Maskenball von Last_Tear ================================================================================ Kapitel 6: Shiver ----------------- Seth murrte nur leise auf, als sich eine weiche Schnauze in seine Seite bohrte und er blinzelte widerwillig, bevor er herzhaft aufgähnen musste und einen unwilligen Laut von sich gab. „Papa…Lass mich schlafen, es ist noch viel zu früh…“ Allerdings hörte das Stupsen nicht auf und Seth verdrehte die Augen, bevor er schlussendlich auch aufgab und sich entrollte, erstmal müde blinzelte und dem weißen Fuchs der ihn erwartungsvoll ansah mit der Pfote auf die Schnauze haute. Natürlich sanft genug um ihn nicht zu verletzen, aber trotzdem. „Kannst du nicht Mama nerven?“ Seth murrte nur erneut, bevor er sich schüttelte und dann aus seinem Schlafzimmer in Richtung Flur tappste - nur weil sie in Löchern lebten, musste das ja nicht unkomfortabel sein. Allerdings streckte er sich dann erstmal nur erneut, schnupperte kurz und zwängte sich dann nach draußen, erschauderte nur leicht, als seine Pfoten den weißen Untergrund berührten. Obwohl Schnee ihm kaum etwas ausmachen konnte, mochte er das Gefühl nicht wenn er noch im Halbschlaf war. „Deine Mutter ist seit Sonnenaufgang auf der Jagd mein Lieber.“ Erschrocken machte Seth erstmal einen Satz zur Seite, als sein Vater so völlig unvermittelt hinter ihm aufgetaucht war und er seufzte nur leise auf - wieso hatte er manchmal das Gefühl, dass hier etwas grundlegend falsch lief? So als ob sein Vater nie wirklich erwachsen geworden wäre und seine Mutter unterstützte ihn darin natürlich auch noch. „Jetzt schmoll nicht, wir sollten lieber schauen, dass wir ihr helfen können, Vorräte für den Winter anzulegen.“ Damit wurde er erneut angestupst, gab nur einen zustimmenden Laut von sich und folgte seinem Vater dann auch, wobei er nur erneut aufgähnen musste. Es war viel zu früh dafür, konnte er nicht weiterschlafen? Er brauchte doch seinen Schönheitsschlaf. Jedoch zuckte Seth zusammen, als K so unvermittelt stehen blieb und schnupperte kurz - oh. Ein Hase. Frühstück. Grinsend leckte er sich die Lippen und wenig später jagte er dem Hasen nach ohne daran zu denken, dass er bis gerade eben noch sauer auf seinen Vater gewesen war. Als Seth die Augen öffnete, musste er erstmal die Tränen weg blinzeln, schluchzte nur leise auf und biss sich hart auf die Unterlippe. Er hasste diese Erinnerung, war sie doch das Letzte, was ihm von seinem Vater geblieben war. Wenig später waren sie von Menschen gejagt worden und hatten panisch versucht zu fliehen. Was mit seiner Mutter passiert war, wusste er nicht, sein Vater war gefangen genommen worden und er war beim Versuch über ein paar Eisschollen zu entkommen, ins Wasser gefallen. Damals war er noch der festen Überzeugung gewesen, dass sein Vater direkt hinter ihm gewesen war und erst sehr viel später war ihm bewusst geworden, dass er an diesem Tag seine Familie verloren hatte. Ein leises Murren ließ ihn sofort zusammenzucken und er sah Mana mit großen Augen an, als dieser sich regte, gab einen erschrockenen Laut von sich, als er an dessen Brust gezogen wurde und kuschelte sich sofort wieder ein, während er sich zwang tief durchzuatmen. „Tut mir leid…Ich wollte dich nicht wecken…“ Der Dämon jedoch schüttelte nur den Kopf, begann ihm sanft den Rücken zu kraulen und Seth gab einen leisen, genüßlichen Laut von sich, während er sich Stück für Stück mehr entspannte. „Der gleiche Alptraum wie immer?“ Seth nickte nur, schluchzte leise auf und ließ zu, dass Mana ihn nur wieder mehr in seine Arme zog und dazu überging ihn hinter den Ohren zu kraulen. Seit er in Manas Schloßgarten damals zu sich gekommen war, war dieser immer für ihn da gewesen - er hatte ihm ein neues Zuhause geboten, Schutz gegen andere Dämonen und Futter, wenn er dafür seine Augen und Ohren in der Menschenwelt spielen wollte. Natürlich dementsprechend beschützt und ausgerüstet. Nach mehreren Monaten hatte er zugestimmt gehabt - aber seine Angst vor Menschen war erst völlig verschwunden als Mana ihm Chou vorgestellt gehabt hatte - sie war so eine reine Seele gewesen, dass er vom ersten Moment an das Bedürfnis gehabt hatte, sie zu beschützen. Sie war die Einzige gewesen, welche seine Schwachstellen sofort gefunden gehabt hatte und hatte ihn jedes Mal so sanft gekrault, dass er sicher gewesen war, sie wäre ein Engel. Und jetzt? Schien sie zu ihnen zurück gekehrt zu sein in Gestalt von Jasmine und er war nicht sicher, was er davon halten sollte. Es blieb wohl nur zu hoffen, dass dieser sich niemals Manas Zorn einfangen würde, denn sonst würde niemand mehr etwas für ihn tun können. Mit einem müden Lächeln sah Seth schließlich auf, ließ zu, dass sein Gegenüber ihm die Tränen von der Wange strich. „Ich liebe dich, Mana.“ Und dieser lächelte nur, bevor er dem Fuchs einen Kuss auf die Stirn hauchte und ihn gleichzeitig enger an sich heran drückte. „Ich liebe dich auch, Seth.“ Etwas unsicher ließ Jasmine den Blick schweifen, sah nur kurz zurück zu Masashi und dann wieder auf die weiten Ebenen vor ihnen - wo sich hier Einhörner verstecken sollten, entzog sich seinem Verständnis, aber gut, der Andere würde schon wissen, was er tat. Und wieso sie hier waren. Auch wenn er der Graslandschaft bisher kaum etwas abgewinnen konnte - es wirkte trostlos, obwohl überall grün seinen Weg erkämpft hatte - es gab keine Bäume, keine Blumen, nicht mal einen Fluss - nur satte, dunkelgrüne Wiesen. „Vielleicht sollten wir wann anders wieder kommen?“ Masashi schmunzelte nur, bevor er Jasmine sanft in seine Arme zog, dass er ihn küssen konnte. „Nein, der Zeitpunkt ist perfekt. Wir müssen nur warten, bis sie sich an unsere Präsenz gewöhnt haben.“ Denn auch wenn sie nicht gejagt wurden, waren Einhörner grundsätzlich scheue Tiere welche den Kontakt zu Dämonen eher vermieden. Also hieß es - Geduld mitbringen und warten. Jasmine seufzte leise auf, bevor er dann nur mit den Schultern zuckte und noch mal den Blick schweifen ließ - woher die Einhörner hier kommen sollten - wo es absolut nichts gab, wo diese sich hätten verstecken können - war ihm immer noch schleierhaft aber er würde warten und sich überraschen lassen. „Hast du deswegen den Picknickkorb mitgenommen?“ Masashi zuckte nur leicht zusammen, bevor er verlegen den Blick abwandte und leise lachen musste. „Ok, erwischt.“ Jasmine schmunzelte nur, bevor er ihm noch einen Kuss auf die Lippen drückte und sich leicht streckte. „Du bist der Beste.“ Wenig später hatten sie es sich inmitten der Wiese bequem gemacht und Jasmine schloss kurz die Augen, während er sich an Masashis Brust lehnte und gedankenverloren begann Kreise auf dessen Oberschenkel zu ziehen. „Weißt du~ Selbst wenn uns kein Einhorn begegnet - ich hatte selten so einen schönen Tag wie heute, zuhause darf ich nicht mal das Schloss verlassen ohne ein Dutzend Wachen mitschleppen zu müssen...“ Mit einem leisen Laut schnappte er dann allerdings nach der rosenförmigen Frucht, welche Masashi ihm vor die Lippen hielt und blinzelte irritiert - den Geschmack kannte er doch irgendwoher. Nur woher? „Du ahnst nicht wie froh ich bin, dass wir uns getroffen haben.“ Auch wenn er in der Hölle war - hier hatte er so viel mehr Freiheiten als es in der Menschenwelt je möglich gewesen wäre. Da konnte er auch verdrängen, dass er wohl nicht ewig hier bleiben konnte - aber solange Kami ihn noch nicht suchen würde, würde er die Zeit genießen, die er für sich hatte - zusammen mit Masashi. Irgendwann schien er wohl eingeschlafen zu sein, denn als er die Augen wieder öffnete, murrte Jasmine leise auf, irgendetwas stupste seine Schulter an…Und hörte auch nicht damit auf, egal wie sehr er versuchte, es von sich zu schieben. Jedoch blinzelte er dann verwirrt, als er angeschnaubt wurde und saß im nächsten Moment fast schon senkrecht auf der Decke - wo war Masashi? Allerdings war dieser sofort vergessen, als ihm bewusst wurde, was da so an ihm geknabbert gehabt hatte. Kein Einhorn - dafür ein Pegasus. Zwar ein noch recht junger offensichtlich aber eindeutig ein Pegasus. Vielleicht gerade ausgewachsen…Und er wurde soeben mit großen Augen skeptisch gemustert, was ihn leise lachen und vorsichtig eine Hand ausstrecken ließ. „Du bist aber ne Hübsche…Keine Angst, ich tu dir nichts.“ Aus dem Augenwinkel schien er so etwas wie einen Schatten wahrnehmen zu können, konzentrierte sich dann aber lieber wieder auf die junge Pegasusstute vor ihm, welche neugierig schnaubte und sich dann doch Stück für Stück näher traute. Kurz fiel sein Blick auf den Picknickkorb - aber er wusste nicht, was Pegasi gerne aßen und er kannte sich allgemein mit dem Essen in der Hölle nicht aus… Trotzdem schien die Kleine ihn zu mögen, denn sie kam neugierig näher und näher - zuckte jedoch erstmal zurück, als sie seine Hand berührte und ein leises Aufschnauben entkam dem Tier, während es nervös auf der Stelle tänzelte - völlig unschlüssig offensichtlich, was zu tun. Es dauerte noch einige Minuten mehr, bis Jasmine es geschafft gehabt hatte, die Stute davon zu überzeugen, dass er völlig harmlos war und sie sich bereitwillig streicheln ließ und schlussendlich folgte sie ihm sogar freiwillig als er sich auf den Rückweg machte - irgendwo auf dem halben Weg, war aus dem Schatten, welcher ihm ebenfalls gefolgt war eine Katze geworden - zwar aus Schatten, aber deutlich erkennbar und als sie am Schloß angekommen waren, verwandelte diese sich langsam zurück in Masashi und die Stute gab erstmal einen erschrockenen Laut von sich und scheute etwas, bis Jasmine ihr beruhigend den Hals tätschelte. „Du hättest ruhig was sagen können…“ Masashi seufzte nur, während er auf Abstand blieb, aufmerksam beobachtete und dann nur müde den Kopf schüttelte. „Völlig unmöglich. DU hast einen Draht zu Tieren, nicht ich und als ich die Stute aus der Ferne gesehen habe, dachte ich, es wäre einfacher zu verschwinden und abzuwarten. Und es scheint ja auch geklappt zu haben.“ Wenig später war die Stute im Stall - in einer der größeren Boxen, wo sie sich etwas unsicher umsah, aber schlussendlich zufrieden begann einen Heuballen zu verspeisen. Vielleicht würde das ja funktionieren mit Masashis Hengst? Inzwischen hatte Kaya alle Bücher , welche sich auch nur irgendwie mit Magie befassten und in seinem Besitz waren, durchgelesen und war nur zu einem - durchaus sehr beunruhigendem - Schluss gekommen. Allerdings würde er sich leider nicht ewig verstecken können und schweren Herzens hatte er dann auch den Weg in den Thronsaal eingeschlagen - Kami würde ihn umbringen. Ganz sicher sogar. „SAG DAS NOCH MAL?!“ Kaya erschauderte leicht als die Königin sich von ihrem Thron erhob, aber er schaffte es irgendwie, nicht zurück zu weichen, musste nur schlucken und wünschte sich gerade Satsuki an seine Seite - aber dieser war nicht anwesend, zurück in den Himmel um trainieren zu können - weswegen er völlig auf sich gestellt war. „Es tut mir leid, aber ich fürchte, es gibt keinen Weg, Jasmine zu retten. Außer der Dämon, welcher ihn entführt hat, bringt die Prinzessin freiwillig zurück oder eröffnet uns einen Weg in sein Reich…“ Und sie wussten wohl alle, dass genau DAS nie passieren würde, wieso sollte Mana auch den Feind zu sich nach hause einladen? Niemand würde das tun, der bei klarem Verstand war. Absolut niemand. Kami schüttelte nur den Kopf, dann würde er jetzt wohl zu den äußersten Maßnahmen greifen müssen. „Anscheinend will er mir keine Wahl lassen.“ Mit einem dunklen Lachen ließ Kami den Kopf in den Nacken sinken, bevor er tief durchatmete und Kaya düster anfunkelte. „Ich werde dir eine Liste zukommen lassen und wenn du an deinem Leben hängst, rate ich dir, diese Dinge zu besorgen bis übermorgen.“ Denn übermorgen? War Vollmond und er würde im Vollbesitz seiner Kräfte sein müssen um Mana heraufzubeschwören - dank Chou kannte er das Ritual und die Zutaten. Und die Umstände, welche man beachten musste. Wenn Mana nicht wollte, dass er ihn besuchen kam, dann würde er ihn eben zwingen zu ihm zu kommen. Ganz egal, wie viel Kraft ihn das kosten würde. Nur um sicher zu gehen, würde er alle Anderen aussperren müssen - bis auf Klaha und Kaya. Gut, Satsuki würde er auch noch einweihen müssen - sobald dieser endlich wieder vom Training zurück gekommen war. So schwer konnte es nicht werden - durfte es nicht. Er würde Jasmine zurück bringen - und diesen verheiraten. Egal unter welchen Umständen. Er musste verhindern, dass dieser starb, war es ihm doch schon bei seiner Schwester unmöglich gewesen. Hizaki erschauderte leicht, bevor er sich abwandte und mit Kamijo an seiner Seite den Rückzug antrat. Zurück in seinem Zimmer vergrub er das Gesicht an der Brust seines Freundes, versuchte tief durchzuatmen, was ein Ding der Unmöglichkeit schien, so sehr wie er zitterte und weinte. „Meinst du…Jasmine…lebt noch?“ Hizaki schluchzte leise auf, während er sich mehr an Kamijo festklammerte und versuchte an irgendetwas anderes zu denken, aber die Panik ließ sich leider viel zu schwer abschütteln. Was wenn seinem besten Freund irgendetwas passiert war, dass er jetzt nicht mehr würde zurück nach hause kommen können? Oder wollen? Konnten Dämonen Gedanken manipulieren? Bestimmt. Was wenn Jasmine gar nicht mehr zurück wollte oder konnte weil Mana ihn folterte? Oder versuchte ihn psychisch in den Wahnsinn zu treiben? Wenn er ihm einzureden versuchte, dass er sie alle würde umbringen müssen? Er hatte doch keine Ahnung, was Mana alles tun konnte und vor allem auch tun würde. Dass Kamijo leise auf ihn einzureden versuchte, bekam Hizaki kaum mit, ließ sich aber widerstandslos ins Bett bringen, wo er sich nur noch mehr an seinen Freund kuschelte und schlussendlich nur völlig erschöpft ins Leere starrte. Irgendetwas mussten sie doch tun können? Er hatte Jasmine doch versprochen, ihn nicht allein zu lassen. Fast wäre Hizaki zwar eingeschlafen, allerdings schreckte er dann doch hoch, als ihm ein Gedanke kam. Wenn Jasmine nicht zu ihm konnte…Dann musste er zu ihm. Zwar hatte Kaya gesagt, dass es keine Zugänge zu Manas Reich gab, aber vielleicht würde er in diesem merkwürdigen Wald einen Hinweis finden? Dass Kamijo ihn nur skeptisch ansah und versuchte davon abzubringen, war klar gewesen aber trotzdem ließ sich Hizaki nicht beirren und wenig später hatte Kamijo es geschafft, ihn aus dem Schloss zu schmuggeln, hatte sein eigenes Verschwinden damit erklärt, dass er noch einen wichtigen Auftrag zu erledigen hatte und die Wachen hatten ihn passieren lassen. Sollte Kami das heraus finden, würden sie wohl beide Hausarrest bekommen. Oder im schlimmsten Fall im Kerker landen. Mit einem müden Lächeln ließ Hizaki die Finger durch die Mähne des weißen Pferdes gleiten, lehnte sich etwas mehr an Kamijo heran und atmete tief durch - es würde funktionieren. Es musste einfach funktionieren. Während der Hengst durch die Nacht trabte, sandte Hizaki bereits ein Stoßgebet gen Himmel - ob sein bester Freund ihn überhaupt noch erkennen würde? Sie mussten Jasmine finden. Und hoffen, dass Mana diesen noch nicht ermordet hatte. Oder der Fluch sich ausgebreitet gehabt hatte. Denn dann wäre die Prinzessin wohl rettungslos verloren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)