Bloß nicht Slytherin! von SeKaYa (Löwen in der Schlangengrube) ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Malfoy blieb die Nacht über im Krankenflügel – nur um sicher zu gehen – und er nutzte es aus, dass er verletzt war, denn er ließ auch die ersten Stunden sausen. Harry wusste spätestens, als er in Verwandlung schließlich auftauchte, dass er aus einer Mücke einen Elefanten machte. Als McGonagall sie anwies, eine eigentlich simple Verwandlung durchzuführen, drückte Malfoy sich davor. Da der Hippogreif seine Zauberstabhand verletzt hatte, war es ihm scheinbar unmöglich, einen Zauber richtig auszuführen.   McGonagall war nicht besonders beeindruckt. "Ich verstehe", sagte sie, auch wenn ihr Blick deutlich sagte, dass sie nichts von Malfoys Ausrede hielt. "Warum versuchen Sie nicht, ob Sie es mit Ihrer anderen Hand schaffen? Wenn das Ergebnis gut ausfällt, werde ich es bewerten, ansonsten wird diese Stunde nicht in Ihre Bewertung eingehen."   Malfoy zögerte sichtlich, willigte aber ein. Etwas anderes blieb ihm kaum übrig. Harry grinste in sich hinein. McGonagall war Malfoy einfach über. Tatsache war, dass Malfoys Arm vermutlich bereits wieder geheilt war, oder Madam Pomfrey hätte ihn nicht in den Unterricht geschickt. Zudem konnte Harry sich nicht vorstellen, dass sie die Lehrer nicht darüber informieren würde, wenn Malfoy nicht an praktischen Übungen teilnehmen konnte. Am Ende war es nur Malfoy, der die Situation ausnutzte, und nichts anderes.   "Ich bin mal gespannt, wie er sich später gibt", murmelte Ron mit einem finsteren Blick auf den Blonden. "Ich glaube nicht, dass er im Gemeinschaftsraum – oder vielmehr noch im Schlafsaal – noch immer den Kranken spielt."   Hermine nickte düster. "Er macht das nur, um Hagrid eins auszuwischen. Wenn Malfoy weiter den Invaliden mimt, dann wirkt das so, als wäre die Verletzung wirklich schwerwiegend. Und Hagrid bekommt Ärger, weil er seine Aufsichtspflicht verletzt hat."   Harry seufzte. "Was können wir tun? McGonagall wird Beweise verlangen, außerdem ist Snape jetzt unser Hauslehrer. Snape wird nichts tun, denn Malfoy ist ein Slytherin und obendrein scheinbar sein Lieblingsschüler."   "Wir müssten Malfoy vor der ganzen Schule dazu bringen, seinen Arm aus der Schlinge zu ziehen", sagte Hermine, bereits halb in Gedanken.   Die Idee an sich war gut, nur wie sollten sie das anstellen? Malfoy würde genau das verhindern wollen, wenn er seine Scharade weiter spielen wollte. Harry fielen nur drastische Maßnahmen ein, aber jede einzelne war eine, die unweigerlich einen Lehrer – allen voran Snape – auf den Plan rufen würde. Abgesehen davon, dass Malfoy damit rechnen würde. Es war eine verdammte Zwickmühle.   "Ein Duell?", schlug Ron vor, auch wenn er nicht überzeugt klang.   Hermine sah ihn schräg an. "Ernsthaft, Ron? Du denkst, die Lehrer würden das zulassen? Zudem ein Duell erfordert, dass Malfoy zustimmt, und es würde kein gutes Licht auf uns werfen, wenn wir einen angeblich Verletzten zu einem Duell herausfordern."   Harry raufte sich die Haare. "Wenn wir ihn angreifen, sind wir die Dummen. Wenn wir irgendetwas sagen, sind wir die Dummen. Wenn wir nichts tun, sind wir am Ende auch die Dummen."   "So klingt das unlösbar", murmelte Neville, der sich zum ersten Mal zu der Sache meldete. Er biss sich auf die Lippen. "Was, wenn nicht er das Ziel ist, sondern seine Umgebung?"   Harry, Ron und Hermine sahen ihn verwirrt an. Es klang so gar nicht nach Neville. Harry hatte keine Ahnung, was genau Neville gerade vorschlug, aber es klang irgendwie sehr … hinterhältig. Sehr Slytherin. Und das war gruselig. Offensichtlich bekam Neville der Aufenthalt in Slytherin nicht.   "Was meinst du?", fragte Hermine. "Er ist das Ziel."   "Ja, schon, aber damit rechnet er. Wenn jetzt aber Nott das Ziel wäre –"   "Okay", unterbrach Ron Neville mit einem Kopfschütteln, "ich weiß, was los ist. Es ist wegen dieser beknackten Pflanze, stimmt's? Weil Nott behauptet hat, dass du mit Pflanzen nicht umgehen könntest, obwohl du gut in Kräuterkunde bist."   Das klang sogar möglich. Harry musterte Neville von oben bis unten. Konnte es sein, dass Neville die Situation ausnutzen wollte? Sicher, keiner von ihnen war ein Fan von Nott, aber das machte ihn nicht zu einem Ersatzziel für Malfoy. Zudem es ihnen nicht helfen würde, Malfoy zu entlarven, wenn sie Nott angriffen. Vielleicht hatte Ron Recht. Neville war nicht der Typ für Alleingänge, aber wenn er ihre Unterstützung hätte … so oder so, das brachte sie nicht mit Malfoy weiter.   "Ich glaube nicht, dass Nott uns da weiterhilft, egal, ob es wegen der Pflanze ist oder nicht. Es bleibt bei Malfoy", sagte Harry mit einem leisen Seufzen und wandte sich an Ron und Hermine. "Es muss einen Weg geben. Denkt noch mal nach – wofür könnte Malfoy seinen Arm brauchen?"   Neville sah beleidigt drein, aber Harry ignorierte ihn. Sie hatten wirklich dringlichere Probleme als Nevilles Rache wegen einer Topfpflanze. Überhaupt, das ließ Nott fast schon normal wirken, wenn es noch andere Leute gab, die genauso besessen von der Pflanze waren.   "Schreiben?", schlug Hermine vor. "Nun … ja, er braucht den Arm dafür, aber … er lässt es andere machen. Vergesst es."   Harry seufzte und sah hoffnungsvoll zu Ron. "Fällt dir was ein?"   "Quidditch?" Ron wurde rot. "Sorry, aber … das ist das einzige, was mir grad einfällt."   "Nein, das stimmt!" Harry klatschte in die Hände. "Er kann so kein Quidditch spielen! Das heißt, Slytherin muss einen Ersatzspieler haben oder zumindest ausbilden."   Hermine sah skeptisch drein. "Das erste Spiel ist erst Anfang November. Das sind zwei Monate. Und selbst wenn er noch nicht wieder fit wäre … da ist immer noch Professor Snape."   Das dämmte Harrys Enthusiasmus. Er traute es Malfoy zwar zu, dass er seine Farce zwei Monate aufrecht hielt, aber Snape würde Malfoy nicht aus dem Team werfen. Er würde sich irgendetwas ausdenken, um Slytherin einen Vorteil zu verschaffen. Genauso wie letztes Jahr. Und trotzdem … bisher war es ihre einzige Chance, Malfoy zu entlarven.   Das einzige, was fehlte, war ein Plan, um sich diese Chance zu Nutze zu machen. Harry sah erneut zu Hermine. Normalerweise war sie diejenige, die einen Plan auf Lager hatte. Leider schien auch Hermine nichts einzufallen. Da waren sie soweit, dass sie eine Idee hatten, aber keinem von ihnen fiel ein, wie sie es umsetzen könnten. Malfoy war im Quidditchteam, berechtigt oder nicht, und die Auswahlspiele sollten diesen Monat stattfinden, wenn die Slytherins einen ähnlichen Terminplan wie die Gryffindors hatten. Das bedeutete, dass sie schnell handeln mussten.   Wobei, apropos Quidditch. "Ich muss mal mit Oliver sprechen." Die anderen sahen Harry verwirrt an. "Wegen Quidditch – ich brauche die Termine. Und ... wenn ich schon dabei bin, kann Oliver mir vielleicht auch was zu den Terminen der Slytherins sagen."   Das letzte war mehr eine fadenscheinige Ausrede, denn eigentlich ging es Harry wirklich nur darum, herauszufinden, wann Gryffindor trainierte. Aber je länger er darüber nachdachte, desto genialer fand er seinen Einfall. Oliver würde bestimmt wissen, wann die anderen Teams das Feld gebucht hatten. So würden sie an die Informationen kommen, ohne Madam Hooch zu fragen und ihren Plan zu verraten – oder es aus den Slytherins herauskitzeln zu müssen.   ~*~*~   Das Gespräch mit Oliver war weniger hilfreich als Harry gehofft hatte. Er wusste nun zwar, wann das Gryffindorteam trainierte, aber es half nicht mit Malfoy. Scheinbar gab es eine ungeschriebene Regel, die verhindern sollte, dass die Gryffindors und Slytherins sich gegenseitig ausspionierten. Oder vielleicht war es auch nur ein Missverständnis und Oliver wollte Madam Hooch nicht fragen, um nicht den Anschein zu erwecken, dass er spionieren wollte. Jedenfalls hatte Oliver keine Ahnung, wann genau die Slytherins trainierten. Harry seufzte und kehrte in den Slytherin-Gemeinschaftsraum zurück.   Ron und Hermine saßen in einer Ecke, möglichst abseits der Slytherins, aber von Neville war keine Spur.   "Wo ist Neville?", fragte Harry und gesellte sich zu ihnen. "Ich dachte, er wäre bei euch …?"   "Er ist im Schlafsaal", murmelte Ron düster.   Vielleicht war er beleidigt? Ron hatte ihn abgewürgt und Harry hatte auch nicht gerade die freundlichste Reaktion auf Nevilles Vorschlag gezeigt. Harry bereute es ein wenig, aber Nott hatte wirklich nichts mit ihrem Plan zu tun. Es würde alles nur komplizierter machen als notwendig, und das auch noch sinnlos.   "Er streitet sich mit Nott", fuhr Ron fort und schüttelte den Kopf. "Wegen … Gary."   Also hatten sie doch recht gehabt. "Nur Neville kann sich wegen einer Topfpflanze aufregen." Harry schüttelte den Kopf.   "Von dem, was ich mitbekommen habe, ging es nicht um die Pflanze per se", sagte Hermine. "Eher … ihre Pflege. Ich glaube, Nott ist mindestens genauso ein Kräuterkunde-Typ wie Neville, so seltsam das auch wirkt. Ihre Diskussion war … hitzig, bevor sie sie in den Schlafsaal verlegt haben."   Harry hatte kein großes Interesse an Pflanzen. Vor allem, wenn er daran dachte, dass die meisten Dinge in Kräuterkunde auch nicht so harmlos waren, wie man es von Pflanzen erwartete. Hoffentlich war die Topfpflanze von Nott nicht so etwas wie eine fleischfressende Teufelsschlinge, nur getarnt. Aber das war Nott – und eine harmlose Pflanze schien nicht zu einem Slytherin zu passen. Andererseits ... Nott wollte nicht, dass die Gryffindors in die Nähe von Gary kamen, was dem Gedanken einer Pflanze als Waffe widersprach. Harry rieb sich den Kopf. Wer verstand schon die wirren Gedanken eines irren Slytherins?   "Vielleicht lenkt es die Slytherins ab", beschloss Harry. "Dann können wir in Ruhe einen Plan wegen Malfoy schmieden."   Hermine warf ihm einen zweifelnden Blick zu. "Aber wir wissen nicht, wann das Team trainiert, und anders kommen wir nicht weiter."   Harry hatte versucht, diese Tatsache zu verdrängen. Auch wenn Quidditch bisher ihre beste Spur war, um Malfoy beizukommen. Man sollte meinen, dass ihre Probleme irgendwann einmal gelöst wurden, statt immer mehr zu werden.   "Es muss doch eine Möglichkeit geben, das rauszubekommen." Harry fuhr sich entnervt durch die Haare.   Ron zuckte die Schultern. "Wenn du's dir so überlegst, das sind Slytherins. Wir würden schon keinem Slytherin unsere Trainingszeiten auf die Nase binden – und die sind tausendmal schlimmer."   Hermine sah sich im Gemeinschaftsraum um, auf ihrer Lippe kauend. Harry lehnte sich in seinem Sitz zurück und überlegte. Ron hatte natürlich Recht, aber sie waren in Slytherin. Sie sollten doch irgendeine Möglichkeit haben. Sie saßen hier doch direkt an der Quelle, wenn nicht hier, wo sonst sollte die Information herkommen? Aber sie konnten auch nicht einfach hingehen und fragen –   "Hermine?" Harry sah verwirrt zu, wie sie aufstand und den Gemeinschaftsraum durchquerte.   Ron runzelte die Stirn. "Was hat sie vor?"   "Hoffentlich nicht, mit der Tür ins Haus zu fallen", murmelte Harry. Er hatte gerade erst darüber nachgedacht, dass sie nicht den direkten Weg wählen konnten, und Hermine war eigentlich diejenige, die nichts ohne einen Plan tat.   Es sah nicht so aus. Sie steuerte keine Gruppe von Slytherins an, auch wenn ein paar von ihnen ihr seltsame Blicke zuwarfen. Hermine ließ sich aber nicht beirren. Und als Harry sah, welches Ziel sie hatte, fragte er sich, ob sie einfach nur genial war oder ob er selbst einfach nur ein Idiot war. Er wechselte einen Blick mit Ron, während Hermine das Schwarze Brett studierte. Es war ... logisch. Es war ... simpel. Und genau deswegen hatte Harry nicht einmal daran gedacht, dass die Lösung so einfach sein könnte. Lannister hatte das Schwarze Brett zuvor schon erwähnt – wenn auch in anderem Zusammenhang. Aber die Existenz eines Schwarzen Bretts wies darauf hin, dass dort alle nennenswerten Informationen zu finden waren.   "Das wäre zu einfach", sagte Ron. "Wirklich. Wenn das die Lösung ist ..."   "Nur die Lösung zu einem Teil unseres Problems", bemerkte Harry finster. "Bei unserem Glück kriegen wir den Termin raus und stellen fest, dass wir damit nicht weiterkommen."   Aber eigentlich war Harry nur sauer, weil sie sich den Kopf zerbrochen hatten, nur um auf diese Lösung zu kommen. Entsprechend gemischter Gefühle war er auch, als Hermine erfolgreich zurückkam und ihnen den geplanten Termin für die Auswahlspiele für Slytherin nannte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)