Side-Story (Karma is a Bitch) Der Pinguin und das Phantom der Oper von blackNunSadako ================================================================================ Kapitel 1 Der geheimnisvolle Pinguin (Killer) --------------------------------------------- Als ich ihn das erste Mal sah, konnte ich seine enorme Präsenz durch mein Haki spüren.   Ich war ehrlich beeindruckt, als er mit seinen beiden Kameraden unser Schiff betrat und unbeeindruckt vor mir stand, nachdem er einen unserer Männer durch den Flur gezerrt hatte. Sein halbes Gesicht war verdeckt von dem Kragen des weißen Anzuges, welches den Jolly der Heart-Piraten auf der Brust zierte und dem Schirm seiner Kappe, die seine Augen vollständig bedeckte. Die Aufschrift seiner Mütze war `Penguin`.     Wir saßen jetzt schon seit mehr als vier Stunden in der Bar unserer `Bloody Mary` und unterhielten uns. Wobei ich erwähnen musste, dass der Bär und der orangehaarige Tollpatsch die meiste Zeit redeten, der Kerl mit der Penguin-Kappe hielt sich im Hintergrund und wachte über seine beiden Freunde.   Ich hatte ihm geschlagene zwanzig Mal nachgekippt und das war wirklich kein billiger Fusel, den wir hier hatten. Trotzdem saß er ohne eine Miene zu verziehen an dem Ende des Tresens und schlürfte in aller seelenruhe ein Glas nach dem anderen, seine Augen nicht von seinen Begleitern ablassend.   Ich musste ihn einfach ansprechen. Ich war zu neugierig.   "Hey.", warf ich ihm locker, ruhig zu und stellte mich hinter den Tresen vor ihn, füllte sein Glas auf und legte meinen Kopf auf meine abgestützten Arme.   Der Angesprochene drehte seinen Kopf in meine Richtung und schaute über seine Schulter zu mir rüber. Ich war nah genug, um für einen Bruchteil einer Sekunde seine Augen unter dem Schirm seiner Kappe zu treffen. Seine Augenfarbe war ein dunkles Grün, wie die Farbe einer giftigen Schlange.   "Was?", fragte er ruhig, klang desinteressiert.   Seine Augen konnte ich nicht mehr sehen.   Warum er sie wohl versteckte?   "Wie heißt du eigentlich?", fragte ich leise, um nicht die Aufmerksamkeit der anderen auf mich zu ziehen, die sich gerade in einer hitzigen Diskussion befanden.   Mein Gegenüber drehte sich etwas weiter zu mir, sodass er jetzt direkt gegenüber saß, seufzte und stütze seinen Kopf locker auf seiner Handfläche ab.   "Sieht man das nicht?", fragte er mich leise und deutete mit seinem Finger auf seine Kappe.   "Du heißt wirklich `Penguin`?", hakte ich ungläubig nach und zog eine Augenbraue nach oben, was mein Gegenüber wegen meiner Maske nicht sehen konnte.   Nach einem erneuten Luftstoß bildete er ein breites Lächeln, welches deutlich unter seinem Kragen hervorstrahlte.   "Gegenfrage: Heißt du wirklich `Killer`?"   Das Argument war gut, das musste ich ihm lassen.   "Touche`.", lächelte ich zurück.     ---     Vom Krähennest aus beobachtete ich öfters die Crew des Chirurgen, ihr Schiff war ja direkt an unseres drangehängt. Es war eigentlich nur aus purer Langeweile heraus.   Manchmal sah ich die drei auf ihrem Deck faulenzen, an anderen Tagen arbeiteten sie und an wieder anderen waren sie damit beschäftigt, die anderen rum zu scheuchen.   Was mir bewusst wurde: Die drei waren immer zusammen. Gingen die auch zusammen aufs Klo oder was?       Heute war wieder einer der Tage, an dem ich gelangweilt zum leeren Deck des U-Bootes rüber schaute und vor mich hin träumte.   Es war alles wie immer, bis zu der Sekunde, als die Decktür der Heart-Piraten laut aufflog und der Orangehaarige, Shachi so hieß er wenn ich mich richtig erinnerte, fluchend aus ihr stürmte. Von hier Oben verstand ich nichts, sah nur den Bären hinter ihm herrennen.   Shachi sprang auf unser Deck, was mich wunderte, aber ich zunächst nicht reagierte und sie weiter beobachtete. Ich war wachsam, konnte im Notfall jederzeit eingreifen und sie mit einem Luftangriff erledigen, wenn es sein musste.   Die Stimmen wurden lauter, sie blieben genau unter dem Mast stehen, auf dem ich stand und diskutierten lautstark.   "Shachi! Peng hat das doch nicht so gemeint! Komm lass uns zurück gehen, hier ist es unheimlich...."   "Nein, diesmal nicht, Bepo. Er hat jedes seiner Worte ernst gemeint! Und du kannst mich nicht davon abbringen!"   "Aber... Alkohol war doch noch nie die beste Lösung..."   "Alkohol ist eine der BESTEN Lösungen!", plärrte die Orange freudig und verschwand mit seinem Kumpel durch die Tür des Unterdecks.   Jedem anderen hätte ich wegen seiner Dreistigkeit den Kopf abgeschlagen. Wir kannten uns gerade Mal eine Woche und sie verhielten sich, als ob unser Schiff ihr Zuhause war.   Ich seufzte, schaute wieder rüber zu ihrem Deck.   Der dritte von ihnen, mit dem sie sich wohl gestritten hatten, lehnte mit verschrenkten Armen neben der Tür und schaute zu unserem Deck rüber. Hatte er sie beobachtet?   Er schaute kurz zu mir hoch, drehte sich und ging zu einem höher gelegenen Platz ihres Decks, setzte sich an die Reeling und zog seine Mütze tiefer ins Gesicht. Er verschrenkte die Arme hinter dem Kopf und blieb in seiner Position für die nächsten Minuten.   Wartete er etwa auf seine beiden Freunde?   Ich hatte genug gesehen, sprang vom Vogelnest und lief auf unsere Tür zum Unterdeck zu, öffnete sie, nachdem ich noch einen schnellen Blick zum U-Boot geworfen hatte.     Wie zu erwarten war, saßen die beiden Heart-Piraten in unserer Bar und tranken. Der Eisbär hatte sich eine Flasche Orangensaft genommen, während sein Begleiter eine große Flasche Rum in der Hand hielt. Sie stritten immernoch.   Ich ging auf sie zu, sprach sie an.   "Hi.", grüßte ich sie freundlich, stellte mich hinter den Tresen und bereitete einen Erdbeershake für den weißen Bären und einen Martini für mich zu. Shachi hatte sich ja schließlich schon selbst ausgeholfen.   "Hey Killer. Du wirst nicht glauben, was Penguin gemacht hat!", meckerte der Beschwippste vor sich hin, kein Wunder, da er das Zeug wie Wasser schluckte. Nicht mal `ne Entschuldigung für die Benutzung der Bar und das Saufen unserer Vorräte? Ok...   Ich stellte mich lässig an das Holz und nippte an meinem Cocktail.   "Hmm... Werd`ich nicht? Was hat..-"   Das reichte dem angepissten Energiebolzen um los zu plärren.   "Angefangen hat`s Heute Morgen! Da wollte er mich schon nicht an das Messerbrett lassen, als ich ihm beim Frühstück helfen wollte! `Es ist viel zu gefährlich für dich`, hat er beteuert und mich mit Tassen, die er mir entgegen warf, wieder aus der Küche gescheucht!"   Ich zog die Augenbrauen nach Oben, konnte mir das komische Bild nicht wirklich vorstellen. Das Szenario von dem ruhigen Pinguin, der seinen Kumpel mit Porzellan jagt. Das passte irgendwie nicht zusammen.   Der Orangehaarige trank einige Schlucke aus seiner Flasche, holte tief Luft und meckerte weiter.   "Ich meine, für wie alt hält er mich?? Ich bin ZWANZIG verdammte Jahre alt! Und er ist sogar noch ein Jahr jünger wie ich!!"   Warte mal, der Penguin-Kappentyp war erst 19? 4 Jahre jünger als ich? Irgendwie hatte ich ihn älter geschätzt, wenn ich ehrlich war. Naja wegen seiner Mütze konnte man ja auch nicht wirklich was erkennen.   Der Vize der Heart-Piraten schlürfte ruhig an seinem Shake, schaute zu seinem beleidigten Kameraden und hörte sich ebenfalls seine Schimpfbekundungen an.   "Immer muss er mich bemuttern! IMMER!! Seit verfluchten neun Jahren, vier Monaten und zwölf Tagen, spielt er jetzt schon meine Mutter!"   So lange kannten sie sich schon?   "Aber eben hat er es einfach zu weit getrieben! Das war einfach zu viel!!"   Er verstummte und schniefte einen Moment, sein Freund legte aufmunternd eine Pfote auf seine Schulter, richtete sein Wort an ihn.   "Shachi, er hat doch nur..-"   "ICH WEIß GENAU WAS ER DAMIT GEMEINT HAT! ..*schnief* ... Er hat sie doch mit Absicht runtergeschmissen!... *schnief*... Er wusste genau wie viel sie mir bedeutet.... *schnief*..."   Ich verstand so gut wie gar nichts. Um was ging es?   Er schluchzte noch ein paar Worte, bevor er dann endgültig schwieg.   "...als ob ich sie einfach so vergessen könnte...."   Er widmete sich wieder seinem Alkohol und schaute nachdenklich zu Boden.   Ich seufzte, leerte mein Glas und stellte es weg.   Mehr würde ich auch nicht erfahren, ich sollte die beiden lieber alleine lassen und zurück zu meinem Posten gehen.     --   Seit zwei Stunden saß ich im Krähennest, hielt Wache, ohne weitere Vorkommnisse.   Der Mond wurde von einigen dunklen Wolken überdeckt, ein Regenschauer war im Anmarsch.   Die beiden Heart-Piraten, die es sich in unserer Bar bequem gemacht hatten, ließen sich nicht mehr Blicken.   `Der Penguinkerl ist bestimmt schon in seiner Kajüte und schläft in aller seelenruhe`, dachte ich mir und warf einen Blick auf das gelbe Schiff der anderen Mannschaft.   Ich zog eine Augenbraue nach Oben, als ich sah, dass er immernoch stumm in seiner Position, die er vor Stunden eingenommen hatte, verharrte.   Er wartete also wirklich auf sie..?   Ich zuckte mit den Schultern, war ja nicht mein Bier, was die Crew des Plüschdoktors trieb.     ---     Wie ich vermutet hatte, gab es einen großen Wolkenbruch. Der Regen prasselte in Bächen auf unsere Schiffe.   Mittlerweile war es schon tiefste Nacht geworden, so ziemlich alle Besatzungsmitglieder beider Crews schliefen längst. Sogar die beiden Eindringlinge sind auf dem Tresen eingeschlafen, stellte ich fest, als ich nach ihnen gesehen hatte.   Ich legte eine Decke auf sie, seufzte und schnappte mir einen Regenschirm aus dem Lager.   Ich lief über unser Deck und sprang rüber auf das gelbe U-Boot.   Nachdem ich mein Ziel erreicht hatte, stellte ich mich neben den komplett durchnässten Heart-Piraten, lehnte mich an die Reeling und stellte den Schirm neben ihm ab.   Er sah zu mir auf, schob den Schirm seiner Kappe mit seinem Zeigefinger kurz nach Oben und nickte mir zu, richtete seinen Blick wieder auf unser Schiff.   Ich verschrenkte die Arme, sah zu den Wolken, die uns gerade abduschten, wie einen dreckigen Hund mit einem Wasserschlauch.   Im Grunde mochte ich Regen, wenn meine langen Haare nicht immer so schwer werden würden, wenn sie feucht waren. Gerade im Moment war es mir aber ziemlich schnuppe.   Ich sprach den Sitzenden ruhig an.   "Scheiß Wetter, nicht?"   Er hebte und senkte seinen Kopf, den Blick weiterhin auf das Deck gerichtet.   "Das ist die neue Welt.", erklärte er leise.   Er machte keine Anstalten den Regenschirm zu nehmen, lies die warmen Tropfen weiterhin auf seine Kleidung rieseln.     Wir schwiegen, hörten Minutenlang dem Regen zu, wie er auf das Metall des U-Bootes prasselte.   Es war angenehm ruhig.   Ich setze mich auf den Boden, neben den Pinguintyp und genoss die Nacht, bis er die Stille durchbrach, indem er anfing vor sich hin zu flüstern.   "Die Menschen sind dem Wetter wirklich ähnlich.", begann er leise zu erklären.   Ich lehnte meinen Kopf an die Reeling, sah zu ihm rüber und lauschte seinen Worten.   "Die Gefühle der Menschen sind wechselhaft und unberechenbar. Man musste mit Allem rechnen, sich den Launen seiner Gegenüber stellen. Warten bis sich die Wolken wieder verziehen und die ersten Sonnenstrahlen wieder ans Licht kommen. Gewitter und Stürme konnte man nicht vorhersehen..."   Meine Augen wanderten Richtung Himmel, langsam aber sicher zogen die dunklen Wolken weiter. Ich dachte über die Worte nach, versuchte die Bedeutung hinter ihnen genauer zu analysieren.   Der Kappenträger seufzte neben mir, wisperte leise.   "Nicht so wichtig..."   Seine Stimme klang niedergeschlagen und nachdenklich.   Machte ihm der Streit so zu schaffen? Sollte ich ihn darauf ansprechen?   Ich sah wieder zu ihm, sprach aus, was ich dachte.   "Deine beiden Anhängsel sitzen in unserer Bar.", eröffnete ich ihm neutral.   "Ich weiß.", sagte er knapp.   "Willst du sie nicht abholen?"   "Ich warte auf sie.", erklärte er ruhig.   "Du wartest? Aber was wenn sie..-"   "Sie werden wieder kommen."   Er klang überzeugt von seinen Worten, griff jetzt nach dem Regenschirm, öffnete ihn und hielt ihn über mich, sah mich an.   "Und was machst du hier draußen bei dem Regen?", fragte er mich leise.   Ich zuckte mit den Schultern, schob den Schirm ein Stück zu ihm rüber, da er so gut wie gar keinen Schutz unter ihm fand und lächelte ihn unter meiner Maske an.   "Ich halte Nachtwache.", war meine Erklärung.   Es war doch egal auf welchem Deck ich war, solange ich unser Schiff im Auge behielt, oder?   Mein Gegenüber seufzte, zog seine Mütze tiefer, richtete seinen Blick wieder zu unserem Deck und schwieg. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen.   --   Wir saßen hier, bis die Sonne aufging und der Regen aufhörte.   Der Mützenträger wurde mir immer rätselhafter, ich konnte nicht sagen, was in ihm vorging. Das war schon ziemlich ungewöhnlich für mich, da ich doch sonst schon nach wenigen Blicken meinen Gegenüber einschätzen konnte.   Es war Zeit meinen Kapitän zu wecken.   Ich stand auf, winkte meiner seltsamen Begleitung und verabschiedete mich mit einem "Man sieht sich."       Nachdem ich nach Kid gesehen hatte und unseren Männern die Aufgabenverteilung für den Tag gegeben hatte, bereitete ich mir einen Kaffee zu und ging zurück aufs Deck, um die Mannschaft zu überwachen.   Ich warf noch einen kurzen Blick auf das neben uns hertreibenden U-Boot.   Meine Mundwinkel gingen nach Oben, bei dem Anblick des sich in den Armen liegenden Trios, welches sich anscheinend wieder versöhnt hatte. Das breite Lächeln, das hinter dem Hemdkragen des Pinguins hervorragte, war unübersehbar.     ---       Es war zu der Zeit, als wir unsere Schiffe trennten, auf der Suche nach dem Kapitän der Heart-Piraten.     Ich war nervlich ziemlich am Ende durch meinen verzweifelten besten Freund.   Unsere Mannschaft trank gerade in unserer Bar, Kid hatte sich immernoch in seiner Kajüte eingesperrt und ich passte weiterhin auf die Crew auf.   Mir war nicht nach Essen, weswegen ich seit Tagen gerade Mal täglich eine Brotscheibe runterwürgen konnte und mich die meiste Zeit lieber den alkoholischen Getränken widmete.   Es war einer der Abende, an denen unser Kapitän laut vor sich hin fluchte, was über alle Flure, im gesamten Schiff zu hören war.   Nach Barkeeper spielen war mir schon lange nicht mehr, so halfen sich die Männer beim Saufen selbst aus.   Ich schob meine nun dritte Flasche des Hochprozentigen von mir.   Jetzt saß ich hier, in einer hinteren Ecke an einem kleinen runden Tisch und seufzte seit geraumer Zeit vor mich hin.   Es war schon spät, vielleicht ein oder zwei Uhr? Keine Ahnung.   Ich stand auf und schleifte meinen müden Körper zu unserem Lagerraum. So langsam musste ich anfangen aufzuräumen, auch wenn mir gerade gar nicht danach war.   Ich öffnete die Tür, lies meinen Blick über die Regale wandern, bis ich die gesuchten Putzsachen entdeckt hatte.   Ich ging auf sie zu, stolperte über einen Gegenstand der mir im Weg stand. Leise fluchend, kniete ich mich auf den Boden und hob die Stolperfalle auf.   Zweimal blinzelnd betrachtete ich den Regenschirm in meiner Hand.   War das nicht der Schirm, den ich dem Heart-Piraten mit der Penguin-Kappe gegeben hatte?   Ich hielt ihn näher an das Kerzenlicht der kleinen Lampe.   Jap. Es war der selbe.   Mein Blick wanderte auf den hellen Holzgriff, auf dem einige Buchstaben draufgeschrieben waren.   Ich grinste, als ich das Worte las.   `Danke`     Mein Lächeln wurde breiter, als ich die darunter geschriebenen Zahlen sah.   Er hatte mir also seine Teleschneckennummer gegeben?   Das Putzen konnte warten, ich hatte eine viel bessere Beschäftigung für mich gefunden...   --     Jetzt war ich hier in unserer kleinen Lagerkammer, saß in einem unbequemen Holzstuhl und schaute auf die Teleschnecke die auf dem Beistelltisch vor mir stand.   Ich zögerte, als ich zum Hörer griff, fragte mich, über was ich denn genau mit ihm reden sollte...   "Scheiß drauf!", zischte ich, fuhr mir durch meine blonde Mähne und haute in die Tasten, wartete.   `Gatcha`   "Hmm.... Ja, hallo?", meldete sich eine müde klingende Stimme.   Es war der Orangehaarige, hatte ich seine einprägende Stimme doch in Erinnerung behalten.   "Hallooooo..? Wer ist denn daaa~?", sang mein Gesprächspartner verschlafen, als ich für eine Sekunde nicht reagierte.   Ich räusperte mich, gab Antwort.   "Killer.", erklärte ich knapp.   "Killer?? Was... hä? Hääää??", plärrte Shachi verwundert in den Hörer, verarbeitete die Information nur langsam und brüllte mir in mein Trommelfell.   Ruhig bleiben Kira, gaanz ruhig. Nicht aufregen.   "Ja. Kann ich bitte mit Penguin sprechen?", fragte ich ihn ruhig, tippelte ungeduldig mit meinem Finger auf dem kleinen Tisch rum.   "Peng...? Wieso?"   Und er musste mir natürlich genau DIE Frage stellen. Die, auf die ich selber keine Antwort hatte.   "Darum.", erklärte ich ihm deswegen kurz und bündig. Ich hoffte, er würde sich mit der knappen Erklärung zufrieden geben. Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen...   "Er schläft! Hast du mal auf die Uhr..-"   "Hab`ich. Kannst du ihn nicht einfach an die Schnecke holen?!", versuchte ich es ein aller letztes Mal RUHIG. Ein wenig gereizt klang meine Stimme trotzdem, was ihn hoffendlich abschrecken würde.   "Nein. Ich wecke ihn jetzt nicht, nur wegen dir."   So. DAS wars. Chance vertan!   Ich hatte keine Lust mehr. Hatte ABSOLUT keinen BOCK mehr mit der Nervensäge zu labern und schrie in den Hörer.   "VERFICKT NOCHMAL HOL` IHN EINFACH AN DIE VERDAMMTE TELESCHNECKE!!!"   Am anderen Ende der Leitung wurde es ruhig, man konnte hören wie der Hörer auf einer Holzplatte oder sowas abgelegt wurde.   Danach konnte ich den Stimmen lauschen, die leise, aus der Entfernung, ertönten.   "Peng! Der..Der...Der..."   "Shachi verdammt! Lass mich penn`! Wenn`s nicht wichtig ist, lass mich bitte E.I.N.F.A.C.H. pennen ok?" Seine Stimme klang grummelnd, verschlafen und gereizt. War ja eine ganz neue Art von dem sonst so gelassenen Kappenträger.   Ich lächelte, zu gerne hätte ich jetzt sein Gesicht gesehen.   "A..a...aber... Die Maske...."   "Maske? Red´doch mal deutlicher, mensch!"   "Killer ist an der Teleschnecke! Er will dich sprechen... weil.... naja weil darum eben."   "Sag das doch gleich.", seufzte er, "Kannst du bitte auf Deck gehen und die Nachtwache unterstützen?"   "Alles klar Pen-Pen."   Schritte waren zu hören.   Danach wieder ein Seufzen, diesmal näher an dem Hörer dran, bis sich dann die Stimme des Kappenträgers am anderen Ende meldete.   "Ja?"   "Ich wusste gar nicht, dass eine Nachtwache `Unterstützung` braucht.", grinste ich in meine Maske hinein.   "In dem Fall schon. Bepo ist sowieso wieder eingepennt und so wurde ich Shachi auch gleich mit los."   Er klang viel lockerer, als ich ihn in Erinnerung hatte oder bildete ich mir das nur ein?   Ich fragte ihn einfach.   "Ist wohl eine harte Zeit ohne euren Kapitän, was?"   Psychologisches Denken, eine Frage so verpacken, dass dein Gegenüber nicht deine wahren Gründe herausfindet und er sich dir öffnet.   "Ja. Seit er weg ist, geht hier alles drunter und drüber. Ich kümmere mich um die Crew, da Bepo ziemlich fertig ist."   Das kam mir bekannt vor, sehr sogar.   "Und wie geht es dir?", fragte ich ihn ruhig und schaute auf das Holz vor mir. Schließlich konnte ich genau nachempfinden, wie es war, die Verantwortung über das komplette Schiff tragen zu müssen. Da blieb man oft selbst auf der Strecke.   "Erwartest du wirklich eine Antwort darauf?"   Ich schüttelte leicht den Kopf, auch wenn es mein Gesprächspartner gar nicht sehen konnte.   "Nein.", erklärte ich ihm knapp.     Danach wurde es still. Ich konnte das leise Atmen meines Gesprächspartners hören, irgenwie beruhigte es mich, es war eine gute Abwechslung zu dem lauten Durcheinander, das in unserer Mannschaft immer herrschte.   "Killer..?", fragte mich die Stimme des Kappenträgers nach einer Weile.   "Hmh?"   ...   "Es ist scheiße schwer."   "Ich weiß.", sprach ich ihm ruhig zu, lehnte mich zurück in die Lehne des Stuhles und schaute zur Decke.     "Ich weiß...", wiederholte ich meine Worte und seufzte.   "Und wie geht es dir?", fragte mich mein Gegenüber jetzt.   "Beschissen.", war meine knappe Antwort.   "Hm. Sag`mal, wusstes du, dass es zu jedem Unglück auch ein Glück geben soll?", fragte er mich weiter leise.   "Wirklich?", hakte ich ungläubig nach, ich glaubte nicht an so etwas wie Vorbestimmung und Schicksal oder so einen Mist.   "Weißt du noch damals, wegen dem Streit, den ich mit Shachi hatte?"   Klar erinnerte ich mich daran. Ich schwieg, wartete darauf, dass er weiter sprach.   "Ich hatte seine lieblings Statue von einem Orca kaputt gemacht, sie war ein Andenken an seine verstorbene Mutter. Ich fühlte mich schuldig, war deswegen so wütend auf mich selbst, dass ich ihm entgegen geschrien habe, dass er doch endlich mit der Vergangenheit abschließen soll... Bevor ich zu Ende sprechen konnte, war er schon aus dem Zimmer gerannt. Dabei wollte ich ihm doch sagen, dass wir doch seine Familie waren..."   Darum ging es also in dem Streit?   "Ich hatte Law darum gebeten, sie wieder zusammen zu flicken, was aber warten musste, da er gerade in seine Forschung vertieft war. Am Morgen, als Shachi und Bepo dann wieder zu mir kamen, hatte ich mich nochmal bei ihm entschuldigt. Aber er meinte nur, dass es vergessen war, dass er darüber nachgedacht hat und wir Alles sind was er braucht. Er hat danach sogar seine Figur ins Meer geworfen. Wäre das niemals passiert, hätte er niemals mit der Sache abschließen können.", erklärte er zu Ende.   Ich musste zugeben, dass mir die ruhige Stimme des Kappenträgers unheimlich gut tat. Sie lenkte mich ab, lies mich meine Sorgen für einen Moment vergessen. Ich mochte den gesprächigen Pinguin.   Ich lächelte wieder, sprach in den Hörer.   "Und du hast mir deine Nummer gegeben, weil...?"   "Weil, darum."   Er brauchte wohl jemanden zum Reden? War es das?   Er versuchte sich weiter zu erklären.   "Eigentlich war die Nummer auch nur für Notfälle gedacht..."   Wenn man es so nahm, war das ja so etwas wie ein Notfall... Meine Langeweile hätte mich sonst noch erschlagen.   "Warum rufst du eigentlich an?"   Wieder diese blöde Frage.   Ich wollte.. nur reden. Mehr nicht. Aber wieso sollte ich mir die Blöße geben? Vielleicht sollte ich ihn einfach ein wenig ärgern...   "Ich wollte deine Stimme hören.", schnurrte ich in den Hörer, wartete auf die Reaktion meines Gesprächspartners.   Lag`es an dem Alkohol? Ich hatte das plötzliche Verlangen seine Reaktionen zu Testen.   "Hmmm...Warte, ich nehm`dir ein Tondial auf, wenn dir das beim Schlafen hilft."   Guter Konter. Mal sehen ob er das Nächste auch erwartet.   "Nächstes Mal bring`ich eine Decke mit, statt eines Regenschirms, dann können wir uns die teilen.", grinste ich dem Hörer entgegen.   "Das tut mir jetzt aber leid, aber der Platz unter meiner Decke ist für Shachi reserviert. Und..-"   "Du schläfst mit diesem orangehaarigen Spinner???", unterbrach ich ihn.   "Haha. Natürlich nicht."   Hä?   ...   Hatte er mich verarscht?!     Meine Mundwinkel schossen nach Oben. Zu gern hätte ich dem Kerl jetzt gegenüber gestanden und seinen triumphierenden Blick gesehen.   "1 zu 0 für dich.", erklärte ich ihm, "Wie wär`s mit nem neuen Spiel?"   "Eine Revange? Wie kann ich da `nein` sagen?", sein breites Lächeln war deutlich zu hören. Ob seine Gift grünen Augen wohl auch so wegen der Herausforderung funkelten wie meine?   "Das Spiel geht so: Du musst sofort antworten, egal auf was und der der zögert hat verloren.", erklärte ich ihm knapp.   Ich wollte ihn testen, im Grunde war es eine andere Art zu sagen `Ich will dich näher kennen lernen`.   Mein Gesprächspartner war schlagfertig, das gefiel mir. Mal sehen, ob er mich diesmal auch schlagen konnte. Schließlich war er ein würdiger Gegner, im Gegensatz zu den Kid-Piraten-Mitgliedern, die einen ziemlich durchschnittlichen IQ hatten und jedes Mal gegen mich verlierten.   "Gut. Schieß los."   Mein Grinsen konnte nicht breiter werden, die Vorfreude auf das Duell war immens.   Ich wusste, welche Fragen ich jemandem stellen musste, damit ich ihn analysieren konnte. Nach kurzem Überlegen, stellte ich meine Frage.   "Stell dir vor, du stehst an einer Weggabelung. Der Boden war unterteilt in zwei Pfade. Die erste Straße führt zu einer blumigen Landschaft, die von den warmen Sonnenstrahlen durchflutet wird. Die zweite strahlt eine düstere Atmosphere aus, abgestorbene Bäume und ein großer Vollmond ziert die Landschaft. Welchen Weg würdest du nehmen?"   Ich war ehrlich gespannt auf seine Antwort. Es war einfach. Würde er zur Sonne gehen, war er ein positiver Mensch, jemand der seine Ziele anstrebt und lieber fröhlich durch das Leben geht. Wenn er die Kehrseite nehmen würde, wäre er eine sehr negativ eingestellte Person, die oft an sich zweifelte und den Sinn hinter Allem suchte, aber sich stets der Herausforderung stellte.   "Ich würde wieder zurück gehen."   Zurück?   "Wieso?"   "Darf man überhaupt zwei Fragen stellen?"   "Woher soll ich das wissen?"   "Ist das dein oder mein Spiel?"   "..."   "Hast du gerade gezögert?"   "..nein... ich hab..-"   "Du hast verloren.", erkannte er.   Verdammt!   "Frag`doch einfach wenn du was über mich wissen willst.", wisperte er weiter.   "Also wieso würdest du den Weg wieder zurück gehen?", fragte ich, gab mich geschlagen. Jetzt wollte ich auch die Antwort darauf hören. Ich selbst hatte ja nicht mal an die dritte Möglichkeit gedacht.   "Weil ich meinen eigenen Weg gehen will."   Die wenigen Worte hatten eine immense Ausdruckskraft. Ich war wirklich überrascht und das war untertrieben. Ich hatte diesen Mann als schlau eingeschätzt, ja. Aber nicht für so intelligent.   Er wollte also nicht in eine Schublade gesteckt werden? Hatte er mein Psycho-Spiel durchschaut?   Ich wurde einfach nicht aus ihm schlau, was mich irgendwie reizte, es machte ihn interessant.   "Du bist dran.", eröffnete ich ihm. Ja, irgendwie freute ich mich. Hörte ich mich eigentlich mal selber reden? Ich `freue` mich darauf, jemandem (einem fremden Kerl von einem rivalisierten Schiff) etwas persönliches über mich zu erzählen??   Kira... Irgendwas stimmt nicht mit dir.   "Welches ist dein lieblings Tier?"   Ich blinzelte zwei Mal. Was war das denn für eine seltsame Frage?   Ich war nicht wirklich der Tier-Typ. Ich kannte mich in der Fantasy-Welt mehr aus, Mystische Kreaturen hatten mich mehr interessiert als irgendwelche realen Geschöpfe.   Man könnte wirklich behaupten ich wäre so etwas wie ein Träumer.   "Ein Phönix.", erklärte ich ihm ernst.   "Ein Phönix?", wiederholte er. Ja, ich wusste wie blöd das klang, wenn ein erwachsener Mann über Fantasy-Wesen redete.   Anstatt mich auszulachen, sprach er leise, nachdenklich vor sich hin.   "Phönix... ein Feuervogel also? Das würde bedeuten, dass du eine temperamentvolle Persönlichkeit besitzt, ein leidenschaftliches Gemüt, mit einem großen Drang nach Freiheit. Wusstest du, dass Phönixe auch als Gottheiten angesehen werden? In Wüstenländern werden sie als Götter der Sonne verehrt."   Mir stand der Mund offen. Woher wusste der Typ das alles? Intressierte er sich ebenfalls für die Mythologie?   Wie schaffte der es eigentlich, mich so zu analysieren?   Mist, ich muss genau auf meine Wortwahl achten, wenn ich dem Kerl nicht direkt in die Hände spielen wollte.   "Ich bin dran.", sagte ich bestimmend.   Kira, nicht nervös werden.   Was der konnte, konnte ich doch schon lange...oder?   Na toll, jetzt war ich auch noch verunsichert!   "Was ist deine lieblings Farbe?"   "Violett."   Violett also... Steht für Genügsamkeit und Einsamkeit.   Warum konnte ich es mir nicht denken?   Genau das würde zu ihm passen.   "Obwohl vielleicht aber auch Türkis oder Schwarz?"   Türkis; Ausgeglichenheit und Ehrlichkeit.   Schwarz; dominant, geheimnisvoll...   "Oder Rot? Grün? Orange?..-"   "Hey, hey, jetzt warte mal, ich komm doch gar nicht so schnell..-"   "Denkst du wirklich ich merke nicht, wie du mich versuchst zu analysieren?", kicherte mein Gesprächspartner leise.   Shit. Erwischt.   War das so offensichtlich?   Er seufzte wieder.   "Ich hab` dir doch gesagt, dass du mich einfach fragen sollst. Frag`mich doch einfach nach meinem Charakter, wenn es dich so sehr interessiert."   Ok. Stimmt, das hatte er gesagt. Aber...   "Wo bleibt denn dann der Spaß? Hast du nicht genau das selbe gemacht?"   "Erwischt.", erklärte er mir, klang aber so ziemlich genauso freudig wie meine nächsten Worte.   "Neue Frage: Wie heißt du wirklich?"   "... Ich..-""   Er wurde unterbrochen, die nervige Stimme die dazwischen funkte,würde ich überall wieder erkennen.   "Pen-Pen, mir ist laaaangweilig. Ich bin müde und Bepo will nicht mit mir reden und alleine sein!"   Mein Gesprächspartner seufzte, ertrug weiterhin das Gequatsche der nervigen Orange.   "Sag mal redest du immer noch mit diesem Maskenmann? Du hast doch Letztens selber gesagt, dass er dich an das Phantom der Oper..-"   Meine Lippen bildeten ein breites Lächeln.   Es war schlagartig still am anderen Ende, der Kappenträger hatte der Nervensäge wohl den Mund gestopft. Zu spät.   "Sorry, Killer bist du noch dran?", meldete sich der Kappenträger wieder.   "Jop. `Phantom der Oper`?", hakte ich belustigt nach.   "Vergiss das."   Ich schwieg und grinste mir einen in meine Maske.   "Du wirst es sowieso analysieren, stimmt`s?"   "Jop."   Er seufzte wieder, klang aber erheitert. Ob er wohl gerade lächelte?   Da der neue Störenfried nun aufgetaucht war, wollte ich ihn auch nicht weiter belästigen.   "Ich ruf`dich wieder an.", erklärte ich ihm ruhig.   Ich meinte es so wie ich es sagte. Die Unterhaltung hatte mir wirklich Spaß gemacht, ich konnte mit jemandem über Dinge reden, die ich sonst nur für mich selbst behielt.   "Alles klar. Man hört sich dann Kira."   Ich schaute verwirrt auf den Hörer in meiner Hand.   Woher wusste er wie ich heiße??   "Woher...-?"   "Phönix: Sonne und Gottheit, die Bedeutung des Namens Kira, im japanischen auch eine Ableitung von dem Namen `Killer`."   Jetzt war ich baff.   "Und... von den wenigen Details hast du auf meinen Namen schließen können?"   Schließlich gab es viele Interpretationsmöglichkeiten.   Wie kam er gerade speziell auf `Kira`?   "Eigentlich hab`ich nur geraten. Aber deine Reaktion hat mir gezeigt, dass ich richtig lag."   Fuck. Das war eine Falle und ich bin voll reingetreten.   Ich lachte leise auf.   "Du bist gut."   "Ich weiß."   Seine Selbstsicherheit musste ich ihm lassen.   Hey, der Kerl war mir sympatisch und er war cool.   "Dann mach`s gut Pen-Pen.", lachte ich ihm zu, hörte noch das Grummeln und legte den Hörer zurück auf die Schnecke.     Wow. Der Kerl hatte mich nicht nur beeindruckt, sondern auch unterhalten und meinen Kopf gefordert.   Meine schlechte Laune war einfach so weg.     In der Küche machte ich mir noch ein schnelles Sandwich und ging dann in mein eigenes Reich, es war der Konferrenzraum.   Ich stellte mich vor eines der vielen Regale, die mit Büchern beschmückt waren und suchte nach einem ganz bestimmten.   Als ich es gefunden hatte, nahm ich es, ging zu der großen Ledercouch und lies mich darauf fallen.   Meine Maske nahm ich ab, legte sie auf den Couchtisch neben mir, beißte herzlich in meinen Nachtsnack, schlug das Buch auf und begann zu lesen.           `Phantom der Oper` , stand auf dem Buchrücken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)