Written in the Scars (of Our Hearts) von yezz ================================================================================ Kapitel 11: Of Courage and Love Letters --------------------------------------- Byakuya war immer noch aufgebracht, als er seine Begleiter zu Soi Fons Büro führte. Die Wachen diskutierten während dem ganzen Weg von Seichi Abarais Zelle zurück mit ihm, doch Byakuya behielt seine Zunge im Zaum. Er hatte kein Interesse an ihren Ausreden und ihre Rationalisierung. Was da mit Abarai passierte, war ein Verbrechen gegen die Humanität. Herabgesetzt, um seine eigenen Exkremente zu essen? Das war krank. Da gab es keine Möglichkeit, eine solche Behandlung schönzureden. Es machte auch keinen Sinn, die Angelegenheit mit Soi Fons Untergebenen zu diskutieren. Byakuya würde direkt mit ihr sprechen. Wenn sie nicht zuhören wollte, musste er die Angelegenheit in der Befehlskette höher ansprechen. Gerechtigkeit einfordern. Dennoch war jede Befehlsgewalt der Kommandanten absolut. Welche Anklagepunkte würden überhaupt aufgeführt, bei den Dingen, die Kurotsuchi in der Zwölften anrichtete? Byakuya musste hoffen, dass es nicht soweit kommen würde. Von dem, was er von Soi Fon gesehen hatte, war sie steif, aber gerecht. Er glaubte von ihr, dass sie im Inneren eine angenehme Person war. Immerhin hatte Yoruichi sie gemocht und ihr vertraut. Das musste etwas wert sein. Mit Sicherheit würde er das bald herausfinden. Ōmaeda stand auf, als er in den Vorraum hereingerauscht kam. „Whoa, warten sie!“ Er starrte die Prozession verwirrt an und hob die fleischigen Hände, rückte dabei zur Tür. „Sie können hier nicht so einfach reinplatzen, das ist das Büro der Kommandantin!“ Byakuya hielt nicht an. Falls Ōmaeda hoffte, ihn abzublocken, sollte er es ruhig probieren. Als er die Tür öffnete, sprang Soi Fon auf die Füße, als wäre sie für einen Kampf bereit. Byakuya hielt nicht inne, bis er Angesicht zu Angesicht vor ihrem niedrigen Schreibtisch stand. „Mir missfällt Abarais Behandlung. Ich wünsche, Änderungen zu besprechen, die so schnell wie möglich umgesetzt werden müssen, Kommandantin.“ Die 2 Wachen kamen ins Büro, ihre Stimmen ein Gewirr aus Gegenargumenten. „Erkläre es ihm, ja, Kommandantin? Wir können Abarai nichts zu essen geben! Das Resultat wäre explosiv.“ „Das sind närrische Bedenken“, sagte Byakuya ruhig. Seine Stimme war flach und emotionslos, er behielt seine Augen auf Soi Fons verengten Blick fokussiert. Er appellierte an ihren Stolz. „Sicherlich füttert ihr bei weitem gefährlichere Personen im Nest, Kommandantin. Sie sind, ohne Zweifel, darauf vorbereitet, einen Kidō-Meister zu inhaftieren. Eine unbedeutende Figur wie Abarai, sollte eine Leichtigkeit sein.“ „Sie fragen nach einer Änderung der Grundsätze, Kommandant Kuchiki“, sagte Soi Fon. „Eine besondere Ausnahme, die sie mir versuchen für den Bruder ihres Liebhabers gewähren lassen wollen.“ Byakuya versuchte, bei einer solch öffentlichen Zurschaustellung seiner Beziehung mit Renji, nicht zusammenzuzucken. Die Drohung war klar, doch er fuhr so ruhig, wie es ihm möglich war, fort. „Wenn es wirklich ihr Grundsatz ist, eure Gefangenen derart auszuhungern, dass sie ihre eigenen Fäkalien verschlingen, nein. Dann frage ich nicht nach besonderen Privilegien. Stattdessen würde ich hoffen, dass solch ein unmenschlicher Grundsatz nicht nur für Abarai, sondern für jeden unter diesen Umständen geändert wird.“ Soi Fon öffnete ihren Mund, als wäre sie bereit, ein Gegenargument loszulassen, doch klappte ihn wieder zu. „… Was? Er… was?“ Soi Fon richtete ihren Blick weg von Byakuya, um ihre Untergebenen finster anzublicken. „Was ist das?“ Byakuya entspannte sich ein wenig. Es schien, als hätte es Soi Fon wirklich nicht gewusst. Wäre sie sich der Ebene von Seichis Misshandlung bewusst gewesen und es weiterhin erlaubt hatte, hätte es keinen Grund gegeben, weiter an ihren menschlichen Anstand zu appellieren. Doch zu hören, wie die Wächterin des Madennestes begann zu Schnauben, gab Byakuya wieder Hoffnung. Es war der Zivilstenaufseher Aomori, der zuerst sprach: „Kommandantin, sie haben meinen Bericht über Abarai erhalten. Der Grund, warum er in der Lage war, ein großes Loch in die Baracken zu reißen war, weil wir angefangen haben, ihm Essen zu geben. Große Teile von Baracke 20 sind immer noch unbenutzbar und 3 Leute werden vermisst. Da war ein riesiges Chaos, als er den Ort auseinander nahm. Denken sie daran, was passieren würde, wenn er so etwas im Nest machen würde.“ „Das Madennest ist das sicherste Gefängnis der Soul Society“, bemerkte Byakuya. „Der komplette Ort ist aus Sekkiseki. Ich scheitere daran zu erkennen, warum Abarai, der schwächer ist als ein trainierter Shinigami, nicht mit der gleichen Würde wie der Rest der Inhaftierten behandelt werden kann.“ Soi Fon runzelte die Stirn. Ihr schmales Gesicht war vor Frustration zusammengezogen und sie schien zu überlegen. Sie blickte zu Byakuya und fragte: „Ich vermute, sie haben die finanzielle Verantwortung über Abarai übernommen?“ „Das habe ich.“ „Was ist mit Haftbarkeit? Würdest du die Verantwortung über alle Schäden übernehmen, die Abarai eventuell verursacht?“ „Sicher. Selbst wenn ihre Wachen es nicht haben, ich habe Vertrauen in ihr Gefängnis, dass es ihn aushält“, sagte Byakuya. „Aber ich werde das nur unter der Bedingung tun, dass er nicht nur Essen bekommt, sondern sich auch regelmäßig Baden kann und neue Kleidung bekommt. Ich habe erfahren, dass es da einen Raum im Turm gibt? Er wird auch dorthin verlegt.“ „Der Turmraum?“, fragte Soi Fon überrascht. „Wer hat ihnen das erzählt?“ Die Wächterin des Madennests muss errötet sein oder es irgendwie anders angedeutet haben, denn Soi Fons Adleraugen schien sie zu erdolchen. „Also schön“, sagte Soi Fon mit einem nachdenklichen nicken. „Ich vermute, da es eh mit Gedanken an ihnen gebaut wurde, können sie genauso gut jeden dorthin verlegen, den sie darin haben wollen.“ Byakuya war kurz davor, ihr dafür zu danken, dass sie so vernünftig war, als er die vollständige von Soi Fons Andeutung bemerkte. Für ihn gebaut? Sie konnte das unmöglich wortwörtlich meinen. Sie musste für ‚jemanden wie ihn‘ gemeint haben. Sie blickte ihre Untergebenen an. „Worauf wartet ihr? Kümmert euch darum!“ Byakuya wartete darauf, dass sie gingen. Dann wandte er sich zum Gehen um, zufrieden, dass Soi Fon ihr Wort gehalten hatte. „Noch einen Moment, Kommandant Kuchiki“, sagte Soi Fon. Etwas an ihrem Ton ließ Byakuya misstrauisch werden, als er sich umdrehte. „Da wir Forderungen auszutauschen scheinen, hier ist meine“, begann sie. Sie setzte sich und begab sich wieder an ihre Büroarbeit. Untypischer Weise vermied sie, ihn anzuschauen, während sie sprach. „Halten sie sich aus meiner Nachbarschaft fern, wenn sie das nächste Mal den Drang verspüren, ekelerregend zu sein. Ich hatte einen sehr aufgebrachten Gastwirt in meinem Büro, der besorgt war, dass ihm Schweigegeld dafür gegeben wurde, wegzuschauen, während sie ihren… extrem wiedererkennbaren Vizekommandant vergewaltigen.“ Byakuya stand vollkommen still, für einen Herzschlag zutiefst erschüttert. Aus einem Korb von ihrem Schreibtisch legte ihm Soi Fon Geld hin. „Er wollte, dass sie ihr blutiges Geld zurückbekommen.“ Soi Fon blickte dabei auf, ihre Augen rasiermesserscharf und schneidend. „Sie sollten wissen, dass ich die Aussage des Gastwirts aufgenommen habe und eine Akte angelegt habe. Ich widerstehe momentan, dem eine Untersuchung folgen zu lassen. Doch wenn ihr Vizekommandant in irgendeiner Weise ‚Buh‘ sagt, werde ich nicht zögern, ihm Unterstützung zur Seite zu stellen.“ „Ich verstehe“, sagte Byakuya, erfreut darüber, dass seine Stimme ruhig und stark klang. „Erinnern sie den Gastwirt, dass das Geld für die Zimmermiete und nicht für mehr war.“ Damit ging Byakuya, auch wenn seine Hände bebten, als er davonschritt. Renji lag schwitzend auf dem sandigen Untergrund. Er und Chad waren bereits den ganzen Morgen dran. Über Chads Protest hatte Renji zu einer Pause aufgerufen. Auch wenn dieser erstaunlich zähe menschliche Junge für immer so weiter machen konnte, konnte es Renji nicht. Er musste tierisch dringend pinkeln und wurde langsam hungrig. Er presste sich eine kalte Flasche Wasser gegen den Kopf, ließ die kühle Feuchtigkeit ins Bandana einziehen und starrte hinauf zur sonnenlosen… Decke? Dieser Ort war ebenso gespenstisch, wie der unter dem Sōkyoku Hügel. Renji hatte gedacht, dass Lady Yoruichi übertrieben hatte, als sie gesagt hatte, dass Urahara ihn ‚erfunden‘ habe. Er hatte gedacht, dass sie vielleicht ‚entdeckt‘ gemeint hatte. Schien es nun so, als hätte sie genau gewusst, was sie gesagt hatte. Aber, verdammt, wie konnte man einen Raum ‚erfinden‘ der unendlich zu sein schien? „Werden wir stark genug werden?“, fragte Chad von irgendwo hinter Renji. Renji atmete langgezogen aus und verschränkte die Arme unter seinem Kopf. „Wahrscheinlich nicht. Besonders nicht, wenn diese Typen aus der Nacht irgendein Anhaltspunkt sind.“ „Was werden wir tun?“ Renji legte seinen Kopf weiter nach hinten, um Chad anzuschauen, der an einem Felsen aus Sandstein lehnte, sein dunkler Haarmop verdeckte seine Augen vollständig. „Ihnen die Hölle heiß machen und im Kampf untergehen“, bot Renji mit einem Grinsen an. Als Chad noch nicht einmal die Winkel seines Mundes zu Antwort anhob, legte sich Renji wieder mit einem Seufzen hin. Nach einem Moment sagte Renji ernst: „Ich habe es in dieser Nacht versucht, Ichigo zu sagen, aber sein Stolz war zu sehr verletzt. Verlieren ist nicht das Ende. Manchmal zählt es als Sieg, wenn du immer noch stehst, nachdem der Staub sich gelegt hat. Scheiße, meiner Erfahrung nach ist es manchmal ein Sieg, wenn du mit dir selbst die Straßen beschmierst, aber immer noch atmest. Ich bin in mehr Kämpfen gewesen, als ich zählen kann, bei denen ich von Anfang an weit unterlegen war. Hat mich niemals aufgehalten. Sollte niemanden von uns aufhalten. Wenn du kämpfen musst, tust du es, egal was. Sicher, es kotzt einen an, wenn man mit dir den Boden aufwischt, aber es lehrt dich Demut und Tapferkeit. Du kennst keine Tapferkeit, wenn du nur gewinnst. Das ist blindes Glück und du kannst nicht immer auf Glück hoffen. Der größte Test der Stärke ist wieder aufzustehen, wenn du umgenietet wurdest. Weiterzugehen, trotz der Widrigkeiten kämpfen, auch wenn du weißt, dass du bereits verloren hast, das ist, was es braucht – das ist Tapferkeit.“ Da war eine lange, nachdenkliche Stille. Dann sagte Chad: „Also sagst du, dass wir im Arsch sind.“ „So ziemlich, ja.“ Als nächstes ließ Renji Chad kämpfen, bis er umfiel. Das nahm eine lange Zeit in Anspruch. Da gab es keine Zweifel daran, dass Chad stark war. Es war irgendwie verrückt, dass ein Mensch gegen Bankai antreten konnte, geschweige denn, es noch Stunde um Stunde aushielt. Und was waren das überhaupt für Superkräfte, die er da hatte? Er ließ Zabimaru wieder in die versiegelte Form kollabieren und setzte sich hart im Schneidersitz auf den sandigen Boden, erschöpft und überraschend mitgenommen und zerschrammt. „Zweifellos kommst du langsam in die Stimmung für die Dinge!“, rief Urahara, wedelte begrüßend mit seinem Fächer, als er zu ihnen kam. „Oje, hast du bereits Herrn Sado getötet?“ „Noch nicht“, sagte Chad ernst. Er hob seinen zitternden Arm und warf ihn sich über das Gesicht und schien einzudösen. Renji beobachtete Chad für einen Moment, bemerkte, wie der blasse Sand an dunkler, verschwitzter Haut kleben blieb. Dann wandte er sich zu Urahara und sagte: „Ich habe keine Ahnung, worüber du dir Sorgen machst. Der ist zäh.“ „Oh, ich habe niemals gesagt, dass ich mir Sorgen mache. Er hat nur, genauso wie du, nach Training gefragt. Zwei Fliegen und all das“, sagte Urahara fröhlich, als er direkt vor Renji anhielt. Renji runzelte die Stirn. Dann rieb er sich eine Verspannung aus der Schulter und schielte zu Urahara hinauf. „Ich sehe nicht, dass du einen von uns trainierst. Wir kämpfen nur gegeneinander.“ „Nein?“, Urahara blickte in dieser übertriebenen, gespielten Art verwirrt hinter seinem Fächer hervor. Doch dann händigte er ihm einen weiteren Brief aus. „Geisterpost! Das wird zur Gewohnheit.“ „Scheint so“, sagte Renji und nahm das versiegelte Papier. „Ich glaube, ich sollte zurückschreiben, huh?“ „Das solltest du sicher“, bestätigte Urahara. Er stand weiterhin über Renji und beobachtete ihn mit im Schatten liegenden Augen und verstecktem Gesicht. „Es ist ein bisschen schwieriger, sie von hier aus zu schicken, aber nicht unmöglich. Ich hab spezielles Papier, das kann ich dir verkaufen!“ Scheiße, noch etwas, dass Renji kaufen musste? „Was ist mit diesen ganzen Schulutensilien, die ich bereits von dir kaufen musste? Warum reicht nicht das Papier vom Notizblock?“ Uraharas hellblonde Augenbrauen hoben sich. „Ich habe nie gesagt, dass es nicht reicht, nur dass ich extravagantes Papier habe, das du kaufen kannst. Es hat ‚Hello Kitty‘ drauf und man kann es in einen Umschlag zusammenfalten. Es ist raffiniert!“ „Ich hasse es, mit dir zu reden“, sagte Renji. Trotz Uraharas Versprechen bezweifelte Renji, dass er jemals eine direkte Antwort aus diesem Typen herausbekommen würde. Er rutschte, bis er einen Fels gefunden hatte, an dem er seinen Rücken lehnen konnte und brach das Siegel auf Byakuyas Brief. „Liebster Renji, ich bin mir nicht sicher, wie ich beginnen soll. Es tut mir leid, dir berichten zu müssen, dass dein Bruder in einem schlechten Zustand ist. Trotz der Tatsache, dass du gebeten wurdest, für Unterkunft und Verpflegung aufzukommen, hat sich der Zivilstenaufseher geweigert, ihm Essen zu geben. Scheinbar hatte er einen explosiven Reiatsuanstieg, der die Verlegung ausgelöst hat. Sie haben unterlassen, uns darüber zu informieren, dass er nicht nur in Einzelhaft sondern auch ins Madennest verlegt wurde.“ „Heilige Scheiße“, schnaubte Renji. Er blickte auf und zeigte die Worte Urahara. „Sie haben Seichi ins Madennest geschickt. Scheiße, er wird da niemals mehr rauskommen.“ „Oh, das kann man niemals wissen“, sagte Urahara kryptisch. „Es gibt Leute, die wurden rehabilitiert und schlagen sich draußen ziemlich gut.“ Renji erinnerte sich plötzlich daran, was Yumichika gesagt hatte. „Du hast mal den Befehl über den Ort gehabt“, sagte Renji. „Passiert das? Normale Leute vom Rukongai, die so hart bestraft werden?“ Urahara fächerte sich Luft zu. Er schwang die Hüfte umher, um sich keck gegen den Fels zu lehnen, an dem Renji mit dem Rücken lehnte. „Die Hauptanforderung, um ein Gast im Madennest zu werden ist, spirituellen Druck zu haben, der als gefährlich für die normalen Insassen eingestuft wird. Es ist ein Irrglaube, dass es ein Gefängnis nur für Shinigami ist. Natürlich sind da Schurken und Deserteure unter ihren Reihen, aber der Großteil der Bewohner haben niemals Training in der Akademie gehabt, was ein Teil der Problematik darstellt.“ Er hob seinen Hut an und blickte auf Renji hinab. „Du hast niemals Gerüchte über verschwindende Leute gehört?“ Renji schüttelte den Kopf. „Nicht in dieser Weise. Inuzuri war zu weit draußen. Wir hatten keine regulären Patrouillen. Ich habe einmal einen Shinigami gesehen, zufällig. Ich wusste, wohin die meisten gingen, wenn sie Inuzuri verließen. Sie sind abgetaucht.“ „Ah, ja. Natürlich“, sagte Urahara leise. „Offensichtlich kenne ich Leute, die ins Gefängnis gingen“, sagte Renji. „Wurdest du außerhalb des Distrikts erwischt, wie Seichi, wurdest du weiter hochgeschickt. Da gab es Gerüchte, dass wenn du einmal Drinnen bist, die Leute verschwinden konnten. Ich vermute, diese Typen wurden zum Nest gebracht, huh?“ Urahara nickte. „Sehr wahrscheinlich.“ Renji nahm sich einen Moment, um sein Schicksal zu danken, dass er niemals hochgenommen wurde für den Mist, den er all die Jahre gemacht hatte. Ein kleiner Fehler und er wäre entweder als verpflichteter Yakuza-Soldat oder wie Seichi geendet… Ein Leben lang im Gefängnis. Und kein Zabimaru. Er konnte sich noch nicht einmal vorstellen, wie fürchterlich ein Leben ohne Zabimaru wäre. Uraharas Stimme durchschnitt Renjis Gedanken. „Darf ich etwas fragen? Wegen welchem Verbrechen wurde dein Bruder angeklagt?“ „Mord“, sagte Renji ohne Zögern. „Der einzige Grund, warum er noch nicht hingerichtet wurde ist, dass unsere Patrouille von einem ganzen Haufen von ihnen angegriffen wurde. Es ist schwer zu sagen, welchen Schaden er angerichtet hatte, weißt du. Also er selbst, denn es ist nicht so, dass man ihn mit einem Messer in seiner Hand erwischt hatte. Der Pulk hatte nur Steine und Stöcke. Wie auch immer, ich vermute, die Zweite hofft, den Anführer zu erwischen. Ich wette mein Geld darauf, dass es ein Shinigami ist.“ „Das ist dein Gedanke?“, Urahara ließ die Hand mit dem Fächer fallen und schien interessiert. „Was lässt dich das annehmen?“ „Weil es clever war“, sagte Renji und blickte hoch in Uraharas Augen. „Ihren Mangel an aufspürbaren Reiatsu zu nutzen und so auf eine Patrouille loszugehen? Das ist verdammt schlau für einen Haufen Rukongai-Ratten und auch verdammt kühn. Niemand, der richtig im Kopf ist, denkt, dass ein Stein eine gute Waffe gegen ein Zanpakutō ist. Also vermute ich, dass jemand machtvolles sie dazu überredet hat, sie motiviert hat, weißt du?“ „Und was hat deinen Bruder motiviert?“ Renji zuckte mit den Achsen. „Wer weiß das schon? Aber Seichi hatte immer eine Nase für Ärger. Er hat schon immer über Ungerechtigkeit gejammert. Er war ein einfaches Ziel für alle Aufwiegler.“ „Du stimmst ihm nicht zu?“, Urahara hockte sich zu ihm, sein Fächer ruhte auf seinen Knien. „Was hätten wir in Inuzuri tun sollen?“ Renjis Finger griffen in den Stoff seines Hakama, zerknatschten ihn. „Eine Demonstration? Wer zum Teufel würde sich kümmern? Niemand hörte auf uns. Wir könnten nichts ändern, wir waren nur ein Haufen Kinder. Außerdem war eine Müllhalde nicht unbedingt wert, dafür zu kämpfen. Ich sagte ihm: Schlag dir erst den Bauch voll, dann kannst du nach Gerechtigkeit schreien, so viel du willst. Niemand hat Zeit für solches Geschwätz, wenn sie am Verhungern sind.“ „Niemand hat Zeit für etwas anderes, wenn es hungrige Mäuler zum Stopfen gibt“, stimmte Urahara freundlich zu. „Doch vielleicht war es das, was dein Bruder meinte?“ Renji seufzte. „Ja, natürlich war es das. Das war der Grund, warum wir immer durch die Gegend gestreift sind und ich ihn nicht einfach im Stich gelassen habe. Seichi hat ein gutes Herz. Er wollte das, was richtig war. Er hasste es, die Leute leiden zu sehen und wollte etwas Besseres für sie. Ich wollte dasselbe, ich war nur… praktischer veranlagt – oder, ich weiß es nicht, abgestumpft vielleicht. Bis auf Ichigo habe ich niemals gesehen, wie es jemand mit der Soul Society aufnahm und gewann. Ich dachte, den Mond anzuheulen war das Beste, auf das ich hoffen konnte. Ich ärgere mich immer noch darüber, aber du musst zugeben, dass der Junge Glück gehabt hatte. Hätte Aizen nicht hinter Central 46 gesteckt, hätte der Generalkommandant verschissenes Hackfleisch aus unseren Ärschen gemacht. Wir wären jetzt alle im Madennest oder knusprige Kleinteile.“ Urahara nickte nachdenklich, doch Renji hatte das Gefühl, dass er etwas wusste, es aber nicht sagte. „Ich bin mir sicher, dass sich noch einmal eine Chance bieten wird“, sagte er leise, fast schon zu sich selbst. Dann hellte sich seine Miene auf und er fragte: „Aber würdest du es tun, wenn du geglaubt hättest, du könntest es? Hättest du versucht, dich gegen die Einrichtung aufzulehnen? Die Welt zu verändern?“ Renji schnaubte. „Ich dachte, dass ich die Dinge ändern würde, weißt du. In dem ich geteilt habe, was wir gestohlen haben, anstatt es selbst zu horten. Es ist schwieriger, als du glaubst, diese Art von Gutes zu tun. Etwas aufzugeben, wenn man seine Hände an all den leckeren Dingen hat und dein Magen knurrt wie…“, Renji hielt inne und blickte auf Zabimaru, das neben ihm im Sand lag. „Huh, ich wollte sagen, wie ein wilder Pavian.“ „Oh, ja. Das habe ich gerade gehört. Das ist ziemlich laut“, sagte Urahara mit einem Grinsen. „Und es ist wahr. Die wortwörtlichen Früchte seiner Arbeit mit der Gemeinschaft zu teilen, ist ein ziemlich radikaler Gedanke. Du hast das auf einer praktischen Ebene getan, was dein Bruder auf einer größeren, philosophischeren Ebene wollte, vermute ich. Eh?“ „Ja, vermutlich“, sagte Renji mit einem Achselzucken. Er blickte auf den vergessenen Brief in seinem Schoß und fragte: „Du denkst wirklich, dass Seichi es aus dem Madennest raus schaffen könnte?“ Urahara stand auf und schob seinen Hut zurecht. „Alles, was ich sage ist, dass es schon passiert ist. Natürlich hatte da jemand anderes den Befehl.“ Er drehte sich um und ging weg, wedelte mit seinem Fächer verabschiedend über seine Schulter. „Wenn er aufwacht, sag Herrn Sado, dass er uns zum Abendessen Gesellschaft leisten kann. Er kann auch immer hier schlafen, wenn er das lieber möchte. Du solltest selbst so in einer Stunde hinaufkommen. Tessai hat Milchfisch gekauft.“ „Ja, ok. Danke“, sagte Renji und winkte, obwohl Urahara bereits durch eine Felsspalte verschwunden war. Renji wandte sich wieder dem Brief zu. „Ich habe mit Soi Fon über die Situation deines Bruders gesprochen und bin zufrieden, dass sie die Angelegenheit beheben wird. Ich habe nicht nur auf Essen bestanden, sondern auch auf regelmäßiges Baden und eine bessere Unterbringung. So schwierig es war, ihn in diesem Zustand zu sehen, so froh bin ich auch, dass ich hingegangen bin. Es ist nicht zu ertragen, daran zu denken, was aus ihm geworden wäre, wenn ich es nicht getan hätte. Ich habe versucht, ihn zur Akademie zu überreden, aber er ist so stur wie jeder Abarai.“ Renji schüttelte über die Vorstellung den Kopf, wie dieses Gespräch verlaufen sein musste. Er war überrascht, dass Byakuya überhaupt daran dachte, Seichi zur Akademie zu schicken. Scheiße, was würden die Lehrer mit einem Typen machen, der aus Inuzuri kam und ‚Hund‘ auf der Mitte seiner Stirn stehen hatte? Renji hatte genug Probleme damit gehabt, nur das Stigma seines Dialekts mit sich herumzutragen. „Da es scheint , dass die Zweite andere Prioritäten hat, habe ich entschieden, dass ich es mir zur persönlichen Aufgabe mache, die Wahrheit über die Schuld oder Unschuld deines Bruders aufzudecken. Wenn es bewiesen werden kann, dass er nicht für den Tod unserer 11. Offizierin verantwortlich ist, kann er vielleicht trainiert werden, um seine Energie angemessen zu lenken. Nicht zuletzt könnte er als Bodyguard hier im Anwesen dienen.“ Renji schlug sich gegen den Kopf. „Für dich arbeiten? Was denkst du? Versteck das Silber! Himmel, er würde dich vermutlich erstechen, wenn du schläfst!“ Nicht nur das, Seichi würde auch niemals bleiben. Er würde bei der erst besten Möglichkeit wegrennen. „Da ist eine andere Angelegenheit, über die ich mit dir sprechen möchte. Doch es bereitet mir derart viel Scham, dass ich es als zu schwierig empfinde, es auf Papier zuzugeben.“ „Scham? Das ist kein Byakuya-Wort“, Renji blickte zu Chad, auch wenn er nun laut schnarchte. „Und er kann noch nicht einmal darüber schreiben? Was zum Teufel?“ „Ich möchte mit dir von Angesicht zu Angesicht sprechen. Auch wenn ich verstehe, dass dies plötzlich und unerwartet ist, habe ich bereits Vorkehrrungen getroffen, zu dir zu reisen. Du kannst mich morgen Abend an unserem gewohnten Ort erwarten. Ich hoffe, dass dir dies keine Unannehmlichkeiten bereitet und dass ich willkommen bin. Wenn du bevorzugst, mich nicht zu sehen, bitte schreibe mir so bald wie möglich. Andernfalls freue ich mich darauf, dich wiederzusehen. Du bist immer in meinen Gedanken, auch wenn ich deine Wärme in meinen Armen sehr vermisse. Für immer dein, Byakuya.“ „Nun ja“, sagte Renji zu dem schlafenden Chad, während er sich selbst auf die Füße hievte. „Auch wenn er kommt, weil er wegen etwas am Ausflippen ist, sieht es für mich so aus, als wäre es eine Verabredung zum Sex. Funktioniert für mich.“ Byakuya saß in seinem Büro auf dem Anwesen, als Eishirō höflich an der Tür klopfte. Stirnrunzelnd sagte Byakuya: „Herein.“ Er hatte keinen Tee oder andere Dienste verlangt. Was könnte der Hausverwalter wollen? „Seelenpost ist für sie eingetroffen, mein Herr“, sagte Eishirō vom Türrahmen aus, als wäre er unsicher, wie er trotz Einladung erscheinen sollte. Sein Zögern wurde klar, als er kleinlaut hinzufügte: „Und ich habe mich gefragt, ob ich den Rest des Nachmittags frei nehmen könnte.“ Frei nehmen? Eishirō Familie lebte auf dem Anwesen, war ein Feiertag, den Byakuya vergessen hatte? „Natürlich kannst du das“, sagte Byakuya, auch wenn er neugierig genug war, um zu fragen: „Besondere Pläne?“ Mit einem erleichterten Atemzug überschritt Eishirō endlich die Türschwelle und kniete sich gegenüber von seinem Tisch, bevor er den Brief mit beiden Händen anbot. „Nur ein Botengang für… einen Freund.“ Ein eigenartiges Zögern. ‚Ein Freund‘? Hatte Eishirō einen geheimen Liebhaber? Byakuya war sich nicht sicher, ob er es billigte. Immerhin war Eishirō verheiratet und hatte Kinder. Für einen Moment blinzelte er auf den Brief in seiner Hand. Er war Pink und mit weißen Kirschblüten bedruckt, die über die Fläche zu gleien schienen. Renjis verkrampfte, sorgfältige Handschrift verkündete Byakuyas Namen und Rang. Eishirō wartete mit gebeugtem Kopf auf die Entlassung, doch Byakuya hielt ihm mit einer Frage auf. „Was für eine Art Besorgung benötigt einen ganzen Nachmittag?“ „Eine, die mich in den Rukongai führt, mein Herr“, sagte Eishirō. „Doch auch nur an den Rand, zum Glück.“ Byakuya hatte Renjis Brief entgegen genommen, um ihn zu öffnen, hielt nun jedoch inne. „Den Rukongai? Nimmst du eine Wache mit? Jemanden von der Division?“ „Ähm… nein, mein Herr. Ich plane, alleine zu gehen.“ „Alleine? Ich kann meinen Hausverwalter nicht unbewaffnet im Rukongai herumspazieren lassen“, sagte Byakuya und lenkte seine Aufmerksamkeit zum Brief. „Ich werde dich begleiten.“ „Nein!“, platzte es aus Eishirō heraus. Seine Hände flogen hinauf, um seinen Mund zu verdecken. Langsam und vorsichtig ließ er sie wieder sinken. „Ich wollte damit sagen, dass mein Herr viel zu wichtig ist, um jemand niederen wie mich zu begleiten.“ „Unsinn, ich bestehe darauf“, sagte Byakuya. Eishirō hielt seinen Kopf für einen langen Moment gebeugt und seufzte dann. „Ja, mein Herr.“ „Gibt es da ein Problem?“, fragte Byakuya, als Eishirō weiterhin deprimiert aussah. „Würde mein Herr in Erwägung ziehen, inkognito zu gehen, wie wir es immer taten, als ihre Herrschaft jünger war? Ich befürchte nur, dass der Preis steigen wird, wenn der Kenseikan gesehen wird.“ Preis? Lieber Himmel, was hatte der Mann vor? Dennoch war Byakuya zu neugierig und vielleicht konnte er die Möglichkeit auch nutzen, um herumzufragen, ob jemand Seichis herumtreibende Bande aus Marodeuren kannte. „Du kannst auswählen, was immer du angemessen findest und es für mich herauslegen. Ich kann innerhalb von einer Stunde losgehen, wenn das akzeptabel ist.“ „Mehr als das“, nickte Eishirō mit einem seltsamen Ausdruck in seinen Augen. „Es wird mir eine Ehre sein, zu entscheiden, welche Garderobe mein Herr für seinen Streifzug trägt.“ Ah. Sie werden sich verkleiden. „Sehr gut“, sagte Byakuya. „Du kannst gehen.“ Da waren noch viele Verbeugungen, bis er an der Tür war. Endlich war Byakuya alleine mit Renjis Brief. Es dauerte einen Moment, bis er das Papier entfaltet hatte, doch er schaffte es, ohne es einzureißen. „Kommandant, Lord Kuchiki, Lieber Byakuya-sama, Wer hätte gedacht, dass es so schwer ist, Briefe zu schreiben? Ich glaube, ich bin plötzlich von dir beeindruckt – ok, beeindruckter. Jedenfalls wollte ich dich hauptsächlich wissen lassen, dass es in Ordnung ist, dass du mich besuchen kommst. Mehr als in Ordnung, eigentlich. Wenn man schon davon spricht, sollten wir vermutlich ein Hotelzimmer oder so etwas buchen, denn ich kann dich da, wo ich bin, nicht über Nacht einquartieren. Herr Urahara hat eine Tonne von sehr seltsamen Regeln und ich bin bereits in einer Nacht wach geworden, mit einer gewissen schwarzen Katze, die sich schlafend auf meinem Arsch Hintern eingerollt hatte. Es sei denn, du weißt schon, dass es für dich in Ordnung ist mit dir und mir und ihr. Denn das würde ich absolut machen. Ich sag’s nur. Herr Urahara sagt, dass unsere gewohnten Dinge in der Lagereinheit sein werden, die wir auch bisher verwendet haben. Ich werde dich dort treffen. Es war ruhig nach der ersten Nacht, also erwarte ich keinen Ärger. Chad hat mir gesagt, dass Ichigo irgendwohin schmollen gegangen ist, also ist der orangehaarige Vollidiot vielleicht einfach losgezogen, um die anderen alleine ohne uns zu bekämpfen. Typisch. Soll ich Rukia wissen lassen, dass du kommst? Sie ist sozusagen alleine, da Ichigo weg ist, um ein Idiot zu sein, und ich habe sie sagen gehört, dass sie zurück zur Soul Society gehen würde. Sie möchte bei dir sein und vielleicht auch Orihime zum Training mitbringen. Wir 4 könnten eine Nacht zum Abendessen ausgehen? Ich habe gehört, dass es hier einige Hotels mit extravaganten Restaurants gibt. Ich kann mich darum kümmern, wenn du möchtest. Wirst du mehr als nur eine Nacht bleiben?“ Byakuya musste den Brief drehen und seinen Kopf schieflegen, um das Gekritzel an der Seite des Papiers zu entziffern, da Renji offensichtlich der Platz ausgegangen war. „Ich vermute, es ist schwer, aufzuhören, wenn man einmal angefangen hat, eh? Ich habe gar nicht gewusst, dass ich so viel zu sagen hatte. Ich freue mich darauf, dich zu sehen. Ich hoffe, dass du länger bleiben kannst. Ich habe mehr als eine Nacht in mir, wenn du weißt, was ich damit sagen will. In Liebe, Renji.“ Byakuya lächelte, als er den Brief wieder faltete. Die Art der sinnlichen Korrespondenz würde niemals Renjis Stärke werden, doch er hatte es trotzdem geschafft, viel von seinem groben Charme zu übertragen. Es würde gut sein, ihn wiederzusehen. Byakuya steckte den Brief unter sein Tintenfässchen, um es sicher aufzubewahren. Dann stand er auf und ging in seine Gemächer, um zu sehen, was für eine Art von Verkleidung Eishirō für ihn herausgelegt hatte. 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