Slice of Life von Leto ================================================================================ Kapitel 7: Hilfe, es brennt... nicht nur der Weihnachtsbaum ----------------------------------------------------------- „Weihnachten!“ Vector verdrehte die Augen. „Das ist nicht dein Klassenzimmer hier.“ „Ist doch egal. Morgen ist Weihnachten!“ „Und?“ Alit legte Grünzeug auf Vectors Tisch. „Was ist das?“ „Ein Mistelzweig! Weißt du denn gar nichts?“ Alit hielt den Zeig über seinen Kopf. „Du und Yuuma, ihr steht darunter und...“ Er spitzte die Lippen und simulierte einen Kuss. Vector schlug ihm mit dem Handrücken gegen den Bauch und Alit zuckte leicht zusammen. Verdammt waren seine Bauchmuskeln hart. Er war fast ein bisschen neidisch. „Weil du dich damals beim Flaschendrehen auch so angestellt hast.“ „Ich brauch deine Hilfe nicht“, murrte Vector. Wann ging der Unterricht weiter, damit Alit endlich ging? „Ich könnte Yuuma fragen...?“ Vector zog Alit in den Schwitzkasten. „Ich hack dich in kleine Stücke, wenn du das tust.“ Nicht, das Yuuma irgendwas verstehen würde. Nicht, dass er die Antwort nicht sowieso schon kannte. „Shingetsu ist ein guter Freund für mich!“ und dazu dieses typische Yuuma-Lächeln. Vector knirschte mit den Zähnen und ließ Alit los. „Misch dich nicht ein.“ „Shingetsuuu?“ „Hm?“ Vector räumte weiter seine Tasche ein ohne Yuuma anzusehen. „Du machst doch an Weihnachten nichts, oder?“ Wie schön, dass Yuuma inzwischen gleich davon ausging, dass er nichts vorhatte, hatte er also langsam kapiert, dass die anderen nicht so gut auf ihn zu sprechen waren. „Hat zumindest Alit gesagt.“ Oh, dann nahm er alles zurück. „Hat er das, ja?“, murmelte Vector. Er würde ihn umbringen. Konnte sich Alit nicht in irgendein anderes Leben einmischen? Warum seins? So scheiße war er doch in der Vergangenheit gar nicht gewesen um das jetzt zu verdienen. „Hast du was vor?“, hakte Yuuma nach und klang dabei leicht enttäuscht. „Nein.“ Außer man nannte „allein in der Wohnung hocken und Videospiele spielen“ etwas vorhaben. „Hast du Lust zu mir zu kommen?“ Vector hob die Augenbrauen. War Weihnachten hier nicht so etwas wie ein Tag für Pärchen? Und Yuuma lud ihn ein? Sollte er sich etwas darauf einbilden? „Oma macht das beste Weihnachtsessen der Stadt.“ Nein, sollte er nicht. Er unterdrückte das Seufzen. War klar. Warum machte er sich gleich wieder Hoffnungen? „Klar, ich komm gern.“ Er fragte gar nicht erst, wer noch alles dabei sein würde. Nasch würde da sein, das verstand sich inzwischen sowieso schon von selbst. „Jo, Vector!“ Alit hatte die Hand zum Gruß erhoben und grinste breit. „Was machst du denn hier?“ „Naja, Gilag verbringt den Abend auf einem Konzert von diesem Idol, also dachte ich, ich komm hier vorbei.“ „Du hast dich selbst eingeladen.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Das Haus der Tsukumos war festlich mit Lichtern und Girlanden geschmückt. Selbst ein Weihnachtsbaum stand im Wohnzimmer. Es roch auch schon überall nach Essen und Vectors Magen knurrte. „Ein bisschen dauert es noch“, sagte Akari. Sie half in der Küche mit. „Ich bin am Verhungern“, jammerte Yuuma. „Hey Vector“, flüsterte Alit und Vector drehte sich erst zu ihm um und blickte dann nach oben. Alit hielt einen Mistelzweig über ihn und Yuuma. Vector rammte seinen Ellenbogen gegen Alits Brust. Alit zuckte zusammen und rieb sich die getroffene Stelle. „Das tat weh.“ „Sollte es auch“, zischte Vector. „Und jetzt lass den Scheiß.“ Enttäuscht ließ Alit den Arm sinken. „YUUMA!“ Vector drehte den Kopf und sah wie Yuuma von Akari mit erhobenem Kochlöffel aus der Küche gescheucht wurde. „Steh nicht im Weg rum! Geht nach oben, bis das Essen fertig ist.“ „Aber...“ Akari hob nur wieder ein Kochlöffel und Yuuma zog Vector und Alit in sein Zimmer. Seufzend ließ sich Yuuma auf sein Bett fallen. „Ich stand gar nicht im Weg“, rechtfertigte er sich. „Wann kommen die anderen?“, fragte Vector und ließ sich ebenfalls auf das Bett sinken. Es war eine Überraschung, das Nasch noch gar nicht da war. Wahrscheinlich tauchte er viel später auf, machte einen auf cool und versuchte damit Yuuma zu beeindrucken. Leider schien das meistens auch zu funktionieren. „Die anderen?“ Yuuma sah ihn fragend an. „Ich hab nur dich eingeladen, weil ich dachte, du bist bestimmt allein an Weihnachten und das ist doch blöd. Naja, und dann stand plötzlich Alit vor der Tür.“ Er grinste und Alit grinste ebenfalls breit. „Ach... ja.“ Vector erdolchte Alit mit seinen Blicken. Alits Anwesenheit hatte ihn nicht so sehr gestört, weil er gedacht hatte, die anderen würden ebenfalls noch kommen, aber im Moment war Alit der größte Störfaktor des Abends. Alit grinste breit. „Ich wollte auch nicht allein sein an Weihnachten.“ „Dafür sind ja Freunde da!“ Ah ja, da ging es hin, das Fünkchen Hoffnung, das Yuuma mehr in ihm sah als nur einen Freund. Sie quatschten eine Weile bis Alit plötzlich wieder den Mistelzweig hervorzog. Wo versteckte er das Ding? „Weißt du, was das ist?“ „Ein Mistelzweig“, antwortete Yuuma, unsicher worauf Alit hinaus wollte. „Weißt du für was er da ist?“ Yuuma zögerte mit der Antwort, wirkte sogar ein bisschen verlegen. „Man küsst sich, wenn man darunter steht“, sagte er schließlich. Überrascht hob Vector die Augenbrauen. Das wusste er? Wirklich? Das kam unerwartet. War Yuuma also doch nicht ganz so weltfremd, wie er größtenteils wirkte. Nicht, dass ihm das irgendwas brachte, denn er könnte leuchtende Neonschilder hochhalten und Yuuma würde trotzdem nicht kapieren, dass er auf ihn stand. „Warum hast du einen dabei?“ Doch Alit wich der Frage aus. „Ich war noch nie da oben. Darf ich?“ „Sicher.“ Und schon war Alit nach oben verschwunden. „Warum hast du die anderen nicht eingeladen?“, wollte Vector wissen. „Akari wäre wohl durchgedreht, wenn ich ihr so viele Leute ins Haus geholt hätte.“ Er lachte. „Außerdem hat Alit gesagt, dass du allein bist an Weihnachten, das fand ich irgendwie traurig.“ Wenn Alit jetzt nur nicht selbst aufgetaucht wäre... „Danke Yuuma.“ Vector bemerkte eine Bewegung aus den Augenwinkeln und sah nach oben. Alit hielt sich an der Leiter fest und streckte sich über sie, den Mistelzweig in der Hand. Yuuma hatte noch nichts bemerkt, sondern lamentierte inzwischen darüber, dass er am Verhungern war. Akari rief nach ihnen und Yuuma sprang abrupt auf. Alit erschrak dadurch und fiel die Leiter nach unten. „Alit!“ „Autsch.“ Vector unterdrückte das Lachen. Vector trat Alit unter dem Tisch und Alit verzog das Gesicht. „Für was war das?“, fragte er leise. „Weißt du genau“, zischte Vector. „Lass mich dir doch helfen.“ „Helfen bei was?“, wollte Yuuma wissen. „Nichts“, antworten Vector und Alit gleichzeitig. Das restliche Gespräch wurde vom Essen erstickt bzw. Yuuma redete hauptsächlich und wurde von Akari getadelt, weil er dabei mit offenem Mund aß. Vector beobachtete nur und ließ es sich schmecken. So gut hatte er schon lange nicht mehr gegessen. Aber so war das halt, wenn man sich hauptsächlich von Fertigfraß ernährte. Als ob er kochen würde. Man hatte ja gesehen, was dabei rauskam, wenn er versuchte simple Suppe zu machen. Zu seiner Verteidigung war er da aber abgelenkt gewesen. Vector lehnte sich zurück, als sein Teller leer war. „Möchtest du noch einen Nachschlag?“, fragte Yuumas Großmutter. Vector schüttelte nur den Kopf. Er war mehr als vollgefressen. Wohingegen Alit und Yuuma noch kräftig zulangten. Vector schmunzelte. Irgendwie fühlte er sich wohl. Die Stimmung, die Deko und bunten Lichter. Shit, er wurde doch nicht etwa sentimental wegen ein paar Lichtern? „Hey Shingetsu“, Yuuma legte seine Hand auf die von Vector, „wollen wir uns später noch duellieren?“ „Du hast auch nur Duelle im Kopf, was?“, sagte Vector mit einem Grinsen. „So ziemlich! Und Essen!“ „Keine Duelle im Haus!“, widersprach Akari. „Aber draußen ist es so kalt.“ „Keine Duelle“, wiederholte Akari und Yuuma zog einen Schmollmund. „Wir können wieder Mensch ärgere dich nicht spielen“, schlug Vector vor. „Weil du dich das letzte Mal ja nicht geärgert hast.“ Yuuma streckte ihm die Zunge raus. Okay, Vector musste zugeben, dass er das letzte Mal ein ziemlich schlechter Verlierer gewesen war. Brettspiele waren nicht so seins. „Aber ja, lasst du das spielen, das ist witzig. Ich hol’s.“ Während Yuuma in sein Zimmer rannte, ließen sich Vector und Alit auf die Couch sinken. „Wenn du mir wirklich helfen willst, dann geh nach Hause“, zischte Vector. „Aber da bin ich ganz allein.“ „Dann nerv jemand anderen.“ Alit kam nicht mehr dazu zu antworten, denn Yuuma kehrte zurück und breitete das Spiel auf dem Tisch aus, ließ sich anschließend neben Vector auf die Couch fallen. Vector spannte sich kurz an, als sich ihre Schenkel berührten. „Hey Vector, sieht schlecht für dich aus.“ Alit lachte. Vector ballte eine Hand zur Faust. „Ich brech dir gleich die Nase, wenn du nicht still bist.“ „Shingetsu, das Spiel heißt Mensch ärgere dich nicht.“ Yuuma schmunzelte und zog mit seiner letzten Figur in sein Haus. „Dummer Name!“, fauchte Vector und schnipste seine Figuren vom Feld. Er hatte verloren. Schon wieder. Und wieso ärgerte ihn das so? Selbst bei Duel Monsters war er nicht so wütend wenn er verlor. „Ich weiß was, das dich aufheitert!“ Alit zwinkerte, stand auf und streckte den Mistelzweig über Vector und Yuuma. Vector knurrte und schlug den Zweig beiseite. Er konnte nicht mehr genau sagen, wie es dazu kam, doch Alit verlor sein Gleichgewicht und stolperte rückwärts... direkt in den Weihnachtsbaum. Dabei riss er die echten Kerzen, die darauf brannten um und es dauerte nicht lange bis alles lichterloh brannte. Alit sprang zurück und landete dabei fast auf Vectors Schoß. „Alle raus!“, rief Akari und schob die drei Jungen nach draußen. „Feuer! Feuer!“ Obomi fuhr aufgeregt hin und her. Vector stolperte in die Kälte und legte seine Arme um sich. Hätte er nicht wenigstens noch seine Jacke mitnehmen können? Sie gingen ein paar Schritte vom Haus weg und Vector gab Alit einen Klaps auf den Hinterkopf. „Du Idiot.“ „Ich bin ausgerutscht!“, verteidigte sich Alit. „Das ist nur passiert weil...“ Doch seine Erklärung wurde abgewürgt, als Akari ihn in den Schwitzkasten nahm. „Junge, willst du uns alle abfackeln?“ Alit ächzte und Vector war sich nicht sicher, ob ihm das nicht sogar ein bisschen gefiel. Alit hatte komische Vorlieben. Wobei er selbst wohl lieber still sein sollte. „Hey, ihr zwei!“, fuhr Akari Vector und Yuuma an. Beide strafften sich etwas. „Wenn ihr schon unter dem Mistelzweig steht, dann küsst euch gefälligst auch!“ Vector sah nach oben. Über ihnen hing tatsächlich ein Mistelzweig. Er biss sich auf die Unterlippe. Großartig. Er sah Yuuma an, der ebenfalls nach oben gesehen hatte und jetzt seinerseits Vector ansah. Sollten sie wirklich...? „Naja“, Yuuma lächelte, „das ist der Brauch, nicht wahr?“ Vector schluckte. Das konnte nicht sein Ernst sein! Oder doch? Passierte das gerade wirklich? Verdammt! Yuuma kam etwas näher und Vector war sich sicher, dass seine Wangen mehr brannten als der Weihnachtsbaum. Sein Herz raste, seine Hände zitterten. Er beugte sich vor, schloss die Augen und ließ seine Lippen auf Yuumas sinken. Das war’s, er küsste Yuuma. Er küsste diese wundervollen weichen Lippen. Vector widerstand dem Drang seine Arme um Yuuma zu legen und ihn an sich zu drücken, besonders als Yuuma auch noch anfing seine Lippen zu bewegen. Doch der Kuss endete früher als Vector lieb war. Es lag inzwischen auch ein Rotschimmer auf Yuumas Wangen und er sah verlegen zur Seite. „War das okay so?“ Vector nickte. Okay? Das war der beste Kuss seines bisherigen Lebens gewesen und er wollte verdammt nochmal mehr davon. Am liebsten sofort. Akari hatte inzwischen Alit losgelassen und dieser grinste etwas bedröppelt. Vector erwartete jeden Moment einen dummen Spruch, doch alles was Alit sagte, war: „Ich glaub, ich bin ein bisschen verliebt.“ Während Vector zum Schrein ging, dachte er über den Kuss nach. Wie er es schon die ganze Zeit in den letzten Tagen getan hatte. Er berührte seine Lippen, konnte immer noch nicht fassen, dass das wirklich passiert war. Was sollte er davon halten? War da mehr oder doch nur Wunschdenken? Es machte ihn verrückt. Als Vector den Schrein erreichte, fiel sein Blick sofort auf Yuuma. Er trug einen Kimono und sah verdammt süß darin aus. Das machte es nicht viel leichter. Was es leichter machte, war das er mit Nasch redete und scheinbar jede Menge Spaß dabei hatte. Er schob seine Hände in die Jackentaschen und machte ein grimmiges Gesicht. Er brauchte Nasch nur ansehen und seine Laune verschlechterte sich automatisch. Nasch trug ebenfalls einen Kimono und stand neben Merag, dahinter Durbe und Mizael, der, Vector traute seinen Augen kaum, kein Handy in der Hand hielt. Hatte Durbe es ihm wieder abgenommen? Doch die Antwort stand nur ein paar Meter weiter: Kaito hatte die Arme vor der Brust verschränkt, Haruto stand neben ihm. Waren heute denn wirklich alle da? „Jo“, mehr sagte Vector nicht zur Begrüßung und Yuuma war auch so ziemlich der einzige, der froh zu sein schien ihn zu sehen. Immerhin erwiderte aber auch Kotori seine Begrüßung. „Jetzt fehlen nur noch Alit und Gilag und wir sind vollständig.“ Yuuma lächelte breit. „Ich bin so froh, dass wir alle zusammen das neue Jahr feiern!“ Oh ja, Vector war auch so froh, dass er Zeit mit Nasch verbringen konnte. Welche Freude! Keine fünf Minuten später tauchten auch Gilag und Alit auf. Gilag trug ebenfalls einen Kimono während Alit, wie Vector auch Alltagsklamotten trug. „Ihr hättet auch Kimonos anziehen sollen, hätte euch bestimmt super gestanden.“ „Ist mir zu unpraktisch.“ Alit grinste. „Muss mich immer richtig bewegen können.“ „Hab keinen“, erwiderte Vector mit einem Schulterzucken. Er legte nicht viel Wert auf solche Traditionen. Davon abgesehen, dass es auch viel zu kalt war. „Hättest du was gesagt, dann hätte ich dir einen von meinen geliehen.“ Okay, vielleicht hätte er in diesem Fall doch Wert darauf gelegt. „Nächstes Mal.“ Er lächelte und Yuuma erwiderte das Lächeln. Es war, als hätte es den Kuss vor ein paar Tagen gar nicht gegeben. Zumindest schien sich Yuuma nichts dabei gedacht zu haben. War ja klar. „Lasst uns endlich gehen“, murrte Nasch. Natürlich drängelte er. Es gefiel ihm ja nicht, dass er mit Yuuma redete. Das Nasch immer noch nicht eingesehen hatte, dass er verloren hatte. Tse. Er sollte ihm das mit dem Kuss baldmöglichst unter die Nase reiben. Oh, er freute sich schon darauf sein dummes Gesicht zu sehen. Vector konnte das Grinsen nicht unterdrücken und erntete dafür einen misstrauischen Blick von Nasch. Sie stiegen die Stufen zum Schrein nach oben und Vector ächzte. Warum musste es vor jedem Tempel und Schrein eine dumme Treppe geben? Hätten sie nicht einen nehmen können der keine hatte? Sie stellten sich an und Nasch hatte es wieder geschafft Yuuma in ein Gespräch zu verwickeln. Vector knirschte mit den Zähnen. Seit wann war der eigentlich so gesprächig? Aber gut, sollte er ruhig sein kleines Erfolgserlebnis haben, dann war der Ärger nur noch größer, wenn er ihm erzählte, dass er Yuuma geküsst hatte. Als er an der Reihe war verbeugte Vector sich zweimal, klatschte zweimal und verbeugte sich noch ein weiteres Mal. Er hatte nur einen simplen Wunsch: „Bitte lass Yuuma endlich verstehen, dass ich ihn mag.“ Er wünschte sich nicht, dass Yuuma seine Gefühle erwiderte, er wollte nur, dass er es endlich verstand. Allein das wäre eine Erleichterung. Als Vector zu den anderen zurückging, waren in der Ferne Glockenschläge zu hören. Es zischte und ein Feuerwerk erhellte den Nachthimmel. „Frohes neues Jahr!“ „Vector“, Alit boxte ihm leicht in die Seite, „wie wär’s mit einem Neujahrskuss?“ „Ich küss dich ganz sicher nicht.“ Alit verdrehte die Augen. „Nicht mich! Yuuma!“ Vectors Blick wanderte ganz automatisch zu Yuuma, der gerade überschwänglich allen ein frohes neues Jahr wünschte. Nur zu gern, aber er hatte wohl kaum das Glück von Weihnachten. Vector seufzte und schüttelte den Kopf. „Frohes neues Jahr, Shingetsu!“ Die Umarmung kam überraschend. Hatte er die anderen auch umarmt? Er hatte nicht aufgepasst. „Frohes neues“, murmelte er etwas perplex und erwiderte die Umarmung. Yuuma drückte sich an ihn, zumindest glaubte Vector das für einen Moment, bevor sich Yuuma wieder von ihm löste und ihn anstrahlte. Am liebsten hätte Vector ihn wirklich geküsst. Yuuma blieb neben ihm stehen um das Feuerwerk zu beobachten. „Ist das nicht schön?“, fragte Yuuma lächelnd, den Blick dabei in den Himmel gerichtet. „Ja“, antwortete Vector, doch sein Blick galt nicht dem Feuerwerk. Fuck, aus der Sache kam er wirklich nicht mehr raus. Er mochte Yuuma zu sehr. Alit stieß ihm leicht in die Seite und Vector wandte seinen Blick von Yuuma ab. Alit zog einen Kussmund. Vector legte ihm die Hand aufs Gesicht und schob ihn weg. Als ob das so einfach wäre. Er seufzte lautlos. Vector schob wieder seine Hände in die Jackentasche und wandte sich zum Gehen, doch Yuuma hielt ihn auf. „Hast du Lust noch zu mir zu kommen?“ „Ist es nicht ein bisschen spät?“ War er jetzt ein Idiot? Warum hatte er nicht gleich Ja gesagt? Und bildete er es sich ein oder war Yuuma verlegen? Die immer noch andauernden Feuerwerke machten es schwer das zu sagen. „Ich dachte, du hast vielleicht Lust den ersten Sonnenaufgang vom neuen Jahr zusammen zu sehen.“ Shit. „Solang kannst du doch gar nicht wach bleiben“, erwiderte Vector schmunzelnd. Yuuma blies die Wangen auf. „Du bist so gemein.“ „So bin ich“, stimmte Vector vergnügt zu. „Also, willst du?“ Und wie er wollte! Aber nicht unbedingt das, was Yuuma im Sinn hatte. „Klar.“ Sie machten sich zusammen auf den Weg, doch Vector warf noch einmal einen Blick zurück nur um Nasch säuerlichen Gesichtsausdruck zu sehen. Er grinste ihn an, dann zwinkerte er. Nasch schien kurz davor zu explodieren und Merag legte ihn beruhigend eine Hand auf den Arm. Vector war bester Laune. Vector warf sich in die Hängematte, als sie bei Yuuma angekommen waren. „Akari hat Snacks für uns vorbereitet, ich hol sie schnell.“ Vector hob überrascht die Augenbrauen. Yuuma hatte also geplant, dass er zu ihm kam? Schenkte er ihm in letzter Zeit nicht besonders viel Aufmerksamkeit? Langsam wurde es seltsam. Vector verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah durch das große Dachfenster nach draußen. Der Mond war fast voll und schien direkt ins Zimmer. „So“, Yuuma stellte ein Tablett auf einer Kiste ab, „bedien dich, wenn du Hunger hast.“ Vector setzte sich auf und sprang aus der Hängematte. „Was machen wir jetzt, während wir warten?“, fragte er, während er nach einem Sandwisch griff. „Duellieren!“ Warum hatte er überhaupt gefragt? „Ich dachte, Akari will das nicht?“ „Lass es uns ganz klassisch machen, ohne Duel Disk und D-Gazer.“ „Aber ich hab mein Deck nicht dabei.“ Yuuma sah regelrecht geschockt aus. Natürlich, er schleppte sein Deck ja überall mit. Wobei er ja ständig die Welt retten musste. Es war überraschend, dass sich Astral noch nicht wieder hatte blicken lassen. „Keine Sorge, ich hab so viele Karten, da kannst du dir noch eins zusammen stellen.“ Yuuma öffnete eine Truhe und Vector staunte nicht schlecht, sie war über und über mit Karten gefüllt. Der Junge hatte definitiv ein Suchtproblem. „Oder wir spielen Mensch ärgere dich nicht.“ „Nein“, sagte Vector sofort und Yuuma lachte. „Hast du nicht noch andere Kartenspiele?“ Yuuma machte ein nachdenkliches Gesicht. „Irgendwo glaub ich schon.“ Draußen explodierte wieder ein Feuerwerk und lenkte Yuumas Aufmerksamkeit auf sich. Seine Miene hellte sich sofort auf und er riss das Fenster auf. Vector fragte sich nur, wie lange sie noch schießen wollten, trat trotzdem näher ans Fenster und legte die Arme um sich. Es war kalt und er hatte nur einen leichten Pullover an. Yuuma setzte sich auf die Hängematte. „Lass uns noch ein bisschen das Feuerwerk anschauen.“ Vector ließ sich neben ihn sinken. Die Hängematte wackelte gefährlich. Stumm saßen sie nebeneinander und beobachteten das Feuerwerk. Vector schielte immer wieder zu Yuuma. Sollte er ihn fragen? Er schluckte. Wieso machte ihn das so nervös? Was war es nur, dass ihn so zu Yuuma zog? Vector leckte sich über die trockenen Lippen. „Yuuma, hör mal“, fing er an und verstummte gleich wieder. Wie sollte er es formulieren? Yuumas Kopf sank gegen Vectors Schulter und Vector sah ihn überrascht an. Yuumas Augen waren geschlossen und er atmete ruhig. „Yuuma?“ Doch Yuuma war eingeschlafen. Vector seufzte. Das war ja so klar. Vorsichtig legte Vector Yuuma auf der Hängematte ab und schloss das Fenster. Er hätte ihn gern ins Bett gelegt, aber ohne ihn aufzuwecken bekam er ihn niemals die Leiter hinunter. Vector setzte sich im Schneidersitz auf die Kiste, die unter dem Fenster stand. Der Emperor Key lag neben dem Foto von Yuumas Eltern. Und was machte er jetzt die ganze Nacht? Vector lehnte seinen Kopf gegen das Fenster. Großartig. Vector beobachtete Yuuma. Er sah so süß aus, er wollte ihn fressen... und ficken. Vector wandte den Blick ab. Er konnte sich solche Gedanken jetzt wirklich nicht leisten. Er rutschte von der Kiste und stieg nach unten. Wenn Yuuma schlief konnte er das auch tun. Er stellte einfach einen Wecker und weckte Yuuma dann vor Sonnenaufgang. Vector zog seine Hose und seinen Pullover aus und schlüpfte unter Yuumas Decke. Es war lächerlich wie schnell sein Herz klopfte, nur weil er in Yuumas Bett lag. Es wäre schöner, wenn Yuuma auch hier wäre. Vielleicht sollte er ihn doch kurz wecken... Vector vergrub sein Gesicht im Kissen. Er durfte jetzt nicht an Sex denken. Er atmete tief durch. Alles roch nach Yuuma. Er wollte nie wieder aus diesem Bett. Vector schreckte hoch und warf fast sein Handy auf dem Boden, als dieses plötzlich anfing Musik zu spielen. Murrend schaltete er es ab. Es war viel zu früh. Vector gähnte und quälte sich aus dem Bett. Er schauderte. Zu kalt. Er zog sich an und stieg die Leiter nach oben. Yuuma schlief immer noch tief und fest. „Yuuma! Yuuma, hey!“ Vector rüttelte an Yuumas Schulter, doch der drehte sich nur auf die Seite, wäre dabei fast aus der Hängematte gefallen, wenn Vector ihn nicht festgehalten hätte. „Aufwachen!“ „Was is ‘os?“, nuschelte Yuuma und sah Vector verschlafen an. „Die Sonne geht gleich auf.“ Es dauerte eine Weile bis Yuuma die Worte verarbeitet hatte, doch dann weiteten sich seine Augen. „Ja!“ Er verhedderte sich in der Hängematte, als er raussteigen wollte und Vector musste ihm helfen. „Danke.“ Mit einem Mal wirkte Yuuma hellwach. „Wollen wir aufs Dach?“ Vector schauderte, als sie aus dem Fenster kletterten. Immer noch zu kalt. Wieso hatte er nicht an seine Jacke gedacht? Auch Yuuma zitterte. „Willst du dir noch eine Jacke holen?“ Doch Yuuma schüttelte nur den Kopf. „Geht schon.“ Trotzdem rutschte er näher und drückte sich an Vector. Wenn sein Herz weiter so schnell schlug, dann würde er noch einen Herzinfarkt bekommen. „Schau da!“ Yuuma deutete zum Horizont, wo sie schon die ersten Sonnenstrahlen zeigten. „Das wollte ich schon immer mal machen.“ Yuuma lächelte glücklich. Vector wollte ihn fragen, ob mehr zwischen ihnen war, doch er brachte kein Wort über die Lippen. Frustriert legte er nur einen Arm um Yuuma und beobachtete den Sonnenaufgang, während er immer wieder zu Yuuma sah. Zumindest war er glücklich. Das war das wichtigste, nicht wahr? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)