Es ist was es ist von demona1984 ================================================================================ Kapitel 1: Anfang und ... ------------------------- Weihnachten Er wachte auf als die Turmglocke der benachbarten Kirche zur vollen Stunde schlug, er zählte vier Schläge bevor sie wieder verstummte. Gähnend öffnete er die Augen, die Muggelstraßenlaternen warfen ein fahles Licht ins Schlafzimmer. Er drehte sich langsam um und fuhr mit der Hand über den leeren Platz neben sich, das Laken war kalt und wahrscheinlich schon seit Stunden verlassen. Seufzend schloss er kurz die Augen, streckte sich aber dann und erhob sich langsam. Es wurde mal wieder Zeit seinen Freund ins Bett zu holen. Müde und mit halb geschlossenen Augen tapste Harry durchs Schlafzimmer, er brauchte kein Licht denn er konnte den Weg mit geschlossenen Augen gehen. Denn seit über einem Jahr ging er diesen Weg jede Nacht um Severus ins Bett zu holen. Denn jeden Abend schlief Severus zwar in seinen Armen ein aber nach ein oder zwei Stunden wachte er wieder auf und begab sich ins Wohnzimmer, seltener auch ins Labor. Dort saß er dann bis in die frühen Morgenstunden oder bis Harry ihn zurück ins Bett holte. Immer wartend. Immer ruhelos. Alte Gewohnheiten ließen sich halt nicht so schnell abstellen, egal ob der Mann, auf den er wartete, seit über einem Jahr keinen Fuß mehr in dieses Haus gesetzt hatte. Seit dem letzten Weihnachtsfest und dem Moment, an dem Severus diese unsägliche Affäre beendet hatte. Wobei es nie eine wirkliche Affäre war, zumindest nach Harrys Meinung aber das war nicht seine Entscheidung gewesen. Er war nur froh, dass Severus vor einem Jahr den ersten Schritt zum Abnablung von Remus getan hatte. Leider hatte sich seitdem nicht sehr viel verändert. Leise öffnete Harry die Tür, nicht wirklich überrascht, dass das Wohnzimmer nur vom, fast herunter gebrannten Kamin, erhellt war. Etwas mehr überrascht war er eigentlich davon, dass Severus ihn nicht mit einem entschuldigenden Blick ansah sondern im Sessel eingeschlafen war. Normal war er wach, nicht fähig zu schlafen, immer in der Hoffnung, dass der Mann kam, an dem sein Herz noch hing. So leise es ihm möglich war, durchquerte er den Raum und ließ sich im Sofa nieder, den Blick nachdenklich auf Severus gerichtet. Seit er ihn kannte, hatte er sich wenig verändert. Eine hagere Gestalt, gezeichnet vom Leben, vom Krieg und von einer verzweifelten Liebe, die noch immer an ihm nagte. Harrys Blick schweifte über sein Gesicht, harte Linien, tiefe Falten, dunkle Schatten unter den Augen, bleiche, schmale Lippen und eine Müdigkeit, die einfach nicht verschwinden wollte. Kein schöner Mann, das war er nie und das würde er nie sein. Sein Blick glitt weiter, über den Mann, in den er sich Hals über Kopf verliebt hatte und um den er seit über einem Jahr kämpfte. Und auch wenn er es sich nicht gerne eingestand aber langsam war seine Kraft erschöpft. Seine Gedanken schweiften ab, wie hatte das alles eigentlich angefangen? Schon als Kind war er fasziniert von dem Mann gewesen, seine düstere Ausstrahlung, sein unheimliches Auftreten und auch sein enormes Wissen, das alles hatte ihn fasziniert. Leider war diese Faszination schnell unter Hass, Verachtung und Abscheu begraben worden. Mit jedem schneidenden Wort mit dieser öligen, abwertenden Stimme, mit jeder ungerechtfertigten Strafarbeit, mit jedem unfairen Punkteabzug hatten sich seine negativen Gefühle für Severus gesteigert bis er ihn blindlings für alles Unheil dieser Welt verantwortlich gemacht hatte. Der krönende Abschluss war dann der Mord an Dumbledore gewesen, er hätte nie gedacht, dass er jemals einen Mensch so hassen könnte. Harry lächelte schwach, wer hätte gedacht, dass aus so einem abgrundtiefen Hass mal etwas Anderes, etwas Schöneres werden konnte? Wann hatte sich sein Denken verändert? Den Zeitpunkt konnte er allerdings ganz genau bestimmen, es war der Moment wo er Severus' Erinnerungen gesehen hatte. Wo er die Vergangenheit gesehen hatte. Das Verhalten seines Vaters und seines Paten, Idole in seiner kindlichen Welt, eine Welt, die damals die ersten, schweren Risse bekommen hatte. Der Kampf gegen IHN, der wirre Weg in den Tod und wieder zurück ins Leben, und das im zarten Alter von achtzehn Jahren. War es da wirklich verwunderlich, dass man als halbes Kind nicht mehr weiß wohin mit sich? Er wusste nicht mehr warum er sich nach dem Kampf von seinen Freunden getrennt hatte, warum seine Füße den Weg in die heulende Hütte gefunden hatten. Nur um dort festzustellen, dass Severus nicht so tot war wie er vorher angenommen hatte denn Tote bluteten nicht. Es kam ihm wie ein Schleier vor, der Ruf nach Hilfe, das Eintreffen der Auroren und Heiler, der Weg ins St. Mungo und die unzähligen Fragen der Auroren, die er nur mit Nicken oder Kopfschütteln beantwortete. Es war damals alles zu viel, sein Gehirn schien ihn vor all diesen Dingen schützen zu wollen denn es konzentrierte sich auf eine Sache und diese Sache war seltsamerweise Severus Snape. Lange saß er an seinem Krankenbett, wehrte die Auroren und selbst Kingsley ab und ließ sich auch von den Heilern nicht verscheuchen, wartete darauf, dass er wieder aufwachte. Und was war der Dank? Ein böser, bissiger Kommentar als sich die schwarzen Augen wieder öffneten. Beleidigt war Harry abgezogen. Nur um wieder zu kommen denn er hatte mit großem Schrecken festgestellt, dass dieser Mann die einzige Konstante in seinem Leben war. Und dass er mit seinem restlichen Leben nicht mehr klar kam. Es war zu viel, zu wirr, zu stressig, zu unstetig, zu ungewiss. Sein ganzes Leben war er entweder ignoriert oder überfordert worden, sein ganzes Leben war vorbestimmt gewesen und jetzt hatte er seine Bestimmung erfüllt. Sein Leben war leer, seine Zukunft ungewiss und das hatte Harry damals mehr Panik eingeflößt als Riddle es jemals gekonnt hätte. Seine Freunde hatten ihn nicht verstanden, seine feste Freundin hatte ihn nicht verstanden, Molly und Arthur, die wie Eltern für ihn waren, hatten ihn nicht verstanden und so war er zu dem einzigen Mann gegangen, von dem er gehofft hatte, dass er ihn verstand. Denn hatte Severus sein Leben nicht auch bis zu diesem Moment geplant? Im St. Mungo angekommen, musste er feststellen, dass es Severus genauso ging wie ihm, er hatte keinen Plan für die Zukunft. Zwei Männer, so unterschiedlich wie Tag und Nacht und doch in ihrer Ungewissheit vereint. Doch wie sollte es damals weiter gehen? Mit einem schiefen Grinsen dachte Harry an den Moment als Kingsley mit drei Auroren im Zimmer stand und Severus verhaften wollte. „Es tut mir selber leid, Harry aber die Verdachtsmomente gegen ihn sind zu stark. Ich kann ihn nicht auf freiem Fuß lassen“, sagte Kingsley entschuldigend. „Aber du hast doch meine Erinnerungen und meine Aussage, er ist unschuldig“, beharrte Harry, der vor dem Krankenbett stand und sich standhaft weigerte zur Seite zu gehen. „Er hat Dumbledore getötet“, kam von einem der Auroren. „Weil der es so wollte. Kingsley, du hast meine Erinnerungen, er ist unschuldig und das weißt du.“ „Aber..., Harry, das geht nicht. Das Gamot wird es nicht dulden, dass er auf freiem Fuß ist. Er muss nach Askaban“, sagte Kingsley während er den Auroren einen Wink gab. Harry sah panisch von Kingsley zu Severus, der niedergeschlagen in seinem Bett lag und der Dinge harrte, die da kommen würden. Er hatte nicht ein Wort zu seiner Verteidigung gesagt, wohl wissend, dass ihm eh keiner glauben würde und er schien Recht zu haben. Wieso sollten sie ihm glauben wenn sie Harry schon nicht glaubten? „Kingsley, bitte. Ich verdanke ihm mein Leben, wir verdanken ihm so viel, du kannst ihn nicht nach Askaban schicken. Wieso soll er überhaupt nach Askaban? So ganz ohne Verhandlung, das ist nicht fair“, brauste Harry. „Er bekommt eine Verhandlung aber damit er nicht untertaucht oder abhaut, muss er solange in Askaban warten. Wir können ja schlecht einen Auror bei ihm einziehen lassen“, sagte Kingsley bedrückt. Es dauerte noch einen Moment, in dem ihn Harry einfach nur anblinzelte bevor sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. „Dann zieht er bei mir ein.“ Schweigen hatte sich ausgebreitet, alle starrten ihn fassungslos an und es war gerade Severus, der als Erster seine Stimme wieder fand, „ich mache bitte was?“ Harry drehte sich zu ihm um und sagte, „Sie ziehen bei mir ein. Dann kann ich dafür bürgen, dass Sie nicht abhauen und zur Verhandlung erscheinen und Sie müssen nicht nach Askaban.“ „Was verleitet Sie zu der Annahme, dass ich Ihre Gesellschaft Askaban vorziehe?“, schnarrte Severus in dieser Stimmlage, die Harry sonst immer von null auf einhundertachtzig gebracht hatte. Doch diesmal nicht, sein Wunsch diesem Mann zu helfen, war größer als dessen augenscheinliche Ablehnung. Deswegen drehte er sich wieder zu Kingsley und den wartenden Auroren um und fragte, „Was hältst du davon? Er zieht bei mir ein und passe auf. Ich bürge für ihn, dass er zur Verhandlung kommt.“ Kingsley sah zweifelnd von ihm zu Severus und zurück bevor er fragte, „Harry, verzeih wenn ich das frage aber wie willst du das gewährleisten?“ Gute Frage, dachte sich Harry doch sein Mund war schon schneller als sein Hirn, „ich behalte seinen Zauberstab, ganz einfach. Für den Haushalt können wir Kreacher aus Hogwarts holen, der wird froh sein wenn er wieder jemanden zum bedienen hat. Kingsley, komm schon, wie lange dauert es schon bis zur Verhandlung? Ein paar Wochen? Das müsste doch gehen.“ Doch Kingsley schien immer noch zu zweifeln, wobei sein Blick eindeutig öfters auf Severus lag. Es war nicht schwer seine Gedanken zu erraten und schließlich sprach er es auch aus, „Professor Snape, wären Sie mit dieser Regelung einverstanden? Abgabe des Zauberstabes in die Obhut von Mr. Potter und Ihr Einzug in den Grimmauldplatz bis zur Verhandlung vor der Zaubergamot. Die Alternative wäre, dass Sie die Wartezeit sonst in Askaban absitzen.“ Auch wenn Harry der Meinung war, dass die Antwort ja wohl klar wäre, zögerte Severus damals bevor er nach endlos langer Zeit einfach nickte. So war Severus bei ihm eingezogen und bereits am ersten Abend war Harry froh, dass er der Einzige mit einem Zauberstab war. Auch wenn er immer noch eine Narbe an der Stelle hatte, an der der Kessel ihn damals am Kopf getroffen hatte. Gut, Severus hatte ihn versorgt, aber eher aus Sorge darum doch noch nach Askaban zu müssen als aus wirklicher Fürsorge. Es hatte Harry am Anfang verwirrt warum Severus so extrem abweisend auf ihn reagiert hatte, mal von ihrem angespannten Verhältnis abgesehen. Aber es ging ja damals nur um eine Zeit von ein paar Wochen, das wäre doch wohl auszuhalten gewesen. Es hatte genau vier Tage gedauert bis er Severus das erste Mal mitten in der Nacht im Wohnzimmer gefunden hatte. Damals war er schnell aus seinem eigenen Wohnzimmer geflüchtet, auf noch eine Narbe durch ein fliegendes Buch hatte er dann doch keine Lust gehabt. Er hatte die Nacht schnell als Ausnahme abgetan bis es sich in den nächsten Wochen immer wiederholt hatte. Da hatte er angefangen aufzupassen und mit Schrecken festgestellt, dass Severus förmlich jede Nacht im Wohnzimmer verbrachte und erst in den frühen Morgenstunden wieder ins Bett ging. Das erklärte auch warum er früh morgens immer so unausstehlich war, kein Wunder wenn man weniger als drei oder vier Stunden in der Nacht schlief. Harry hatte seine Konsequenzen daraus gezogen und verlauten lassen, dass er das Frühstück ab jetzt ausfallen lies weil er gerne länger schlafen würde. Es hatte ihm seltsame Blicke eingebracht doch Severus hatte es akzeptiert und gleich noch etwas verändert. Das Mittagessen wurde kurzerhand zu einem Brunch umfunktioniert und so trafen sie sich von da an jeden Vormittag gegen zehn Uhr in der Küche. Kreacher schaffte es dann tatsächlich eine Mischung zwischen Frühstück und Mittagessen zu servieren und Severus' Laune besserte sich zusehends. Die Wochen zogen fast schon zu schnell dahin und schon stand die Verhandlung an, Harry hatte sich damals fest in den Kopf gesetzt ihn zu begleiten und er hatte es auch durchgesetzt. Bei der Verhandlung selber war Harry dann geplatzt, wehmütig lächelnd erinnerte er sich an den Tag. Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Wie konnten sie nur so einen Mist erzählen? Sie hatten doch seine Erinnerungen gesehen und sie hatten das, plötzlich aufgetauchte Pergament gelesen, in dem Albus Dumbledore alles erklärt hatte und Severus schon von allen Vorwürfen frei gesprochen hatte. Doch scheinbar waren alle blind. Noch immer beharrte der Großteil auf eine Verurteilung von Severus. Und der? Der stand in der Mitte des Raumes, mit unbewegter Miene und sagte zu der ganzen Sache kein Wort. War ihm sein Leben denn gar nichts mehr wert? Warum verteidigte er sich denn nicht? Als mal wieder ein Zauberer den Mord an Albus Dumbledore ansprach, platzte Harry der Kragen. Er sprang von seinem Platz auf, war mit wenigen Schritten in der Mitte des Raumes und begann, „Wie können Sie so einen Müll nur erzählen und glauben? Sind Sie alle blind und taub? Sie haben meine Erinnerungen gesehen, Sie haben gesehen was dieser Mann für mich und für die Gesellschaft getan hat. Er hat mich immer und immer wieder beschützt, ohne ihn hätte ich Riddle nie besiegen können und Sie alle würden noch immer vor Angst vor IHM im Dreck rum kriechen. Ja, er hat Albus Dumbledore mit einem verbotenen Fluch getötet aber auf dessen eigenen Wunsch hin, was Sie ebenfalls schriftlich vorliegen haben. Mehrere Diagnosezauber und ein Blutzauber haben erwiesen, dass das Schriftstück wirklich von Professor Dumbledore stammte und da es bei uns kein Gesetz gegen Hilfe zum Suizid gibt, können Sie Professor Snape dafür nicht belangen. Ja, er hat auf Seiten Riddles gekämpft, auch hier haben Sie die Aussage von Dumbledore vorliegen. Ohne die Mitwirkung von Professor Snape wären viele Auroren gar nicht mehr am Leben, auch ihnen, Minister Shacklebolt hat er hinterrücks schon mehrfach das Leben gerettet indem er Aktionen der Todesser sabotiert hat. Professor Snape hat Jahrelang ein extrem gefährliches Spiel gespielt und er hat es extrem gut gespielt, so gut, dass man ihm jetzt nicht mehr glaubt. Er verdient keine Verhandlung sondern einen Merlin-Orden erster Klasse verdient. Sollte er heute hier für etwas verurteilt werden, werde ich dagegen angehen. Ich werde es an die Presse bringen, nicht nur hier in England. Es kann nicht sein, dass ein Mann, der so viel für die Zauberergesellschaft getan hat jetzt nach Askaban geschickt werden soll um dort zu verrotten. Das kann nicht Ihr Ernst sein und das werde ich nicht zulassen.“ Man hatte ihn geschockt angesehen, nicht nur die Mitglieder des Gamot sondern auch von Severus selber. Doch es hatte seinen Sinn erfüllt, das Gamot hatte Severus danach fast komplett frei gesprochen, nur für die Verwendung des Avada hatte er eine Bewährungsstrafe von fünf Jahren bekommen. Und so war Severus an diesem Tag als freier Mann nach Hause gegangen. Seine Bewährungsauflage war allerdings, dass er seine Bewährungszeit in Hogwarts als Lehrer verbrachte. So sollte gewährleistet werden, dass er unter Kontrolle stand und noch etwas Gutes für die Gesellschaft tat. Severus war noch am selben Tag ausgezogen und hatte Harry alleine in dem großen, jetzt sehr leeren Haus gelassen. Jeder Versuch, mit ihm Kontakt aufzunehmen, war gescheitert, Severus wollte einfach nichts von ihm wissen und wehrte sich auch gegen jeden Versuch ihm irgendwie zu helfen. Lange hatte er einfach in den Tag hinein gelebt, hatte in Heimarbeit seinen Schulabschluss nachgemacht und war schließlich viel gereist aber wirklich ein Ziel in seinem Leben hatte er nicht gefunden. Es war einer spontanen Idee zu verdanken, dass er heute hier war. Er hatte an einem Abend wieder einmal überlegt wie er sich bei Severus revanchieren konnte und war zu dem Entschluss gekommen, dass er erst einmal eine Möglichkeit brauchte um in seine Nähe zu kommen. Als Schüler war das nicht mehr möglich, was blieb also? Natürlich, Lehrer werden. So hatte er sich, von heute auf morgen dazu entschlossen Lehrer zu werden und auch wenn es keiner seiner Freunde geglaubt hatte aber er hatte es durchgezogen. Harry erinnerte sich noch gut an den Tag als er das erste Mal seit drei Jahren wieder einen Fuß auf die Ländereien von Hogwarts gesetzt hatte. Als neuer Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Minerva hatte ihn damals persönlich in Paris besucht um ihn davon zu überzeugen, dass er die Stelle annehmen sollte und er hatte freudig zugestimmt. Die Ausbildung zum Lehrer hatte sich als genau das Richtige für ihn herausgestellt, er freute sich auf die Arbeit und vor allem in Hogwarts. An diesem Tag hatte er auch Severus das erste Mal nach drei Jahren wieder gesehen. Ein etwas wehmütiges Grinsen schlich sich auf Harrys Gesicht als er an diesen Tag dachte, Severus hatte einfach nur eine Augenbraue hoch gezogen und war kommentarlos gegangen. Er hatte eigentlich damals mit einem bösen Kommentar gerechnet aber er war enttäuscht worden, was vor allem daran lag, dass das nicht mehr der Severus Snape war, den er seit seiner Kindheit kannte. Ein Schauer lief über Harrys Rücken, der Kamin war mittlerweile komplett runter gebrannt. Leise zog er den Zauberstab und ließ die Flammen wieder zum Leben erwachen, Helligkeit und Wärme kehrten ins Zimmer zurück. Licht brach sich auf dem geschmückten Baum in der Ecke und erinnerte ihn daran, dass heute Weihnachten war. Sein Blick ging zur Standuhr, es war halb fünf, er saß also erst eine halbe Stunde hier und so ließ er seine Gedanken wieder schweifen. Wo war er? Ach ja, der sehr veränderte Severus Snape. Er war ruhiger geworden, nicht erinnerte mehr an den aufbrausenden Mann, der Schüler vor versammelter Klasse in Grund und Boden schrie. Es gab keine zynischen Kommentare als er sich am Lehrertisch genau neben ihn setzte, ein knappes Nicken zur Begrüßung und dann hatte sich Severus wieder seinem Essen zugewandt. Wenn er ihn irgendwo in den Korridoren traf, nickte er ihm wortlos zu und ging einfach an ihm vorbei. Auch seine drakonischen Strafen und Punktabzüge gab es nicht mehr, er hielt sich entweder sehr zurück oder das Feuer, dass sonst in ihm brannte, war einfach erloschen. Harry stellte bei seinen nächtlichen Rundgängen fest, dass seine Schlaflosigkeit auch hier in Hogwarts anhielt. Jedes Mal, wenn er in den Kerkern an der Tür zu seinen Privatgemächern vorbei ging, schimmerte ein schwacher Lichtschein unter der Tür durch. Er sprach ihn darauf an, erntete damit aber nur den wohl gemeinten Rat, sich um seine eigenen Dinge zu kümmern aber sein Geheimnis gab er nicht preis. Das Geheimnis wurde schließlich gelüftet, auch wenn Severus das erst sehr viel später erfahren hatte. Aber Harry hatte in dieser stürmischen Nacht damals durchaus gesehen wie sich eine dunkle Gestalt Hogwarts genähert hatte, er war ihr gefolgt und war sehr überrascht gewesen als diese Gestalt sich als Remus Lupin herausgestellt hatte. Noch überraschter war er gewesen als Remus den Weg in die Kerker gewählt hatte und Severus ihn auch eingelassen hatte. Harry grinste schief als er daran dachte wie er zur Tür geschlichen war um daran zu lauschen, die Geräusche waren eindeutig gewesen. Mit hochrotem Gesicht war er damals geflüchtet. Es hatte ein paar Monate gedauert bis er die Zusammenhänge verstanden hatte. Bis er verstanden hatte, was Remus da für ein Spiel spielte und warum sich Severus so verändert hatte. Er wartete. Er wartete jede Nacht auf den Mann, den er scheinbar liebte. Daneben gab es kein Leben für ihn, er existierte, er funktionierte aber er lebte nicht. Damals wollte ihm Harry einfach nur helfen und so hatte er sich eines Abends zu einem Schachspiel mit ihm eingefunden. „Was wollen Sie?“, schnarrte Severus, ohne einen Schritt zur Seite zu gehen oder ihn hinein zu bitten. „Mit einem meiner Kollegen Schach spielen und vielleicht ein Glas Wein trinken“, gab Harry lächelnd zurück während er die Weinflasche hoch hielt. „Dann gehen Sie zu einem Ihrer Kollegen.“ „Bin ich schon. Kommen Sie, ein Glas Wein und eine Partie Schach wird Sie nicht umbringen.“ „Sie werden nicht eher gehen bevor Sie Ihren Willen haben, oder?“, fragte Severus müde. „Nein.“ Wortlos trat Severus beiseite und zum ersten Mal betrat Harry seine Privatgemächer. Alte aber gepflegte Möbel aus dunklem Holz, helles Parkett neben hellgrauen Steinwänden und ein Kamin, der Wärme und Licht verbreitete. „Setzen Sie sich“, knurrte Severus mit einem Handwink auf die, erstaunlicherweise dunkelrote Couchgarnitur. Während sich Harry setzte, begab sich Severus zu einer Vitrine und kehrte mit einem Schachspiel und zwei Gläsern zurück. „Wollen wir uns den ganzen Abend siezen? Ich finde das etwas befremdlich wenn man schon zusammen arbeitet und sich hier zum Schachspielen trifft“, sagte Harry vorsichtig. „Severus“, war alles, was sein Gegenüber sagte. „Harry, freut mich.“ „Hm. Weiß oder schwarz?“, fragte Severus ungerührt. Er wollte dieses Spiel so schnell wie möglich hinter sich bringen und dann seine Ruhe haben. „Weiß, damit ich das Klischee richtig bediene“, gab Harry grinsend zurück. Fast gegen seinen Willen spürte Severus wie sich seine Lippen zu einem schwachen Grinsen kräuselten, ja, das war wohl das beste Klischee aller Zeiten. „Dann beginnt weiß“, sagte er, „und schwarz wird diesmal gewinnen.“ Harry hatte zwischenzeitlich den Wein geöffnet und ihnen eingeschenkt und sagte jetzt, „das werden wir noch sehen. Ich wusste nicht, welchen Wein du gerne trinkst also habe ich einen Roten genommen. Passt das oder trinkst du lieber was anderes?“ „Rosé normalerweise aber Roter ist auch gut. Fang an.“ „Moment, wir müssen noch anstoßen“, sagte Harry, der ihm das Glas reichte und sein Eigenes zum Anstoßen hoch hielt. Er bekam einen skeptischen Blick doch dann nahm Severus das Glas und fragte, „auf was?“ „Auf uns und einen Neuanfang?“ „Von mir aus.“ Damit stießen die Gläser aneinander und Harry tat dann seinen ersten Zug. Er hoffte, dass er Severus etwas helfen konnte und wenn es nur mit seiner Gesellschaft war. Es war das erste Treffen und es blieb nicht dabei. Harry war sich im Nachhinein darüber bewusst, dass er ihn damals wirklich genervt hatte aber es hatte sich gelohnt. Langsam aber sicher hatte er sich mit Severus angefreundet und eines Abends war ihm bewusst geworden, dass er nicht mehr von mögen reden konnte. Ohne es zu merken, hatte er sich Hals über Kopf in Severus verliebt. Fast vier Monate hatte Harry damals mit sich selbst gerungen bevor er es sich endlich eingestanden hatte und dann hatte er vor der Frage gestanden, wie es weiter ging. Mittlerweile hatte er das ganze Ausmaß von Severus' seltsamen Affäre mit Remus erfahren, Severus war schon immer sehr redselig wenn er betrunken war. Er war damals zu tiefst geschockt gewesen, er hätte Remus nicht so abgebrüht eingeschätzt, dass er mit Severus' Herz so spielte. Hatte er nie gesehen, wie sehr er ihn verletzte? Nahm er wirklich an, dass das Severus nichts ausmachte? Harry hätte ihn gerne gefragt aber Severus hatte ihm damals ein sehr schlimmes Schicksal angedroht wenn er auch nur ein Wort darüber verlieren würde. Und so hatte er geschwiegen und im Geheimen einen Plan entwickelt. Er wollte Severus zeigen, dass es einen Mann gab, der ihn wirklich liebte, dem er wichtig war und der an einer wirklichen Beziehung interessiert war. Wie schon so oft in dieser Nacht huschte ein Lächeln über Harrys Gesicht als er sich an seinen ersten Versuch erinnerte. Das erste Weihnachten als Lehrer, er war in den Fuchsbau eingeladen worden aber er hatte abgelehnt. Er wollte am 1. Weihnachtsfeiertag zum Geschenke auspacken kommen, Heiligabend wollte er allerdings woanders verbringen. So stand er am 24. Dezember mit einem Korb und flatternden Herzen vor der schwarzen Tür, hinter der sich Severus' Privatgemächer befanden. Er stand allerdings schon seit zehn Minuten hier, er traute sich einfach nicht anzuklopfen. „Nur Mut, Harry, er kann dich nur verfluchen“, flüsterte er sich selber zu bevor er nochmal tief durchatmete und dann anklopfte. Es dauerte nur wenige Momente bis die Tür geöffnet wurde und Harry bereute sofort, dass er nicht noch was gerufen hatte. Innerhalb weniger Momente huschten unterschiedliche Gefühlsregungen über Severus' Gesicht, Freude, langsames Begreifen, Resignation und dann verschloss es sich wieder zu der normalen Maske, die Harry nur zu gut kannte. „Ich weiß, dass du jemand Anderen erwartest aber er wird heute genauso wenig kommen wie in den vergangenen Jahren. Aber wenn es dir reicht und du ein Weihnachten mal nicht alleine sein willst, ich bin hier und ich würde gerne bleiben“, sagte Harry schnell. Er wurde skeptisch angesehen doch dann schüttelte Severus den Kopf, „ich möchte heute alleine sein.“ „Bist du sicher? Weihnachten sollte man nicht alleine sein.“ „Ich bin mir sicher, geh bitte, ich kann heute keine Gesellschaft vertragen“, gestand Severus. „Das finde ich extrem schade denn dann bin ich heute auch alleine.“ „Du wurdest garantiert zu Molly eingeladen, geh dort feiern.“ „Ich möchte nicht in den Fuchsbau, ich möchte Weihnachten hier mit dir verbringen“, sagte Harry. „Warum?“ Schulterzucken. „Warum?“, wiederholte Severus schneidend. Harry zögerte noch einen Moment, sagte aber dann, „weil ich dich mag.“ „Mögen oder mögen?“ „Mögen im Sinne von, ich glaube, ich habe mich in dich verliebt“, nuschelte Harry fast unhörbar. Er wurde noch einen Moment fassungslos angesehen bevor Severus einfach die Tür zumachte. „Okay, das lief jetzt nicht so, wie ich geplant hatte“, murmelte Harry bevor er nochmal klopfte und rief, „Severus, mach bitte auf. Können wir nicht in Ruhe darüber reden?“ Es erfolgte keine Antwort aber die hatte er auch nicht erwartet, er klopfte noch mehrmals an aber die Tür blieb verschlossen. Seufzend drehte er sich um und ging zurück in sein Zimmer, er hatte sich das irgendwie anders vorgestellt. Eine halbe Stunde später saß Harry in einem Sessel in seinem Wohnzimmer und starrte auf den Korb, den er auf dem Couchtisch abgestellt hatte. Er hatte ein paar Dinge eingepackt um mit Severus zu feiern und jetzt saß er alleine hier. Ein Gedanke glomm in ihm auf und bevor er es sich anders überlegen konnte, war er aufgestanden und hatte sich Pergament und Feder geholt. Ein paar Zeilen später rief er nach einer Hauselfe, die auch mit einem Plopp erschien und ihn fragend ansah. „Kannst du diesen Korb zu Professor Snape bringen?“ „Natürlich. Soll Mini noch etwas ausrichten?“ „Nein, danke. Bring ihm nur den Korb“, sagte Harry, der den kurzen Brief in den Korb steckte und diesen Korb dann der Hauselfe übergab. Die nickte nochmal und verschwand dann, jetzt hieß es warten. Ein raues Lachen verließ seine Kehle, er hatte diesen Tag natürlich umsonst gewartet, Severus war nicht zu ihm gekommen. Er hatte damals bis Silvester geschmollt bevor er einen neuen Versuch unternommen hatte, der genauso gescheitert war. Doch es hatte nur Harrys Ehrgeiz geweckt. Den ersten Brief erhielt Severus in der ersten Januarwoche, zusammen mit einer roten Rose. Er warf den Brief weg ohne ihn zu lesen, bei der Rose brachte er das nicht übers Herz. Sie stand von da an in seinem privaten Büro, welches nie ein Schüler betrat, auf seinem Schreibtisch. Und sie bekam Gesellschaft denn jeden zweiten Tag kam ein Brief und eine Rose bei ihm an. Ende Januar hatte er zum ersten Mal einen der Briefe gelesen, ein sehr gefühlvolles Liebesgeständnis von Harry, dass ihm gegen seinen Willen das Herz gewärmt hatte. Doch seine verzweifelte Liebe nach einem anderen Mann war stärker und so ignorierte er die Tatsache, dass da ein Mann war, der ihn liebte. Valentinstag und Severus wurde beim Frühstück von einem Strauß Rosen, einer Karte und einem Geschenk, welches in schlichtem, dunkelrotem Geschenkpapier verpackt war, erwartet. Er wusste von wem das alles war, denn derjenige saß direkt neben ihm und sah ihn erwartungsvoll an. Severus schluckte, es wurde Zeit, das alles hier zu beenden. Er zog den Zauberstab, ließ alle drei Präsente in Flammen aufgehen und schnarrte, „Ihre Scherze sind schlechter als die ihres Vaters, Potter. Verschonen sie mich in Zukunft damit.“ Es war ein Schlag ins Gesicht gewesen, Harry hatte ihn mit offenem Mund angestarrt aber es war kein Wort über seine Lippen gekommen. Dann hatte Severus seinen Platz von der Asche gesäubert, sich gesetzt und einfach mit dem Frühstück angefangen. Alles um ihn herum ignorierte er einfach bis ihm ein Pergamentschnipsel zugeschoben wurde. Noch bevor er ihn lesen konnte, hatte sich Harry erhoben und hatte die Halle verlassen. Er sah ihm kurz nach, wandte sich aber dann dem Schnipsel zu. „Ich bin weder mein Vater noch scherze ich. Ich habe mich in dich verliebt und ich werde es dir beweisen.“ Er las zwar, was dort stand aber er glaubte es nicht, konnte es nicht glauben. Am Abend erwartete ihn ein weiteres Präsent, welches an seiner Tür befestigt war, eine weitere rote Rose und ein kleines Päckchen. Severus starrte das Päckchen wieder einmal fassungslos an, machte es aber dann ab und nahm es mit. Irgendwie war er dann doch neugierig und auch irgendwie geschmeichelt. Eine kleine, wunderschöne Schneekugel mit einem verschnörkelten, schwarzem Fuß erwartete ihn als er das Päckchen öffnete. In ihrem Inneren bewegte sich etwas und als er genauer hinsah, sah er eine hell schillernde Hirschkuh, die langsam und friedlich durch einen Winterwald ging. Er schluckte, er spürte wie ihm Tränen in die Augen stiegen, blinzelte sie aber weg. Sein Blick ging auf die kleine Karte, die an der Kugel befestigt war. „Kein Scherz und leider nicht das Geschenk, was ich dir schenken wollte. Aber gut, einen schönen Valentinstag wünsche ich dir dennoch. Ich hoffe, du findest einen netten Platz für sie. Auch wenn du es nicht lesen willst aber in Liebe Harry.“ Sein Blick blieb auf den letzten drei Worten haften. In Liebe. Sollte dieser Mann ihn wirklich lieben? Wirklich ihn? Wenn ja, warum? Er hatte ja nichts an sich was liebenswert war, sonst würde er nicht jede Nacht im Wohnzimmer sitzen und auf IHN warten. Severus seufzte leise, er sah wieder zu der Schneekugel. Die Hirschkuh sah ihn geradewegs an, ein Ohr zuckte kurz bevor sie sich langsam umwandte und weiter graste. Die Kugel war einfach wunderschön. Er konnte sie nicht zerstören also nahm er sie mit in sein Büro und stellte sie dort auf den Schreibtisch. Fast jeden zweiten Tag kam ein Präsent, mal ein Brief, mal eine Blume, mal eine Trankzutat, mal irgendeine Kleinigkeit und zusätzlich immer wieder eine Liebesbekundung von Harry. Nicht mal die Aussage, dass er einen festen Freund hatte, schien Harry aufzuhalten. Er hatte ihm nur gesagt, dass er nicht aufgeben würde denn Remus war alles andere aber kein fester Freund. Irgendwo in seinem Inneren wusste Severus, dass er Recht hatte aber er war schlicht und einfach noch nicht so weit. Harry erinnerte sich gut an dieses Jahr, das vierte Jahr von Severus' Bewährungszeit. Er hatte um ihn gekämpft, ihm immer wieder bewiesen, dass er in ihn verliebt war und dann, mit Beginn des neuen Schuljahres hatten sich seine Gefühle geändert. Ende September hatte er Severus in der voll besetzten großen Halle ein Liebesgeständnis gemacht. Jetzt grinste Harry, die Reaktion damals war sehr eindrucksvoll gewesen, Severus hatte die Halle mit wehendem Umhang verlassen. Es hatte weitere zwei Monate gedauert bis er das erste Mal bei ihm geschlafen hatte, Rücken an Rücken. Mitte Dezember dann das zweite Mal, diesmal schon mit etwas mehr Körperkontakt und dann kam das zweite Weihnachtsfest und mit ihm dieser denkwürdige Moment als Severus endlich diesen schweren Schritt ging und sich von Remus löste. „Wo bist du mit deinen Gedanken?“ Die Stimme riss Harry aus seinen Gedanken, er blinzelte in das Halbdunkel des Wohnzimmers und schließlich blieb sein Blick an schwarzen Augen hängen. „Bin schon wieder da“, sagte Harry lächelnd. Er erhob sich und setzte sich auf die Sessellehne, legte einen Arm um seine Schultern. Mehr machte er nicht denn seit dem Kuss damals zu Weihnachten hielt ihn Severus auf Abstand. „Worüber hast du nachgedacht?“, fragte Severus erneut. Er zögerte doch dann legte er einen Arm um Harrys Taille und lehnte vorsichtig den Kopf an seine Seite. „Über uns“, sagte Harry. Er spürte wie sich Severus versteifte und fügte schnell hinzu, „hast du über meinen Vorschlag nachgedacht?“ „Was noch, was uns betrifft?“ „Nichts, ich habe mich nur daran erinnert wie es hierzu gekommen ist. Also, was ist mit meinem Vorschlag? Deine Bewährungszeit läuft am Ende des Jahres ab und ich weiß, dass du Hogwarts verlassen willst. Hast du über meinen Vorschlag mit der Apotheke nachgedacht?“, fragte Harry während sein Blick kurz zur Standuhr glitt, es war fast sechs, er hatte fast zwei Stunden in seinen Erinnerungen verbracht. „Das wird nicht funktionieren. Der Krieg mag fast sechs Jahre her sein aber die Menschen erinnern sich noch zu gut an meine angebliche Rolle darin. Niemand wird Tränke kaufen wenn ich sie braue“, sagte Severus und Harry hörte die Sehnsucht aus seiner Stimme raus. Es war seit jeher einer von Severus' größten Wünschen eine eigene magische Apotheke zu eröffnen, mit selbst gebrauten Tränken und einfach sein eigener Chef sein. Er war zwar gerne Lehrer aber hier in Hogwarts erinnerte ihn zu viel an seine unselige Vergangenheit. „Außerdem kann ich Hogwarts nicht mitten im Schuljahr verlassen, das hätte Minerva nicht verdient“, fügte er noch hinzu. „Als ich das letzte Mal bei Minerva zum Tee war, habe ich durch Zufall ein paar Akten auf ihrem Schreibtisch gesehen. Dabei waren auch Personalakten von Lehrern und bei einem, oder mehreren, bin ich mir sicher, dass da Zaubertränke als Hauptfach stand“, sagte Harry lächelnd. „Es wird trotzdem nicht funktionieren.“ „Ich bin mir sicher, dass es funktioniert. Vor allem wenn du einen sehr guten Geschäftspartner hast. Einen, mit einem einwandfreien Leumund und einer Weste, die so weiß wie frisch gefallener Schnee ist“, sagte Harry. „Wer würde mit mir zusammen arbeiten wollen?“, fragte Severus müde und erschöpft. „Ich.“ Jetzt sah Severus auf, skeptisch, abschätzend. „Das würdest du nicht schaffen“, sagte Severus irgendwann. „Was genau meinst du?“ „Ich kann bei so einem Geschäft nicht alles alleine machen. Ich kann nicht gleichzeitig brauen, die Kunden beraten, eine Buchhaltung machen, eventuell noch einen Eulenversand koordinieren und noch neue Zutaten besorgen“, sagte Severus, „das ist die Arbeit für zwei Leute und das ist ein Vollzeitjob. Das kannst du nicht neben deiner Arbeit als Lehrer hier machen.“ „Hatte ich auch nicht vor. Ich kündige mit dir zusammen und dann stellen wir das gemeinsam auf die Beine“, sagte Harry. „Warum?“ „Wie meinst du das?“ „Warum willst du das alles machen? Du hast extra eine Ausbildung zum Lehrer gemacht und willst das nach nur zwei Jahren wieder hinschmeißen?“, fragte Severus, „das alles für ein Projekt, dessen Erfolgsaussicht sehr gering ist? Für einen Mann, der dich immer noch hinhält und deine Geduld bis zum zerreißen auf die Probe stellt?“ „Was hältst du von Frühstück?“, fragte Harry. Etwas überrascht über den plötzlichen Themawechsel nickte Severus einfach nur und Harry rief, „Kreacher, ein Frühstück, auch wenn es etwas früh ist.“ Sofort hörten sie Geräusche aus der Küche und Harry fügte hinzu, „wir frühstücken im Wohnzimmer.“ „Das ist keine Antwort“, sagte Severus leise. Harry erhob sich, kniete sich dann vor ihn und sah ihn offen an. „Was für eine Antwort möchtest du hören? Dass ich dich verlasse weil du immer noch auf Remus wartest? Weil du jedes Mal einen Zusammenbruch hast wenn er und Lucius in der Öffentlichkeit zusammen auftauchen? Weil ich seit dem letzten Weihnachten nicht mal einen Kuss bekommen habe und genau fünfzehn Mal mit dir in einem Bett geschlafen habe? Ich wusste von Anfang an, dass es schwer werden würde, auch wenn ich es mir etwas leichter vorgestellt habe aber ich gebe nicht auf“, sagte er, „und ja, ich würde gerne mit dir diese magische Apotheke eröffnen, wir können es doch wenigstens versuchen. Wenn es nicht klappt, können wir uns immer noch etwas anderes überlegen. Aber jetzt möchte ich mit dir frühstücken und dann überlegen wir, was wir heute noch machen.“ Severus sah ihn unglücklich an, nickte aber dann, müde, erschöpft und irgendwie fertig. „Ich meine das alles sehr ernst.“ „Ich weiß, Harry.“ „Wo ist dann dein Problem?“ „Es ist dir gegenüber nicht fair und du wirst irgendwann deine Geduld verlieren, dann bin ich wieder alleine und das hier“, sagte Severus mit einer Handbewegung, die sein Wohnzimmer einschloss, „wird wieder zu meinem Alltag.“ Harry musste nicht nachfragen, was er meinte, er wusste es. „Du lebst seit einem Jahr mehr oder weniger mit mir zusammen, hoffst auf eine Beziehung und ich stehe trotzdem jede Nacht auf um hier zu warten. Auf einen Mann, den ich das letzte Mal vor einem Jahr persönlich gesehen habe und der mich davor auch nur wie ein Spielzeug behandelt hat, das ist nicht fair dir gegenüber“, sagte Severus leise, er hatte den Blick abgewandt. Harry seufzte leise und stand auf als ein leises Ping ertönte. „Lass uns frühstücken, danach möchte ich dir einen Vorschlag unterbreiten.“ Er wurde fast schon verzweifelt angesehen doch dann nickte Severus und folgte ihm langsam in die Küche. Er erwartete das Ende dieser seltsamen Beziehung als sie sich nach dem Frühstück wieder im Wohnzimmer niederließen. Zu seiner Überraschung holte Harry mehrere Bögen Pergament und legte sie der Reihe nach auf den Tisch und erklärte gleichzeitig, „unsere Kündigungsschreiben für Hogwarts, du musst nur noch unterschreiben. Ein Mietvertrag über ein kleines Haus am Rande von Paris mit der Möglichkeit, dass wir es kaufen können wenn es uns gefällt. Drei Maklervorschläge über leere Ladenlokale im magischen Viertel von Paris. Die Bestellliste von Poppy, die sich als Erste angemeldet hat, dass du die benötigten Tränke für die Krankenstation braust. Nach ihrer Meinung braucht es wenigstens ein paar vernünftige Tränke auf der Krankenstation.“ „Paris?“, war alles, was Severus fragte. „Ja, Paris. Es ist eine wunderschöne Stadt und das magische Viertel ist seltsamerweise sogar größer als in London.“ „Warum Paris? Warum nicht London? Wieso hast du schon Vorschläge vom Makler?“, fragte Severus fassungslos. Harry atmete tief durch und erklärte, „ich möchte mit dir ein ganz neues Leben anfangen, weit weg von dem ganzen alten Kram. Weit weg von den Vorurteilen, weit weg von Remus und Malfoy, ich will dich für mich alleine haben und nicht ständig Angst haben müssen, dass Remus hier wieder auftaucht. Ich möchte mit dir ein neues Leben anfangen, richtig, mit allem drum und dran. Ich habe das alles schon vor Monaten angeleiert, es ist mein Weihnachtsgeschenk für dich.“ Stille hatte sich ausgebreitet, Severus sah auf die Pergamente bevor er irgendwann die Hand ausstreckte und mit zittrigen Fingern nach dem Mietvertrag griff. Seine Augen weiteten sich als er ihn las und er murmelte, „da stehen wir Beide drauf.“ „Natürlich. Unser Haus für unser Leben. Ganz einfach.“ „Was wird mit Spinner's End und dem Grimmauldplatz?“ „Verkaufen oder vermieten.“ „Das ist mein Elternhaus, das kann ich nicht einfach verkaufen. Du hast das Haus von deinem Paten geerbt“, sagte Severus. „Dann vermieten. Ich muss den Grimmauldplatz nur vorher grundsanieren lassen, ich denke, da werde ich mich an die Aurorenabteilung wenden. Alle privaten Dinge von Sirius sind in seinem Verlies. Du könntest auch vermieten, die Einrichtung aus dem Labor würden wir eh mitnehmen. Genau wie die Einrichtungsgegenstände, die wir haben wollen. Das Haus ist völlig leer“, erklärte Harry, der noch ein paar Pergamente raus holte und sie ausbreitete. Severus griff danach, es war scheinbar der Grundriss für das Haus und auf den ersten Blick bot das Haus genug Platz für sie Beide. „Es gibt einen Anbau mit einer magischen Tageslichtdecke, der sich hervorragend für ein Tränkelabor eignen würde. Den Keller könnte man auch umbauen aber warum willst du in den Keller wenn du einen schönen, großen, hellen Anbau hast und ich dann nicht jedes Mal Treppen hoch und runter laufen muss?“, fragte Harry lächelnd. „Wie erklären wir den Nachbarn die Gerüche und den Dampf?“ „Müssen wir nicht, das ist ein magischer Vorort, der von Hexen, Zauberern und Squibs bewohnt wird“, sagte Harry, „heißt das, wir ziehen zusammen um?“ „Willst du das wirklich?“, fragte Severus. Harrys Blick ging bezeichnend über die Pergamente, fast überall war schon seine Unterschrift zu sehen, dennoch nickte er sehr ernst. „Wann willst du das alles durchziehen?“, fragte Severus weiter. Seine Stimme klang seltsam tonlos, als ob es ihn nicht wirklich interessierte. „Wenn, dann geht der Mietvertrag ab 1 Januar los, wir haben dann mehr als genug Zeit um umzuziehen. Es ist dann etwas stressig weil Minerva uns erst ab den Osterferien gehen lässt aber sie hat versprochen, dass sie unseren Unterricht etwas zusammen schneidet und uns so viele freie Nachmittag wie möglich zu ermöglichen. Außerdem sollen die neuen Lehrer dann schon eingearbeitet werden“, erklärte Harry bevor er vorsichtig sagte, „du klingst nicht wirklich begeistert.“ „Ich kann es nicht glauben“, gestand Severus. „Was daran?“ „Alles. Dass du wirklich ein Leben mit mir willst. Dass du deine Zukunft mit mir zusammen gestalten willst, eigentlich schon fast nach mir. Ich kann nicht glauben, dass sich wirklich jemand so für mich interessiert“, sagte er leise. „Nicht jemand, ich! Ich will das alles und ich gebe nicht so schnell auf“, unterbrach ihn Harry ernst. Er wurde wirklich zweifelnd angesehen. Harry schwieg eine Weile, in der Severus immer wieder auf die Pergamente sah, als ob er nicht glauben konnte, dass sie wirklich da waren. Er sah sich das ganze ein paar Minuten an bevor er tief durchatmete und sagte, „Severus, letztes Weihnachten hast du einen gewaltigen Schritt getan. Damals musstest du diesen Schritt alleine gehen, diesmal musst du das nicht. Lass uns dieses Weihnachtsfest nutzen um einen weiteren gewaltigen Schritt zu gehen, aber diesmal gemeinsam. Lass uns einfach unsere Vergangenheit hinter uns lassen und gemeinsam eine neue Zukunft aufbauen.“ Severus sah ihn an und Harry erkannte, dass er ihm immer noch nicht wirklich glaubte. „Was hältst du davon wenn wir uns nochmal eine Weile hinlegen, etwas Schlaf nach holen und dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus“, sagte Harry während er sich schon erhob, „die Unterschriften kannst du auch noch später unter die Dokumente setzen.“ Severus folgte ihm ohne ein Wort zu sagen. Der Tag zog sich zäh und langsam dahin, Severus war nach dem zweiten Aufstehen ins Labor gegangen und hatte es seitdem nicht mehr blicken lassen. Harry war irgendwann in die Küche gegangen und hatte angefangen Plätzchen zu backen. Sie waren morgen zu Hermine und Ron eingeladen und Harry hoffte, dass sie hingehen würden, letztes Jahr hatte Severus abgelehnt und so hatte er alleine gehen müssen. Mit guter Hoffnung holte er das Blech aus dem Ofen und stellte es zum Fenster, das zweite vorbereitete Blech wanderte in den Ofen. Der gestreifte Kauz, der neben dem Fenster auf der Arbeitsplatte saß, klackerte mit dem Schnabel und hüpfte etwas näher. „Nimm deinen Schnabel von meinen Plätzchen, mein kleines Monster“, sagte Harry liebevoll. Er erntete ein empörtes Schuhu, dann flatterte der Kauz auf seine Schulter und schmiegte den Kopf an seine Wange. „Du bekommst ein Plätzchen wenn sie fertig sind, vorher nicht. Also entweder du gibst Ruhe oder du wartest vor dem geschlossenen Fenster“, sagte Harry, „entscheide dich.“ Sein Streifenkauz, den er sich nach dem Tod seiner geliebte Hedwig zugelegt hatte, legte den Kopf überlegend schief und flatterte dann auf den Küchentisch. Dort zupfte er das Küchentuch zurecht bis er es passend fand und er sich in sein provisorisches Nest legen konnte. „Gute Entscheidung“, grinste Harry, der jetzt einen Topf für das Wasserbad der Schokolade auf den Herd stellte. Dann begann er die Schränke auf der Suche nach den bunten Streuseln zu durchwühlen. „Ganz oben, links in der Ecke“, schnarrte eine Stimme. Harry fand die Streusel genau da und drehte sich dann erst um, Severus stand in der Tür und sah ihn vorsichtig an, er hielt einige Pergamente in der Hand. „Wenn sie nicht unterschrieben sind, kannst du sie gerne wieder mitnehmen. Ansonsten kannst du den faulen Vogel da nehmen und sie gleich wegschicken“, sagte Harry, was zu einem protestierenden Schrei seines Kauzes führte bevor er sich zum Herd umdrehte um die Schokolade ins Wasserbad zu geben. „Sie sind unterschrieben.“ Das Stück Schokolade entglitt Harrys Hand und prallte erst auf die Arbeitsfläche und dann auf den Boden während er sich umdrehte. Severus war leise eingetreten und stand jetzt einen Schritt vor ihm. „Sie sind alle unterschrieben?“, fragte Harry nach. „Deine Unterschrift auf dem Mietvertrag fehlt noch, ansonsten sind alle unterschrieben“, war die Antwort. „Kreacher, eine Feder und Tinte aber bitte ganz schnell“, rief Harry. Das Gewünschte erschien nur wenige Sekunden später mit einem lauten Knall auf dem Tisch. Vor lauter Schreck sprang der Kauz aus seinem Nest und flatterte protestierend durch die Küche. Harry ignorierte ihn, nahm Severus die Pergamente ab und blätterte sie schnell durch bis er den Mietvertrag gefunden hatte und ihn so schnell wie möglich unterschrieb. Er wartete gerade so ab bis die Tinte getrocknet war bevor er die Pergamente zusammenrollte und zuband. „Jetzt komm schon runter, ich habe Arbeit für dich“, rief Harry seinem Kauz zu, der auf den höchsten Küchenschrank geflüchtet war. Das Tier warf den Plätzchen einen sehnsüchtigen Blick zu, kam aber dann runter und landete vor Harry. „Ich hebe dir ein paar Plätzchen auf, ganz alleine für dich, mit Schokolade und Streuseln, einverstanden?“, fragte Harry während er die Pergamente an beide Beine band. Ein begeistertes Kopfnicken war die Antwort bevor der Kauz abhob und zum offenen Fenster hinaus flog. Dann drehte er sich zu Severus um, sah aber nur noch dessen Rücken denn er stand am Herd und schmolz die restliche Schokolade. Mit einem Grinsen sah Harry nach den Plätzchen im Ofen, befand, dass sie noch brauchten und trat dann neben ihn. „Also hilfst du mir?“, fragte er. „Ja.“ „Wann wollen wir uns unser neues Haus ansehen?“ „Zwischen den Feiertagen, morgen sind wir bei deinen Freunden eingeladen und übermorgen bei meinem Patenkind“, erinnerte Severus ihn. „Wollen wir zu beiden Einladungen zusammen hin gehen? Als Paar?“ „Ja“, sagte Severus vorsichtig. Er erwartete eine Ablehnung denn letztes Jahr hatte Harry abgelehnt mit zu Draco zu gehen, genau wie Severus abgelehnt hatte mit zu den Weasleys zu gehen. „Sehr gut aber das stellt uns vor ein Problem“, sagte Harry, er wurde fragend angesehen. „Wir haben nicht genug Plätzchen, ich habe nur Teig für uns zwei gemacht aber nicht für alle. Dann stehen wir den ganzen Tag in der Küche“, sagte er grinsend. „Wäre das so schlimm?“ „Für mich nicht. Gut, du verzierst die Plätzchen, die schon fertig sind und ich mache neuen Teig und guck ab und zu mal nach denen im Ofen.“ „Mach ich“, war alles, was Severus sagte während er die Schokolade weiter beaufsichtigte. Mit einem breiten Grinsen begab sich Harry in die kleine Vorratskammer und holte alles, was er brauchte. Das war doch ein guter Anfang für ein neues Leben. Kapitel 2: ... Ende? -------------------- Silvester und das neue Jahr Mit einem mulmigen Bauchgefühl folgte Harry Severus und dem Makler durch das Haus, von dem sie bereits den Mietvertrag unterschrieben hatten. Mit jedem Schritt, den Severus wortlos durch das Haus ging, war er glücklicher, dass er den Mietvertrag auf einen Monat beschränkt hatte. Wenn das Haus ihnen nicht gefiel, konnten sie sich in Ruhe nach etwas Anderem umsehen. Und so, wie Severus den Blick prüfend durch die leeren Räume schweifen ließ, war er sich sehr sicher, dass er das falsche Haus ausgesucht hatte. War es zu hell? Zu weitläufig? Doch zu klein für sie Beide? Harry seufzte innerlich, er hatte gehofft, dass es ihm gefiel. „Nun, wie gefällt es Ihnen?“, fragte der Makler, dessen Name sich Harry ehrlich gesagt nicht gemerkt hatte. Ihm war der schweigsame, schwarz gekleidete Mann unheimlich. „Können wir uns kurz unter vier Augen besprechen?“, fragte Harry. Der Makler nickte und sagte, „ich habe leider gleich einen weiteren Termin aber Sie haben das Haus ja sowieso für einen Monat gemietet. Sie können sich in aller Ruhe besprechen und mich dann kontaktieren. Ist das für Sie so in Ordnung?“ „Das passt“, war alles, was Severus sagte, eher knurrte und schon machte sich der Makler lieber aus dem Staub. „Das war nicht nett aber egal, wie gefällt dir das Haus?“, fragte Harry. „Es ist leer.“ „Das war nicht meine Frage. Also, gefällt es dir? Oder willst du, dass wir uns was Neues suchen?“, fragte Harry. Sie standen im Wohnbereich, der durch eine halbhohe, schmale Mauer von der Küche abgetrennt war. Eine große, bodentiefe Fensterflucht ließ viel Licht hinein und gestattete einen Ausblick auf die Terrasse und den Garten, der sich hinter dem Haus befand. Von dem Teil, der die Küche werden könnte, führte eine breite, gläserne Schiebetür in den Anbau, der für ein mögliches Tränkelabor gedacht war. „Weder deine noch meine Möbel passen hier rein, wir müssten uns komplett neu einrichten“, sagte Severus. „Dein Schlafzimmer passt doch.“ „Genau diese Möbel würde ich gerne zurücklassen. Was hältst du von ein paar Umbauten?“ „Es gefällt dir? Wir bleiben?“, fragte Harry euphorisch. Severus ließ den Blick nochmal schweifen und sagte dann, „mit ein paar Umbauten könnte ich mich hier wirklich wohl fühlen. Aber dir muss es auch gefallen.“ „Tut es. Was für Umbauten?“ „Wollen wir das hier im Stehen besprechen? Oder wollen wir lieber erst mal wieder nach Hause und dort in aller Ruhe planen?“, fragte Severus ruhig. „Dann können wir aber mögliche Änderungen nicht gleich ausmessen oder per Zauber ausprobieren“, warf Harry ein. „Das lässt sich ändern.“ „Wie?“ Statt einer Antwort zog Severus seinen Zauberstab und eine leere Phiole aus seiner Tasche, mit einem Schwenk des Stabes verwandelte er die Phiole in eine gläserne Kugel und ließ sie in der Luft schweben. Dann begann er einen langen, Harry völlig unbekannten Zauberspruch zu murmeln. Die Kugel begann langsam zu glühen und begann dann durch den Räume zu schweben, helles Licht ging von ihr aus. „Was ist das?“ „Die Kugel zeichnet das Haus auf. Wir können daheim ein Modell davon machen und jede Änderung, die uns vorschwebt, an dem Modell vornehmen. Da sehen wir wie es wirkt und ob es passt“, erklärte Severus. „Genial. Wie lange braucht die Kugel?“ „Etwa zehn Minuten.“ „Dann seh ich mich noch etwas um.“ Severus nickte nur und schon war Harry verschwunden. „Was hältst du davon?“, fragte Harry und veränderte die Wand im Wohnzimmer mit einem Schwenk des Zauberstabes. Sie waren wieder in Spinner's End und planten die Umbauten an ihrem neuen Haus, denn Beide waren sich einig, dass sie es kaufen wollten. Die Kaufanfrage war bereits per Eule auf dem Weg zum Makler. In dem Modell des Hauses veränderte sich jetzt die Wand, bis zur Hälfte hoch wurde aus der weißen Wand eine Holzvertäfelung in hellem Holz. Severus sah es sich einen Moment an, tippte das Modell dann mit dem Zauberstab an. Die Holzvertäfelung ging jetzt über die unteren zwei Drittel der Wand und war eher rotbraun als hellbraun. „Das ganze Zimmer?“, fragte Harry skeptisch, „wird das nicht zu dunkel?“ „Es gibt nur zwei Wände, auf der dritten Seite sind Fenster und auf der vierten Seite ist die offene Küche. Wenn wir die hüfthohe Wand noch mit vertäfeln, passt sich das Bild gut an“, erklärte Severus und zeigte am Modell, was er meinte. „Dann müssen wir die Möbel etwas heller aussuchen.“ „Wäre ja kein Problem, die Küche müsste auch angepasst werden.“ „Auch rotbraunes Holz?“, fragte Harry, der die Küche einfach mal umfärbte. Er schüttelte aber sofort den Kopf, „das sieht furchtbar aus.“ „Stimmt. Was hältst du davon?“, fragte Severus, der Küche jetzt in die Farben schwarz und rot tauchte. Schwarze Fronten und rote Arbeitsplatten, alles in Hochglanz. Harry besah sich das Ganze eine Weile, tippte dann das Modell an und vergrößerte das vorhandene Fenster auf die komplette Wandbreite. Damit gab es jetzt ein großes Fenster direkt über der Arbeitsplatte, die gläserne Front, die die Tür zum Anbau enthielt und sonst zum Garten hinausführte und eine dritte Wand mit einem durchgängigen Fenster. Wieder viel Licht. „So würde es mir definitiv gefallen“, sagte er. Severus nickte sofort und unterbreitete den nächsten Vorschlag. Es war abzusehen, dass es noch eine ganze Zeit dauern würde bis sie sich durch das gesamte Haus gearbeitet hatten. Drei Tage vor Silvester traf sich Harry mit seinen Freunden um sie endlich von seinen Plänen zu unterrichten denn noch wusste keiner was er vor hatte. Er war sich absolut sicher, dass sie versuchen würden es ihm auszureden doch es war zu spät. Der Kaufvertrag für ihr neues Haus war gestern gekommen, genau wie die Auroren, die den Grimmauldplatz auf schwarzmagische Artefakte durchsuchten. Auch bei Severus hatte sich etwas getan, er hatte angefangen Spinner's End renovieren zu lassen damit er es vernünftig vermieten konnte. Schließlich war das Haus alt und so würde er es wohl nicht vermietet bekommen. Verkaufen wollte er es nicht, dazu hing er zu stark daran. Seine Gedanken kehrten ins Hier und Jetzt zurück als sich die Tür des Cafés öffnete und seine Freunde geschlossen eintraten. Mit einem Lächeln trat er ihnen entgegen und begrüßte alle. Als sie sich schließlich um den Tisch platziert hatten und für alle Getränke und Kuchen bestellt war, platzte Harry einfach mit der Wahrheit raus. „Also, ich habe euch heute her bestellt weil ich mich mehr oder weniger verabschieden will. Ich habe gestern, zusammen mit Severus, ein Haus gekauft, in einem Randbezirk von Paris. Unsere Kündigungen sind bereits in Hogwarts bei Minerva eingegangen, unser letzter Arbeitstag ist vor den Osterferien aber wir werden wahrscheinlich schon vorher umziehen. Wir reisen heute Nachmittag, nach diesem Treffen wieder nach Paris um uns die ersten Ladenlokale anzusehen und die ersten Bauarbeiter ins Haus zu lassen. Wir haben uns gegen die gewöhnlichen Verwandlungszauber entschieden und lassen alles von Profis umbauen, dann müssen wir die Verwandlungszauber nicht ständig erneuern. Ich werde wohl nicht mehr so oft in London sein aber wir freuen uns, nachdem wir die Umbauarbeiten beendet haben und uns eingerichtet haben, über Besuch“, sagte Harry während er seinen Freunden in die geschockten Gesichter lächelte. Es war Luna, die ihre Stimme als Erste wieder fand und fragte, „wieso gerade Paris?“ „Weil es eine schöne Stadt ist, das magische Viertel wirklich ansprechend ist und weil wir einen Schlussstrich unter unsere Vergangenheit ziehen wollen, zumindest unter die hässlichen Dinge“, erklärte Harry, „und ja, Ron, mit Severus. Also spar dir bitte die Frage in diese Richtung.“ Ron schloss sofort den Mund und trank einen Schluck Kaffee, den die Bedienung gerade auf den Tisch stellte. Alle Anwesenden schwiegen während die Bedienung die Getränke und den Kuchen abstellte doch Harry war der Einzige, der mit großem Appetit zugriff, der Rest sah ihn nur fassungslos an. „Ist das alles dein Ernst?“, fragte Hermine schließlich. „Ja, ist es. Warum sollte ich es sonst erzählen?“ „Verspäteter Aprilscherz?“, fragte Ron hoffnungsvoll. „Im Dezember? Wohl kaum. Ich meine es todernst.“ „Ich dachte, das mit Snape hat sich längst erledigt“, sagte Ron leise. „Wie kommst du darauf?“, fragte Harry wirklich interessiert. Sein bester Freund zuckte mit den Schultern und sagte etwas hilflos, „naja, ich hatte gehofft, dass das nur so ein Hirngespinst von dir ist und du schnell einsiehst, dass das Blödsinn ist. Nach dem was du immer erzählt hast, war das doch eh keine richtige Beziehung oder so was in der Art. Konnte ja keiner ahnen, dass du wirklich ernst mit der Fledermaus machst und dann gleich so. Du haust einfach ab.“ „Falsch, ich verabschiede mich doch gerade also haue ich nicht einfach ab. Und ja, mir ist es ernst mit Severus, ich wäre dir sehr verbunden wenn du ihn nicht Fledermaus nennen würdest, auch wenn es manchmal schwierig ist“, sagte Harry. „Aber das ist Snape.“ „Das hast du mir vor einem Jahr schon gesagt, genau in diesem Tonfall und ich dachte eigentlich, dass du dich langsam daran gewöhnt hast.“ Wieder zuckte Ron mit den Schultern und wollte etwas sagen, schüttelte aber dann den Kopf und schwieg. „Ron?“ „Nein Harry, ich kann das nicht. Das ist Snape. Der Snape, der uns immer fertig gemacht hat, die schleimige Oberschlange, ein Slytherin, das kann doch alles nicht dein Ernst sein. Und jetzt willst du auch noch mit ihm zusammen ziehen, nach Paris und ihr wollt scheinbar ein Geschäft zusammen auf ziehen, das ist doch alles irreal. Der Typ ist zwanzig Jahre älter als du und eine wahre Schönheit ist er auch nicht“, sagte Ron. „Ich bin seit einem Jahr mit ihm zusammen und das alles fällt dir jetzt erst auf?“, fragte Harry fassungslos. „Nein, das wusste ich schon von Anfang an aber bis jetzt wolltet ihr nicht zusammenziehen oder das Land verlassen. Harry, bitte, das ist doch nicht ein Ernst. Überleg es dir nochmal, du kannst jemand viel besseren finden. Du hast doch bestimmt nur Schuldgefühle wegen dem, was dein Vater Snape angetan hat, das ist doch alles nicht echt“, brauste Ron jetzt auf. Harry starrte ihn sprachlos an und keuchte schließlich, „das meinst du nicht so.“ „Doch, meine ich. Das ist alles ein Hirngespinst, du solltest dich ins St. Mungo begeben und dich untersuchen lassen, vielleicht hat dir Snape auch irgendeinen Trank unter geschoben.“ „Ron“, keuchte Hermine doch ihr Mann erhob sich so ruckartig, dass sein Stuhl mit einem lauten Scheppern nach hinten fiel. „Nichts Ron, seit einem Jahr muss ich mir das jetzt ansehen und anhören. Jedes Mal wenn Harry zu uns gekommen ist, haben wir uns über Snape unterhalten. Snape hat dies, Snape hat das und wenn man gewagt hat, etwas dagegen zu sagen, hieß es immer, jetzt hab doch Mitleid mit ihm, er hatte es nicht leicht“, höhnte Ron laut, „das ist doch alles nicht normal. Harry, der Typ könnte dein Vater sein, das ist doch fast schon pervers. Ich kann mir nicht mit ansehen wie mein bester Freund in sein Unglück rennt. Bleib hier, bleib in London, schick den Typen in die Wüste und such dir einen vernünftigen Mann. Ich werde garantiert nicht nach Paris kommen, womöglich noch mit dem Ekel Kaffee trinken, vergiss es.“ Als keiner reagierte, schnaubte er nochmal wütend und verließ das Café dann schimpfend und fluchend. Alle sahen ihm fassungslos nach bevor Neville leise sagte, „das war nicht unbedingt nett.“ „Aber es ist seine Meinung“, sagte Harry, „denkt ihr alle so?“ „Nein“, kam sofort von Hermine und Luna, doch Neville schwieg. „Neville, denkst du auch so?“, fragte Harry traurig. „Ich versteh dich einfach nicht. Ron hat schon in ein paar Punkten Recht. Snape ist wesentlich älter als du und er ist wirklich keine Schönheit, von seinem Charakter mal ganz abgesehen. Du hast dich im letzten Jahr wirklich oft und viel über ihn beschwert. Ihr passt nicht wirklich zusammen“, sagte Neville vorsichtig. „Welche Beziehung ist schon perfekt? Jeder hat doch etwas, was ihn an dem Anderen aufregt und ich dachte immer, dass Freunde dazu auch mal da sind, sich bei ihnen auszukotzen“, sagte Harry, „ich wusste nicht, dass ich euch damit so sehr nerve. Ihr hättet ja nur etwas sagen müssen.“ „Naja, jedes deiner Gespräche hat sich irgendwann um Snape gedreht“, kam von Hermine, jetzt wurde sie fassungslos angesehen bevor Harry traurig nickte, seinen Kaffee austrank und sich dann erhob. „Harry?“, fragte Luna. „Es tut mir leid, dass ich euch so genervt habe, das wird in Zukunft nicht mehr vorkommen. Ich hätte eure Freundschaft nicht so strapazieren sollen, tut mir leid. Ich gehe lieber, ich schick euch eine Einladung wenn wir fertig mit renovieren sind, vielleicht möchtet ihr ja kommen“, sagte Harry mit einem traurigen Lächeln. Und noch bevor irgendeiner von seinen Freunden etwas sagen konnte, hatte er das Café verlassen. Severus erwartete ihn bereits denn sie hatten einen Termin doch er sah auf den ersten Blick, dass etwas nicht stimmte. „Wollen wir uns den Laden noch ansehen?“, fragte er. Das Lächeln, welches ihm geschenkt wurde, war mehr als gezwungen doch Harry nickte dennoch. „Jetzt nochmal die Wahrheit“, forderte Severus, „was ist schief gegangen?“ „Ich habe meine Freunde das ganze letzte Jahr über genervt und sie halten mich für bekloppt“, sagte Harry, der langsam näher kam. Er sehnte sich in diesem Moment nach Nähe, nach Zuneigung, nach einem Zeichen, dass es sich lohnte sich für diese Beziehung gegen seine Freunde zu stellen. Dennoch blieb er knapp vor Severus stehen, er hatte ihn noch nie wirklich von sich aus umarmt und er rechnete auch jetzt nicht damit. Er wurde sehr überrascht als sich plötzlich Arme um ihn legten und er in eine tröstende Umarmung gezogen wurde. Mit einem leisen Schluchzen schlang er die Arme um ihn und drückte sich an ihn. „Du bist ja auch bekloppt“, sagte er leise, „du bist ein Gryffindor.“ Gegen seinen Willen musste Harry kichern, er schmiegte den Kopf an Severus' Brust und sagte, „Gryffindors sind nicht bekloppt.“ „Doch, sind sie. Also, möchtest du dir den Laden heute noch ansehen oder wollen wir den Termin verschieben?“, fragte Severus. „Lass uns los flohen, je eher wir einen passenden Laden finden, umso eher können wir mit allem anfangen“, sagte Harry. „Allem?“ „Naja, wir müssen den Laden einrichten, es fehlt bestimmt auch noch einiges im Labor um in so großen Massen zu produzieren. Einige Zutaten haben eine lange Lieferzeit, es geht alles nicht von heute auf morgen und wir wissen ja auch nicht ob uns der erste Laden sofort zu sagt“, sagte Harry, der sich nochmal an ihn kuschelte und dann die Umarmung auflösen wollte. „Wir können auch normale Verwandlungszauber benutzen, dann geht es schneller“, sagte Severus, der die Arme nicht von ihm nahm, „dann brauchen wir weniger Zeit für den Umbau. Die Zutaten können wir schon vorher per Eule bestellen.“ „Dann müssen wir die Verwandlungszauber immer erneuern, das ist nervig und wenn wir es vergessen, steht wahrscheinlich plötzlich eine Badewanne mitten im Verkaufsraum. Ich weiß, wie ungern du Zutaten per Eule bestellst, du siehst sie gerne vorher. Du suchst dir nur die besten Zutaten aus und das kannst du nur persönlich“, sagte Harry, „dazu brauchen wir Zeit. So gerne ich hier mit dir stehen bleiben würde oder eigentlich noch viel lieber auf die Couch wechseln würde, wir sollten los.“ Severus legte kurz den Kopf schief, gab ihm aber dann frei und ging zum Kamin. Harry folgte ihm und kurz darauf waren sie in den grünen Flammen verschwunden. Selbst Harry sah, dass der Laden nicht passte. Sie hatten zwar ein Labor in ihrem Haus geplant aber viele Tränke mussten auch frisch zubereitet werden. Sie dauerten zwar oft nicht lange aber dazu brauchte man auch ein voll ausgestattetes Labor. Dafür reichte der Platz im Hinterzimmer dieses Ladens einfach nicht aus, zumindest nicht wenn sie noch eine kleines Büro und einen Vorratsraum einbauen wollten. „Das passt alles nicht“, sagte er daher als der Makler sie gerade zum dritten Rundgang führen wollte. „Wie meinen Sie das?“, fragte der Mann. „Das Hinterzimmer ist zu klein für unsere Bedürfnisse und der Laden selbst ist zu klein und dunkel. Wenn wir da zwei, drei Regale rein stellen, können die Kunden sich nicht mehr in Ruhe umsehen ohne sich gegenseitig breit zu treten. Wir brauchen mehr Platz“, erklärte Harry. Der Makler sah fragend zu Severus, der nur nickte und sagte dann, „Ich hätte noch einen größeren Laden im Angebot aber der liegt etwas außerhalb der belebten Einkaufsstraße. Ich weiß nicht, ob die Lage Ihnen zu sagt.“ „Sehen wir ihn uns an“, schlug Severus vor. Ihm war der Laden an sich wichtiger als die Lokalität, sollte das wirklich funktionieren würde ein guter Ruf die Leute schon zu ihnen führen. Der Makler nickte und bedeutete ihnen ihm zu folgen. Bereits beim ersten Rundgang stellte Harry fest, dass der Laden fast perfekt war. Der Verkaufsraum war groß, hell und bot genug Platz für einige Regale, einen Verkaufstresen und dennoch würden sich die Kunden nicht zu eingeengt fühlen. Die Hinterzimmer waren groß genug für das Labor und den Vorratsraum aber ein Büro müssten sie wirklich rein quetschen oder sie bauten einen der Räume zu Hause um. „Severus?“ „Passt“, war alles, was Severus sagte doch Harry sah an seinem Blick, dass er die Räume bereits einrichtete. Mit einem leisen Lachen schüttelte Harry den Kopf bevor er sich zu dem Makler umwandte, „wir nehmen ihn.“ „Sehr schön, ich habe den Pachtvertrag gleich mitgebracht. Der Verpächter hat, angesichts der etwas unglücklichen Lage, sein Einverständnis gegeben, dass Sie bei der Laufzeit des Pachtvertrages wählen können. Er hat zwischen einem Jahr und fünf Jahren vorgeschlagen“, erklärte der Mann, der einige Pergamente aus seiner Mappe holte. Harry warf Severus einen kurzen Blick zu, dieser trat jetzt näher und sah sich die Pergamente durch während er sagte, „es wird dauern bis wir einen ausreichenden Kundenstamm aufgebaut haben. Kann der Pachtvertrag verlängert werden wenn es notwendig ist?“ „Wenn Sie Ihre Pacht regelmäßig zahlen, dürfte da nichts dagegen sprechen“, sagte der Mann. „Werden wir. Wie sieht es mit Umbauarbeiten aus?“, fragte Harry, der jetzt so neben Severus trat, dass er mitlesen konnte. „Kommt wohl darauf an ob sie permanent umbauen wollen oder per zeitlich begrenztem Zauber“, sagte der Makler unsicher, „das müsste ich mit dem Besitzer besprechen.“ „Wir lassen Ihnen schnellstmöglich einen Umbauplan zukommen und Sie legen ihn dem Besitzer vor. Er soll entscheiden ob und was wir umbauen dürfen“, schnarrte Severus. Der Makler lächelte sofort und nickte, mit dem Vorschlag konnten alle gut leben. „Wollen Sie dann mit der Unterschreibung des Pachtvertrages so lange warten bis der Besitzer Ihre Liste erhalten hat?“, fragte er. „Nein, wir unterschreiben sofort. Wir werden uns mit dem Besitzer schon einig“, sagte Severus und sofort wurde ihm vom Makler eine selbstschreibende Feder gereicht. „Wir nehmen erst einmal drei Jahre, das müsste reichen um zu zeigen ob das Geschäft hier möglich ist oder nicht“, schlug Harry vor, Severus nickte nur und schrieb die Zahl in das dafür vorgesehene Feld. „Wollen Sie einen Hauptpächter eintragen lassen?“ „Nein, gleichberechtigte Pächter. Das sollte möglich sein.“ „Natürlich“, lächelte der Makler, „einfach beide Namen in das Feld eintragen. Natürlich die Nummer der Verliese, von denen das Geld für die Pacht abgeht.“ Jetzt sahen sich Harry und Severus etwas ratlos an, darüber hatten sie noch nicht geredet und das schien auch der Makler zu sehen denn er lenkte sofort ein, „Sie können das Geld auch monatlich per Eule schicken, die Adresse des Besitzers steht auf dem Pachtvertrag, von dem sie natürlich eine Kopie erhalten. Sie können jederzeit die Art der Bezahlung ändern.“ „Dann machen wir das am Anfang so“, sagte Harry und genau das schrieb Severus auch in den Vertrag. „Noch etwas?“, fragte Harry. Der Makler warf einen Blick in den Vertrag, schüttelte aber dann den Kopf denn Severus hatte bereits alles eingetragen. „Es fehlen nur noch die Unterschriften“, sagte er schließlich. Auch das erledigte Severus sofort bevor er Harry die Feder reichte und auch er unterschrieb. Zufrieden besah sich der Makler das Dokument nochmal bevor er nickte, es weg steckte und sagte, „Sobald der Besitzer unterschrieben hat, bekommen Sie eine Kopie. Sollte der Besitzer noch etwas ändern wollen oder etwas auszusetzen haben, wird er Sie kontaktieren. Hier steht, dass Sie per Eule und per Flohnetzwerk in England zu erreichen sind aber ein Umzug geplant ist. Wo kann man Sie am besten erreichen.“ „Bis Sie etwas Gegenteiliges hören, ist unsere Adresse in England. Das Haus in Paris muss erst umgebaut werden. Sobald wir dort einziehen, bekommen Sie Bescheid“, gab Severus zurück, „der Schlüssel?“ „Bekommen Sie mit der Kopie des Pachtvertrages. Haben Sie sonst noch Fragen?“ Wieder sahen sich Harry und Severus bis der Zweitere den Kopf schüttelte und Harry sagte, „nein, ich denke im Moment sind alle Fragen beseitigt. Sollten sich neue Fragen ergeben, wissen wir ja wie wir Sie erreichen können.“ Der Makler nickte lächelnd, ihm war Harry eindeutig der beliebtere Geschäftspartner. „Ich habe leider einen weiteren Termin und muss Sie bitten, das Lokal zu verlassen. Sobald der Besitzer mit allen einverstanden ist, können Sie den Laden natürlich jederzeit betreten“, sagte der Makler, der Richtung Tür deutete. Ohne weitere Worte verließen sie den Laden wobei Harry der letzte sehnsüchtige Blick von Severus auffiel aber er kommentierte ihn nicht. Das Wichtigste war, dass sie einen Laden gefunden hatten und sie würden den Rest auch schaffen. Pünktlich am Morgen des 31. Dezember verließ ein leise vor sich hin schimpfender Streifenkauz das Haus in Spinner's End und machte sich auf den Weg nach Paris. An seinem Bein befand sich ein komplett ausgearbeiteter Umbauplan für den Laden, gegen das Wetter verzaubert und verkleinert, um es ihm leichter zu machen. Harry sah ihm kurz nach bevor er sich seufzend an den Fensterrahmen lehnte und einfach die kühle Luft genoss. Seit sie aus Paris zurückgekommen waren, hatten sie an diesem Umbauplan gearbeitet, von früh morgens bis spät in die Nacht und heute morgen waren sie endlich fertig geworden. „Willst du krank werden?“ „Nein, nur etwas durch schnaufen. Dann kuscheln wir uns noch etwas auf die Couch, wir müssen früh genug wieder los“, sagte Harry, der das Fenster schloss und sich zu Severus umdrehte. „Willst du wirklich zu Draco?“, fragte dieser skeptisch. „Ja, Weihnachten war doch ganz nett. Er und ich sind erwachsen geworden und seine Frau hat ihn zum Besseren geändert“, sagte Harry, der langsam auf ihn zutrat und ihn in die Arme schloss. Die Umarmung wurde sofort erwidert. „Dann bleiben wir also auf der Couch bis wir los müssen?“ „Naja, was essen zwischendurch ist auch noch in Ordnung und irgendwann müssen wir uns auch fertig machen aber ja, so hatte ich mir den letzten Tag des Jahres vorgestellt“, grinste Harry an seiner Brust. Es dauerte einen Moment bis Severus antwortete, „Gerne.“ Eine knappe halbe Stunde zu früh tauchten Severus und Harry in dem netten, modernen Cottage im Süden von England auf. „Wir hätten noch warten sollen“, sagte Severus. Doch Harry zuckte nur mit den Schultern und sagte, „auf die halbe Stunde wird es nicht ankommen. Hallo Astoria.“ „Was macht ihr schon hier?“, fragte die Frau des Hauses, die gerade das Wohnzimmer betrat und verdächtig gehetzt aussah. „Das ist doch nur eine halbe Stunde“, sagte Harry verwirrt. „Draco verabschiedet gerade seinen Vater und dessen Freund“, gab Astoria zurück während sie auf die Tür zur Küche deutete, „kommt bitte mit, es wäre besser wenn ihr euch nicht begegnet.“ „Ist es“, sagte Severus, der sehr blass geworden war und sich sofort in Bewegung setzte doch es war zu spät. Die Tür öffnete sich erneut und hintereinander traten Draco, Lucius und Remus ein, die mitten im Schritt stockten als sie Severus samt Begleitung sahen. „DU! DU hast mir Severus weg genommen?“, fauchte Remus. „Genau genommen hast du Severus nie besessen also kann ich ihn dir nicht weg nehmen“, gab Harry unsicher zurück. „Wie kannst du nur? Warum hast du das getan?“, rief Remus, der jetzt auf ihn zukam. „Solltest du solche Dinge vor deinem Lebensgefährten sagen?“, fragte Harry mit einem Blick auf Lucius, der mit Sohn und Schwiegertochter etwas abseits stand und das Ganze scheinbar gelangweilt beobachtete. Jetzt stockte Remus und sah unsicher zu den Malfoys doch Lucius zuckte nur mit den Schultern und sagte, „ich kann Liebe und Sex durchaus voneinander unterscheiden und ein bisschen Abwechslung hat noch niemanden geschadet. Es ist schade, dass manche Menschen so ein Drama daraus machen.“ „Wie meinen Sie das?“, fragte Harry. Wieder ein Schulterzucken und die Antwort, „wenn Remus so gerne mit einem anderen Mann ins Bett möchte und Severus ihn nicht mehr will, soll er sich halt jemand Anderen suchen. Es ist ja nicht so als hätte er keine Auswahl.“ „Das ist wirklich Ihr Ernst, oder?“ „Natürlich. Aber nein, daraus wird ein Drama gemacht. Mir wird über ein Jahr die Ohren voll geheult über die Ungerechtigkeit dieser Welt“, seufzte Lucius theatralisch. Alle starrten ihn mehr oder weniger geschockt an und es war gerade Severus, der zuerst die Stimme erhob und sich an Remus wandte, „diesen Mann hast du mir immer vorgezogen? Für was? Für Geld und Ansehen? Für die Bequemlichkeit des Lebens? Kaltes, hartes Geld gegen warme Liebe? Ihr habt euch wirklich verdient. Lebe mit deiner Entscheidung, ich habe meine Entscheidung bis heute nicht bereut und heute, jetzt in diesem Moment wird mir bewusst, dass ich diese Entscheidung schon vor vielen, vielen Jahren hätte treffen müssen.“ Dann wandte er sich an Lucius, der ihn einfach nur ansah denn er war sich keiner Schuld bewusst und wenn Harry genauer darüber nachdachte, hatte er auch keine Schuld. Er hatte immer mit offenen Karten gespielt auch wenn Harry seine Auffassung von einer Beziehung nicht wirklich gut heißen konnte. „Lucius, ich wünsche dir ein gesundes neues Jahr und weiterhin viel Erfolg in deinem Beruf und deinem Privatleben“, sagte Severus gerade höflich, Lucius starrte ihn zwar verwirrt an, nickte aber. „Gut, dann wollen wir euch nicht vom Aufbruch aufhalten. Astoria, wir haben dir etwas mitgebracht“, wandte sich Severus an die einzige Frau im Raum. Diese sah ihn genauso verwirrt an wie der Rest doch sie fing sich schneller wieder, deutete auf die Tür zur Küche und sagte, „ich hoffe, ihr habt euch nicht so viel Arbeit gemacht.“ „Nein, nur eine Kleinigkeit“, sagte Severus lächelnd. Er drehte den Kopf nochmal kurz zu Harry und sagte, „lass dich nicht zu lange aufhalten.“ Und ging dann mit der Hausherrin die Küche. Es war Draco, der zuerst wieder die Stimme erhob und sagte, „Dad, ich glaube, es ist besser wenn ihr jetzt geht. Wir haben den Abend mit Severus und Harry geplant und möchten einen ruhigen Abend verleben.“ „Natürlich, mein Sohn“, sagte Lucius lächelnd. Er umarmt seinen Sohn nochmal und ging dann zum Kamin, wo er scheinbar auf Remus wartete. Dieser schien absolut fassungslos denn sein Blick ging immer wieder zwischen ihnen umher bis Lucius sagte, „Remus, kommst du bitte? Wir haben heute noch eine Einladung, der wir folgen wollten.“ „Aber...“ „Es ist wirklich besser wenn ihr jetzt geht“, sagte Draco nochmal. „Du hast mir Severus weggenommen“, sagte Remus verzweifelt. „Nein, ich biete ihm das, was er schon längst verdient hatte“, sagte Harry, der kurz zu Lucius sah und sagte, „Mr. Malfoy, einen guten Rutsch ins neue Jahr und viel Erfolg bei allem, was Sie sich so vornehmen.“ „Ihnen auch, Mr. Potter“, sagte Lucius höflich und mit einem Lächeln, bei dem sich Harry sehr sicher war, dass es ernst gemeint war. Er erwiderte es kurz und sagte dann zu Draco, „entschuldige mich bitte, ich will mal sehen was die Zwei so in der Küche anstellen.“ Damit drehte er sich um und verließ einfach den Raum ohne Remus noch eines Blickes zu würdigen. Er hatte dem Werwolf nichts mehr zu sagen, für ihn war die Freundschaft zu Remus in dem Moment gestorben als er erfahren hatte was dieser mit Severus gemacht hatte. Er war nicht mehr der Freund seines Vaters und seines Paten, er war nur noch ein Mann, wegen dem sein Freund wahrscheinlich immer eine Störung zurück behalten würde und das war etwas, was er ihm niemals verzeihen würde. Draco tauchte nur ein paar Minuten nach Harry in der Küche auf und fand seine Frau mit Harry und Severus am Tisch sitzen und große Augen machen. „Was ist denn los?“, fragte er. „Die wollen nach Paris ziehen“, sagte Astoria empört. „Wie? Paris? Wieso Paris? Was wollt ihr da?“, fragte Draco, der sich setzte und sie fragend und verwirrt ansah. Harry lachte leise und begann zu erklären während die Malfoys einfach nur zuhörten. Severus schwieg den Großteil der Zeit, er hing mehr oder weniger seinen Gedanken nach und versuchte wieder ein paar Stränge der Vergangenheit zu trennen. Leise trat Harry auf die Terrasse, die er mit wenigen Schritte überquerte und dann langsam die Arme um Severus legte, der den Blick in die Sterne gerichtet hatte. „Ich soll dich zum Essen holen“, sagte er in seinen Rücken. „Hm.“ „Alles in Ordnung? Wir können auch nach Hause und es uns gemütlich machen“, sagte Harry. „Es ist schwer.“ „Ich weiß, Severus. Deswegen frage ich ja.“ „Ich hätte nicht gedacht, das es mich noch so mitnimmt“, gestand Severus leise. Harry strich mit den Händen über seine Brust und sagte, „du sitzt jede Nacht alleine im Wohnzimmer und wunderst dich, dass dich das noch so mitnimmt? Severus, du bist noch lange nicht über ihn hinweg und das wissen wir Beide.“ „Du nimmst das so hin?“, fragte Severus skeptisch. „Ich liebe dich und ich habe zu lange gekämpft um jetzt aufzugeben“, gab Harry zurück, „und ich soll dich zum essen holen.“ Severus lachte leise und rau auf, drehte sich in seinen Armen um und umarmte ihn. „Du bist zu gut für mich“, sagte er leise. „Nein, ich bin perfekt für dich. Los komm, sonst holt uns Astoria noch persönlich und dann dürfen wir uns noch eine Moralpredigt anhören“, sagte Harry grinsend. „Das wollen wir natürlich nicht.“ Damit löste sich Severus von ihm, legte aber einen Arm um seine Schultern und schob ihn Richtung Haus. Sie wollten Silvester feiern und das sollte nicht von seinen düsteren Gedanken verdorben werden. Die Schule hatte wieder angefangen und mit ihr kam der Stress für Harry und Severus. Denn sie pendelten zwischen Hogwarts, um ihrer Arbeit nachzugehen und Paris, um ihre Umbauten zu überwachen. Harry, der noch nie auf diese Art und Weise ein Gebäude umgebaut hatte, war erstaunt wie langwierig und schwierig es war aber allein der gewünschte Umbau ihres Wohnzimmers dauerte fast eine Woche. Was auch garantiert daran lag, dass Severus eine Liste mit Schutzzaubern angefertigt hatte, die die Bauarbeiter mit einbauen mussten. Wobei einige dieser Zauber Harry die Stirn runzeln ließen und so beschloss er seinen Freund zu fragen. „Severus?“, rief Harry in die leeren Räume hinein. „Zukünftiges Schlafzimmer“, kam zurück und so machte er sich auf den Weg über die provisorische Treppe nach oben. Ein Bauarbeiter nickte ihm lächelnd zu bevor er die nächste Treppenstufe magisch verarbeitete und verzierte. Schnell durchquerte Harry den oberen Flur, wich zwei weiteren Bauarbeitern aus, die gerade an der Decke arbeiteten und fand Severus schließlich wirklich im Schlafzimmer, wo dieser gerade persönlich einige Zauber sprach. „Sollten das nicht die Experten vom Bau machen?“, fragte Harry lächelnd. „Diese Zauber nicht.“ „Hast du irgendwelche Liebeszauber hier eingebaut?“ „Soll ich?“, fragte Severus grinsend. „Wenn du meinst, dass das notwendig ist, bitte aber deswegen bin ich nicht hier. Ich habe gerade von einem der Männer eine Liste bekommen und wurde gefragt auf welches Zimmer sie die Kinderzauber sprechen sollen“, sagte Harry, mit einem Blick auf die Liste bevor er aufsah und fragte, „möchtest du mir irgendetwas sagen?“ Severus stand mit dem Rücken zu ihm, atmete mehrfach tief durch und drehte sich dann zu ihm um. „Harry, wie alt bist du?“, fragte er. „Ähm, fast vierundzwanzig, wieso?“ „Hast du nie über Familie nachgedacht? Du bist noch jung, du willst doch garantiert irgendwann Kinder haben, willst du das Haus dann nochmal umbauen?“, fragte Severus ruhig. War er der Einzige, der weiter gedacht hatte? Der länger als ein oder zwei Jahre geplant hatte? „Wir sind beides Männer, wie soll das gehen?“, fragte Harry. „Leihmutterschaft, Adoption, Pflegeschaft, es gibt einige Möglichkeiten“, war die vorsichtige Antwort, „ … außer du willst keine komplette Familie.“ „Familie?“ „Ja, Familie. Wir Zwei sind ein Paar, keine Familie“, sagte Severus, dessen Stimme immer verzweifelter klang. Harry starrte ihn einfach nur an, er war absolut überwältigt von der Sache, dass er keine Worte dafür fand. Doch Severus fasste sein Schweigen falsch auf denn er nahm ihm die Liste ab und machte Anstalten an ihm vorbei zu gehen. „Wo willst du hin?“, fragte Harry während er ihn blitzschnell am Arm festhielt. „Ich sage den Arbeitern, dass die Kinderzauber unnötig sind“, sagte Severus ohne ihn anzusehen. „Dann müssen wir irgendwann nochmal umbauen, das ist sinnlos. Lass sie doch gleich alles umbauen, das passt doch so“, sagte Harry. Langsam drehte sich Severus zu ihm um, ein skeptischer Blick traf ihn doch Harry nahm ihm einfach die Liste ab. „Ich glaube, du hast mich eben falsch verstanden. Ich habe nichts gegen Kinder und natürlich wünsche ich mir mit dir eine Familie aber ich war einfach überwältigt. Ich hätte nie gedacht, dass du diese Möglichkeit auch in Betracht ziehst“, sagte Harry schniefend. „Warum?“ „Weil du Remus immer noch liebst.“ „ …., ich könnte sagen, es tut mir leid“, sagte Severus leise. „Aber es wäre nicht ganz die Wahrheit und nicht ganz gelogen. Ich weiß das alles und ich kann warten. Also? Wo willst du das Kinderzimmer hin bauen?“, fragte Harry. Statt einer Antwort deutete Severus aus dem Schlafzimmer raus und führte Harry in den Flur um es ihm zu zeigen. Das Thema war vorläufig erledigt und die Worte hatten Severus tief im Herzen getroffen. Auf eine sehr angenehme Art und Weise. Das letzte Wochenende vor den Osterferien, die Abschiedsfeier des Lehrerkollegiums in Hogwarts war vergangenen Freitag gewesen und der Umzug nach Paris war für kommenden Samstag angesetzt. Draco und Astoria würden sie unterstützen, wobei in Astorias Fall keiner damit einverstanden war denn sie war im fünften Monat schwanger. Doch die Hexe hatte sich sehr erfolgreich gegen die drei Männer durchgesetzt und so war Harry heute zu ihnen gefloht um die letzten Einzelheiten zu besprechen. Severus selber hatte sich in die Winkelgasse begeben, er hatte vor knapp drei Wochen ein Geschenk für Harry bestellt und wollte es abholen. Zufrieden mit sich, der Welt und vor allem dem Geschenk, welches sich in seiner Tasche befand, verließ Severus den Laden und blieb erst einmal mitten auf der Straße stehen. Sein Blick wanderte über die Winkelgasse, Zauberer und Hexen, die ihren Geschäften nachgingen, alles so normal wie immer. Er würde diesen Ort wahrscheinlich lange nicht mehr sehen also konnte er noch etwas Zeit hier verbringen und so beschloss er noch etwas bummeln zu gehen. Sein erstes Ziel war die alte, kleine Apotheke, die er immer besuchte, vielleicht fand sich ja noch die ein oder andere brauchbare Zutat. „Severus?“ Ein kalter und heißer Schauer lief über Severus' Rücken bevor er sich langsam umdrehte und in honigbraune Augen und ein warmes, weiches Lächeln sah. „Remus“, war alles, was er raus brachte. „Hallo Severus, wie geht es dir?“, fragte Remus mit einem Lächeln, dass Severus' Knie weich werden ließ. „Was willst du?“, fragte er betont eisig. „Aber Severus, warum so böse? Wir hatten eine so schöne Zeit, meinst du nicht, wir könnten uns etwas unterhalten?“, fragte Remus, der langsam näher kam, immer noch mit einem sanften, verführerischen Lächeln. Severus schluckte trocken, senkte den Blick um diesen verführerischen Augen zu entkommen. Die Versuchung war wieder da, die Gefühle waren plötzlich wieder da. Er steckte die Hände in die Taschen, versuchte das Zittern zu verstecken als seine Finger an die Verpackung von Harrys Geschenk stießen. Zuversicht durchflutete ihn, genau wie damals zu Weihnachten doch diesmal war es stärker, intensiver. Hatten sich seine Gefühle so geändert? Ein Blick in Remus' Gesicht zeigte ihm, dass es wirklich anders war. Da war immer noch diese verzweifelte Sehnsucht, dieser Drang ihn zu umarmen, ihm alles zu vergeben aber irgendwo war da noch etwas Anderes. Dieses Wissen, dass da ein Mann war, der eine Zukunft mit ihm wollte, eine Familie mit ihm gründen, sein Leben mit ihm leben. Nein, er liebte Harry nicht, dass wusste er aber er hatte sich langsam in sein Herz geschlichen und Severus war sich sicher, dass daraus noch Liebe werden könnte. Wenn er diesen Mann vor sich endlich vergaß. Seine Finger schlossen sich um das Geschenk während er den Blick hob und Remus' Blick ernst erwiderte. Sofort runzelte Remus die Stirn. „Wir haben nichts miteinander zu bereden, Remus. Weder jetzt noch irgendwann anders. Du hast mich immer wieder abgelehnt, immer wieder vertröstet, immer wieder das Herz gebrochen und jetzt hast du mich endgültig verloren. Harry liebt mich, er liebt mich wirklich und er will mit mir sein Leben verbringen und eine Familie gründen. Du willst Geld von dem einen Mann und Liebe von dem anderen Mann und das hast du Jahre lang genossen. Das ist vorbei also lebe damit. Nimm Lucius' Rat an und such dir jemand Anderen für die Liebe oder lerne den Mann zu lieben, den du mir immer vorgezogen hast. Das mit uns ist endgültig aus und vorbei. Nächstes Wochenende ziehe ich mit Harry in ein neues Haus auf dem Festland, wir verlassen England und lassen unsere Vergangenheit hinter uns. Du bist Teil dieser Vergangenheit. Ich will von dir nichts mehr wissen, weder persönlich, noch per Eule, per Flohnetzwerk oder über Dritte. Ich will dich nie wieder sehen und auch nie wieder von dir hören. Wir sind fertig miteinander und jetzt entschuldige mich, ich habe ein Leben und habe vor dieses auch zu führen“, sagte Severus ernst und ruhig. Er wurde einfach nur fassungslos angestarrt doch er reagierte nicht darauf sondern nickte ihm nochmal zu und sagte, „Auf Wiedersehen, Mr. Lupin.“ Damit konzentrierte er sich und verschwand mit einem Knall. Einen fassungslosen und langsam begreifenden Werwolf zurück lassend. Der Umzug war geschafft und Harry und Severus auch. Müde, erschöpft und einfach nur dankbar darüber endlich fertig zu sein, saßen sie im Wohnzimmer ihres Hauses in Paris vor dem Kamin und stießen mit einem Glas Sekt an. Dann ließ sich Harry in die schwarze Polsterung sinken und schloss die Augen. Er bemerkte so den Blick von Severus nicht, der ihn musterte und dann einfach nur lächelte. Ihm gefiel dieses Bild denn es bedeutete irgendwo ein Stück Heimat und er war sich sicher, dass er mit Harry eine Zukunft haben könnte. Er hatte in den letzten Tagen, nach seiner letzten Begegnung mit Remus, über seine Gefühle für Harry nachgedacht. Er liebte ihn nicht, er mochte ihn aber auch nicht nur. Es war eine Art Verliebtsein, nur ohne die berühmte rosarote Brille. Er sah die Probleme, die auf sie und Harry zukamen und teilweise sogar schon da waren. Keiner von Harrys Freunden hatte sich nochmal gemeldet und auch wenn er nichts sagte, es setzte Harry doch sehr zu. Und eigentlich war das alles seine Schuld. Hätte er Harry weiter abgewiesen, hätte er weiter ein normales Leben führen können. „Worüber denkst du nach?“, fragte der Mann, um den sich seine Gedanken drehten, plötzlich. „Dass du ohne mich ein normaleres Leben führen könntest“, sagte Severus sofort ohne groß darüber nachzudenken. Harry sah ihn seltsam an, rückte dann näher bis er sich an seine Seite kuscheln konnte und sagte, „ich finde unser Leben schon ganz normal. Wir wohnen als ganz normales Paar zusammen und wir eröffnen morgen ein ganz normales Geschäft, für das wir jetzt schon für die nächsten zwei Monate ausgebucht sind. Was daran ist nicht normal?“ „Deine Freunde reden nicht mehr mit dir.“ „Das ist ihre Sache. Jede Freundschaft wird immer wieder auf die Probe gestellt und das hier ist nur eine weitere Probe für unsere Freundschaft. Vielleicht hält sie, vielleicht nicht. Severus, denk nicht länger darüber nach. Ich bereue absolut gar nichts“, sagte Harry, der sich mit geschlossenen Augen an ihn kuschelte, „ich habe das, was ich mir immer gewünscht habe.“ Als Severus nicht antwortete, öffnete Harry die Augen weil er ihn einfach ansehen wollte, stattdessen sah er allerdings auf eine kleine Schachtel mit einer silbernen Schleife. „Was ist das?“, fragte er stirnrunzelnd. „Ein Geschenk für dich“, war die verhaltene Antwort. Ohne sich groß aufzusetzen, nahm Harry das Päckchen und fragte, „warum?“ „Weil ich es dir schenken will.“ „Guter Grund“, bestätigte Harry grinsend während er die Schleife löste und das Päckchen öffnete. Sein Stirnrunzeln vertiefte sich als die Schneekugel zum Vorschein kam, die er Severus geschenkt hatte. Jetzt setzte er sich doch auf und sah ihn fragend an. „Gefällt sie dir nicht, dass ich sie zurück bekomme?“, fragte er leise. „Sieh genauer hin“, forderte Severus ihn auf. Etwas verwirrt blinzelte Harry ihn an, sah aber dann auf die Schneekugel, die etwas größer war als er sie in Erinnerung hatte. Der altbekannte Winterwald, in dem es sanft schneite. Kein wütender Schneesturm sondern ein romantisches, sanftes Rieseln. Ein heller Schimmer tauchte zwischen den Bäumen auf und langsam kam die Hirschkuh zum Vorschein, die schließlich stehen blieb und ihn offen ansah. Bis ein Ohr zuckte, sich zur Seite bewegte und schließlich wandte das Tier den Kopf um und jetzt sah Harry auch das zweite Schimmern, das näher kam. Seine Augen weiteten sich als sich langsam und fast schon schüchtern ein hell schimmernder Hirsch zwischen den Bäumen näherte. Er konnte den Blick nicht abwenden, die Tiere näherten sich unendlich vorsichtig doch der Hirsch sprang weg noch bevor sie sich berühren konnten. Doch er rannte nicht weg, er blieb halb versteckt hinter einem Baum stehen und beobachtete die Hirschkuh. Diese sah ihn noch einen Moment an bevor sie begann mit dem Huf das bisschen Schnee vom Gras zu kratzen und schließlich begann zu grasen. Ihr Blick ging immer wieder zum Hirsch, ruhig und wartend. Der Hirsch wiederum legte den Kopf schief, man sah ihm seine Zerrissenheit förmlich an. Er wollte zu ihr und konnte doch nicht und Harry verstand. „Es ist wunderschön“, seufzte Harry, dem die Tränen in den Augen standen, „ich glaube, ich verstehe es.“ „Du glaubst?“, fragte Severus vorsichtig. Harry schniefte leise, warf nochmal einen Blick auf die zwei hellen Tiere in der Schneekugel und sah ihn dann an. „Ich verstehe es. Es ist wunderschön“, sagte er bevor er die Schneekugel vorsichtig auf den Glastisch stellte und sich dann eng an ihn kuschelte. „Ich verstehe es“, wiederholte er, „und ich kann warten.“ „Bist du sicher?“, fragte Severus, der die Umarmung zögernd erwiderte. Wie zur Bestätigung drückte Harry ihn enger an sich und wiederholte erneut, „ich kann warten.“ Erst jetzt verstärkte Severus die Umarmung, einfach nur glücklich und sprachlos angesichts dieses Verständnisses. Lange saßen sie einfach nur aneinander gekuschelt auf der Couch bis Harry gähnte und sagte, „lass uns ins Bett gehen. Wir haben morgen viel Arbeit vor uns.“ „Wer hätte auch ahnen können, dass uns dein Ruf sogar hier in Paris verfolgt? Wüssten die Leute, dass du grottenschlecht in Zaubertränke warst, wären sie vorsichtiger bei ihren Bestellungen gewesen“, sagte Severus. „Hey, ich habe einen erstklassigen Zaubertränkemeister an meiner Seite und als Geschäftspartner, das kann nur funktionieren“, gab Harry grinsend zurück, „ich habe jedem Kunden offen gesagt, dass nicht ich die Tränke braue sondern mein Geschäftspartner. Ich bin für die Vermarktung, den Kundenkontakt und den Schreibkram zuständig. Das wussten alle und alle waren damit einverstanden, und ja, sie wussten deinen Namen.“ „Aber mein Name ist hier in Frankreich zum Glück nicht so verbreitet wie deiner“, gab Severus zurück während er sich schon erhob und Harry mit sich hoch zog. Dieser kuschelte sich kurzerhand im Laufen an ihn und meinte, „Gib den Menschen zwei, drei Jahre, dann ist dein Name hier berühmter als meiner.“ „Dann hoffentlich im Guten“, gab Severus zurück. „Du bist ein hervorragender Tränkebrauer und das werden die Leute schnell merken. Das wird schon, wir haben zumindest für die nächsten Wochen genug Arbeit und die Qualität der Tränke wird sich rum sprechen. Du wirst sehen aber für heute reicht es von dem Thema, ab ins Bett.“ Geraume Zeit später lag Severus wach im Bett und starrte die Decke an, es war kurz nach Mitternacht und wie immer war er wach. Normal würde er jetzt aufstehen und ins Wohnzimmer gehen um zu warten. Doch er hatte für sich selbst entschlossen, dass er damit aufhören würde. Es war endgültig Zeit einen Schlussstrich unter die Vergangenheit und diese unselige Liebe zu ziehen. Er sah auf den schwarzen Haarschopf auf seiner Brust, warmer Atem strich sanft über seine nackte Haut und ließ sein Herz schneller schlagen. Dieser Mann hatte so viel für ihn aufgegeben, so viel für ihn geopfert und erwartete eigentlich so wenig von ihm. Er seufzte leise, drückte Harry kurz an sich und schloss dann die Augen. Auch wenn er nicht schlafen konnte, würde er hier bleiben. Bei dem Mann, mit dem er seine Zukunft beschreiten wollte und er würde nicht ins Wohnzimmer gehen um auf den Mann zu warten, der ihn nie wirklich gewollt hatte. Hier und heute, in diesem Haus, an diesem Ort, sollte die Vergangenheit abgeschlossen werden und eine neue Zukunft beginnen. Irgendwie würden sie das schon schaffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)