Herbstlaub von Mondfalter (Mord in Piltover (CaitxVi angedeutet)) ================================================================================ Kapitel 1: OneShort ------------------- Es war einer jener lauen Herbsttage in denen die Menschen noch einmal ihre Sommerkleider aus dem Schrank zogen und jedem erklärten wie schön das Wetter war. Doch Mutter Natur wusste natürlich, dass dieser Zustand nicht von nennenswerter Dauer sein würde und so ließen die Bäume. langsam aber stetig, ihr farbenfrohes Herbstlaub fallen. Auch ein kleines Eichhörnchen hatten offensichtlich keine Zeit das Wetter zu genießen, sondern fixierte eine Nuss die am Boden lag. Kaum hatten sich die Menschen ein wenig verzögen, witterte es seine Chance, flitzte den Baum hinab, stopfte die Nuss in seine Backentaschen und flitzte schnell wieder den Baum hinauf. Vor einem Fenster blieb es eine Weile sitzen, ehe es ein Versteck seiner Beute als würdig befunden hatte und weiter eilte. Hinter eben jenem Fenster saß Caitlyn, doch von dem Eichhörnchen bemerkte sie nichts, denn ihre Augen fixierten ein Sammelsurium an Zetteln unterschiedlichster Art auf der gegenüberliegenden Wand. Für einen normalen Menschen wäre es unmöglich gewesen auf diesen Abstand etwas Genaueres erkennen zu können, doch Caitlyn hatte damit keine Probleme. Im Gegenteil, sie brauchte den Abstand um sich einen Überblick zu verschaffen. Mit starrem Blick saß sie da, den Arm auf ihrem Schreibtisch abgestützt, den Kugelschreiber zwischen den Zähnen. Ihr langes dunkles Haar fiel ihr glatt und ordentlich über die Schultern. Fieberhaft suchten ihre blauen Augen etwas das ihr entgangen war, etwas das diesem Fall eine Form geben würde. Sie hatte schon viele Fälle gelöst, genauer gesagt alle mit denen sie zu tun gehabt hatte. Ihre Familie war eine lange Linie aus exzellenten Ermittlern und sie bildete da keines Falls eine Ausnahme. Doch wenn man etwas gut machen wollte dann musste man es ordentlich machen. Seit gut 5 Tagen saß sie an diesem Fall. Emilie Tinder, eine 23-Jährige die als Verkäuferin in einem Modegeschäft gearbeitet hatte, war ermordet worden. Ihre Leiche war nahe dem Park in einer abgelegenen Seitengasse entdeckt worden. Erstochen von vorn. Sie hat wohl keine Gegenwehr geleistet. Natürlich hatte Cait die normalen Ermittlungsschritte eingeleitet. Die Eltern leben zusammen in einem kleinen Haus in der Nähe. Mittelständler, keine besonderen Sorgen, das Mädchen war Einzelkind gewesen und hatte bis zu ihrem Tod dort gelebt. In der Stadt war sie bekannt und beliebt gewesen. Ein gutaussehendes Mädchen das sich wohl nie wirklich etwas hatte zu Schulden kommen lassen. Nur ihr Freund passte nicht in dieses Bild. Josh Hally, war ein Drogendealer, schon einige Male für den Verkauf von illegalem Rauschmittel belangt worden, schon öfter Ziel einer Hausdurchsuchung gewesen. Natürlich hatte er bisher am meisten Aufmerksamkeit bekommen. Doch laut seinen eigenen Aussagen war seine Weste nun rein, er hatte keine Feinde und auch kein Problem mit Emilie gehabt. Cait war lange genug im Geschäft um zu wissen dass mindestens eine dieser Aussagen gelogen war. Sie starrte weiterhin auf die Wand und versuchte etwas zu erkennen, einen Hinweis wo sich der Schlüssel zur Lösung noch befinden könnte. Sie hatte den Kaffee vor sich vergessen, welcher mittlerweile kalt war und sein Aroma nicht weiter im Raum verströmte. Auch die kleinen Cupcakes, welche unter einer Haube geschützt auf einem Teller lagen und quasi um den Verzehr bettelten, würdigte sie keines Blickes. Ein lauter Knall, der sich verdächtig nach dem Zertrümmern von Stein anhörte und das Schimpfen eines Mannes rissen sie aus ihrer Starre. Wütend blickte sie zu ihrem Fenster und überlegte ob sie aufstehen sollte, aber als die unverständlichen Worte einer sehr bekannten Stimme folgten, blickte sie wieder auf die Wand. Eine Viertelstunde später, in der Caitlyn nicht weitergekommen war und auch ihr Kaffee nicht weiter erkalten konnte, sprang die Tür auf und Vi stolzierte in den Raum. „Na, Cupcake, hoffst du immer noch das die Wand dir sagt wer der Täter ist?“ „Nein, nur wo ich das fehlende Puzzleteil finden kann.“, entgegnete Caitlyn abwesend, ohne von ihrer Wand aufzublicken. Vi ignorierte diese Bemerkung einfach und fuhr fort: „Nun, ich kann dir sagen das Alois es nicht war.“ „Wundervoll“, antworte Caitlyn gleichgültig. Offensichtlich verärgert von der Gleichgültigkeit ihrer Freundin, stellte sie sich vor diese und versperrte ihr damit die Sicht. Dann griff sie seelenruhig nach einem der Cupcakes, welcher mit seiner rosa Haube aus Buttercreme eine erstaunliche Ähnlichkeit mit ihrer rosa Strubbelmähne aufwies. „Was hast du jetzt vor? Abgesehen von dem Einschüchtern der Blätter.“ „Ich denke, ich sollte mich nochmal mit ihrem Umfeld beschäftigen. Ich hab das Gefühl dass mir jemand entgangen ist.“ Vi lehnte sich an den Tisch und betrachtete den Cupcake welchen sie nun sorgsam aus seinem Papier schälte. „Ist das dringend oder sollen wir am Nachmittag mal wieder einen Trinken gehen?“ „Heute ist die Beerdigung. Ich denke da sollte ich hingegen.“ Vi sah von ihrer Beschäftigung auf und zog eine Schnute. „Wow, Cupcake, du gehst lieber auf eine Beerdigung als mit mir auszugehen? Das ist der härteste Korb den ein Mensch bekommen kann.“, sagte sie gespielt beleidigt. Tatsächlich war eine Beerdigung nur halb so schlimm wenn man die Person nicht kannte. Noch dazu war es sehr ausschlussreich die Leute zu sehen die gekommen waren. Caitlyn hatte sich einen unauffälligen Platz in einer der hinteren Reihen gesucht und ihre Dienstkleidung gegen ein schlichtes schwarzes Kleid getauscht. Wie üblich wurde sie von niemandem wahrgenommen, sie studierte die Trauergäste aber dafür umso mehr. Wie üblich kamen viele Verwandte, welche mehr aus Bedauern als aus Trauer ein paar Tränen vergossen. Die beiden Eltern waren gefasst aber man merkte ihnen deutlich an wie tief der Schock über den Verlust noch saß. Der Freund war allein gekommen, in Trauerkleidung. Er sagte kein Wort, sondern starrte nur auf die Tür als hoffte er Emilie würde jeden Moment dadurch laufen und alle Fragen warum sie hier sind. Doch Emilie würde nicht kommen, dafür kam ein Pfarrer und begann mit seiner Rede. Sie achtete nicht darauf was er sagte, sie kannte diese Rede zur Genüge. Stattdessen blickte sie sich unauffällig um und entdeckte ein Mädchen. Sie saß in der zweiten Reihe, in der Nähe von Emilies Eltern. Caitlyn hatte gesehen wie die beiden das Mädchen begrüßt hatten, sie gedrückt hatten. Nun saß sie da, das Gesicht in die Hände gelegt und ihr Körper zuckte immer wieder unter ihrem Schluchzen. Dann sah sie auf, sah zu dem Pfarrer und dem Sarg. Ihre Augen waren gerötet und sie biss sich auf die Lippen um nicht noch lauter zu Schluchzen. Und obwohl ihre Haare zerzaust und ihr Make Up verwaschen war, erkannte Caitlyn sie sofort. Amber Hillway, eine Schulfreundin der Verstorbenen. Doch bevor sich Caitlyn weitere Gedanken über das Mädchen machen konnte, erhob sich Emilies Vater und trat ans Pult. Er begann seine Rede und erzählte wie gut Emilie in der Schule gewesen war, wie Beliebt sie gewesen war, wie wichtig sie gewesen war und schließlich sah er zu Caitlyn und sagte: „Ich hoffe das der Mann gefunden wird, dem wir es zu verdanken haben, das sie nicht mehr unter uns weilt.“ Caitlyn antworte nicht, sie nickte auch nicht sondern starrte nur zu ihm nach vorn. Auch das Mädchen starrte nun zu ihr, nicht flehend sondern hoffnungslos. „Und? Bist du weiter gekommen?“, frage Vi als Caitlyn wieder zurückgekommen war. „Ich denke schon. Mein Bauchgefühl sagt mir dass ich hab das fehlende Puzzleteil gefunden habe.“ „Nein, Cupcake, dieses Gefühl nennt man Hunger.“, bemerkte Vi spöttisch und schob ihrer Kollegin das letzte Törtchen hin. Kakaoteig mit Sahnehaube auf welcher eine Kirsche thronte. Gekonnt ignorierte Caitlyn sie und trat zu der Wand, an der noch immer ihr Sammelsurium an Blättern hing. Sie suchte einige Aufzeichnungen zu der Unterredung mit den Eltern her raus und überflog sie. Da war sie, Amber Hillway. Ein unscheinbares Mädchen das in der Schule kaum Freunde gehabt hatte. Mit Emilie war sie befreundet gewesen weil die beiden ein gemeinsames Hobby hatten: Pferde. Nach der Schulzeit verlief sich die Freundschaft etwas aber die beiden trafen sich weiter etwa jedes Vierteljahr. „Sie ist es auch nicht.“, schloss Caitlyn ernüchtert. „Siehst du, die alte Vi, kennt sich aus mit dem Bauchgefühl! Ich sag dir, du brauchst Abstand!“ Caitlyn antworte nicht, doch sie sah aus als hätte sie in eine faulige Limone gebissen. „Vermutlich hast du auch damit Recht.“. schloss Cait dann kleinlaut. „Also du und ich, heute in der Begonie!“ Normalerweise hätte Caitlyn protestiert, doch dieses Mal wiedersprach sie nicht. Die Begonie war eine kleine Kellerbar, deren Betreiber eine kuriose Mischung aus Ire und Hippie war. Der Tresen war beladen mit Unmengen an Topfpflanzen und auch sonst gab es kaum ein freies Fleckchen in dem kein Pflänzchen einen Platz gefunden hatte. Als sich Caitlyn für einen freien Platz zwischen zwei Zimmerlilien entschieden hatte, fragte sie sich wie der Betreiber es schaffte all dieses Grünzeug in einem Keller am Leben zu erhalten. Vermutlich hatte er mal Gras angebaut. Oder er tat es immer noch. „Einen California Sunset.“, sagte sie dann als der rothaarige Hippie zu ihr gewatschelt kam. Er hätte ein Kobold sein können, jedenfalls wenn es nach seiner Größe ging. „Wirklich? Du bestellst dir was Alkoholfreies?“, stöhnte Vi und schaute auf die Karte. „Einen Cobra Libre bitte!“ „Wir sind Polizisten, wir sollten ein Vorbild sein!“, rechtfertigte sich Caitlyn und warf ihrer Freundin einen strengen Blick zu. „Wir sind nicht im Dienst. Wir sollten Spaß haben.“, antworte diese schlicht. Gut, sie war auch meist kein Vorbild wenn sie im Dienst war. Schließlich bekamen sie ihre Gläser und stießen an. Caitlyn wusste nichts auf das sie anstoßen sollten, also sagte sie nichts. Vi hingegen grinste amüsiert und sagte: „Alkohol ist böse, er muss vernichtet werden.“ Leise klirrten ihre Gläser an einander und sie nahmen beide einen Schluck. „Ich versteh das nicht.“; sagte Cait dann. „Warum fällt mir dieser Fall so schwer…“ „Du weißt schon, Cupcake, das die meisten erst redselig werden wenn sie betrunken sind, oder?“, fragte Vi grinsend, wurde dann aber wieder ernst. „Nun, ich finde diesen Fall seltsam, vielleicht liegt es daran.“ Caitlyn schaute auf ihre Finger und strich sich über die glattpolierten Nägel. „Was meinst du mit seltsam? Ist es nicht immer seltsam wenn ein Verbrechen geschieht?“ „Nun, normalerweise haben Verbrechen einen Grund. Geld, Neid, manchmal sogar Liebe.“, erklärte Vi. „Aber hier kann man nichts davon finden. Ihr Freund mag ein Dealer sein, aber ich kenne Leute wie ihn und er sich sehr sicher dass keiner seiner Leute etwas damit zu tun hat. Oder der Leute die gegen ihn sind.“ Wieder verfielen sie in Schweigen. „Wenn ich so darüber nachdenke wie sehr ich dich früher gehasst und gejagt habe… Ich hätte alles dafür getan um dich zur Strecke zu bringen…“ „Du hast alles getan, Cupcake! Und gewissermaßen hast du es geschafft. Schau mich an. Ich hab alle meine alten Kollegen verprügelt und sitze mit dir in einer Bar die von einem kiffenden Kobold betrieben wird.“ Es sollte wohl lustig sein. „Ich meine, heute tut mir die Vorstellung weh dass ich dich damals… hätte verlieren können.“, schloss sie. Und mit einem Mal wurde ihr alles klar. „Du hattest Recht, ich hab nur etwas Abstand gebraucht.“, rief Caitlyn und sprang auf. „Danke“ Sie drückten ihrer verdutzten Freundin einen Kuss auf die Lippen und eilten davon. Irritiert sah ihr Vi nach. „Na, wurdest du wieder sitzen gelassen.“; grinste der Kobold. Wütend drehte sich Vi um. „Halt die Fresse und bring mir nen Wodkabull, sonst bekommst die Faust der Gerechtigkeit mitten in deine Fresse!“ Mit wehendem Haar und deutlich überhöhter Geschwindigkeit fuhr Caitlyn die Straße entlang bis sie in einer etwas abgeschiedenen ruhigen Straße hielt. Sie sprang vom Motorrad und steuerte zielstrebig ein unscheinbares Haus mit einer weißen Haustür an. Sie klingelte, kurz aber intensiv und blickte erwartungsvoll auf den Türknauf. Die Tür sprang auf und eine Amber Hillway stand, noch immer in Trauerkleidung, im Türrahmen. „Guten Abend, ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen bezüglich eines Mordfalls stellen.“, sagte Caitlyn selbstbewusst. Das Mädchen nickte und ließ sie ein. „Wollen sie etwas trinken?“, fragte sie dann als sie die junge Polizistin in das Wohnzimmer führte. „Nein danke.“, antworte diese schlicht. Die Wohnung war ordentlich und wirkte auf eine seltsame Art trist. Es schien so als hätte jemand alles Fröhliche verbannt. Überall hingen alte, ausgeblichene Bilder aus Ambers Kindheit. Pferde, Ferien auf dem Reiterhof, Schullandheim und in einem schlichten dunklen Rahmen: Ihr Abschlussbild. „Sie sind wegen Emilie hier oder?“, fragte Amber leise und ließ sich gegenüber von Caitlyn nieder. „Das stimmt. Sie kannten sie schon sehr lange und auch gut.“ Sie machte eine kleine Pause, doch Amber schien nicht antworten zu wollen. Stattdessen schaute sie auf zu dem Abschlussbild. „In einem Monat hätten wir uns wieder getroffen.“, sagte sie dann leise. „Aber sie haben sich zufällig vorher gesehen, oder?“, hackte Caitlyn nach. Ambers Gesicht veränderte sich und aus Trauer und Hoffnungslosigkeit wurde ein einzelnes Gefühl das den ganzen Raum erfüllte. Schuld. „Es war nicht zufällig.“ „Wie lange haben Sie das alles schon geplant?“, fragte Caitlyn. „Ich weiß nicht. Es war spontan. Aber auch nicht. Ich habe vorher nicht richtig geplant gehabt sie umzubringen. Ich habe versucht sie zu beschützen.“, erklärte Amber. „Sie war so glücklich mit diesem Josh, aber er war nicht gut für sie. Er hat sie nie bedrängt oder so, aber er hat sie in Gefahr gebracht, ihre große Sorgen bereitet, sie betrogen.“ Sie schwieg einen Moment. „Er hat sie mir weggenommen.“ „Woher wussten Sie dass Emilie diesen Weg benutzen würde?“, fragte Caitlyn dann. „Ich wusste es nicht. Es war eine Vermutung.“ „Also sind Sie dort bewaffnet entlang gelaufen, haben ihre Freundin gesehen und sich entschieden sie zu töten. Sie haben sie durch einen Vorwand mit sich gelockt in die Seitenstraße, dort Ihr Messer gezogen und sie ermordet.“ Tränen begannen über Ambers Gesicht zu rollen. „Sie hat sich nicht gewehrt.“ Dann saßen sie schweigend da. „Warum haben Sie mir das alles so bereitwillig erzählt?“, fragte Caitlyn. „Ich weiß es nicht. Es schien mir das richtige zu sein.“, schluchzte Amber. „Das war es. Dennoch muss ich Sie festnehmen.“, antworte die junge Officer und zog ihre Handschellen hervor. „Warum hat sie mich verlassen?“, fragte das Mädchen. „Vermutlich war sie zu geblendet um deine Liebe zu sehen…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)