Flaschendrehen von TravelFeet (und ähnliche Dummheiten) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Als Liam gegangen war, lies Eric sich wieder aufs Bett fallen und starrte an die Decke. Aus der Wohnung über ihm schallte wieder viel zu laute Schlagermusik.“ Müde presste er beide Handflächen auf sein Gesicht und schlug dann mit einer auf die Matratze neben sich. „Verdammte scheiße...ich wünschte ich hätte auch einen Filmriss...“, nuschelte er frustriert. Es war nicht nichts passiert. Im Gegensatz zu Liam konnte er sich an alles erinnern. Er hatte alles ganz bewusst wahrgenommen, nur eben einfach keine Kontrolle mehr über seinen Körper gehabt...und über seine Handlungen. „Verdammte Scheiße...“, fluchte er nochmal und warf eines der Kissen aus dem Bett raus, woraufhin die kleine schmale Vase von der Kommode kippte. 50 Euro kippten runter und zersplitterten auf dem Boden. Eric sah alles noch genau vor sich. Liam hatte sich nicht singend und herumlaufend ausgezogen. Nein, er selbst war es gewesen. Er hatte ihn ausgezogen. Hatte ihm fahrig das lästige Hemd aufgeknöpft. Hatte seinen Freund an den Hüften gepackt und ihn aufs Bett geworfen. Eric konnte nicht vergessen, wie Liam da vor ihm lag. Mit leicht geöffneten Lippen....halbnackt, zerzauste Haare, rote Wangen … total betrunken...erwartungsvoll....und das auf seinem Bett. Er hatte sich anfangs gewehrt... irgendwann hatte er nachgegeben... Eric rappelte sich hoch und stand aus dem Bett auf, sein Blick fiel in den Mülleimer auf das benutzte Kondom. Liams Haut war so weich gewesen unter seinen Lippen. Weicher als er es erwartet hatte. Auf einmal sah er ihn mit ganz anderen Augen. Das durfte einfach nicht sein. Es war der scheiß Schnaps gewesen, das Bier, der Whisky...eine verdammte Mischung... die Uhrzeit und der Alkohol. Trotzdem wurde er hart bei der Erinnerung an gestern Nacht. Nur gut, dass Liam sich nicht erinnerte. Aber wie sollte er bloß mit dieser Erinnerung umgehen. Mit diesen merkwürdigen scheiß Gefühlen. Klar, er war total breit gewesen....aber konnte man nur durch Alkohol so ein Verlangen auf jemanden bekommen obwohl man eigentlich überhaupt nicht auf Männer stand? Niemand dürfte es erfahren. Und erst recht keiner ihrer Freunde und ganz besonders nicht Liam. Was Liam wohl dazu gesagt hätte, wenn er sich noch erinnern könnte? Nachdenklich sah er zu wie die zwei Aspirin sprudelnd im Wasser versanken und wieder nach oben trieben. In diesem Moment klingelte sein Handy. Liam? Nein...Arbeit... Scheiße. Mürrisch nahm er den Anruf an: „Ja?...ja...natürlich....ja....ich bin in 20 Minuten auf dem Präsidium...“ Seufzend zog er sich das Schulter-Holster über. Noch nie war einer seiner freien Tage wirklich und wahrhaftig frei gewesen. Wenigstens würden die Ermittlungen ihn ablenken. Bevor er losging trank er das Glas Wasser mit einem Zug leer. Derweil.... „Hast du gesehen, wie Eric Liam ans ich gezogen hat? Man ich hab Gänsehaut bekommen bei dem Kuss...“, seufzte Svea und rührte verträumt in ihrem Milchkaffee herum. „Ich weiß, dass die beiden total hetero sind aber stell dir mal vor, die wären ein Paar....dann...könnten wir Ihnen auch besser das mit uns verraten...“, flüsterte Pia, strich Svea übers Gesicht und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. „Mehr..“; hauchte Svea, griff nach Pias Bluse und ihre Lippen verschmolzen in einem sehnsüchtigen Kuss. Als Pia sich wieder aufrichtete wippten ihre kleinen Brüste leicht. „Ziehst du eigentlich nie einen BH an?“, schmunzelte Svea. Pia grinste erst, dann wurde ihr Gesicht aber ernst: „Süße...Wir sollten es ihnen auch so endlich sagen....wir sehen uns viel zu selten...und wenn die anderen dabei sind, ist es anstrengend so zu tun, als wären wir nur Freundinnen...“ „Ich weiß...aber auf deiner Arbeit würde das nicht gut ankommen..“ „Da muss es ja keiner wissen...aber wenigstens unsere besten Freunde...“ „Ben, Liam und Eric würden sich nur drüber lustig machen und Jana fänd es sicher auch scheiße... sie denkt sie wüsste alles von mir. Außerdem ...nur weil sie drauf steht zu zugucken wie zwei eigentlich heterosexuelle Männer sich küssen und demütigen lassen, heißt das noch lange nicht, dass sie das mit uns auch so geil finden würde....“ „Hast ja recht....es würde wahrscheinlich für eine komische Stimmung sorgen oder?“ „Wahrscheinlich...“, Svea nahm noch einen großen Schluck Milchkaffee, „sehen wir uns heute Abend wie verabredet im Kino?“ „na klar....“, zwinkerte Pia, zog ihren Mantel zusammen und machte sich auf den Weg ins Büro.. Am Abend... Liam zog sich immer noch viel zu müde für die Arbeit um. Eric hatte ihn angelogen. Einfach so. Mitten ins Gesicht... Liams Erinnerungen waren als er zu Hause angekommen war, nach und nach zurück gekommen. Na klar wollte Eric das nicht wahrhaben. Eigentlich war er ihm für die Lüge sogar dankbar. So hatten sie nicht über die unangenehme Situation reden müssen. Aber man, wie hatte es erst so weit kommen können?! Liam wünschte sich so sehr den Blackout zurück. Doch die Erinnerungsfetzen hatten sich bereits in sein Gehirn eingebrannt. Er spürte wieder wie der Whisky im Hals brannte. Spürte wieder Erics kräftige Hände an seinen Hüften und wie der andere ihn aufs Bett geschmissen hatte. Regelrecht übereinander hergefallen waren sie. „Scheiße...“... Aber sie waren total betrunken und nicht sie selbst gewesen. Irgendwie mussten sie das einfach nur wieder vergessen und dann würde alles wieder wie vorher sein. Und das musste es auch. Denn immerhin waren sie schon so viele Jahre die besten Freunde. Das dürfte niemals kaputt gehen durch eine ungewollte, durch Alkohol ausgelöste, Dummheit. Als er sich gerade die Krawatte umbinden wollte, bemerkte er den Knutschfleck an seinem Hals.... Auch das noch..... Zur selben Zeit... Eric lies die Wagentür hinter sich zuschlagen, packte den Cheeseburger aus, den er sich auf dem Weg zum Präsidium in einem American Diner geholt hatte und biss herzhaft hinein. Ein Burger machte einfach alles besser. Trotzdem hatte er die ganze Autofahrt über an Liam denken müssen und an letzte Nacht. Man. Eine Katastrophe war das. Liam war immerhin wie ein Bruder für ihn. Immer schon gewesen. Und jetzt so etwas... Er biss noch ein zweites Mal in den Burger bis Fiona ihn am Empfang dafür strafend ansah. Er zuckte nur mit den breiten Schultern und ging mit vollem Mund weiter. Selbst diese Prinzipienreiterin konnte ihm heute nichts mehr anhaben. Der Tag war eh im Eimer und da würde er sich jetzt ja wohl wenigstens ein bisschen mit Käse überbackenes Fleisch im knusprigen Brötchen gönnen dürfen. Das war das Mindeste. Bei seiner Quote waren die Kollegen sowieso auf ihn angewiesen und wenn ein Burger gut für seine Ermittlungen und seine Konzentration war? Na und? Der Zweck heiligt die Mittel. Aber so ganz reichte das noch nicht. Er würde sich jemandem anvertrauen müssen. Es ging nicht anders. Es beschäftigte ihn einfach zu sehr. Aber wem konnte er so vertrauen. Wer würde nicht reden? Sein Blick fiel so streng und kalt auf Tina, dass diese unwillkürlich zusammenzuckte und sich beinahe an ihrem Donut verschluckt hätte: „Äh i-ist was Eric?“, stammelte sie. Tina war kugelrund, super freundlich, hatte immer einen Dutt und war die gute Seele hier. Niemand würde es vermuten, wenn man die beiden nebeneinander sah, aber sie waren schon oft ein gutes Team gewesen und er hatte sie schon immer in Schutz genommen. Sie kannten sich seit dem Kindergarten. Während er allerdings eine Karriere in der Mordkommission anstrebte, wuselte sie immer mit Kaffee und Donuts im Gepäck durch die Abteilungen und verschwand dann stundenlang im Kühlraum oder dem Sektionssaal. Eric fand es lustig wie oft die Leute Tina unterschätzten, nur weil sie dick war und aussah wie die freundliche Nachbarin von nebenan, die gern backt. Sie war zur besten Gerichtsmedizinerin geworden, die er je hatte kennenlernen dürfen und für ihn war sie die Königin der Rechtsmedizin. Doch heute ging es nicht um Forensik. Heute ging es um sein Privatleben. „Tina wir müssen reden...“ „Die Ergebnisse hat das Labor leider noch nicht zurück geschickt...“, brachte sie entschuldigend hervor und zog ihre etwas zu kurze Bluse immer wieder runter während sie zu ihm hoch starrte. Eric musste immer wieder schmunzeln, weil er sie um knapp 35cm überragte. „Das mein ich nicht....kannst du etwas für dich behalten...?“ Sie sah sich kurz um, der Pausenraum war leer: „Du kennst mich doch...“ Eric zog einen Stuhl heran und setzte sich verkehrt herum darauf, damit er sich auf der Lehne abstützen konnte: „Was würdest du sagen wenn ich....aus versehen mit einem anderen Mann, der mir auch noch freundschaftlich sehr nah steht, intim geworden wäre?..“ Tina sah ihn aus großen, braunen Augen an, wie ein Reh im Scheinwerferlicht: „Eric, was meinst du mit intim...?“ „Oh man Tina... wir hatten etwas....intensiveren ...Kontakt...“ „Ich versteh nicht ganz...“ „Gott verdammt Tina ich hab ihn gefickt! Wir hatten Sex. Habens getan, es getrieben, wie die Wilden gevögelt...was ist denn daran jetzt so unklar?!“ „Ist ja gut ist ja gut!!“, Tina war puterrot angelaufen wie eine Tomate und hob abwehrend die Hände. „Es tut mir leid...die ganze Sache ist ….ziemlich...naja sagen wir mal...sie ist ziemlich belastend für mich...“ „Bist du dir sicher, dass es ein Mann war?“ „Ein guter Kumpel...“ „Und du bist dir sicher, dass das wirklich passiert ist?“, sie reichte ihm einen Donut mit Zuckerglasur, doch er lehnte stumm ab. „Ja Tina ich merk das für gewöhnlich wenn ich ihn wo reinsteck-“ „Um Himmelswillen hör auf so bildlich zu sprechen.“ „Ich steh doch gar nicht auf Kerle Tina....ich mach mir Sorgen, dass unsere Freundschaft jetzt im Arsch ist...“ Sie musste auf einmal breit grinsen. „Verkneif dir den Spruch...“, drohte er ernst. Hätte aber auch fast gegrinst. „Das wird schon wieder. Ihr seit doch beide erwachsene Männer...du musst mit deinem Freund darüber sprechen...es klarstellen...“ „Ich muss weiter....bitte behalts für dich, ja?“ „Natürlich...“, versprach Tina und sah Eric dann mit traurigem Blick nach. Das hieß wohl, dass er für immer unerreichbar für sie sein würde. Wenn er nur wüsste, wie lange sie schon in ihn verliebt war. Scheiße er sah so verdammt sexy aus in seiner Uniform... oder bei den Schießübungen wenn seine Muskeln sich anspannten....sein ernster Gesichtsausdruck... seine großen Hände... Er war ja immer schon irgendwie unerreichbar gewesen....wenn er jetzt auch noch auf den Geschmack nach Männern kommen sollte, wäre es wohl endgültig vorbei mit den Hoffnungen.... Sie seufzte und stieß die schwere Stahltür des Kühlraumes auf. Stille umfing sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)