SHaRKY SCaM von King_of_Sharks (SouRin) ================================================================================ Kapitel 9: Dinge, die du nicht wissen willst -------------------------------------------- Noch immer verwirrt, aber auch ungewohnt glücklich verbrachte Sousuke die nächsten Tage sehr nachdenklich. Auch las er sehr wenig in dieser Zeit und beschäftigte sich mehr mit Rin, sofern sie unter sich waren. Meist hingen sie aber mit Kisumi und Chigusa ab, zu denen der Rothaarige auch eine freundschaftliche Beziehung entwickelte. Dies beobachtete der Dunkelhaarige mit gemischten Gefühlen, wusste er doch, weswegen die beiden hier waren, auch wenn ihm dabei eher Kisumi Sorgen bereitete. Nichts lag ihm ferner, als Rin den Kontakt zu diesem zu verbieten, wozu er ohnehin nicht fähig war, oder das Recht besaß, doch hätte er diesen gerne aufgeklärt. Allerdings war Sousuke nicht der Mensch, der alles frei heraus sagte, sondern immer einen bestimmten Anlass brauchte, oder wartete bis eine Gelegenheit, seine Meinung kundzutun. In wenigen Tagen stand das Weihnachtsfest vor der Tür, zu dessen Anlass zumindest im Aufenthaltsraum, aber auch Teilweise in den Fluren, Deko in Form von Girlanden mit Schneeflocken, Engeln und sonstigen weihnachtlichen Motiven hingen. Das gab ein bizarres Bild für Sousuke ab, wusste er doch, dass es an diesem Ort alles andere als friedlich und froh zuging. Die Dekorationen waren wohl ein Versuch, die finsteren Abläufe im Hintergrund zu überdecken, von ihnen abzulenken und die Patienten dazu zu bringen, ihre unschönen Erlebnisse zu vergessen. Vielleicht auch, dass sie sich einbildeten, das alles wäre nie geschehen und hätte nur in ihren Köpfen stattgefunden, um sich selbst zu schützen. Bei Sousuke hatte diese Masche noch nie funktioniert. Er war nicht gut im Verdrängen von unliebsamen Erinnerungen, sondern behielt alles gedanklich im Blick. Ob das eine förderliche Eigenschaft war, wagte er zu bezweifeln, aber sie ließ ihn zumindest ein wenig Kontrolle über sich und sein Umfeld bewahren. Rin wirkte fröhlicher als sonst, da er wohl von der mehr oder weniger weihnachtlichen Stimmung angesteckt wurde, oder sich anstecken lassen hatte. Verübeln konnte es Sousuke diesem nicht. Der Kleinere schien doch eher anfällig dafür zu sein, in Panik zu geraten wenn er merkte, dass er sich in einer ausweglosen Lage befand. Das taten sie alle, auch wenn es nicht immer so offensichtlich war. Dr. Masefield war bei Rin anscheinend wieder zur vorherigen Gesprächstherapie übergegangen, denn dieser wirkte ungewöhnlich ausgeglichen und sorglos, machte sich wohl Hoffnungen, dass es so weitergehen würde. „So wie jetzt könnte es immer sein“, streckte sich der Rothaarige während sie ausnahmsweise zum Abendessen gingen. An diesem Tag hatten er und Sousuke viel trainiert und mehr Hunger als gewöhnlich. Seit ein paar Tagen machte Rin dessen Work-Out mit, da er die Nachricht erhalten hatte, dass man ihn nicht in die Fitnessräume lassen würde. Jedenfalls nicht, bis sein Krankheitsbild ‚sich besserte‘. Miss Amakata hatte ihm das schon zuvor gesagt, doch er hatte die Hoffnung nicht aufgeben wollen. Zunächst reagierte Rin mit Missmut auf das Verbot, fand sich aber schnell damit ab und war dann motiviert, seine Körperform wieder auf das Level zu bringen, auf dem sie sich jahrelang befunden hatte. In den zwei Monaten, die er untätig verbracht hatte, waren seine Muskeln etwas zurückgegangen. Dem Rothaarigen gefiel das ganz und gar nicht und arbeitete nun so hart an sich, dass es so aussah, als würde er sein Ziel bald erreichen. Wenn man einmal trainiert gewesen war, brauchte es auch nicht mehr so viel, bis man auf das ursprüngliche Level zurückkam. „Wird es aber nicht“, desillusionierte Sousuke seinen Freund zwar nur ungern, aber es war nur zu dessen besten. „Ich weiß doch…aber lass mich die Zeit genießen, in der ich mal keinen Stress hab“, schmollte Rin daraufhin. „Es ist nicht gut, wenn man sich der Wahrheit verschließt“, schüttelte dieser den Kopf. „Bereite dich besser auf das Kommende vor.“ Rin wusste, dass Sousuke Recht hatte, wollte sich aber noch eine Weile in Sicherheit wiegen, bevor der Horror weiterging, oder für ihn erst richtig begann. Welche Methoden Dr. Masefield noch auf Lager hatte, wollte er sich gar nicht vorstellen. Das Schlimmste, das er bisher bei ihm gemacht hatte, war ihn an den Lügendetektor anzuschließen, ihm Bilder von verschiedenen Szenen mit heterosexuellen und schwulen Pärchen zu zeigen, und ihm Fragen dazu zu stellen. Sofern er – egal ob er log oder die Wahrheit sagte – auf eins mit den Homosexuellen positiv reagiere, bekam er einen leichten Schlag auf den Unterarm, den Rücken, die Oberschenkel. Diese taten nicht sehr weh, doch erschreckte sich Rin jedes Mal dabei. Ganz davon abgesehen, fand er diese Behandlung einfach nur abartig. Er hatte nicht gewusst, dass man einen Schwulen so versuchte zu heilen… Viel wichtiger war aber, dass dies erst die Spitze des Eisbergs darstellte, den Anfang seiner sogenannten Therapie. Welche Methoden noch folgen würden, das wollte er sich gar nicht ausmalen. Seit langem saßen sie wieder zu zweit beim Essen und die Mensa war sonst auch nicht so voll wie zu den anderen Zeiten. Das lag daran, dass viele einfach keinen Appetit mehr hatten und man sich in der Klinik ohnehin nicht viel körperlich anstrengen musste und konnte, weswegen der Körper weniger Kalorien benötigte. Eine der wenigen Ausnahmen bildeten Sousuke und Rin, genau wie einige wenige andere, die sich körperlich fit hielten. Natürlich gab es auch hier sehr gefräßige und hungrige Menschen, so wie an jedem anderen Ort auch, die nicht genug vom Essen bekommen konnten. Viele aßen wohl auch aus Frust vor der aussichtslosen Lage so viel. „Wollen wir dann hoch gehen?“, schlug Rin vor, als sie ihre Tablette in das dafür vorgesehene Gestell brachten. „Können wir machen“, stimmte Sousuke zu. Ihm war nicht danach, sich ein neues Buch auszusuchen und zu lesen. Viel lieber verbrachte er seine Zeit mit Rin und wenn dieser in den Aufenthaltsraum wollte, würde er ihm dort hin folgen. Allgemein trottete der Größere meist dem neuen Rothaarigen hinterher. Passte sozusagen auf Schritt und Tritt auf ihn auf. Leider funktionierte das nicht immer, sowie bei dessen Stunden mit Dr. Masefield, da er nicht ins Zimmer durfte und eine halbe Stunde später selbst in ein anderes musste. Also fuhren sie mit dem Aufzug in das 6. Stockwerk, wobei Rin leicht nervös wurde, da Sousuke ihm in der Kabine sehr nahe gekommen war, bedingt dadurch, dass sich noch ein paar andere bei ihnen befanden. Sie standen Arm an Arm gepresst da, mit einigem Abstand zu den übrigen Passagieren. Eingenommen von der Nähe des Größeren und dessen ungewöhnlich ansprechenden Dufts, bemerkte Rin gar nicht, wie nervös auch dieser war. Das lag aber daran, dass Sousuke es nicht mochte, sich mit vielen Menschen auf engem Raum zu befinden und Angst hatte, man könnte ihn anfassen und nicht, weil er dem Kleineren so nahe war. Dessen Berührung empfand er im Vergleich zu allen anderen Manchen als sehr angenehm und suchte sozusagen Schutz bei diesem. Die Fahrt dauerte glücklicherweise nicht lange, sodass weder Rin zu betäubt von Sousukes Präsenz wurde, noch dieser in Panik geriet und aggressiv wurde. Eilig verließen sie beide die Kabine und steuerten erst auf seine ruhigere Ecke zu, als ihnen zugewunken wurde und Kisumi sie lauthals in die Richtung lotste, in der er und Chigusa saßen. Diese Geste riss Rin aus seinen Gedanken, sowie sie Sousuke dazu brachte, seine Anspannung abfallen zu lassen. Manchmal war es doch von Nutzen, das Energiebündel um sich zu wissen. Sousuke hatte trotzdem wenig Lust, sich mit dem Rosahaarigen auseinander zu setzen und ließ sich etwas abseits der anderen nieder. Rin brauchte dringend Ablenkung, da er nicht damit zurecht kam, dass er sich mehr und mehr zu seinem Mitbewohner und Freund hingezogen fühlte. Dass er dessen Äußeres sehr ansprechend fand, war nicht das Problem gewesen, weil es nichts Ungewöhnliches war, einen anderen Menschen attraktiv zu finden, doch dass dessen reine Anwesenheit ihn nervös machte, war neu für ihn. Ebenso wie die Berührungen des Größeren, wenn auch nicht beabsichtigt, oder zu einem anderen Zweck, ein Kribbeln auf seiner Haut hinterließen und sein Geruch betörend auf den Kleineren wirkte. Eine derartige Wirkung hatte nie jemand zuvor auf ihn ausgeübt, weswegen Rin auch nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Nicht, dass es ihm unangenehm wäre. Nein, er fand es sogar sehr schön, viel zu schön. Sousuke saß am Fenster und blickte durch die Fensterscheibe nach draußen auf das eingezäunte Gelände, während Kisumi und Rin gegenüber von ihm am Tisch saßen und sich unterhielten. Chigusa hatte sich kurz entschuldigt und war auf die Toilette gegangen. Den Kleineren interessierte es schon länger, weswegen die anderen einsaßen und ihm schien es eine günstige Gelegenheit, zumindest mal seinen Gesprächspartner danach zu fragen. „Okay, ich weiß, dass es ein bisschen plötzlich kommt, aber das wollte ich dich schon länger mal fragen: Weswegen bist du hier?“, formulierte Rin die eigentliche Frage ‚Welchen Dachschaden hast du, dass du hier sitzt?‘ schön um. Daraufhin grinste Kisumi, legte ihm den Arm um die Schulter, wie er es schon einmal getan hatte, und beugte sich sehr nah zum anderen, sodass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Vor Überraschung erstarrte Rin und blinzelte den Größeren perplex an. „Warum findest du das nicht heraus~?“, raunte dieser ihm nun zu und sah ihn verführerisch an. Rin schluckte, als sein Gehirn zu arbeiten begann. Natürlich…Kisumi flirtete schon die ganze Zeit mit ihm und er hatte es einfach nicht bemerkt! Das gleiche mit Sousuke, den er mit negativem Erfolg anzumachen versuchte… „…bist du…auch schwul?“, rutschte es dem Rothaarigen nun über die Lippen. „[style type="italic"]Auch[/style]? Oho~ Damit hätten wir auch geklärt, weswegen sie dich weggesperrt haben“, lachte Kisumi nun amüsiert. Keine Spur seines anzüglichen Lächelns war mehr zu sehen. „Versuchen sie auch dich zu heilen?“, kam er dann wieder zur Ruhe, fand aber auch diese Aussage offenbar eines Grinsen würdig. „Mehr oder weniger…“, nuschelte Rin daraufhin, peinlich berührt dass er so unbedacht gehandelt hatte. Nun gut, jetzt war es wenigstens raus und er musste sich keine Sorgen machen, dass Kisumi es von dritter oder vierter Seite erfuhr. Dieser schien ohnehin sehr liberal eingestellt zu sein, von dem, was er ab und an verlauten ließ. „Ich bin schon seit zwei Jahren hier und würde sagen, meine Therapie hat nur mäßige Erflog“, zuckte der andere lächelnd die Schultern. „Wahrscheinlich bringt das alles eh nichts und wir werden für alle Ewigkeit hier sitzen.“ „Wahrscheinlich…“, seufzte der Kleinere und merkte dabei nicht, wie Sousuke sie schon seit längerem beobachtete. Nachdem Chigusa zurückgekehrt war, verabschiedeten sie und Kisumi sich bald, sodass die anderen beiden Jugendlichen zurückblieben. Der Himmel draußen war schon rabenschwarz, obwohl es erst kurz nach acht Uhr am Abend war. Die Beleuchtung in diesem Raum war nicht die beste, da an allen Ecken gespart wurde, doch man konnte trotz der wenigen Energiesparlampen noch das meiste erkennen. Rin war nun auch sehr nachdenklich gestimmt, sodass sie beide eine Weile schweigend nebeneinander saßen, ehe Sousuke das Wort ergriff. „Du weißt nicht wirklich, weswegen er hier ist, oder?“ „Du meinst Kisumi? Ich dachte, er ist-“ „Ist er nicht“, erwiderte Sousuke schärfer als Rin es je zuvor von ihm gehört hatte. „Nicht? Aber weswegen dann?“, wurde der Kleinere unsicher und sah den anderen scheu an, da dieser aufgebracht zu sein schien. „Nein. Er ist in keinster Weise wie du“, wurde der Größere etwas ruhiger, da er sah, dass sein Gegenüber sich unwohl fühlte. Normalerweise tat er sich schwer damit, die Gefühle andere zu deuten, da er mit ihren Gesichtsregungen nicht viel anfangen konnte, doch bei Rin war es anders. Das lag wahrscheinlich daran, dass sie sich näher kennen gelernt hatten und dieser ihn interessierte, sodass er dessen Verhalten studierte. „Er hat…schlimme Dinge getan“, senkte Sousuke den Blick und überlegte, wie er das am besten in Worte fassen konnte. „So schlimm wird es jetzt auch nicht gewesen sein“, versuchte Rin die Situation mit einem nervösen Lachen herunterzuspielen, ahnte aber, dass diese keineswegs zum Lachen waren. Immerhin saß Kisumi in einer Klinik für psychisch Kranke und wenn er dann auch noch einem anderen etwas angetan hatte, musste das etwas wirklich gravierend Schlimmes gewesen sein, dass man ihn einweisen lassen, und nicht ins Gefängnis gebracht hatte. „Er hat sich an Kindern vergangen und wer weiß noch alles“, biss Sousuke die Zähne zusammen und presste diese Worte durch sie hervor. „Das Schlimmste ist, dass es ihm nicht mal Leid tut.“ „Aber…“, wich jegliche Farbe aus Rins Gesicht und er starrte den anderen einfach nur fassungslos an. Das konnte er nicht glauben. Das konnte nicht wahr sein…das [style type="italic"]durfte[/style] nicht wahr sein! Nicht der immer gut gelaunte, fröhliche Kisumi, der ihn schon oft zum Lachen gebracht hatte, der immer so unbeschwert und nett schien. Diese Information war ein so großer Schock für Rin, dass er wie angewurzelt da saß und keinen Muskel bewegen konnte. „Ich weiß, dass es schwer zu glauben ist, aber jeder hat wohl seine Schattenseiten“, flüsterte Sousuke leise und blickte dabei auf seine eigenen Hände, deren Handflächen nach oben zeigten; die Finger leicht gekrümmt. „Das ist doch nicht bloß eine Schattenseite, das ist einfach nur krank“, erwiderte der Kleinere, der sich wieder gefangen hatte. Ihm war wieder bewusst geworden, wo er sich befand und welche Menschen ihn umgaben. Ein kleiner Teil von ihm klammerte sich noch immer verzweifelt an die Hoffnung, dass alles nicht so schlimm war und es sicher auch noch halbwegs normale Leute gab. Kisumi fiel da leider schon mal weg, doch Sousuke und Chigusa blieben. Diese beiden konnten unmöglich eine Straftat begangen haben, um hier gelandet zu sein, richtig? Andererseits hatte Rin das auch von Kisumi gedacht… Er war sich in diesem Moment einfach nichts mehr sicher. „Ich würde gerne sagen: jeder macht Fehler und verdient eine zweite Chance, aber…“, fielen Sousuke diese Worte unglaublich schwer, da ihm bewusst wurde, dass man diese wohl auch auf ihn selbst anwenden konnte. „Manche Menschen gehören einfach für den Rest ihres Lebens weggesperrt.“ „Aber man kann vieles heilen, oder?“, entgegnete Rin, der den Größeren nun ansah, welcher den Blick nach wie vor auf seine Hände gerichtet hatte. „Schon…aber bei weitem nicht alles“, stieß dieser lautlos die Luft aus, wobei er die Schultern hängen ließ. Auf dem Weg in ihr gemeinsames Zimmer zurück, schwiegen beide. Rin, da er die neuen Informationen über Kisumi verarbeiten musste, Sousuke, weil er über dessen Worte und den Bezug auf sich selbst nachdachte. Einen so stillen Abend, hatte es lange nicht mehr zwischen ihnen gegeben und abgesehen von dem „Gute Nacht“, an das sie sich inzwischen gewöhnt hatten, wurde auch nicht mehr viel gesprochen. Viele der Pfleger reisten in den folgenden Tagen ab, da sie für die Feiertage bei ihrer Familie sein wollten. Durchaus verständlich, denn wer wollte Weihnachten schon unter Verrückten verbringen? Dafür hatten die, die noch im Dienst waren, alle Hand voll zu tun. Diesen vorübergehenden Personalmangeln nutzten Sousuke und Rin aus, um ihr Vorhaben durchzuführen, die eine Schlüsselkarte so zu manipulieren, dass sie in den Raum mit dem Schwimmbecken gelangen konnten. Wie abgemacht, stand Rin Schmiere, während sich Sousuke im Aufenthaltsraum der Pfleger, der zu diesen Tagen so gut wie immer leer war, an einem Computer saß und sich am Programmcode zu schaffen machte. Er musste nur ein paar Zeilen ändern, dann würden sie endlich wieder schwimmen können. Vor der Tür schwitzte Rin Blut und Wasser, da er bei dem kleinsten Geräusch, das meist von den Lampen kam, zusammenzuckte. Illegale Tätigkeiten waren eindeutig nicht sein Ding. Dazu war er viel zu nervös und hielt eigentlich auch nichts davon. In diesem Falle war das aber etwas völlig anderes, denn sie würden damit niemandem weh tun und er wollte unbedingt wieder ins Wasser. Der Rothaarige bekam einen halben Herzinfarkt, als sich die Tür hinter ihm auf einmal öffnete und Sousuke mit der Karte zwischen zwei Fingern daraus hervortrat. „Erledigt“, meinte dieser lässig und ließ die Tür hinter sich leise ins Schloss fallen. „Gut…dann nichts wie weg hier“, wisperte Rin. Der Größere steckte die Karte in die linke Tasche seiner schwarzen Jogginghose und sie machten sich auf den Weg zu den Fahrstühlen. Als sie Schritte hörten, die sich von etwas weiter weg auf sie zubewegten, begann der Kleinere schnell ein Gespräch, sodass sie nicht allzu verdächtig wirkten. Immerhin war es sehr ungewöhnlich für zwei Patienten um diese Uhrzeit aus der Richtung des Pflegerraums und der Behandlungszimmer zu kommen, da momentan keine Therapien stattfanden. „Oh man, ich find mich immer noch nicht ganz hier zurecht“, meinte der Rothaarige mit einem Tonfall, als hätte er sich zuvor verlaufen. „Ich hab auch ewig dafür gebraucht“, erwiderte Sousuke, wobei es nicht ganz schlüssig war, ob er einfach nur mitspielte, oder diese Worte der Wahrheit entsprachen. „Meinen Orientierungssinn kann man in die Tonne treten.“ „Oh echt? Hätte ich nicht gedacht“, ging Rins anfängliches Schauspiel in ernsthaftes Interesse über, gerade in dem Moment, als eine Gestalt um die Ecke bog. „Ja. Ich verlaufe mich jetzt sogar noch manchmal“, nickte der Größere während die Schwester an ihnen vorbeilief. Mit Erleichterung erreichten sie die Aufzüge und steigen in den linken ein, der gerade gehalten hatte. Ein paar Patienten kamen aus diesen, doch dann war die Kabine frei. Manchmal fand es Rin richtig schade, wenn diese leer war, da Sousuke dann weiter weg von ihm stand, als wenn sich noch andere bei ihnen befanden. Doch er ahnte inzwischen, weswegen sich der Größere so verhielt und wünschte diesem daher keine Stresssituationen herbei, nur weil er dessen Nähe genoss. Trotzdem fände Rin es schön, wenn sich Sousuke ihm auch ohne einen derartigen Grund zu haben, nahe kommen würde. Oben angekommen, war weder Kisumi, noch Chigusa zu entdeckten, das ausnahmsweise beide gut fanden. Seit Rin erfahren hatte, weswegen Kisumi eingeliefert worden war, mied er diesen wenn möglich. Sousuke war ihm gegenüber ohnehin –wie allen anderen – eher distanziert. Gegen Chigusa hatten beide nichts, doch diese war meist mit dem anderen im Schlepptau unterwegs. „Ich hab Lust auf Cola…du?“, grinste Rin den Größeren an, welcher nickte. Und so steuerten sie schnurstracks auf den nächsten Getränkeautomaten zu, wobei sie an der Glasfront der Terrasse vorbei mussten, auf der gut 30 Zentimeter Neuschnee lag. Rin drückte auf den Knopf, der ihm zum begehrten Getränk verhelfen würde, musste danach aber feststellen, dass dies die letzte Dose war. „Sousuke, wir haben ein Problem…“, drehte er sich mit der Coladose in der rechten Hand zu diesem um und deutete mit der anderen hinter sich. „Letzte Cola.“ Keine Minute später hatten sie beschlossen, wie dieses Problem zu lösen war: Ein Schere-Stein-Papier-Duell mit mindestens 2 aus 3 Siegen würde den Gewinner ermitteln. Mit viel zu großem Enthusiasmus kämpften die beiden nun um ihre Cola, sodass sie darauf achten mussten, nicht zu laut zu werden und womöglich noch andere Insassen zu stören, oder gar die Aufmerksamkeit des übriggebliebenen Personals auf sich zu lenken. Nach dem dritten Zug, stellte sich Rin als strahlender Sieger heraus und öffnete mit einem Zischen den Verschluss der Dose. Die nicht mehr ganz so kühle Flüssigkeit bahnte sich ihren Weg seinen Rachen hinab. Als er absetzte, blickte er schuldbewusst zu Sousuke, welcher schon drauf und dran war, sich für sein anderes Getränk zu entscheiden. „Hier…nimm“, drückte ihm der Kleinere mit geröteten Wangen die Dose in die Hand, die er ungefähr zur Hälfte leer getrunken hatte. „Aber du hast gewonnen“, blinzelte Sousuke überrascht. „Nun trink schon!“, schmollte Rin daraufhin und verschränkte die Arme vor der Brust, damit der Größere ihm die Cola nicht zurückgeben konnte. Der andere hatte schon so viel für ihn getan, dass er ein schlechtes Gewissen bekam, jetzt nicht wenigstens mit ihm zu teilen…außerdem mochte er ihn. Ein unsicheres Lächeln schlich sich für den Bruchteil einer Sekunde auf die Lippen des Dunkelhaarigen, ehe er die Dose an seinen Mund ansetzte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)