Hinatas Fall von animaid101 ================================================================================ Kapitel 1: Intro ---------------- Hinata starrte aus dem Fenster. Ein paar Jungs aus der Klasse nutzten die Pause um Basketball zu spielen. Ein sonnengebräunter Junge mit blondem, struwelligem Haar bereitete sich gerade darauf vor, einen Korb zu werfen als ein massiger Kerl mit langer brauner Mähne seitlich auf ihn zustürmte - ihn überrollte wäre vielleicht zutreffender.   Chojis genaues Gewicht war allen unbekannt, da er um alle diesbezüglichen Messgeräte einen großen Bogen machte. Dieses Thema war überhaupt tabu, wenn man in seiner Nähe war, genau wie die Worte „fett, dick, Godzilla und Schwabbelbauch“. Das heißt, wenn einem sein Leben lieb war. Choji war eigentlich ruhig und gutmütig, aber wenn man ihn mit einem dieser Worte bezeichnete, drehte er durch wie ein Nashorn auf Ecstasy. Er empfand sich selbst als „gut gebaut“ und hatte eben „schwere Knochen“. Wollte man nicht sterben, pflichtet man ihm da besser bei. Das alles war Hinata im Moment jedoch egal, ihre Sorge galt einzig und allein dem blonden Jungen. „Naruto“, wisperte sie entsetzt, doch der war Chojis Angriff in letzter Sekunde ausgewichen und warf mit einem triumphierenden „Hah!“ seinen Korb. Gejubel tönte von allen Seiten, seine Teammitglieder stürmten auf ihn zu, hoben ihn auf ihre Schultern und rannten mit lautem Triumphgeschrei eine Paraderunde über den Hof. Grinsend ließ er es sich gefallen, den Ball auf seinem Finger kreisend und ab und an hochwerfend. „Wer ist der Größte?“, rief er mit seiner für ihn so typisch rauen Stimme. „Uzumaki Naruto ist der Größte! Merkt euch das N-A-R-U-T-O, der größte Basketballspieler aller Zeiten.“ Hinata seufzte erleichtert auf. «Ach Naruto», dachte sie, «immer bist du so wagemutig. Tust alles, damit man dich wahrnimmt. Wenn du mich doch nur auch einmal wahrnehmen würdest.» Aber das war aussichtslos, sie existierte praktisch nicht für ihn. Sicher, er grüßte sie manchmal, wenn sie versehentlich in ihn hineinrannte und sprach sie freundlich an, wenn er von ihr abschreiben wollte, aber ansonsten war sie so gut wie unsichtbar. Sie hätte auch ein Teil des Schulinventars sein können. Seine ganze Aufmerksamkeit galt stets nur einer einzigen Person. „Sakura-Chan!“, brüllte er von der anderen Seite des Hofes und befreite sich von seiner Anhängerschaft. Das pinkhaarige Mädchen ignorierte ihn, wie immer, und ging schnellen Schrittes auf die Eingangstür des Schulgebäudes zu. Er rannte ihr hinterher, stolperte, fing sich wieder und holte sie ein. „Hast du’s gesehen, ich hab den Ball reingemacht und das Spiel entschieden. Hast du’s gesehen, hast du, hast du?“ „Ja, ja, ich hab’s gesehen, schön für dich.“, sagte sie desinteressiert und öffnete die Tür. „Öhm, Sakura-Chan?“ „Was denn noch?“ Genervt drehte sie sich um. „Der Sieger hat doch eine Belohnung verdient, oder?“ Er grinste breit. „Hmpf. Falls du einen Kuss von mir erwartest, hast du dich geschnitten.“ Sie drehte sich halb um und wollte weitergehen. „Ich hebe sie alle auf für…“, sie bekam verträumte Augen und ihre Stimme wurde weich „...Sasuke-Kun.“ „Moah, den Blödmann willst du küssen? Ich sag dir, so doll ist das nicht. Er schmeckt wie ein Abfalleimer.“ Sakura erstarrte in ihrer Bewegung. Langsam, fast mechanisch, drehte sie sich zu Naruto um. Ihre Augen glänzten unheimlich. „Was hast du gesagt?“ Sie ballte ihre beim Volleyball gefürchtete Schmetterfaust und hob sie ihm entgegen. Dicke Linien zeichneten sich deutlich unter dem schwarzen Leder ihres glatten Schutzhandschuhs ab. Naruto wich ängstlich ein paar Schritte zurück und hob abwehrend seine Arme. „N…nichts, ich meinte nur…“ „Solltest du mich denn nicht nie, nie, niemals mehr an diesen unglücksseligen Vorfall erinnern?“ Ihre Stimme hätte selbst einem durchgeknallten Choji das Fürchten gelehrt. „A…aber Sakura-Chan…. I…ich wollte doch nur…“, Naruto wich immer weiter zurück. „Duuuuu… bist….TOT!!!“, schrie sie. Das war’s, Naruto drehte sich um und rannte um sein Leben, Sakura ihm dicht auf den Fersen. „NAAARUUUTOO!!!“, brüllte sie. „Bleib stehn und stirb wie ein Mann!“ „Wuahh.“ Naruto verdoppelte sein Tempo und schaffte es, etwas mehr Abstand zwischen sich und Sakura zu bringen. Doch sie holte auf. „B..beruhige dich, Sakura-Chan!“, keuchte er, ihren heißen Atem schon im Nacken spürend. „D…das war doch nur Spaß!“ Sie bekam ihn am Kragen zu packen, riss ihn zu Boden und kniete sich auf ihn. „Sooooooooo…“, sagte sie mit bedrohlicher Stimme. „Dann mach ich mir jetzt auch einen Spaß – mit DIR!“ Sakura holte weit aus, Naruto schloss die Augen und igelte sich ein so gut er konnte. „Hoho, was ist denn hier los?“ Kakashi-Sensei stand plötzlich hinter ihnen, ein zerfleddertes Buch in der Hand. Er roch nach Präparations-Chemikalien und hatte noch seinen grauen Kittel und die Schutzmaske an. Er musste sie gesehen und aus dem Labor herausgerannt sein, so wie er gerade war. Sakura hielt inne. Nie vor einem Lehrer die Beherrschung zu verlieren, war eine ihrer Grundregeln, aber Naruto zu schlagen war ihr im Moment ein nahezu übermächtiges Bedürfnis. Ihr Körper zitterte hin- und hergerissen im Kampf zwischen Wut und Selbstbeherrschung – schließlich gewann ihre jahrelange Konditionierung die Oberhand. Sie ließ von Naruto ab, stand auf, klopfte sich den Staub von den Knien, glättete ihre Kleidung und drehte sich um. „Nichts, Kakashi-Sensei, ich entschuldige mich für den Lärm! Das war unangemessen von mir, bitte verzeihen Sie!“ Sie verbeugte sich tief vor dem Lehrer. „Maa, maa.“, sagte er beschwichtigend. „Schon gut, schon gut. Du bist immer so aufbrausend, wenn Naruto in der Nähe ist, Sakura-Chan. Nimm nicht immer alles so ernst was dieser Baka sagt. Er redet bevor er denkt.“ „Ja, Sensei!“ Sie verbeugte sich steif. Naruto schmollte, sagte aber nichts. Kakashi beugte sich näher zu ihr. „Wir Intellektuellen müssen über die Dummheit“, dabei sah er kurz zu Naruto hinüber, „ erhaben sein.“, wisperte er in ihr Ohr. „Aber Sensei!“, kicherte Sakura. „Eh!“, schrie Naruto. „Das habe ich gehört, das war voll gemein!“ „Dann hör eben weg, Baka!“, fuhr Sakura ihn an. „Oder willst du lieber….“, sie ballte drohend ihre Faust. Naruto zuckte zusammen. „Maa, maa“, sagte Kakashi-Sensei und drückte sanft ihren Arm herunter. „Was habe ich gerade gesagt?“ Sakura wurde augenblicklich ruhig und senkte beschämt den Kopf. „Ja, Kakashi-Sensei. Verzeihung, Kakashi-Sensei!“ „Jetzt geht in die Klasse, der Unterricht fängt gleich an!“ „Ja, Kakashi-Sensei.“, sagten beide schuldbewusst. Sie drehten sich um und liefen eilig auf den Eingang zu. Kurz davor gab Sakura Naruto einen Schubs, dass er auf seinen Hintern fiel. Er blieb einen Moment verdutzt sitzen, brüllte dann: „Ey!“, rappelte sich auf und stürmte ihr hinterher. Kakashi-Sensei schüttelte bedächtig den Kopf. „Junge Liebe.“, murmelte er. „So etwas ist gefährlich, das hat schon Leben gekostet. Das nächste Mal rufst du mich aber früher, ne, Hinata-Chan?“ Schüchtern kam sie hinter einem Baum hervor. „Ich hatte großes Vertrauen in Naruto-Kuns Laufeigenschaften, Kakashi-Sensei.“, wisperte sie verlegen. „Ich hatte nicht mit Sakura-Chans Entschlossenheit gerechnet. Es tut mir Leid. Es war alles mein Fehler.“ Sie verbeugte sich tief. „Ich bitte 1000mal um Verzeihung, Kakashi-Sensei.“ Betroffen sah der Lehrer sie an. Hinata war in seinen Augen eine der besten Schülerinnen der Konoha Highschool für privilegierte Jugendliche. Hier wurden nur Kinder aus reichen Familien oder überdurchschnittlich Begabte aufgenommen. Im Idealfall waren sie beides, so wie Hinata. Es gab nur wenige, die ihr das Wasser reichen konnten, davon war Kakashi überzeugt. Er merkte es an ihren Reaktionen, wie sie ohne zu zögern das Gelernte anwandte, wenn eine entsprechende Situation eintraf. Doch anderen fiel ihre Begabung kaum auf, da sie im Unterricht sehr still, beinahe unauffällig war. Nur an ihren schriftlichen Arbeiten konnte man ihre potentiellen Fähigkeiten erahnen und das auch nur schwer, da sie oft Flüchtigkeitsfehler machte, die ihr einen nur durchschnittlichen Notenwert einbrachten. Hätte Kakashi es nicht besser gewusst, er hätte sie auch für durchschnittlich gehalten. Doch einmal hatte sie ihre Arbeiten nicht sorgfältig genug retuschiert und er merkte, dass ihre Fehler nachträglich eingearbeitet waren. Ja, Hinata war wirklich begabt, daran gab es für Kakashi keinen Zweifel, dennoch hatte sie stets das Gefühl der Unzulänglichkeit, das Gefühl für jedwedes Missgeschick in ihrer Nähe verantwortlich zu sein. Sie war schnell im Verbeugen und ihre Entschuldigungen waren perfekt einstudiert wie die Arien eines Meistersängers. Sie hatte Übung darin. Zu Unrecht, wie Kakashi-Sensei fand. Er räusperte sich. „Du musst nicht immer alles auf dich nehmen, Hinata-Chan. Das war nun wirklich nicht deine Schuld. Naruto-Kun und Sakura-Chan reagieren nun mal aufeinander wie Natrium und Wasser, darum sollte man sie sofort auseinanderbringen, wenn man sie zusammen sieht. Du hast die Situation korrekt analysiert und angemessen gehandelt. Ein kleines Zögern ist menschlich. Bitte verstehe meine Worte lediglich als konstruktive Kritik um deine Effizienz zu maximieren.“ „Ich werde es mir zu Herzen nehmen, Kakashi-Sensei.“ Hinata verbeugte sich. Dann sah sie zögernd zur Tür. „Ich muss mich beeilen, der Unterricht hat sicher schon angefangen.“ Kakashi nickte ihr zu. „Ah ja, ihr habt ja dieselbe Klasse, das war mir ganz entfallen.“ Hinata senkte abrupt ihr Gesicht zum Boden. «Selbst für Kakashi-Sensei bin ich nur ein Teil des Mobiliars.», dachte sie schmerzerfüllt. „Geh nur, geh! Und sag Kurenai-Sensei, dass ich dich mit einer Frage aufgehalten habe.“ Er rieb verlegen seine platinblonde Mähne. „Sie wird dir schon glauben, sie kennt mich, ahahaha.“ Hinata verbeugte sich noch einmal, dann ging sie schnellen, leichten Schrittes auf die Eingangstür zu. Kakashi sah ihr nach. «Dieses Mädchen….», dachte er. «Warum ist sie nur so?» Worterklärung einiger, in der Story verwendeter japanischer Begriffe: Baka = Dummkopf Dobe = Klassenletzter Maa maa = Aber, aber (beschwichtigender Ausspruch) Teme = Sehr unhöfliche Anrede, in Etwa gleichbedeutend mit "Du Mistkerl" Usuratonkachi = Nichtsnutz, Idiot Chan = Namensanhang, Verniedlichungsform, wird oft bei Mädchen oder Kindern gebraucht, aber auch wenn man jemanden mag Kun = Namensanhang, gewöhnlich für Jungen, wird aber im modernen Japan jetzt auch bei Mädchen gebraucht San = Namensanhang, respektvolle Anrede für Erwachsene Sensei = Namensanhang, respektvolle Anrede für Lehrer Sama = Namensanhang, sehr respektvolle Anrede für bedeutenden Persönlichkeiten, bedeutet soviel wie Hochverehrte/r Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)