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Ein Floh für alle Felle

Zwei Hundebrüder, Vaters Testament und ein Flohgeist
von

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Auf los geht´s los


 

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ährend die Halbbrüder so dahinflogen, Sesshoumaru auf einer Wolke seiner eigenen Energie aufrecht schwebend, Inu Yasha auf dem dahingleitenden Dachsdämon, Myouga wohlweislich in der Hand fest umschlossen , sah er plötzlich zu dem Kleineren.

„Sag mal, Onkelchen, was weißt du denn jetzt genau über dieses Abenteuer?“

„Äh, nun ja ...“ Ach, es gab für arme alte Flohgeister keinen sicherere Methode einen Herzinfarkt zu bekommen als diese Chaotenbrüder. So viele graue Haare konnte er gar nicht mehr wachsen lassen wie die ihm verschafften. „Wir fliegen nach Nordwesten. Offiziell heißt die Insel ja Nebelinsel, aber man nennt sie die Insel der Toten. Ja. Ich weiß ja auch nicht so viel, aber der Herr hat damals alles überstanden und fand die Bewohner dort recht .... umgänglich.“

„Hatte er So´unga dabei?“ erkundigte sich Sesshoumaru prompt, damit beweisend, dass auch er an einem Bericht interessiert war.

Myouga nahm das unglücklich zur Kenntnis. „Nein. Auf der Insel gibt es wohl magische Fallen und nicht alles geht dort so, wie man .... Ihr es gewohnt seid. Aber man kann mutmaßlich mit den Bewohnern kommunizieren, wenngleich nicht mit allen.“

„Keh“, warf Inu Yasha ein. „Wie immer, eben. Wer einem quer kommt, den legt man um, die Anderen fragt man nach dem Weg, oder?“

Das klang sogar nach einem Plan, dachte der Ältere der Halbbrüder. Wenngleich nicht unbedingt nach einem vernünftigen, schließlich kam das von Inu Yasha, aber nach einem, der ihm gefiel. Moment. Was dachte er da?

Myouga bemerkte, dass der Dämonenprinz auf einmal scharf nach rechts blickte und hoffte, dass er nicht das Ziel wäre. Es war dringend Zeit auf den Satz des Hundebabys zurückzukommen, das Ursache und Wirkung bei einem Zusammentreffen mit den Halbbrüdern selten kurz zusammengefasst hatte. „Äh, ja. Jedenfalls gibt es verschiedene Hindernisse, die für Euch eingebaut wurden, oder auch schon immer da waren, das weiß ich nicht. Im Zentrum wartet jedenfalls Euer Erbe. Das hat der Herr ja Toutousai erzählt. Jawohl, Toutousai und nicht mir! Ich meine, ich bin Euch nicht sonderlich hilfreich, oder? Ihr … Ihr könntet mich loslassen?“

„Kein Gedanke, Onkelchen.“ Inu Yasha hielt ihn nur fester, da er aus Erfahrung wusste, was der so alles vertrug. „Manchmal kannst du einem doch etwas sagen. Brauchbar ist es dann zwar nicht mehr, weil alles vorbei ist, aber vielleicht spuckst du es auch mal vorher aus.“

Der ehemalige Berater brauchte gar nicht zu dem anderen Halbruder sehen um zu wissen, dass seine Chance keine war. So seufzte er nur. „Ich weiß wirklich nicht viel. Diese Fremden haben da wohl auch einiges umgebaut, auch magisch, als sie die Insel in ihre Festung verwandelten. Ihr solltet von nichts überrascht sein.“

„Dann denk mal scharf nach, bis wir da sind. - He, Tanuki, leg mal einen Zahn zu. Ich habe in ein paar Tagen eine Verabredung zum Essen!“

Der Kerl fraß sich bei Mutter durch und dachte nur schon wieder ans Bekocht-Werden. Das gab es doch nicht! Aber anscheinend brauchte er selbst ihn lebend um an Vaters Erbe zu gelangen, dachte Sesshoumaru. Danach – konnte man ja weitersehen. Immerhin konnte Rin sicher in dem Dorf leben. Als Wachhund war Inu Yasha glatt nützlich. Nun, eher Tessaiga. Dämon musste abwägen.

 

Einige Stunden später, die Sonne näherte sich dem Horizont, erreichten sie das Meer, dessen Geruch die Halbbrüder schon länger wahrgenommen hatten. Noch in Sichtweite befand sich eine größere Insel, langgestreckt, offenbar mit Bergen, auch Vulkanen, und dichtem Dschungel versehen. Der Tanuki steuerte wortlos darauf zu, entdeckte einen kleinen Sandstrand und fand ihn gut zur Landung. Dahinter reckte sich reichlich dichter Urwald, aber das war nicht seine Sache, was die Zwei hier wollten. So setzte er zur Landung an, nur, um ohne Vorwarnung gegen ein unsichtbares Hindernis zu stoßen.

Um sein Gleichgewicht im Flug zu finden, wich er nach rechts aus, und schlug hektisch mit dem Hinterteil um sich. Dabei prallte er gegen etwas anderes, es gab einen heftigen Ruck und er entdeckte eine rot-weiße Gestalt, die, Kopf voran, auf das Ufer zu sauste. Naja, der Junge würde sich nichts tun, das waren ja immerhin nur zehn Meter und Dämonen.

Sekunde. Dämonen? Hatte er gerade die Mehrzahl gedacht? Jawohl. Er schluckte etwas. Mit seinem Schlag seitwärts hatte er zwar seine eigene Flughöhe einigermaßen beibehalten können, jedoch dabei die Energiewolke Sesshoumarus weg geschubst. Der Hundedämon landete nun ein wenig unelegant, aber immerhin auf seinen Füßen, auf dem Sandstrand, warf jedoch einen eisigen Blick empor.

Ach du je. Sein Lebensfaden war soeben gegen Null verkürzt worden. Solche mächtigen Dämonen schätzten es gar nicht, wenn man ihnen in die Quere kam, und den Sohn der Fürstin der westlichen Länder aus dem Flug zu holen war eigentlich reiner Suizid.

Der Dachsdämon tat, was seinesgleichen in prekären Lagen immer tat – er löste sich in Luft auf. Nur einige Blätter fielen in das Meer von der Stelle, an der er sich eben noch befunden hatte.

 

Solch ein Narr, zürnte Sesshoumaru, aber, da der weg war, blickte er sich nach etwas Amüsanterem um. Inu Yasha war von dem hinderlichen Bannkreis offenbar ebenso kalt erwischt worden wie sein Träger und mehr oder weniger hilflos auf den Boden gestürzt, rappelte sich aber nun auf und wischte sich den Sand aus Augen und Ohren. Immerhin trug der noch immer Myouga bei sich.

„Keh“ , machte der Halbdämon. „Was ist das denn für eine Art Gäste zu empfangen!“

Der ältere Bruder ertappte sich dabei fast die Augenbrauen hochzuziehen, blickte dann jedoch zu Myouga.

Der verstand das richtig als Aufforderung diesen Irrglauben zu beenden. Au weia, wie kam Inu Yasha denn auf solche Ideen? Das konnte und würde doch nur auf ihn, seinen Lehrer, zurückfallen. „Äh, Inu Yasha-sama, Ihr seid hier keine Gäste.“

„Nicht?“ Der Halbdämon musterte den sichtlich schwitzenden Flohgeist in seiner Hand. „Na schön, wie sagt man dann: Prüflinge?“

Es wurde nicht besser. „Inu Yasha-sama, das hier ist eine dämonische Prüfung. Erreicht Ihr beide gemeinsam, wie verlangt, das Ziel, erhaltet Ihr euer Erbe, so, wie es der Brief Eures Vaters versprach. Erreicht Ihr es nicht, oder nur einer, werdet Ihr sterben.“

„Ich dachte, diese komische Prüfung hätte unser Vater gemacht? Der würde doch kaum seine beiden Söhne ...“ Der Halbdämon brach ab. Doch, würde er wohl. Dämon, eben. Das erklärte natürlich auch, warum Sesshoumaru dermaßen alles andere als begeistert von diesem Ausflug gewesen war, so ganz untypisch gezögert hatte. Verdammt, warum sagte ihm nie einer was? Weil das alle außer Menschen für klar hielten? Genauer, weil Halbbruder und dessen nette Mutter davon ausgegangen waren, dass Myouga ihm das schon längst erzählt hatte? Hatte dieser dämliche Flohgeist ihn etwa vor seiner Quasi-Familie blamiert? Er fixierte seine Hand samt Inhalt, der instinktiv sich wand, wenn auch vergeblich „Aha. Wieder was vergessen zu erwähnen, Flohopa? Und ich dachte Toutousai wäre schlimm. Was gibt’s sonst noch Neues?“

„Äh, nichts, wirklich. Ihr könnt mich auch gehen lassen. Ich war hier doch auch nie. Und das Bisschen, was der Herr damals fallen ließ ...“

„Er sagte etwas! Also, wohin jetzt?“

Bevor der alte Floh antworten konnte, kam von unerwarteter Seite die Anweisung: „Gehen wir.“

Inu Yasha starrte seinen Halbbruder an. Da der sich allerdings bereits in Bewegung setzte, offenbar einen Pfad in den nur scheinbar dichten Wald erkannt hatte, folgte er ein wenig murrend. Wieso sollte er hinterher trotten? War er Jaken? Naja, der Weg war nicht breit genug für zwei und er hatte ihn nicht gesehen. Auch wieder wahr. So wechselte er den unglücklichen Myouga in die Linke um die Schwerthand frei zu haben. Konnte ja sein, dass das Abenteuer wirklich etwas des Abenteuerlichen zu viel bot. „Laut diesem Brief ist unser Erbe an einer Burg, oder so. Weißt du … Nein, du weiß nichts, was frag ich auch. - He, Sesshoumaru? Gibt es irgendeinen Bannkreis, mit dem man Onkelchen hier hindern kann abzuhauen, ohne das ich ihn dauernd trage?“

War er die Auskunft, dachte der ältere Halbbruder prompt, ehe ihm dämmerte, dass es in der Tat würdelos für einen Sohn des Inu no Taishou war unausgesetzt einen Floh spazieren zu tragen. Eigenartig. Seit wann hatte der Bastard denn Sinn für Stolz, und dann auch noch den richtigen? Und, zugegeben, von Magie verstand Inu Yasha absolut nichts, da hatte Bokuseno mal ein wahres Wort gesprochen. Er blieb stehen und wandte sich langsam um.

Diese Geste bewog den Jüngeren instinktiv an sein Schwert zu fassen und Myouga zu einem Ton, der wie das Fiepen einer Fledermaus klang – in den feinen Hundeohren mehr als lärmend.

Da Sesshoumaru nur wortlos die Hand ausstreckte, platzierte Inu Yasha den Flohgeist hinein, sicher, dass der am Leben bleiben würde, wenngleich überrascht, dass der Herr Hundedämon mal das tat, was seine kleine Familienschande wollte, ohne ein Schwert an der Kehle zu haben. Allerdings fasste er unwillkürlich erneut nach Tessaiga, als die Rechte seines älteren Halbbruders grünlich leuchtete. Was sollte das werden? Und wieso prickelten seine Finger auf einmal fast schmerzhaft? Während er den Schwertgriff losließ, erkannte er beruhigt, dass Sesshoumaru nur eine grüne, leuchtende Schnur um zwei der vier Arme und den Bauch des ächzenden Flohgeistes schlang. „Aha. Und?“ Als ob ihm sein Bruderherz je etwas erklären würde.

„Wenn er sich zu weit entfernt, stirbt er“, kam die kühle, wenngleich unerwartete, Erwiderung, ehe eine buchstäblich wegwerfende Handbewegung Myouga zu Boden stürzen ließ.

Unglücklich blickte der empor. „Und wie weit ist zu weit, Sesshoumaru-sama?“ Diese Schnur aus dämonischer Energie würde ihn schlicht in zwei Teile spalten. Damit war jede Idee sich aus einer kritischen Lage zu verabschieden dahin. Ach, wieso hatte er sich nur je mit Hunden eingelassen? Warum sich vom Herrn auch noch breit schlagen lassen auf dessen Sprösslinge aufzupassen? Nun ja, er war im wahrsten Sinne des Wortes breit geschlagen worden.

Der Angesprochene ignorierte ihn und wollte sich bereits wieder umdrehen, als ihm etwas einfiel. „Zieh Tessaiga.“

Inu Yasha war irritiert, wollte jedoch der Aufforderung folgen, da er diesmal sicher war es würde kein Duell geben, als er erneut dieses Prickeln spürte, schmerzhaft fast, als er sein Schwert berührte. „Was ist denn jetzt los?“ Er zog jedoch und erkannte verwundert, dass sich die Klinge nicht verbreiterte, sondern alt und rostig aussah, wie er es nur von den Nächten kannte, wenn er zu einem Menschen wurde. „Tessaiga? Was ist mit dir?“

Er redete mit seinem Schwert, dachte Sesshoumaru. Der Umgang mit Menschen war offenkundig wahrlich nicht gut für ein dämonisches Gehirn. Aber er legte ebenfalls die Rechte an Tenseiga, nur um nichts zu spüren.

Inu Yasha hatte die Geste gesehen. „Die Schwerter funktionieren hier nicht?“ Da er sicher war keine brüderliche Antwort zu erhalten, folgte er dem Blick des Hundedämons. „He, Myouga?“

Der Flohgeist seufzte, sah sich aber nicht in der Lage den Halbbrüdern eine Antwort zu verweigern. So richtete er sich zum Stehen auf, blickte von Einem zum Anderen, die ihn beide aus seltsam ähnlichen Augen von oben herab musterten. „Ich habe keine Ahnung, wirklich. Ich weiß nur, dass der Herr sagte, hier sei alles anders als man es erwarten sollte. - Ihr könntet mich auch wirklich einfach gehen lassen. Ich komme schon wieder aufs Festland.“

„Blödsinn“, konstatierte Inu Yasha. „Da ist dieser nette kleine Bann um die Insel, oder? Ohne mich wärst du nicht mal durchgekommen.“

Das stimmte bedauerlicherweise. Allerdings hatte Myouga in seinem langen Leben gelernt, dass es günstiger war sich von Abenteuern weiträumig fernzuhalten, wollte man nicht sterben. Und, wenn es nach ihm ging, sollte sein Leben auch noch ruhig etwas länger dauern. Leider zogen die Chaotenbrüder Ärger geradezu magisch an - und das hier war auch noch als Prüfung für sie ausgelegt. So seufzte er nur.

Der Halbdämon wusste es sich aus langer Bekanntschaft zu deuten. „Keine Panik, Onkelchen, wir passen schon auf dich auf. Nur, das mit den Schwertern ist ja wirklich dumm. Erst heißt es, wir sollen nur die Beiden mitnehmen und jetzt funktionieren sie nicht. - Wobei, das bedeutet ja wohl auch, dass Tenseiga nicht jemanden wiederbeleben kann?“

Sesshoumaru wandte sich wortlos ab und ging in den Wald. Was hatte sich sein verehrter Vater denn dabei gedacht? Nicht nur, dass Tenseiga ein von Haus aus unnützes Schwert war, das nicht töten konnte, nein, jetzt war auch noch Tessaiga ähnlich wertlos. Wenn er das so recht betrachtete, hatte Vater sie bewusst mit zwei unbrauchbaren Schwertern auf diese Insel geschickt, gemeinsam, und nur mit den ihnen eigenen Kräften. Zu allem Überfluss musste Vater doch gewusst haben, dass sein jüngerer Sohn ein Bastard war, ein Halbblut, nur mit Hilfe des mächtigen Tessaiga kampffähig.

Das konnte nur heißen, dass er selbst den Hauptteil der Prüfung allein bestehen musste. War das etwa der Plan? Sollte er nicht nur Vaters Erbe erhalten sondern auch das Großvaters? So oder so, es konnte kaum mehr schlimmer werden. Diese Woche begann schon wirklich gut.

 

Inu Yasha trottete ein wenig missmutig hinter seinem Halbbruder. Dauernd dessen Hinterkopf und Rücken anzustarren war langweilig – und überhaupt wäre es doch wohl richtiger an dessen Seite zu gehen. Immerhin war er nicht irgendwer oder ein Kröterich! Allerdings gab er zu, dass der Pfad zu schmal für zwei war, er mit Tessaiga auch keine Schneise schlagen konnte, wie er wollte – weil aus irgendeinem unerfindlichen Grund auf dieser dämlichen Insel sein Schwert verhext war. Das konnte ja nur eine reizende Suche nach dieser ominösen Burg werden – gemeinsam mit Sesshoumaru, ohne brauchbare Waffe und zu allem Überfluss mit einem Flohgeist, dem garantiert wieder alle Sachen einfielen, wenn alles vorbei war. Wie zum Beispiel gerade eben die Kleinigkeit, dass dieser Trip lebensgefährlich wurde. Mann, was war er auch manchmal noch immer zu harmlos, wenn es um dämonische Sitten und Gebräuche ging. Schlimmer konnte es ja wohl kaum werden.

 

Myouga sprang hinter dem Halbdämonen her, bemüht, ja nicht zurück zu bleiben. Er hatte keine Ahnung, wann der Abstand zu Sesshoumaru zu groß werden würde und die Schnur aus dämonischer Energie sich in ihn brennen würde, aber das wäre bestimmt ein recht schmerzhafter und vor allem sicherer Tod. Der Ältere der Hundebrüder war leider ausgesprochen stark – und reizbar. Eine weitere Frage nach der erlaubten Distanz würde der garantiert nicht beantworten, höchstens damit, dass er ihm auch noch die beiden noch freien Arme fesselte. Inu Yasha zu fragen war ebenso sinnlos. Nicht, weil der ihm nicht durchaus hilfsbereit antworten würde, sondern weil der Jüngere von Magie ungefähr so viel Ahnung hatte wie er selbst von einer Teezeremonie. Null. Wieso nur hatte er Toutousai den Vorschlag gemacht zu der Fürstin zu gehen und der den Brief zu überreichen? Und warum nur hatte sein so genannter alter Freund ihn praktisch entführt und mitgenommen? Jetzt steckte er in einem üblen Schlamassel. Das war gefährlich, diese Reise auf der Insel der Toten an sich und mit diesen Beiden gleich zwei Mal. Platt gedrückt zu werden war noch das geringste Risiko, dem er sich gegenüber sah. Aber fliehen? Wie denn? Das war doch auch purer Selbstmord. Alles. Ach, gab es noch eine schlimmere Lage?

 

Der Weg durch den dichten Urwald entpuppte sich als lästig. Der kaum sichtbare Pfad, dem Sesshoumaru folgte, war eher ein Wildwechsel. Aber jeder Schritt trieb ganze Schwärme aus hungrigen Mücken empor. Um sie abzuwehren ließ der Hundedämon immer wieder seine Energie ansteigen. Inu Yasha besaß zu seinem Leidwesen nicht diese Fähigkeit und wedelte in kurzen Abständen mit den Händen. Zum allem Überfluss schienen sich die Blutsauger auf seine Ohren zu kaprizieren. Immer wieder zuckten sie unter den Bissen zusammen, worauf hin er mit den Händen alles abstreifte. Langsam wurde das mehr als leidig. Wie lange dauerte denn diese Wanderung noch? Abenteuer waren ja schön und gut, aber darunter verstand er eher einen Schwertkampf, keinen Spaziergang durch einen Mückenwald. Schuld an diesen Unannehmlichkeiten war doch nur dieser ...

„Ah, Myouga, komm doch mal auf meine Schulter.“

Erleichtert gehorchte der Floh. Getragen zu werden war doch deutlich bequemer als auf seinen kleinen Beinen hinter den Chaotenbrüder herzuhopsen. Der Junge hatte da ja die Güte seines Vaters geerbt.

„Und jetzt setz dich auf meinen Kopf.“

„Äh, was Inu Yasha-sama?“ stotterte Myouga verwirrt.

„Du hast doch noch zwei Hände, halte also meine Ohren von diesen Mücken frei.“

Der Flohgeist sprang zwar gehorsam auf die weißen Haare und klammerte sich mit einer Hand fest, suchte jedoch einen Ausweg. „Inu Yasha, ich meine, diese Energie, die Sesshy ...“ Beim Blut des Herrn, war er lebensmüde den Namen zu verwenden, den die Fürstin dem Baby einst gegeben hatte? „Sesshoumaru-sama da um mich gelegt hat, könnte Euch schmerzen.“

Der Halbdämon dachte tatsächlich nach, etwas, was er zugegeben nicht schätzte. Das war ihm meist zu anstrengend. Hm, ja. Die dämonische Energie über die sein Halbbruder verfügte war nicht gerade von schlechten Eltern, das war schon klar, und konnte manch anderen in Stücke legen – aber in seinen Adern floss doch zu einem gut Teil das gleiche Blut. Und das war eben Oberklasse unter den Dämonen. Ehrlich gesagt konnte er nicht einmal so richtig wahrnehmen, dass sich da irgendwelche fremde Energie zwischen seinen Ohren befand. Vermutlich eben, weil sie nicht fremd war. „Keh“, machte er daher nur. „Du solltest mir schon auch was zutrauen, Onkelchen. Mach schon, die Biester sind lästig.“

Was blieb einem armen Flohgeist auch übrig. So hüpfte Myouga zwischen den beiden spitzen, zuckenden, Öhrchen des Halbdämonen hin und her und streifte die Mücken ab, ohne zu erwähnen, dass sie sich auch ihn als Ziel suchten. Das würde hier niemanden interessieren. Sicher, es mochte noch schlimmere Aufenthaltsorte geben, wenn er so an Toutousai und dessen mutmaßliche Aufgabe dachte, aber blamabler war das hier. Eindeutig. Vom ehrenwerten, vertrauenswürdigen Berater des mächtigen Inu no Taishou, des Gemahls der Fürstin der westlichen Länder, herabgestuft zu werden zu einem Mückenjäger, ja, zu einer Art Hut für dessen Jüngsten? Ging es noch peinlicher?
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mich und die Jungs kennend....ja, da geht noch was, lieber Myouga. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Amart
2016-08-12T11:24:58+00:00 12.08.2016 13:24
Mücken ... ihnen bleibt nichts erspart!! Erfährt man in einem anderen Kapitel wie sich Inu no Taisho durch alles schlug? Ich sehe ihn in jeder Rückblende froh vor mir, wie auf Safariurlaub. Wie wichtig das Erbe als Motivarion ist kommt super raus. Sehr amüsant alles!
Von: abgemeldet
2016-07-27T09:31:42+00:00 27.07.2016 11:31
Hallo!
 
Ich habe die Theorie, das Myouga noch Schlimmeres blüht, wenn er das Fell Sesshoumarus von Mücken befreien müsste. Wahrscheinlich sollte der kleine Flohgeist etwas dankbarer darüber sein, dass der seine Energie nutzt - noch. Nachdem der liebe Vater dafür sorgte, dass die Schwerter nicht funktionstüchtig sind, bin ich schon eine geraume Zeit am Kichern. Das klang ganz nach seinem Humor!
Aber heißt das nicht auch, dass Inuyashas dämonische Kräfte derzeit im Konflikt nicht gezügelt werden? Ei, ei, ei ... die Hündebrüder haben es in jeder Hinsicht schwer. Erst der Bannkreis, nun Mücken, dazu ein Pfad ins Ungewisse und einen Floh im Gepäck, der sich grundsätzlich zu spät erinnert. Ich hoffe, die Prüfung heißt nicht: "Lehrt Myouga weniger vergesslich zu sein!"
Feststeht, dass du lauter amüsante Details eingebaut hast. Der tapferste (und lebensmüdeste) Tanuki aller Zeiten, der sich in den nächsten Jahrtausenden besser von Sesshoumaru fernhält; dazu der schnuckelige Moment, als Sesshoumaru seinem Halbbruder mental Recht gab und darüber wenig begeistert war; oder Mutters reizende Wortwahl zu Kindertagen.
Außer ihr würde das niemand wagen. Da soll noch jemand sagen, sie sei distanziert, eiskalt und beherrscht, als ob! Ich hoffe, Myouga plaudert noch mehr aus der Kinderstube. ;-)
Übrigens mochte ich den Ausruf "beim Blut des Herrn", das Fiepen einer Fledermaus als Vergleich oder die Aufzählung, wie Myouga vom Berater zum Mückenjäger degradiert wurde - nebst dem Fakt, dass die Hundebrüder alles mit Fassung (er)tragen und der Flohgeist sein Ende in den schillerndsten Farben malt. Ich wette trotzdem, dass die dämonische Energie nur dekorativ ist, die ihn fesselt. Damit rechnet niemand und es erspart allerlei lästige Flucht.
Konstruktiv fiel mir nur ein, dass der erste Absatz in zwei Sätzen angenehmer wäre, damit man nach der Reihung weiß, dass ohne Zweifel Inuyasha spricht. Sonst war es herrlich amüsant und ich kann kaum das nächste Kapitel erwarten! Diese Schnitzeljagd ist herrlich!

Viele Grüße, Morgi


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