SHaRKY SCaM von King_of_Sharks (SouRin) ================================================================================ Kapitel 10: Nasse Weihnachten ----------------------------- Am Abend vor Weihnachten lag Rin in seinem Bett und starrte mal wieder an die Decke. Er hörte über Kopfhörer Musik, so wie er es oft tat, wenn Sousuke gerade Duschen war. Mit seinem Handy konnte er sonst auch nicht mehr viel anfangen, da es keinen Empfand hatte, er nicht ins Internet konnte und Selfies zu schießen, ohne Rückmeldung zu bekommen, relativ langweilig war. Das hieß aber nicht, dass er das nicht des Öfteren noch tat. Gerade überlegte dich der Rothaarige, ob man sich on der Anstalt wohl auch beschenkte. Andererseits war es doch äußerst schwierig, an Geschenke zu kommen, da man nichts bestellen und die Utensilien, welche man beantragen konnte, nur aus essenziellen Gegenständen bestanden. Das größte Geschenk, das wahrscheinlich nicht beabsichtig war, welches die Anstalt ihnen machte, war, dass aus hauptsächlich personal bedingten Gründen, keine Therapien über die Feiertage stattfanden. Irgendwie wollte sich Rin bei Sousuke dafür bedanken, dass dieser sich so gut um ihn gekümmert hatte, wusste aber noch immer nicht wie. Dieser kam auch gerade aus dem Bad, mal wieder nur in Boxershorts und löste dabei jedes Mal unglaubliche Qualen beim Kleineren aus. Er wollte nicht hinsehen, aber eigentlich doch. Wenn er es tat, lief er Gefahr entdeckt zu werden, wenn er es nicht tat, stellte er sich vor wie Sousuke leicht bekleidet aussah. Wie man es auch drehte und wendete, das Ergebnis bleib das Selbe: Rin fand Sousuke total scharf. Damit umzugehen war nicht leicht, vor allem wenn man ein 16-jähriger Junge war, der sich voll im Hormonchaos gefangen vorfand. Als sich Rin auf die Seite zur Wand hin drehte, regte sich etwas in seiner unteren Körperhälfte. Das durfte doch wohl nicht wahr sein…dabei hatte er nicht einmal geschaut! Anscheinend reichte aber auch schon die Vorstellung aus, um ihm einen Ständer zu verpassen… Glücklicherweise hatte der Rothaarige ohnehin nach Sousuke duschen wollen, sodass er sich nun aus dem Bett schwang und eiligst im Bad verschwand. Damit war er in Sicherheit…noch mal Glück gehabt. Unterdessen fand Sousuke das Verhalten seines Mitbewohners und Freundes höchst seltsam, schob es aber darauf, dass er keine Ahnung von Menschen hatte und das vielleicht nicht so ungewöhnlich war, wie es ihm vorkam. Er zog sich wie gewohnt an, schnappte sich ein Buch und legte sich ins Bett. Am nächsten Morgen gab es den ganzen Tag besondere Gerichte für die Patienten – das offizielle Weihnachtsgeschenk der Klinik. Sousuke erklärte ihm, dass das russische Weihnachten eigentlich am 7. Januar stattfand, doch seit der Globalisierung und auch weil viele der Angestellten nicht aus Russland stammten, dieses auf den 24. - 26. Dezember verlegt wurde, so wie Rin es auch aus Japan kannte. Das Essen schmeckte tatsächlich nicht schlecht, auch wenn der Rothaarige die Gerichte nicht zu benennen wusste. Das war für ihn auch eher nebensächlich, solange er etwas halbwegs Essbares zwischen die Zähne bekam. Mit Fleisch sparte man hier für gewöhnlich auch sehr zu seinem Leidwesen. Neben seiner Familie, seinen Freunden und seinem Bett, vermisste der Japaner sein Kamchi und allgemein fleischreichere Kost. Sousuke aß gern Schweinefleisch, wie er ihm einmal beim Mittagessen erzählt hatte, doch sein Leibgericht Tonkatsu gab es hier auch nicht. Dieses hatte seine Mutter oft zubereitet, wie er dem anderen ohne weitere Ausführungen berichtet hatte. Kisumi war nach dem Mittagessen wie verschollen und ließ sich danach auch nicht mehr blicken. Inzwischen hatte sich Rin damit abgefunden, dass dieser ein Sexualstraftäter war – sofern man das konnte – und konnte normal mit ihm umgehen. Jedoch hatte er immer den Hintergedanken im Kopf, welche schlimmen Dinge dieser getan haben mochte. Immerhin hatte er nur von Sousuke erfahren was Sache und nicht mit Kisumi persönlich darüber gesprochen, Somit wusste nicht was genau dieser angestellt hatte, doch die Information, dass es mit Kindern zu tun gehabt hatte, reichte ihm schon aus. Dass mehr dahinter stecken konnte, darüber zerbrach sich Rin seinen schönen Kopf auch nicht, denn für ihn waren momentan andere Dinge wichtiger. Wie das nicht vorhandene Weihnachtsgeschenk für Sousuke beispielsweise, oder die ewig währende Suche nach der Antwort auf dessen Aufenthaltsgrund. „Sollen wir heute Abend schwimmen gehen?“, beugte sich der Dunkelhaarige zu Rin und flüsterte ihm diese Worte von hinten ins Ohr, sobald sie sich in ihrem Zimmer befanden. Rin erstarrte, da er auf diese Geste nicht gefasst gewesen war und er eine Gänsehaut vom Luftzug in seinem Nacken, der von Sousukes Atmen herrührte, bekommen hatte. Wusste der Kerl überhaupt, welche Gefühle er damit bei ihm auslöste? -Höchstwahrscheinlich nicht. Er war immerhin nicht schwul und wirkte sonst auch nicht wie ein Aufreißer. Ganz im Gegensatz zu Kisumi, doch über diesen wollte der Rothaariger gerade nicht nachdenken. Die Aussicht auf das Schwimmbecken überdeckte alles, sodass er sich auch schnell wieder losriss, umdrehte und erfreut zustimmte. „Wann wollen wir los?“, hakte Rin nach, schon total aufgeregt. „Am besten kurz vor elf“, entgegnete der Größere. „Da sind die Kontrollgänge vorbei und die meisten schlafen.“ „Aber kommen wir dann überhaupt noch aus dem Zimmer?“, gab der Kleinere zu bedenken. „Ja. Ich hab es hinbekommen, dass es mit meiner Karte geht“, nickte Sousuke. „Cool“, grinste Rin und ließ sich aufs Bett fallen. Nur noch ein paar Stunden, dann könnten sie schwimmen gehen! Um die Zeit zu überbrücken, aber auch, da sie das öfter taten, unterhielten sich Sousuke und Rin, während sie auf dem Bett saßen. Dadurch hatten sie relativ viel übereinander herausgefunden, wie dass der Größere wirklich sehr gut in der Schule gewesen war – im Prinzip war er das auch jetzt noch – und Mathe zu seinen stärksten Fächern zählte. Daher war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er sich in informatischen Dingen auskannte und es für ihn ein leichtes gewesen war, die Schlüsselkarte umzuprogrammieren. Der Kleinere war auch nicht schlecht und konnte besonders in Englisch punkten, das dem anderen schwerer fiel und sein schlechtestes Fach bildete. Außerdem beschäftigte er sich viel mit Mode und den neusten Trends, wovon Sousuke absolut keine Ahnung hatte. Dafür, dass er sich nicht auskannte, zog er sich mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mittel doch recht gut an. Auch an diesem Tag hatte Rin nichts an ihm auszusetzen: schwarze Jogginghose, dunkelblaues T-Shirt und eine hauptsächlich schwarze Sweatshirtjacke mit grauen und orangenen Elementen und zwei weißen Streifen. Des Weiteren hatten sie beide eine Vorliebe für Nikes. Gerade hatten sie es über Beziehungen, ein Thema, das Sousuke nie freiwillig aufbringen würde, und Rin dafür verantwortlich war, weil sich ein Teil von ihm wünschte, er hätte Chancen beim anderen. Gab es eine bessere Möglichkeit das herauszufinden, als sich auf diese Weise an dessen Sexualität heranzutasten? „Hattest du eine Freundin, bevor…das passiert ist?“, wollte Rin gerade wissen und ging nicht davon aus, dass er dann auch ähnliche Fragen beantworten würde müssen. „Nein“, erwiderte Sousuke kurz und bündig. „Ähm…aber es hat doch bestimmt jemanden gegeben, den du mochtest, oder?“, tastete er sich weiter vor. „Ich weiß nicht“, überlegte der andere diesmal länger. „Nicht wirklich.“ „Wirklich? Gar niemand?“, wurden Rins Augen groß. „Aber es wird sicher ein paar Mädchen gegeben haben, die dich mochten…“ Dass jemand, der eine so beeindruckende Aura hatte und so gut aussah, keine Freundin gehabt hatte, oder nicht wenigstens mal eine Affäre, wirkte in seinen Augen absurd. Es war zwar nicht unmöglich, aber doch sehr unwahrscheinlich. „Das schon, aber…sie haben mich nicht wirklich interessiert“, zuckte Sousuke mit den Schultern. Vor seiner Zeit in der Klinik hatte er weitaus andere Probleme gehabt, als sich um eine Freundin Gedanken zu machen, oder eine Beziehung in Erwägung zu ziehen. Ihn hatte auch niemand so sehr interessiert, als dass er sich hätte verlieben können. Was war das schon, Liebe? Er wusste es nicht…oder hatte eine falsche Vorstellung davon gehabt, die zerstört worden war. „Oh, okay“, konnte Rin es noch immer nicht glauben. „Und was ist mit dir?“, kam die unvermeidliche Gegenfrage auf. „Ähm, wie?“, blinzelte der Kleinere, welcher schon vermutete hatte, dass sich das Gespräch erledigt hatte und er auf diese Weise nicht weiterkommen würde. „Na hattest du mal einen Freund?“, präzisierte Sousuke seine Frage. „Ach so…nein…“, murmelte Rin vor sich hin und sah dabei nach unten. Auch wenn Rin gerne feiern ging, war ihm das erst seit diesem Jahr möglich gewesen und so sehr darauf angelegt, sich einen Freund zu suchen, hatte er es auch nicht. Schule, Freunde und der Verein hatten das meiste seiner Freizeit gefressen, sodass er auch keine Zeit für eine Beziehung gehabt hätte. Das war jedenfalls eine der Ausreden, die er sich zurechtgelegt hatte. In Wahrheit war der Rothaarige nicht so selbstbewusst, wie er es gerne wäre, und traute sich sehr vieles nicht, vor allem nicht, wenn er einen Kerl toll fand. Diejenigen, die auf ihn zugekommen waren, hatten nicht seinem Typ entsprochen, aber wenn er in Stimmung gewesen war und der andere ihm wenigstens ein bisschen zugesagt hatte, war schon ein bisschen was gelaufen. Für Rin war es schon viel, wenn er jemanden küsste und ein bisschen in der Disko rummachen konnte; zu mehr war er nicht bereit gewesen. Sein erstes Mal wollte er nicht unbedingt mit einem halb Fremden haben, in den er nicht verliebt war. Seinen Körper zeigte er auch nicht jedem, um genau zu sein hatte er das noch gar niemandem. Dass er oft halb nackt in seinen Schwimmhosen herumgelaufen war, da er doch die meiste Zeit im Verein verbracht hatte, war etwas anderes. Das war Sportkleidung und musste so sein, um so wenig Wasserwiderstand wie möglich zu erlangen. Apropos Schwimmkleidung: Diese besaß er momentan nicht und stellte sich gerade die Frage, wie er dann schwimmen gehen sollte. Nackt ins Wasser zu gehen kam nicht in Frage! Nicht, wenn Sousuke dabei war! „Hm, wir sollten uns dann bald fertig machen“, ging der Dunkelhaarige nicht weiter auf Rins Antwort ein, welcher ihm dafür sehr dankbar war. Das lag auch nicht daran, dass es Sousuke nicht interessierte, wie Rins Beziehungsleben ausgesehen hatte, bevor sie sich kennen gelernt hatten, sondern, dass er einfach nicht wusste, wie er mehr aus diesem herausbekommen sollte. Doch sie würden bestimmt noch viele Gelegenheiten haben, mehr voneinander zu erfahren, da ihrer beider Entlassung alleine in den Sternen geschrieben stand. Sousuke holte zwei Handtücher aus dem Bad und steckte diese in seine Sporttasche, die er in seiner Hälfte des Kleiderschrankes aufbewahrte und in welcher er vor zwei Jahren seine wichtigsten Besitztümer mitgebracht hatte. Während er das tat, überlegte Rin, was er tun sollte und überwand sich schließlich, den anderen zu fragen. „Hast du noch Badehosen oder so? Ich hab ja keine mitnehmen können…“, erklärte er sich. „Ich hab drei mitgenommen, weil ich nicht wusste, ob ich hier die Möglichkeit zu schwimmen bekommen würde“, warf Sousuke ihm daraufhin eine enge, schwarze Schwimmhose zu. „Die ist mir inzwischen ein bisschen zu klein.“ „Danke!“, fing Rin diese überrascht, lächelte dann aber und ging ins Bad, um sich umzuziehen. Tatsächlich passte die Hose ganz gut, wenn auch nicht perfekt, aber das war auch egal: Immerhin musste er damit kein Turnier gewinnen. „Bin bereit“, trat er kurz darauf hervor und hatte sich seine normalen Klamotten darüber gezogen. Immerhin mussten sie erst zum Schwimmbecken laufen und liefen auf dem Weg Gefahr entdeckt zu werden. Wenn dem so wäre, könnten sie immer noch behaupten, die Zeit aus den Augen verloren zu haben und wieder zurückgehen. Das würde auch Ärger geben, aber noch längst nicht so großen wenn man sie beim Versuch ertappte, schwimmen zu gehen. „Passt sie?“, wollte Sousuke wissen, der sich in der Zwischenzeit wohl auch umgezogen hatte und gerade dabei war, seine Schuhe wieder anzuziehen. „Ich kann mich darin sehen lassen“, bestätigte Rin mit einem Zwinkern. So gut hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt, was wohl auch an dem engen Stoff lag, der sich um seine Beine schmiegte. „Okay, dann gehen wir in fünf Minuten los“, legte der Größere fest. Zehn vor elf zückte Sousuke seine Schlüsselkarte hervor und öffnete damit die Tür, die das erste Hindernis darstellte. Dem Anschein nach, hatte er alles richtig programmiert und es löste keinen Alarm aus, als sie durch die Tür schritten. Rin schloss sie lautlos hinter sich, wie er es schon ein paar Tage zuvor geübt hatte und sie schlichen auf leisen Sohlen durch die Flure. Eilig hatten sie es im Prinzip auch nicht, die Priorität lag darauf, so leise wie möglich zu ihrem Ziel zu gelangen und nicht erwischt zu werden. Bei den Aufzügen angelangt, hörte Rin seinen Herzschlag rasen. Teilweise vor freudiger Erregung, teilweise vor Angst, erwischt zu werden. Sofern es Sousuke genauso erging, ließ sich davon nichts anmerken und betätigte in aller Seelenruhe den Knopf, der die Schiebetüren dazu brachte, auseinander zu gehen. Sie traten in die Kabine und der Größere wählte die ‚0‘ aus. Während der Fahrt flüsterte Sousuke dem Kleineren zu, dass nun im Prinzip nichts mehr schief gehen konnte, da sich im Untergeschoss normalerweise nie jemand aufhielt, es sei denn es stand eine Operation an, oder das Personal wollte schwimmen. Das war aber eher im Sommer der Fall und dann auch nicht nachts. In dieser Etage war der Rothaarige zuvor noch nie gewesen und schaute sich neugierig um. Nachdem sich die Türen geöffnet hatten, erblickte er zwei große Korridore, die mit Abstand die breitesten im ganzen Gebäude waren – zumindest von dem Teil, den Rin bisher gesehen hatte. Sousuke ging zielsicher in den linken, Rin folgte. Langsam wich seine Angst, da dieses Stockwerk komplett verlassen wirkte. Das war auch kein Wunder, da in diesem fast ausschließlich Operationen stattfanden und um diese Tageszeit – oder besser gesagt Nachtzeit – so gut wie alle schliefen. Am Ende des Gangs blieb Sousuke vor einer Tür stehen, die die Nummer ‚003‘ trug und auf der ‚бассейн‘ – also ‚Pool‘ – stand. Das konnte Rin allerdings nicht lesen und dachte sich einfach, dass so etwas wie ‚Schwimmraum‘ darauf stand. Als Sousuke auch diese Türe erfolgreich geöffnet hatte und die Tür für den Kleineren aufhielt, erblickte dieser eine vertraute, doch schon fast verloren geglaubte Szenerie: Ein dunkelblau gekachelter Raum, in dem sich ein blau gestrichenes Schwimmbecken mit vier Bahnen befand. Das konnte er auch ohne elektrisches Licht erkennen, da der Raum von draußen erhellt wurde. Es gab nur schmale Fenster an der Decke, da der Großteil der Etage unterirdisch lag, die aber schon ausreichten, dass das Licht hereinfiel und man innen keins extra anschalten musste. Als Rin den Raum betrat, fühlte er sich ein Stück weit zuhause, auch wenn er nie zuvor  in diesem gewesen war. Die vertraute Umgebung, die doch so fremd war, ließ ihn daran zweifeln, ob dies die Realität war, oder er nur einen schönen Traum hatte. Nachdem Sousuke die Tür schloss und sich neben den Kleineren stellte, der das Wasser mit glänzenden Augen betrachtete, genoss er den Moment ebenfalls, auch wenn er schon ein paar Mal hier gewesen war. Das Blau des Wassers war doch ein seltener Anblick in diesem Gebäude, das er nur ein paar Mal im Jahr zu Gesicht bekam; nämlich immer dann, wenn viele Angestellten Urlaub nahmen. „Wollen wir rein?“, stellte Sousuke die Tasche abseits vom Becken ab, sodass sie nicht nass werden würde und begann sich auszuziehen. Rin nickte eifrig und tat es ihm gleich, auch wenn er sich ein wenig genierte. Der andere hatte ihn immerhin noch nie mit so wenig Kleidung am Leib gesehen, weil sich der Rothaarige – im Gegensatz zu seinem Mitbewohner – alle Klamotten mit ins Bad nahm, wenn er duschen ging. Man könnte meinen, dass der Kleinere es als Schwimmer gewöhnt war, in diesem Aufzug von vielen Menschen betrachtet zu werden, doch da sie zu zwei waren und er den anderen mochte, war das für ihn noch mal eine ganz andere Situation. „Steht dir“, kommentierte Sousuke in diesem Moment Rin, der seine alten Schwimmhosen trug und dachte sich dabei wahrscheinlich nicht viel. Jedenfalls dachte sich das der Rothaarige, der daraufhin leicht rot anlief und sich durch die Haare fuhr. Doch selbst wenn der andere es nicht beabsichtig hatte, schmeichelte es ihn das zu hören. „Danke“, murmelte Rin daraufhin und drehte sich zum Wasser, um sich abzulenken und sein Herz zu beruhigen. Lange konnte er dem Wasser auch nicht mehr widerstehen, das ihn zu rufen schien, sodass er Anlauf nahm und mit einem Köpfer die Wasseroberfläche durchbrach, ehe er dessen Kühle um sich spürte, die ihn willkommen hieß. Den Moment genießend, bewegte Rin seine Arme und Beine langsam in keinem bestimmten Schwimmstil, ehe er nach oben glitt und mit seiner Spezialität, dem Schmetterling, weiterschwamm. Das beanspruchte vor allem seine Armmuskulatur mehr als erwartet, da er doch schon länger nicht mehr geschwommen war. Als er jedoch von rechts hinten schnelle Bewegungen wahrnahm und sich kurz umblickte, sah er Sousuke, der mit ihm gleichzog und fühlte sich auf einmal von diesem herausgefördert. Diese stumme Aufforderung des anderen zu einem Rennen, verstand Rin besser als jeder andere und nahm ohne nachzudenken an. Seine zuvor langsamen Bewegungen gingen schnell in ihre übliche Form über, mit der er sich wesentlich schneller fortbewegen konnte. Bei der Wendung, hatte er den Größeren eingeholt und dachte nun mit seinem Delfintritt ordentlich punkten zu können, wobei er schon bemerkt hatte, dass Sousuke ein wirklich guter Schwimmer war. Tatsächlich schaffte es der Kleinere nun einen kleinen Vorsprung aufzubauen, der nachdem sie die Bewegung der Arme wieder aufgenommen hatten, für seinen Geschmack unverschämt schnell zunichte gemacht wurde. Als sie fast zeitgleich beim Startblock ankamen, tauchte Rin keuchend an der Wasseroberfläche auf und sah zu Sousuke. Dieser atmete auch schwer, sah aber nicht so fertig aus wie er es von jemandem erwartet hätte, der nicht oft schwamm. „Du bist verdammt schnell“, grinste Rin den Größeren an, als er wieder zu Atem gekommen war. „Danke…du auch“, erwiderte Sousuke das Lächeln leicht. „Wollen wir nochmal?“, forderte der Rothaarige den anderen nun heraus, wobei seine spitzen Haizähne sichtbar waren. „Klar doch“, nahm der andere an und sie hievten sich aus dem Becken. Diesmal stiegen sie auf die Startblöcke, ehe Rin das Startsignal gab. Diesmal hatte Sousuke die Nase eindeutig vorne und kam vor dem Kleineren an ihrem Ausgangspunkt an. „Wow…“, brachte Rin seine Bewunderung zum Ausdruck, als sie sich wieder außerhalb des Beckens befanden und auf dem Boden saßen. „Ich will gar nicht erst wissen, wie du mich abgezogen hättest, als du noch trainiert warst!“ „So schnell war ich auch wieder nicht“, wehrte Sousuke ab, weil er nicht mit Komplimenten umgehen konnte. „Oh doch, warst du!“, widersprach der Kleinere. „Wenn nicht, dann würde das heißen, dass ich total abgebaut hätte. Ich war nämlich auch nicht schlecht im Ranking, weißt du?“ „Hm…na schön“, gab der Größere nach. „Ich war mal in der Top 10 in meiner Altersklasse. Wie es aussehen würde, wenn ich jetzt wieder in Turnieren schwimmen würde, weiß ich aber nicht.“ Er hatte bestimmt abgebaut, was auch kein Wunder war, wenn man nicht die Möglichkeit hatte, regelmäßig zu trainieren. „Krass“, staunte Rin nicht schlecht. „Du bist wohl ein Naturtalent und mit [style type="italic"]den[/style] Armen ist es auch kein Wunder, dass du so schnell bist.“ Daraufhin blinzelte Sousuke überrascht und blickte auf seine Oberarme, die der Kleinere gelobt hatte. Gut, sie waren schon ziemlich definiert und er hatte ordentlich Kraft darin, aber so direkt darauf angesprochen zu werden, war er schlichtweg nicht gewohnt. Deswegen erwiderte der Größere auch nichts, sondern lächelte zum wiederholten Male, wobei er seine Wangen einen leichten Rotschimmer aufwiesen, weil er sich freute. Nach ungefähr einer Stunde – es konnte auch länger gewesen sein – in der die beiden nicht mehr um die Wette geschwommen waren, dafür aber das Wasser um sich genossen hatten, lagen sie auf dem gekachelten Boden nebeneinander, um sich auszuruhen. Rin drehte seinen Kopf in Sousukes Richtung und lächelte diesen an: „Danke, dass du mir das ermöglicht hast!“ Dieser wandte sich dem anderen ebenfalls zu und schaute überrascht. Der Besuch im Schwimmraum war sozusagen sein Weihnachtsgeschenk an den Kleineren gewesen, mit dem er ihm eine Freude machen und ihn von den schlimmen Ereignissen hatte ablenken wollen. Dass ihm dies gelungen war, stellte Sousuke zufrieden und der kleine Dank war mehr als er sich erhofft hatte. „Frohe Weihnachten, Rin“, flüsterte Sousuke in einer äußerst angenehmen Tonlage und lächelte milde. Am liebsten wäre der Kleinere ihm nun um den Hals gefallen, doch angesichts ihrer Position und der größtenteils nicht vorhandenen Kleidung, ließ er es bleiben. Das änderte nichts daran, wie dankbar er war, den anderen getroffen zu haben und dass dieser so nett zu ihm war. Rin war in diesem Moment so glücklich, dass er schon fast froh war, an diesen Ort gebracht worden zu sein. Wäre er nicht entführt worden, hätte er Sousuke nie kennen gelernt. Als er dessen ehrliches Lächeln zum ersten Mal erblickte, wurde ihm bewusst, dass er sich bereits Hals über Kopf in den anderen verliebt hatte. Das war ein so schön warmes Gefühl, das sich in seinem Innersten ausbreitete und seinen ganzen Körper erfasste. Auch wenn er nicht wusste, welche Gefühle Sousuke ihm gegenüber hegte, fühlte sich Rin in diesem Moment geliebt und wollte einfach nur genießen, ohne sich darum sorgen zu müssen, dass seine Liebe unerwidert bleiben könnte. Als sie sich abtrockneten wurde Rin bewusst, dass er sich umziehen musste…das hieß, dass er die Schwimmhosen ausziehen musste. Er wollte sich nicht vor dem anderen umziehen! Das wäre sowas von peinlich… Unschlüssig stand Rin mit seinen Klamotten im Arm da, unfähig sich zu bewegen. Auf Sousukes fragenden Blick hin, lief der Kleineren noch eine Spur röter an, als er es ohnehin schon war. „Dreh dich um!“, wies er den Größeren an und sah dabei in dessen Augen schon irgendwie niedlich aus. Perplex befolgte Sousuke den Befehl und wandte sich ab, um sich selbst umzuziehen. Ihm wäre nie eingefallen, Rin zu bespannen, vor allem, da er wusste, dass dieser schwul war. Da war es einem wahrscheinlich unangenehm, sich vor anderen Männern auszuziehen. Das konnte er nachempfinden, denn ihm ging es ähnlich, wenn er sich vor einer Schwester ausziehen musste. Als er sich darüber Gedanken machte, wie Rin empfand, schweiften diese dazu über, dass sich das Bild von diesem, wie er peinlich berührt und mit geröteten Wangen ihn anwies sich umzudrehen, vor sein geistiges Auge geschoben wurde. Dieses fand er auf eine seltsame Weise ansprechend und kam dann zu dem Schluss, dass er das Rins Gesicht allgemein ansprechend fand, nicht nur wenn es diesen Ausdruck trug. Dessen Körper war wohl auch nicht zu verachten, auch wenn Sousuke eher weniger Wert auf das Aussehen andere Männer legte…zumindest bis er Rin kennen gelernt hatte. Von der Verlockung geleitet, ein wenig mehr von diesem zu erhaschen, wandte Sousuke nun doch einen Kopf nach diesem um, der sich allerdings schon sein rotes Tank-Top überzog. Trotzdem erkannte man dessen Figur noch ganz gut und zumindest den Oberkörper des Kleineren hatte er schon entblößt gesehen, weswegen er sich dessen Aussehen vor Augen rufen und mit den Informationen, die er in der Realität sah, zu einem Bild verarbeiten konnte. Rins Schultern waren durchschnittlich breit, aber so wie der Rest seines Körpers definiert und wirkten durch die Muskeln an seinen Armen breiter als sie tatsächlich waren. Dessen Rücken wurde zur Taille hin schmaler und von dieser aus wieder ein bisschen weiter. Viel mehr konnte Sousuke sich nicht ausmalen, da sich Rin nun zu ihm umdrehte und ihn schmollend ansah. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich umdrehen!“, ging er davon aus, dass sich der Größere nicht daran gehalten hatte, was nicht stimmte. „Ich hab nichts gesehen“, wehrte dieser ab und streifte sich seine Jacke über. „Na schön…“, grummelte der Kleinere vor sich hin und warf sich die schwarze Sweatshirtjacke über. Mit ihr ging jede Möglichkeit für Sousuke, sich dessen Körper besser vorstellen zu können, doch das war auch nicht so schlimm für ihn. Er legte nach wie vor nicht so viel Wert auf das Aussehen anderes. Das hieß aber noch lange nicht, dass er Rin nicht attraktiv fand, nur hatte er anfangs seine Aufmerksamkeit eher auf dessen Persönlichkeit gelegt und fing erst langsam an, sich für dessen Äußeres zu interessieren. „Wollen wir zurück?“, schlug der Dunkelhaarige nun vor. Es war schon nach halb eins und er wurde langsam müde. Dem Rothaarigen ging es wohl ähnlich, denn er gähnte in diesem Moment mit vorgehaltener Hand. „Ja, gehen wir zurück“, stimmte er zu. Das war definitiv eins der schönsten Weihnachten, die Rin erlebt je hatte und das schönste, das Sousuke erleben durfte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)