Ein Floh für alle Felle von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, Vaters Testament und ein Flohgeist) ================================================================================ Kapitel 6: Frisch gewagt ist halb gewonnen ------------------------------------------ Inu Yasha zuckte mit der Hand zum Schwertgriff als er in der Schwärze um sich etwas grünlich schimmern sah, erkannte dann, dass die Rechte seines Halbbruders zwar leuchtete, der sich jedoch von ihm abwandte und offenbar versuchte die Umgebung wahrzunehmen. So folgte er dem Beispiel in dem mehr als vagen Licht der Giftklaue. Sie befanden sich an der Oberfläche eines Gewässers, das nach Säure roch, ab und an sogar Blasen warf. Es handelte sich um einen riesigen Raum, dessen Decke oder auch Wände so nicht zu entdecken waren. Die Luft war seltsam kalt und stickig. Nur links von ihnen schien die dunkler werdende Schwärze sich ein wenig zu wölben, ja, zu bewegen. Das war sicher die Magenwand. Diese scheinbare Insel, auf der sie standen, war bestimmt irgendein Nahrungsteil, das noch nicht verdaut worden war. Toll. Ohne weiter nachzudenken fielen dem Halbdämonen zehn Orte ein an denen er sich im Augenblick lieber befunden hätte – angefangen bei Kagomes Armen. „Oh du je“, jammerte der alte Floh, der auch das sah, was die Hundebrüder erblickten. „Eine Idee, ein Fürstentum für eine Idee!“ „Na ja, du bist doch hier der tolle Berater, oder?“ meinte Inu Yasha und löste damit etwas wie ein Fiepen aus, das an einen getretenen Welpen erinnerte, was allerdings keinen der Halbbrüder interessierte. Nein, dachte Myouga panisch. Er hatte keine Ahnung wie sie hier herauskommen sollten. Er war noch nie in solch einer Lage gewesen, konnte ihr auch nicht entkommen, und zu allem Überfluss … Irrte er sich oder bewegte sich die Wand auf sie zu? „Ah, davon hat mir Kagome erzählt, sie lernte da für ihre Schule Biologie, also früher, “ erklärte der Halbdämon doch deutlich unbesorgter. „Die Magenwände versuchen dickere Brocken zu zerreiben. Schön, also an mir wird sich dieses Mistvieh die übelste Magenverstimmung seines Lebens holen!“ Da hatte Inu Yasha doch einmal unerwartet vollkommen recht. Sesshoumaru war ebenfalls entschlossen hier wieder herauszukommen. Was für ein unwürdiges Ende, das nur den einzigen Trost bot, dass seine Mutter davon nie erfahren würde. Sie würde allerdings auch so kaum einen Gedenkstein für ihn aufstellen, wenn er auf dieser Insel umkam. „Unfähig“, war überdies auch nicht die Inschrift, die er dort stehen haben mochte. Bei dem seines Großvaters stand immerhin Eroberer von ….und dann folgten Dörfer, Städte und Provinzen, Sieger der Schlachten, die dann folgten, Erbauer des Schwebenden Schlosses, der sichtbare Teil von Vaters Grab war ein imposantes Denkmal aus Stein, wenngleich ohne Beschriftung, schließlich war er nicht der Fürst gewesen. Aber einen Einfall! Wozu hatte man eigentlich Berater, wenn die zu nichts nutze waren? Myouga war da ein gutes Beispiel dafür, Jaken das nächste. Nun gut, Myouga war ja quasi Inu Yashas Erbteil, also hatte der den am Hals – und den Kröterich, den sollte er wirklich mal wem anders aufdrücken. Fragte sich nur, wer ahnungslos genug dazu wäre den bei sich aufzunehmen. Zugegeben, loyal war der Frosch, wenngleich auch redselig und … Gleich. Priorität hatte das Hier-Wegkommen. Hm. Er musterte seine noch immer grün leuchtende Hand, dann die Magenwand vor sich, die sich stetig in seltsamen Wellenbewegungen ihnen zu nähern schien. Immerhin konnte er fliegen. Warum nicht, einen Versuch war es wert. So sprang er empor, und drückte seine noch immer grün leuchtende Klaue gegen die Wand. Zu seiner Überraschung fühlte sie sich zwar schleimig an, war jedoch darunter fest. Muskeln, erkannte er. Gut. Muskeln bedeutete ein reales Lebewesen, das folglich auch Schmerz empfinden konnte – und umzubringen war. Unter der ätzenden Säure der Giftklaue zuckte die Magenwand förmlich zurück, begann jedoch zu schmelzen. „Was zum ... Ah!“ Der jüngere Halbbruder hatte verstanden und sprang ebenfalls empor, sein Schwert ziehend. „Inu ...“ Myouga brach sein Flehen ab mitgenommen zu werden, als er erkannte, dass immerhin die Wand zurückwich, ja, beschädigt zu sein schien. Sesshoumaru hatte eine Idee gehabt! Und Inu Yasha hatte die wohl eher begriffen als er, denn der stieß Tessaiga in das entstehende Loch und riss es förmlich seitwärts, so rasch er es noch im Sprung vermochte, ehe er versuchte zurück auf der kleinen „Insel“ zu landen und nicht erneut in der Verdauungsflüssigkeit. Der Hundedämon blieb oben schweben und ließ immer weiter sein Gift in den geschaffenen Spalt fließen, sicher, dass Inu Yasha gleich wieder käme. Der konnte eben nicht fliegen, so als erbärmlicher Halbdämon, aber er musste zugeben, dass der schnell verstanden hatte auf was diese Aktion hinauslaufen sollte. Immerhin besser als dieser jämmerliche Floh. Noch solch ein Riss mit Tessaiga und sie würden erkennen können, was außerhalb des Magens war. Da mussten sie dann auch durch. Der jüngere Halbbruder kam auch prompt wieder hoch, in dem sicheren Wissen, dass ihre Zeit auf dieser kleinen Insel ablief und es dann wirklich schwierig wurde. Immerhin schien die Giftklaue nicht nur ein Loch zu machen sondern dem, in dem sie steckten, auch Schmerzen zu bereiten. Das kam eben davon, wenn man sich an etwas verschluckte, das man nicht kannte. Diesmal gelang es ihm, sich auf das Gewebe zu stellen, mit der Linken sich an dem entstandenen Lochrand festzuklammern, ehe er so gebückt erneut seine Klinge seitwärts stieß. „Oha,“ machte er. Immerhin musste er jetzt nicht auf die Insel zurück sondern hatte hier einigermaßen Halt gefunden. „Da geht’s raus!“ Sesshoumaru schwebte einen halben Meter tiefer um ebenfalls hindurchblicken zu können. Von was faselte dieses Halbblut da? Mägen befanden sich seines Wissens immer innerhalb von Lebewesen. Drinnen. Ja, man konnte jemandem den Bauch aufschneiden, womöglich auch von innen, wie er es eigentlich geplant hatte, aber was sollte das jetzt? Aber ohne jeden Zweifel war es jenseits des Spalts hell und etwas wie Licht, womöglich Sonnenlicht, aber eher das der magischen Welt in der sie diesmal gelandet waren, schimmerte. „Keh,“ machte Inu Yasha. „Alles klar. Das ist wie mit diesem Yamaton.“ Nein, er würde ihn nicht fragen was. Das war der Gedanke des Bastards, also musste der falsch sein. „Spring hinaus.“ Und er würde die Deckung übernehmen, wie es Vater auch gehalten hatte. „Und du holst Myouga?“ kam es prompt. Äh, nein. An den Flohgeist hatte er nicht gedacht, schließlich gehörte der zu Inu Yasha und dieser sollte ihn beschützen. „Nachdem du ihn geholt hast.“ „Immer am Befehle erteilen, der Herr Halbbruder, oder?“ Aber er sollte mal nicht so sein. Immerhin hatte waren es der Einfall und die Giftklaue der hochwohlgeborenen Hundedämons gewesen, die ihnen einen Weg hier heraus verschafften. So wandte der Halbdämon nur den Kopf und guckte in das Dunkel unter sich: „He, Onkelchen? Schrei mal, damit ich dich besser treffe!“   Die Hundedame saß auf einem Hocker in ihrem privatesten Gemach und strich nachdenklich über die schwarze Kette an ihrem Hals. Sie blickte erst auf, als sie die Gegenwart eines anderen Lebewesens spürte und neigte höflich ein wenig den Kopf – etwas, das wahrlich nur zwei Personen je von ihr gesehen hatten. „Ich bin erfreut Euch zu sehen, mein Gebieter.“ Der Schemen des einstige Inu no Taishou trat aus den Schatten. „Nun, meine Teure, Ihr habt mich gerufen. Die Kette ist Euch nützlich.“ „Sie war und ist ein überaus wertvolles Hochzeitsgeschenk.“ „Die Jungs sind auf der Nebelinsel.“ „Unser Sohn und sein Halbbruder, ja. Der Floh ist bei ihnen. Mich plagt ein wenig weibliche Neugier.“ Der Geist lächelte etwas. Das war ein Geständnis, das sie niemand außer ihm gegenüber gemacht hätte. Hoffte er. „Wie es ihnen ergeht? Oh, bislang traf niemand in der Unterwelt ein. Und so lange sie zusammenhalten, werden sie mit allen Hindernissen fertig. Sesshoumaru ist stark.“ „Und Inu Yasha scheint ein guter Anführer zu sein. Er erwähnte eine Gruppe Menschen, die ihm folgen.“ Sie musterte ihren Besuch aus der Unterwelt. „Nein, mich würde interessieren, wie Ihr durch die Hindernisse kamt.“ „Lästigkeiten. Ich musste das Höllenschwert nie einsetzen, falls Ihr das wissen wollt. Man muss einfallsreich und stark sein. Myouga wird sie schon beraten, deswegen sollte er ja mit. Mir war es wichtig, auch für die Zukunft, dass sie perfekte Zusammenarbeit lernen. Und das werden sie dort.“ Er trat näher und versuchte seine Hand auf ihre Schulter zu legen, scheiterte jedoch an der Unstofflichkeit seines verstorbenen Körpers. Da sie bereits den Kopf seitwärts geneigt hatte um seine Klaue mit ihrer Wange zu berühren, fragte er unvermittelt: „Ihr wart stets eine sehr leidenschaftliche Frau. Entbehrt Euer Körper nichts?“ Sie verstand die Frage richtig. „Mein Körper entbehrt Eure Hände, ja. Aber es gab keinen Anderen und wird nie einen Anderen geben. Ihr seid der Einzige, der mich je erheitern konnte.“ Und das war seltsamerweise etwas, was weder ihr Vater noch jemand ihrer zahlreichen Verehrer verstanden hatte. Nur er. Sie sehnte sich nach Leichtigkeit, nach Heiterkeit, die sie selbst in sich nie gefunden hatte. Sesshoumaru freilich hatte sie es auch nie gezeigt, nie zeigen können, nach dem Tod seines Vaters. Überdies sollte ihr Sohn einst Fürst werden, da ziemte sich keine Fröhlichkeit. Vielleicht hatte ihr darum auch die Unbekümmertheit Inu Yashas so gefallen. Ein Welpe mit einer großen Zukunft, sich aber dessen noch nicht bewusst. Und diese Öhrchen … Er lächelte auch prompt. „Ein reizendes Kompliment, meine Werteste.“ „Wisst Ihr, was auf der Insel vor sich geht?“ „Ich vermute, wenn sie sich durch Hindernisse nicht aufhalten lassen, dass sie sich in der Muschelwelt befinden.“ Es war wohl ungeschickt einer besorgten Mutter zu erklären, dass sich ihr Sohn auf dem besten Weg befand von einer Muschel verdaut zu werden, falls ihm oder Inu Yasha nichts einfiel. Aber Myouga war ja dabei – und er selbst hatte auch den Weg hinaus gefunden, allein noch dazu. Nein, das würde schon alles so funktionieren, wie er sich das vorgestellt hatte, und die Jungs am Ende die beiden Seidentücher als Präsente in den Klauen halten.Hoffentlich würden sie auch dran denken den Inhalt auszupacken. Aber ja doch, es waren doch seine Söhne, sie würden intelligent sein. „Übrigens, wann gedenkt Ihr Toutousai wieder herauszuholen?“ „Wünscht Ihr es?“ „Ich besaß nicht sehr viele Freunde. Was hat er denn schon wieder vergessen?“ Das klang fatalistisch. Die Dame sagte ihm, was der alte Schmied schon wieder vergessen hatte, und der Inu no Taishou schloss kurz die Augen. „Ich verstehe, jetzt darf es Myouga mit ausbaden. Immerhin ist Inu Yasha nun älter und damit doch wohl vernünftiger und stärker als ich es ursprünglich gedacht hatte. Keine Sorge, das wird schon gut gehen. Ja, vielleicht es es so sogar besser.“ Sie unterdrückte ihren Kommentar, dass der vergessliche Schmied doch nicht schon wieder aus Versehen das Richtige getan hatte, sondern meinte nur ehrlich: „Wenn ich die Kette erneut einsetze, müsst Ihr indes gehen. Ich könnte jedoch zuvor auch einen Blick zur Nebelinsel werfen.“ Das war nur zu wahr und der verstorbene Herr der Hunde schwankte zwischen Neugier, was sein Nachwuchs so trieb, und der Fürsorge gegenüber Leuten, die ihm gegenüber loyal waren. „Nun ja, ich würde noch zu gern sehen, wie sie der Muschelwelt entkommen – aber dann ist Toutousai dran.“ Ach, er war ja so berechenbar. Die Dame lächelte fein, legte allerdings wieder die Hand an die Kette und konzentrierte sich.   Bei dem Sprung durch die Magenwand, den kleinen Flohgeist fest in der Rechten, prallte Inu Yasha dann doch auf ein mehr als unerwartetes Hindernis. Er hatte Licht gesehen und damit irgendwie Luft erwartet, fand sich aber nach einigen Metern Luft in einem kalten, nassen und salzigen Element wieder. Als er instinktiv aufwärts schwimmen wollte und dabei beide Arme einsetzte, stellte er rasch fest, dass sein linker durch die Aktion mit dem Festhalten in der Wand erneut beschädigt und damit so gut wie unbrauchbar war. In der Rechten hielt er allerdings Myouga, der alles andere als begeistert war, durch Meerwasser geschwenkt zu werden, aber sich nicht beschweren konnte. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihm fehlte der Sauerstoff. Der Halbdämon tauchte erleichtert auf und atmete tief ein, ehe er den unseligen Floh auf seinen Kopf setzte und sich umsah. „Sessy ...?“ Oh du liebe Güte! Der ehemalige Berater schwankte zwischen der Erleichterung Luft zu schnappen und der Besorgnis der mögliche, zukünftige, Fürst der westlichen Länder könnte das gehört haben. „Äh, Inu Yasha-sama, wenn Ihr Euren Halbbruder vertraulich anreden wollt – wie wäre es mit großer Bruder? Wenn jemand solch eine Anrede von Euch wie eben an ihn hört, wäre er praktisch gezwungen Euch zum Duell zu fordern. Es gibt Regeln!“ Und jeder Zuhörer befände sich garantiert im Jenseits. Nun ja, auch die Dame hatte nie erfahren, dass er zufällig vorbei gekommen war, als sie ihren winzigen Welpen mit Auf-dem-Schulterfell-Wiegen und „Schlaf, Sesshy, schlaf“ ins Traumland gesungen hatte. Das hätte er ebenso sicher nicht überlebt. Ach ja, das Leben als armer, kleiner Floh mit Hunden war einfach riskant. Inu Yasha hatte kaum zugehört, da er den großen, weißen Hundekopf ein Stück von sich entfernt aus dem Meer auftauchend entdeckt hatte: „He, da drüben scheint Festland zu sein. Und dazwischen immerhin eine echte Insel!“ Der Hundedämon wandte kurz den Kopf. Tatsächlich, eine, wenn auch kleine, Insel aus Sand lag dort vorne. Kein Verdauungsrest. Das war eine deutliche Verbesserung der Lage, zumal sie jetzt unter einem unwahrscheinlich blauen, wolkenlosen, Himmel schwammen und an der frischen Luft waren. So paddelte er darauf zu. Inu Yasha folgte unverzüglich, dabei allerdings nur den rechten Arm einsetzend. Als er empor geschwommen war, hatte er noch einen Blick auf das werfen können, was sie da verdauen wollte – es war eine gigantische Muschel gewesen, die nun ihre beiden Hälften vollständig schloss. Das wäre dann wohl doch etwas schwieriger geworden da wieder herauszukommen. Ohne Tessaiga, jedenfalls. Sie waren mutmaßlich schnell genug gewesen. Leider war die Regeneration seines linken Armes durch das Festhalten wohl zumindest unterbrochen worden und der noch immer so gut wie unbrauchbar. Der Schmerz vorhin war anscheinend doch eine Warnung gewesen. Naja. Aber nicht heftig genug um sich dafür verdauen zu lassen.   So standen die Hundebrüder nur kurz darauf auf der vielleicht fünfundzwanzig Quadratmeter großen Insel aus feinstem Sand, beide in ihrer Menschengestalt, beide ein wenig triefend, was der Ältere unverzüglich durch einen erheblichen Anstieg seiner Energie behob, ehe er einen Blick durch die Gegend warf. Inu Yasha setzte den Flohgeist auf den Boden und guckte sich ebenso um, mit der Rechten das Haar etwas ausdrückend. Ja, da vorn schien Festland zu sein. Das war die gute Nachricht. Der Haken bestand in der Meeresstraße zwischen ihnen und dem Land, das mit Bergen und Wald fast vertraut wirkte. Das Wasser dort sah an den meisten Stellen sehr tief aus und bot verheißungsvolle Strudel, die sogar von hier zu erkennen waren. Dazu kam, dass sich zwischen den Wirbeln, indem etwas ruhigeren Teil, sich ein riesiger Schatten bewegte – sicher ein Lebewesen. „Schwimmen geht wohl kaum“ , meinte er unwillkürlich. Zumal mit seinem verletzten linken Arm und ohne Tessaiga. „Im Zweifel ist das da ein Raubtier.“ „Sage einmal etwas, das ich nicht weiß.“ Sesshoumaru musterte die Gestalt unter Wasser. Über zwanzig Meter lang. Nun, nichts, was ihn aufhalten könnte und würde, aber bedauerlicherweise musste er ja auch an die anderen Beiden denken. Auf Myouga könnte er zwar jederzeit verzichten, aber leider lautete die Anweisung ja samt Inu Yasha bei dieser ominösen Burgruine aufzutauchen. Der wiederum würde bei seinem bekannten, unnützen, Beschützergefühl garantiert den Floh nicht im Stich lassen. Hm. „Da ist eine flachere Stelle.“ Inu Yasha ließ sich durch solche Kommentare nicht beirren. „Das sieht fast wie ein Weg aus ...“ „In der Tat.“ Myouga sprang auf die Schulter des Halbdämons um besser den Überblick zu haben. „Das sieht fast wie ein überfluteter Damm oder so aus. Womöglich fällt der trocken, wenn die Ebbe einsetzt.“ Das klang so, als ob er nicht einarmig mehr oder weniger schwimmen müsste, und so erwiderte Inu Yasha erfreut: „Na, dann müssen wir ja nur abwarten. Und dieses komische Vieh irgendwie wegschicken. Man weiß ja nicht, ob das nicht auch ein Stück über Land robben kann.“ „Törichter Halbdämon“ , kam es prompt vom großen Bruder. Wer ihm in die Quere kam, starb. So einfach war das. Das reichte jetzt und so fauchte der Angesprochene: „Ich bin nicht töricht, du denkst eben nicht logisch!“ Er hatte schon Taktik gelernt, als dieser ….Inu Yasha noch nicht einmal wusste, was Denken ist! Unwillkürlich legte Sesshoumaru die Rechte an sein Schwert, so nutzlos es hier auch war. Myouga quietschte vorsorglich, da sein Träger diesem Beispiel folgte. Er hastete in den Sand. Oh du je! Oh du je! Ein Duell mit ihren noch immer scharfen Klingen auf fünfundzwanzig Quadratmetern? Das würde für die kleine Insel und ihn selbst den Untergang bedeuten, wusste er doch, wie die Gegend nach ihren üblichen Kämpfen aussah. Und: Wegfall der magischen Eigenschaften der Schwerter bedeutete eben nicht, dass der Hundedämon samt Halbbruder harmlos waren. „Äh, wenn die jungen Herren vielleicht ihre Aufmerksamkeit mehr auf das Hier-Wegkommen richten würden? Ich habe da nämlich eine Idee“ , fügte er impulsiv hinzu. Als sich die Beiden entspannten und den Blick zu Boden, auf ihn, richteten, fiel ihm ein, dass er gar keine Erleuchtung hatte. Das sollte er ihnen allerdings in dieser Laune besser nicht erzählen. Geübt in Überlebenskünsten spann er hastig etwas zusammen. „Nun ja, das scheint ein Raubtier zu sein, ich denke, da seid Ihr Euch doch auch einig. Und Raubtiere gehen auf Blut. Ja. Ich bin ein Flohgeist. Ich meine, wenn ich dort drüben ….“ Er deutete auf die Meerseite der winzigen Insel: „Blut in das Wasser lasse, müsste dieses Tier es mitbekommen und dorthin schwimmen. Dann wäre dieser Damm oder Weg frei .“ „Wenn die Ebbe kommt“, erklärte Sesshoumaru, um zu demonstrieren, dass nicht ausgerechnet der Floh der Einzige hier war, der denken konnte. Das war tatsächlich mal ein brauchbarer Vorschlag, denn er verspürte nicht die mindeste Lust mit Halbdämon und Floh auf dem Rücken da hinüber zu schwimmen und sich dabei noch in einen Kampf mit einem wie auch immer gearteten Tier verstricken zu lassen. Prüfung hin oder her, aber etwas Würde besaß er doch noch. „Äh, ja, natürlich.“ Myouga war schon mal erleichtert, dass sie ihm zugehört und die Klauen von den Schwertern genommen hatten. Sie lernten doch nicht etwa dazu? „Ebbe heißt das doch, wenn das Wasser des Meeres sinkt, oder?“ erkundigte sich Inu Yasha, offenbar geistig abwesend. Der Flohgeist schlug in Gedanken alle vier Hände zusammen. Hatte der Junge denn gar nichts gelernt? „Ja.“ Wie sah das denn aus? Sesshoumaru musste ihn ja für einen mehr als schlechten Lehrer halten! Und der guckte ihn auch so an! Sein einstiger Schützling blieb von all dem unbeeindruckt. „Und, wenn das Wasser steigt, nennt man es Flut.“ „Ja, was soll das? Ihr wisst es doch!“ suchte sich Myouga zu verteidigen. Inu Yasha drehte sich einmal um die eigene Achse, ehe er zu seinem Halbbruder blickte, den empörten Floh zu seinen Füßen ignorierend. „Naja, so viel zu logisch denken, oder? Seit wir hier stehen ist das Wasser um eine gute Handbreit gestiegen.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)