SHaRKY SCaM von King_of_Sharks (SouRin) ================================================================================ Kapitel 4: Behaarliche Probleme ------------------------------- Den Grund um ihren Aufenthalt hatten sie schon zuvor angeschnitten, doch nicht ausgeführt. Früher oder später wären sie ohnehin darauf zurückgekommen; vielleicht unter anderen Umständen, doch das Ergebnis war das gleiche. Rin hatte dem anderen diese Frage zuvor auch nicht beantwortet und hätte ohne Kisumis Worte auch verstehen können, wenn es Sousuke das ebenfalls nicht wollte, doch angesichts der Lage, war dieser ihm eine Erklärung schuldig. Nur weil er nicht mehr zitterte, hieß das auch nicht, dass Rin sich inzwischen vollkommen beruhigt hatte. Ihm war lediglich die Angst genommen worden, dass Sousuke jeden Moment auf ihn losgehen würde, unruhig war er nach wie vor; beobachtete den Größeren unablässig. „Der hat nichts damit zu tun, dass Kisumi das gesagt hat“, wich Sousuke der Frage aus, genau wie Rin es auf dem Weg zum Frühstück schon getan hatte. Diese Antwort ließ den Kleineren schon darauf schließen, dass der andere höchstwahrscheinlich etwas Schlimmes getan hatte, um hier gelandet zu sein, oder eine sehr ungewöhnliche Störung hatte, die er aus Scham nicht gerne preisgab. Andererseits ließ man gefährliche Insassen laut Miss Amakatas Aussage auch nicht frei herumlaufen und diese waren im 4. Stockwerk untergebracht. Alles in allem wusste Rin nicht, was er von Kisumis, oder Sousukes Aussage halten sollte. „Du wirst mir also nichts tun?“, wollte er sicherstellen. „Nein…“, fuhr sich der Dunkelhaarige über die Augen und sah dabei irgendwie hilflos aus. Wie jemand, der nicht wusste, wie er sich ausdrücken sollte und verzweifelt versuchte, seinen Standpunkt klar zu machen, dies aber nicht gelang. Das ließ Rin sich etwas entspannen. Seine Finger lockerten sich und gaben den Stoff der Hose frei. Diese hatte der Größere ihm genau wie die restlichen Klamotten an seinem Leib geliehen. Allgemein war er sehr freundlich zu ihm gewesen. Angefangen damit, dass er ihn bei seiner Ankunft beruhigt und ihm hochgeholfen hatte. Sousukes Gesten wirkten nicht wie die eines aggressiven Menschen, sondern wie die eines verschlossenen, distanzierten, der nicht so ganz mit seiner Umgebung zu interagieren wusste. Es tat Rin schon fast leid, dass er Kisumi sofort geglaubt hatte, sozusagen Sousuke falsch beschuldigt, bzw. davon ausgegangen war, er könnte ihm Leid zufügen. Um sich zu entschuldigen, aber auch ein bisschen um die Lage zu testen, erhob sich Rin nun und schritt auf den Größeren zu, legte ihm eine Hand an den Oberarm und lächelte leicht. Sousukes Reaktion darauf war vollkommen anders als erwartet. Er freute sich nicht, ging aber auch nicht auf ihn los. Nein, er…zuckte erschrocken zurück? Die mysteriösen, schönen Augen weiteten sich für einen Moment und starrten den Kleineren an, genau wie der Rest des Körpers erstarrte. Schnell zog Rin seine Hand zurück und wusste nicht, wie er sich nun verhalten sollte. „Tut mir leid“, kam es leise über die Lippen des Rothaarigen, als er sah, dass Sousuke blinzelte und die Stelle berührte, an der seien Hand gelegen hatte. „Schon okay“, kam es abwesend vom Größeren, dessen Blick abwesend auf seiner Hand ruhte. „Ich wollte mich nur dafür bedanken, dass du mir geholfen hast“, verbalisierte Rin die Absicht seiner unglücklichen Berührung. „Kein Problem“, erwiderte Sousuke, noch immer in Gedanken. Er schritt zu seinem Bett, ließ sich darauf nieder und senkte das Haupt, die Ellenbogen auf den Oberschenkeln gestützt. Der stark aussehende junge Mann wirkte auf einmal sehr zerbrechlich in Rins Augen und riefen ihm dessen Worte ins Gedächtnis: „Glaub nicht alles, was man dir erzählt.“ Vielleicht sollte er sich wirklich mehr auf seine innere Stimme, als auf die Worte anderer verlassen. Diese sagte ihm nämlich, dass Sousuke nicht aggressiv, sondern einfach nur missverstanden war. Natürlich sah er auf den ersten Blick – bedingt durch seine Größe und seinen grimmigen Gesichtsausdruck – wie jemand aus, der bei jeder Kleinigkeit sofort zuschlug, doch im Grunde war er sehr hilfsbereit und ruhig. Rin konnte sich in seiner Einschätzung auch irren, weil sie sich keinen Tag kannten, doch es gab bisher keinen Grund dazu, dem anderen nicht zu vertrauen. So kam es auch, dass er sich vollkommen entspannte und aufs Bett zurücksinken ließ. Sein Körper hatte sich noch immer nicht vollkommen von den Strapazen der letzten Nacht - und wer wusste was sie sonst noch mit ihm angestellt hatten – erholt. Wie er so dalag und sich über so manches den Kopf zerbrach, fiel Rin ein, welches Produkt er bei der Schwester sofort hätte anfragen sollen. Innerlich verfluchte er sich darüber, dass er nicht sofort daran gedacht hatte, weil dieses doch ein essenzieller Bestandteil seines Lebens war. „Fuuuck“, kam es dem Rothaarigen automatisch über die Lippen und er legte sich seinen Arm über die Augen, über seine eigene Dummheit beschämt. Diese Aktion lenkte die Aufmerksamkeit eines gewissen Brünetten auf sich, der bisher ebenfalls damit beschäftigt gewesen war, seinen Gedanken nachzugehen. „Was ist los?“, wollte Sousuke, wieder zu seinem normalen Zustand zurückgekehrt, wissen. Sich nun bewusst werdend, dass er das gerade laut gesagt hatte, setzte sich Rin auf, wobei er sich mit seinen Händen hinten abstützte. Einmal mehr fragte er sich, warum er eigentlich so dumm war, erst das eine zu vergessen und sich dann auch noch lauthals darüber zu beklagen, sodass es der andere mitbekam. „Na ja…nicht so wichtig“, nuschelte Rin, leicht rot um die Nase. Es war wirklich nichts, über das er gerne mit anderen sprechen wollte und auch nicht vor hatte zu tun. Stattdessen tastete er nach dem Beantragungsformular und wurde sich dabei bewusst, dass er auch keinen Kugelschreiber oder Ähnliches bei sich hatte, um es auszufüllen. „Du hast nicht zufällig einen Stift für mich?“ Nachdem Rin das Antragsformular ausgefüllt hatte – Sousuke beobachtete ihn dabei – fiel ihm wieder ein, dass die Krankenschwester etwas von einem Unterrichtsprogramm gesagt hatte, das vormittags stattfinden sollte…es war Vormittag, also musste er da nicht hin? Falls ja: Wo fand das statt? Er entschloss sich, seinen Mitbewohner danach zu fragen. Vielleicht wusste der Bescheid. Rin konnte dessen Alter nicht ganz einschätzen, da Sousuke ziemlich groß und breit gebaut war, sein Gesicht aber noch jung wirkte. Außerdem machte die gemischte Abstammung die Altersbestimmung schwerer, weil er noch nicht so oft mit Nicht-Japanern zu tun gehabt hatte. „Danke für den Stift“, stand der Rothaarige auf und gab diesen zurück. Sousuke nickte nur und legte ihn in die Schublade seines Nachttischs zurück, aus der er ihn vor ein paar Minuten geholt hatte. „Kann ich dich was fragen?“, richtete Rin das Wort erneut an den Größeren, der ihn daraufhin ansah. Er fühlte sich richtig blöd, diesen andauernd zu belästigen. „Klar“, gab Sousuke ihm das okay. Ihm machte es nichts aus, dass der Neue ihn um Hilfe fragte, immerhin kannte dieser sich nicht aus und hatte sonst auch niemanden, der ihm helfen konnte. Kisumi zählte er nicht zu den vertrauenswürdigsten Personen und bevor Rin zu diesem ging, kümmerte er sich lieber selbst um diesen. „Also: Miss Amakata meinte, ich sollte an einem Schulprogramm teilnehmen und das soll am Vormittag stattfinden. Ich hab aber keine Ahnung, wo das ist und so“, teilte Rin dem anderen sein Problem mit, darauf hoffend, dass dieser ihm weiterhelfen konnte. „Ah, du wurdest also auch zu uns gesteckt“, kommentierte Sousuke zunächst, ehe er weitere Informationen preisgab. „Normalerweise fängt es um 8 an, aber da Sonntag ist, haben wir frei.“ Offenbar war Sousuke ungefähr in seinem Alter, sehr zu Rins Überraschung. Er hätte ihn ein bisschen älter eingeschätzt, doch vielleicht war er das auch und man hatte ein allgemeines Programm für alle Jugendlichen? „Es ist also Sonntag…“, murmelte Rin vor sich hin. Das hieß, dass seit seiner letzten Erinnerung an Zuhause gut zwei Tage verstrichen waren. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Der Akku seines Handys war leer, weswegen er nicht selber hatte nachschauen können, welches Datum sie schrieben…ein Ladekabel war noch etwas, das er beantragen sollte. „Hattest du echt keine Ahnung, welchen Tag wir haben?“, wollte Sousuke skeptisch wissen. „Nein…ich weiß auch nicht, wie ich hergekommen bin. Also nicht genau jedenfalls“, seufzte der Rothaarige. Es tat gut, darüber zu reden, auch wenn sich seine Lage dadurch nicht veränderte. So erzählte er seinem Zimmergenossen alles, an das er sich erinnern konnte. „…und dann wurde ich in dein Zimmer geworfen. Den Rest kennst du“, beendete Rin seine kleine Geschichtsstunde und Sousuke nickte. „Du wurdest also entführt“, stellte er fest. „Ich glaube schon. Ich bin mir nicht sicher, weil ich mich nicht erinnere, aber es deutet alles darauf hin“, stimmte Rin zerknirscht zu. „Hätte nicht gedacht, dass sie das bringen können“, merkte Sousuke an und verwirrte den Kleineren damit. „Wie meinst du das?“ „Oh, ich weiß ja, dass sich der Doc und die anderen schon einiges erlaubt haben, aber dass sie inzwischen Leute entführen ist mir neu.“ Was genau Sousuke mit ‚einiges erlauben‘ meinte, würde Rin gerne wissen, doch irgendetwas sagte ihm, dass das nichts Gutes war. Vielleicht wollte er es dann doch lieber nicht wissen… Außerdem war Rin aufgefallen, dass der andere im Vergleich zum Morgen relativ gesprächig war, auch wenn er hauptsächlich zugehört hatte. „Ist es hier echt so schlimm?“, traute sich der Rothaarige kaum zu fragen. „Kommt drauf an“, beendete Sousuke das Thema somit und erhob sich, um ein Buch aus dem Regal zu holen, das gegenüber vom Fenster an der Wand stand. Das Gespräch war wohl vorerst beendet und Rin nahm alles zurück, das er über die Kommunikationsbereitschaft des Größeren gesagt hatte. Dieser war nämlich schon sehr bald völlig in seinen Roman vertieft – jedenfalls glaubte er, dass es einer war, denn der Titel war in Kyrillisch verfasst – und ignorierte ihn. Nun gut, dann konnte er genauso gut das Formular abgeben gehen und sich gleich ein neues für das Ladekabel besorgen. Etwas unwohl war es Rin schon dabei, als zum ersten Mal er alleine auf den sterilen Flur trat und die Tür zu Sousukes und seinem Zimmer hinter sich zufallen hörte. Mit schnellem Schritt, aber noch schnellerem Puls, beeilte er sich zur Rezeption zu gelangen. Als er dort alles erledigt hatte, beruhigte sich sein Herz ein wenig, doch das Weiß der Gänge machte ihm noch immer Angst. Es war so grell und tat in den Augen weh, dass er sich keine Sekunde länger als nötig dort aufhalten wollte. Auf dem Rückweg verlief er sich ein wenig – weil er in die falsche Richtung gelaufen war – und traf auf Kisumi, der gerade aus einem Zimmer kam. „Oh hey~ So trifft man sich wieder!“, begrüßte er den Rothaarigen. „Wo hast du denn unseren Großen gelassen?“ „Der liest gerade“, gab Rin überrascht über das plötzliche Auftauchen des anderen zu Antwort. „Ah ja, das macht er oft“, nickte Kisumi und begutachtete den Kleineren dabei aufmerksam. Der Blick fühlte sich seltsam an und Rin war es, als zöge der andere ihn mit seinem Blick aus, doch wahrscheinlich bildete er sich das nur ein. Nicht alle Menschen waren diskret und außerhalb Japans kannte er sich nicht mit den Manieren aus. Klar war jedoch, dass der Größere ihn musterte, aus welchem Grund auch immer. „…sind das Sou-chans Sachen?“, wollte Kisumi nach seiner Begutachtung Rins wissen und zupfte am Ärmel seines Shirts, das ihm viel zu groß war. Das störte ihn persönlich nicht, weil es bequem und eine angenehme Abwechslung zu seinen eher eng geschnittenen Klamotten war, doch es zog offenbar die Aufmerksamkeit andere aus sich. „Ja…er hat sie mir geliehen, weil ich nichts zum Wechseln bei mir hatte“, bestätigte Rin die Vermutung des anderen. „Oh, wirklich? So kenn ich ihn ja gar nicht…sonst lässt er niemanden an seine Sachen“, pfiff Kisumi erstaunt durch seine die Zähne. „Na ja, ich hab ihn gefragt und er hat sie mir gegeben“, zuckte Rin mit den Schultern, weil er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte, oder was das zu bedeuten hatte. Dass Kisumi ihn einfach nur ärgern wollte, oder keinen bestimmten Zweck mit seinem endlosen Gerede verfolgte, kam ihm nicht in den Sinn. Er machte sich viel zu viele Gedanken um die Menschen und was sie sagten, sodass er die wahre Absicht hinter deren Reden oftmals übersah. „Nun, wie auch immer: Hast du Lust mit zu mir zu kommen?“, änderte Kisumi das Thema abrupt und legte Rin einen Arm um die Schulter. „Ich weiß nicht…ich wollte mich eigentlich noch mal hinlegen“, war es dem Kleineren nicht so ganz behaglich, dass Kisumi ihn auf diese Weise berührte. Sie kannten sich nicht wirklich und der Blick des anderen war Rin schon unangenehm gewesen. Irgendetwas sagte ihm, dass es besser war, wenn er zurück zu Sousuke ins Zimmer und nicht mit Kisumi mitging. „Na schön…wenn du lieber zu Mr. Aggro willst, kann ich auch nichts daran ändern“, streckte Kisumi ihm die Zunge heraus und ließ ihn los. „Bis bald~“ Dann verschwand er um die nächste Ecke und Rin atmete erleichtert aus. Das war ihm einfach alles zu viel. Am liebsten würde er sich irgendwo verkriechen und nicht mehr herauskommen. Doch bevor er das tun konnte, musste er erstmal sein Zimmer wiederfinden! Er sah auf die Schilder der Zimmer, bei denen er sich gerade befand - ‚214‘ und ‚215‘‘ – und beschloss, einfach in die Richtung zu gehen, in der der Zahlenwert abnahm. So schaffte er es auch in den richtigen Gang zurück zu finden und war wenig später an 207 angelangt. Dort zog er die Schuhe aus und ließ er sich auf sein Bett fallen, mit der Absicht, sich nicht mehr viel an diesem Tag zu bewegen. Sousuke hob nur kurz den Kopf, als er Rin hereinkommen hörte, und widmete sich dann wieder seinem Buch. Mittags gingen sie gemeinsam essen, doch sprachen nicht viel. Dafür war Kisumi zur Stelle, der sie noch eine ganze Weile begleitete und auch mit ins Zimmer kam, bis Sousuke ihn wieder rausschmiss. Dafür war Rin ihm diesmal auch dankbar, weil er schlafen wollte. Gegen Abend erwachte Rin wieder und sah sich verschlafen um. Das Licht im Zimmer brannte nicht und Sousuke war nirgends zu sehen. Dafür drangen aus dem Bad Geräusche, welche vermuten ließen, dass sich dieser dort aufhielt. Der Rothaarige blieb noch für kurze Zeit liegen, ehe er sich aufsetzte und nach dem Lichtschalter suchte. Noch bevor er ihn finden konnte, öffnete sich die Badezimmertür und ließ mehr Licht ins Zimmer fallen. Der Dunkelhaarige blickte Rin entgegen, dessen Bett sich gegenüber dieser Tür befand. Dessen Herz setzte für einen Schlag aus und das nicht nur, weil er sich wegen der plötzlichen Helligkeit und des Geräusches erschreckt hatte. Seine Augen gewöhnten sich schnell an die neuen Lichtverhältnisse und ließen ihm praktisch keine andere Wahl, als den Körper des anderen anzustarren, der nur drei Meter von ihm entfernt war. Sein Blick schweifte von den breiten Schultern weiter nach unten über die muskulöse Brust, die starken Oberarme, auf denen noch kleine Wassertröpfchen zu erkennen waren, zum ebenfalls trainierten Bauch. Dort folgte er der Haarlinie nach unten und war schon fast ein bisschen enttäuscht als er an den türkis-schwarz-weiß-karierten Boxershorts hängen blieb, die so wirklich gar nichts preisgaben. Als Rin bemerkte, dass er gestarrt hatte, schnellte sein Kopf nach oben, schon in Angst, Sousuke könnte etwas bemerkt haben, doch dieser war damit beschäftigt gewesen, den Lichtschalter im Zimmer zu betätigen und sich seine Haare mit dem Handtuch trocken zu reiben. Nochmal Glück gehabt… Auch wenn man ihn nicht erwischt hatte, war es ihm nicht weniger peinlich und seine Wangen hatten eine rötliche Farbe angenommen, die zu seinen Haaren passte. Oh ja, sein Mitbewohner sah unter seiner Kleidung total heiß aus…wie er erwartet hatte. Ob Rin sich nun freuen, oder sich selbst bemitleiden sollte, darüber war er sich noch nicht sicher, doch seine Stimmung ging eher in Richtung zweiterem. Da schwang auch die Angst mit, man könnte ihn hassen, oder Schlimmeres mit ihm anstellen, wenn man um seine Orientierung wusste. Dass Kisumi verlauten lassen hatte, Sousuke wäre aggressiv, trug auch nicht zu Rins Wohlbefinden in dieser Hinsicht bei, genauso wenig wie die Tatsache, dass der Größere früher oder später den Grund seines Aufenthalts erfahren würde. Immerhin teilten sie sich ein Zimmer und würden bestimmt auch behandelt werden, sodass nichts lange vorm anderen verborgen bleiben würde. Um sich abzulenken, stand Rin nun auf und ging zum Fenster. Als er aus diesem blickte, stellte er fest, dass ein Gitter hinter der Scheibe zu erkennen war, auch wenn man es wegen der Spiegelung kaum erkennen konnte. Immerhin war es draußen dunkel geworden und durch die Beleuchtung im Zimmer, sah er weniger was hinter der Scheibe lag, als dass diese als Spiegel fungierte. So konnte er Sousuke doch weiter beobachten, wie dieser zum Kleiderschrank ging und sich anzog… Verdammt, wenn er nicht aufpasste und seine Fantasie abschweifen ließ, würde er noch hart werden. Das galt es auf jeden Fall zu vermeiden und so wandte Rin seinen Blick nun endlich ab. Dämliche Hormone, dämliche Pubertät! Veranlassten ihn dazu einem vermutlich schwer psychisch gestörten hinterher zu sabbern, wie ein ungeficktes Schulmädchen, das sich nicht im Griff hatte und den nächst besten Typen anhimmelte! Irgendwie musste sich Rin auf andere Gedanken bringen und suchte fieberhaft nach etwas, über das er mit dem anderen reden konnte. Das wäre die beste Methode, um nicht mehr auf derartige Gedanken zu kommen und sich dessen durchtrainierten Körper- „Wie alt bist du überhaupt?“, durchdrang plötzlich Sousukes Stimme die Stille. Auch er war in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen und hatte sich den Neuen etwas genauer angeschaut – wenn auch nicht unter dem Aspekt wie Rin. Ihm war aufgefallen, dass der Kleinere relativ fit und dessen Bewegungen kontrolliert wirkten, wie die eines Sportlers. Wenn Sousuke auch nicht gut darin war, Gefühle und Gesichtsausdrücke anderer zu lesen, so konnte er wesentlich mehr Informationen aus deren Körpersprache filtern. Rins Schultern waren weder sonderlich breit, noch schmal und er war auch eher groß für einen Japaner, zumal die Haarfarbe das Auffälligste an ihm war. Dessen Augen waren mit unter das Erste gewesen, das Sousuke aufgefallen war. Ein schönes Rubinrot hatte ihm letzte Nacht entgegen geleuchtet. Gerade blickte er auf den Rücken des Kleineren, der nach wie vor von seinem dunkelblauen Sweatshirt bedeckt wurde. Rins Alter konnte er nicht einschätzen, weil er ebenfalls nicht gut in solchen Dingen war, weswegen er beschlossen hatte zu fragen. Das war eher untypisch für ihn, doch irgendetwas hatte der Rothaarige an sich, das ihn neugierig machte. „16…und du?“, erwiderte Rin, während er sich zum Größeren umdrehte. Wie froh er darüber war, dass dieser ihn von sich aus angesprochen hatte, konnte man nicht beschreiben. Das lenkte ihn nicht nur ab, sondern gab ihm auch das Gefühl, dass dieser ihn nicht hasste. Zuvor hatte Rin schon befürchtet, er könnte ihn nicht leiden, weil er ihn den ganzen Mittag und Nachmittag ignoriert hatte, doch das war anscheinend nicht wahr. „17“, machte Sousuke auch kein Geheimnis um sein Alter. „Und wie lange bist du schon hier?“, stellte Rin eine andere Frage, als ihm in den Sinn gekommen war. Eigentlich hatte er sagen wollen, dass er ihn älter eingeschätzt hätte, doch das erschien ihm unhöflich und so war er zum nächsten Punkt übergesprungen, der ihm einfiel. „Eineinhalb Jahre inzwischen“, überlegte der Größere kurz, ehe er Antwort gab. „Oh…“, war das einzige, sehr sinnvolle, das Rin dazu einfiel, doch der andere schien sich nicht daran zu stören. „Wollen sie dich nicht bald entlassen?“, fragte sich der Rothaarige laut. „Eher nicht“, schüttelte Sousuke den Kopf, schritt zu seinem Bett und ließ sich darauf nieder; Rins Blick folgte ihm dabei. „Aber lass uns wann anders darüber reden, okay?“ Dem stimmte der Kleinere zu, weil ihm auch nicht danach war, zu dieser Uhrzeit über ernste Dinge zu sprechen. Und so beschloss er ins Bad zu gehen, Zähne zu putzen und sich die Haare zu kämmen. Dabei betrachtete er sich im Spiegel und stellte fest, dass die Augenringe verblassten. Ein Glück, denn Rin hasste es, nicht gut auszusehen. Er legte viel Wert auf sein Äußeres und war ein bisschen eitel. Bevor er ins Zimmer zurückging, kontrollierte er, ob alles richtig saß, auch wenn das schwer bei den großen Klamotten war. Als er dabei die Ärmel zurückkrempelte, stellte er schockiert fest, dass feine, rote Haare darauf zu sprießen begannen. Das war auch genau der Grund, weswegen er sich zuvor an diesem Tag selbst verflucht hatte. Er brauchte dringend einen Rasierer… Schon seit Jahren ließ der Rothaarige keinem Haar an seinem Körper die Freiheit sich zu entfalten, es sei denn, es saß am Kopf. Total zerknirscht trat Rin ins Zimmer zurück und zog mit seinem missmutigen Blick die Aufmerksamkeit eines gewissen, leicht müden Sousukes auf sich. Selbst dieser konnte sehen, dass sein Mitbewohner nicht bei bester Laune war. „Was ist los?“ „Mein Haarwuchs ist los“, brummelte Rin leise, peinlich berührt. Sousuke, der dachte, er spräche nur von dem im Gesicht, erwiderte: „Du kannst meinen Rasierer benutzen, wenn du es nicht aushältst.“ Er selbst rasierte sich auch alle paar Tage, weil sein Bartwuchs ihn schon seit fünf Jahren mehr oder weniger plagte. Die Koteletten mochte er und ließ die Haare an den Seiten ein wenig stehen, doch der den Rest machte er dem Erdboden gleich. Daher ging er auch davon aus, dass es Rin wohl ähnlich gehen musste, lag damit aber komplett falsch. „Ich glaube nicht, dass ich den für das Gleiche wie du verwenden würde, aber danke für das Angebot“, kroch Rin ins Bett und zog die Decke über sich, komplett rot im Gesicht. Er hasste es, die Haare an seinem Körper zu spüren. Nicht nur, dass sie rot waren, sie rieben auch gegen den Stoff der Kleidung und machten ihn unbehaglich; vom Widerstand im Wasser ganz zu schweigen. „Ähm…okay“, warf Sousuke sich nicht ganz schlüssig, was das zu bedeuten hatte, nahm die Antwort aber hin, ohne weiter nachzufragen. Als er das Licht gelöscht hatte und auch im Bett lag, fiel ihm ein, was Rin gemeint haben könnte, als er vom Rasieren gesprochen hatte. Vielleicht hatte dieser vom Intimbereich gesprochen... Dabei lag er nicht ganz richtig, jedoch zum Teil. Seit sehr vielen Jahren, wurde Sousuke leicht rot um die Nase. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)