Sterben nach Wunsch von KiraNear (Path of Amy) ================================================================================ Kapitel 3: Erste Erfolge ------------------------ Zwei Tage später saß Sherlock an seinem Laptop, den Bildschirm anstarrend. Er hatte die Wohnungen noch zweimal durchkämmt, jedoch nichts Neues gefunden. Die Farbproben, die er von den Wänden genommen hatte, stellten sich alle drei als exakt gleich heraus, was ihm aber am Ende nicht viel weiterhalf. Er hatte nur die Gewissheit, dass die drei Fälle in der Tat zusammenhingen und wusste auch, wie die Zukunft des dritten Opfers aussah, würde man es nicht finden. Neben seinem Laptop lag das Notizbuch des dritten Opfers, wie auch der Terminplaner des zweiten und ein Block des ersten. Sherlock hatte sie mitgenommen in der Hoffnung, dort fündig zu werden; doch auch hier verriet ihm nichts, welche Gemeinsamkeit die Opfer hatten. Frustriert darüber, keinen einzigen Schritt weitergekommen zu sein, stampfte er unrhythmisch auf den Boden. John saß dagegen mit Amy auf dem Sofa und fütterte sie mit frisch gekochtem Gemüse. Sie schien nicht sehr überzeugt davon zu sein, dass ihr Vater das eklig grüne Zeug, dass er „Brokkoli“ nannte, als „lecker“ bezeichnete. Angewidert schüttelte sie den Kopf, die blonden Zöpfe flogen ihr dabei ums Gesicht. Schließlich konnte er sie dazu überreden, etwas zu essen war sich allerdings auch sicher, dass sie ihm das im späteren Alter noch vorhalten würde, könnte sie sich dann noch daran erinnern. Er lächelte vor sich hin, beobachtete stolz seine kleine Tochter, wie sie vom Sofa herunterkrabbelte und zu Sherlock hinübertorkelte. Es war für ihn ein seltener Anblick, dass sich jemand nicht von Sherlocks Eigenarten abschrecken ließ und immer wieder auf ihn zukam. Das taten die wenigsten Menschen, denen er in seinem Leben begegnet war. Auch wenn John selbst nicht immer davon begeistert war. Wie auch jetzt, als das kleine Mädchen nach dem Notizbuch fischte und es zu sich hinunterzog. „Nein, Amy, das ist kein Spielzeug, das ist etwas sehr Wichtiges für Sherlock. Damit kannst du nicht spielen“, versuchte er ihr zu erklären, während er es ihr wieder aus den kleinen Händen nahm. Amy verstand nicht ganz, warum er es ihr wieder wegnahm und begann, an seiner Hose zu ziehen. Sie wollte etwas spielen, warum ließ ihr Vater das nur nicht zu? Verzweifelt sah sie ihn an, was auf ihn aber aufgrund ihrer Größe und ihrer Frisur weniger traurig wirkte als von ihr gehofft. „Dann komm mal her, meine Kleine. Wir finden bestimmt etwas anderes für dich zum Spielen – hier, willst du ein bisschen auf meinem Tablet spielen? Das findest du doch immer so lustig!“ Gerade als er sie hochheben und zurück zum Sofa tragen wollte, wurde er von Sherlock daran gehindert. Dieser sah ihn mit strahlenden Augen an und packte ihn an den Oberarmen.   „Sherlock, ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte er diesen unsicher. Amy beobachtete das Ganze, ließ die Hose ihres Vaters los und klammerte sich dagegen bei Sherlock fest. Sie hielt es für ein Spiel und wollte mit ihnen mitspielen. Sherlock spürte, wie sich die kleinen Finger in den Stoff gruben, und ließ es für den Moment einfach geschehen. „John, du bist genial! Das war die Sache, die mich die ganze Zeit über gestört hatte. Die, auf die ich nicht gekommen war. Es war wie immer vollkommen richtig, dich und deinen einfach denkenden Verstand mit in den Fall zu involvieren!“ John verkniff sich ein paar Kommentare dazu, sah ihn lieber nur unsicher an und fragte sich, worauf der Meisterdetektiv denn nun gestoßen war. „Die ganze Zeit über hat mich eine Sache verfolgt und jetzt weiß ich, was es war: Auf dem Schreibtisch des dritten Opfers stand eine Steckerleiste. Darin befanden sich das Akkukabel vom Laptop, von ihrem Smartphone, einem Gerät mit USB-Anschluss … vermutlich ein E-Reader, immerhin ist sie eine Buchhändlerin und wird wohl selbst sehr viel lesen. Und das Kabel für ein Tablet. Genauer gesagt für ein iPad. Allerdings konnte ich das Tablet nirgends finden, wobei mir die Frau den Eindruck machte, als würde sie ihre Sachen immer, wie rohe Eier behandeln. Selbst ihr uralter MP3-Player war eingewickelt, als wäre es aus empfindlichen Porzellan … sie wird es mitgenommen haben und hat möglicherweise nachträglich einen Hinweis hinterlassen, der uns erklären könnte, was der gemeinsame Nenner ist!“ Im ersten Moment klang seine Ausführung schlüssig für John, doch dann schüttelte er den Kopf. „Aber wenn es auf ihrem Tablet ist, dann bringt es uns doch nichts, wenn sie es bei sich hat. Dadurch finden wir sie ja trotzdem nicht. Oder willst du es etwa orten? Soweit ich weiß, kann man das!“ Sherlock, der mittlerweile Amy im Arm trug, lief aufgeregt umher. Wie in einem Dominoeffekt hatte diese kleine Erkenntnis eine Lawine in seinem Kopf ausgelöst, die er nun weiterverfolgen musste, wenn er das Opfer finden wollte. „Möglicherweise hat er ihr das iPad abgenommen. Aber sie hat es, wenn sie intelligent genug war, nicht auf dem iPad selbst gespeichert, sondern in der Cloud. Möglicherweise hat das der Täter entweder nicht mitbekommen; oder er hat keine Ahnung davon.“ „Aber was ist mit ihrem Mann?“, warf John ein. „Ihm hätte doch etwas auffallen müssen, wenn sie etwas in der Cloud gespeichert hat.“ Sherlock rümpfte die Nase. „Hast du dir den Mann mal genauer angesehen? Sein Handy ist ein Nokia 6230i, ihn scheint moderne Elektronik wohl wenig zu interessieren. Außerdem war der Laptop die ganze Zeit über im Einloggfenster und als ich ihn nach dem Passwort fragte, konnte er mir keine Antwort darauf geben. Nein, er hat nicht gelogen, das konnte ich ihm direkt im Gesicht ablesen.“ Mit Amy auf dem Schoß, setzte er sich zurück auf seinen Stuhl und begann Lestrades Nummer zu wählen. „Ich brauche dringend diesen Laptop. Wenn sie etwas auf ihrer Cloud gespeichert hat, dann werden wir es garantiert dort finden.“ Schon hatte er Lestrade auf der anderen Seite der Leitung, ohne ihm groß die Einzelheiten zu erklären, forderte er Lestrade um die Herausgabe des Laptops. „Sie müssen auch schauen, ob sie irgendwo an ihrem Schreibtisch ein Passwort versteckt hat, das werden wir wohl brauchen. Vielleicht hat sie auch eines für die Cloud, aber das werden wir dann sehen. Alles, von dem Sie denken, dass darin das Passwort steht, könnte für uns hilfreich sein. Und alles, von dem Sie denken, dass es nicht drinsteht, erst recht. Am besten so schnell wie möglich, der armen Frau bleiben immerhin nur noch drei Tage!“   Pünktlich wie die Handwerker erschien Lestrade eine Stunde später in der Baker Street, mit dem besagten Laptop, dem Notizbuch und einer Sammlung unterschiedlichster Notizen, die er auf ihrem Schreibtisch und ihrem Arbeitszimmer gefunden hatte. Rasch stellte Sherlock den Laptop vor sich hin und sortierte die möglichen Passwörter nach der Wahrscheinlichkeit, welches davon es sein könnte. Lestrade gegenüber blieb er eine Erklärung auf das alles schuldig, erst als Watson ihm sagte, was er selbst bisher alles wusste, ging ihm ein Licht auf. „Und Sie meinen also, dass Mrs. North in ihrer Cloud einen Hinweis für uns hinterlassen hat?“ „Ich meine es nicht nur, ich weiß es“, sagte Sherlock scharf und sortierte weiter. Amy, die immer noch auf seinem Schoß saß, sah Sherlock dabei zu und amüsierte sich. „Zu viele Möglichkeiten und wir wissen nicht, wie viele Versuche wir haben, bis sich der Laptop von selbst sperrt. Bis wir den dann wieder offen haben, können wir das Opfer in der Pathologie besuchen!“ Ratlos sahen sich die beiden anderen an, dann schnappte sich Lestrade die leere Tragetasche, in welcher er Laptop und die Unterlagen transportiert hatte und ging in Richtung Tür. „Sherlock, kommen Sie damit zurecht? Ich muss nämlich langsam wieder zurück ins Revier, ich muss zu einer Besprechung und meine Vorgesetzten sehen es nicht gerne, wenn ich sie wieder versetze. Also dann, wenn etwas ist, Sie erreichen mich weiterhin auf dem Handy.“ Damit verabschiedete er sich von den beiden und verschwand durch die Tür nach draußen.   „John, wenn du eine Frau wärst, was für ein Passwort würdest du nehmen?“ „Wenn ich was?“ Etwas überfordert sah er seinen Freund an, dann verschränkte er die Arme und fing an darüber nachzudenken. „John, du bist eine Frau in den 30igern, bist interessiert an Elektronik und Büchern; und hast bis auf einen Mann keine sonstigen Mitbewohner oder Freunde. Mit deinem Umfeld hast du nicht viel zu tun, denn sonst hätten die ebenfalls die Alarmglocken geschlagen. Was sie aber nicht getan haben. Also, was für eine Sorte von Passwort würdest du benutzen?“ Angestrengt dachte John nach, er tat sich schon bei sich selbst schwer für all die ganzen Internetseiten ein Passwort zu finden. Wie sollte er dann herausfinden, was für eine Art von Passwort eine ihm fremde Person sich ausgesucht hatte? „Naja, also wenn ich ein Fan von irgendwelchen Bücherserien wäre, dann würde ich vermutlich einfach den Namen meines Lieblingscharakters dafür nehmen. Es wäre zumindest leicht für mich zu merken …“ „Genauso denken die meisten Menschen. Hauptsache, es ist für sie leicht zu merken. Kein Wunder, dass immer wieder so viele Accounts gehackt werden …“ Wieder zog er sich in seinen Gedächtnispalast zurück, versuchte sich daran zu erinnern, welche Bücherserien auf ihrem Tisch standen. Welche davon sie wohl am liebsten mochte. Dann fiel ihm etwas ein, etwas, dass er bisher die ganze Zeit übersehen hatte. „John, sie war ein Fan von dieser Fantasy Serie … mit diesem kleinen Menschen, den Zwergen und dem Drachen … ich glaub, du hast dir auch mal den Film im Kino angesehen. Wie heißt der Hauptcharakter daraus nochmal?“ Verwirrt sah er ihn an, hatte er doch im ersten Moment keine Ahnung, was Sherlock damit meinen könnte. Dann ging ihm ein Licht auf und John fing zu lachen an. „Jetzt verstehe ich, was du meinst. Der Hobbit von J. R. R. Tolkien, und es waren übrigens drei Filme, nicht nur einer …“ Er merkte, dass das nicht gerade die Antwort war, die Sherlock von ihm hören wollte, weswegen er direkt auf den Punkt kam. „Jedenfalls, der Hauptcharakter heißt Bilbo. Vielleicht ist das ja ihr Passwort?“ „Nicht nur vielleicht …“, murmelte Sherlock, als er den Namen erfolgreich anmeldete. Das Benutzer-Icon verschwand, der Desktop tauchte auf und zeigte ein paar wenige Daten und Verknüpfungen, vieles davon ihre Arbeit betreffend. „Volltreffer“, sagte Sherlock siegessicher, dann machte er sich auf die Suche nach der Cloud-Verlinkung. Er wurde auch recht schnell fündig, öffnete sie und gab auf gut Glück das gleiche Passwort wie Sekunden zuvor ein. Wieder hatte er Erfolg. Den Kopf darüber schüttelnd, öffnete er sämtliche Ordner, die sich darauf befanden, doch auch hier waren es wieder nur Dateien für ihre Arbeit oder ihren Blog.  Bis seine Aufmerksamkeit auf einen kleinen Ordner fiel, der einfach nur „Bücher-Haul“ genannt wurde. Neugierig klickte er auch den letzten Ordner an, in der Hoffnung, doch noch mit seiner Theorie fündig zu werden. Was er fand, waren Fotos von Kassenbons und Screenshots von diversen Bücherwunschlisten, die sie in den letzten sechs Jahren angelegt hatte. Enttäuscht über das Ergebnis klickte er sich durch die Bilder hindurch, eines uninteressanter als das andere. Er ging zurück auf das neuste und wollte es gerade schließen, als ihn eine Stimme aus seinen Gedanken riss. „Sherlock, sieh nur! Da, der Screenshot ist von vor ein paar Tagen! Ob sie den wohl vor oder nach ihrer Entführung gemacht hatte?“ Erst jetzt fiel ihm das Datum auf, das am rechten unteren Rand des Screenshots zu sehen war. Es stimmte wirklich mit dem Datum, an dem die Frau verschwunden war überein, daran hatte er keine Zweifel. „Aber warum sollte sie eine versteckte Botschaft in ihrer Amazon-Wunschliste drin haben? Es sei denn, sie wollte nicht, dass der Entführer sie gleich zu Gesicht bekommt. Sie wollte, dass das Bild gefunden wird!  Leider hatte sie wohl nicht die Möglichkeit, das genauer zu zeigen … oh doch, hatte sie! Natürlich! Deshalb die ganzen Wolken auf ihrem Notizbuch! Ich hatte die Wolken nicht beachtet, dabei war das auch eine Botschaft von ihr. Das ist genial, dass ich nicht gleich darauf gekommen bin … gut, die Frau steckte in Todesgefahr und hat sich diese geniale Hinweiskette einfallen lassen. Ich bin es ihr schuldig, dass ich das löse.“, meinte Sherlock mit funkelnden Augen.   Konzentriert sahen sie auf den Bildschirm, betrachteten die Bücherliste, die sie in ihrer Cloud hinterlassen hatte. Hatte die Wunschliste eine besondere Bedeutung? Sherlock und John wurden nicht ganz schlau daraus, wobei John nur Bücher sah. Sherlock dagegen versuchte, ihre Persönlichkeit aus den Büchern zu lesen. Da sie allerdings scheinbar willkürlich Bücher auf die Liste gesetzt hatte, kam Sherlock auf ein Ergebnis, dass zugleich drei verschiedene Arten von Persönlichkeiten passen würden. Und dass die Frau eine multiple Persönlichkeitsstörung hatte, schloss er in der gleichen Sekunde aus, in der es ihm in den Sinn kam. Stumm beobachtete er die Liste, sortierte sie nach allen möglichen Kriterien, die ihm in den Sinn kamen. Erscheinungsjahr, Autor, Genre, Verlag, Coverbild, Seitenzahl – er ließ nichts davon aus, auch wenn er recht schnell merkte, dass es ihm nicht weiterhalf. Hastig fuhr er seinen eigenen Laptop hoch, und durchforstete den Online-Versandhandel nach den einzelnen Bücher, las sich bei jedem einzelnen von ihnen die Beschreibung durch, ebenso die gesamten Bewertungen als auch die Probetexte. Doch auch das half ihm nicht weiter, sein Instinkt sagte ihm, dass es eine versteckte Nachricht in diesem Screenshot geben musste. Oder war es seine Sturheit, die nicht einsehen wollte, dass er sich geirrt hatte? Mit einem Blick auf die Datumszeile scheuchte er seine unklaren Gedanken zurecht, sie mussten am Tag des Verschwindens gemacht worden sein. Anders war es nicht möglich; außerdem hätte weder sie noch der Täter etwas davon, würde einer von ihnen das Bild präparieren. Was ist deine Nachricht, Olivia, was willst du uns mitteilen?   John, der es mittlerweile aufgegeben hatte, Amy vom Schoß seines Mitbewohners zu nehmen, dachte ebenfalls über den Screenshot nach, hatte jedoch nicht so viele Ideen. Er konnte sich einfachere Wege vorstellen, jemandem etwas mitzuteilen. Doch er verstand auch, dass der Frau möglicherweise keine andere Möglichkeit gestanden hatte, durch welche sie sich hätten mitteilen können. In Gedanken sprach er der Frau seinen Respekt aus, ebenso wünschte er auch, dass sie unverletzt sei und dass sie sie bald finden würden. Umso mehr strengte er sich an, versuchte, das Muster darin zu erkennen. Je mehr er es versuchte, desto schwerer fiel es ihm. Was würde ich wohl machen, wenn ich nicht so viel Zeit hätte? Und wenn es nicht so auffällig sein soll, dass es der Täter gleich erkennt? Mit dem Finger fuhr er sich über die Lippen, die Stirn in Falten gelegt. Irgendwo in diesem Screenshot lag die Antwort, doch er fand sie nicht. Sie fanden sie beide nicht. „Was, wenn es die Buchtitel sind? Oder die Namen der Autoren? Ihre Herkunft, wo sie geboren wurden?“, ließ John ein paar seiner Gedanken freien Lauf. Langsam fuhr sich Sherlock mit den Handflächen übers Gesicht, versuchte sich daran zu erinnern, wie simpel Johns Verstand gestrickt war. Versuchte, nicht gereizt zu reagieren, doch es fiel ihm schwerer als er dachte. „Ja … ja, das habe ich alles bereits bedacht und in Erwägung gezogen …. Oh!“ Die Falten verschwanden von seiner Stirn, Augen und Mund weit aufgerissen starrte er auf den Bildschirm. Die Freude, wie auch die Erkenntnis waren ihm ins Gesicht geschrieben, er hatte die Lösung gefunden. Dann fing er zu lachen an.   „Das ist genial, einfach nur genial – und schon wieder eine Sache, auf die nicht gekommen bin. John, muss ich mir da Sorgen machen?“, fragte er lachend, während John nur Bahnhof verstand. Er wusste auch nicht, ob Sherlocks Frage ernst gemeint oder von rhetorischer Natur war. „Nein, ich denke nicht, dass du das musst … jetzt sag schon, was hast du herausgefunden? Ist eine Botschaft in diesem Bild?“ „Ja, und wie da eine ist. Die Frau hat sie raffiniert versteckt. Aber gut, das musste sie auch tun, damit dem Täter sie nicht gleich ins Auge fällt. Nur so konnte sie es uns mitteilen.“ Geduldig auf eine Erklärung wartend, sah John zwischen dem Bildschirm und Sherlock hin und her, als jedoch von ihm nichts kam, hakte er ein wenig nach. „Nun, indirekt hast du mir ja auch geholfen, die Nachricht zu finden. Daher hast du auch ein gutes Recht es zu erfahren. Zumal du es vermutlich nicht von selbst finden würdest.“ Er räusperte sich, dann deutete er mit dem Finger auf den Bildschirm. „Im Prinzip ist es einfach, wenn man erst einmal dahintergekommen ist. Du hattest im Prinzip Recht, die Lösung steckte in den Namen der Autoren. Aber nicht wegen ihrer Herkunft oder ihres Alters, nein, in den Nachnamen selbst. Denn wenn man die ersten Buchstaben nimmt, in der Reihenfolge, in der sie auf dieser Wunschliste stehen, dann kommt man am Ende auf folgendes: NESTLE UK. Zwar ist es nicht die erhoffte Gemeinsamkeit der drei Opfer, vielmehr handelt es sich wohl um den aktuellen Aufenthaltsort der entführten Person. In einem kleinen Vorort von London gibt es eine kleine Außenstelle von dieser Firma, die allerdings seit ein paar Jahren nicht mehr betrieben wird. Sie ist von außen schlecht einsehbar und immer mal wieder kommen dort potenzielle Käufer vorbei. Sprich, wenn sich dort ein fremdes Fahrzeug aufhält, dann wird es keinen Verdacht erregen, vor allem, wenn es öfters zu sehen ist. Manche Investoren besichtigen ein Mietobjekt mehr als einmal, nur, um sicher zu gehen.“ „Und wenn dort jemand gefangen gehalten wird, dann bekommt es auch nicht jeder mit. Denn solange der Entführer als einziger Interessent dorthin Zugang hat, werden nicht noch mehr Leute kommen, oder?“ Sherlock nickte ihm zu, erstaunt darüber, wie leicht John ihm dabei folgen konnte. „Das ist richtig. Es gibt wohl nur einen oder zwei Schlüssel, einen davon muss der Vermieter haben. Den zweiten hat der Entführer. Da er das Treiben nun bereits zum dritten Mal machen kann, gehe ich davon aus, dass der Vermieter absolut keine Ahnung hat, was unser Täter da in Wirklichkeit tut, anstatt das Mietobjekt genauer unter die Lupe zu nehmen. Etwas nachlässig, wenn du mich fragst, aber Menschen sind oft und schnell nachlässig … wie dem auch sei, was passiert ist, ist passiert.“   Abermals zückte er sein Handy und suchte Lestrades Nummer aus der Telefonat-Historie heraus. „Auf jeden Fall müssen wir dorthin fahren, die Frau hat lange genug dort ausgeharrt.“ Vorsichtig zog er seinen Pulli aus Amys Griffen, dann nahm er sie hoch und setzte sie auf dem Boden ab, bevor er aufstand und sich seinen Mantel umwarf. John war im Begriff das Gleiche zu tun, als Sherlock ihn aufhielt. „Sorry, John, du kannst dieses Mal nicht mit … jemand muss doch auf unsere kleine Hobbydetektivin aufpassen. Mrs. Hudson ist ja auch noch da, wenn etwas sein sollte. Außerdem sieh dir die Kleine an, sie sagt auch, dass du nicht gehen sollst“, und deutete auf das kleine Mädchen, dass sich nun energisch an Johns Bein festhielt. Dieser seufzte auf, fügte sich aber wohl oder über seinem Schicksal. „Wir sind auch gleich wieder hier, wir holen nur die Frau und befragen sie unterwegs. Dann können wir auch herausfinden, was sie mit den andere beiden gemeinsam hat.“ Watschelnd lief Amy in der Zwischenzeit zum Tisch, griff nach etwas und ging unbeholfen zu den beiden Männern zurück. Dort reichte sie Sherlock seinen Schal, den er sich dankend um den Hals band. „So ein kluges Mädchen – man merkt ihr wirklich an, dass sie deine Tochter ist. Wie der Vater achtet sie auf die Gesundheit der anderen.“ Das kleine Mädchen verstand nicht ganz, was der ältere Mann über sie sagte, fasste es aber als etwas Positives auf und begann zu lächeln, bevor sie sich erneut an das Bein ihres Vaters hängte. „Pass ja gut auf deinen Vater auf, dass er keinen Unsinn macht, ja?“, sagte Sherlock zwinkernd. Dann verließ er die Wohnung und begann, Lestrade anzurufen. „Lestrade? Haben Sie gerade Zeit? Gut, denn ich werde Sie jetzt brauchen, ich weiß, wo wir das Entführungsopfer finden können. Wenn Sie schon mal dabei sind, bringen Sie doch eine von diesen Decken mit …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)