flüsterte.     "..Schließ` deine Augen und beweg` dich nicht...", waren seine Worte deutlich und dominant, jagten mir einen leichten Schauer über meinen Rücken, der mich zusammen zucken ließ.   Ich musste ihm nicht antworten, nicht mal Nicken, da er wusste, dass ich ihm in diesem Moment nicht widersprechen würde...konnte, weswegen ich nun meine Lider schloss und angespannt wartete.     ...   ...?   Es geschah... nichts.     Mit jeder weiteren Sekunde die verstrich, in der meine Ungewissheit mich weiter plagte, wurde meine Nervosität ins Unendliche gesteigert...   Selbst nach all der Zeit, die wir zusammen verbracht haben... selbst dann noch hatte sein Körper und seine Stimme den selben Effekt auf mich...   ..Dieses unheimliche Kribbeln.. Diese Gänsehaut... Das Gefühl ihm hilflos ausgeliefert zu sein...   ..Nur er konnte es mir geben...     `Krrrrtschhhh`   Durch das plötzliche Geräusch aufgeschreckt kniff ich meine Augen fest zusammen, zuckte einmal mehr als deutlich und musste mich stark zusammenreißen, mich nicht doch zu bewegen.   ..Er hat gesagt, ich solle es nicht, also werde ich es auch nicht tun!     Das breite Lächeln, welches er unter der Maske trug, welches er durch meinen kleinen Akt des Vertrauens gebildet hatte, war deutlich aus seinen nächsten Worten zu hören:   "Du kannst die Augen wieder aufmachen."     Ich atmete einmal aus, fand jetzt mein Selbstbewusstsein, zusammen mit meiner Stimme wieder und begann zu sprechen.   "Killer, was sollte..-", wurden meine Worte immer leiser und leiser, ehe sie dann völlig versiegten.     Zuerst wunderte ich mich über die freie Sicht, warf einen kurzen Blick zu dem abgeschnittenen Stofffetzen, der neben uns auf dem Boden lag, beschäftigte mich aber nicht lange damit... da meine Augen auf die beiden Waffen fielen, die er mir entgegenhielt.   Um genau zu sein waren es meine Magnums... ..aber nicht die, die ich sonst immer verwendete...     "...?", öffnete ich meinen Mund nur, um ihn genauso schnell wieder zu schließen und griff dann nach den beiden Pistolen.   Der Vize wusste meine Lippenbewegung zu deuten, wusste sehr wohl welche Frage ich mit ihr formen wollte und beantwortete sie mir schulterzuckend.   "Was denn? Ist doch nichts dabei...", war sein Grinsen nun noch deutlicher rauszuhören, ehe er einen gelassenen Schritt Richtung Tür ging, "..Gern geschehen, mein Eisvogel...", schritt er anschließend mit einem leisen Schnurren auf den Gang und ließ mich mit roten Wangen und aufgerissenen Augen stehen.     ..D...D..Dieser...!, biss ich mir auf die Unterlippe und steckte meine modifizierten Magnums in meine Pistolenhalfter, ehe ich ihm knurrend zum Deck folgte.   Das hat er extra gemacht!!   Er weiß genau, wie ich sowas hasse!!!       --       ..Wie nostalgisch..., dachte ich, als wir aufbruchbereit auf dem Deck standen, auf das letzte Wort unseres Anführers wartend, ..fast so, wie früher...   ...früher als ich zu meinen Aufträgen aufgebrochen bin...     ...   ..War es falsch von mir, in solch einem Moment an die Vergangenheit zu denken..?     Ich wusste es nicht, machte mir wenn ich ehrlich war auch nicht die Mühe mir Gedanken darum zu machen und ließ die einzelnen Bilder an meinem inneren Auge vorbeiziehen, wie sie es schon die letzten Nächte über getan hatten.         ***   "Heute sind es zwei Ziele. Ich erwarte schnelle und saubere Arbeit, hast du das verstanden mein liebster Penguin..?~", lachte der schmierige Bastard eines Söldnerbosses, der mir gegenübersaß und warf dann zwei Blätter vor mich auf den Tisch, "..Wie du weißt, erlaube ich keine Fehler... Keine Spuren, keine Überlebenden, hast du das kapiert, du dreckiges Stück Abfall?!", hämmerte er jetzt einen seiner Dolche auf die beiden Bilder der Personen und funkelte mich bedrohlich kalt an, seine Stimme nahm einen ebensolchen Ton an, wurde leiser, " ...Es wäre doch schade, wenn dem Kleinen etwas passieren würde, nicht wahr..?~"   Seine Lippen umspielten ein unheimliches, zufriedenes Lächeln, als ich mich stur aufrichtete, mit einer Handbewegung die Zettel vom Holz riss und wortlos auf die Tür zusteuerte.   "Das kleine Vögelchen kann seine Flügel nicht ausbreiten, da es nicht aus seinem Käfig fliegen kann...~", summte er fröhlich und lehnte sich in seinem breiten Sessel nach hinten, ehe die Tür leise ins Schloss fiel.     ***       Unser Kapitän betrat das Deck, stellte sich zu uns.   Law brauchte keine Worte, eine einzige Armbewegung reichte aus, um seinen Befehl zu verdeutlichen.     Wir zögerten nicht und rannten sofort los.   Während wir durch den Untergrund-Hafen liefen, stur auf den großen Aufzug zusteuerten, entfernte sich unser U-Boot und nahm dann seine Stellung, etwas abseits, nahe eines Riffes, ein.     ..Ich hoffe Shachi wird klar kommen, ich weiß nur zu gut, wie nervlich ihn das trifft, wenn er über längere Zeit alleine gelassen wird...       --       Killer blieb dicht bei mir, als wir aus dem Aufzug stiegen und direkt in das Innere des Palastes vordrangen.   Ich musste meine Pistolen nicht mal ziehen, da die rotierenden Sicheln des blonden Vizen alles und jeden niedermähten, der auch nur ansatzweise in unsere Reichweite kam.     Es gefiel mir nicht, bloß zusehen zu können, doch blieben meine knurrenden Proteste ungehört, weswegen ich einmal deutlich seufzte und mich darauf konzentrierte, mit unserem Kapitän mitzuhalten.   Der Blonde blendete in seinem Kampf-Rausch alles um sich herrum aus, ließ seine Klingen tanzen und sprintete die Wand lang, um uns den Weg frei zu machen.   ..Es wirkte nicht so, als ob er völlig in seinem Element versunken wäre... eher so, als ob er vollends darauf fixiert war, uns sicher an unser Ziel zu bringen...         Die blutroten Augen, die hinter der Maske versteckt waren, die bedingungslos während seines Aktes an mir hingen, registrierte ich ebenso wenig, wie das leise, sorgenvolle Seufzen, welches ihm über die Lippen trat...       --     Dann geschah es... ..völlig unerwartet und plötzlich...     Die Sackgasse, in die wir liefen, in der wir von Law getrennt wurden, war der Beginn der Tragödie, die sich kurz darauf abspielen sollte...   In dem Moment, in dem sich das harte Material des steinernen Gemäuers um mich legte und mich in sich aufsog, verlor ich das Bewusstsein.     Mein Körper fühlte sich an, als würde er zerdrückt werden, weshalb auch kein einziger Atemzug in meine Lunge treten wollte.   ...Fuck..!   ...Es fühlte sich an wie...     ***     "WAS SOLL DAS HEIßEN `DU HAST SIE NICHT GEFUNDEN`???!!", knurrte er außer sich vor Wut und donnerte seine Faust einmal kräftig auf seinen Schreibtisch, ehe er auf mich zuging und mich am Hals packte, "Du hast nicht gesucht, GIB` ES DOCH ZU DU MIESE MISSGEBURT!!!", stieß er mich mit einem kräftigen Stoß auf seinen Schreibtisch, behielt meine Kehle in seinem festen Griff und raunte mir düster zu, seine Mundwinkel verzogen sich zu einer verzerrten Grimasse, "..oder ist es dir lieber, wenn ich unseren süßen kleinen Shachi für deinen Fehler büßen lasse..?" Er führte Selbstgespräche, während sich sein Druck immer weiter verstärkte, "..Ich könnte ihn an den nächsten Sklaventreiber verkaufen... vielleicht könnte ich damit den finanziellen Schaden wieder gut machen...", ließ er jetzt ruppig von mir ab, weshalb ich nach Luft röchelnd auf meine Knie fiel.   Die Zeit, um mich zu erholen, gab er mir nicht, stellte sich auffordernd neben mich und trat mir heftig gegen meinen Bauch.   "REDE KRÖTE!!! Entschuldige dich gefälligst!!!", foderte er laut lachend, ergötzte sich an meinem Anblick und kniete sich anschließend zu mir runter, legte grob seine Finger um mein Kinn und zog mein Gesicht zu sich, "...wenn du mich auf Knien anbettelst, könnte ich vielleicht nochmal davon absehen und dir eine zweite Chance geben..~", sülze er tödlich raunend und ließ von mir ab, entfernte sich von mir und hüpfte dann tanzend zu seinem Sessel.       Ich biss mir kräftig auf die Unterlippe, zog meine Kappe tief runter und unterdrückte die Tränen aus Zorn, die sich in mir aufgestaut hatten.   Ich durfte ihm meine Schwäche nicht zeigen!     Der Kloß in meinem Hals, sowie der in meinem Magen blieb. Ohne Zögern, kroch ich langsam zu ihm, das wütende Zittern in meiner Unterlippe ignorierend und beugte mich seinem Willen...   "...Es war meine Schuld... Ich bin unfähig und zu nichts nutze, bitte verzeiht mir...", fand dann doch die erste Träne ihren Weg nach unten, was dank meiner Kopfbedekung aber verborgen blieb...       ***         "Fuck...", grummelte ich leise vor mich hin und fand langsam wieder zu mir.   ..Die Erinnerungen werden mich wohl auf ewig verfolgen..., dachte ich mir und seufzte tief, wanderte jetzt mit meinem Blick durch den Raum, in den wir befördert wurden.   Er sah wirklich alt aus, aber vor allem unheimlich...   Die vielen, mit Staub bedeckten, medizinischen Geräte, sowie die veralteten Kranken-Liegen und die spärlichen Deckenleuchter, die defekt waren und in einer Dauerschleife flackerten, brachten eine unheilvolle Atmosphäre mit sich.     ..Der Raum scheint schon lange nicht mehr genutzt worden zu sein..., ging es mir durch den Kopf, ehe ich, durch das leise Rascheln und das Knurren, auf die Person neben mir aufmerksam wurde.     Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und zog meine Augenbrauen zusammen.   Killer hatte im Gegensatz zu mir nur seine Boxer an, seine Maske war ebenso verschwunden, wie meine Kappe und er hatte merkbare Probleme beim Aufstehen.   Warum hat er seine Kleidung verloren und wann..?   ..Wie lange war ich denn bewusstlos gewesen..?     Langsam stand ich auf, hielt ihm meine Hand hin, während ich mit meinem Blick seine freigelegten Hautpartien abwanderte, auf der Suche nach sichtbaren Verletzungen.   "Alles ok bei dir?", seufzte ich ihm leise zu, hielt ihm eine helfende Hand hin und beobachtete dann seine Reaktion.   "Passt schon.", erklärte er leicht gereizt und nahm nur widerwillig meine Hilfe an.     Gerade, als er sich aufrichten wollte, knickte er um und krampfte sich auf dem Boden zusammen.   "Fuck!", knurrte er und hielt sich grob seinen Bauch.   ..Was hatte er..?   ..Hatte er Schmerzen? Ging es ihm nicht gut?     ...Bitte sag` mir, dass sich dieses Gefühl, einer schrecklichen Vorahnung, nicht bewahrheitet...   "K..Kill..-?", brachte ich verunsichert stotternd über meine Lippen und wurde dann von einer lauten Stimme, die durch die Lautsprecher ertönte, unterbrochen.     `Shulololololo!`   Als die grässliche Lache in meine Ohren drang zuckte ich zusammen und wusste bereits, dass mir seine nächsten Worte nicht gefallen werden...     `Du darfst dich glücklich schätzen, mein Lieber... dass du eines meiner Versuchsobjekte sein darfst...`     `Versuchsobjekt`..?   Was meint er damit?   ..Wenn man die Räumlichkeit betrachtet, dann will ich die Antwort darauf gar nicht hören...   Mein Kopf arbeitete, versuchte zu entschlüsseln, was die Drohung zu bedeuten hatte, während mein Körper wie festgefrohren stehen blieb.     "Fucking Sch..-", versuchte sich Killer erneut fluchend aufzurichten und krampfte sich ein weiteres Mal zusammen.   `Shulololo... spar` dir lieber deinen Atem... in einer Stunde wirst du dir wünschen es getan zu haben...`   Mit seinen letzten Worten, die von seiner dreckigen Lache begleitet wurden, unterbrach er dann die Übertragung.   Shit!   Was meinte er damit, `Killer solle seinen Sauerstoff sparen`..?   ...   Trotz der neuen Hinweise konnte ich nicht darauf schließen, was er uns mitteilen wollte, weswegen ich jetzt wieder reagierte und mich zu dem sich krümmenden Vizen kniete.   "Killer..?", ließ ich weiterhin meine besorgten Augen auf ihm ruhen, versuchte meine Sorge nicht allzu sehr zu zeigen und überspielte sie mit meinem ruhigen Ton.   Das Zittern in meinen Händen, sowie die Unruhe, die mein Körper ausstrahlte blendete ich ebenfalls aus.     Auf die plötzliche Reaktion Killers war ich nicht vorbereitet, der Stoß, mit dem er mich von sich stieß und das laute, missbilligende Knurren, brachte mich völlig aus der Fassung.   "Ich hab` doch gesagt; Es passt schon!", zwang er sich erneut dazu, sich aufzuraffen und verlor genau wie zuvor, sein Gleichgewicht.   ..Ging es ihm so schlecht..?   VERDAMMT!!   Ohne zu zögern fing ich ihn auf, legte mir seinen Arm um die Schultern und ignorierte seine Proteste.   Ich wusste, er war in diesem Moment ziemlich angeschlagen und handelte durch die Schmerzen, die er wohl haben musste, so aufbrausend...     Mein Blick fiel auf eine Liege, die nicht ganz so vergilbt, wie die anderen aussah. Ich steuerte unbeirrt auf diese zu, stützte ihn währenddessen und redete auf ihn ein.   "Was hast du für Symptome? Wo hast du Schmerzen? Wie fühlt es sich an?", stellte ich ihm die Fragen, die ich wissen musste, um mir ein genaues Bild von seinem gesundheitlichen Zustand machen zu können.   ..Äußerlich scheint alles ok zu sein..., stellte ich nach mehreren intensiven Blicken auf seinen Körper fest, ..waren es also seine Organe, die betroffen waren..?     "Überall, nerv`mich jetzt nich`!", zischte er mir zwischen einigen anstrengenden Atemzügen zu und wendete seinen Blick von mir ab.   ..Ich konnte mir vorstellen, wie unangenehm das Ganze für ihn sein musste... wie hilflos und nutzlos er sich in diesem Moment fühlte und konnte es alle Male nachvollziehen...   ..aber ihm musste geholfen werden und das sofort!   "..`Überall`..?", ließ ich mir nachdenklich seine Worte durch den Kopf gehen und setzte ihn auf dem Bett ab, "Ein ziehender Schmerz? Ein stechender oder ein brennender?", hakte ich aufdringlich nachbohrend weiter.   Ich brauchte Antworten! Viel mehr Antworten, um ihm helfen zu können!     "Letzteres...", brachte er beinahe nur keuchend hervor und mied weiterhin stur meinen Blick.   Erneut versuchte ich die Hinweise zusammen zu puzzeln.   ..Er verspürt also einen brennenden Schmerz, der über seinen kompletten Körper ging und seine Atmung wird immer schwerer....   ...   ..Sag`mir nicht..., sah ich mich nun suchend im Raum um und zwang mich zur Konzentration.   ..Ich darf jetzt keine Fehler machen! Ich darf mich nicht verunsichern lassen und muss ruhig bleiben!!!, schrie ich mir selbst in Gedanken zu und stand dann wortlos auf.     Schnellen Schrittes ging ich auf einen der alten, metallischen Schränke zu, wischte die staubige Schicht von dem Knauf und öffnete eine der großen Schubladen.   Sie beherbergte unzählige verrostete und unbrauchbare Utensilien, aber es waren auch noch einige brauchbare dabei, von denen ich mir die benötigten nahm.     Wieder bei Killer, verfiel ich völlig in meine medizinische Tätigkeit, blendete alles andere aus und nahm ihm dann routiniert-vorsichtig etwas Blut ab.   Ich brauchte die Probe. Ohne sie konnte ich keine richtigen Schlüsse ziehen.     Danach räumte ich mir den alten, unordentlichen Schreibtisch frei, fand einige Werkzeuge, mit denen ich arbeiten konnte und verschwendete keine Sekunde, fing an die rote Flüssigkeit zu untersuchen.   Ich bin kein Laie aber auch kein Spezialist.. mein Kapitän war um Längen besser, auf dem Gebiet der inneren Medizin, als ich...     "Wie lang` hab` ich noch, Doc?", spottete mir Killer hustend, von seinem Platz aus, zu, was meine Laune nicht gerade besser machte.   ..Erkennt der Idiot denn den Ernst der Lage nicht und muss einen seiner blöden Sprüche ablassen??!   "Fresse!! Achte lieber drauf, dass du hier nich` abkratzt!", zischte ich ihm giftig zu und biss mir auf die Unterlippe.     ...Verdammt, Riku! Reiß` dich zusammen, du schaffst das!, zwang ich mich nochmals zur Konzentration und nahm mir jetzt einige Chemikalien, die ich brauchte, um das Blut auf Abweichungen zu testen.   Einen roten Tropfen ließ ich auf das durchsichtige Blättchen eines Mikroskops tropfen, welches ich mir zuvor gereinigt hatte.   ..Und was ich dann durch dieses sah, ließ mich bis auf die Knochen zusammenschrecken...     ..Die Erythrozyten, die roten Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport im Körper verantwortlich sind... ..waren in Killers Blut kaum noch vorhanden!   ...   ..Das bedeutet, die alten sind abgestorben... und wie ich sehe werden die, die noch in seinem Blut sind, weiter abgebaut....   ...     ..Wenn keine Neuen produziert werden können... sie durch irgendeinen Stoff im Blut davon abgehalten werden...   ..wird Kira an Sauerstoffmangel sterben...   ...       DAS DARF ICH NICHT ZULASSEN!!!     "VERDAMMT!", fuhr ich jetzt ruckartig nach oben, schmiss das Mikroskop wütend vom Tisch und nahm mir eine der Proben, in die ich vor einiger Zeit einen Stoff, der auf fremde Krankheitserreger reagierte, hinzu getan hatte.     Er verfärbte sich und zeigte mir damit, dass in dem Blut ein Virus vorhanden war.   ..Konnte es denn noch schlimmer werden..?   ..War es nicht schon schlimm genug gewesen, dass wir von den anderen getrennt wurden..?       Ich hatte absolut keine Ahnung, was ich tun sollte, wusste nicht wirklich viel über die Mikrobiologie und hatte die Prozedur für die Herstellung eines Medikamentes gegen Krankheitserreger nur ein-, höchstens zwei Male bei Law beobachtet...   Fuck, wieso musste ich in diesem Moment nur so ungemein nutzlos sein??!     Ich knallte den Stift, den ich für meine Notizen verwendet hatte, auf das Holz, knüllte anschließend den Zettel mit den Worten, die mir nicht weiter halfen, zusammen und raufte mir durch die Haare.   "..Wenn Law doch nur hier wäre... so kann ich nicht...", zischte ich aufgewühlt, wurde dann immer leiser und verstummte schließlich.   ..Law wüsste, was zu tun wäre...   ..Ohne ihn werde ich es nicht schaffen, den passenden Stoff zu entwickeln...       Er war aber nun mal nicht hier!, führte ich mir leise knurrend die Tatsache vor Augen.   Mit diesem Gedanken zwang ich mich zur Fassung, stand auf und ging sicheren Schrittes auf meinen Patienten zu.   "Hör` mir zu Killer. Es scheint als ob du irgendeinen fremden Virus injeziert bekommen hättest...", erklärte ich ihm ruhig und schluckte jeden Zweifel, den ihn beunruhigen könnte, runter.   Er nickte verstehend, verzog bei einem leichten Lächeln, welches er bilden wollte, wieder sein Gesicht vor Schmerzen, weswegen mein Herz begann, zu krampfen.   ..Ich konnte ihn nicht leiden sehen, es brach mir das Herz.... ..und ließ meinen inneren Konflikt wieder aufkommen...     "..Ich...kann... nicht...", zitterte meine Stimme dann doch und konnte die Fassade nicht erhalten, die meine Emotionen zurück halten wollte.   Ich weiß nicht was ich tun soll..!!   Ich kann nichs tun! Ich kann nichts tun, verdammt nochmal!!!   Fuck!Fuck!FUCK!!     Im nächsten Moment traf ich eine Entscheidung.   Ich werde ihm helfen! Egal wie, ich MUSS ihm einfach helfen!       Einmal tief ein- und ausatment, stand ich nun auf, legte meine Hand ein letztes Mal auf die linke Brustseite des Vizen, wollte seinen Herzschlag spüren und sah ihn dann bestimmend an.   "Warte hier, ich werde versuchen ein Gegenmittel aufzutreiben.", verkündete ich selbstsicher und ging dann, ohne eine Reaktion seinerseits abzuwarten, auf die Tür zu.   Er würde niemals mit meiner Entscheidung einverstanden sein... Er sorgte sich zu sehr um mich, als dass er mich einfach so gehen lassen würde...   Gefühle haben in solch einem Moment aber keinen Platz.     Ich schaute nicht zurück, wollte nicht sehen, wie er mir besorgte, eindringliche Blicke zuwarf und schreitete dann durch die Tür.   "Ich werde wiederkommen. Bleib` solange am Leben...", waren meine letzten, leise geflüsterten Worte, mit denen dann die Tür hinter mir wieder zufiel.     --         ..Wieder diese Nostalgie..., ging es mir bitter schmunzelnd durch den Kopf, als ich alleine in dem düsteren Flur stand.   ..Wie lange war es jetzt her..?   ..Wie lange war ich nicht mehr alleine unterwegs gewesen?   Das gewohnte und doch ungewohnte Gefühl weckte schmerzliche Erinnerungen in mir.     Früher war ich stets alleine zu meinen Aufträgen aufgebrochen. Heute war es so, dass Law mich weitestgehend mit jemandem zusammen losschickte... ..und dennoch waren das zwei völlig unerschiedliche Situationen.   Damals... ..ging es stets um das Ermorden...     Ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen, schaute dann wieder auf den alten Flur, der jedem Horror-Krankenhaus Konkurrenz machen konnte und ließ meinen Blick dann zwischen den verschiedenen Türen hin und her gleiten.   Es waren wiklich viele, sie sahen alle ebenso verrostet und unbenutzt aus, wie es der Raum zuvor tat...   ..War hier denn niemand..? Waren wir in einen ungenutzten Krankenhaus-Abteil oder sowas gebracht worden..?       ..Und welche Tür war jetzt die richtige? Die, die mir einen Hinweis darauf geben kann, was genau Killer injeziert worden war und wie ich das wieder rückgängig machen konnte...     Ich ging einen Schritt auf eine der Türen zu, legte meine Finger reaktionsbereit auf meine Pistolenhalfter und bereitete mich innerlich schon auf alles vor, was mich erwarten konnte.   Ich musste raten, musste mich beeilen und durfte keine Zeit mit blöden Überlegungen verschwenden!   "..Verdammt, jetzt konzentrier` dich endlich!", flüsterte ich mir leise selbst zu und verdrängte die mich plagenden Emotionen, die mich daran hinderten weiterzugehen.     Nachdem ich mich einigermaßen zusammenreißen konnte, war ich jetzt wieder in meinem `Assassinen-Modus`, in dem nur mein Körper wie maschinell arbeitete und schlich dann durch die Schatten des Ganges.     Wieder in meiner gewohnten Art agierend, die mir nur zu bekannt war und in der meine Gefühle von mir vollkommen verdrängt wurden, kamen auch die Erinnerungen an jene Tage wieder...   ..und riefen mir in Erinnerung, was passiert, wenn ich nicht `funktioniere´...       ***     "`DU KONNTEST ES NICHT`???", schlug er ungehindert immer wieder und wieder auf mich ein, packte mich am Kragen und raunte mir tödlich ins Ohr, "Es waren bloß zwei wertlose Gören, die du hättest erledigen müssen, wie schwer kann das sein..?!" wurde er wieder leiser, bedrohlicher und schubste mich anschließend gewaltsam auf den Glastisch, der durch den heftigen Stoß zu Bruch ging.   "Rage... Ich..", versuchte ich mich hustend zu rechtfertigen, während ich mich vor Schmerzen krümmte.   "Wag` es nicht, mich bei meinem Namen anzusprechen, du wertloser Abschaum!", knurrte er tödlich, zog eines seiner Wurfmesser und warf es einige Male locker in die Luft, "Wie es mir scheint, hast du immer noch nicht verstanden, was `Gehorsam` bedeutet...~", zierte nun ein dreckiges, verzerrtes Grinsen sein Gesicht, während er auf mich zuging und dann mit der Spitze seines Messers direkt auf mein rechtes Auge zielte, "Du wirst jetzt deine Arbeit erledigen. Ich werde Shachi hier her bringen lassen... nur für den Fall, dass du es wagen solltest, meine Befehle zu verweigern...", wurde seine Grimasse verzerrter, lüsterner und wahnsinniger, bei dem Gedanken an meinen besten Freund.     All die Wut, all der Zorn, den ich für so lange Zeit zurück halten musste, sprudelten aus mir herraus, als er diesen einen Namen erwähnte...   ..Im nächsten Moment wünschte ich mir, meine Magnum nicht gezogen zu haben...   Sein Messer verfehlte mich nur knapp, streifte meine Stirn und hinterließ eine deutliche Spur.     Die roten Tropfen, die aus der Wunde traten, die eines meiner Augen bedeckten und meine Sicht einschränkten, ignorierte ich, versuchte erneut auf ihn zu zielen und scheiterte kläglich...     Als dann die alamierten Wachen hineinstürmten, mich mehrere Hände festhielten, wurde mir meine Schwäche wieder vor Augen geführt.   "In drei Stunden bist du wieder hier. Ansonsten kannst du dir seine Leiche bei mir abholen.", waren die letzten, tödlich geflüsterten Worte des Söldnerbosses, danach wurde ich bewusstlos geprügelt und am Zielort ausgesetzt...       ***       Die ersten Räume, die ich absuchte, waren mir keine Hilfe.   Entweder fand ich nur alte Apparate oder leere Kranken-Zimmer.   Die Gedanken in meinem Kopf drehten sich währenddessen unaufhörlich weiter.     Schon seit Langem hatte ich mich mit der Vergangenheit abgefunden, schon lange hatte ich die Tatsache akzeptiert, dass sie mich täglich auf`s Neue verfolgen wird...   ..doch dieses Mal war es anders...   ...   ..Es war viel schlimmer...     Die Kulisse, die mich umgab, war dieser eine Faktor, der mich erneut einen meiner Albträume durchleben ließ.   Das Krankenhaus.   ..Wie an dem Tag, an dem ich die Entscheidung treffen musste, die mein Leben veränderte... ..Eine Entscheidung, die meine Psyche in viele tausende Splitter zerbrechen ließ...     Ich bemerkte nicht, wie ich mit jedem weiteren Schritt vollkommen in meinen Wahn verfiel. Merkte nicht, wie die Welt sich um mich herum veränderte...     Es war sowieso zu spät. Ich hatte mich lange dagegen gewehrt, wollte dieses Stadium meines Traumas nicht erreichen und konnte dennoch nichts ausrichten.   Mein Kopf projezierte jetzt das Erlebte, rief die Erinnerung ab und ließ mich das Gefühls-Chaos erneut fühlen.     Die leeren Gänge füllten sich mit imaginären Personen, die mir dort begegnet waren, deren Gesichter ich nicht kannte, ebenso wie die Krankenzimmer, die nun ihre `Gäste` bekamen.     ..Zwei Gesichter hatten sich sehr wohl in mein Gedächtnis gebrannt...           ..Es war Zimmer Nummer 6A, der linke Gang des dritten Stockwerkes..., erinnerte ich mich bitter schmunzelnd, wollte meine Kappe nach unten ziehen, griff aber ins Leere und seufzte leise.   Meine leeren Augen gleiteten dann an dem hektisch herumschwirrenden Krankenhaus-Personal vorbei, während meine Beine mich zu einem der Zimmer brachten, welches genau diese eine Nummer auf seinem Schild trug...     In diesem Moment konnte ich die Realität nicht mehr von der Illusion unterscheiden, drückte dann die verrostete Tür der Klinke eines der Krankenzimmer nach unten und schreitete dann langsam durch sie hindurch.         ***     "Sind Sie ein Verwandter der Kleinen?", fragte mich die freundliche junge Krankenschwester, mit einem warmen Lächeln auf den Lippen, "Die Mädchen werde sich sicher freuen.", winkte sie mich dann in das Zimmer.   Ich anwortete ihr nicht, zog den Schirm meiner Kappe tief über die Augen und ging dann schweren Schrittes durch die Tür...     ***       Ich lief auf die verstaubte Matratze zu, blieb vor ihr stehen und ließ meinen ausdruckslosen Blick auf das Kopfkissen gleiten.     Mein Atem stockte, mein Puls raste, während meine zittrigen Hände nach den Pistolen griffen.   Die Worte, die mich damals begleiteten, hallten auch in diesem Moment durch meinen Kopf...     ..`Eine einfache Fingerbewegung`...   ..`Nur ein Schuss...`, flüsterte mir die wahnsinnige Stimme, in meinen Gedanken, zu, `..und du hast den Albtraum hinter dir...`     Die Kontrolle über meinen Körper hatte ich verloren, ebenso wie meine Sinne, die mich nicht auf die Person aufmerksam machten, die durch die Tür geschlichen kam.       Geistesabwesend zog ich meine Waffen und richtete sie dann auf die Stelle, von der aus mir, in meiner Einbildung, zwei aufgerissene Augen-Paare entgegenblickten...   "..Ein Schuss...", flüsterte ich zittrig leise zur mir selbst und entriegelte meine Magnums, "..dann wird alles..-"     "*hust*"     Ich schreckte zusammen, drehte mich ruckartig um und drückte ab.           `Peng`     Durch die plötzliche Berührung der Hand, die sich auf meine Schulter legen wollte, beging ich einen folgeschweren Fehler, den ich sofort bereute...     "K..K..K..Killer..?", gehorchte mir meine Stimme nicht mehr, als ich die Menge an Blut erblickte, die im nächsten Augenblick aus der Wunde sickerte.     "..Kira..?", wiederholte ich, als ich seinen Körper, in Zeitlupe, zu Boden gehen sah.     .N...N...Nein...     ..Nein....     ....NEIN!!!     Nein!Nein!Nein!Nein!Nein!     "BLEIB` BEI MIR VERDAMMT!", ging ich auf die Knie und schrie, während ich seine Schultern grob griff und ihn durchrüttelte, "SCHEIßE KIRA! WENN DU..-", brach meine Stimme wieder, wagte sie es nicht, dieses eine Wort auszusprechen, ".. stirbst...", flüsterte ich es dennoch, kaum hörbar, hielt in meiner Bewegung an und starrte in sein regungsloses Gesicht.   "..dann verzeih` ich mir das nie...", beendete ich leise wispernd, sammelte jetzt all meine Kraft und zwang mich zur Ruhe.     ..Beruhig` dich.. Beruhig` dich...     Tief einatmend trug ich den verletzten Vizen nun zur Liege, besah mir anschließend die Schusswunde an seiner Schulter und biss mir bei dem Anblick auf die Lippe.   ..Das ist meine Schuld..., erkannte ich traurig seufzend und überprüfte dann seinen schwachen Puls, sowie seine ebenso kaum merkbare Atmung.     Seine Wunde versorgte ich so gut ich konnte, betrachtete mir dann die beinahe leblose Figur vor mir und unterdrückte die Tränen, die sich in meinen Augen sammeln wollten.   ..Wie oft ist Killer jetzt schon beinahe wegen mir gestorben..?   ..Wie oft musste ich ihn fast sterben sehen..?   ..Wie oft war ich nutzlos und hilftlos, konnte nichts gegen den Tod ausrichten?     ..Oft... viel zu oft...     Gedankenversunken strich ich dem blonden Vizen eine seiner Haarsträhnen aus dem Gesicht.   ..Er hat den Tod nicht verdient.   Keiner hat es... und ändern konnte man es dennoch nicht.     Schließlich war es einfacher ein Leben zu nehmen, als es zu geben...         ***     "Schick, Schick..~ Sehr schön, mein lieber Penguin, du hast gute Arbeit geleistet.~", hatte er erneut dieses schmierige Grinsen auf seinen Lippen, während er mir den Bündel mit dem Geld vor die Füße warf.   "Wo ist Shachi?!", forderte ich zu wissen und ignorierte die schmutzigen Scheine, die in meinen Augen ebenso mit Blut getränkt waren, wie meine Hände, die ich mir beinahe wund gescheuert habe, durch den verzweifelten Versuch, sie rein zu waschen.   "..In eurem Haus, natürlich... Wo denn auch sonst?", verzerrte er seine Mundwinkel, "Er ist ja so niedlich wenn er schläft..~ Besonders seine weichen Haare haben es mir angetan... und dieser wehleidige Hunde-Blick..~"   "Lass` ihn in ruhe!", knurrte ich ihm missbilligend zu, steuerte auf die Tür zu und schlug sie, in Begleitung seiner dreckigen, abwertenden Lache, hinter mir zu.     ***         Ich musste mit dem Tod diese unmenschliche Geschäfts-Beziehung führen... ..musste den Opfern in ihr Gesicht blicken, während sie ihre letzten Atemzüge taten...   ..Das war ich mir selbst schuldig.     Es war egoistisch von mir: Um das Leben meines besten Freundes zu schützen, nahm ich das der anderen.   Ich hatte nicht das recht es zu nehmen, nicht das recht irgendeinen kranken Gott zu spielen...   ..wollte doch nur nicht die einzige Person verlieren, die mir etwas bedeutete...     Es war mir egal, wie sehr mein Körper zu leiden hatte, es war mir egal, was der kranke Psychopath mit mir tat.   Ich versuchte alles um ihn von meinem besten Freund fernzuhalten... ..und doch scheiterten meine armseeligen Versuche kläglich...     Ich konnte den machtbesessenen Anführer nicht zufrieden stellen, niemals.   Er fand immer wieder etwas Neues, womit er mich foltern konnte, stellte mir schwierigere Aufgaben und verringerte das Zeitlimit, das er mir gab.   Es war ein Kampf, den ich nicht gewinnen konnte.     Ich konnte ihn nicht davon abbringen, zu ihm zu gehen...   ..Mein bester Freund war ihm hilflos ausgeliefert, diese Erkenntnis trieb mich täglich, vor Sorge, in den Wahnsinn...       ***     "Guck` mal Pen-Pen!", hielt mir Shachi strahlend den Beutel mit Bon-Bons entgegen, "Rage ist so ein netter Kerl! Er hat sie mir einfach so geschenkt!"   Ich seufzte, konnte ihm seine Naivität nicht übel nehmen und zwang mich zu einem halbherzigen Lächeln.     Danach ging ich auf die Kiste zu, in der ich die verschiedensten Arten von Tarnungs-Kleidung aufbewahrte und kramte zwei bestimmte Gegenstände raus, die sich für meine Zwecke eigneten.   "Es freut mich, dass es dir gut geht, Shachi...", erklärte ich leise flüsternd zu mir selbst und ging dann langsam auf ihn zu, "Tu mir bitte einen Gefallen, ja..?", lächelte ich ihn warm an und wuschelte ihm einmal durch seine orangenen Haare, "..Wenn du zu ihm gehst... Trag` sie...", hielt ich ihm die Kleidungsstücke entgegen.     "Aber wieso..?", blinzelte er fragend und nahm die Mütze, schaute zwischen ihr und mir hin und her, ehe er sie sich, ohne auf Antwort zu warten, aufsetzte.   Danach nahm er sich die Brille und schaute mich weiterhin verwundert an, wartete auf eine Erklärung.     Meine Hand umgriff langsam und sanft seine Faust, in der er die Gläser hielt.   "..Bitte tu es, Shachi. Es.. ist mir wichtig.", sah ich ihm tief in seine Augen und nahm ihn dann in die Arme, "..Versprich` mir, dass du auf dich aufpasst..."     Er nickte stumm, brauchte keinen weiteren Grund und setzte sich dann freudestrahlend die gefärbte Brille auf die Nase.   "Steht sie mir?~", fand er sein breites Grinsen wieder und tippte mit seinem Zeigefinger zweimal gegen das Gestell.   "Perfekt.", lächelte ich ihn freundlich an und klopfte ihm sanft auf seine neue Kopfbedeckung.       Wie hätte ich ihm erklären können, dass mich die Angst um ihn fertig macht..?   Wie hätte ich ihm sagen können, dass er in großer Gefahr schwebt..?     ..Niemals hätte ich ihm sein freudestrahlendes Lächeln nehmen können...     ***       Rage fand schnell Gefallen an seinen `kleinen Spielzeugen`, war ebenso schnell wieder von ihnen gelangweilt, weswegen ich die Hoffnung hatte, dass wenn er die kuller Augen meines besten Freundes nicht mehr sehen konnte, er vielleicht von ihm ablassen würde.   Es war ein törichter Versuch mein Gewissen beschwichtigen zu wollen, aber ich brauchte diese kleine Sicherheit, um weiter machen zu können. Brauchte ein Seil an das ich mich klammern konnte.   Ich wollte wenigstens meinen besten Freund in Sicherheit wissen.     Seit diesem Tag trug er seine neue Verkleidung mit Freuden, hatte mich nie wieder nach einem Grund gefragt und war einfach froh, mich damit glücklich machen zu können.         Meine Augen ruhten immer noch an dem schlafenden Vizen, meine Mundwinkel waren leicht nach oben gezogen.   Für das Leben meines besten Freundes habe ich gekämpft, immer wieder und wieder.   Wieso tat ich es dann nicht auch für Kira..?   Wieso ließ ich mich durch irgendwelche vergangenen Tage davon abhalten?     Die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern... ..doch meine Zukunft werde ich selbst bestimmen!   Ebenso wie Killers Zukunft.   ..In der er sorglos und glücklich leben wird!     Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen, selbstsicher aufblitzenden Augen und einem freien Kopf, entschied ich mich nun dazu, zu handeln.   Meine Augen schweiften suchend durch den Raum, entdeckten eine Gerätschaft, die mir von Nutzen sein konnte und die ich dann auch an mich nahm.   Ich legte dem Vizen den Pulsmesser um eines seiner Handgelenke und steckte dann den kleinen Bildschirm, der die Werte anzeigte, ein.     Ein letztes Mal warf ich einen Blick auf den Verletzten, seufzte leise und beugte mich dann über ihn, legte kurz und sanft meine Lippen auf die seinen.   "Ich bin gleich wieder zurück, Kira.", flüsterte ich ihm leise zu und drehte mich dann wieder Richtung der Tür.     Nachdem ich sie hinter mir verschlossen hatte, änderte ich meine Taktik.   Ich hatte genug von dem ständigen Zweifeln! Genug von der Unsicherheit und den Vorwürfen!     Verdammt sei das Gestern! Verdammt sei das Morgen!   Was zählt ist das Jetzt!     Was einmal war ist Geschichte. Dieses Kapitel wurde bereits geschrieben.   Alles was danach in das Buch meines Lebens geschrieben wird, werde ich selbst mit einer Feder dort hinein schreiben!         Den Anfang schrieb ich in dem Moment, in dem ich meine Magnums zog und losrannte:     Mein Name ist Penguin.   Meine Stärken sind meine Gelassenheit, meine Schnelligkeit und meine Treffsicherheit.   Meine größte Schwäche bin ich selbst.       Willkommen in meinem Leben. Heute ist ein scheiß Tag. Karma zeigt mir wieder mal ihren dick beschmierten Mittelfinger, deswegen werde ich jetzt in die Offensive gehen und der Alten mal gehörig in ihren, von Cellulite befallenen, Arsch treten!     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)