An deiner Seite von kateling ================================================================================ Kapitel 19: Kapitel 18: ----------------------- So hier geht es weiter, mal aus einer komplett anderen Sicht ;) Lasst mir doch eure Meinung da und viel Spaß beim Lesen. lg kateling Kapitel 18: Dannys Sicht: Ich räume gerade meinen Schreibtisch auf, als mein Telefon klingelt. Mit zusammengekniffenen Augen starre ich das schwarze Teil an. Ich habe Feierabend. Wer auch immer das ist kann bis Montag warten. Also ignoriere ich das nerv tötende Klingeln und fahre den Computer herunter. Doch wer auch immer etwas von mir will ist ziemlich hartnäckig. Kaum ist der Anruf auf den AB weitergeleitet worden fängt das Telefon von neuem zu klingeln an. Eigentlich bin ich ja schon raus aus dem Büro… Zumindest stehe ich an der Tür. Aber ein seltsames Gefühl lässt mich zurück zum Schreibtisch gehen und den Hörer abnehmen. „Dänel Inc. Grafikabteilung Daniel…“ Weiter komme ich nicht. „Danny! Gut, dass ich sie noch erwische… Ich dachte schon ich müsse ihren Vater…“ Ich brauche einen Moment bis ich die Stimme erkannt habe. „Frau Dreher?!“ unterbreche ich die Sekretärin/ Assistentin meines Bruders. „JA. Sie müssen vorbeikommen, bitte. Ich weiß nicht was ich tun soll!“ Die sonst so ruhige Frau überschlägt sich beinahe vor Aufregung. Das letzte Mal, dass sie mich so angerufen hat, da hatte Raphael die endgültige Diagnose erhalten und danach sein halbes Büro verwüstet. „Erzählen Sie mir was passiert ist!“ verlange ich ruhig aber innerlich total aufgewühlt. So kontrolliert und desinteressiert wie Raphael oft wirkt ist er gar nicht. Er ist nur ein verflucht guter Schauspieler. Und leider merke ich meistens erst, dass etwas nicht stimmt, wenn es zu spät ist. „Nach der Pressekonferenz hat er sich in seinem Büro eingeschlossen. Er reagiert weder auf Klopfen noch Anrufe. Und es ist absolut still.“ Ich kneife die Augen zusammen. Das ist jetzt nichts so Außergewöhnliches… „Herr Bräuer hat zwei Termine einfach ausfallen lassen und heute Morgen hat er gesagt, dass er um halb sieben Feierabend macht!“ Ein Blick auf meine Uhr. Fünf vor Sieben. Okay, das ist wirklich ungewöhnlich. Raphael lässt nie einfach so einen Termin ausfallen. Und wenn es wirklich einmal vorkommt, dass er sagt wann er Feierabend macht, dann ist er auch pünktlich weg. Ich sollte vielleicht mal vorbeifahren… das kann nur gründlich in die Hose gehen. Mein Bruder reagiert nicht immer gut, wenn ich in seine Privatsphäre eindringe. Oder irgendjemand anderes. Ach scheiß drauf! Raphael ist mein Bruder, natürlich werde ich vorbeifahren. „Ich bin in zehn Minuten da!“ Und schon bin ich auf dem Weg zu meinem Auto. Eine viertel Stunde später klopfe ich an Raphaels Bürotür. „Raph, mach die Tür auf!“ Keine Reaktion. Ich wechsle einen Blick mit Frau Dreher. „Raphael! Entweder du machst jetzt die Tür auf oder ich tret sie ein.“ Es dauert einen Moment, dann höre ich das Klicken des Schlosses. Langsam schwingt die Tür auf. „Das ist eine Sicherheitstür. Die kannst du nicht eintreten!“ nuschelt Raphael mir entgegen. Mit offenem Mund starre ich ihn an. Was zum Teufel ist denn mit dem los? Seine Haare stehen in alle Richtungen ab. Sein Hemd hängt halb aus der Hose. Aber das schlimmste sind seine Augen. Trüb verhangen und voller Schmerz. Etwas unsicher auf den Beinen dreht er sich um und tappt zu der Sitzgruppe hinüber. Zögernd folge ich meinem großen Bruder. Schwerfällig lässt er sich auf den Boden fallen, mit dem Rücken zur Couch. „Warum funktioniert das eigentlich nie bei mir? Kannst du mir das mal erklären?“ Ich gehe neben ihm in die Hocke. „Raphael, wovon redest du?“ Ich versuche ihn zu verstehen. „Raphael hält mir sein Handy hin. Mit großen Augen starre ich auf das Foto. Mila und Raphael am Strand. Das war im Urlaub… Sind die beiden schon so lange…? „Habt ihr Schluss gemacht?“ frage ich vorsichtig. Raphael greift nach der Flasche auf dem Tisch vor uns. ich sehe ihn entsetzt an. Hochprozentiges? Das verträgt er doch gar nicht. „Noch nicht!“ murmelt er und nimmt einen Schluck bevor ich ihm die Flasche abnehmen kann. Verdammt die ist ja halb leer. „Raphael sag mal spinnst du? Woher hast du das Zeug überhaupt?“ In den letzten zwei Jahren hat er meines Wissens nach nicht einmal Bier angerührt, geschweige denn 43%igen Whiskey. „Geschäftspartner stehen da drauf!“ War ja klar. Diese seltsamen Geschäftspraktiken habe ich noch nie verstanden. Deswegen ist auch Raphael der mit der eigenen Firma und nicht ich. „Und was heißt ihr habt `noch nicht´ Schluss gemacht?“ harke ich nach. „Weil kein Weg daran vorbei führt. Ich bin nicht der Mann für eine Beziehung.“ Das ist doch überhaupt nicht wahr! Bevor ich allerdings etwas sagen kann… „Ich hatte eine beschissene Kindheit… Vertrauen ist mir ein Fremdwort. Ich kann Mila ja nicht einmal von den letzten zwei Jahren erzählen. Sie gibt sich solche Mühe… und ich kann ihr nichts zurückgeben… und jetzt wo die Presse von uns weiß… Mila wird viel aufgeben müssen und das will ich nicht. Das bin ich nicht wert!“ Er vergräbt das Gesicht in seinen Armen. „Ich bin das egoistische Arschloch in dieser Beziehung. Sie tut mir gut. Aber ich ziehe sie nur mit hinunter. Ruiniere ihr Leben!“ Entsetzt sehe ich ihn an. Raphael macht sich selbst nieder. Warum? Jede Frau die ich kenne würde ihn mit offenen Armen nehmen. „Raphael, das ist doch nicht wahr. Du bist…“ „Reich? Gutaussehend? Ein Promi?“ unterbricht er mich hart. „Weißt du DAS sind die Gründe warum Frauen mit mir ausgehen! Die würden sofort die Beine in die Hand nehmen wenn sie mich kennen würden.“ Seine hellen Augen versuchen mich zu fixieren. Wie viel hat er getrunken? „Wenn sie von meiner Berührungsangst und den Panikattacken wüssten. Wenn sie meine Ernährungsliste sehen würden. Wenn sie meine Narben kennen würden, meine Art und…“ Er muss aufhören sich selbst zu zerfleischen. „Sag mir ins Gesicht, dass Mila nichts von den Panickattacken und der Berührungsangst weiß! Ihr habt doch sicherlich schon miteinander geschlafen?!“ Er weicht meinem Blick aus. „Sie weiß nicht warum!“ Ich fahre mir durchs Haar. „Das weiß ich auch nicht! Und glaub mir! Mila ist die Art Frau, die auf eine Antwort warten kann, bis du dazu bereit bist. Das gilt auch für das andere.“ Raphael zuckt zusammen. „Hör mir zu Bruder! So glücklich wie auf diesem Foto habe ich dich noch nie gesehen. Wirf es nicht einfach weg bevor du es nicht ernsthaft versucht hast!“ versuche ich ihm eindringlich klar zu machen. „Ich will sie nicht verletzen!“ Auf einmal wirkt er so jung. „Aber du kannst ihr die Entscheidung auch nicht einfach abnehmen!“ erwidere ich. Darauf sitzen wir lange schweigend nebeneinander. Plötzlich versucht Raphael schwankend auf die Beine zu kommen. „Wo willst du hin?“ Ich bekomme ihn am Hosenbund zu greifen. Rapple mich selbst schnell auf. „Zu Mila!“ „So?“ Vielsagend mustere ich ihn. Raphael ist derangiert und wirkt vollkommen erledigt auf mich. „Wir sind für halb acht verabredet.“ Nuschelt er und greift nach seiner Jacke. Halb acht ist bereits vorbei. „Raphael du bist betrunken!“ Seine hellblauen Augen fixieren mich eindringlich. „Gut so! Dann schaff ich es vielleicht endlich ihr alles zu erzählen!“ Damit macht er sich auf den Weg zur Tür und den Flur hinunter. Frau Dreher sieht ihm entsetzt nach. „Könnten Sie vielleicht noch etwas Ordnung machen? Ich fahre ihn nach Hause.“ Sie nickt nur sprachlos. Schnell laufe ich Raphael nach. Er ist schon fast am Aufzug als ich ihn einhole. In der Tiefgarage steuert Raphael zielstrebig meinen Wagen an. Gott sei Dank auf der Beifahrerseite. Mit der Hand auf dem Türgriff sieht er mich an. „Fährst du mich zu Mila?“ fragt er verwaschen. Ich zögere einen Moment und nicke dann. Wenn ich nein sage findet Raphael einen anderen Weg. Und so wie er momentan drauf ist kann ich ihn nicht auf die Welt loslassen. Ich schließe den Wagen auf und setze mich ans Steuer. Raphael zögert noch. „Jetzt komm schon, Raph! Ich fahr dich ja zu Mila! Aber dazu musst du einsteigen!“ Ich habe mich rüber gelehnt und die Beifahrertür geöffnet. Raphael steigt ein. Die Fahrt über starrt er schweigend auf seine Hände. Ich mustere ihn immer wieder. Um ehrlich zu sein hätte man mir noch vor vier Wochen gesagt, dass meinem Bruder eine Frau dermaßen an die Nieren gehen kann hätte ich gelacht… Raphael war nie – und ist es eigentlich noch immer nicht – der Typ, der eine ernsthafte Beziehung führen würde. Dazu steht er sich ja selbst viel zu sehr im Weg wie man ja sieht. Er ist betrunken… Was zum Teufel mache ich hier eigentlich. Raphael gehört nach Hause ins Bett, damit er seinen Rausch ausschläft! „Raph… Eine Frage…“ Ich kneife die Augenbrauen zusammen und sehe starr nach vorne. „Wie viel hast du getrunken?“ Es ist so ein plötzlicher Gedanke. „Zwei, drei Schluck!“ murmelt mein lieber Bruder. Nur irgendwie kann ich das nicht glauben. Nicht so wie er sich benimmt. Obwohl es erklären würde, warum er nur angeheitert ist. Hätte er mehr getrunken, müsste er sich jetzt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit übergeben. „Du bist einfach nichts gewöhnt!“ seufze ich leise und kann mir doch ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich darf ja eigentlich auch nicht!“ So schnell ist mein Grinsen auch wieder verflogen. Das ist auch wieder wahr. Bis vor zwei Jahren waren wir hin und wieder zusammen feiern und da hat er mich regelmäßig unter den Tisch getrunken. „Es ist ja so… Ich bin zwar angetrunken, aber ich stehe noch auf meinen eigenen Beinen. Chili knockt mich schneller aus!“ Mit großen Augen starre ich ihn an. War das ein Witz? Von Raphael? Meinem kontrollierten, sonst so humorlosen Bruder? „Jetzt schau nicht so Daniel! Ich kann noch klar denken. Die Gedanken schaffen es halt ausnahmsweise auch durch meinen Mund!“ Jetzt kann ich nicht mehr. Prustend lenke ich den Wagen an den Fahrbahnrand, blicke zu Raph. Seine blonden Haare sind verwuschelt, die obersten Knöpfe seines Hemdes geöffnet und das leichte Grinsen auf seinen Lippen bringt seine Augen zum Leuchten. „Vielleicht sollte ich dir öfter mal ein Glas Alkohol geben?!“ Doch Raphael verzieht darauf gequält das Gesicht und schüttelt den Kopf. „Bitte nicht. In ein paar Stunden bereue ich es, weil mein Magen da nicht mitmacht!“ Schützend legt er beide Hände auf seinen Bauch. „Warum hast du es dann getan?“ frage ich vorsichtig. Immerhin scheinen ihm die Konsequenzen ja bewusst zu sein. „Manchmal brauch auch ich so etwas!“ nuschelt er und ich weiß was er damit meint und im Leben nicht aussprechen würde. „Verstehe ich…“ Ich atme tief durch und ordne mich wieder in den Verkehr ein. „Aber lass es nicht zur Gewohnheit werden. Kläre das mit Mila!“ Raphael fährt sich mit der Hand durchs Haar. „Jetzt sind wir wieder beim Anfang unseres Gesprächs!“ „…und bei dem Grund für das Ganze.“ Damit parke ich den Wagen vor Milas Haus. Raphael zögert. „Na los. Ich komme noch mit rein, damit du nicht auf falsche Gedanken kommst.“ Ich steige aus und warte eigentlich auf Widerworte von Raphael, doch… „Danke Danny!“ Ich schlucke schwer und starre auf seinen Rücken, als er vor geht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)