An deiner Seite von kateling ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 8: --------------------- Kapitel 8: Der berühmt berüchtigte Morgen danach beginnt so ganz anders als die anderen, die ich nach einer Nacht mit Raphael erlebt habe. Er ist noch da, liegt hinter mir. Sein starker, warmer Körper drängt sich eng an meinen Rücken, einen Arm hat er um meine Taille geschlungen. Ich spüre seinen Atem sanft gegen meinen Nacken schlagen. Vorsichtig strecke ich mich um den Wecker vom Nachttisch zu fischen. Achtuhrzwanzig. Ich lasse das kleine Plastikding auf die Bettdecke fallen und fahre mir übers Gesicht. Heute ist Donnerstag, das heißt ich habe erst heute Mittag wieder Vorlesung. Ich schließe die Augen, nur um sie im nächsten Moment wieder aufzureisen. Aber Raphael muss doch sicher arbeiten! Etwas abrupt drehe ich mich in seinen Armen herum. Er grummelt irgendetwas und vergräbt sich tiefer in den Kissen. „Raphael! Wach auf…“ Er blinzelt. Seine hellen Augen leuchten mir regelrecht entgegen. „Was denn?“ nuschelt er verschlafen. „Es ist halb neun!“ Er stützt sich auf einen Ellbogen, fährt sich mit der anderen Hand durchs Haar. „Hast du verschlafen?“ Seine Frage lässt mich verwirrt blinzeln. „Nein, ich habe erst heute Mittag Vorlesung. Und du…?“ Er schließt die Augen und zieht sich die Decke annähernd über den Kopf. „Halb elf muss ich spätestens los!“ Das überrascht mich etwas. Eigentlich habe ich Raphael eher so eingeschätzt, dass er im Morgengrauen aufsteht und zur Arbeit fährt. Oder liegt es an dem Termin über den er nicht reden möchte? Hat er sich dafür den ganzen Vormittag frei genommen? Ich taste auf der Decke nach meinem Wecker, der irgendwo zwischen uns gerutscht ist. als ich ihn endlich zu fassen bekomme, stelle ich ihn auf viertel vor zehn. Vorsichtshalber. Dann kuschelte auch ich mich wieder unter die Decke. Dabei stoße ich gegen Raphaels Brust. Sofort reist er die Augen auf und sieht mich durchdringend an. Im ersten Moment weiß ich gar nicht, was los ist, dann fällt mir wieder unsere zweite gemeinsame Nacht ein. „Sorry, das wollte ich nicht!“ murmelte ich entschuldigend. Raphael atmet langsam und kontrolliert aus. „Passiert!“ murmelt er schließlich leise und fährt sich über die Augen. Trotzdem sind in meinem Kopf lauter Fragen. Warum möchte er da nicht angefasst werden? Nur ihn fragen traue ich mich nicht. Was hat er erlebt? Ich rutsche ein wenig von ihm weg, damit ich ihm nicht wieder zu nahe komme. Fast sofort steht Bitterkeit in seinen Augen. Vermisst er diese Art von Berührung? Mitleid keimt in mir auf. Stumm liegen wir nebeneinander und unsere Augen weichen einander aus. Irgendwann halte ich diese Anspannung zwischen uns nicht mehr aus. Vorsichtig strecke ich meine Hand aus und lege sie zwischen uns auf die Decke. Raphaels Blick liegt auf ihr, dann umschließen seine Fingermeine und irgendwie nimmt das die Spannung von uns. „Wie stellst du dir das zwischen uns jetzt vor?“ fragt Raphael schließlich leise. Ich beiße mir auf die Unterlippe, bevor ich antworte. „Ganz einfach… Wir telefonieren, schreiben, treffen uns und den Rest lassen wir einfach auf uns zukommen.“ Das habe ich doch gestern Abend schon gesagt! Irgendwie habe ich das Gefühl Raphael versteht das Ganze nicht so ganz. „Ich schicke dir meinen Terminkalender, dann können wir…“ Bevor er den Satz beenden kann wird meine Zimmertür aufgestoßen und eine sichtlich aufgewühlte Alina stürmt herein. Und bleibt abrupt stehen. Mit großen Augen sieht sie von mir zu Raphael, dann zerrt sie mich aus dem Bett und aus dem Zimmer. „Wer ist das?“ fragt sei entgeistert. Aber ich sehe, dass sie geweint hat. Irgendetwas ist passiert. „Ein Freund!“ Ich greife nach ihren Schultern, sie reißt sich los. „Machst du das immer, wenn ich nicht da bin? Einen Kerl abschleppen?“ Mir bleibt die Stimme weg. Was zum Teufel ist nur passiert? „Warum machst du das?“ Tränen laufen über ihre Wangen. Das meint sie jetzt doch nicht ernst, oder? „Alina! Was zum Teufel ist los mit dir? Wo ist Boris und warum bist du überhaupt schon wieder hier?“ Jetzt fängt sie richtig an zu heulen. Ihre schmalen Schultern beben und sie schluchzt leise. Kurzerhand ziehe ich sei an mich und halte sie fest. Erst wehrt sie sich, dann sinkt sie an meine Brust. Beruhigend streiche ich ihr über den Rücken. So stehen wir mitten im Flur. Ein leises Räuspern lässt mich aufsehen. In meiner Zimmertür steht Raphael mit vor der Brust verschränkten Armen. Seine hellen Augen liegen distanziert auf mir. „Entschuldige!“ forme ich mit den Lippen. Er zieht die Brauen ein wenig zusammen. „Kein Problem. Ich muss sowieso los.“ Erklärt er. Erst jetzt fällt mir auf, dass er sich umgezogen hat. Er trägt Jeans und einen schwarzen Rollkragenpullover, der ihn irgendwie blass macht. Und er lügt. Vorhin hat er doch gesagt er muss erst um halb elf los! Jetzt nimmt er seinen Koffer und geht Richtung Tür. Ich habe das Gefühl etwas steht zwischen uns. Mit der Hand bereits auf der Klinik dreht er sich noch einmal um. „Ich melde mich bei dir!“ Und dann ist er weg. Ich stehe total verdattert da mit der noch immer weinenden Alina im Arm. Wie geht das jetzt mit uns weiter? Nur habe ich momentan keine Zeit mich mit meiner Beziehung zu Raphael auseinander zu setzen. Meine Gedanken an ihn verdrängend bugsiere ich Alina ins Wohnzimmer auf die Couch. „Alina beruhige dich doch erst einmal! Und dann erzähl mir was passiert ist!“ Ihre dunklen Augen sehen mich verletzt an. „Boris hat ein Geheimnis vor mir. Ich glaube er geht fremd!“ Und schon ist sie wieder den Tränen nahe. „Wir waren in einem Ferienhaus. Er hat einen Anruf bekommen. Ich dachte er ist von seiner Arbeit und bin ran gegangen, weil er grade im Bad war.“ Sie fährt sich mit dem Ärmel über die Nase. Ich angle die Taschentücher von dem Tischchen und reiche ihr eines. Sie schnäuzt sich geräuschvoll. „Die Frau am Telefon wollte Boris. Sie hat nicht mal ihren Namen gesagt. Ich habe mir nichts dabei gedacht und habe ihm das Telefon gebracht. Er hat sie „Süße“ genannt und musste dann los ohne mir eine Erklärung zu geben!“ Ich streiche ihr die neuen Tränen von den Wangen. „Ich habe meine Sachen gepackt und jetzt bin ich hier.“ Leise seufze ich. „Alina, du dramatisierst das ganze viel zu sehr! Du weißt doch gar nicht wo er hin ist!“ „Aber er kann doch…“ Ich hebe die Hand und unterbreche sie somit. „Du hast ihn nicht mit jemand anderem im Bett erwischt! Also male nicht den Teufel an die Wand! Ich hol jetzt dein Handy und dann rufst du ihn an!“ Bevor sie mich festhalten kann bin ich im Flur bei ihrer Reisetasche. „Mila! Lass das! Gib her!“ Sie ist mir gefolgt. Ich halte sie auf Abstand und suche Boris Kontakt. Da ist es doch von Vorteil, dass ich größer bin als meine Freundin. Ich kann es ohne Probleme aus ihrer Reichweite halten und drücke den grünen Hörer und die Lautsprechertaste. Es tutet. Alina ist wie erstarrt. Dann… „Alina, Gott sei Dank! Ich habe schon den ganzen Morgen versucht dich zu erreichen. Es tut mir leid, dass ich einfach so gegangen bin, aber es ging nicht anders…“ Alina starrt nur das Handy an, während der Mann am Telefon sich beinahe überschlägt. „Warum bist du gegangen?“ Hart, wütend. So habe ich meine beste Freundin bisher noch nie erlebt. Einen Moment ist es still. „Lars… er ist mein Sohn. Er ist krank… und meine Schwester wusste nicht wie sie ihn ruhig bekommen sollte!“ Ich sehe Alinas Augen groß werden. „Warum hast du mir nicht erzählt, dass du einen Sohn hast?“ Ein leises Seufzen. „Seine Mutter ist abgehauen. Ich will nicht, dass er das bei jeder Frau durchmacht, die ich kennen lerne. Er soll nicht wieder verletzt werden.“ Alina hat sich weit genug beruhigt, dass ich ihr das Handy zurück geben kann ohne dass sie Gefahr läuft es gegen die Wand zu donnern. Dann ziehe ich mich in mein Zimmer zurück und suche nach meinem eigenen Handy. Das grüne Licht in der rechten oberen Ecke blinkt. Eine SMS. Von Raphael? Wenn ich mein Handy nur anstarre, finde ich das bestimmt nicht raus. Kurzentschlossen öffne ich die SMS. 9.11 Meine Nummer Raphael Ich speichere die Nummer schnell ab und antworte ihm. 10.23 Danke Entschuldigung wegen vorhin. Alina hatte ein Missverständnis mit ihrem Freund Lg Mila :-* Fast fünf Minuten starre ich auf mein Handy und warte auf eine Antwort, die nicht kommt. Warum auch? Raphael ist bestimmt beschäftigt. Also packe ich meine Kleider zusammen und husche ins Bad. Ich höre Alina im Wohnzimmer telefonieren. Frisch geduscht betrete ich eine halbe Stunde später die Küche und sehe mich einem gedeckten Tisch gegenüber. Alina steht noch immer etwas verheult an der Arbeitsplatte und kocht Tee. „Habt ihr euch ausgesprochen?“ frage ich sie. Alina nickt und fährt sich durchs Haar. „Alles gut! Entschuldige das Drama!“ geknickt sieht sie mich an. Ich zucke mit den Achseln. „Schon okay. Missverständnisse kommen vor.“ Damit setze ich mich. „Es tut mir wirklich leid, auch wegen deinem Freund… Wer ist er eigentlich? Er kommt mir so bekannt vor.“ Meine Hand hält auf halbem Weg zum Brotkorb inne. Ich atme tief durch. „Vielleicht aus den Nachrichten oder der Zeitung…“ sage ich vorsichtig. War ja klar, dass sie das noch anspricht. „Sag bloß, er ist ein Promi?... Warte er ist dieser reiche Geschäftsmann, oder? Wie heißt er doch gleich? Brenner… Berger…“ „Bräuer. Raphael Bräuer.“ Beende ich ihr Rätselraten. „Nicht dein Ernst!“ Mit großen Augen sieht sei mich an. Ich erwidere ihren Blick vielsagend. „Das ist… Wow! Einfach nur wow!“ Und dann überfällt sie mich mit hunderten Fragen, denen ich mich entziehe indem ich die Uni und ein Treffen mit meiner Lerngruppe vorschiebe. So kommt es, dass ich schon um halb eins in der Uni bin. Ich setze mich in einen der großen Lesesäle und hole mein Handy heraus. Vielleicht hat Raphael ja… 12.32 Gib mir diene E-Mail Adresse, dann schick ich dir meinen Terminkalender. Jetzt fängt er schon wieder damit an. Egal, darüber rede ich mit ihm, wenn wir uns das nächste Mal sehen. 12.38 Sag mir einfach ein paar Tage im Voraus wann du kannst. Oder auch kurzfristig… Ich habe nicht annähernd so viele Termine wie du. ;) Wie ist dein Termin so gelaufen? Die Antwort kommt erstaunlich schnell. 12.39 Bisher ganz gut. Wann ist bei dir die Uni aus? 12.40 19.00 Warum? Und jetzt muss ich wieder auf die Antwort warten. Mitten in der Vorlesung vibriert mein Handy in meiner Hosentasche. Normalerweise ignoriere ich es, aber diesmal… Ich schaffe es keine Minute zu widerstehen, dann liegt es vor mir auf dem Tisch. 16.01 Hast du danach Zeit? Eine einfache Frage, die mich vollkommen perplex auf das Display starren lässt. Um ehrlich zu sein habe ich nie im Leben damit gerechnet, dass Raphael sich schon heute wieder mit mir treffen wollen könnte. Und genau diese Tatsache macht mir Sorgen. Irgendetwas stimmt nicht mit Raphael! 16.02 Ja ich habe Zeit. Und nach kurzem zögern schicke ich ihm eine zweite Nachricht. 16.03 Alles okay bei dir? Seine Antwort kommt fast sofort. 16.04 Ich hole dich von der Uni ab. Auf meine zweite SMS antwortet er gar nicht, was mich nicht gerade beruhigt. Allerdings muss ich wohl bis zum Ende der Uni warten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)