An deiner Seite von kateling ================================================================================ Kapitel 15: Kapitel 14 ---------------------- Kapitel 14: „Was vielleicht daran liegt, dass du zu viel Mist redest! Was macht ihr hier?“ Überrascht sehen Danny und ich auf. Raphael steht in der Bürotür. Ich mustere ihn erst einmal. Immerhin habe ich ihn seit einer Woche und fünf Tagen nicht gesehen. Schon irgendwie traurig. Heute trägt er ausnahmsweise keinen Anzug, sondern graue Jeans und einen schwarzen Rollkragenpullover. Der macht ihn extrem blass. Sowieso wirkt Raphael erschöpft. Er hat dunkle Ringe unter den Augen und sein Haar sieht aus, als wäre er sich schon mehrfach hindurch gefahren. „Dich besuchen, da du ansonsten ja keine Zeit hast. Nicht mal für Mila!“ sagt Danny etwas anklagend. Raphael zuckt zusammen. Er tut mir etwas leid. Auch wenn Danny recht hat muss er ihn doch nicht so harsch angehen. „Wie wäre es wenn ich uns eine Kanne Tee oder wenn’s sein muss auch Kaffee besorge und wir reden ihn Ruhe?“ Raphael sieht eh schon total fertig aus. Da muss sein Bruder nicht noch einen darauf setzen. Irgendetwas scheint ihn zu bedrücken. „Ich habe in zwanzig Minuten meinen nächsten Termin…“ wehrt Raphael ab. „Zwanzig Minuten reichen für eine Pause!“ erkläre ich sanft und stehe auf. „Ich muss den Überblick…“ Sein flüchtiger Blick zum Schreibtisch sagt alles. „Ich sortier dir alles, wenn es dir hilft. Dann kannst du dich jetzt für einen Moment auf die Couch setzen und mit uns Tee trinken.“ Ich lege meine Hand auf seinen Arm. „Das kann ich nicht von dir verlangen!“ Deutlich sehe ich das Zögern in seinen hellen Augen. „Ich biete es dir freiwillig an, also?“ Statt einer Antwort beugt er sich über seinen Schreibtisch und drückt auf den Kopf für die Gegensprechanlage. „Frau Dreher bringen sie bitte eine Kanne Tee und drei Tassen!“ Dann sieht er mich an, zieht mich kurzerhand in seine Arme. „Hallo Mila.“ Flüchtig küsst er mich auf die Lippen und sieht dann zu seinem Bruder. „Also Danny warum bist du hier?“ Also wirklich. Will er jetzt hier im stehen reden? Sanft schiebe ich Raphael Richtung Couch und drücke ihn auf die Polster. Danny setzt sich uns gegenüber und lehnt sich etwas nach vorne. „Irgendetwas stimmt mir dir nicht! Du hast dich seit über fünf Wochen nicht gemeldet!“ Raphael senkt den Blick auf seine Hände. „Es ist viel passiert!“ murmelt er. „Ja. Unteranderem hast du eine Freundin. Aber das meine ich nicht! Was raubt dir den Schlaf?“ Raphael spannt sich neben mir an. „Die Akte liegt ziemlich oben auf dem Schreibtisch. Und ein paar Fotos.“ Resigniert trifft es ganz gut. Danny zögert, sieht seinen Bruder forschend an, dann steht er auf. Ich versuche Raphaels Blick zu fangen. Vergeblich. „Warum sagst du nicht, dass dich etwas belastet?“ Er zuckt nur mit den Schultern. Ich streiche ihm übers Knie. „Die Polizeiakte?“ Mein Kopf ruckt hoch. „Ja!“ Mein Blick fliegt zwischen den beiden Brüdern hin und her. Danny hat die Stirn gerunzelt und blättert durch die Papiere. „Raphael… ich kenne den Fall… Der ist schon über zehn Jahre alt! Es ging damals ziemlich durch die Medien… Es gab keine aussagekräftigen Beweise und er ist auf Eis gelegt worden!“ „Sie haben ihn wegen neuen Beweisen wieder aufgerollt!“ Raphael atmet zittrig durch. „Gut, aber was hat das mir dir zu tun?“ Danny kommt wieder zu uns herüber. „Sie wollen mich als Zeugen.“ Raphaels Hände beginnen zu zittern. „Die Erinnerungen an damals kommen wieder hoch…“ Er vergräbt den Kopf in seinen Armen. Ich schlinge meine Arme um seine Schultern. „Was ist damals passiert?“ Ich habe Angst davor was er möglicherweise erzählen wird. Was hat er bloß erlebt? Seine Atmung geht immer schneller. „Ich weiß es nicht. Es…“ Frau Drehers Eintreten unterbricht ihn. sie stellt den Tee vor uns ab. „Kann ich sonst noch irgendetwas für sie tun?“ Ich schüttle nur den Kopf. Völlig auf Raphael konzentriert. „Trink!“ Danny hält seinem Bruder eine Tasse hin, die dieser nur zögernd entgegen nimmt. „Der Tote… Er war mein Lehrer. Irgendwie wollte er die ganze Welt retten. Er kam zu uns nach Hause, wollte über irgendetwas mit meinem Vater reden…“ Das Wort Vater betont er abfällig. Raphael wird unruhig neben mir. „Ich habe sie streiten hören. Als ich wieder zu mir kam waren sie weg. Mein Lehrer wurde am nächsten Tag erschossen aufgefunden. Damals war ich bei der Polizei, sie haben mich nicht ernst genommen und wieder weggeschickt.“ Sprachlos kann ich ihn nur anstarren. Oh Gott! Heißt dass sein Vater hat… „Ich dachte immer ich habe mir das nur eingebildet. Vor zwei Wochen stand ein Polizist vor meiner Haustüre. Mein Vater ist nun der Hauptverdächtige. Ich soll vor Gericht gegen ihn aussagen…“ Seine Stimme versagt. Ich kann ihm nur tröstend über die Schulter streichen. Danny wirkt genauso geschockt wie ich. Aber er findet seine Stimme schneller wieder als ich. „Oh Gott, Raphael! Das ist ja schrecklich. Ich dachte immer… Egal, das ist jetzt unwichtig. Warum hast du nie etwas gesagt?“ Raphael lacht trocken auf. „Dein Vater hat zwei Jahre um das Sorgerecht für mich gekämpft. Was denkst du was passiert wäre, wenn ich das erzählt hätte?“ Darauf sagt Danny erst einmal gar nichts mehr. „Wann ist die Gerichtsverhandlung?“ bringe ich schließlich hervor. „Montag!“ In vier Tagen also… „Wirst du aussagen?“ Leise seufzt er. „Ja werde ich!“ Raphael nippt an seinem Tee. Er klingt entschlossen „Wenn er es wirklich war, dann will ich nicht an seiner Freilassung schuld sein!“ Ich muss ihm recht geben. Das wollte ich auch nicht. „Okay, was machen wir jetzt?“ fragt Danny schließlich in die entstandene Stille. „Nichts. Ich habe keine Zeit mehr. Mein Termin wartet.“ Raphael steht auf und streckt sich kurz. Ich höre seine Wirbel knacken. Das hört sich nicht besonders gut an. Er tritt zu seinem Schreibtisch und zieht mehrere Akten hervor bis er schienbar die richtige gefunden hat. „Danny ich ruf dich an. Spätestens morgen Abend.“ Dann kommt er auf mich zu, umarmt mich kurz. „Falls du tatsächlich warten solltest, bis…“ Ich küsse ihn und unterbreche ihn somit. „Natürlich werde ich warten! Ich kümmere mich ein wenig um das Chaos da! Und dann machen wir uns einen gemütlichen Abend! Also mach nicht so lange!“ Er lächelt müde. „Okay, ich versuche mich zu beeilen. Aber ich kann dir nichts versprechen!“ Ich nicke nur und sehe ihm dann nach wie er das Büro verlässt. „Du hast meinen Bruder aber unter Kontrolle!“ Danny fläzt auf der Couch und sieht mich grinsend an. „Raphael kann man nicht kontrollieren.“ Seufze ich leise. Wäre es anders hätte ich es um einiges leichter. „Aber du bist verdammt nah dran. Ich habe Raph noch nie Körperkontakt suchen sehen. Du bist ihm verdammt wichtig!“ Darauf weiß ich nichts zu erwidern. „Naja. Jetzt hast du aber erst mal ein Date mit Raphaels Akten. Ich wünsche dir viel Spaß!“ Damit erhebt er sich und geht zur Tür. Mit der Hand auf der Klinke bleibt er stehen und dreht sich noch einmal zu mir um. „Lass dich nicht von ihm ins Bockshorn jagen!“ Und damit lässt er mich mit den ganzen Akten alleine. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)