Tedros - A fallen Prince von _Delacroix_ (eine "School for Good and Evil"-FF) ================================================================================ Tedros - A fallen Prince ------------------------ Einer der vielen Gründe, aus denen ich Prinzessinnen hasse, ist, dass sie ihre Antworten nie selber finden. Und ihre Prinzen sind keinen Deut besser. Ich lasse meinen Blick durch die Zelle gleiten und nehme mir die Zeit unseren gefallenen Anführer zu betrachten. Sein goldblondes Haar glänzt im fahlen Schein der Fackeln. Seine Haut ist sonnengebräunt – zu dunkel für jemanden, der in einer stickigen Zelle sitzt und viel zu perfekt für jemanden wie ihn. Als hätte er meine Gedanken gehört, hebt er den Kopf und sieht mich an. „Aric, du musst mit den Lehrern sprechen“, beschwört er mich, doch seine eindringlichen Worte erreichen mich nicht mehr. Die Zeiten, in denen ich bei jedem „Aric“ gesprungen bin, sind vorbei.   „Erinnere dich an deine Position!“, zische ich ihm entgegen. Es tut gut, ihm seine eigenen Worte vor die Füße zu spucken. Sie haben mich verletzt, jetzt werden sie ihn dafür um so härter treffen. „Aric“, versucht er es erneut, dieses mal milder, doch ich bin schneller. Noch bevor mein Name ganz von seiner Zunge gerollt ist, balle ich die Hand zur Faust und schlage zu. Er starrt mich an. Verstört, verletzt. Doch ich weiß ganz genau was gerade in ihm vor sich geht. „Ich habe dir vertraut“, nuschelt er in seine goldenen Locken hinein und ich beginne trotz meiner schmerzenden Hand zu lächeln. „Ein Fehler, mein Prinz“, spotte ich, dabei habe ich vor einer Woche noch eifrig um jeden Vertrauensbeweis von ihm gebuhlt.   Vor einer Woche. Vor sieben Tagen. Bevor er mich verraten hat.   Wir waren ein gutes Team, als es darum ging, die Hexe, Sophie, zu jagen. Doch dann... dann war Agatha erschienen und mit ihr hatte sich der Zweifel in Tedros' Herz geschlichen. Er hat versucht, mit den Frauen zu verhandeln, hat versucht, mir meinen Krieg zu nehmen und was auch immer zwischen uns gewesen ist, ist still daran zerbrochen. Daran und an Agathas dreisten Lügen.   Liebe, Vertrauen... Als wäre eine Frau in der Lage etwas derartiges für jemand Anderes als sich selbst zu empfinden. Als hätte die perfekte Agatha Tedros nicht schon einmal verraten, um an ihr Ever After mit Sophie zu kommen. Als würden die Hexen nicht alle zusammenarbeiten, wenn es darum geht, uns zu vernichten. Egal, ob sie sich im Stillen Ever oder Never schimpfen, im Innersten sind sie doch alle gleich. Verdorben bis ins Mark.   Ich knurre, jetzt wütend auf die Weiber und die Blödheit Tedros', weil er trotz allem was sie ihm schon angetan haben, immer noch an das Gute in ihnen glaubt. Er dagegen sieht mich aus seinen großen, blauen Augen treudoof an. „Aric“, versucht er noch einmal zu mir vorzudringen, doch ich will es nicht hören. „Sag Master“, fordere ich aus einer Laune heraus, aber Tedros scheint die Ironie darin gar nicht zu sehen. Dabei habe ich ihn noch vor einer Woche mit Freuden so genannt. „Den Teufel werde ich!“, faucht er mir entgegen. Ein letztes Aufbäumen seines alten Selbst. Ich schüttele den Kopf. Vermutlich braucht mein Prinz eine kleine Lektion in Sachen Demut, damit ihm die ungewohnten Worte über seine Lippen kommen. Aber die kann er gerne kriegen.   Betont langsam ziehe ich meinen Dolch hervor. Er ist alt und rostig, trotzdem ist er mein größter Schatz. Es ist diese Waffe, die eines Tages alles beenden wird. Ich lächele noch immer. „Zieh dich aus“, fordere ich jetzt. Er starrt mich an. In den Augen eine bittere Erkenntnis. Ist es endlich auch in seinem Schädel angekommen? Schließlich schluckt er schwer. „Warum?“ Ich richte die Klinge auf ihn und beobachte, wie er sich mit zitternden Händen aus seiner blauen Uniformjacke zu schälen beginnt.   „Ich hasse Blutflecken auf hübscher Kleidung.“ Eine Lüge. Seine Kleidung ist mir schlicht egal, doch es macht Spaß ihn absichtlich misszuverstehen. In einer anderen Welt hätten wir vielleicht Freunde werden können, so wie er es sich wünscht, doch in dieser gibt es für mich nur eines was wirklich von Bedeutung ist. Ich könnte es ihm erklären, aber es wäre vergebene Liebesmüh.   Die Jacke landet auf dem Boden. Seine Finger krallen sich in das dunkle Blau seines T-Shirts. So habe ich ihn in der letzten Zeit häufig trainieren sehen. Die Erinnerung erscheint in meinem Kopf, doch ich beschließe, sie zu ignorieren. Zu oft erscheint Tristans erbärmliches Gesicht zusätzlich zu dem von Tedros'. Sein ständiges Getue macht mich krank und das, was ich jetzt sehe, ist so viel besser als diese erbärmliche, kleine Null.   Langsam zieht Tedros den Stoff über seinen Kopf. Ich nutze die Chance und mustere seine Oberarme, seinen Bauch. Er trainiert viel, das sieht man ihm an. Vorsichtig mache ich einen Schritt auf ihn zu. Es wird mir Spaß machen, seine makellose Haut zu entstellen. Er weicht vor mir zurück bis an die Wand. Fast als hätte er meine Gedanken gehört, doch das ist eine Unmöglichkeit. „Was hast du vor?“, verlangt er zu erfahren, doch ich antworte ihm nicht. Man muss das Offensichtliche nicht auch noch aussprechen. Tedros schluckt, als ich die kalte Klinge gegen seine Haut presse. Ich muss Druck ausüben, damit das stumpfe Metall tiefer sinkt. Er beißt sich auf die Lippen um nicht zu schreien.   Spielverderber.   „Sag Master“, fordere ich erneut und starre unverhohlen auf das blutige Rinnsal auf seiner Brust. Sein Atem wird sichtlich schwerer je näher ich ihm komme. Er will zurückweichen, aber er kann es nicht mehr. Die Wand in seinem Rücken hält ihn erfolgreich davon ab. Ich kann seine Angst förmlich riechen und mit jedem Millimeter, die der Abstand zwischen uns kleiner wird, nimmt sie weiter zu. „Fick dich“, keucht er schließlich in mein Ohr. Ich blicke auf und seine blauen Augen nehmen mich gefangen. Er ist stur, das mag ich.   Ich fahre mit der Fingerkuppe über seine blutige Schramme. Sein Körper ist warm, beinahe schon heiß und das nimmt mir den Atem. Ich zwinge mich zu einem weiteren Lächeln während ich mir sein warmes Blut von den Fingern lecke. „Nein“, schnurre ich, den Dolch noch immer fest in meiner Rechten, „Wenn, dann fick ich heute dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)