„A quaint Dream“ von Gosick (Beginn) ================================================================================ Kapitel 23: Vergänglich ----------------------- Nur sehr schwerfällig wich die unbekannte Dunkelheit dem hellen gleißenden Licht, gefolgt von den monoton piependen Geräuschen ärztlicher Maschinen. Zuerst musste er die Augen vor dem grellen, immer frisch aussehenden, weißen Wänden der Krankenstation sowie dem unbarmherzigen Tageslicht verschließen, doch diese fanden schnell wieder zu alter Sehstärke zurück. Langsam versuchte der von den Schmerzmitteln leicht benebelte Patient, seinen Körper aufzusetzen und das gelang ihm glücklicherweise. „Wuah!“ Kanba erschauerte verwundert, weil ihm plötzlich bewusst wurde, dass Yuuki Kiri neben ihm auf einem Stuhl schlief, ihren Kopf auf den Armen ruhend gemütlich die Bettkante beschlagnahmend. Etwas sehr leicht verwundert grinste der Rothaarige aus Unsicherheit. Was war denn in seiner Abwesenheit passiert seit dem Ausflug, dass ihm die Ehre zuteil wurde neben einem eventuell besorgten Mädchen aufwachen zu dürfen? Sie jetzt zu stören, ließe seine Männlichkeit schlecht dastehen, also schlich er langsam, eben eines Ninjas würdig, geräuschlos aus dem Zimmer. Doch vorher legte der Bauernkavallier der schlafenden Dame natürlich, wie es sich gehörte, eine Decke über die Schultern. Es war halt zügig, da alle Fenster offen standen. Einige seiner Verletzungen brannten noch bei bestimmten Bewegungen, zum Beispiel sein dreifach verbundener Arm. Immer diese Ärzte, ließen alles schlimmer aussehen als es in Wirklichkeit war. Niemals würde ein richtiger Isamu von solch popeligen Wunden klein bei geben. Schließlich warteten seine Freunde auf ihn, wo auch immer ihre Zimmer lagen. Schnurstracks humpelte Kanba durch die breiten sauberen steril wirkenden Gänge bis hin zur winzigen Rezeption, an der eine Frau mittleren Alters gerade eine Telefonat führte. „Äh, ja. Die Familien sind gerade auf dem Weg dorthin. Ich werde es ihnen später ausrichten. Mein herzliches Beileid. Bis denn.“ Seufzend legte sie sanft den Hörer beidhändig nieder. Danach bemerkte die schlanke hübsche schulterlange schwarzhaarige ihn und schaute irgendwie deprimiert zur Seite. „Kann ich ihnen helfen?“ „Ja, natürlich. Ich suche Shokousei Akari und Awai Souzen. In welchen Zimmern liegen sie?“ Ihre Miene wurde ernster. „Bist du... Isamu Kanba?“ Warum rutschte denn der Tonfall plötzlich so rapide in den Keller? „Ähm.. Ja. Wieso?“ Ohne mit der Wimper zu zucken scheuerte die vorhin noch ruhige Dame in den jungen Zwanzigern dem verletzten Patienten eine, aber mit Schmackes. Völlig verwirrt torkelte der Genin erstmal zurück. „Wa-Warum..?“ Noch bevor Kanba irgendetwas wütendes erwiedern konnte, flog das Telefon gleich hinter her, welches schmerzend durch den verbundenen Arm abgewehrt wurde. „Was ist.. Au.. Denn hier los?!“ Wutentbrannt stand die junge Dame auf und brüllte ihn an, was ihren Tränen Luft machte, die unentwegt flossen. „Akari... Akari.. Akari ist Tod!“ Kanba erstarrte zur Salzsäule. Was hatte sie gerade gesagt?... „Wa.. Was mei-...“ Sie ließ ihn nichtmal austeden. „Er ist Tod! Tod! Genau wie Souzen! Akari war mein kleiner Bruder! Und nun..! Sie sind beide an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben! Und das ist alles deine Schuld!!!“ Ihre zärtliche Stimme sowie ihr Schluchzen hallte durch die gesammte Krankenstation. Kanba verstand die Welt nicht mehr. In wenigen Sekunden blendete er die ganze Umwelt um sich herum aus, den schweren Gedanken verfallen, die nun selbstverständlich in ihm hoch kochten. Sollte das ein schlechter Witz sein? Kanba hatte gar keine Zeit für irgendwelchen weinerlichen Gedanken, denn Akaris sogenannte Schwester haute ihm gleich die zweite Portion über den Schädel, von der dritten garnicht abzuwägen. Erst nachdem zwei weitere Schwestern sie stoppten, fing Kanba an zu verzweifeln. Zwar verließen ihn aufgrund der Perplexität der Situation keinerlei Tränen, jedoch lag in seinem Blick derart schlimmeres an Gefühlen, welche allerdings noch keinen Weg an die Oberfläche gelang. Zwar gestoppt, brüllte Akaris Schwester unentwegt weiter, und jedes Wort zerriss ihm sein armes sowieso schon angeschlagenes Herz. „Du Mörder! Alles wegen deiner Dummheit! Ich wusste schon immer, dass du kein guter Umgang für ihn warst! Gib ihn mir zurück! Hol ihn wieder her, du Mörder!“ Kanba war bereits seit einigen Momenten am Ende mit den Nerven, aber die Blicke der neugierigen sowie ebenfalls wütend dreinschauenden Wartegäste und das Geschrei von Akaris Schwester brachten ihn zum ausrasten. Mehr minder zum durch drehen, sodass Flucht ihm als einziges in den Sinn kam. Flennend wie ein Schloßhund rannte Kanba um sein Leben. Am besten so schnell, um einen Zeitsprung hinlegen zu können. Draußen regnete es seit geraumer in Strömen, es goss beinahe aus Kübeln. Was sollte das heißen, sie waren Tod?! Dem Wahnsinn recht nahe redete Kanba mit sich selbst, während seine Beine vor Adrenalin die Bedeutung von Stopp vergaßen. Mehrmals rempelte er andere Leute um oder gegen Mauern und Pfosten, die ihm im Weg standen. Es gab nur noch die Schuld... „Sie können nicht Tod sein!... Sie können nicht Tod sein! Meine Freunde... Meine..“ Kanba erblickte Saya, die einen schwarzen Regenschirm hielt sowie formelle Kleidung. Dunkle formelle Kleidung. „Saya! Saya!“ Lächelnd weinend streckte er seine rechte Hand nach ihr aus, doch Rettung suchte man vergebens und ihr Blick ließ dem sowieso bereits instabilen Jugendlichen das Blut in den Adern gefrieren. Hass, so stark, dass man sie augenscheinlich ohne Worte erfasste sowie realisierte. Genau wie seine Hand senkte sich auch sein Kopf, sodass man nicht mehr erkennen konnte, ob er so stark weinte oder der strömende Regen dran schuld war. Würde seine Karriere als Ninja auf diese Weise anfangen? Oder sogar bereits jetzt enden? Onkel Soujis Schwertunterricht war somit abgehakt. Kein Bewohner des Dorfes würde jemals wieder gut über ihn sprechen. Kanba erfuhr zum ersten Mal das Gefühl der totalen Furcht, die Angst vor dem Knall des platzenden Ballons. Selbst sein Optimismus verschwand vollends, bis lediglich grenzenlose Trauer übrig blieb, erstickt vom Tränenregen übersätem Gesicht, dessen Mund endlos die Namen seiner zwei Freunde formte. „Souzen... Akari.. So.. A...“ Ohne weiter drüber nachzudenken, folgte er Saya, die bereits weiter zum Mittelpunkt des Friedhofs marschierte, ihrem Bruder keines weiteren Blickes würdigte. Seine einzigen Freunde waren seinetwegen gestorben... Nicht einmal seine liebe Familie verzieh ihm das wohl. Niemand brauchte ihn mehr. Wo also sollte der verzweifelte Genin ab jetzt hin? Die düsteren Gedanken wichen kurz, nachdem er bemerkte, wie ihn viele Menschen anstarrten. In schwarz gehüllte Leute, traurigen oder wütenden Blickes, und in der Mitte zwischen den beiden Gruppen... Zwei Grabsteine mit bekannten Namen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)