Written in the Scars (of Our Hearts) von yezz ================================================================================ Kapitel 4: Bound to Be Set Free ------------------------------- Byakuya nippte an seinem Tee und hörte Rukias fröhlichem Geplapper während des Frühstücks zu. Sie war offensichtlich sehr aufgeregt, dass sie Ichigo Kurosaki wiedersehen würde. Saftpäckchen, erinnerte er sich selbst. Da müssen Saftpäckchen auf der Hochzeit sein. Doch an diesem Morgen war kein Saft in einem rätselhaften Päckchen, nur ungegessener Fisch auf Byakuyas Teller. Es war viel zu früh für seinen Magen, besonders nach der Aufregung des gestrigen Tages, doch er hatte Eishirō angewiesen, ihn zu wecken, damit er mit Rukia frühstücken konnte, bevor sie in die Welt der Lebenden ging. Auf dem Regen in der letzten Nacht war ein kühler, frischer Morgen gefolgt. Er und Rukia saßen auf der Veranda, die einen Blick über einen kleinen Innenhof in der Nähe ihrer Gemächer freigab. Die feuchte Luft roch nach gefallenen, nassen Blättern. Auch wenn der Herbst bereits viel Farbe von den Pflanzen gestohlen hatte, hatte der Regen den Nadeln der Kiefern, die die Landschaft dominierten, einen Glanz gegeben. Der Tau verdunkelte die großen, grauen Felsen. Es war herrschaftlich, aber trostlos. Byakuya fühlte sich sehr ähnlich. So schön ihre Verabredung gewesen war, Byakuya hatte sich gewünscht, dass Renji über Nacht geblieben wäre. Das Bett hatte sich zu groß und leer ohne einen schnarchenden Renji an seiner Seite, der alle Decken hamsterte, angefühlt. Es war seltsam, welche Dinge eine Person vermissen konnte. Und dennoch hatte Byakuya das Gefühl, dass er nur sich selbst für seine Einsamkeit verantwortlich machen konnte. Renji war letzte Nacht plötzlich geflohen, direkt nach ihrer vertrauten, informellen Berührung. Es war sicher etwas an ihrer Interaktion, dass ihn gestört hatte. Hatte Renji etwas an die ungelösten Probleme zwischen ihnen erinnert? Byakuya blickte an seinem Kimono hinunter, in dem er geschlafen hatte, der, den er letzte Nacht getragen hatte: der bernsteinfarbene Kimono. Hatte es Renji geplagt, ihn zu sehen? Hätte Byakuya nur gewusst, dass Renji auf das Anwesen zurückkehren würde, hätte er fast jeden anderen ausgewählt, vielleicht den Kimono mit den versteckten Fröschen oder… „Ich sagte: Kommst du mit zum Senkaimon zur Verabschiedung, Nii-sama?“, fragte Rukia, offensichtlich zum zweiten Mal. „Dazu gibt es keinen Bedarf“, antwortete er knapp. In Wirklichkeit war er sich nicht sicher, ob er es ertragen konnte die beiden größten Freuden in seinem Leben zuzusehen, wie sie sich von ihm entfernten, in die Höhle des Löwen. Jeder würde seinen Verlust in seinem Gesicht sehen können, spüren, wie der Kummer aus seinem Reiatsu strömte. Rukias Gesicht runzelte sich ein bisschen vor Enttäuschung. Ah! So sehr wie Hisana! Es war unheimlich und herzzerreißend, besonders als sie ihre Unterlippe vorzog und fragte: „Nicht einmal Renji verabschieden?“ „Besonders nicht Renji verabschieden“, sagte Byakuya steif und spürte den Schmerz in seinem Herzen bei dem Gedanken. Es würde schon fast unmöglich sein, nicht zu ihm zu gehen, sich an ihn zu hängen und ihn anzuflehen, zu bleiben. Er schüttelte den Kopf. „Wie würde das aussehen?“ „Wird er dich nicht erwarten?“, drängte sie. „Wir haben uns letzte Nacht bereits verabschiedet, Rukia. Renji wird kaum gebrauchen können, dass ich mich um ihn sorge und seine Abreise noch schwieriger mache, als sie schon ist.“ „Oh“, Rukias Gesicht hellte sich ein wenig auf und ihre Augen funkelten in einer Weise, die Byakuya an Hisanas cleveres, neckendes Lächeln erinnerte. „Wenn du es so sagst, macht es mehr Sinn. Du möchtest nicht zusehen, wie er geht!“ „Das möchte ich nicht“, stimmte Byakuya zu. „Natürlich möchte ich das nicht, aber ich muss. Genauso wie dich. Es ist niemals einfach, zurückzubleiben und anderen den Kampf zu überlassen. Ich mache mir Sorgen um dich. Ich werde dich vermissen.“ Rukias Augen bebten vor Emotionen. Byakuya befürchtete, dass sie vielleicht sogar in Tränen ausbrach. Stattdessen streckte sie impulsiv ihre Arme über den Tisch aus, legte sie in Byakuyas Nacken und zog ihn in eine feste Umarmung. Er hätte beinahe seinen Tee verschüttet beim Versuch, ihn rechtzeitig aus dem Weg zu bekommen. Ihr Shihakushō und Sode no Shirayuki ließen die Teller auf dem Tablett zwischen ihnen klappern. Es war eine ordinäre und unansehnliche Geste der Zuneigung, doch Byakuya bewunderte sie dafür. „Ich liebe dich auch, Nii-sama“, wisperte sie ihm ins Ohr. Dann gab sie ihm einen Kuss auf die Wange und ließ ihn los. Sie lächelte strahlend, als sie sich wieder niederließ. „Ich passe für dich auf Renji auf.“ Renji war so verkatert, dass das Denken wehtat. Das war vielleicht auch gut so, denn wenn er zu viel nachdenken würde, würde er sich fragen, wie er ausgebreitet auf einer Bank am Trainingsplatz der 11. Division gelandet war, mit Yumichika, der es sich in seinem Schoß gemütlich gemacht hatte. Renji griff nach unten und zog an einer Augenbrauenfeder. „Hey, wir haben nicht gevögelt, oder?“ „Leider nein“, murmelte Yumichika in seinen Oberschenkel hinein. „Du warst viel zu beschäftigt damit, morose zu sein.“ „Moorrose?“ „Morose, du Idiot“, sagte Yumichika, setzte sich auf und glättete seine Uniform und richtete die Strähnen, die nicht mehr an Ort und Stelle waren. Renji bewegte seine Beine, um ihm mehr Platz zu geben. „Das ist französisch für ‚Auf Kuchiki fixiert‘.“ „Ha, ha“, machte Renji. Als er seine Füße auf den Boden stellte, spürte er, wie seine Muskeln zogen und seine Waden seltsam schmerzten. Sie fühlten sich etwas roh an… ein bisschen steif und schorfig… juckend… ein sehr bekanntes Gefühl, dass er nicht ganz einordnen konnte. Er hob das Bein seines Hakama und sah sofort den Grund. Neue Tattoos. Er hatte nun Tigerstreifen auf beiden Waden. Yumichika bemerkte, wie er sie bewunderte. „Du schuldest mir was“, schnaubte er. „Du warst kurz davor dir ‚Byakuya Kuchiki‘ auf den Arsch machen zu lassen.“ Renji nickte abwesend, erinnerte sich halbwegs an die Diskussion und Zabimarus alternativen Vorschlag. Doch eine tiefere Sorge nagte an ihm. Selbst als er fragte, fummelte er an seinen Oberteilen herum. „Ähm… Wie hab ich dafür bezahlt? Ich bin pleite.“ „Du hast irgendeine hässliche Halskette im Tausch angeboten“, sagte Yumichika und stand auf, um Ruri'iro Kujaku zu richten. „Gerade heraus gesagt glaube ich sogar, dass du es dir vom Hals gerissen hast.“ „Scheiße“, Renji ließ den Kopf hängen. „Kaufreue, eh?“, fragte Yumichika mit einem zurückwerfen der Haare. „Mach dir keine Sorgen darüber. Die Tattoos sind viel schöner, als das kaputte Stück Keramik. Außerdem hast du letzte Nacht geklungen, als würdest du es hassen. Du hast der Horishi gesagt, dass du es loswerden willst, bevor es dreckig wird… oder verdorben, oder was du auch für einen Unfug vor dich hin gebrabbelt hast. Ehrlich Renji, du bist ein Wrack. Du hast mich die halbe Nacht versucht zu überzeugen, wie ekelerregend und schmutzig du wärst und dann hast du das nicht einmal wahrgemacht. Du bist nicht schmutzig, du bist ein Plagegeist!“ Durch Yumichikas Worte kam Renji plötzlich wieder in den Sinn, was das Verlangen nach einer Sauforgie ausgelöst hatte. Eishirō hatte etwas darüber gesagt, dass der Beweis des 3. Offiziers eine Art messbare, nachweisliche Beschmutzung war, mit der Renji irgendwie Byakuyas reine Seele beschmutzt habe. Oder… irgend so etwas, Renji war sich im grellen Morgenlicht nicht so sicher über die Details. Alles was er wusste war, dass er wirklich eine Art dreckiger Hund war. „Scheiße“, sagte er wieder. „Hör auf zu heulen, Renji“, seufzte Yumichika, legte eine Hand auf seine Schulter und drückte ermutigend zu. „Was passiert ist, ist passiert. Lass uns was zu beißen besorgen und dann schauen wir, ob wir uns erinnern, wo wir Ikkaku geparkt haben.“ Der Herr war alleine in Lady Rukias Innenhof. Byakuya-sama saß da, wie ein Kind. Seine Füße waren bar und er war in den Garten gegangen, um auf einem der großen Felsen zu sitzen. Arme waren um seine Knie geschlungen und er schien zu den Ästen der Kiefer hinaufzublicken. Andere würden den Gesichtsausdruck vielleicht als nachdenklich missverstehen, doch Eishirō hatte den Herrn so bereits viel zu oft gesehen. Er war bekümmert. Es war schwer zu wissen, wie man mit Byakuya-sama umgehen sollte, wenn er so war. Manchmal zeigte er ein überraschendes Temperament, wenn man ihn störte. Dann wieder schien er sich mit Eifer in die Arbeit zu stürzen. Das Problem war natürlich, dass das, womit der Herr heute umgehen musste, sein Gefühl des Verlusts vermutlich nur verschlimmerte. „Planst du, den ganzen Tag am Rand herumzuschleichen, Eishirō?“ Natürlich hatte Byakuya-sama seine Anwesenheit bemerkt! Er errötete stark und kam hinter dem Shoji hervor, um auf der Veranda niederzuknien. „Nein, mein Herr. Bitte entschuldigen sie. Ich wollte nur ihre Privatsphäre nicht stören. Ihre Tante hat nach einem Treffen mit Frühstück gefragt. Soll ich ihr sagen, dass sie anderweitig beschäftigt sind?“ „Das wäre schön, doch ich vermute, dass ich die Einladung nicht weiter verzögern kann.“ Er ließ die Arme sinken und stand auf, drehte sich zu dem Ort, wo Eishirō seinen Kopf gegen die Bretter des Bodens presste. „Ein Treffen sagst du? Bedeutet das, dass sie vorhat, meinen 3. Offizier mit einzuspannen?“ „Das tut es, mein Herr“, Eishirō war dankbar, dass Byakuya-sama den Hinweis erkannt hatte. Er hatte ihn damit vor einer möglichen Überraschung warnen wollen. „Ebenso wie die Mutter der Kandidatin.“ „Die Mutter?“, Byakuya-sama klang genauso entsetzt, wie er es sein sollte. Die besagte Frau war eine schlimmere alte Streitaxt als Lady Masama. Byakuya fuhr mit einem leicht neckenden Tonfall fort: „Die Mutter? Beim Frühstück? Oh Gott, zum Glück hatte ich bereits jede Menge Tee. Also gut, in diesem Fall, lass sie auf mich warten. Bereite meine volle Uniform für mich vor. Zwischen dem und dem Kenseikan sollte meine Autorität allen Anwesenden klar sein. „Das sollten wir hoffen, mein Herr.“ Renji musste schnellstmöglich die Kenseikan-Halskette von dem Tätowierer zurückbekommen. Egal was er letzte Nacht gesagt hatte, kein Tattoo war so viel weiße Jade wert. Nicht mit eingeschlossen, dass es ein Geschenk war. Von Byakuya. Und es war wichtig und bedeutend und wenn Byakuya jemals herausfinden würde, dass er es für Tinte eingetauscht hatte, dann wäre er toter als tot. Mit aufkommender Panik machte sich Renji mit Shunpō auf dem Weg zum westlichen Tor. Er hatte ungefähr 2 Stunden, bevor sie sich am Senkaimon der 13. Division versammelten. Er hatte sich schon bereits dadurch verspätet, dass er Yumichika Trost hatte spenden müssen. Yumichika war ganz schön beleidigt gewesen, als sie endlich Ikkaku gefunden hatten, der ohnmächtig und nackt, von der ebenfalls nackten und bewusstlosen Matsumoto engumschlungen wurde. Das war ein Schocker gewesen. Nachdem Yumichika endlich aufgehört hatte zu zischen, wie eine aufgeschreckte Schlange, hatte er erklärt das er und Ikkaku immer schon eine Art offene Beziehung gehabt hatten und Ikkaku immer mal wieder das bizarre Bedürfnis hatte, seine Attraktivität gegenüber dem anderen Geschlecht zu beweisen… oder so was in der Art. Yumichika schien zu denken, dass es nicht länger als ein paar Monate andauern würde und dass dann alles wieder gut sei. In der Zwischenzeit würde er seine Möglichkeiten ausloten und als Renji sich verabschiedete, machte er bereits eine Liste von potenziellen Eroberungen. Renji wollte nicht herumlungern, um herauszufinden, ob er auf der Liste war. Doch nach letzter Nacht bezweifelte er eher, dass er jemals wieder auf dieser Liste stehen würde. Ohnehin würde ihm das entgegen kommen. Die ganze Sache schien Renji eh ziemlich seltsam, da so ziemlich die ganze Seireitei vermutete, dass Ikkaku und Yumichika ein Paar waren und dass sie schon seit Anbeginn der Zeit zusammen waren. Wie einer von ihnen da überhaupt Verabredungen bekommen konnte, war ihm zu hoch. Sicher, er hatte Sex mit ihnen gehabt – aber mit beiden, zusammen, als Pärchen – das war das Einzige, was für Renji irgendwie Sinn machte. Es wäre wie Ukitake nach einer schnellen Nummer zu fragen, wenn Kyōraku gerade nicht da war… Das tat man einfach nicht. Das fühlte sich wirklich fürchterlich an, als würde man versuchen, seine Eltern auseinanderzubringen oder ein Pärchen, dass deine besten Freunde waren. Vielleicht war es nur eine Sache, die sie mal taten, doch Renji hoffte, dass Ikkaku das bald überwinden würde. Es verwirrte sein Gefühl dafür, was richtig in diesem Universum war. Sobald er durch das Tor der Seireitei herauskam, stoppte er bereits vor dem Laden, der mit dem Kanji: Irezumi, für Tätowierung gekennzeichnet war. Aufgrund der Uhrzeit war es für ihn keine Überraschung, dass die Fensterläden noch zu waren und der Laden generell geschlossen aussah. Er hämmerte gegen die Tür und rief laut genug, sodass er hoffte, dass er im Hinterzimmer gehört werden würde: "Hey, mach auf. Ich hab letzte Nacht etwas hier gelassen!" Nach ein paar Minuten Rumbrüllerei, schielten die Nachbarn, aus ihren ebenso geschlossenen Läden. Renji hörte jemanden einem Kind sagen, dass es zur Rückseite des Hauses gehen und den Horishi aufscheuchen sollte. Renji war überrascht, als er, nachdem die Tür endlich aufgeschlossen wurden war, einer Frau gegenüberstand. Er versuchte sich daran zu erinnern, ob es der Künstler von letzter Nacht war und blickte sie an. Besonders das schöne Tribal-Tattoo, welches an der Seite ihres Gesichts war und sich ihren Hals hinunterschlängelte, um dann im Kragen ihres einfachen, grünen Yukata zu verschwinden. Bevor er sie identifizieren konnte, sah sie seine Uniform und sagte: „Ah, endlich! Du bist gekommen, um deinen Freund abzuholen, richtig? Er ist immer noch im Vorderzimmer und rührt sich nicht.“ „Uh, ja“, sagte Renji, da sie immerhin die Tür aufgemacht und ihn reingelassen hatte. Renji konnte sich halbwegs an den Shinigami von letzter Nacht erinnern, der auf dem Tisch lag und schnarchte. Definitiv von der Elften, alleine bei seinem Anblick. „Ok, richtig. Hören sie zu, ich nehm den Typen mit, meine Dame, aber ich vermute nicht, dass es eine Chance gibt, dass sie mir die Kette zurückgeben, die ich ihnen letzte Nacht gegeben habe?“ Sie blickte ihn neugierig an und legte ihren Kopf schief. Ihre dunklen Haare waren kurz und dornenartig und wüsste es Renji nicht besser, würde er glauben, dass sie Hisagis Schwester sei. So sehr ähnelte sie ihm. „Tigerstreifen für Jade, richtig?“ Renji zuckte zusammen und nickte. Er hatte irgendwie gehofft, dass ihr nicht klar gewesen war, woraus die Halskette gemacht war. Zumindest sagte sie nichts davon, dass es Teil vom Kenseikan gewesen war. „Ich habe mich gefragt, ob es eine sentimentale Sache dazu gibt. Jetzt bist du ausgenüchtert und hast gemerkt, dass du das Erbstück der Familie weggegeben hast, eh?“ Eine kleine, glückliche Fügung. Nebenbei, vielleicht war es nicht sein Familienerbstück per se, aber es war definitiv Byakuyas. „Ja, richtig.“ „In Ordnung“, nickte sie. Dann kniete sie sich hin und nahm einen verschließbaren Kasten unter einem kleinen Regal hervor, das ihre Tinten und anderes Zubehör enthielt. „Ich tausche es zurück für das Geld, dass du mir schuldest.“ Renji kratzte sich den Nacken. „Ja, das ist fair, aber... schauen sie, ich habe im Moment nicht viel echtes Geld.“ „Oh?“ „Aber ich kann es euch bringen. Ich treffe Vorkehrungen um es ihnen in...“, Renji hielt inne, um die Tage zu zählen, bis Zahltag war, „... 8 Tagen zu geben.“ Sie schob die Box zurück in sein Versteck. „Hätte ich immer einen Ken dafür bekommen, wenn ich das gehört hätte...“, murmelte sie. „Es tut mir leid, aber das Schild sagt, Käufe sind endgültig. Du bezahlst bar oder tauschst, keine Ausnahmen und sicher keine Schuldscheine. Schnapp dir deinen Saufkumpanen und geh.“ Renji blickte zum schnarchenden, sabbernden Typen auf dem Tisch und dann zurück zur Horishi. „Könnten sie nicht zumindest die Halskette aufbewahren? Bis sie ihr Geld bekommen? Ich meine, sie tragen sie nicht, also müssen sie sie verkaufen wollen.“ Renji wurde ein wenig blasser bei dem Gedanken, was passieren würde, wenn ein Stück des Kenseikan den offenen Markt erreichen würde. Er musste husten, um die nagende Angst zu vertuschen. „Ernsthaft, können sie nicht ein wenig warten? Ich frage nur nach etwas mehr als einer Woche. Geben sie mir die Chance, das Geld zusammenzubekommen. Haben sie nicht etwas anderes, was sie eintauschen wollen? Ich habe ein zufällig zusätzliches Paar Hakama. Ein bisschen den Saum um nähen und er würde ihnen wunderbar passen. Das ist ein Haufen hochwertiger Stoff, wissen sie. Ähm... die sie nicht legal tragen dürften, aber hey, es dürfte viel einfacher sein, einen Marktwert dafür zu erhalten, oder nicht? Ich meine, viele von den Händlern, die ich kenne, würden noch nicht einmal zulassen, dass sie höchstpersönliche Gegenstände wie eine Halskette auspacken. Zu schwer, Käufer mit dem gleichen Geschmack zu finden, also ja, Stoff, richtig? Besseres Geschäft, denken sie nicht auch? Oder gibt es vielleicht noch etwas anderes, dass ich für sie tun kann? Sauber machen - ähm, nicht dass ich sage, dass es dreckig wäre! - oder vielleicht irgendwas Schweres heben oder... ähm...“, Renjis Worte versickerten, als er den Ausdruck des Horishis sah. Sie saß auf ihren Fersen und hatte geduldig seinen immer ausschweifenderen und hektischeren Argumenten zugehört. „Renji Abarai, richtig? Vizekommandant der Sechsten?“ „Ja?“ Sie deutete auf ihre eigene Stirn und dann auf ihren Bizeps. „Deine Arbeiten sind ziemlich erkennbar. Mizuhums Nadel ist eine Legende in Inuzuri. Ich war erfreut, dass ich die Möglichkeit hatte, meine Arbeit hinzuzufügen. Als Andenken an einen alten Meister, glaube ich, dass ich einen Schuldschein für dich eintragen kann.“ Sie zog einen Block und ein Quittungsheftchen heraus. „Doch dein Geld wird besser in 8 Tagen hier auftauchen, sonst geht dein Erbstück auf den Markt, hörst du?“ Renji nickte im entsetzen Verstehen, als sie fortfuhr: „Du gibst auch besser kein Sterbenswörtchen an irgendeinen weiter, besonders nicht an diese versoffenen Strolche, mit denen du letzte Nacht unterwegs warst. Wenn es sich rumspricht, dass ich weich geworden bin...“, sie seufzte. „Und noch eine Sache: Nimm den Dreck da mit. Der verpestet mir die Bude.“ „Ja, ja! Ich mache all das, vielen Dank! Tausend Dank, meine Dame.“ Er musste sich eine Millionen Male verbeugt haben, bis er dachte, dass er vielleicht auf den Boden kotzen würde. Sie sagte ihm eh, dass er aufhören solle, da er sie verlegen machte. Dann unterschrieb Renji ihre Notiz und nahm die Quittung mit dem niedergeschriebenen Bedingungen entgegen. Es war nicht das Gleiche, mit einem Stück Papier zu gehen, doch es war viel, viel besser als nichts. Er warf sich den Typ von der Elften über die Schulter, winkte ihr noch einmal dankbar zum Abschied und drehte sich dann Richtung Westtor. Nun musste er nur noch herausfinden, wen er den Job anvertrauen konnte, das Geld abzuliefern und die Halskette für ihn aufzubewahren. „Ich, Vizekommandant?“, Eishirō blickte auf die Quittung, die Renji ihm ausgehändigt hatte und versuchte zum zweiten Mal, sie zurückzugeben. "Du bist die einzige Person, die ich kenne, die weiß, wie wichtig das ist. Ich kann mich kaum jemanden von der Sechsten anvertrauen, seit diesem heftigen Beweis meiner Beziehung zum Kommandanten. Und all meine Kollegen von der Elften würden... nun ja, ehrlich gesagt würden die das Geld nehmen und die Halskette vergessen. Vielleicht nicht absichtlich, aber sie sind nicht genau das, was man als vertrauenswürdig bezeichnen würde. Bitte sag, dass du es machst, bitte?", sagte Renji. Die Augen des Vizekommandanten waren zu schmal und klein, um erfolgreich eine unschuldige, blinzelnde Bitte auszuführen, doch sie schafften es, in einer Art verzweifelten Hoffnung zu blicken, das Eishirō bisher nur bei Welpen gesehen hatte. „Oh, also schön“, sagte Eishirō und steckte die Notiz in die Innentasche seines schwarzen Kimonos. "Und jetzt beeil dich, Vizekommandant, du müsstest schon fast zu spät sein und du hältst mich davon ab, beim großen Treffen zu servieren." Renji verbeugte sich dankbar, doch hielt inne um zu fragen: "Treffen? Ist er bei Masama und der Kandidatin?" "Mutter der Kandidatin", korrigierte Eishirō. "Außerdem dein 3. Offizier. Es ist eine ziemliche Versammlung." Renji grinste ihn breit an und nickte verstehend. "Frische Klatschgeschichten, eh? Richtig, nun ja. Ich schulde dir ganz schön was dafür! Ich werde dafür sorgen, dass das Geld für dich im Vizekommandantenbüro in 8 Tagen bereit liegt. Bitte vergiss es nicht. Byakuya würde ausflippen, wenn ich das Ding verlieren und, Gott bewahre, es auf den öffentlichen Markt geraten würde." "Ich denke, ich verstehe den Ausmaß deiner Dummheit", schniefte Eishirō und scheuchte Renji weg. "Nun geh, um Himmels Willen!" Die Mutter der Kandidatin schien offensichtlich direkt zum wunden Punkt überzugehen. Sie blickte Byakuya missbilligend an und fragte: „Sie waren bereits verheiratet?“ Byakuya lächelte innerlich über ihren Fehltritt. Sie hatte ganz klar gehofft, ihn für seinen ‚Fehler‘ zu beschämen. Sie war die Sorte, die sich für jede Gelegenheit übertrieben anzog. Es war wahr, dass Byakuya sich in voller Uniform gekleidet hatte, doch verglichen mit den mehreren Lagen von farbenfrohen Kimonos, die sie trug, sah er positiv trist aus. Er nahm sich ein Stück geräucherten Lachs für seinen Teller und nickte. „Ja, ich war 6 ziemlich glückliche Jahre verheiratet. Hisana war eine frühere Orian aus Inuzuri. Wir waren sehr angesehen in der Kabuki-Szene und haben einige bekannte avantgardistische Künstler in genau diesem Raum unterhalten.“ Fassungslose Stille breitete sich in dem Raum aus. Tante Masama sah aus, als würde sie wirklich ihren Fächer gegen Byakuyas Oberschenkel hauen. Nun ja, er hatte keine Absicht, den perfekten, möglichen Kandidaten zu spielen. Ihr war es sicher bewusst, dass er sich auf nur jede erdenkliche Art und Weise weigern würde. „Wirklich?“ Der 3. Offizier, Miisho Ōta, war beeindruckt. „Ich hatte keine Ahnung, Kommandant! Jemand, von dem ich gehört habe?“ „Höchstwahrscheinlich“, stimmte Byakuya zu. „Durch ihren früheren Beruf hatte Hisana viele Freunde, die Onnagata waren. Ihre Kontakte bedeuteten, dass wir mit Yoshizawa Ayame zu tun hatten.“ „Oh!“, der 3. Offizier klatschte in die Hände. „Ist es wahr, dass er den Part einer Frau auch außerhalb der Bühne spielte?“ „Ja, er hat den Charakter nie fallen lassen“, erklärte Byakuya. „Doch ich wage zu behaupten, dass Hisana ihn nicht mochte. Sie befürchtete er wäre schöner und weiblicher als sie. Für meinen Teil hingegen, war er ein wenig zu übertrieben. Ich bevorzuge eine Frau, die natürlicher und weniger besorgt über den idealisierten weiblichen Wert ist.“ Byakuya wandte sich an die Mutter der Kandidatin. „Schätzt eure Tochter das Straßentheater?“ „Absolut nicht“, sagte sie und ihr Gesicht schien grün zu werden. „Das ist eine Schande“, sagte Byakuya und nahm den Reis, den der 3. Offizier ihm anbot. „Ich habe niemals meine Liebe zum Kabuki verloren und ich hoffe, dass ich eines Tages ein Theater im Namen der Kuchiki stifte.“ Tante Masama zischte. „Das hast du niemals gesagt!“ „Ich denke zufällig in letzter Zeit oft über mein Erbe nach“, sagte ihr Byakuya. „Ich wünsche mir, dass ich etwas mehr als Gewalt und Tod hinterlasse. Senbonzakura ist wie die fallenden Kirschbluten und daher bin ich entschlossen, etwas Schönes zu hinterlassen, etwas, dass an die Festivitäten des Hanami erinnert. Was wäre da besser als der Prunk eines Theaters?“ „Könntest du nicht einfach einen Baum pflanzen, Byakuya-chan?“, fragte Masama. „Ich habe bereits einen ganzen Garten voller Kirschbäume bepflanzt“, sagte Byakuya und nahm einen Bissen seines Frühstücks zu sich. „Doch das ist nur für meine Freude. Ich wünsche mir Schönheit für jeden, gleichermaßen für höherer oder niederer Herkunft. Theater passt da perfekt, wie das Kirschblütenfest ist es vergänglich und saisonal. Vielleicht eine Schule für Schauspieler? Eine, die spezialisiert auf Rollen für Wakashū-Gata ist? Etwas, was meine aktuelle Anziehung reflektiert.“ „Oh, ich denke das wäre toll“, stimmte der Offizier mit ein und verstand dabei in keiner Weise Byakuyas Bezug auf die Art von Theater, die besonders Liebesgeschichten zwischen Männern beinhaltete. „Das ist ein sehr nobles Erbe, Kommandant.“ „Ich bin froh, dass du so denkst“, sagte Byakuya höflich. Die Frauen saßen zusammengekauert in einer Art entsetzter Stille da. Byakuya hätte nicht erfreuter sein können, als der 3. Offizier scheu fragte: „Also… welche anderen Schauspieler haben sie und Hisana kennengelernt, Kommandant?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)