„A quaint Dream“ von Gosick (Beginn) ================================================================================ Kapitel 39: Hide and Seek ------------------------- Zwischen den Zeilen gelesen kam der Neue Bursche bei Akari und Souzen schlechter an als er es vielleicht geplant hatte. Oder es kümmerte den Typen eh keine Bohne und ihn trieb etwas Anderes an. Höflich, und trotzdem so ohne emotionale Motivation, stellte sich der neue nach 'Ninja' aussehende Junge ein weiteres Mal vor. „Ihr braucht keine Angst haben, mein Name ist Eimei, und ich komme aus dem Reich der Flüsse. Ich bin wegen der Chuunin-Auswahlprüfung hier und habe euer Problem sporadisch mitbekommen. Wie gesagt, ich bin gut darin, Dinge zu finden.“ Aus dem Reich der Flüsse? Wegen der Chuunin-Prüfungen also. Dies war ihr erster Kontakt mit Genin aus einem anderen Land oder Dorf. Doch die Aufregung konnte gleich hinten Platz nehmen. Kanba war egal, ob der Typ nun der Hokage höchstpersönlich oder ein Genin war. Wenn er behauptete, Sachen aufspüren sei sein Metier, dann sollte er zeigen was in ihm steckte. Selbstbewusst nahm der Rothaarige die Hilfe an und hielt Takama Eimei freundschaftlich aber ernst die Hand hin, woraufhin dieser leicht lächelnd die Geste erwiderte und Hände schüttelte. „Ich werde deine Hilfe annehmen, Eimei.“ Ohne lange Reden kramte dieser Zettel wie Stift aus der Hosentasche. Onkel Souji sowie Kanbas Teamkollegen blieben wachsam und Onkel Souji blieb wohl noch etwas bei ihnen wegen der Umstände. Die Polizei war ja mittlerweile informiert. „Erzählt mir bitte genau, was wir suchen. Jegliche Einzelheiten wären gut.“ Konnte der Typ sich das nicht denken? Oder gehörte das zu seiner Vorgehensweise. Akari mischte sich einberufend ein. „Kanba, soll ich vielleicht aufzählen? Du bist gerade aufgewühlt und vergisst eventuell einige Dinge oder hast sie vorher nicht gesehen. Nicht böse gemeint.“ Ganz unrecht gab Kanba ihm da nicht. Widerwillig wegsehend wedelte seine Hand ihm nickend zum reden. „Wir suchen nach einem jungen Mädchen. Sie könnte in einer Trauerphase sein. Ihr Zimmer ist verwüstet und von ihr fehlt jede Spur. Nach den Zeitpunkten kann sie erst seit ca 3-4 Stunden verschwunden sein. Mehr wissen wir immoment leider auch nicht.“ Der Junge steckte die Schreibutensilien sofort weg, ohne eine Bemerkung dort zu vermerken und überlegte, die Hand das Kinn haltend. „Hmm. Einen Menschen zu finden ist ein Kinderspiel, solange er sich nicht in Luft aufgelöst hat. Den Angaben nach suchen wir also deine kleine Schwester, oder? Wie heißt ihr eigentlich?“ Eimei zeigte direkt auf Kanba. Woher kam diese scharfsinnige Schlussfolgerung? Vor lauter Aufregung hatten die drei ihren Namen vergessen auszusprechen, wie unhöflich. Kanba übernahm die Verantwortung dafür unbewusst. Ihn kratze es letztendlich nicht, wer ihn für unhöflich hielt, wobei ihm die Höflichkeitsregeln allgemein wenig interessierten oder gar überhauptbewusst waren. „Tut uns leid. Mein Name ist Isamu Kanba. Das sind meine Freunde Shokousei Akari und Awai Souzen. Und das ist mein Mentor, Onkel Souji. Sag mal, woher weißt du, dass sie meine Schwester ist?“ Sichtlich unbeeindruckt notiere er sämtliche Namen in ein kleines schwarzes Notizbuch aus lederndem Einband und einem goldenen Lesezeichenbändchen, bevor Kanbas Frage Aufmerksamkeit bekam. „Du hast hier eben doch noch rumgebrüllt wie keiner sonst, dass sie verschwunden ist. Nach dem emotionalen Pegel zu urteilen und dass es ein junges Mädchen sein soll, tippte ich sicher auf deine Schwester. Die anderen sehen zwar besorgt aus, aber du mehr als alle drei zusammen. Deshalb. Könnt ihr mir bitte das Zimmer zeigen? Ich brauche erst einen persönlichen Pfad von der Person.“ Plötzlich wiederholte Onkel Souji nachdenklich die Worte von ihm, weil ihm eventuell alte Erinnerungen hochkamen. Die nun fünf Personen schlenderten trotzdem schon mal schnellen Schrittes zurück Richtung Kanbas Arpartment, um keine Zeit unnötig verstreichen zu lassen. „Einen persönlichen Pfad...? Natürlich. Kann es sein, dass du ein Quellenschöpfer bist, junger Kerl?“ Verdutzt schauten die anderen drei zum alten Mann, weil sie nun doch neugierig wegen der Bemerkung hinterher fragten. Als hätte man ihn enttarnt, stimmte der mysteriöse freundliche Samariter leicht nervös dieser Behauptung zu. „Das stimmt...“ Kanba wollte mehr darüber wissen und überging dabei Eimei direkt, indem sein Blick Souji um eine Antwort bittete. Mittlerweile betraten sie das Treppenhaus und erklimmten Stufe für Stufe, bis sie am Ende seiner Antwort schlussendlich oben vor besagter Wohnungstür standen. „Quellenschöpfer sind sogesehen ein kleiner Nischenzweig der Medi-Nins. Sie können ihre medizinischen Fähigkeiten dazu benutzen, in verschiedenster Weise Leute aufzuspüren, zu verstecken oder Chakra zu manipulieren. Sie sind ein gern gesehener Zuwachs bei Anbu-Einheiten.“ Eimei lächelte dabei, seinem Ruf wohl einigermaßen gerechtfertigt. „Hm, sie kennen sich gut aus.“ Naja, wer soviele Jahre auf dem Buckel hatte. Das Lächeln konnte Souji nur erwiedern. Währenddessen öffnete Kanba per Schlüssel die Eingangstür zum dritten Mal heute und führte die angebliche Spürnase in Sayas immer noch total verwüstetes Zimmer. Rastlosen Blickes überprüfte Eimei jede Kleinigkeit bis auf die wirklich 'persönlichen' Klamotten, was Kanba schonmal gut stimmte, da ihn dies bestimmt ebenso aufgeregt hätte. Schnell kam der zu einem logischen Schluss. „Ich kann euch beruhigen. Hier liegt keine Entführung vor.“ Woher erschloss er diese Fakten genau? Souzen fragte lieber misstrauisch leise nach, um sicher zu gehen, dass der Kerl nicht einfach irgendwelche Behauptungen im Raum stehen lässt. „Woran sieht man das...?“ Der Pseudo-Detektiv deutete gleich mehrere dieser Zeichen an. Wörtlich wie symbolisch. „Seht ihr hier diese Sachen? Sie gehörten in dieses Regal. Jemand muss sie einzelnd vor Wut oder sonstigen Gefühlen gegen die Wand geschmettert haben. Ich schließe einen Einbruch direkt aus, da nur ein Zimmer verwüstet ist anstatt alle. Außerdem ist der Raum für einen Einbruch 'zu' verwüstet. Ein Einbrecher oder ein Entführer durchsucht eine Wohnung und wirft keine Schränke durch die Gegend oder gar kleinere Dinge. Wäre doch Zeitverschwendung, oder? Ich nehme mir mal ein benutztes T-Shirt, okay Kanba? Ich brauche einen frischen Pfad.“ Ohne zögern stimmte der große Bruder missmutig ein. „Nimm ruhig, Hauptsache du findest Infos.“ Aus den kaputten hölzernen Überresten des Wäschekorbes fischte Eimei eines der T-Shirts heraus und streifte einige Male mit der Hand drüber, bevor er dieses wieder behutsam zurück legte. „So, das sollte reichen... Geht bitte einen Schritt zurück.“ Wie aufgetragen machten alle einen Schrittes kehrt und beobachteten, wie der Quellenschöpfer aus der Tasche eine Art Kreisel herausholte. Halt wie diese Kinderspielzeuge, die man mit einer Hand zum drehen brachte früher, allerdings hier umrundet von komischen Schriftzeichen. Bevor jemand Fragen stellen konnte, leuchtete der Kreisel blau auf, drehte sich schnell und gab sirrende Töne ab. Beeindruckend sah es auf jeden Fall aus, richtig gehend professionell. Nachdem alle Zweifel beseitigt wurden, fuhr Eimei fort. „Mein Pfadfinder nimmt nun die Chakraspur aus dem T-Shirt auf. Wir bekommen gleich eine Spur.“ Alle folgten Eimei eifrig, und Kanba schloss Sayas Zimmer ab, doch keine zwei Sekunden geschah plötzlich etwas. „Verdammt! W-Was...“ Erschrocken blickte die gesamte Truppe auf den am Boden liegenden Kanba, der wortlos zu Sayas Zimmer blickte. Nur gab es dort besagtes Zimmer nicht mehr... Während Akari wie Souzen ihren emotional angeschlagenen Kumpel beruhigten, griff Onkel Souji Eimei am Kragen und hiefte ihn locker die Wand hoch. Des Rentners Stirnkrampfadern pulsierten gruselig und ein gelber Strich zierte nun die Stirnmitte. Nervös um das eigene Leben flehend hob Eimei kapitulativ beide Arme hoch, schwitzte stark. „Ich lasse nicht zu, dass du meinen Schüler verarscht... Rede!“ „Hey, Ich war das nicht! Bitte, glauben sie mir...“ Unsicher drückte der alte Schwertmeister den Verdächtigen um eine Stufe fester an die Wand, ließ allerdings danach sofort ab. „Er sagt die Wahrheit.“ Zur Überraschung aller rehabilitierte sich der Zustand des verschwundenen Zimmers schnell und die Tür stand wieder an Ort und Stelle anstatt einer kargen gähnend leeren Wand. Was ging hier nur vor? Onkel Souji half Kanba auf die Beine, rüttelte ihn wach. „Wir müssen weiter, Kanba. Komm schon.“ Zwar ignorierte keiner den Vorfall, aber für unheimliche Vorkommnisse fehlte ihnen schlichtweg jegliche Zeit. Der runde, unten weitaus spitze weiße Kreisel zog Eimei förmlich zurück ins Treppenhaus, jedes einzelne Stockwerk hinunter bis zur Hauptstraße vorm Eingang hinaus, wo er einen Moment inne hielt und zur Wohnung nach oben blickte. „Sie machte hier halt... Die Spur klumpt hier, was heißt, sie stand bestimmt 10-20 Minuten vor der Eingangstür.“ Seine Aussage schmeckte wie ein schmerzvoller Abschied, welchen Kanba nur sehr schwer in dem Moment hinunter schlucken konnte... Dabei kamen ihm wieder die kuriosesten paranoiden Gedanken in den Kopf, die ihn verfolgten, ihn wütend machten. Hoffentlich hatte sie ihn und Yuro nicht verlassen. Ein zweites Mal verkraftete er eventuell keinen Familienverlust, geschweige denn der arme Yuro. Ihm blieb einzig und allein dieser letzte Strohalm, den er umklammerte und ihm vor dem tiefen Sturz in eine ungewisse Dunkelheit beschützte. Wenn man ihm die Frage stellen würde, ob lieber seine Eltern oder seine kleine Schwester sterben müsste, dann würde ihm die Wahl selbst aufgrund der Umstände der Frage sehr schwer fallen. Sie gab ihm irgendwie schon immer halt, genau wie seine kleinen Brüder, wovon bereits einer nicht mehr lebte... Im Endeffekt wusste er nicht einmal, über welche Person er gerade am meisten trauern sollte. Ihm fehlte jeder mehr und jeder weniger mehr in bestimmten Augenblicken. „Lasst uns bitte weitergehen!“ Schlug Kanba fast befehlswürdig vor. Dem Gesichtsausdruck nach empfand Eimei sogar Reue für die ausgesprochene Schlussfolgerung, doch das gehörte wohl ins Paket bei dem Job. Unzählige Straßen und Gassen durchquerten sie, bis sie schlussendlich das Innenzentrum verließen und einen sehr bekannten Weg einschlugen. Einem steinigen, unausgebesserten Feldweg, der ihn zum zittern brachte und seine Muskeln zum Stillstand. Ein Weg, der Kanba unmissverständlich zum stehen bleiben zwang... Gegen diese Form von Angst knallte Kanbas Wille wie die Welle in die Brandung. Sofort warf Onkel Souji ihn über den Rücken, sodass er gezwungenermaßen Huckepack getragen wurde. „Halt dich einfach fest, aber renne nicht vor deiner Angst davon. Du willst sie doch finden, oder?“ Den Tränen nahe zerknittere der Rotschopf die Jackenschultern von Souji und stotterte. „T-tut mir leid... Danke. Ich will sie finden... um jeden Preis!“ „Mach dir keinen Kopf und stell dich deiner Angst.“ Je näher sie der Ruine kamen, desto tiefer verkroch Kanba das Gesicht in Soujis Rücken. Er musste diesem Druck standhalten, für Saya... Angekommen erwartete sie leider die Enttäuschung, denn von Saya gab es keine Spur. Kanba bekam die Augen überhaupt kein einziges Mal offen. Mit aller Kraft krampfte er die Finger in seines Trägers Schultern. Dieser wollte Kanba jedenfalls keine Sekunde länger hier behalten unnötig. „Gehen wir schnell weiter. Hier ist sie wohl nicht anscheinend.“ Auch Souzen sowie Akari sahen wie ihr bester Freund darunter litt und stimmten dem Vorschlag zu. Aber Eimei wohl weniger. „Sie war hier. Sogar eine ganze Zeit lang. Eine Stunde könnte hinkommen. Das Komische dabei ist, dass sich ihre Spur hier beinahe auflöst, in quasi alle Richtungen. Menschen verschwinden keinesfalls einfach so. Tut mir leid. Ich habe groß getönt, aber... Meine Fähigkeiten reichen anscheinend nicht aus, um diese Saya ausfindig zu machen. Es ist beinahe mysteriös, wie diese Chakrastruktur verfällt. Außerdem... Mischt sich in diesem Gebiet ein ganz besonders eigenartiges Chakra überall ein. Es lässt mich schaudern. Ich werde meinen Pfadfinder trotzdem weiter suchen lassen in anderen Stadtteilen. Könnten wir uns in zwei Stunden an der Wohnung wieder treffen, falls bis dahin keine neue Spur auftauchte.“ Da Kanba im Moment eher weniger sprach, und zudem beifällig auch noch sauer auf den Möchtegernsucher nun war, übernahm Akari diesen Part. „Wir werden uns bemühen. Trotzdem danke.“ Nun begann die ganze Suche von vorn. Kanba erstickte die frustrierten einzelnen Tränen unbemerkt in Soujis Jacke, bevor er den Blick wieder hob nach einigen Metern und abstieg. 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