Maskenball von Last_Tear ================================================================================ Kapitel 2: Superstition ----------------------- Eiskalt. Das war das Erste, was Jasmine durch den Kopf schoss, als Mana ihn berührte - dessen Hand fühlte sich an wie das Wasser in ihrem Schlossgarten - welches dank eines Zaubers von Kaya ungeachtet der Jahreszeit stetig kalt genug war, dass niemand freiwillig darin baden wollen würde. „Armer Junge…Es muss grausam sein, ständig von Liebe umgeben zu sein und gleichzeitig zu wissen, dass man sterben muss, weil es nie jemanden geben könnte, der sich für dein wahres Ich interessieren würde, weil jeder immer nur den Schein liebt, welcher dich umgibt, nicht wahr?“ Manas Worte schienen honigsüß, so schwer wie sie von dessen Lippen tropften und doch war jedes einzelne Wort pures Gift, welches ihn direkt ins Herz traf. Jasmine schüttelte nur unwillig den Kopf, während er einen Schritt zurück wich, fast automatisch schon Teru auf den Arm nahm und eng an sich heran drückte. „Du lügst!“ Wer war dieser Mann? Und vor allem - was wollte er von ihm? Kurz ließ Jasmine den Blick schweifen, aber sein Pferd war nirgendwo mehr zu sehen - war es geflüchtet? Aber wo waren Sattel und Zaumzeug hin? Alles was noch im Gras lag, war die Satteldecke und er bezweifelte, dass sein Pferd sich eigenhändig aufgezäumt hatte…Was ging hier nur vor sich? Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, das Schloss zu verlassen, ohne vorher jemandem Bescheid zu sagen? Ein leises Lachen ließ seine Aufmerksamkeit wieder auf Mana fallen und Jasmine erschauderte - wieso hatte er das Bedürfnis diese Kreatur in den Arm zu nehmen und eng an sich zu drücken, so wie er es gerade mit Teru machte? Denn dass sein Gegenüber kein Mensch war, hatte allein dessen kalte Haut verraten - selbst Satsuki hatte eine höhere Körpertemperatur und dabei war dessen Haut schon durchaus kühler als die eines normalen Menschen. Vielleicht sollte er doch lieber schauen, dass er hier wegkommen würde? Allerdings kam Jasmine nicht mal dazu, einen Schritt zu machen, als Mana ihn erneut ansprach und er erschauderte leicht. Wieso hatte er nie auf seine Mutter gehört, dass es auch durchaus böse Kreaturen gab, welche einen einlullen wollten mit ihrer Schönheit und dann zuschlugen, wenn man es am Wenigsten erwartete? Mana gehörte definitiv dazu - wunderschön und tödlich. Wieso fiel ihm erst jetzt die Aura auf, welche sein Gegenüber umgab und wie erdrückend diese wirkte? „Nicht doch…Jetzt musst du auch keine Angst mehr vor mir haben…Arme, verwirrte Prinzessin. Du hast keine Ahnung, nicht wahr? Weißt du überhaupt, was für eine Last du für deine Eltern bist?“ Jasmine wollte protestieren, erstarrte jedoch völlig, als Mana plötzlich einen Spiegel in der Hand hielt - oder besser in beiden Händen. Der Spiegel war groß, rund und aus einem Material gefertigt, welches er nicht kannte, aber von Schatten umwoben - oder durchwoben war. So genau war dies nicht ersichtlich und während Jasmine noch versuchte, etwas darin zu erkennen, wurde sein Spiegelbild plötzlich unscharf und verschwamm, bis er statt seiner selbst seine Mutter erkennen konnte. Diese hatte sich eng an seinen Vater gekuschelt und doch war es mehr als offensichtlich, dass Kami weinte, so wie dessen Körper immer wieder erzitterte. „Es muss niemand erfahren. Wir können tun, als wäre nie etwas passiert und normal weiter leben, Kami. Niemand wird Verdacht schöpfen und jeder, der Bescheid weiß, wird zu absolutem Stillschweigen verpflichtet.“ Klahas Worte klangen irgendwie gedämpft, fast verzerrt aber sie kamen doch recht deutlich durch den Spiegel und Jasmine erschauderte - er hatte seinen Vater noch nie so reden hören. Um was ging es bei diesem Gespräch nur? Bist du dir sicher? Aber Jasmine…" Seiner Mutter wurde das Wort mit einem Kuss abgeschnitten und schlussendlich nickte Kami nur müde. "Wir schaffen das, nicht wahr?" Klaha lächelte beruhigend, bevor er selbst nickte, Kami langsam eine Haarsträhne aus der Stirn strich. "Wir schaffen das Liebling und niemand wird Verdacht schöpfen oder sich erinnern können." Jasmine war zurück gestolpert, hatte Teru sogar losgelassen und der Welpe hatte sich jetzt zwischen ihm und Mana aufgebaut und versuchte diesen drohend anzuknurren - was leider eher putzig wirkte als wirklich gefährlich. „Was hast du nur getan, dass deine eigenen Eltern denken, sie wären besser dran, ohne dich?“ Mana lachte leise auf, während Jasmine immer noch völlig ungläubig in den Spiegel starrte - aber dort nichts mehr erkennen konnte, als sich selbst und nur langsam den Blick hob um Mana anzusehen und verstört den Kopf zu schütteln. „Das sind nicht meine Eltern, das können nicht meine Eltern gewesen sein, sie lieben mich!“ Ungewollt war seine Stimme lauter geworden, dass er sich vor sich selbst erschrak, als der Wald sie ihm wie ein Echo zurück um die Ohren warf. „Welchen Grund sollte ich denn haben um dir Lügen zu zeigen, meine süße Prinzessin?“ Mana schmunzelte nur, während er einfach an Teru vorbeiging und schließlich halb hinter Jasmine stehen blieb. „Du wirst sterben, wieso sollte ich da noch nachhelfen wo ich doch schon so viele Jahre geduldig gewartet habe? Da kommt es auf einen Augenblick auch nicht mehr an, obwohl ich zugeben muss, dass du wirklich verführerisch riechst~“ Zitternd wich Jasmine jetzt nach vorne aus, drehte sich fast sofort zu Mana um und gab dann einen erschrockenen Aufschrei von sich, als er plötzlich den Boden unter den Füßen verlor - und fiel. Der schmerzhafte Aufprall jedoch war um einiges weicher, als er gedacht hätte, das Wasser umfing ihn beinahe wie einen alten Freund und so gelähmt, wie er sich fühlte, konnte er nicht mal versuchen, dagegen anzukämpfen - er könnte unter Wasser atmen, sofern er sich an den Zauber erinnern könnte, welchen Kaya ihm beigebracht hatte, aber sein Kopf war wie leer gefegt, der Dämon hatte ihn zutiefst schockiert und sein Körper verlangte nach Luft. Jasmine gab ein Wimmern von sich - und riss vor Schreck die Augen auf, als sich weiche Lippen auf seine legten und er eng an Mana gepresst wurde, während sie tiefer und tiefer im Wasser versanken. Was hatte er sich nur dabei gedacht, das Schloss ohne Begleitschutz zu verlassen? Kaya wäre beinahe schon aus dem Bett gefallen, hätte er sich nicht gerade noch abfangen können und völlig verschlafen blinzelte er seinen Freund an, gähnte erstmal herzhaft auf und fuhr sich leicht durch die Haare. „Wieso zum Henker trittst du mich?!“ Düster funkelte er Satsuki an, der jedoch nur mit den Schultern zuckte und langsam aufstand, wobei er sich ordentlich streckte und für einen kurzen Moment begutachtete Kaya die weiße Haut seines Liebsten, welche gestern noch unversehrt gewesen war. Aber er hatte sich einfach nicht beherrschen können. „Kami braucht uns und du weißt genau, dass jede andere Weckmethode bei dir in Sex endet.“ Kaya murrte nur leise auf, bevor er schmollend den Kopf schüttelte und dieses Mal über seine Katze stolperte, kaum, dass er das Bett verlassen hatte. Mit einem leisen Fluch fand er sich damit auch schon auf seinen vier Buchstaben wieder, murrte nur leise, während die Samtpfote ihn völlig verschlafen anstarrte - die hatte es gut, konnte wenigstens weiter schlafen. „Tut mir leid, Kleines…“ Kurz strich Kaya dem Tierchen über den weichen Kopf, bevor er sich aufrappelte, dass er unter die Dusche verschwinden konnte - er brauchte definitiv noch einen Kaffee, das war nicht sein Tag heute. Als sie zehn Minuten später jedoch den Thronsaal betraten und sich von Kami erklären ließen, was passiert war, fühlte er sich auch so schlagartig hell wach - wie hatte das denn passieren können? Für gewöhnlich war Jasmine doch nur in seinem Zimmer allein und eigentlich wurden die Gänge überwacht? Vielleicht nicht sichtbar, aber sie waren nie so leer, wie es schien - dank seiner Magie - er hatte unsichtbare Augen im ganzen Schloss verteilt - die Schlafzimmer der Bewohner natürlich auslassend - und eigentlich hätte ihm absolut nichts entgehen dürfen, selbst im Tiefschlaf nicht. Aber jetzt war Jasmine verschwunden und keiner hatte auch nur den Hauch einer Ahnung, wohin oder wieso. Satsuki hatte sich bereit erklärt, sich sofort auf die Suche zu machen und war im Himmel verschwunden, kaum dass er seine Flügel wirklich ganz ausgebreitet gehabt hatte. Hundestaffeln waren ebenfalls bereits unterwegs, sowie fast alle der verfügbaren Wachleute - denn die Zeit drängte. Sollten sie Jasmine bis vor Einbruch der Dunkelheit nicht gefunden haben, stieg das Risiko mit jeder Stunde nur noch mehr und einzig Kami wusste, wie gefährlich es sein konnte, sich auf Dämonen einzulassen und was passieren könnte, sollte Jasmine wirklich auf Mana treffen. Das durfte nicht wahr sein. Das durfte alles nicht wahr sein. Hizaki gab einen frustrierten Laut von sich, bevor er gegen den kleinen, hölzernen Nachttisch in seinem Zimmer trat und tief durchatmete. Seit fast einer Stunde lief er jetzt schon hier im Kreis - seit ihm gesagt worden war, dass Jasmine verschwunden war. Und dass die Königin nicht wünschte, dass er sich ebenfalls in Gefahr begeben würde. Nur um sicher zu gehen, dass er keinen Unsinn anstellte, hatte man sogar eine Wache vor seiner Tür positioniert und er war mittlerweile längst am Überlegen, ob er mit einem Mord davon kommen würde, sollte er behaupten, dass die Wache auf ihn grundlos losgegangen wäre. Vielleicht? Er hatte absolut keine Ahnung…Nur weil er Kamis Notfallplan war - und dessen Köder. So viel hatte er mitbekommen und war absolut nicht begeistert. Nie im Leben hätte Hizaki gedacht, je Jasmines Platz einzunehmen, noch dass er es wollen würde. Aber die Kaltblütigkeit, welche Kami an den Tag legte, schockierte ihn nahezu. Immerhin war er immer davon ausgegangen, dass dieser seinen Sohn lieben würde und jetzt war er sich da absolut nicht mehr sicher. Hieß, er sollte wohl besser auf eigene Faust versuchen, Jasmine wieder zu finden. Aber wie? Kamijo war mit den Hunden unterwegs, konnte ihn in diesem Punkt nicht unterstützen und seufzend ließ Hizaki den Kopf an die Wand sinken, das war zum Verzweifeln. Wobei, eine Chance sollte er noch haben. Theoretisch gesehen. Wie erwartet wurde ihm der Weg versperrt, kaum dass er das Zimmer verlassen wollte und Hizaki seufzte leise - das musste einfach funktionieren, sonst würde das schlechte Gewissen ihn für den Rest seines Lebens auffressen. „Bitte, ich muss zu Kaya…Ich hab eine Idee, wie er es schaffen könnte Jasmine zu finden, selbst wenn er unter einem Zauber steht…“ Die Wache musterte ihn nur kurz skeptisch, nickte dann allerdings - alles was nötig war und machbar um Jasmine zu finden, war schließlich gut. Dementsprechend erleichtert war Hizaki auch, als er sich wenig später neben Kaya auf den Boden sinken lassen konnte - der Andere viel zu vertieft in seine Kugel um ihn wirklich wahrnehmen zu können und doch musste Kaya die Veränderung im Raum aufgefallen sein, zumindest blinzelte dieser wenig später etwas irritiert und Hizaki kuschelte sich erstmal enger an den Anderen, während er ihm leise seinen Plan erklärte. Fünf Stunden - mehr Zeit hatte ihm Kaya nicht verschaffen können, aber er war ihm dafür schon dankbar genug, schließlich war das alles, was er brauchen würde. Zumindest hoffte Hizaki darauf…Aber so weit konnte Jasmine ja nicht gekommen sein und für den Fall, dass doch, war ja Satsuki unterwegs zu den näheren Dörfern und alles. Summend verließ er schließlich auch das Schloss - dank Kayas Zauber bemerkte ihn niemand und für jeden im Schloss würde es so aussehen, als ob er sich noch in seinem Zimmer befinden würde. Das war der Vorteil daran, eng mit einer Hexe befreundet zu sein - man bekam die perfekten Alibis. Der Nachteil jedoch war, dass der Zauber nach fünf Stunden seine Wirkung verlieren würde und dann mehr als offensichtlich wäre, dass er ebenfalls verschwunden war. Erschwerend hinzu kam, dass er leider zu Fuß alles absuchen musste - es wäre viel zu auffällig, wenn ein gesatteltes Pferd scheinbar reiterlos aus dem Tor traben würde, als Fußgänger fiel er weniger auf auch wenn sich Hizaki absolut nicht sicher war, wie so fünf Stunden ausreichen sollten. Jasmine konnte immerhin überall stecken. Und nachdem er eine Stunde fast nur querfeldein gelaufen war, musste Hizaki aufseufzen - so würde er Jasmine nie wieder finden und für einen Moment schloss er die Augen, dass er frustriert gegen den nächsten Baum schlagen konnte. Das durfte alles nicht wahr sein. Jedoch riss ein helles Wiehern ihn aus seinen Gedanken und er schaute sich etwas verwirrt um, bevor er Jasmines Stute sah, welche auf ihn zugetrabt kam und mit einer raschen Bewegung hatte er sich auch die Zügel schnappen können um zu versuchen, das Pferd zu beruhigen, welches doch etwas verstört wirkte. „Sht…Ganz ruhig, ganz ruhig.“ Was war nur mit Jasmine passiert? Dieser würde seine Stute nie allein lassen…Was wenn dieser jetzt irgendwo verletzt lag? Da gab es wohl nur eine Möglichkeit und Hizaki klopfte dem Tier beruhigend den Hals, bevor er sich langsam in den Sattel schwang und tief durchatmete. „Komm, bring mich zu Jasmine.“ Zwar rollte die Stute bei der Erwähnung des Namens nur leicht mit den Augen, setzte sich dann aber auch brav in Bewegung und Hizaki ließ aufmerksam den Blick schweifen - hieß dass jetzt, dass Teru auch hier irgendwo war? Was wenn Jasmine irgendwo in einen Kampf geraten war? Nein, er durfte nicht so negativ denken, sie mussten ihn finden. ER musste ihn finden und zurück ins Schloss bringen. Und ihm blieben weniger als vier Stunden dafür übrig - aber gut, bisher hatte er jede noch so undenkbare Aufgabe erledigen können - sogar Kamijo um den Finger wickeln und dieser hatte bis sie sich getroffen hatten, ein einsames, aber viel zu enthaltsames, langweiliges Leben gehabt. Jetzt? War es doch um einiges besser und schmunzelnd ließ er das Pferd von Trab in Galopp wechseln - wenn selbst die Tiere Jasmine nicht mehr würden finden können, dann erst würde er beginnen sich Sorgen um Jasmine zu machen, denn erst dann würde er glauben, dass sein bester Freund sich nicht mehr auf dieser Welt befand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)