Karma is a Bitch von blackNunSadako ================================================================================ Kapitel 6 Nachts in der Bar (Kid) --------------------------------- Seufzend sah ich in den Spiegel. Ich sah echt scheiße aus, und selbst das war um Längen untertrieben. Ich atmete nochmal tief durch. Eustass, du kennst das Wort `Angst`doch gar nicht, wieso gehst du dann nicht einfach zu ihm rüber? Was hindert dich?   Ich sollte echt mal aufhören Selbstgespräche zu führen, man könnte meinen ich hätte sonst niemanden zum Reden. Aber ich glaube kaum, dass ich Killer das Ganze irgendwie erklären könnte, geschweige denn wollte. "Ach, scheiß drauf!"   Fluchend stampfte ich aus meinem Zimmer. Wenigstens meine Beine konnten keinen Wiederspruch geben und brachten mich zu meinem Lieblingsplatz. Ich warf einen Blick zum Schiff der anderen Mannschaft. Einer seiner Leute kletterte gerade hektisch auf unser Deck und schien etwas zu suchen. Da fiel es mir wieder ein, ich hatte ja auch die Sachen der anderen Crew angezogen. Ich sah die zerbeulte Dose, die mal ein U-Boot gewesen war. War ich das? Verdammt...   Ich kickte ein Brecheisen in die Richtung des suchenden Heart-Piraten Mitglieds. "Nehmt euch was ihr braucht!", warf ich ihm noch zu, ehe ich einen Satz auf das andere Gefährt machte, der Typ mit den orangenen Haaren glotzte mir nur total entgeistert nach.   Ich schaute mich auf dem anderen Deck um. Sie hatten wohl erheblich mehr Schaden erlitten, als wir. Seine Leute rannten aufgeregt durch die Gegend. Aber wo war Trafalgar? Ich schaute zur Tür zum Unterdeck.   Da stand er ja, wiedermal komplett in seinen Gedanken versunken. Ich ging einige Schritte auf ihn zu, selbst das bekam der Kerl nicht mal mit. Ich stellte mich neben ihn, lehnte gegen die metallische Wand, verschrenkte die Arme und musterte ihn von Unten bis Oben. Ihm ging es gut, oder?   Aber er soll gefälligst endlich mit mir reden! Ich stieß mich wieder ab und stellte mich vor ihn, wedelte mit meiner Hand vor seinem Gesicht rum. Endlich sah der Kerl mich auch mal an!   "Willst du noch mehr kaputt machen?!", schnauzte er mich an. Er hatte sein Temperament wieder. "Guck`mal was du angerichtet hast!" Ich sah in die Richtung, die er zeigte. "Du hast mein Schiff geschrottet!"   Als ob ich den Schaden nicht selber bemerkt hätte. Ich konnte daran doch jetzt auch nichts ändern, lies deswegen seine Schimpftiraden über mich ergehen und schluckte meine Kommentare runter. Es tat mir ja irgendwo leid, aber ich musste es tun.   Er war wohl fertig mit seiner Ansage, weswegen ich nur ein leises Knurren als Antwort gab. "War keine Absicht." Ich werd`s schon irgendwie wieder hinbiegen.   "Das biegst du wieder hin!" Hatte ich doch gerade schon gedacht, das brauchtest du mir nicht zu sagen.   Auf einmal wechselte sein Blick von Wut zur Verbitterung. Seine Augen wanderten über meine Verletzungen, er sah enttäuscht aus. "...danach schau ich mir deine Verletzungen an."   Wieder dachte er nur an andere! Was war mit seiner Crew? Waren die nicht eigentlich wichtiger als irgend ein Rivale? "Am wichtigstens ist der Weg zum Krankenzimmer." Dieser blöde Trottel! Musste immer zuerst an andere denken. Ich wette er hatte nicht einmal auf seine eigenen Schrammen und Wunden geschaut, hat sich selbst komplett ignoriert. Wütend stieß ich die Tür zum unteren Deck auf.   Ich kannte mich hier ja schon aus, schenkte dem Deppen keine Beachtung und machte mir mit einem lauten Poltern den Weg zum Behandlungsraum frei. Der Doc war mir stillschweigend gefolgt. Ich stand mit dem Rücken zu ihm, sagte nichts, wäre eh nichts freundliches über meine Lippen gekommen.   "Leg` dich auf die Liege!" Das der mich immer nur rumkommandieren musste!   Wenn ich nicht so fix und alle gewesen wäre hätte ich mich sicher nicht hingelegen. Meine Beine handelten von selbst und fanden ihren Weg zum Krankenbett.   "Geb` mir keine Befehle!", meckerte ich den Arzt noch an.   Dieser aber ging gar nicht darauf ein und saß bereits neben mir. Wortlos tauchte er einen seiner Flauschbällchen in die klare Flüssigkeit und tumpfte vorsichtig auf meine blutenden Stellen.   Ich seufzte, legte meinen Arm auf meine Stirn und schloss die Augen. Diese drückende Stille war ja nicht auszuhalten, ich musste ein Thema finden, auf welches er mir auf jeden Fall antworten musste. "Wir müssen auf Plündertour gehen." Welches Thema wäre geeigneter als die nächsten Schritte?   "Ich weiß!", nuschelte er knurrend, wenigstens antwortete er mir und schwieg mich nicht zu Tode.   "Wir werden euch ziehen.", erklärte ich ihm jetzt. Er konnte sowieso nichts dagegen sagen, er musste sogar auf unsere Hilfe hoffen.   Er war bereits bei seiner Näharbeit angekommen. Seine Nadel stach mich kurz, pickste unangenehm. Ich lies mir nichts anmerken. War das sein `ja`?   Ich lachte. Er war eben ein Sadist durch und durch.   "Dann werden wir wohl zusammen auf Beutejagt gehen. Ich freu mich drauf!", grinste ich. Das tat ich wirklich. Ich wollte sehen, wie er die Dinge regelt, wollte ihn in Aktion sehen. Würde er es langsam machen?   Er klopfte mir auf die Schulter, war fertig mit seiner Arbeit. "Diesmal feierst du bitte kein Metallkonzert, Mister Eustass.", er klang erleichtert und erschöpft, hatte aber seinen Sarkasmus wieder gefunden, endlich.   "Aber eine Alkoholparty ist doch drin oder? Wir müssen schließlich unser Überleben feiern.", grinste ich ihn an.   Der größte Teil unseres Alkoholvorrats war ganz geblieben, das war eins der ersten Dinge die ich kontrolliert hatte. Er seufzte, massierte sich die Schläfen und sah mich strafend an. "Na gut, vielleicht schau ich später mal bei euch vorbei.", murmelte er.   Er nahm also meine Einladung an? Ich grinste böse.   Ihm war bewusst, dass wenn er sich in die Höhle des Löwen begab, er nicht unter drei Promille nach Hause gehen würde, oder? Das wird mir Spaß machen. Oh ja, das wird mir sogar sehr viel Spaß machen.   Ich sprang von der Liege und spurtete zur Tür. "Vergiss `bloß nicht unsere Verabredung!", lachte ich ihm noch hinterher.   Auf dem Weg durch den Gang schubste ich fröhlich alle verschlossenen und verbogenen Türen aus ihrer Verankerung. Danach hatte ich meinen Weg zu meinem eigenen Deck wieder gefunden und ging auf meinen Vizen zu. "Ich werd`in der Bar mal ein wenig Ordnung schaffen, du schaffst das hier ja auch ohne mich."   Ich ging weiter und war kurze Zeit später auch schon in meinem Feierreich. Einige Stühle und Tische waren nicht mehr zu gebrauchen, aber was soll`s, Hauptsache der Tresen war heil geblieben. Mit einer Armbewegung wischte ich die Scherben von dem Holz und stellte ein paar Sitzgelegenheiten daran. Unser Gast sollte sich doch auch wie Zuhause fühlen.   Ich füllte noch die Regale mit den verschiedensten Spirituosen und nahm mir eine der Flaschen, setzte mich. Jetzt musste ich nur noch trinken und warten. Wer wusste schon wann der Plüschdoc hier eintrudeln würde.   Wenigstens hatte ich einen Zeitvertreib...       Stunden vergingen. Mit dem Kopf stützend saß ich mit halb geschlossenen Augen, zur Tür blickend am Tresen. Ich seufzte, wollte gerade meine Augen schließen, als ich zwei Stimmen lachend Richtung Bar laufen hörte. Ich staunte nicht schlecht, als Killer und der sadistische Arzt den Raum betraten. Die zwei schienen sich ja prächtig zu verstehen. Ich knurrte, seid wann waren die denn so dicke?   In ihr Gespräch vertieft schenkten sie mir keine Beachtung. Ich war wirklich angepisst, holte tief Luft. "DAS WURDE ABER AUCH ZEIT!", brüllte ich, knallte meine Hand auf den harten Tresen. "Ich dachte ich würde hier versauern!"   Beide schauten mich belustigt an, Killer setzte sich links neben mich, der Chirurg lies dann seine Augen über die Einrichtung gleiten. "Nicht schlecht, wenn man eine Leberzerrose haben möchte.", kommentierte er mit einem schiefen Lächeln auf seinen Lippen. Die zweite Hälfte des Satzes verstand ich nicht, aber ihm gefiel die Bar? Ich lächelte. "Setz dich doch Trafalgar." Ich deutete auf den Platz rechts von mir. "Und bedien` dich.", fügte ich noch hinzu.   Er würdigte mich keines Blickes, nahm sich eines der Gläser und öffnete eine Flasche. Nachdem er sein Gefäß gefüllt hatte setzte er sich zwar rechts neben mich, aber nicht wie ich ihm sagte direkt neben mir, sondern zwei Plätze entfernt, am Ende des Tresens. Ich murrte, wendete mich an meinen Vizen. "Wie schaut`s aus?", erkundigte ich mich, natürlich meinte ich die Lage, er hielt immer Ausschau nach einer Anlegestelle. "Nichts. In dem Tempo wird es auch erstmal bei Nichts bleiben." Er schnappte sich ebenfalls eine Flasche und setzte sie an.   Das waren ja schöne Aussichten. Ich stieß mit meinem Kumpel an, würdigte dem anderen Käpten keines Blickes. Der schien sowieso schon wieder in Gedanken zu sein, so wie der verträumt in sein Getränk starrte.     Sichtlich angetrunken warf ich dem Plüschdoc einen neugierigen Blick zu. Der war doch immer noch bei seinem dritten Glas, nippte es wie ein kleines Kind und verzog jedes verdammte Mal seinen Mund! Was für ein Waschlappen war der denn?   So konnte das nicht weiter gehen, ich wollte doch den berühmten Todes-Chirurg taumelnd zu Boden fallen sehen. Ich drehte meinen schwerfälligen Körper zu ihm und warf ihm eine Flasche vor die Füße, die klirrend in alle Einzelteile zersprang. Jetzt musste ich seine Aufmerksamkeit ja mal haben. Finster schaute ich ihn an.   "Du bist so ein Weichei, Trafalgaaaaar. Und sowas schimpft sich Käääääpt`n!", lallte ich ihn herausfordernd an. Sein Blick wurde wütend, nahm er also meine Herausforderung an? Er setzte sich in Bewegung und nahm neben mir auf dem Hocker Platz, die Hände hatte er vor sich zusammen gefaltet auf das Holz gelegt.   "Killer!", mein Vize wusste was ich wollte und stellte zwei Flaschen auf den Tisch, schob meinem Gegenüber die eine und mir die andere zu. Killer musste jetzt Schiedsrichter spielen und natürlich auch den Barkeeper.   "Ex und hopp!", rief ich, nahm die Flasche und lies mir das Zeug die Kehle runterlaufen. Ich schmeckte schon lange nichts mehr und das Brennen war auch wie von Geisterhand längst verschwunden, also war das für mich kein Problem. Ich warf die leere Flasche in eine Ecke des Raumes und atmete tief aus. Ich warf meinem Gegner einen siegessicheren Blick zu, dieser hatte mir bei meinem Akt natürlich zugeglotzt.   Jetzte schaltete er, warf seinem Getränk einen kurzen, angewiederten Blick zu und setzte den Flaschenhals an seinem Mund an. Er schluckte. Einmal, zweimal. Nach dem zehnten Schluck (oder welchem auch immer, ich war zu besoffen zum Zählen), knallte auch er die geleerte Flasche auf den Tisch und funkelte mich herausfordernd mit seinen Augen an, als er meinen dummen Gesichtsausdruck bemerkte.   Ach, er konnte ja doch wenn er wollte.   "Killer, die nächste!" Mein Vize zögerte keine Sekunde und führte meinen Befehl aus.       Wie viele Flaschen waren das jetzt? Ich hing mit einem Arm halb zum Boden hängend, wie ein Schluck Wasser haltend auf dem Tresen. Meine andere Hand umgriff eine fast leere Flasche. Meine Aussicht ähnelte einem großen Strudel, der sich immerzu wie eine Spirale drehte. Meine Stimme klang mindestens genauso schwammig. "Traaaaaf...."   Was wollte ich gerade noch sagen?   "Waaaaaaaaaas...?", lallte der Angesprochene zurück.   "Du... keine Chance... miiiich" Der Satz ergab selbst für mich nicht wirklich einen Sinn, mein Gegner schien ihn doch irgendwie entschüsselt zu haben, stand von seinem Platz auf, und lehnte sich gegen meine Schulter, musste sich wahrscheinlich fest halten um nicht den Boden zu küssen. Leider war meine Kraft auch auf das Niveau eines Kindergartenkindes geschrumpft, ich verlor den Halt und wurde runtergezogen.   Ich landete unglücklich auf dem Kapitän der Heart-Piraten und stützte mich mit meinen Händen neben seinem Kopf ab. Er lies meine Schulter los und fiel mit einem `klonk` auf den harten Boden, schaute mich verwirrt an. Der Anblick brachte mich irgendwie zu einem breiten Grinsen.   Mein Kopf wurde schwerer, ich legte ihn neben seinem auf dem harten Untergrund ab. Ich versuchte meine Stimme zum Reden zu bringen, irgendwas rauszubekommen.   "Du...", ich holte Luft, meine Stimme war kaum hörbar.   "...bist.."   "...echt stüüürmisch ,..Traf...", hauchte ich dem kühlen Boden entgegen.   Ich hörte Killer leise hinter dem Tresen kichern. Stimmt, der war ja auch noch da, hatte ich den Blonden doch komplett ausgeblendet.   Leider wollte keiner meiner Muskel sich in Bewegung setzen. Und so konnte ich nur die Geräusche um mich herum wahr nehmen. Ich atmete schwer, mein Trinkpartner schien ebenfalls erhebliche Probleme mit seiner Atmung zu haben.   "Hey...", fing ich an Worte zu finden. "Alles ..ok bei dir?"     "Bei...dir?", war seine einzigste kaum hörbare Antwort.   Bei mir? Der Typ machte mich echt wütend! Immer nur ging es um andere! Immer!   Ich hob meinen Kopf und sah ihn böse an. Seine Augen richteten sich auf mich, er sah mich, merklich schwer diese aufzuhalten, an. Die graue Farbe schien betrübt, er machte sich wieder viel zu viele Gedanken, das konnte ich förmlich riechen.   Ich legte meine rechte Hand auf seine Schulter und sah ihn tadelnd an. "Denk`auch mal an dich du Trottel!" Der Satz klang ja sogar verständlich, glaub ich.   Nach einem erneuten, fragenden Blick seinerseits, wich die Verspannung aus seinen Gesichtsmuskeln und er setzte ein sanftes Lächeln auf. Da musste ich es ihm einfach gleich tun.   Wie lange wir uns so blöd angrinsten wusste ich nicht, ich spürte nur irgendwann die Hand meines Vizen, der mich aus meiner Starre aufweckte und mich schwerfällig zu meiner Kabine zerrte. Er warf mich in mein Bett und kurze Zeit später war ich mit Klamotten weggetreten.   Kein einziger Gedanke wollte mehr in dieser Nacht in meine berauschte Birne kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)