Bis ans Ende der Welt von Mob (|| Arbeitstitel - kann sich noch ändern xD ||) ================================================================================ Kapitel 1: Der Anfang --------------------- „Chaya.“ Der Name halte durch die Dunkelheit, verunsicherte sowie verängstigte braune Augen blickten sich um, konnten weit und breit nichts außer des dichten Schwarzes erkennen. „Frisk?“ Ein kalter Wind zog an der Person vorbei, reflexartig hielt sie sich die Hände an die Ohren, kniff ihre Augen zusammen, das plötzliche Dröhnen sorgte nur dafür dass sie die Geste verstärkte. Was war das hier für ein Ort? „Chaya... hilf mir!“ Die Stimme wurde lauter, bestimmender. Erneut schauten sich die Augen suchend um, inmitten der Finsternis konnten sie nichts erkennen. Unsicher machte die junge Gestalt einen Schritt nach vorne, die Füße versicherten den festen Halt unter ihnen, ehe sie weiter durch die unbekannte Gegend lief. „Frisk! Wo bist du?“, erneut ein starker Wind, der das Mädchen dazu brachte die Augen zu schließen und stehen zu bleiben. So würde sie ihre Freundin niemals finden. „Hilf mir, bitte... ich brauche deine Hilfe.“ Abrupt veränderte sich das tiefe Schwarz in ein stechendes Weiß, schützend hob die Rothaarige ihre Arme, konnte hinter einem halb geöffneten Auge die Umrisse der Person erkennen, die sie so stark am Suchen war. „Frisk!“ Hecktisch atmend schnellte der Oberkörper von der Matratze nach oben, mit weit aufgerissenen Augen saß Chaya in ihrem Bett. Vereinzelte Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet, ihr Brustkorb hob und senkte sich eilig, erschöpft ließ sie sich nach hinten auf die weicher Unterlage fallen. Was war das für ein seltsamer Traum gewesen? Nach wenigen Minuten war es der Liegenden gelungen ihre Atmung wieder zu beruhigen, stur starrten ihre Augen an die Decke und ließen diesen seltsamen Hilferuf nochmal Revue passieren. Aus der Vergangenheit wusste sie, dass das mit Längen nicht der seltsamste aller Träume gewesen war, aber ein Hilferuf war wirklich was außergewöhnliches. Selbst für ihre Verhältnisse. Dachte sie jedoch an die letzten Tage zurück war es wirklich äußerst merkwürdig. Frisk war in den Wochen zuvor sicherlich jeden dritten Tag bei ihr gewesen, selbst um nur kurz 'Hallo' zu sagen bevor sie weiter ihre Aufgaben zu erledigen hatte, aber in der letzten Woche war sie kein einziges Mal vorbei gekommen. Vielleicht war wirklich irgendetwas passiert und sie brauchte ihre Hilfe? Seit dem Ausflug vor drei Wochen hatte sich ihre brünette Freundin verändert, auch wenn sie es sich selbst nicht eingestehen wollte. Eine Eigenschaft die Chaya selbst manchmal nervte: wenn sie jemanden kannte und ihn mochte merkte sie schnell jede negative sowie positive Veränderung in dessen Verhalten. Und ihre neue Freundin hatte sich leider nicht positiv verändert. Der Gedanke daran, dass ihr etwas ernstes zugestoßen sein konnte jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken, in ihrer Magengegend sammelte sich ein Gefühl von Hilflosigkeit. Wie sollte sie helfen, wenn sie nicht einmal wusste wo Frisk war und was überhaupt passiert war? Im nächsten Moment richtete sie sich wieder auf, streckte die Arme in die Luft und versuchte sich zu strecken und ihrem Rücken ein Knacken zu entlocken, im Schlaf schien sie sich verlegen zu haben. Nach etlichen Minuten von kleinen und kurzen Bewegungen hörte sie das ersehnte Geräusch, rutschte auf die Bettkante und die Füße suchten nach den Schlappen, die irgendwo neben dem Holzrahmen auf dem Boden stehen mussten. Herumsitzen und in Gedanken versinken würde ihrer Freundin auf keinen Fall helfen. Ungeschickt zog sie zuerst den einen Latschen ungeschickt über ihren Fuß, danach folgte der Andere. Noch wackelig auf den Beinen lief sie in dem kleinen Zimmer umher, sammelte diverse Kleidungsstücke auf und verschwand zusammen mit ihnen in ihr kleines Bad um sich fertig zu machen. Ein genaues Ziel wo sie mit Suchen beginnen sollte hatte Chaya nicht, aber die Erfahrungen aus den vorherigen Träumen riet ihr, dass bloßes Abwarten die Situation nicht zum positiven verändern würde. Eine halbe Stunden später hatte die Rothaarige das Haus verlassen, zog die Tür hinter sich fest ins Schloss, drehte ihren Schlüssel darin und zog ihn heraus. Man konnte nicht vorsichtig genug sein... obwohl außer Frisk und ihr selbst niemand wusste das sie hier lebte. Ihre Füße trugen sie durch den Wald, ab und an stolperte sie über einen Ast oder Pflanzen die sich ihren Weg entlang der Erde suchten und es von Tag zu Tag schwerer machten den Weg aus dem Dickicht zu finden. Für Fremde war es auch eine Kunst sich nicht zu verlaufen, aber für den Menschen war es ein leichteres. Bis auf ein paar Monster die ihren Weg kreuzten, war es auch ungewöhnlich ruhig. Normalerweise war der Wald um die Morgenstunden voller Monster die sich hier herum trieben – um was auch immer zu tun. Seit Jahren hielt sie großzügigen Sicherheitsabstand zu besagten Lebewesen, auf Fragen der Fremden antwortete sie ungern aber tat es dennoch wenn jemand ihre Hilfe brauchte. Sie kannte ihr Zuhause so gut wie kein anderer. Nach wenigen Augenblicken hatte sie auch schon das Ende erreicht, aus der Entfernung waren die großen Gebäude der Hauptstadt der oberen Welt schon zu erkennen. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in ihr breit. Die Hauptstadt. Alleine war sie noch nie dort gewesen, das letzte Mal war schon über fünf Wochen her und am liebsten hätte sie diesen Tag gänzlich aus ihren Erinnerungen gestrichen, aber ihrer Freundin zur Liebe musste sie ihre Angst der unbekannten Menschen und Monster überwinden. Es war unvorstellbar wie schnell man sich von allem und jedem abkapseln konnte, wenn man es wollte. Und das kleine einsame Häuschen in dem Wald trug nicht gerade dazu bei sich in der Gesellschaft einzugliedern. Wem wollte sie was vor machen? Sie wollte nicht mehr dazu gehören, dass hatte sie vor Jahren aufgegeben. Andererseits tat der soziale Kontakt zu ein paar Leuten gut, zumindest wenn diese so waren wie Frisk. Gedankenverloren lief sie weiter, den Blick nach vorn gerichtet holte sie plötzlich etwas nasses aus ihren Gedanken. Irritiert fixierte sie mit ihren Augen die Spitze ihrer Nase, was ihr nicht wirklich gelang, aber sie konnte den Tropfen Wasser deutlich erkennen. Die nächste Reaktion folgte automatisch, ihr Kopf neigte sich nach oben, skeptisch musterte sie die Wolken am Himmel, die dabei waren den anfänglichen Sonnenschein in eine Mischung aus Grau und Regen zu verwandeln. Schneller als zuvor lief Chaya weiter, als weitere Regentropfen auf ihrem Gesicht sowie dem Stoff ihrer Strickjacke landeten entschied sie sich zu rennen. An den Toren der Stadt angekommen konnte sie sich unter einen kleinen Vorsprung stellen, frustriert musste sie feststellen dass sie doch nasser geworden war als gewollt. Die vereinzelten Stimmen die an ihr vorbei liefen brachten sie dazu die Gestalten zu beobachten, die wie sie, Schutz vor dem drohenden Schauer suchten. Unzufrieden über das unvorhersehbare Einmischen des Wetters lehnte sie sich gegen die kalte Mauer hinter sich, hatte einen Moment zu überlegen wie sie von ihrem Standpunkt am besten zu dem Gebäude kam, in dem Frisk normalerweise ihre Zeit verbrachte. Wie hieß das noch gleich? Ehemalig hatten die Menschen das Gebäude dazu verwendet Versammlungen zu halten um sich abzusprechen, aber seit dem die Unterwelt und ihre Bewohner wieder mit an der Oberfläche lebten hatten sie es zu einem Art 'Regierungsgebäude' umfunktioniert. Dort waren die Menschen und Monster gleich vertreten, durch Repräsentanten, die von der jeweiligen Seite aus gewählt wurden. Wie sich jedoch entschied wer für diese Aufgabe geschaffen war wusste sie nicht. Viel beschäftigte sie sich mit dem Thema ohne hin nicht, solange diese Art von Politik dafür sorgte, dass sie friedlich leben konnte, war es ihr recht. Frisk schien in der ganzen Politiksache auch eine große Rolle zu spielen, immer hin hatte sie es geschafft die Barriere die die Menschen einst erschaffen hatten, zu zerstören und den Monstern ein Leben an der Oberfläche zu ermöglichen. Durch die Beobachtungen in den letzten Jahren schien das Leben für beide Seiten auch wesentlich besser geworden zu sein, trotzdem wollte sie sich nicht ganz auf das Zusammenleben mit Monstern einlassen. Der Regen hatten das gesamten Treiben auf den Straßen zum Stillstand gebracht, er hatte die Stimmen abgelöst und sie durch ein gleichmäßiges ruhiges Plätschern ersetzt. Ein Blick unter dem kleinen Vorsprung in den Himmel zeigte ihr, dass es auch wohl so schnell kein Ende geben würde. Murrend biss sich der Mensch auf die Unterlippe. Wie hieß es so schön? Augen zu und durch? Den Regen ungeachtet lassend setzte sie sich wieder in Bewegung, nach nur wenigen Schritten war ihre Jacke durchnässt und klebte an der Haut, sorgte auch dafür dass das Top, was sie darunter trug, sich langsam vollsog mit Wasser. Schwacher Wind zog durch die Straßen, ließ sie erzittern, ein leises Seufzen verließ die blassen Lippen, sie hob ihre Arme und legte die Hände jeweils an einen Oberarm um sich ein wenig warm zu halten. Schnell erreichte sie das Gebäude, in dem sich hoffentlich ihre Freundin befand und sich ihr ganzer Traum einfach nur als ein lächerlicher Alptraum heraus stellte. Die ersten Stufen nach oben brachten sie ins schwanken, der Boden unter ihren Füßen war durch das ganze Wasser rutschiger als gedacht, sie konnte sich aber gerade so auffangen und wurde schneller, ehe sie an der Eingangstür ankam. Davor musste sie jedoch erst einmal an der Gestalt am Empfang vorbei. Aus Sicherheitsgründen durfte nicht jeder in das Gebäude hinein spazieren. „Entschuldigen sie“, unsicher musterten die brauen Augen die katzenähnliche Gestalt, die in ihrem kleinen Raum – überdacht – im Trockenen saß und sie unbeeindruckt ansah. „I-ich wollte fragen ob Frisk heute hier ist.“ Das Monster vor ihr wandte den Blick wieder auf ihre Pfoten, musterte die Nägel an ihnen und zuckte mit den Schultern. „Kindchen, wieso sollte ich dir das verraten?“, der schnippische Unterton ließ das Mädchen zusammen zucken, sie rollte die Augen. „Bitte, ich müsste dringend mit ihr Sprechen.“ „Du verstehst es nicht oder? Es ist weder meine Aufgabe jemandem Auskunft über die Anwesenheit der Personen in diesem Gebäude zu geben, genau so wenig ist es meine Aufgabe mich mit Kindern wie dir herum zu ärgern. Hast du eine Erlaubnis um einzutreten?“, der stechende Blick machte Chaya nervös. „N-nein.“ „Dann verschwinde. Sieht ganz schön kalt aus da im Regen zu stehen. Wenn du jemanden hier drin besuchen willst, besorg dir eine Genehmigung oder warte bis die da drin Feierabend machen... aber bei dem Wetter würde ich es sicher nicht vor dem Gebäude tun“, damit beendete das Monster das Gespräch, ließ den Rotschopf ohne eine zufriedenstellende Antwort buchstäblich im Regen stehen. Die Worte des Menschen blieben ihr im Hals stecken, resignierend machte sie jedoch kehrt, lief die Stufen wieder herunter und blieb auf der Vorletzten stehen. Mit einem leisen 'Hmpf' ließ sie sich auf die kalte Steinstufe fallen, winkelte die Beine etwas an und stütze ihren Kopf auf ihre Knie. Sollte sie jetzt wirklich so lange warten, bis am Abend der Dienst der gesamten Belegschaft zu ende war? Wenn sie hier sitzen bleiben würde, würde sie sich den Tod holen und nachdem sich ihr gesundheitlicher Zustand dank Frisk in den letzten Wochen so stark verbessert hätte wäre es eine blöde Idee. Trotzdem konnte sie das unzufriedene und blöde Gefühl was sich in ihr aufstaute nicht ignorieren. Sie schloss ihre Augen, atmete tief durch und versuchte sich eine andere Möglichkeit, wie sie Frisk aufspüren konnte. Dummerweise war sie noch nie bei ihrer Freundin gewesen, immer hatte die Ältere sie besucht und auch sonst kannte sie niemanden ihrer Freunde. Zwar hatte ihr die Brünette etliche Geschichten über ihre ganzen Freunde, vor allem über ihre engsten Freunde, erzählt, aber bis jetzt waren sie noch nicht dazu gekommen diese kennen zu lernen. Ein lautloses Seufzen gab die kleine, zusammengekauerte Gestalt von sich, die Verzweiflung machte sie wütend, nur der Regen der gleichmäßig und kühl auf ihren Kopf und Körper prasselte sorgte dafür dass sie sich nicht komplett auf das Gefühl konzentrieren konnte. Plötzlich stoppte aber der Regen, obwohl sie das Plätschern noch klar und deutlich hören konnte. Irritiert hob Chaya ihren Kopf an, vor ihr konnte sie keinen Grund erkennen warum der Regen einen Bogen um sie machte, leicht neigte sie den Kopf nach rechts, noch immer nichts zu sehen, ihr Blick nach links allerdings ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Ihre Augen erblickten rosafarbene Slippers, gefolgt von weißen Socken, ehe sie an dem knochigen Bein weiter nach oben sah. Es folgte eine schwarze Sporthose, mit weißen Streifen, als der Blick weiter nach oben wanderte kam eine blaue, dick und bequem aussehende Jacke, bis sie an dem Gesicht der unbekannten Gestalt halt machte. Ihr eigenes Gesicht wurde bleich, zunächst setzte ihr Herzschlag aus, ehe es anfing stark und unregelmäßig gegen ihre Brust zu schlagen. Was zur Hölle stand da gerade vor ihr? „Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen“, ein breites Grinsen bildete sich in dem Gesicht des Unbekannten, über die Reaktion der Jüngeren musste er schmunzeln. „W-was...“, überfordert mit der Situation wich sie aus ihrer sitzenden Position etwas nach hinten, sofort rieselten etliche Regentropfen auf sie nieder, etwas überrascht verzog sie das Gesicht und sah den Fremden immer noch unsicher an. Dieser schüttelte leicht den Kopf, kam einen Schritt näher auf sie zu um ihr wieder den Regenschirm über den Kopf halten zu können. Er selbst hatte die Kapuze von seiner Jacke auf, noch immer grinste er. „Sans ist der Name. Und du bist?“ Noch immer waren ihre Gedanken ganz wo anders. Sans, den Namen hatte sie irgendwo schon einmal gehört. Von Frisk, aber in welchem Zusammenhang? „C-Chaya...du... du bist ein Freund von Frisk oder?“, der Klos in ihrem Hals löste sich langsam auf, ihr Blick richtete sich kurz auf den blauen Regenschirm über ihr. „Hm... jup. Bin ich und du auch. Sie hat einiges von dir erzählt. Du bist auf der Suche nach ihr oder?“, verwirrt musterten die braunen Augen die weißen, kleinen Kugeln in die Augenhöhlen des Skeletts ihr gegenüber. „Woher weißt du das?“ Ein leises Lachen verließ den Kleineren, er drehte seinen Kopf zur Seite. „Ich habe euer Gespräch mit angehört. Frisk ist schon seit einigen Tagen hier nicht aufgetaucht.“ Die Worte des Anderen bestärkten ihre Sorgen, sofort richtete sie sich auf, stieß dabei gegen den Schirm, den ihr Gesprächspartner folge dessen fallen ließ. „Oh. E-entschuldige“, gleichzeitig beugten sich die Beiden herunter, Chaya's Hand ergriff zuerst den Griff, das Monster im Augenblick danach und sorgte dafür dass der Mensch stark zusammen zucken musste und sogleich ihre Hand wegzog. „Ich tue dir nichts. Keine Sorge“, seine Worte jagten Hitze in ihr Gesicht, ein schwaches Rot legte sich auf ihre Wangen, nervös biss sie sich auf die Unterlippe, ihre Augen suchten einen anderen Punkt als das Gesicht des Anderen. „Du siehst aus als wäre dir kalt. Wollen wir was trinken gehen? Ich würde gerne mit dir reden“, die Aufforderung brachte das Mädchen in einen Zwiespalt. Sie war nicht gut in Small-Talk, ebenso konnte sie mit Fremden nicht gut sprechen. Vor allem nicht mit einem Monster, selbst wenn dieses vor ihr irgendwo etwas Menschliches hatte. „O-okay“, der Kleinere hielt ihr seinen Schirm hin, das Grinsen noch in seinem Gesicht, als sie ihn annahm, setzte er sich in Bewegung. Sofort folgte ihm der Mensch, erneut stolperte sie beinahe durch die Nässe unter ihren Schuhen, verlor aber zum Glück nicht das Gleichgewicht und lief ihm hinter her. Stille kehrte zwischen ihnen ein, als sie durch die Straßen liefen, der Wind der durch die Gasse ließ Chaya zittern, sie hatte das Gefühl das sie bis auf die Haut durchnässt war. Vielleicht hätte sie sich doch einen besseren Tag für ihre Exkursion aussuchen sollen. „Wir sind gleich da.“ Nach wenigen Minuten, nach dem die Beiden fünf Mal abgebogen waren und in den Tiefen der Stadt waren kamen sie vor einer kleinen Tür zum stehen. Eindringlich betrachteten die braunen Augen das Schild über der Tür, den Namen dieses Lokals hatte sie noch nie gehört oder gelesen. Grillby's. Zuvorkommend öffnete das Skelett die Holztür des kleinen Hauses, zog sie auf und gewährte seiner Begleitung den Vortritt. Zögernd trat sie ein, der Raum den sie betrat war kleiner als gedacht. Im gesamten Lokal standen nur sechs Tische, eine kleine Bar war genau gegenüber der Tür am anderen Ende der Wand, hinter ihr stand ein Wesen, dass sie zweimal begutachten musste, bis sie sich sicher war, dass sie nicht falsch lag. Er bestand komplett aus Feuer? Das Klacken der Tür ließ sie zusammen zucken, kurz drehte sie sich herum, ehe ihr neuer Bekannter an ihr vorbei lief und sie mit einem Augenzwinkern zu sich winkte. Angenehm stellte die Rothaarige fest, das es in dem Raum schön warm war, die leise Musik die aus der Jukebox in den Raum halte machte das Ambiente irgendwie sehr... gemütlich. Zielstrebig lief Sans an einen der Tische, gefolgt von dem Menschen, der ihm gegenüber auf einem Stuhl platz nahm. „Was möchtest du trinken? Ich lad dich ein“, erneut zwinkerte er, brachte die feine Röte auf die blassen Wangen zurück, schüchtern suchte sie einen anderen Punkt den sie anschauen konnte außer die Augen des Anderen. „I-irgendwas warmes wäre gut“, sie hielt ihre Stimme bedeckt, erntete ein leises Kichern seitens des Monsters, ehe er sich von seinem Stuhl erhob und zur Bar herüber ging. In der Zwischenzeit hatte Chaya die Möglichkeit ihre Gedanken zu ordnen, die sich gerade zu einem großen Chaos zusammen rauften. Okay, was war genau in der letzten halben Stunde passiert? Sie hatte es tatsächlich geschafft – alleine – in die Hauptstadt zu gehen, sie war an dem Gebäude indem Frisk eigentlich arbeiten sollte, aber man hat sie nicht rein gelassen. Dann tauchte auf einmal dieses Skelett auf – Sans. Anscheinend schien er einer der Freunde zu sein, von denen sie schon viel gehört hatte. Natürlich war Chaya klar gewesen, dass ihre Freundin mit Monstern befreundet war, aber der war wirklich... außergewöhnlich. Und er schien zu wissen, dass Frisk in den letzten Tagen nicht mehr aufgetaucht war, also schien ihr Traum doch ernster zu sein als erwartet... was wäre, wenn wieder so etwas passieren würde, wie vor drei Jahren? Allein der Gedanke daran, dass sie ganz alleine vor solch einer Situation stand, weil ihr keiner Glauben schenkte. Was wenn Frisk ein ähnliches Schicksal erleiden würde? Komplett in ihren Gedanken verloren legte sie ihre Hände wieder an ihre Oberarme, versuchte durch ein wenig Reibung den Effekt der Wärme im Raum zu verstärken und hoffte, dass ihre Jacke doch trocknen würde. Erst die Tasse, die sich in ihr Blickfeld gesellte und dann die Flasche Ketchup, die auf der anderen Seite des Tisches abgestellt wurde, ließ sie aufblicken. „Du kannst deine Jacke dahinten an den Kamin legen, sie wird sicher trocken bis wir fertig sind“, kurz deutete er in die Richtung, ehe ihm die Augen der Jüngeren folgten. Kurz überlegte sie, ehe sie den Kopf schüttelte. „Es geht schon, danke“, das sie die Strickjacke nicht ausziehen wollte, musste sie ihm ja nicht gleich auf die Nase binden. Obwohl, das konnte sie nicht. Die hatte er ja gar nicht. „Hm, wie du meinst“, mehr als einen Vorschlag machen konnte er nicht. Sans nahm wieder auf dem Sitz gegenüber platz, lehnte sich zurück und schnappte sich die rote Flasche. Faszinierend beobachtete sie nun, wie der Kleinere die Flasche an seinen Mund führte und begann aus ihr zu trinken. Die Vorstellung pur Ketchup zu trinken war komisch, aber so wie es aussah schienen auch Monster komische und seltsame Angewohnheiten zu haben. „Danke übrigens“, ein sanftes Lächeln legte sich auf die Lippen des Rotschopfes, ihre Hände legte sich an die Tasse vor ihr und nahmen das angenehm warme Gefühl auf. „Woher kennst du Frisk?“, mit solch einer simplen Frage hatte sie nicht gerechnet, als sie sich darauf eingelassen hatte mit ihm zu sprechen. „Sie ist plötzlich im Wald aufgetaucht. Es wirkte so als habe sie sich Verlaufen als ich sie gefunden habe, aber sie hatte sich bei einer Suche nur verletzt. Also bat ich ihr Hilfe an. Irgendwie haben wir uns gut verstanden und dann kam sie mich öfters besuchen... es ist zu einer Art Ritual für uns Beide geworden, aber in den letzten zehn Tagen war sie nicht ein einziges Mal da. Ich mache mir Sorgen um sie“, zunächst hatte sie die Flüssigkeit in der gelben Tasse fixiert, ehe sie aufsah um ihrem Gesprächspartner ins Gesicht zu sehen. „Sie hat viel von dir erzählt, Chaya. Leider hatte sie es sich bis jetzt nicht getraut dich zu fragen, ob du uns, ihre Freunde, kennen lernen möchtest. Hast du so viel Angst vor uns?“, die Stimme des Monsters wurde zum Ende seiner Frage kühler, eindringlich schauten die weißen Kugeln in die braunen Augen die ihn ebenfalls musterten. „E-eh... es ist nicht das... ich lebe seit einigen Jahren alleine in den Wäldern vor der Stadt. Ich bin den Umgang mit anderen Menschen oder Monstern nicht mehr gewohnt... es fällt mir schwer mit ihnen zu reden, sie lange anzusehen oder gar eine Bindung aufzubauen“, der intensive Blick ließ sie erzittern, wieder suchte sie sich einen alternativen Punkt den sie betrachten konnte, außer das Gesicht des Skeletts. „I-ich bin mir sicher, Freunde von Frisk sind – egal was sie sind – gute Wesen.“ Ein Kichern drang an ihre Ohren, sprachlos blickte die Augen doch wieder in das Gesicht des Älteren, der die Flasche mit einer gezielten Bewegung wieder auf den Tisch stellte. „Sie hat nicht gelogen als sie sagte, ihre Freundin sei ein wenig schüchtern. Ich will dir etwas verraten. Als jemand mir von ihren Kollegen erzählte, dass sie seit über einer Woche nicht mehr da war, habe ich mich gefragt, ob sie bei dir ist. In der letzten Zeit hat sie so viel von dir erzählt, ich hätte damit gerechnet das sie eine Art Auszeit bräuchte“, er machte eine kurze Pause, beugte sich nach vorne um seine Ellenbogen auf dem Tisch abzustützen. „Aber das wäre nicht ihre Art. Zu verschwinden ohne jemandem etwas zu sagen... aber ich sehe dir an, dass du dir nicht nur aus dem Grund Sorgen machst, weil sie dich nicht mehr besucht hat“, er kam näher, sorgte dafür dass Chaya selbst in ihrem Stuhl ein Schritt zurück sackte. Das Grinsen in seinem Gesicht wurde schief, ihre Reaktion bestätigte seine Vermutung noch mehr. „Wirst du es mir sagen? Du bist sicher nicht den ganzen Weg in die Stadt gekommen, hast dich bis auf die Knochen voll regnen lassen um dann mit leeren Händen nach Hause zu gehen oder?“ Nervös biss sich das Mädchen auf die Unterlippe, sie setzte sich bequemer hin und zog die Tasse an ihren Mund, nahm einen Schluck ehe sie ihren Blick in dem Heißgetränk vertiefte. „Heute Nacht hatte ich einen Traum. Frisk hat mich um Hilfe gebeten“, sie wagte es nicht aufzublicken, niemand hatte je ihre Träume ernst genommen. Nicht einmal ihre eigenen Eltern. „Ich bin mir sicher, ihr wird etwas schlimmes passieren, wenn ich ihr nicht helfen... aber wo soll ich sie suchen, wenn ich mich nicht einmal in der Welt auskenne, in der sie jeden Tag umher spaziert? Ich komme mir so nutzlos vor und dabei hat Frisk so viel für mich getan“, diese unangenehme Tatsache traf sie härter als erwartet. Es stimmte. Frisk hatte so unendlich viel für sie getan und sie war nicht einmal in der Lage ihr zu Helfen, weil sie seit Jahren ein isoliertes Leben alleine führte und sich um niemanden außer sich gekümmert hatte. Erst als sie den irgendwie besorgten Blick ihres Gegenübers bemerkte spürte sie das Wasser, dass an ihren Wangen herunter lief. Irritiert wanderte ihre rechte Hand an ihre Wange, mit den Fingerspitzen fühlte sie die Tränen, die sich ihren Weg über die helle Haut suchten. „I-ich...e-es tut mir leid“, schnell drehte sie den Kopf zur Seite, wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und atmete tief durch. „Hm, ich wusste es war eine gute Idee dich einzuladen. Weißt du, ich würde nie jemandem sagen, dass etwas was man in seinen Träumen sieht, Unsinn sei. Genau wie du möchte ich Frisk finden und ich kenne mich hier überall aus. Wollen wir sie zusammen suchen?“, für einen Augenblick dachte sich das Mädchen sie habe ihn missverstanden, aber als sie das breite Grinsen und den sanften Ausdruck sah, war ihr klar, das er es ernst meinte. Ein schwaches Nicken war ihre Antwort, mehr Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln und machten sich auf eine kleine Reise. „Danke.“ ~TBC~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)