Remember me von Briciola ================================================================================ Kapitel 2: You don't have to say I love you ------------------------------------------- You don't have to say I love you Kakashi hatte das Gefühl mit einer Papierpresse Bekanntschaft gemacht zu haben. So fühlte sich also frisch gepresstes Papier an. Wie sollte er bloß auf das nicht überraschende Liebesgeständnis seines Schülers reagieren? Was sollte er ihm sagen? Okay, dass sprechen ging schlecht, da er allen Anschein nach die Gabe dazu verloren hatte. 'Witz komm raus, du bist umzingelt', oder wie ging das genau, fragte er sich im Stillen. Wenn es denn nur das wäre, dann hätte er ein Problem weniger und alles würde viel einfacher vonstattengehen. Er war sich schon längere Zeit über die Gefühle des Blonden bewusst. Das Naruto viel mehr für ihn empfand, als es gut und erlaubt ist. Das war aber eigentlich nicht das wahre Problem, sondern seine eigenen Gefühle, die er schon geraume Zeit für den Namikaze-Uzumaki-Erben hegte. Das sie jedoch so tief reichten, erschreckte ihn bis aufs Mark. Oder konnte er sogar sagen, sie schockierten ihn zu Tode? Schließlich hatte er nicht im geringsten damit gerechnet. Ob er sich auf seine Gefühle verlassen konnte oder sollte? Zu viele Gründe hielten ihn davon ab. Da wäre zum einen sein Beruf, für den er lebte. Er liebte die Gefahren, die dieser mit sich brachte. Ein weiterer Grund, er war kein Beziehungsmensch, überhaupt nicht. Wie konnte er, wenn es für ihn nie etwas anderes, als Arbeit gab? Das Wort "Beziehung" bestand zwar in seinem außergewöhnlich großen Wortschatz, er wusste auch was es bedeutete, aber er hatte sich nie dafür interessiert. Es verstand sich deswegen auch von selbst, dass er noch nie eine richtige und ernste Beziehung geführt hat. Die eine oder andere Möglichkeit gab es zwar Mal hier und da, doch mehr als einen ONS gab es nie. Selbst die Anzahl dieser einmaligen Gelegenheiten war nicht hoch, im Gegenteil. Er war nicht so wie manch einer seiner Kollegen, die öfter eine kurze Affäre hatten. Alles was bei drei nicht auf dem Baum war, wurde von ihnen geknallt. Was alle so toll daran fanden, war für ihn schon immer nicht nachvollziehbar gewesen, bis heute nicht. Doch wie sagte man so schön? Jedem das Seine! Kakashi sah Naruto stumm an, fragte sich, wann es dem Blonden so richtig bewusst geworden ist, mehr für ihn zu empfinden. Um ehrlich zu sein, hatte er nicht viele Liebeserklärungen in seinem Leben bekommen. Sonderlich überraschend ist das nicht, wenn man bedenkt, wie er damals zu seinem Spitznamen "Kaltblütiger Kakashi" kam. Er dachte nicht gerne an diese Zeit zurück, konnte sie aber auch nicht aus seinen Erinnerungen löschen oder vergessen. Es war ein fester Bestandteil seines Lebens. Die erste ernst gemeinte Liebeserklärung lag schon viele Jahre zurück. Erinnern konnte er sich daran, als sei es erst gestern gewesen. Das war auch die Erste, die er abgelehnt hatte. Schön war diese Erinnerung nicht, denn er weiß noch ganz genau, wie sehr er dieser Person mit seiner Ablehnung wehgetan hatte. Darauf war er nicht stolz, aber damals dachte er noch weniger an "Liebe", als es heute der Fall war. Die Frage, ob er überhaupt schon einmal richtig verliebt gewesen war, fiel noch trauriger aus, als die Anzahl der erhaltenen Liebeserklärungen. Um sie ehrlich zu beantworten, ja. Ja, er war das tatsächlich schon. Ihm war das ein einziges Mal passiert. Doch auch das lag viele Jahre zurück, an die er sich nicht unbedingt gerne erinnert. Warum? Ganz einfach aus dem Grund, weil es das erste, gleichzeitig auch letzte Mal war, wo sein Herz grausam zerbrach. Nicht, weil er einen Korb bekommen hatte, sondern weil er sich nie getraut hatte, dieser Person seine Liebe zu gestehen. Heute bereute er diese Entscheidung unheimlich, konnte es aber nicht mehr ändern. Das einzige was er tun konnte, war dem jungen Mann neben sich, der langsam aber sicher unruhig wurde, eine Chance zu geben. Allerdings war da etwas ganz tief in ihm drin, was ihn davon abhielt und er glaubte auch zu wissen, was es war. Das plötzlich aufgetauchte Verlangen, eine Hand auf die Stelle seines schlagenden Herzens zu legen, war erdrückend. Noch heute, nach all den vergangenen Jahren verspürte er einen kaum auszuhaltenden Stich durch die Brust. Es fühlte sich an, als würde er im Tsukuyomi gefangen gehalten und gefoltert werden. Ob dieses Gefühl von Taubheit irgendwann wieder verschwand? Er wusste es nicht. Naruto schien zu merken, wie er mit sich und seiner inneren Gefühlswelt haderte. Dessen Augen wurden nämlich traurig, aber strahlten dennoch dieses unglaubliche Verständnis aus, dass ihm ganz warm ums Herz wurde. Der Schmerz ebbte dadurch ab, minimal, aber immerhin tat sich etwas. Sie sahen sich eine ganze Weile an, sagten nichts, auch wenn Naruto gerne etwas gehört hätte und wenn es nur ein "Piep" gewesen wäre. Das brachte ein schiefes Grinsen auf Kakashis Gesicht. Narutos Augenbrauen gingen misstrauisch nach oben. Gerne hätte er es Naruto gleichgetan, aber stattdessen wurde sein Lächeln zum leisen lachen. Das hörte sich irgendwie verkrampft an, so als wäre ihm irgendetwas tierisch unangenehm. Was war nur mit ihm los? Er fühlte nicht zum ersten Mal so, also wieso konnte er seinem ehemaligen Schüler nicht einfach sagen: "Okay, lass es uns versuchen!" Es kam für ihn auch nicht infrage, Naruto eine Abfuhr mit einem "Nein!" zu geben. Das brachte er nicht über sich, denn dann würde er nicht nur den Blonden belügen, sondern auch sich selbst. Und da gab es noch eine weitere Sache, die ihm Kopfzerbrechen bereitete. Er wusste, Naruto hatte noch nie eine feste Freundin oder indem Fall, einen Freund. War er denn überhaupt schwul? Oder war er Bi? Dieser Gedanke schreckte ihn ein wenig ab. Ist Naruto tatsächlich Bi, könnte er schneller als ihm lieb ist, eine attraktive Frau finden, die wahrscheinlich auch noch in Narutos Alter ist und nicht schon im Alter, wo sie kurz davor steht, in Rente zu gehen, so wie er selbst. Okay, dass war übertrieben, er gab es zu. So alt war er nun auch noch nicht. Und seinen Job wollte er auch noch nicht an den Nagel hängen. Wie würde sein Freund jetzt sagen? Er steht in der Blüte seines Lebens! Für Liebe ist man nie zu alt. Kakashi verzog sein Gesicht, als er an Gai dachte. Irgendwo hatte er ja schon recht mit dem, was er sagte. Nur musste er es damit nicht immer so maßlos übertreiben. Gai redete und redete, wenn er es nicht ignorieren und abhauen würde, dann würde er selbst noch in der Nacht darüber reden. Kakashi riss die Augen auf. Um die aufgetauchten Bilder, von einem ganz in Grün gekleideten Gummiball, der mitten in der Nacht in seinem Schlafzimmer, genau vor dem Bett stand, vor seinem inneren Auge wegzubekommen, schüttelte er seinen Kopf. Schnell dachte er an die verworrene Lage, in der er sich gerade befand. Er wollte Naruto eine ehrliche, treffende und zufriedenstellende Antwort geben, sodass er sie auch verstand und nicht gleich wieder voreilige Entschlüsse zog. Das konnte sein ehemaliger Schüler nämlich besonders gut. Ihm entwich ein schwerfälliger Seufzer. Irgendwie fühlte er sich matt, so als ob er Tage lang nicht geschlafen hätte. Er wurde wohl langsam doch zu Alt für so etwas, wieso sonst würde er sich so fühlen? Oder war es etwas ganz normales? Lag es vielleicht doch ganz alleine daran, dass er Angst vor so einem Schritt hatte? Hielt ihn die schlechte Erinnerung zurück, seine Gefühle gegenüber Naruto zuzulassen? Er gab es zu, er hatte Angst, große Angst. Naruto war wie er ein Shinobi, konnte also bei jeder Mission sein Leben lassen. Der Gedanke daran jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken, obwohl jeder Shinobi, der eine Familie hatte, mit dem Gedanken rechnen musste, irgendwann nicht mehr zu seinen Liebsten nach Hause zu kommen, jedenfalls nicht lebend. Nachdem er in nur so kurzer Zeit so viele Menschen verloren hatte, die ihm sehr nahe standen, ob Familie, Freunde oder gar seine große Liebe, möchte er nicht noch einmal die wichtigste Person in seinem Leben, die er über alles liebte, verlieren. Er schloss für einen kurzen Augenblick sein Auge, versuchte die innerliche Zerrissenheit, in den Griff zu bekommen. All seine aufgekommenen Gefühle und Gedanken, was schwer fiel. Das Naruto neben ihm saß und auf dem Sofa herumrutschte, als hätte er eine ganze Armee Hummeln im Hintern, brachte ihn zum schmunzeln. Zu wissen, der Blonde fühlte sich auch nicht gerade wie "King Ralph", beruhigte ihn ungemein. Die durchdringenden, schon fast feurigen Blicke auf seinem Körper, spürte er nur zu intensive. Es war unmöglich sie einfach zu ignorieren, da sein Herz darauf reagierte. Nicht einmal sein Körper blieb davon verschont. Sich dem nervösen Jinchuuriki zuzuwenden, stand in diesem Augenblick außer Frage. Er wusste nicht, ob es das richtige wäre. Er wollte nicht noch einmal so die Beherrschung über sich und seinen immer mehr brennenden Körper verlieren, wie vor ein paar Minuten. Oder waren mittlerweile Stunden vergangen? Er wusste es nicht, war ihm auch relativ egal. Den Kuss, die warmen und weichen Lippen, fühlte er jetzt noch auf seinen. Der salzig-süße Geschmack von Ramen, lag noch immer in seinem Mund. Dieses prickelnde und feurige Gefühl, was er beim küssen mit Naruto verspürt hatte, kannte er nicht. Er hatte es zum ersten Mal erlebt. Am liebsten würde er ihn noch einmal küssen, doch es bestand die Gefahr, sich komplett zu verlieren. Es war sogar sehr wahrscheinlich. Er war so sehr in seine Gedanken, den Empfindungen und Erinnerungen des Kusses vertieft, dass er sich halb zu Tode erschreckte, als er Narutos Stimme neben sich hörte. Das davor entnervte Grummeln war ihm vollkommen entfallen. "Kakashi, sag was, irgendwas, damit ich weiß, dass du noch anwesend bist", kam es deutlich und klar über Narutos Lippen, der langsam wirklich in Panik verfiel. Kakashi hörte den leichten Unterton davon aus Narutos heller Stimme heraus. Deswegen hätte er auch beinahe laut aufgelacht. Jetzt blieb ihm keine andere Wahl, als den Jungen anzusehen und zu versuchen, ihm die Nervosität zu nehmen, bevor er noch einen Herzkasper bekam. Weitere Minuten des Schweigens vergingen, bis er es endlich über sich gebracht hatte, seinen Blick auf Naruto zu richten. Wie bereits von ihm vermutet, machte sich sein Herz wieder bemerkbar, indem es so kräftig gegen seinen Brustkorb hämmerte, dass er das Gefühl hatte, seine Rippen würden jeden Moment brechen. Schlimmer noch, zersplittern. Er war froh darüber, heute einen Pullover zu tragen, der seinen wilden Herzschlag verbarg. Ohne ein Oberteil hätte es Naruto gesehen. Kaum hatten sich ihre Augen getroffen, wurde ihm bewusst, wie viel ihm der blonde Jungspund schon bedeutete. "Ich fühle mich geehrt", waren die ersten Worte, die über seine Lippen kamen. Diese reichten vollkommen dafür aus, Naruto wenigstens ein kleines bisschen Anspannung zu nehmen, was dieser ohne weiteres in seinem Gesicht zeigte. "Oh, Gott sei Dank! Du lebst noch." Man konnte Narutos erleichtertes ausatmen hören. "Warum sollte ich das nicht?", fragte Kakashi mit hochgezogener Augenbraue stumpf. Im Ernst. Wie in Gottes Namen kam Naruto bloß auf so etwas? Hatte er ohne es selbst zu merken, aufgehört zu atmen? Ihm war nicht bewusst gewesen, den Jüngeren mit seinem schweigen, so verunsichert zu haben. Waren es tatsächlich Stunden, die vergangen waren? Er sah zur Uhr, die über seinem kleinen Fernseher hing, konnte aber nicht sagen, seit wann sie hier schon saßen. So richtete er seinen Blick wieder auf Naruto zurück. Strahlend blaue Augen sahen ihn an, als wäre ihm ein drittes Auge auf der Stirn erschienen. "Warum?", schrillte Naruto auf einmal ungläubig los und zuckte keine Sekunde später über seinen etwas zu lautem Organ zusammen. "Maa, Naruto. Ich bin noch nicht schwerhörig und sitze genau neben dir", kam es detachiert über seine Lippen, obwohl ihm die hohe Stimme im Ohr wehgetan hatte und davon nun ein ekelhaft schrilles Fiepen im Ohr hörte. Um dies auch den Blonden zu vermitteln, hatte er sich einen Finger ins Ohr getan und ihn leicht bewegt, um die restlichen Wasserreste eines heißen Bades herauszubekommen. Der Blonde sprang darauf natürlich sofort an, indem er seine Arme vor der Brust verschränkte und beleidigt wie eine Leberwurst, seine Unterlippe nach vorne schob. Die aufgeplusterten Wangen, die noch dazu kamen, ließen ihn nun aussehen wie ein Hamster, der seine Backen mit Fressen vollgestopft hatte. Dieser komische, sehr unterhaltsame Anblick brachte Kakashi zum lachen. Das war gemein, darüber war er sich im Klaren, aber Naruto hatte das Talent dazu, aus egal was für einer Situation, eine Komödie zu machen. Damit hatte er die leicht angespannte Stimmung zwischen ihnen aufgelockert. Das war eine Eigenschaft des Uzumaki, die er schätzte und liebte. Naruto war einfach die Frohnatur in Person. "Was ist so witzig?", fragte ein klar schmollender, alles nur nicht amüsierter Naruto. Kakashis lachen wurde leiser, seine Gesichtszüge ernster. Narutos Stirn kräuselte sich, die Augenbrauen zogen sich zusammen. Er kannte den Blonden mittlerweile so gut, dass er wusste, was gerade durch dessen Kopf ging. Die stummen Fragen konnte er in seinem Kopf hallen hören, ohne das der Jüngere sie aussprechen musste. Kaum hatten sich ihre Blicke getroffen, verlor sich Kakashi ein weiteres Mal in diesen klaren blauen Augen. In diesem Augenblick wusste er, es war um ihn geschehen. "Ich fühle mich geehrt, aber...", sagte er mit ruhiger, vielleicht zu ernster Stimme. Ihm war das kaum merkliche zusammenzucken Narutos nicht entfallen. Er hatte sich wohl ein bisschen ungeschickt ausgedrückt. Wenn er nach Narutos Gesichtsausdruck gehen würde, war das noch milde ausgedrückt. Er wusste ja, dass es nicht einfach werden würde, aber das es ihm so schwer fiel und er sich so bescheiden anstellte? Er senkte seufzend seinen Kopf und fuhr sich fahrig durchs Haar. Irgendwie fühlte er sich gerade wie ein schüchternes Mädchen, was sich nicht traute seinem Schwarm von ihren Gefühlen zu erzählen. Wie konnte er ihm deutlich machen, dass... "Ich verlange nicht gleich ein: "Ich liebe dich" von dir, Kakashi", kam es leise, aber immer noch laut genug über Narutos Lippen, sodass es Kakashi hören konnte. Tiefes Verständnis war aus Narutos Worten herauszuhören, was sein Herz noch höher schlagen ließ. Kakashi schaute überrascht nach oben, genau in die ozeanblauen Augen, die so viele Emotionen widerspiegelten. Von dem bezaubernden Lächeln angesteckt, legte sich ein ebensolches auf seine Gesichtszüge. Ohne weitere Worte auszutauschen und ohne Vorwarnung, zog Kakashi seine Maske herunter, damit er Naruto küssen konnte. Lächelnd und mit geschlossenen Augen, genossen sie ihren zweiten Kuss an diesem Tag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)