Side-Story (Karma is a Bitch) Der Pinguin und das Phantom der Oper von blackNunSadako ================================================================================ Kapitel 8 Kommunikations-Probleme (Double) ------------------------------------------ Killer   Unsere Kapitäne hatten sich natürlich mal wieder in die Haare gekriegt. Resultat ihres Streites diesmal, war die Auflösung der Allianz.   Nachdem Kid am Rad gedreht hatte, verabschiedete er sich unsanft von dem Todes Chirurgen, was ich an den Spannungsschwingungen des wütend an mir vorbeistampfenden Plüschträgers unschwer erkennen konnte.   Ich konnte nicht mal blinzeln, da war das gelbe U-Boot der Heart-Piraten schon im Meer verschwunden und düste mit High-Speed davon.   Von meinem Platz aus, an der Reeling, sah ich den kleinen aufsteigenden Blasen noch hinterher, bevor ich eilig zu meinem Kapitän stürmte.   Ohne Anklopfen, riss ich seine Zimmertür auf und sah strafend auf das Häufchen Elend, welches mit einer Flasche Whiskey in der Hand auf dem Schreibtisch hang und vor sich hin seufzte.   "Was hast du jetzt wieder angestellt?", warf ich ihm ruhig, aber leicht gereizt entgegen, bevor ich mich auf seinem großen Bett nieder lies und ihn mit meinen Blicken durchborte.   Er machte nicht einmal Anstalten, zu mir rüber zu schauen, lies laut Luft aus seinen Lungen austreten und zischte ein leises: "Nichts."   "Warum hast du dich dann wieder mit ihm gestritten?", versuchte ich es weiter, jetzt mit einem leichten fürsorglichen Ton, lehnte mich dabei nach hinten und schaute stattdessen zur Zimmerdecke.   "Es ging nicht anders.", gab er schließlich klein bei und wechselte wenigsten ein paar Worte mit mir. Mir war klar, dass ich die Entscheidungen des Kapitäns nicht in Frage stellen sollte, was aber nicht in Anbetracht meines besten Freundes galt, besonders nicht, wenn er unter den Konsequenzen, früher oder später, selbst zu leiden hatte.   "Es geht immer anders.", erklärte ich ihm monoton und seufzte leise vor mich hin, "Und wie lange wird der Streit diesmal anhalten?", fügte ich noch hinzu, bevor ich meinen Kopf wieder Richtung meines besten Freundes drehte.   "Kein Plan.", gab er pampig als Antwort und fuhr sich wirsch durch die Haare, "Vielleicht will er mich ja jetzt auch gar nicht mehr sehen...", flüsterte er leise seine Zweifel in Richtung der Tischplatte.   Ich stand langsam auf, ging selbstsicheren Schrittes auf ihn zu und legte ihm meine Hand auf die Schulter, wie ich es immer tat, wenn ich meinen besten Freund aufmuntern wollte.   "Das wird wieder.", erklärte ich ihm sicher, griff nach der fast leeren Whiskey Flasche, die er hielt und zog den restlichen Inhalt mit einigen großen Schlucken ab, "Du brauchst Ruhe, keinen Alkohol. Leg` dich Schlafen und bekomm` den Kopf wieder frei.", eröffnete ich ihm bestimmend, warf die leere Flasche nun in den Mülleimer, der neben dem Schreibtisch stand und steuerte auf die Tür zu.   "Du weißt wo du mich finden kannst.", warf ich ihm noch zu und schloss, begleitet von einem kaum hörbaren: "Danke, man.", seitens Kid, die Tür hinter mir.     --     "Nein!Nein!Nein!"   Ich raufte mir durch meine blonde Mähne und begann das Scheißteil erneut zu schütteln wie einen Cocktail-Shaker.   "Fuck!FUCK!!"   `Der gewünschte Gesprächspartner ist zur Zeit leider nicht erreichbar, bitte überprüfen sie die Kommunikations-Schnecke oder rufen Sie unseren Servicedienst an.`   Ich donnerte die blöde Schnecke in die nächste Ecke und lies mich kraftlos auf den Holzstuhl fallen.   Musste denn auch wirklich ALLES schief gehen?   Nicht nur, dass ich Penguin nicht mehr sehen konnte... Nein, noch nicht mal mehr hören konnte ich ihn.   "Das darf doch echt nicht wahr sein!", knurrte ich grummelnd vor mich hin und warf einen letzten Blick auf die hustende kleine Teleschnecke, die auf meiner Matratze gelandet war.   Musste das Schleimvieh gerade jetzt krank werden...? Ernsthaft? Wir hatten das Tierchen jetzt seit bald mehr als 6 Jahren und genau zu der Zeit, in der unsere Schiffe sich trennten, musste sie natürlich den Geist aufgeben...   ....   "Das ist doch echt unfassbar!", bauschte ich mich erneut an meinen eigenen Gedanken auf und tat das, was mir in dem Moment am Plausiebelsten erschien...   Ich stampfte wütend zu meiner Matratze, krallte mir die kleine Schnecke, die mittlerweile keinen Pieps mehr von sich gab und beförderte sie, mit einem weiten Wurf, aus dem Fenster.   Sicher, normalerweise sollte man zu einer Reparaturstelle für Teleschnecken gehen, nicht aber in diesem Fall, da bei meiner Schnecke wohl einfach nur das Verfallsdatum abgelaufen war und man ihr nur noch eine nette Seebestattung schenken konnte.   Ich schloss die Fensterluke wieder, pflanzte mich auf meine Matratze und legte meine Maske neben das Kopfkissen. Mein Kopf sank in die weiche Polsterung, bevor ich meine Nase unter dem dünnen Laken vergrub, welches meine Bettdecke darstellte.   Ich mochte nicht allzu viel Wärme um mich herrum. Ich mochte es kühl. Kühl wie die Haut meines Eisvogels...   ...   "Ich konnte mich nicht mal von ihm verabschieden...", stellte ich seufzend vor mich hin flüsternd fest, schloss meine Augen und lies einen großen Schwall des Duftes, welcher sich an meiner Decke festgesetzt hatte, durch meine Nase eintreten. Das Laken hatte ich seit unserer letzten Nacht hier nicht mehr gewaschen, hatte es auch in nächster Zeit nicht allzu bald vor zu tun.   Durch den wohl bekannten Geruch schweiften meine verträumten Gedanken ab und trugen mich in einen von Wind durchfluteten Nadelwald. Hin zu meinen Träumen... Hin zu ihm...       ####   Penguin     "Warum glaubst du, hat Law die Allianz beendet?", fragte mich Shachi mampfend, nachdem er in die Banane, die er in seiner Hand hielt, gebissen hatte und warf mir einen irritierten Blick zu.   Ich seufzte laut, verschrenkte die Arme vor der Brust und lehnte mich an die Kühlschranktür.   "Frag` mich was Leichteres...", eröffnete ich ihm leise Luft ausatmend und rückte den Schirm meiner Kappe nach Unten, "Er wird schon seine Gründe haben.", erklärte ich flüsternd und sah vom Boden auf, zu meinem besten Freund.   "Bestimmt.", bestätigte er mir leicht lächelnd und lies das letzte Stück der Frucht in seinem Mund verschwinden, ehe er die Bananenschale in den dafür vorgesehenen Behälter warf.   Die Befehle des Kapitäns waren eisernes Gesetz. Wenn Law den Kontakt mit den Kid-Piraten abbrechen wollte, war es einzig und allein seine Entscheidung und wir hatten sie zu akzeptieren.   Wir waren sowieso schon so gut wie über alle Berge und haben das Schiff der anderen Mannschaft längst hinter uns gelassen...   "Wollen wir lieber Schlafen gehen? Morgen gibt es sicher viel zu tun und so...", versuchte mich mein bester Freund aufzumuntern, der natürlich meine niedergeschlagene Laune 5 Meilen gegen den Wind riechen konnte und gähnte einmal gespielt, hielt sich seine Hand vor den Mund und warf mir einen Blick zu, der prüfte, ob ich sein schlechtes Schauspiel durchschaute oder nicht.   "Ich bleibe bei den Geräten und überwache den Radar.", erklärte ich ihm ruhig, drehte mich von ihm weg und ging auf die Tür zum Flur zu, "Und wehe du folgst mir, du bist doch so müde. Geh` am Besten gleich ins Land der Träume.", rief ich ihm vom Gang aus zu und war bereits auf dem Weg zu den Maschinenräumen.   Shachi verstand meine versteckte Botschaft, die in etwa lautete `Ich will allein sein.`, kam mir diesmal nicht hinterher und verschwand wortlos in unserem Zimmer.   Er wird sowieso warten, bis ich wieder da bin..., erkannte ich in Gedanken laut seufzend,.. das tat er immer, wenn er sich Sorgen um mich machte...       Als ich die quietschende Metalltür unseres Überwachungsraums öffnete, musste ich feststellen, dass ich nicht der Einzigste war, der Heute Abend keinen Schlaf fand.   Ich trat ruhigen Schrittes in den Raum, drückte leise die Tür hinter mir zu und ging auf die Person zu, die abwesend auf dem Stuhl, vor dem großen Monitor saß.   Meine Schulter lehnte ich an einen großen Stromaggregator, der unser System aufrecht hielt, meine Augen richtete ich zu dem, auf den leeren Monitor starrenden Weggetretenen, während ich meine Stimme leise aus meinem Mund austreten lies.   "Manchmal glaube ich, dass sogar ein überlebensunfähiger Einzeller mehr Gehirnzellen, als der unterbelichtete Vulkanbrocken, hat.", murmelte ich meine Gedanken aussprechend vor mich hin.   Der Plüschmützenträger seufzte leise, seine Augen nicht von dem Radar ablassend und flüsterte ein: "Wahrscheinlich."   Natürlich war mir klar, dass die hohlste Nuss unter den Nüssen, namens `Eustass Captain Kid´, an der ganzen Sache die Schuld trug. Das Verhalten meines Käptens war offensichtlich.   Ich nahm mir jetzt einen Hocker, gesellte mich zu meinem mitleidenden Freund und begann mit ihm zusammen Löcher in den schwarzen Bildschirm zu bohren.   "Soll ich den Radar anschalten?", fragte er mich seufzend und wollte nach dem Hebel greifen, der den Bildschirm, sowie die angeschlossenen Geräte in Gang setzte.   "Nicht nötig.", gab ich ebenfalls leise seufzend zurück, lehnte mich zurück und vergrub meine untere Gesichtshälfte in dem Kragen meines weißen Anzuges.   Law legte seine Hand wieder locker auf seinen überschlagenen Beinen ab, seinen Kopf hatte er auf seiner anderen Hand gestützt, er nickte leicht und verlor sich dann wieder in seinen Gedanken, so wie ich es tat.     Der rothaarige Vikinger war einer der ganz sturen Sorte, weswegen mir Killer schon oft in den Ohren gelegen und sich über das Verhalten seines besten Freundes bei mir beschwert hatte. Nur zu gut wusste ich, was für unüberlegte Aktionen sich der Rotschopf ab und an leistete...   So hatte ich die Geschichte über den beleidigten Kapitän gehört, der nach einem gescheiterten Versuch am Herd und dem spöttischen Gelächter seiner Crew entschied, der kompletten Mannschaft die Nahrungseinnahme für ganze 24 Stunden zu verbieten...   Ein anderes mal entschied der Sturschädel von einer Seegurke, dass er unbedingt an eine Flasche Alkohol rankommen musste, weshalb er die Haustür eines abgelegenen Bauernhauses eintrat und den Weinkeller der darin wohnenden Familie plünderte.   Und das Alles nur, weil er schlecht gelaunt war...   Natürlich würde ich jetzt nicht auf die Gedanken kommen, den persönlichen Geschmack meines Kapitäns in Frage zu stellen, da ich selbst nicht das unschuldigste Schaf auf der Weide war, aber wirklich mögen musste ich den Anführer der Kid-Piratenbande deswegen nun auch nicht.       Das Schweigen, welches sich über uns gelegt hatte hielt an, keiner musste oder wollte irgendwelche Worte loswerden, war zu dem Thema sowieso nichts mehr hinzuzufügen.   Was brachte es sich aufzuregen? Das machte das Ganze auch nicht besser, würde nur eine unangenehme Spannung in dem Raum aufkommen lassen und uns noch weiter runter ziehen.   Ich muss zugeben ich war wirklich ziemlich tief unten mit meiner Laune.   Der plötzliche Wandel der Ereignisse riss mich aus meiner heilen rosaroten Welt und lies mich in das kalte Salzwasser hinab sinken... Ich verzog meine Lippen verbittert, konnte nicht mal mehr meine blöden Wortspiele lustig finden und lies einen erneuten Seufzer aus meinen Lungen austreten.   Was Kira jetzt wohl gerade tat? Natürlich würde er treu seinem besten Freund zur Seite stehen, oder nicht?   Ob er mich wohl trotz der Befehle seines Kapitäns anrufen würde?   ...   Quatsch, was denke ich denn da? Das waren nur meine geheimen Wunschgedanken, die da für sich sprachen...   ####     Killer       "DU WILLST MICH WOHL VERARSCHEN!?!", packte ich den Idioten an seinem Hemd und zog ihn einmal quer über die Theke, meine Faust zitterte vor Wut und meine Augen funkelten tödlich in seine Visage.   "E..Es..t..tut...mir l..leid, mein H..Herr, a..aber...", stotterte er ängstlich, mied meinen Blick und verzog schmerzvoll sein Gesicht, "...wir ..h..haben... zur Z..Zeit.. l..leider ..k..k..keine T..Tele...s..schnecken auf Lager....", versuchte er mich nun schon das vierte mal in Folge mit dem selben Mist abzuspeisen!   "Erzähl`mir was Neues, Penner! Und wo bitte soll ich jetzt so ein Scheißteil her bekommen?!", erklang meine Stimme bissig und fordernd, bevor ich den Typ kraftvoll hinter die Ladentheke schubste.   "E...Es...t..tut...m..mir a..aufrichtig..-"   "Spar`dir deine falschen Bemühungen.", spuckte ich dem Deppen noch entgegen, ehe ich durch die Tür des Geschäftes stürmte.   Heat stand immernoch vor dem Ladeneingang, hielt Wache, wie ich es ihm aufgetragen hatte, weswegen ich mich jetzt zu ihm stellte.   Ich zeigte mit meinem Daumen auf das Gebäude hinter mir, "Heiz`dem Idioten ordentlich ein.", sprach ich ihm monoton zu und richtete meinen Blick wieder zum Hafen, in dem unser Schiff ankerte.   Sturen Schrittes lies ich das Haus, welches nun Licht-Hallo brannte, hinter mir und begab mich wieder auf das Deck unseres Schiffes.     --       "Wofür brauchst du das blöde Ding eigentlich?", hakte Kid ungläubig nach, setzte den Krug an seinem Mund an und knallte das Gefäß dann auf den Tresen vor sich.   "Geht dich nichts an.", gab ich ihm stark gereizt als Antwort zurück, trank selbst einige Schlucke meines Cocktails, bevor ich mich wieder dem Spülen der Gläser widmete. Wie passend das Getränk namens `Bloody Mary` doch im Anbetracht meiner Stimmung war und wie es meine Zellen durch den Vodka betäubte...   Es war genau das, was ich dringend nötig hatte.   Ein ganzer verdammter Monat war bereits vergangen! Es war wie verhext, egal wo wir anlegten, nirgendswo war so eine dumme Schnecke aufzutreiben!!   Mein Kapitän schob mir sein leeres Gefäß über die Theke, forderte mich damit wortlos zum Nachfüllen auf und setzte sich bequemer auf seinen Stuhl. Er drehte mir den Rücken zu und lehnte sich mit den Ellebogen auf das Holz, sein Blick war stumm in unsere Seelenlose Bar gerichtet.   "Kein Grund gleich die Zicke zu spielen...", knurrte er laut seufzend, "Du bist echt eine Pussi geworden, Killer. Wenn dir deine heimlichen Sex-Hotline Anrufe so wichtig sind, dann nimm doch einfach `ne andere blöde Schnecke, die wir auf dem Schiff haben."   DANKE für den tollen Tipp, Penner! Seh`ich wirklich so blöd aus??   Natürlich hatte ich den selben Gedanken schon lange gehabt, scheiterte jedoch kläglich an der Ausführung von diesem.   Ich könnte mich dafür in den Arsch beißen! Für meine unheimlich große Dummheit, die ich an den Tag lege.   Ich hatte die scheiß Nummer, speziell in genau dieser, meiner Teleschnecke eingespeichert und hatte sie mir nicht gemerkt!   Fuck off! Echt, fick dich einfach Karma!     Kids Worte trugen auch nicht gerade dazu bei, dass ich mich besser fühlte. Im Gegenteil, die Wut, die ich über mich selbst empfand und den Missmut, den ich durch die Blödheit meines Kapitäns, am liebsten ausgekotzt hätte, war der letzte Funke, der mich zum Explodieren brachte.     "WAS GLAUBST DU EIGENTLICH, WESSEN SCHULD DAS IST?!", brüllte ich die, durch meine Lautstärke, klirrenden Gläser, inklusive meines Kapitäns zusammen, "WEIL DU WIEDER DEN SCHWANZ EINZIEHEN UND DEINEN STURSCHÄDEL DURCHSETZEN MUSSTEST, IST DER CHIRURG DOCH ERST ABGEHAUEN!!!", schrie ich mit allem Frust, der sich in mir festgesetzt hatte, ballte meine Fäuste und zerdrückte das in Spülmittelwasser getränkte Glas, welches ich in dem Moment hielt.   Der leicht reizbare Rotschopf drehte sich ruckartig in meine Richtung, ballte ebenfalls einer seiner Hände zur Faust und warf mir einen giftigen Blick zu.   "WIE WAR DAS?! WAS GLAUBST DU EIGENTLICH WEN DU VOR DIR HAST??!", nahm er die selbe Lautstärke an, wie die meine, welche selbst auf dem Deck zu hören sein musste.   "Oh, ich vergaß... Der grooße `Captain Kid`, macht keine Fehler. Nein, er ertränkt sie ja im Alkohol und muss sich wie ein VERFICKTES, TROTZIGES KLEINKIND AUFFÜHREN! Er braucht keine Hilfe, das hat der Herr nicht nötig, da ihm das Vakuum in seinem Hohlkopf, zum Denken vollkommen ausrei...-"   BAMM   Seine Faust kam von Rechts, traf mitten auf meine Schläfe und pfefferte mir gewaltsam die Maske vom Kopf.   In einem Bruchteil einer Sekunde sprang ich über den Tresen und wuchtete ihn mit mir zusammen zu Boden.   BAMM   Diesmal war es meine Faust, die ich ihm auf seine Nase drückte.   Ein lautes, grollendes Knurren drang aus der Kehle des unter mir Liegenden, bevor er nach meiner Schulter griff und meine Knochen mit seinem starken Griff beinahe zerbröckelt hätte. Der Ruck, mit dem er mich nach Hinten zurück stieß und meinen Schädel gegen den umgerissenen Holzhocker hämmerte, war wirklich nicht von schlechten Eltern, das musste ich ihm lassen.   Er pinnte meinen Rücken, mit Hilfe meiner schmerzenden Schulter, an die Vorderseite der Bar, am Boden und fixierte mit seinem tödlichen Blick, meine dämonisch rot funkelnden Augen.   "BEI DIR HACKT´S WOHL!", spuckte er mir lautstark in die Fresse, "ICH MUSS WOHL ERST DIE SCHEIßE AUS DIR RAUSPRÜGELN, DAMIT DU ENDLICH RUNTER FÄHRST!", rechtfertigte er den Würgegriff und die darauf folgenden Fäuste, die seine Worte begleiteten.   Ich kotzte ihm ein selbstgefälliges Grinsen, zusammen mit dem Blut aus meinem Mund, auf seinen kostbaren Mantel, wusste genau, was diese Aktion meinerseits auslösen würde und entgegnete ihm vor Spott triefend: "Von einem Kerl der keine Eier in der Hose hat, lass` ich mir gar nichts sagen."   Die gewünschte Reaktion kam dann auch prompt. Ja, ich hatte den Sturm heraufbeschworen, mit Absicht, damit ich endlich mal ein verdammtes anderes Gefühl als Selbstmitleid und Hass empfinden konnte.   Das neue Gefühl war Schmerz.   Der Schmerz, der zusammen mit dem Fausthagel und unserer zuteils mit Metall beschmückten Inneneinrichtung auf mich einkrachte, wie eine Schneelawine über eine mikrige Berghütte.   KABOFF   Der letzte Gedanke, den ich zu mir selbst seufzte, bevor ich wegtrat, beschäftigte sich mit der Frage, wie ich schnell wieder an eine neue Möblierung kommen konnte...   ####     Penguin     Zwei Monate waren vergangen, seit wir uns von der Kid-Piratenbande getrennt hatten.   Shachi hatte einige male versucht, den blonden Vizen des anderen Schiffes zu erreichen, trotz meiner Warnungen, sich da raus zu halten. Er rechtfertigte sein Verhalten mit einem: "Es geht schließlich auch um dich!" und lies sich von seinem Vorhaben auch nicht abbringen.   Natürlich kam er mit seinen Anrufen nicht durch, schenkte dieser Tatsache wenig Beachtung und versuchte es dennoch täglich mehrmals auf`s Neue.   Ich nahm mir meine Kappe vom Kopf, legte sie ruhig auf die Lehne unserer orangenen Couch, auf der ich saß und fuhr mir dann mit meinen Händen durch mein Gesicht.   "Lass` es doch einfach! Sie haben die Leitung gekappt. Die Kid-Piraten wollen nichts mehr mit uns zu tun haben, akzeptier` das doch endlich.", seufzte ich meinem besten Freund zu, der knurrend seine Lippe verzog und den Hörer mit dem Besetzt-Zeichen, weiterhin stur an sein Ohr hielt.   Er drehte sich zu mir, warf mir einen extrem beleidigten Blick zu und rief mir lautstark entgegen, nachdem er den Hörer wieder auf die Schnecke gedonnert hatte.   "Vielleicht die Kid-Piraten, ja. Aber nicht Killer!!", stampfte er angesäuert auf mich zu und ballte seine Hände, "Wie kannst du nur blöd rumsitzen, wenn du noch nicht mal weißt, ob du ihn je wieder sehen wirst!!", beendete er seine tief verletzenden Worte und warf sich kraftvoll auf den Sitz neben mir.   Ich vergrub mein Gesicht weiter unter meinen Händen.   Ich wusste doch selber, wie kaltherzig ich in dieser Situation reagierte, konnte mich aber nicht davon abbringen, die negativen Gedanken zu verdrängen und tat das, was mir am wenigsten Schaden zufügte: Vergessen.     Ich war gereizt und überfordert, die Ungewissheit zerfraß mich! Mein bester Freund hatte zudem meinen verletzbaren Nerv getroffen und deutliche Spuren hinterlassen...     "Du hast doch keine Ahnung, wie ich mich fühle, Shachi! Oder glaubst du, nur weil ich nicht wie du, in einer Welt voller Kuchen und Einhörnern lebe, bin ich ein gefühlskalter Klotz?!", warf ich ihm giftig zu, richtete meine bissigen Augen auf seine böse funkelnden und setzte ein spöttisches Grinsen auf.   Er verzog sichtlich gekränkt seinen Mund, ehe er mit einem Satz auf mir landete und seine Finger in meinen Haaren verschwanden, um kräftig an ihnen zu ziehen.   "Du bist ein blöder Idiot Peng!", warf er mir verletzt zu, bevor er erneut begann, an meinen Haarsträhnen zu zerren, "Ein blöder blöder Idiot!", rief er laut und verzweifelt, bevor seine Stimme von einem lauten Schluchzen abgelöst wurde.   Seine bernsteinfarbenen Augen füllten sich mit seinen Tränen.   Die warmen Tropfen liefen seine Wangen in Bächen hinab, landeten auf meiner freien Brust und verteilten eine schmerzende Verbitterung in meinem Herzen.   Ich bin doch wirklich das Letzte...   Das Bild des weinenden Jungen über mir, brach mir das Herz. Es brach zusammen mit einem anderen wichtigen Teil von mir...   "...*schnief*... Shachi..."   Es war auch der Staudamm, der meine Emotionen für so lange Zeit zurück gehalten hatte.   "...*schluchz*... VERDAMMT....!!!", schrie ich Richtung Decke, musste mir jetzt die Hand vor den Mund halten, um keine weiteren peinlichen Laute von mir zu geben.   Mein bester Freund hielt in seinem Tun inne, schaute mich mit geschocktem Blick und weit aufgerissenem Mund an.   Ich hatte vor ihm noch nie einen solchen Gefühlsausbruch gehabt...   "P..Peng..?", hakte er zögerlich, leise nach und zog langsam seine Hand aus meinen Haaren, um sich mit dieser die Tränen vom Gesicht zu wischen.     "..*schluchz*... sei einfach still!...*schnief*... und drück` dich endlich an mich...*schnief*..", entgegnete ich ihm, ohne ihn anzusehen und drehte meinen Kopf Richtung der Sofalehne, damit er meinen mitleidigen Anblick nicht ertragen musste.   BOFF   So feste, wie mein bester Freund mich in der nächsten Sekunde umarmte, hatte er es schon seit Jahren nicht mehr getan.   "Lass` ruhig alles raus, Pen-Pen...", klopfte er mir fürsorglich auf meinen Rücken, flüsterte mir dann, mit seinem Kopf auf meiner Schulter liegend, aufmunternde Worte zu, "Killer hat dich ganz dolle lieb, vergiss das nicht...", fügte er noch leise hinzu und drückte mich ein ganzes Stück fester an sich, sodass meine Rippen drohten, aus meiner Brust zu springen.   "..*schnief*... halt einfach die Klappe...", grinste ich in seine weichen orangenen Haare, bevor ich seine Umarmung erwiederte und meinen Tränen freien Lauf lies.   ####     Killer       Seit Tagen war keine Insel in Sicht.   Ich brauchte einen dringenden Tapetenwechsel, weswegen ich mein Nachtlager vor etwa einer Woche in dem Krähennest auf unserem Deck aufgeschlagen hatte.   Nach dem letzten Streit mit meinem besten Freund, traf mich die bittere Erkenntnis wie ein kalter Eimer mit Eiswasser...   Warum suchte ich eigentlich noch nach einer gottverdammten Teleschnecke, wenn ich die Nummer sowieso nicht mehr wusste? WOFÜR verdammte Scheiße war ich von Insel zu Insel gestürmt und hatte jeden verfickten Elektronikladen abgeklappert?!   War es für mein großes Ego, welches sich seine Unfähigkeit nicht eingestehen wollte? War es einfach der sture Wille, der die Hoffnung nicht aufgab?   Nein, ich wusste genau woher meine Dickköpfigkeit rührte... Schuld war das Innere meiner linken Brust, welches mich immer weiter vorran trieb und mich weiterhin zwang, trotzig weiter zu suchen. Es war der Schmerz und die Leere, die mein Herz und meinen Kopf gefüllt hatten, seitdem Riku nicht mehr bei mir war.   ...   Vielleicht hatte ich das Alles ja auch verdient... Ich wusste, dass ich im Laufe meines Lebens viele Opfer gefordert und mich nicht gerade von meiner `guten Seite` präsentiert hatte.   Vielleicht sollte der eiskalte Killer, der zudem auch noch ironischerweise mit den Ausgeburten der Hölle verwandt war, keine Liebe empfinden. Vielleicht durfte oder sollte es einfach nicht sein...   Schief lächelnd, lies ich mich auf dem Holz des Nestes nieder, lehnte meinen Rücken an die Innenverkleidung und legte meinen Arm auf meinem angewinkelten Knie ab, meine Augen waren auf die dunklen Wolken über mir gerichtet.   Damals... strahlte der Himmel genauso trüb und düster vor sich hin..., stellte ich traurig in Gedanken fest, seufzte einmal lange und schloss dann für einige Sekunden meine müden Augenlider.   "...Es soll einfach nicht sein...", flüsterte ich leise zu mir selbst, um mir die Tatsache ins Gedächtnis zu rufen, "Du darfst nicht glücklich sein.", strafte ich mich selbst seufzend, legte mir meinen Unterarm über die Augen, die ich nun nicht mal mehr mit meiner Maske verdeckte, wenn ich mich in dem Vogelnest aufhielt, weil es mir mittlerweise mehr als gleichgültig geworden war.   Die Männer gingen mir seit Tagen aus dem Weg, wofür ich ihnen sehr dankbar war, da ich einfach nicht mehr die Kraft aufbringen konnte, mich für meine ungehaltene Art, die ich mir fälschlicherweise angeeignet hatte, in irgend einer Weise zu rechtfertigen.   Der nächste depressive Gedanke, den ich aussprach, setzte einen tiefen Schnitt in die bereits offene Wunde, die langsam aber sicher zu Verbluten drohte.   "Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich damals mit meiner Schwester zusammen gestorben wäre...", drang es flüsternd aus meinem Mund, der eher einer verzerrten Grimasse ähnelte.   Nachdem ich die Worte ausgesprochen hatte, brannte sich die Bedeutung hinter ihnen in meine Brust und traf genau die Stelle, die am schmerzvollsten war.   Es war wie ein Hebel, der umgelegt wurde. Ich konnte mich nicht gegen den Strudel der Depressionen wehren, der mich unaufhörlich weiter in die Tiefe zog, mit Hilfe der Bilder und Erinnerungen an die traumatisierenden Ereignisse von jenem Tag, die vor meinen inneren Augen im Schnelldurchlauf aufflackerten. Das Gefühl der Hilflosigkeit und der Verzweiflung, nahm mich ein und durchtrennte den letzten klaren Gedanken, wie eine Gioutine die Kehle eines zum Tode Verurteilten.   In meinem Wahn nahm ich nicht den starken Wind wahr, der aufkam und meine Haare wirr durch die Luft schleuderte. Zudem bemerkte ich nicht die Person, die seid einigen Minuten stumm auf den Seilen, die Deck und Mast verbanden, saß und jedes einzelne meiner verzweifelten Worte mit angehört hatte.   "Was redest du da eigentlich für einen Mist, Kira?", begann er leise seufzend, drehte seinen Kopf in meine Richtung und warf mir einen mitleidsvollen Blick zu, "Du hast kein Glück verdient? Du wärst lieber gestorben??", hakte er lauter werdend nach, stand auf und sprang mit einem Satz in das Krähennest zu mir, "Hörst du dich eigentlich selbst Reden?", fragte er weiter bestimmend nach, pflanzte sich stur neben mich und verschrenkte die Arme vor der Brust, hielt den Blick weiter auf mich gerichtet, "Du willst mir also weiß machen, dass du, nachdem wir uns all die Jahre durch die See geschlagen und wir endlich ein Stück Freiheit erlangt haben, einfach aufgeben kannst und alles hinschmeißen willst?" Er fuhr sich durch seine rote Mähne und seufzte Richtung Himmel, "Ich weiß zwar nicht, was dich so fertig macht, will es auch nicht wissen, da ich mich nicht in deine Angelegenheiten einmische, aber...", seine Augen spiegelten Zweifel wieder, als er nochmals laut Luft holte, " Man, Killer! So kann`s nicht weiter gehen und das weißt du genauso gut wie ich."   Er warf mir einen hilfesuchenden Blick zu, wollte wohl eine Antwort in meinem überraschten Gesicht finden, bevor er sich mit seinem Ellebogen freundschaftlich auf meiner Schulter abstützte und ein allzu bekanntes breites Grinsen seine Lippen zierte, "Du und ich wir waren doch schon immer vom Pech verfolgt.", erkannte er aufmunternd lächelnd, "Wenn uns kein Glück vergönnt ist, müssen wir es uns eben mit Gewalt holen!"   Der Spruch war wieder so typisch für meinen besten Freund... Und doch erfüllte er seinen Zweck und zog mich aus der negativen Flut raus, nur soweit, dass ich wieder neuen Mut finden konnte.     Meine Mundwinkel formten sich zu einem sanften Lächeln, ehe ich meinen Mund weit öffnete und laut den Wolken entgegen schrie: "SO NE SCHEIßE ABER AUCH!", begann ich breiter zu grinsen, "DIESES SCHEIß SCHICKSAL KANN MICH MAL KREUZWEISE!!", beendete ich mit aller Kraft und lies die depressiven Emotionen zusammen mit meiner Stimme im Nachthimmel verschwinden.   "Haha, so gefällst du mir gleich schon viel besser, Killer.", eröffnete mir mein Kapitän mit seinem ehrlichen Lachen, hob im nächsten Moment locker seinen Arm und verkrampfte seine Finger, um seine Kräfte einzusetzen.   Ich konnte die scheppernden Geräusche vom Deck unter uns hören, die immer näher kamen, hatte nicht mal die Zeit nachzufragen und warf einen verwunderten Blick auf den metallischen Schrottberg, der nun neben uns in der Luft schwebte.   "Ich dachte mir, wir könnten mal wieder wie früher, was zusammenschrauben.", erklärte er freudig, den Haufen Kleinteile bestaunend, "Ich meine natürlich nur wenn du Bock drauf hast. Wenn du aber lieber hier Draußen bei dem Mistwetter bleiben willst, soll mir das auch recht sein...", warf er mir mit seinen herausfordernd funkelnden Augen entgegen, die das Gesicht meines strahlenden besten Freundes hervorragend abrundeten.   Ich erwiederte seine Grinse-Fratze mit meiner in etwa gleich aussehenden eigenen, krallte mir im nächsten Moment meine Maske und erhob mich von meinem Platz, um ihm eine Hand zum Aufstehen zu reichen.   "Ich kümmere mich um die Schaltkreise und du um das Gehäuse.", entgegnete ich ihm bestimmend freundlich und zog ihn rauf.       --       Kid sollte Recht behalten, das Wetter schlug wenige Minuten später um, wie ein locker angelegtes Segel einer billigen Nusschale.   Wir befanden uns zu der Zeit, als der Sturm richtig anfing, längst in der Kajüte meines Kapitäns und hatten uns dort ausgebreitet.   Der peitschende Wind und die Hagelkörner, die gegen das Fenster einhämmerten, intressierten uns wenig, waren wir viel zu sehr damit beschäftigt fleißig vor uns hin zu Basteln.   Wir saßen gerade auf dem Boden, die einzelnen Kabel und Metallteile lagen verstreut um uns herrum und ließen gerade genug Platz, damit wir ungestört arbeiten konnten.   "Reich` mir mal den Schraubenschlüssel.", hielt mir Kid seine offene Hand hin, wischte sich mit seiner anderen die Öltropfen von der Stirn und werkelte mit ihr dann weiter an dem, worauf sein Blick schon die ganze Zeit über bedingungslos klebte.   "Killer, der Schlüssel!", forderte er aufdringlicher, richtete seine Augen jetzt auf mich und warf mir einen motzigen Blick zu.   Ich verkabelte in dem Moment konzentriert die kleinen dünnen Drähte, hatte meine störenden Haare, nach hinten zu einem Zopf gebunden und warf ihm einen genervten Kommentar an seinen Hohlkopf.   "Warum sollte ich ihn dir geben, wenn du ihn dir doch einfach mit einer Fingerbewegung selbst holen kannst?!", grummelte ich gedankenversunken vor mich hin.   Seine einzigste Bemerkung war sowas wie `Oh, stimmt ja.`, bevor er meinen Ratschlag ausführte und wortlos weiter arbeitete.   Wir zwei waren vom gleichen Schlag, wenn wir einmal in unsere Arbeit vertieft waren, konnte man uns nicht mehr aufhalten. Wir konnten stundenlang an unserem Werk rumschrauben, bis wir zu einem Ergebnis kamen, das uns zufrieden stellte. Natürlich besaßen wir beide ein ebenso großes Ego, welches vor Starrsinn nur so triefte, solle soviel heißen wie, dass wir uns nicht eher geschlagen gaben, bis alles vollständig und perfekt an seinem Platz angebracht war.   "Kid, der Sicherungskasten!", sprach ich fordernd in Richtung der Verkabelungen in meiner Hand, fummelte weiter an den Anschlüssen und bekam im nächsten Moment schon den Metallkasten vor die Nase geworfen.     Und so verstrich die Zeit. Die Nacht flog an uns vorbei, genauso wie der tosende Taifun, der über unserem Schiff wütete.         "Puh, ich bin fix und alle.", seufzte Kid laut auf, lies sich auf sein Bett fallen und zog sich seine Fliegerbrille vom Kopf, "Wie lange haben wir eigentlich an dem Teil rumgebastelt...?", hakte er entkräftete nach und schielte mit einem Auge zu mir rüber, erwartete nicht mal eine Antwort auf seine Erkenntnis.   Er konnte selbst eins und eins zusammen zählen, angefangen hatten wir als die Sonne unterging und mittlerweile war sie wieder aufgegangen...   Ich saß im Schneidersitz auf dem Boden, gab unserer Arbeit die letzten Feinheiten und begutachtete sie, indem ich sie mit beiden Händen drehte und wendete, mit meinen Augen jedes Detail scannte.   Meine Lippen formten ein breites Grinsen, ehe ich aufstand und Kid einen strahlenden Blick zukommen lies.   "Wir haben ganze Arbeit geleistet.", eröffnete ich ihm freudig seufzend und ging auf ihn zu, pflanzte mich neben ihn, indem ich mich auf die weiche Matratze warf.   "Das haben wir.", bestätigte er mir lächelnd und verzog dann missmutig sein Gesicht, "Sag`Mal müssen wir jetzt wirklich auf das Deck und die Sauerei, die das Mistwetter hinterlassen hat... aufräumen...?", kotzte er das letzte Wort beinahe aus.   "Leider ja, Kid.", erklärte ich ihm ruhig, die Tatsache missfiel mir mindestens genauso sehr wie ihm, soviel war sicher.   Wir hatten uns bis zum Äußersten verausgabt und mussten stark gegen unseren inneren Schweinehund kämpfen, um unsere Ärsche zum Aufstehen zu bewegen.   Ich erhob mich murrend, warf meinem Kapitän ein; "Na los, komm`schon.", gegen den Kopf und setzte einen Fuß vor den anderen.     --   Auf dem Deck sah es nun wirklich nicht rosig aus, die Nachwirkungen des Sturms waren deutlich zu sehen. Einige unserer Lagerkisten und Fässer, sowie einer der Nebenmäste, mussten dran glauben. Die Hagelkörner verfehlten ihre Wirkung nicht, hatten einige Löcher in unsere Segel und das Deck gerissen und der Wirbelwind hatte etlichen Müll an unser Deck geweht. Wer wusste schon, wie weit das ganze Zeug von ihm getragen wurde?   Einige unserer Männer waren schon bei den ersten Aufräumarbeiten, sowie an den Reparaturen dran, wofür ich unsere eigenständigen Crewmitglieder in Gedanken wirklich loben musste.     Kid kam schließlich auch auf das Deck gestolpert, stellte sich neben mich an die Tür, schaute sich nun ebenfalls das Desaster an und setzte ein geschlagenes Lächeln auf.   "Alles nur, weil du sie erzogen hast.", lachte er mir belustigt zu, deutete auf die fleißig wuselnde Mannschaft und schritt nun auf genau diese zu.   "Gute Arbeit, Männer! Alle weiter machen, dann können wir schon bald wieder Segel setzen!", rief er ihnen lobend entgegen.       Da der Schaden nun behoben wurde und keine weiteren Anweisungen von Nöten waren, machte ich mich auf den Weg zu meinem Wachposten, sprang auf die Seile, die zum Krähennest führten und kletterte zügig nach Oben.   Stoppte aber abrupt in meiner Bewegung, als ich einen Laut vernahm...   "...fieps..."   Was zum??   "Fieps!"     Das leise Zwitschern wurde immer lauter, je näher ich dem Nest kam.   Ich beschleunigte meine Bewegung, pfeifte jetzt auf das lahmarschige Klettern und hüpfte mit einigen grazilen Sprüngen die Seile hinauf, landete auf dem Rand des Ausgucks und richtete meine ungläubig blinzelnden Augen auf das, was ich in diesem fand...   "Ich fall` vom Glauben ab.", kommentierte ich abwesend das markabere Szenario, streckte meine Hand zu dem kleinen Ding und beugte mich vorsichtig nach vorne, "Wie kommst du denn hier her...?", fragte ich es mit einer beruhigenden Stimme und streifte mit meinen Fingern das sanfte Federkleid seines Kopfes. "..Der Sturm...", beantwortete ich mir selbst leise meine Frage und stieg nun langsam in das Nest.   "FIEPS!", zwitscherte es laut, als ob es mir Recht geben wollte und drehte seinen schwachen Kopf leicht in meine Richtung.   "Du bist verletzt...", erkannte ich überraschend besorgt, kniete mich zu dem kleinen Vogel und hatte ihn im nächsten Moment schon schützend auf meine Arme genommen.   "Ich helf`dir keine Sorge."   Ich legte meine Hand vorsichtig auf seinen Kopf und streichelte ihn.   Er hatte die Augen mittlerweile geschlossen und atmete ruhig, sein winziger Schnabel war etwas geöffnet und seine dunklen Federn wirkten stumpf und kraftlos.     Mit einem Satz war ich wieder auf unserem Deck gelandet, hatte mir zuvor den Gegenstand um die Schultern geworfen, der zusammen mit dem Tierchen auf meinem Platz gelandet war und steuerte stur auf die Tür zum Unterdeck zu. Die gaffenden Blicke unserer Crew ignorierend, öffnete ich sie mit einem kräftigen Tritt und verschwand schnellen Schrittes auf unserem Gang.       "K..Killer?? Dein Grinsen ist echt verdammt unheimlich...!", traf ich den futternden Heat auf meinem Weg, der aus der Küche schielte und mir seine verdatterte Visage hinhielt. "Ist das eine...-", deutete er mit dem Löffel in seiner Hand auf den Gegenstand, den ich bei mir trug.   "Jop."   Ich ging schnurstracks an ihm vorbei.   "J..Jetzt warte doch mal!", kam er protestierend hinter mir hergestürmt und flog erst einmal gekonnt auf die Fresse.   `Flatsch`   Er verteilte den großen Pott mit Schokoladeneis, den er in seinen Händen hielt, auf dem Boden und fluchte dann ungehalten vor sich hin.   Meine Mundwinkel schossen weiter nach Oben, ehe ich den Deppen hinter mir lies und weiter ging.   Natürlich blieb der laute Aufprall der Dumpfbacke nicht unbemerkt, weshalb im nächsten Augenblick auch schon die Tür der Kapitänskajüte aufflog...   "WAS HABT IHR IDIOTEN JETZT WIEDER ANGESTELLT?!", begann Kid (der übrigens immernoch keine Ruhe gefunden hatte) lautstark zu brüllen, warf zuerst dem am Boden liegenden Tollpatsch einen tödlichen Blick zu, bevor er auf meine seltsame Erscheinung aufmerksam wurde und diese auch kommentieren musste:   "Was zum?!", blinzelte er verwundert, kam auf mich zu und stellte sich mir fordernd in den Weg.   "Killer?", fügte er noch hinzu, verlangte nach Antworten und tippelte ungeduldig mit seinen Stiefeln auf dem Boden rum.   "Ich werde ihn behalten.", eröffnete ich ihm sturr knurrend, wollte mich an ihm vorbeischieben, wurde aber wieder von seinem breiten Arsch davon abgehalten.   "Killer, ist das dein Ernst?!", murrte er ungläubig und erntete nur ein bestimmendes Nicken meinerseits, wodurch er sich schließlich seufzend geschlagen gab.   "Wenn das so ist... Wehe das Vieh watschelt in mein Zimmer und kackt mir alles voll.", waren die Worte, mit denen er mir dann endlich den Weg frei machte.   Ich setzte erneut mein breites Lächeln auf, drehte mich zu meinem besten Freund und teilte ihm meine Gedanken mit. "Danke. Der Kleine hier hat mich auf die beste Idee überhaupt gebracht!", rief ich freudig erklärend und stiefelte weiter auf den Lagerraum zu.   Kid seufzte erleichtert, verschwand wieder in seinem Reich und warf die Tür, so wie ich, begleitet von seinen letzten Worten, hinter sich zu.   "Ein Pinguin Baby ist auf unser Schiff gepustet worden, ich fass` es nicht...", brummelte er fassungslos zu sich selbst und fand nun endlich den Schlaf den er sich so sehendlich wünschte.       ####     Penguin       Kaum zu glauben, dass es schon wieder an der Zeit war...   Heute fand für mich eines der schlimmsten Ereignisse überhaupt statt, weshalb ich gerade jetzt am liebsten im Bett liegen geblieben wäre, um mich unter meiner Decke zu verkriechen.   Alle Jahre wieder..., sang ich in Gedanken ironischerweise vor mich hin.   Natürlich war mir mein geheimer Wunsch des `in Luft auflösens` nicht vergönnt, was sich dadurch zeigte, dass mein bester Freund mir energiegeladen wie immer, die Decke aus meinen Händen riss, nur um danach mit voller Wucht auf meinen Bauch zu hüpfen.   "PEN-PEN, Auuuuufsteeeeheeeen!!", rief er freudig strahlend und wippte mit seinem vollen Gewicht auf meinem verdammten Magen rum! Ich knurrte ihm finster zu, drehte meinen Kopf von ihm weg und schloss meine Augen, versuchte mich weit weg von ihm zu Denken. Nicht falsch verstehen, selbst ich hatte nicht an den Erfolg meines IQ-reichen Einfalls geglaubt, wollte nur im Halbschlaf einfach an die Hoffnung klammern, dass Shachi vielleicht ja, wie durch Zauberhand zu einer Pusteblume mutieren und einfach verpuffen würde...   "Nun sag schon! Was wünschst du dir Peng??", forderte er mich quängelnd zum Reden auf, lies sich nach hinten plumpsen und gab mir nochmal einen richtigen Stoß in die Magengegend.   "DASS DU VERDAMMT NOCHMAL VON MIR RUNTER GEHST!", brüllte ich ihn an, fuhr ruckartig nach Oben und schubste den Deppen von mir runter.   Shachi landete auf seinem Hinterteil, rappelte sich Kopfschütteln auf und grinste mich breit an.   "Du bist ja wach!", strahlte er bis über beide Ohren, besprang mich im nächsten Moment mit offenen Armen und schlang sich um meinen Rücken. "Alles Gute zum Geburtstag, Pen-Pen!!!", drückte er mir doch schon wieder so verdammt feste gegen meinen Bauch und lachte wie ein kleines Kind, dass einen Lutscher in die Finger gedrückt bekommen hatte.   "Ja, ja, lass` stecken...", grummelte ich verschlafen, versuchte ihn von mir weg zu schieben und seufzte fragend; "Kannst du mich nicht einfach in meinem Bett vergammeln lassen?"   Shachi kicherte leise. "Du bist so grummelig wie jedes Jahr!", erkannte er belustigt, lies nun von sich aus los, griff stattdessen nach meinen Schultern und hielt mir unschuldig seine Strahle-Fresse vors Gesicht, "Die anderen warten schon, lass`und nach Oben in den Gruppenraum gehen.", beschloss er im Alleingang, zerrte mich am Oberarm hoch und schleifte mich hinter sich her zur Höhle der lauernden Bestien.     --     Oh Gott, wie kitschig...., verdrehte ich gedanklich meine Augen, bei dem Anblick des großen gedeckten Tisches und der riesig aufgebauten pinken Torte in der Mitte, die mit kleinen lilanen Kerzen beschmückt war.   "ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG PENGUIN!!!", ertönte es im Chor, von der blöd grinsenden Belegschaft, inklusive ihres stumm lächelnden Kapitäns, als ich von Shachi in den Raum geschubst wurde.     Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, meine schlechte Laune für mich zu behalten, konnte und wollte den Deppen am Tisch keine Dankbarkeit vorheucheln.   "Moin.", war das Einzigste, was mir entweichen wollte, ehe ich mich in Bewegung setzte und zu dem Platz neben Bepo trottete, um mich auf diesen zu pflanzen.     Ich seufzte einmal laut, zog mir meine Kappe ins Gesicht, die mein bester Freund mir glücklicherweise vorhin im Vorbeigehen aufgesetzt hatte und warf einen Blick zu unserem Käpten rüber, dessen schadenfrohe Fratze mir entgegenleuchtete wie ein von Strahlen verseuchtes Sumpfgebiet.   "Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden...", kommentierte er vor Sarkasmus triefend, "Was ist denn los? Hast du schlecht geschlafen oder...-"   "Du weißt verdammt nochmal genau was `los ist`, stell dich nicht so dumm und gratulier mir endlich, Law!", forderte ich ihn auf sein alljährlich bekanntes Folterspiel zu beenden und endlich klaren Tisch zu machen!   Letztes Jahr war es doch genau das selbe! Unser sadistisch veranlagter Kapitän hatte so lange Salz in die Wunde gestreut, bis ich explodiert war und ihm den Kuchen an den Kopf geworfen hatte.   Und das Alles nur, weil ihm das Freude macht! Weil er gerne mit seinen Opfern spielte und sie quälte, bis der nette Herr Todes Chirurg seine Genugtuung bekommen hatte oder es ihm einfach zu langweilig wurde.   "Ist ja gut. Natürlich wünsche ich dir von Herzen viel Gesundheit, auf das du nicht plötzlich einer Unterwasserkrankheit erliegst und wir dich an irgend einer Insel aussetzen müssen.", lächelte er weiter so unendlich amüsiert und griff nach dem Weinglas, welches vor ihm stand, um es in die Luft zu halten.   Das orangehaarige Nervbündel neben mir rüttelte hektisch an mir rum, weshalb mein Gesicht ungefähr so aussah wie eine ausdruckslose Götzen-Statue, die sich nichts sehnlicher wünschte, als sich einfach in die Tiefen der Schlucht zu stürzen, über welcher sie hang.   "Jetzt puste schon die Kerzen aus und wünsch` dir was Pen-Pen! Schließlich wird der Kuchen sonst noch schlecht!", erklärte er mir fordernd und zeigte nervend auf die große Sahnetorte auf dem Tisch.   Ich kannte ihn gut, ZU gut. Ich wusste, ihm lief die Sabber fast aus seinem Mund, bei dem Anblick der gigantischen Süßspeise, die nur darauf wartete, in seinem Bauch zu verschwinden.   "Ich wünsche mir ganz weit weg zu sein!", rief ich gereizt und warf dem Energiebündel einen giftigen Blick zu, den er gekonnt ertrug und nur ein naives: "Pschhh, du darfst deinen Wunsch nicht verraten...", zischte.   Law kicherte wieder ungemein belustigt, weshalb er auch prompt meinen bissigen Kommentar zu spüren bekam. "Wart`s nur ab, bis du selbst Geburtstag hast.", knurrte ich ihm missmutig zu und drehte meinen Kopf jetzt in Richtung des Kitsch-Kuchens.   Damit die Nervensäge neben mir endlich Ruhe gab und sich in aller Ruhe mit Zucker vollstopfen konnte, lies ich meinen Blick ein letztes Mal über die flackernden Lichter gleiten, bevor ich begann tief Luft zu holen.     Was wünschte ich mir überhaupt? Gab es irgendwas, was mir so Wichtig war, dass ich es unbedingt gerade jetzt haben wollte?   ...   Mit einem langen, Lungenerweiterten Pusten, erloschen alle brennenden Flämmchen und tauchten den Raum in einen angenehmen Mix zwischen Morgensonne und Dämmerlicht.   "Shambles"     Ich konnte nicht mal mehr Luft holen, da begrüßte mich schon der Morgenwind und knallte wie ein Peitschenhieb in meine Fresse.   Mein Allerwertester machte eine unsanfte Bekanntschaft mit dem harten Metall unseres Schiffes, weshalb ich laut vor mich hin fluchte.   "Danke, Idiot!", pfefferte ich der Sonne entgegen und machte ihr klar, dass sie mit ihren blöden blendenden Sonnenstrahlen bleiben konnte, wo der Pfeffer wächst!   Ich konnte mir genau vorstellen, welche Visage mein Kapitän gerade hatte, wie er mich auslachte und ich wusste auch genau, was ihm in diesem Moment durch den Kopf ging!   Er würde EINHUNDERTFÜNFZIG prozentig sowas sagen wie:`Was hast du denn, das ist mein Geschenk an dich, das hast du dir doch gewünscht oder nicht...?`   Was hätte er getan, wenn wir nicht zufällig an der Wasseroberfläche getrieben hätten? Ok, blöde Frage, die Intelligenzbestie hatte das sicher Tage im vorraus geplant!   Ich entschied, einfach trotzig hier sitzen zu bleiben und zu Warten, bis die Sonne in einigen vielen Stunden wieder hinterm Horizont verschwinden würde.     Ich seufzte laut, nahm eine entspanntere Position, mit dem Rücken an der Reeling lehnend, an und schaute zum Himmel rauf.   Meine Augenbrauen zogen sich verwundert zusammen, als sich meine Augen auf die Möwe fixierten, die seit geraumer Zeit über unserem U-Boot umher kreiste und auf irgendetwas zu Warten schien.   Oder wartete sie auf jemanden?           Etwa eine Stunde später.   Die Tür zum Deck wurde laut aufgestoßen, meine feierwütigen, uneingeladenen Gäste versammelten sich lachend auf dem Deck und waren unüberhörbar.   Ich beobachtete die Gestalten lässig von meinem Platz aus und regte mich erst, als die Möwe im Sturzflug auf unseren Kapitän zuflog.   "KRAAAH!", kam der laute Vogel über den Köpfen der Männer zum Stehen und flatterte aufgeregt auf der Stelle, "KRAAH..KRAH!"   Die Vorführung lockte meine Aufmerksamkeit. Neugierig hopste ich vom Oberdeck zum Hauptdeck und stellte mich neben Shachi, um genau wie er, die Briefmöve, die sich mit einem großen Beutel um den Hals, nun in die Mitte unseres Kreises gepflanzt hatte, zu begaffen.   Das Tierchen funkelte Law fordernd an, pickte einige Male auf den Boden und wartete auf eine Reaktion seinerseits.   "Was hat sie gesagt Bepo?", hakte unser Kapitän bestimmend nach, verschrenkte die Arme vor der Brust und warf dem Vogel einen musternden Blick zu.   Der weiße Teddybär überlegte kurz, sah dann aus, als ob ihm ein Licht aufgegangen wäre und schaute zu mir rüber, in seinem Gesicht stand ein großes Fragezeichen geschrieben.   "Er hat gesagt `eine Eilsendung für Penguin`. Und wollte dann 10.000 Berry für die Lieferung haben.", erklärte unser Vize verwundert und richtete seine Augen dann zu seinem Kapitän, der sogleich seine Mundwinkel nach Oben zog.   "Für Penguin, soso...", kommentierte er freundlich lächelnd und schickte Bepo mit einer Handbewegung und den Worten "Hol`mir mal bitte 10.000 Berry.", unter Deck.         Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und hielt dem Postträger den Umschlag mit dem Geld hin, den unser Vize in Windeseile besorgt hatte.   "Das geht auf mich.", kommentierte er und nahm den großen Karton entgegen, der aussah, als hätte ein Fünfjähriger daran rumgefummelt.   Er war in etwa so groß wie ein Kopfkissen und war mindestens zehnfach mit dickem Paketband beklebt.     Der Vogel flog wortlos wieder davon und alle Augen richteten sich auf die riesige, schnörkelige Aufschrift, die sich auf dem Paket befand:     `Für den Eisvogel mit dem feurigen Herzen eines Phönix`     Als die peinlichen Worte langsam aber sicher in meinen Verstand sickerten, schoss mir die Röte ins Gesicht, bevor ich panisch nach dem Kasten griff und ihn meinem Kapitän förmlich aus den Fingern riss.   Ich drückte das Päckchen, feste an mich, versuchte in meiner Scham, die unglaublich kitschige Schrift zu verdecken und warf dem überheblich grinsenden Plüschkappenträger einen giftigen Blick zu.   Ich wusste, er musste seinen Mund aufmachen und mir einen Spruch aufdrücken, das musste er einfach machen, sonst wäre er nicht der Mistkerl, der er nun mal war.   "Da hat wohl noch jemand an dich gedacht, mein lieber Penguin.", erkannte er spöttisch, lachte laut auf, was die anderen Zuschauer nur zum Mitmachen anregte.   Ich schenkte ihm den tödlichsten Blick, den ich aufbringen konnte und wurde dann von dem übertrieben neugierigen Shachi in die Seite gestoßen.   "Mach es auf!", rief er quängelig, wollte schon selbst seiner Aufforderung nachgehen, hätte ich den Kasten nicht aus der Reichweite seiner Griffel fern gehalten, was dazu führte, dass er einen Schmollmund zog und lauter wurde.   "Menno...", seufzte er gespielt, bevor seine Augen merkwürdig verdächtig anfingen zu blitzen und er losplärrte; "Vielleicht ist es ja von Killer! Dann musst du es schnell aufmachen!"   Wieso konnte er seine verdammte Klappe nicht EIN EINZIGES MAL halten?!   Ich hoffte in dem Augenblick inständig, dass meine Tomaten-ähnliche Fratze von genügend Stoff verdeckt wurde... Ansonsten könnte mich auch einfach jemand umbringen und..-   "Shambles."   ...   Das waren die Worte, die die letzten Überbleibsel meiner Männlichkeit retteten.     Schnell eilte ich zu unserer Zimmertür um diese mehr als nur einmal abzuschließen.   Ich atmete laut aus, dankte Law innerlich für sein Gespür für spannungsgeladene Situationen und dafür, dass er mich in unser Zimmer buxiert hatte.       Endlich alleine..., stellte ich erleichtert fest und lies mich auf dem Sofa nieder, stellte den Karton auf den kleinen Couchtisch und streifte mir die Kappe vom Kopf, damit ich mir wirsch über die Haare fahren konnte.   Meine Augen richtete ich zum ersten mal wirklich aufrichtig auf das Geschenk vor mir und lies jetzt auch den Gedanken zu, der sich mit dessen Absender beschäftigte.   Kira... Unverkennbar, der Aufdruck schrie förmlich nach seiner Handschrift...   Nachdem ich noch immer nicht wirklich wahr haben wollte, was sich hier gerade abspielte, griff ich zögerlich nach dem vielen Klebeband, das um die Pappe klebte, wie der Kokon einer Spinne.     Mir kam es vor wie Stunden, an denen ich an der Verpackung rumfummelte wie ein Irrer, bis ich es wenigstens soweit offen hatte, dass ich an die Laschen des Kartons ran kommen konnte.   Ich holte noch einmal tief Luft, hielt dann den Atem an und öffnete das Geschenk des blonden Vizen, mein Herz hämmerte unaufhörlich stark gegen meine Brust, alleine bei dem Gedanken an ihn...     "Du bist doch wahnsinnig...", lächelte ich murmelnd vor mich hin und lehnte mich laut seufzend nach hinten in das Sofa, "Du bist doch nicht mehr normal...!", grinste ich breiter, kniff meine Augen zu und sammelte gedanklich neue Kräfte für das Bevorstehende.   Für diejenigen, die jetzt wissen wollten, was sich in dem Kasten befand... Es war noch ein Kasten, wer hätte das gedacht?   Dieser bestand aber nicht aus Pappe, sondern aus Metall, war gerade mal so groß wie eine Kaffeetasse, dafür aber viel schwerer als sein Vorgänger.   Den weißen Umschlag, der wohl ein Brief war, legte ich erst einmal zur Seite, nahm mir jetzt den Gegenstand vor und hielt ihn ehrfürchtig vor mich.   Meine Augen klebten an der Verzierung, die an den vier Außenseiten des Würfels dran geschweißt wurde. Es war jeweils ein rundes Tribal, es glitzerte in den Farben Silber und Gold, silbern Innen, golden die Ränder und sah wirklich prunkvoll aus, mit den kleinen bronzefarbenen Sternchen, die das komplette Werk abrundeten.   Nachdem ich den atemberaubenden Anblick noch einige Momente auf mich wirken lies, begann ich das Kästchen in meiner Hand vorsichtig zu drehen und zu wenden.   Auf der Unterseite fand ich wonach ich suchte, einen kleinen Knopf, der danach rief, dass man ihn betätigte.   Bevor ich meinen Finger dazu veranlasste, legte ich ein sanftes, geschlagenes Lächeln auf und seufzte erneut vor mich hin. "Du bist wirklich...", versuchte ich erneut zu meckern, fand aber keine Worte mehr. Diese Situation war so verdammt irreal, dass ich das Ganze einfach als schlechten Scherz abtun musste.   Vielleicht hatte mich Shachi heute Morgen ja doch weiter schlafen lassen..., versuchte ich eine Erklärung zu finden, begleitet von der Hoffnung, dass ich in Wahrheit doch wach war und Killer mir wirklich ein Geschenk zu meinem Geburtstag geschickt hatte...     `klick`     Der Würfel öffnete sich langsam, kleine in orange und rosatönen gehauchte Lichter warfen ihren Schein auf das runde Podest, auf dem zwei Figuren angebracht waren. Sie fuhren begleitet von einer Melodie nach Oben und zauberten mir ein Lächeln auf die Lippen.   Breiter konnte das dicke Grinsen in meinem Gesicht nicht mehr werden, als mir das bekannte Lied, welches die kleine Spieluhr spielte, in die Ohren drang...     `Er sang sobald ich schlief~, Und kam mir nach~. Mir schien dass er mich rief~, Und mit mir sprach.~ `       Die kleine Pinguinfigur, die dem großen rötlichen Phönix-Vogel, der über ihm flog, entgegenblickte, streckte seinen Kopf nach Oben und schien mit ihm zu singen, bewegte seinen Schnabel im Tempo der Melodie.   `Träum ich denn immer noch?~ Ich fühl es hier:~ Ganz nah ist das Phantom der Oper da,~ Es lebt in mir.~`     Jetzt war es der Feuervogel, der eine Ball-Maske über seinen Augen trug, der seinen Schnabel öffnete und dem treudoof guckenden Pinguin entgegensang.     `Komm sing mit mir heut' Nacht~ Bei Kerzenschein!~ Dann fängt dich meine Macht~ Noch stärker ein.~`     Es war unschwer zu erkennen, dass es sich bei dem Lied um `das Phantom der Oper` handelte und die beiden Text-Parts jeweils von den passenden Rollen gesungen wurde.   Bei den nächsten Strophen, fingend die Figuren an, in Begleitung der rosa leuchtenden Lämpchen, zu tanzen. Sie drehten sich, zusammen mit dem Podest auf dem sie standen.     `Und wendest du den Blick auch ab von mir~, Ganz nah ist das Phantom der Oper da~, Es lebt in dir.~`     Mich überfiel ein hysterischer Lachanfall, bei der Erkenntnis, wie recht das Phantom doch mit seinen Worten hatte...   Natürlich war Killer immer da, sein Bild war fest in der Mitte meiner Herzwände eingraviert.   Auch wenn ich mir selbst so oft eingeredet habe, dass ich ihn vergessen kann... Nie und nimmer konnte ich das!     Mein breites eingepflastertes Grinsen blieb, als ich die hübsche Spieluhr neben mich auf den Tisch stellte und in Begleitung ihrer schönen Melodie, begann den blanken, weißen Briefumschlag zu öffnen.   ...     "Du großer blöder Trottel!", fluchte ich geschlagen lächelnd, hielt mir die freie Hand über die Stirn und knüllte mit der anderen den Brief fester in meinem Griff, während meine Augen langsam über die Zeilen wanderten.     An den giftigen Wüstenskorpion mit dem Spitznamen eines Rotkehlchens,   Unsere Wege trennten sich auf furchtbarste Art und Weise, rissen dich aus meinen Armen und hinterliesen die Leere, die mich seit jenem Tag begleitet. Es vergeht keine Stunde, an der ich nicht an den Mann denke, der mein Herz mit der Kraft eines Orkans, im Sturm erobert hat und dessen Schatten mich seit dem heimsucht, wie eine besessene Seele ihren verfluchten Besitzer. Auch wenn die wunderschöne Rose mich mit ihren Dornen abweist, verbrenne ich mir gerne meine Finger an der süßen Versuchung.   Die sturmgünen Smaragde, die ich nur zu gerne in einer Schatztruhe wegschließen würde, hypnotisieren meine törichten Gedanken.   Das breite Lächeln der Lippen, die ich nur zu gerne auf die meinen kleben würde, sodass sie sich nie wieder von den meinen lösten, verzauberten mich seid der ersten Berührung.   Ich bin ein Einfallspinsel, der wirklich an die Erscheinung eines Engels glaubt, weil er ihn doch selbst mit seinen eigenen Augen bestaunen durfte. Mein Wille ist zu schwach, um gegen den Bann des magischen Wesens anzukommen. War es vielleicht der Fluch, seines Zauberspruches, welchen er auf seiner Brust geschrieben trug? War es die Schusswaffe, die er mir in meinen Gedanken an den Kopf hielt, die mich dazu zwingt?   Hatte er den Abzug gedrückt, damit sich die Kugel mitten in mein Herz bohren und mir dieses unbeschreiblich starke Gefühl des Kontrollverlustes übermitteln konnte?   Ich persönlich bin der Meinung, dass es das bitter-süße Zusammenspiel zwischen Feuer und Sünde war, welches mich an die Person kettet und mir die Luft abschnürt.   Es waren die kleinen glücklichen Erinnerungen, die ich mit diesem jemand verbringen durfte und auch jedes Detail, dass ihn ausmacht. Es waren seine besonderen Macken, die kleinen menschlichen Fehler und auch seine niedliche Naivität, die er mit aller Macht zu verstecken versucht.   Ich liebe ihn dafür und werde sicher nicht auf die beschränkten Meinungen der Besserwisser-Stimmen in meinem Hinterkopf hören, die mir weiß machen wollen, dass keine Zauberwesen in unserer Welt existieren.   Das Band, welches mich mit meinem Gegenstück verbindet, ist stärker als jede Entfernung und diese wird mich auch nicht davon abhalten, ihm meine Gefühle mitzuteilen!     Worauf ich hinaus wollte, mein lieber kleiner Eisvogel, werde ich dir nach langem Hinauszögern mitteilen:   Alles Gute zum Geburtstag Riku!   Komm bloß in einem Stück wieder zu mir zurück, damit ich dir verdammt nochmal endlich meine Liebe in die Fresse drücken kann!       Die erste Träne fiel auf das leicht zerknitterte Papier, verwischte die blutrote Schrift der letzten Zeile, bevor der kleine Tropfen sich langsam begann, aufzulösen.     "IDIOT..!", schluchzte ich laut und lies die einzelnen Salzwassertropfen weiter auf den Brief regnen,"..*schnief*... Wie kann jemand nur so einen schnulzigen Text schreiben....", flüsterte ich leise gegen die Zimmerdecke und strafte mich innerlich selbst darüber, dass ich ihm das Datum meines Geburtstages verraten hatte.   Ich warf meinen Kopf nach hinten, versuchte mein fiebriges Gesicht vor der Außenwelt zu verstecken und formte meine Lippen zu einer wahnsinnigen Grimasse.   "Hahahahah...Hahahaha.."   Das war alles so bizarr! Hatte die Realität ein Riss in ihrem System, oder was??     Ich lachte mir die Seele aus dem Leib, lies dem Gefühl der Befreiung freien Lauf und stempelte mich offiziell als Patienten ab, bevor ich meine Augen über die Zahlen der Nummer gleiten lies, die auf der Rückseite des Zettels notiert war.   Jetzt stand es fest: Ich war wirklich der glücklichste Mensch auf der ganzen fucking Welt!   Heute war der schönste Tag meines Lebens!           ---***---     Weit entfernt, auf einem großen düster gehaltenen Schiff, stand ein beleidigt dreinblickender blonder Vize, der seinen rothaarigen besten Freund mit einem vorwurfsvollen Blick strafte.   Der breit gebaute Mann mit der Feuermähne zuckte mit den Schultern und entschuldigte sich mit den Worten: "Sorry, aber ein Paket muss nun mal ordentlich eingepackt werden, da sind zwei Rollen Klebeband das Mindeste, was drauf muss.", grinste er und lies die brennende goldene Flüssigkeit in seinem Rachen verschwinden. Hosted by Animexx e.V. 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