J steht für Juliregen von KamuiMegumi (~In deinen Armen~) ================================================================================ Kapitel 3: Datensatz 3 ---------------------- Juliregen Datensatz 3 Die darauffolgenden Stunden vergingen irgendwie wie in Zeitlupe und dennoch blieb kaum etwas an mir haften. Ich hatte versucht, Sasuke etwas anzuziehen. Schließlich lagen wir beide noch vollkommen unbekleidet nach der vergangenen Nacht in meinem Bett. Doch meine zitternden Hände konnten kaum die Kleidungsstücke halten und durch den tränenverschleierten Blick war ich auch nicht wirklich in der Lage etwas zu sehen. Ich hatte drei Anläufe gebraucht die Kurzwahltaste für ein Taxi-Unternehmen zu treffen und während mir die freundliche Dame zusicherte, dass binnen von fünf Minuten ein Wagen da wäre hatte ich es auch irgendwie geschafft mich selbst in eine Schlabberhose und ein T-Shirt zu stecken. Sasukes Klamotten schmiss ich in einen Rucksack und ihm selbst gelang es mir dann nur noch, eine Boxershorts anzuziehen und einen Bademantel überzuwerfen als es auch schon klingelte. Ich stellte fest, dass ein Android wirklich schwer sein konnte wenn von diesem keinerlei Unterstützung kam und so hatte ich wohl wirklich Glück als mir im Hausflur mein hünenhafter Nachbar Juugo begegnete, der mir ohne zu fragen beim tragen meines Sasukes nach draußen half. Der Regen klatschte nur so auf uns herab. Auf die wenigen Meter zum Wagen hatte sich der Bademantel schnell mit Wasser vollgesogen und machte meinen schwarzhaarigen Freund noch schwerer. Atemlos und nun auch noch mit der Hilfe des Taxifahrers schafften wir es, ihn auf den Rücksitz zu legen und ich schwang mich mehrfach bedankend bei meinem Nachbarn auf den Beifahrersitz. Jiraiyas Laden lag verkehrstechnisch gesehen ziemlich ungünstig. Normalerweise dürfte man nicht mit einem Wagen in diese Zone einfahren zu Zeiten, wo die Geschäfte offen hatten. Doch dieses verhasste Wetter hatte zum ersten Male in meinem Leben einen Vorteil: die Gassen waren leergefegt und so wagte sich der Taxifahrer in die kleine Einkaufsstraße die nur unwesentlich breiter war als sein Gefährt. Über die laufenden Motorengeräusche direkt vor seinem Geschäft verwundert war auch Jiraiya in der Tür erschienen und seine Augen weiteten sich erschrocken, als er mich, vollkommen durchnässt und aufgelöst mit meinem bewusstlosen Androiden im Arm, dem der triefende Bademantel gerade von den Schultern rutschte, auf sich zu stolpern sah. „Junge! Was ist passiert?“, rutschte es ihm betroffen klingend heraus, als er mir entgegenlief und mir mit meiner schweren Last half. „Jiraiya-san…er… ich… er wacht nicht auf! Er…“, ich zog geräuschvoll die Nase hoch und kämpfte verzweifelt gegen die nächste Flut von Tränen an. Der alte Mann umgriff Sasukes leblosen Körper und stemmte ihn sich über die Schultern. „Kommt erst einmal rein! Ich schau mir das mal an!“, und zügigen Schrittes war er mit Sasuke wieder im Laden verschwunden. Ich gab dem Taxifahrer die ausstehende Gebühr und stolperte hinter dem Grauhaarigen her, der ohne Umschweife direkt in seine Werkstatt gegangen war und Sasuke dort auf eine der Liegen abgelegt hatte. „Was…was hat er?“, stotterte ich und warf mich förmlich neben ihn auf die Liege. Jiraiya fuhr mehrere Computer hoch und entknotete einige Kabel: „Das stellen wir nun fest!“, er hob den Kopf, „Und du“, er deutete auf mich und sein Finger ging an meinem Körper rauf und runter, „Nimmst dir den Schlüssel dort vom Tresen und gehst unter die Dusche im ersten Stock! Schmeiß deine Sachen dort auch gleich in den Trockner! Es bringt nichts, wenn ich Z23 wieder hin kriege und dafür einen Grippetoten hier liegen habe!“ „Was?“, ich schaffte es kaum, meinen Kopf zu heben und meine Aufmerksamkeit dem Techniker zu schenken, wie sollte ich denn da unter eine Dusche gehen… ich konnte Sasuke doch nicht… also… „Los! Verschwinde jetzt, Bengel!“, diese Aussage war eindeutig und ließ keinerlei Widersprüche zu. Schwermütig löste ich mich vom Schwarzhaarigen und schlürfte zum Tresen. „Wird’s bald!“, brummte er hinter mir und war gerade dabei, schon die ersten Kabel vom Computer her mit Sasukes Anschlüssen im Bauchraum zu verbinden. Ich nickte fast schon apathisch, ergriff den Schlüssel und schaffte es irgendwie zu der Treppe, die sich ebenfalls in diesem Raum befand und nach oben führte. Meine Glieder fühlten sich steif und schwach zugleich an. Meine Bewegungen waren wie mechanisch und ich nahm nicht mehr wirklich wahr, wie ich die einzelnen Stufen hinter mich gebracht hatte und nun durch einen dunklen Gang auf die nächstbeste offenstehende Tür zu torkelte. Ich hatte auf Anhieb Glück. Es handelte sich wirklich um das Badezimmer, welches über eine große Duschkabine verfügte sowie einer Waschtrockner-Einheit im gegenüberliegenden Eck. Der Rucksack mit dem Nötigsten, was ich auf die Schnelle einfach hineingeworfen hatte, rutschte mit einem lauten Platschen auf die kühlen Fliesen. Ich stand nur da. Rührte mich nicht und ich war mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt noch atmete. Nur eine Etage unter mir lag Sasuke. Und… und… Ich wollte dieses Wort nicht aussprechen. Ich wollte dieses Wort nicht einmal denken. Die Kälte, die es in mir verursachte machte sich unaufhaltsam in mir breit. Nahm mir jegliche Kraft. Das kleine, Luken artige Fenster des Badezimmers spendete etwas Licht, ließ den Raum jedoch reichlich düster wirken aufgrund der Tatsache, dass es draußen immer noch stürmte und goss. Juli. Regen. Trauer. Abschied. Einsamkeit. Ich wollte schreien. Ich wollte auf irgendetwas einschlagen. Ich wollte dieses Gefühl nicht mehr in mir spüren, was mir sagte, dass es mir wohl nicht vergönnt war… glücklich zu sein… Glücklich… mit Sasuke. Damals nicht. Heute nicht. Niemals! „Ich höre weder den Trockner noch die Dusche! Du stellst da oben doch nichts Dummes an, Bengel, oder?“, riss mich die donnernde Stimme Jiraiyas aus meinen düsteren Gedanken. Wie vor den Kopf gestoßen blickte ich an mir selbst herunter. Mir war kalt. Innerlich wie äußerlich. Langsam streifte ich mir die nassen Sachen ab und schritt auf die Dusche zu. Ich brauchte Wärme. Und den Glauben, dass es eine Lösung geben würde. Damals hatte man mir jede Möglichkeit genommen, doch nun gab es noch Hoffnung! Als ich wenig später wieder die Stufen der Treppe hinunter schritt herrschte bis auf das emsige Rattern des Druckers eine leicht bedrückende Stille in der kleinen Werkstatt. Jiraiya saß auf einen alten und eigentlich schon ausgedienten Drehstuhl direkt neben dem liegenden Sasuke und studierte an einem Tablett die ihm vom Hauptrechner übermittelten Daten. Sein Gesicht wandte sich kurz mir zu, dann seufzte er: „Jetzt schaust du wenigstens wieder menschlich aus!“ Ich nickte nur, hielt den Blick auf den Schwarzhaarigen, der immer noch regungslos und mit geschlossenen Augen da lag. Irgendwie sah er friedlich aus. Als würde er nur schlafen… „Gestern ging es ihm noch so gut! Da…da waren keine Anzeichen…nichts…“, wisperte ich kaum verständlich und Jiraiya schenkte mir einen kurzen Seitenblick. „Beruhige dich, Naruto!“ „Ich zahle alles! Bitte…Jiraiya-san…bitte…“ Er fuhr sich mit abgewandtem Kopf durch die langen wirren Haare: „Hör zu, Naruto!“, begann er vorsichtig, „Er… er kann wieder repariert werden!“ Ich hatte das Gefühl als würden Tonnen einer schweren Last von meinen Schultern krachen. Ich atmete tief ein und aus: „Wirklich?“ Er nickte langsam. Jedoch irritierte es mich etwas, dass er den direkten Augenkontakt zu mir mied. „Was…was hat er denn?“, ich trat direkt neben den alten Mann, versuchte einen Seitenblick auf seine Mimik zu erhaschen. „Nun“, er räusperte sich und legte das Tablet aus seinen Händen und auf die Liege neben Sasuke, „Ich habe ja schon beim letzten Mal gesagt, dass Z23 eine neue Hauptplatine bräuchte.“ „Hauptplatine?“, wiederholte ich leise. „Ja!“, er deutete auf den offenliegenden Bauchraum Sasukes aus dem sich einige Kabel nach außen wölbten, „Die Hauptplatine ist so etwas wie das Gehirn eines Androiden und auch wie sein Herz. Dort sind all seine Bewegungsabläufe abgespeichert. Aber auch Erinnerungen oder eigenständig erlernte Verhaltensmuster. Eigentlich…alles!“ Er erhob sich und schritt an den großen Monitor an der Wand. Auf der Tastatur unterhalb davon gab er einiges ein und schon erschien auf dem Bildschirm die Abbildung eines flachen Bauteils wie ich es für gewöhnlich aus dem Inneren eines herkömmlichen PCs kannte. „Die Hauptplatine von Z23 ist irreparabel geschädigt. Er braucht eine Neue!“ „Na, dann besorgen wir ihm so eine Platine doch, echt jetzt!“, ich stemmte optimistisch die Hände in die Hüfte, „Wenn er so ein Teil hat ist er doch wieder vollkommen in Ordnung, oder nicht?“ „Hm, ja… das wäre er, allerdings…“ Er drehte sich zu mir herum und sein Blick zeigte mir sofort, dass etwas Gravierendes nicht stimmte, denn er strahlte Bedauern aus, „…die Produktion dieser Modellreihe wurde vor sehr langer Zeit komplett eingestellt. Ebenso die Herstellung von Ersatzteilen. Z23 wusste das. Er wusste, dass wenn die Platine einmal versagen würde es für ihn keine… Rettung mehr geben würde. Es gibt auch keine einzige Platine auf dem Markt die ich passend für ihn umrüsten könnte… es ist…“ „Was…was…“, ich hatte das Gefühl, dass mir etwas den Brustraum abschnürte. „Zudem… selbst wenn wir so eine Platine irgendwie noch auftreiben könnten… hm… eigentlich … Z23 hat mir da etwas gesagt, was mich ein wenig… beunruhigt!“ Diese zusammenhangslosen Aussagen verwirrten mich. Seufzend senkte er den Kopf: „Z23 hatte mich gebeten, dir das alles nicht zu sagen. Er bat mich darum, dass wenn es mit seiner Platine zu Ende geht, dass ich ihn…“ „NEIN!“, meine Faust bretterte auf den nebenstehenden Tisch, „NEIN!“ Ich wusste, was er sagen wollte. Ich kannte Sasuke! Er wollte nicht, dass ich Himmel und Hölle in Bewegung setzte für eine Platine die sicherlich noch ein kleines Vermögen kosten würde. „Naruto!“, Jiraiya hob beschwichtigend die Hände, „Die Chancen sind wirklich gering, eine bezahlbare Platine zu finden… wäre es da nicht wirklich besser, wenn du dich von ihm verabschieden…“ „NEIN! NEIN! NEIN!“, augenblicklich sammelten sich wieder Tränen in meinen Augen und hastig wischte ich mir mit dem Ärmel meines Shirts darüber, „Ich werde Sasuke nicht aufgeben! Es ist mir egal, was der Idiot gesagt hat! Dieser….dieser dumme …Android! Ich schwöre, dass ich so eine dämliche Platine finden werde und dann…“ „Naruto!“, seine Stimme war trotz meines vorangegangenen Ausbruchs weiterhin ruhig, „Das war noch nicht alles!“ Was sollte denn jetzt noch kommen?! Waren dass bisher nicht genug Hiobsbotschaften für einen Tag gewesen? „Solltest du wirklich eine solche Platine auftreiben können, dann…“, er seufzte wieder laut auf, „Es ist so, dass sich dann Veränderungen ergeben!“ „Veränderungen?“ „Wie ich bereits sagte, sind auch seine Erinnerungen und einzelne Handlungen in dieser Hauptplatine verankert und… die würden mit ihrem Ausbau… verschwinden. Es wird ein automatischer… Reboot erfolgen. Und die Daten der jetzigen Platine sind endgültig für immer verloren weil man aufgrund ihrer Beschädigung keine Sicherungsdatei anfertigen konnte… zumindest wüsste ich niemanden, der dazu in der Lage wäre, in einem solchen Fall eine solche Kopie anzufertigen! Also… Dein Z23 wird sich beim Einsetzen einer neuen Platine nicht mehr an dich erinnern können. Verstehst du?“ „Was… was heißt das?“ „Z23 wird nichts mehr über seine gesamte Vergangenheit wissen. Auch nichts mehr über dich oder sonst irgendwen. Er wird wie ein leeres Blatt Papier sein! Verstehst du? Selbst wenn du ihn mit einer neuen Platine rettest… er wird nie wieder der sein, der er mal war!“ Stille. Ich hatte begriffen. Und es tat weh. Sasuke… würde mich vergessen. Er würde leben…aber nichts mehr wissen. Oder er würde jetzt hier… sterben. Was… was… „DAS IST NICHT FAIR!“, ich schlug mir die Hände ins Gesicht. Versteckte meine brennenden Augen: „Das ist einfach… nicht fair! Ich… ich will ihn nicht verlieren, aber… er würde mich nicht mehr erkennen? Das…das ist nicht möglich! Wir haben ein Jahr jeden Tag miteinander verbracht… er… er kann mich nicht vergessen!“ „Doch, Naruto…das ist leider so!“ „NEIN! Warum? WARUM? WARUM?! Du kannst mich doch nicht einfach vergessen!“, ich stampfte förmlich auf den reglosen Körper auf der Liege zu, „Du…kannst doch nicht einfach vergessen! Verdammte Scheiße! Warum bist du…warum bist du nur ein Android! Lass die Scheiße! Hörst du! Lass es! Wach jetzt sofort auf!“ Natürlich reagierte der Schwarzhaarige nicht. Er lag nur da. „Wach auf hab ich gesagt! Sasuke!“ Jiraiya schwieg. Was sollte er auch großartig sagen? Schließlich konnte er nichts für diese Situation und er wollte mir ja eigentlich auch nur helfen. Er hätte es ja auch verschweigen können, doch dann wäre der Schock für mich wahrscheinlich noch größer… so hatte ich wenigstens Zeit, mich irgendwie darauf vorzubereiten! Denn aufgeben… aufgeben würde ich Sasuke natürlich nicht! Er sollte leben! Selbst auf die Gefahr hin, dass er mich vergessen würde! Aber er wäre dann immer noch bei mir und wir könnten doch dann wieder von vorne anfangen… oder nicht? In meinem Kopf dröhnte es. Das war einfach alles ein bisschen viel. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Schlugen immer wieder auf das blanke Metall dieser Liege: „Wach auf!“ Rüttelten daran: „Wach auf, Sasuke!“ Doch er reagierte immer noch nicht: „Sasuke! Wach auf! Bitte! Wach auf! Lass das alles nicht wahr sein und wach auf! Bitte! BITTE!“ Mein Körper gab nach. Zitterte. Bebte. Ließ meinen Oberkörper auf die Beine des Schwarzhaarigen rutschen. Ich klammerte mich an seine Beine, schluchzte hemmungslos! Was sollte ich tun? Ich wünschte, ich könnte ihn wirklich fragen ob er einfach so… sterben wollte wenn er Gefahr lief sich an nichts mehr erinnern zu können. „Na…Naruto?“ Von 0 auf 180 schoss ich hoch in den Stand… was WAR das? „SASUKE!“ Auch Jiraiya eilte herbei an meine Seite und wir beide blickten in tiefschwarze, halbgeöffnete Augen. Er…er war wirklich wach! „Sieh nur, Jiraiya-san!“, jauchzte ich, „Sieh nur! Er…Sasuke ist wach!“ Doch der Alte verschränkte nur seine Arme vor der Brust und nickte schweigend. „Also…also lebt er noch! Nicht wahr? Sasuke lebt noch!“, ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und ergriff dann mit meiner feuchten Hand die des Androiden, die sich ziemlich eisig anfühlte. Aber davon ließ ich mich nicht abschrecken! Denn er hatte immer noch die Augen geöffnet und die schwarzen Pupillen schienen mich allein zu fixieren. „Leben? Nein“, Jiraiya‘s Stimme klang absolut emotionslos und drückte meine aufkeimende Freude gleich wieder in Grund und Boden, „Das ist nur ein kurzes Aufflackern. Die Motorik und seine anderen Funktionen sind alle… tot!“ Der Stich in mein Herz war übermächtig. Raubte mir den Atem. Doch ein erneuter Blick in Sasukes Gesicht ließ mich dennoch hoffen. Seine Lider senkten sich kurz um dann die Augen komplett zu öffnen. „Aber er bewegt sich doch!“, ich strich ihm über die Wange, „Und er hat die Augen offen…“, ein leichtes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, auch wenn dieses wirklich abgekämpft wirkte, „und da! Er… er lächelt mich an! Oi Sasuke! Du weißt doch noch, wer ich bin, nicht wahr?“ Jiraiya räusperte sich und ich fuhr herum. „Ich werde jetzt mit ihm nach Hause gehen, alter Mann!“, ich lief zurück zur Treppe und hastete eilig die Stufen hoch, nur um wenige Augenblicke später mit meinem Rucksack in der Hand wieder herunter zu poltern, „Es tut mir leid, dass wir hier für so viel Chaos gesorgt haben!“ Ich öffnete den Rucksack und holte eine von Sasukes bequemeren Hosen heraus, die er meist für die Hausarbeit trug sowie eine Sweatjacke. „Was hast du nun mit ihm vor, mein Junge?“, Jiraiya schien etwas überrumpelt von meiner plötzlichen Eile. „Na, bis ich eine Platine gefunden habe werden wir so leben wie immer! Wir gehen zurück nach Hause, machen das, was wir immer getan haben und sind zusammen!“ „Was…was ihr immer getan habt?“, nuschelte er und beobachtete mich dabei, wie ich mit einigen Verrenkungen meinerseits Sasuke in die Hose wurschtelte und anschließend die Bauchklappe bei ihm zu machte um ihm die Sweatjacke überziehen zu können. „Naruto, meinst du nicht…“ „Vielen Dank für all die Hilfe, Jiraiya-san!“, ich verbeugte mich, „Ich werde wiederkommen, wenn irgendetwas sein sollte!“ „Naruto, du…“ „Sasuke! Komm, es wird Zeit zu gehen! Kannst du aufstehen oder soll ich helfen und dich tragen?“, ich beugte mich wieder über Sasuke, doch dieses Mal waren seine Augen wieder geschlossen und das leichte Lächeln auf seinen Lippen war einen dünnen Linie gewichen, „Oh! Bist du etwa wieder eingeschlafen? So was! Ha ha! Okay! Dann warte hier und ich besorge uns draußen ein Taxi, ja?“ Ich drehte mich herum und wäre dabei beinahe in Jiraiya hineingelaufen, doch dieser ging schnell einen Schritt auf Seite: „Könntest bitte kurz auf ihn achtgeben? Nicht, dass er was anstellt! Ich geh nur schnell ein Taxi holen!“ Sein fragendes: „Naruto?“, bekam ich kaum noch mit, als ich aus dem Laden stürmte und zur breiteren Hauptstraße lief. Ich fand relativ schnell ein Taxi und einen sehr hilfsbereiten Taxifahrer, der mit mir in den Laden zurückkehrte und half, Sasuke zum Fahrzeug zu bringen. Ich lächelte Jiraiya nochmals dankend zu, der noch einige Male versucht hatte, auf mich einzureden, doch ich wollte das alles nicht mehr hören. Sasuke war nicht tot! Er war eindeutig wach gewesen und hatte mich angelächelt. Trotz dieser kaputten Platine hatte er mich nicht vergessen und er würde mich sicherlich auch nicht vergessen wenn ich erst eine neue Platine für ihn besorgt hatte! Ich würde Sasuke nicht in diesem Laden zurücklassen. Er gehörte zu mir. Und ich… ich gehörte zu ihm! Als wir mein Appartement wieder erreicht hatten half mir der Taxifahrer gegen einen geringen Aufpreis Sasuke mit mir bis zum Aufzug zu tragen. In meinem Stockwerk hatte ich es nicht so weit bis zu meiner Wohnungstür und schon bald hatte ich den Schwarzhaarigen in unser Schlafzimmer geschleppt und auf dem Bett abgelegt. „So, da sind wir wieder! Home, sweet home!“, keuchte ich und wischte mir mit einer Hand den leichten Schweißfilm von der Stirn, „Wir setzen dich auf Diät! Ha ha! Du bist ganz schön schwer!“ Ich krabbelte neben ihn auf die weiche Matratze und betrachtete sein Gesicht. Wenn er ein Mensch wäre, dann würde man wenigstens das leichte Heben und Senken der Brust bei jedem einzelnen seiner Atemzüge sehen, doch so… es war irgendwie schrecklich… ernüchternd. Er sah zwar aus, als würde er schlafen, doch all dieses Leblose… wieder musste ich schlucken, doch dieses Mal ließ sich der Kloß in meinem Hals, der in den letzten Stunden gefühlte Fußballgröße erreicht hatte, nicht hinunter schlucken. Ich legte mich neben ihn, bettete meinen Kopf auf seiner Brust und schielte von dieser Position aus hoch zu seinem Gesicht. Im Park hatte ich damals dieses leichte Summen aus seinem Brustkorb gehört. Jetzt war da irgendwie… nichts. „Musst du so eigentlich auch regelmäßig deine Batterien aufladen?“, murmelte ich leise nur um diese unerträgliche Stille zu beenden, die sich wie ein zentnerschweres Tuch über uns gelegt hatte. „Hm. Ich glaube schon. Denn wenn du aufwachst, dann brauchst du ja 100% volle Leistung, echt jetzt!“, ich krallte meine Finger in die Sweatjacke, kratzte dabei vermutlich mit meinen Fingernägeln durch den Stoff und hinterließ bestimmt kleine Striemen auf seiner Haut… ähm… er nannte es immer Außenmembran. „Ich…ich werde dich später einfach anschließen. So wie immer! Jeden Abend vor dem Zubettgehen, ja?“ Wie nicht anders zu erwarten reagierte er nicht. Lag starr so halb unter mir da. Keinerlei Wärme ging von ihm aus. Nur meine eigene strahlte von mir ausgehend von ihm zurück. „Ob dir kalt ist? Bestimmt!“, ich löste den schon krampfartigen Griff und schaffte es irgendwie die Bettdecke über uns zu ziehen. „Mach dir keine Sorgen, Sasuke! Wir schaffen das schon! Ich…“, ich drückte mich noch näher an ihn heran, vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, versuchte seinen Geruch aufzunehmen auch wenn da eigentlich nichts war. Langsam verstand ich, warum manche Menschen wollten, dass ihr Android schwitzte. Das… gab ihnen eine eigene Note. Vielleicht sollte Sasuke auch so ein Update bekommen! „Ich schwöre… ich schwöre, dass ich dich nicht sterben lasse! Ich werde dich nicht sterben lassen, echt jetzt!“ Die immer feuchter werdende Haut seines Halses zeigte mir, dass ich erneut die Tränen nicht hatte zurückhalten können. Doch es war mir egal. Hier waren wir allein. Hier musste niemand von uns beiden mehr stark sein… Die Tage verstrichen ohne dass ich es wirklich mitbekam. Ich hatte nicht einmal das Läuten des Telefons registriert. Erst das Blinken des Handteils meiner Telefonanlage wies mich irgendwann einmal darauf hin, dass ich wohl eine Nachricht abhören sollte. „Naruto Uzumaki! Wo stecken Sie! Seit zwei Wochen fehlen Sie unentschuldigt im Büro! Was denken Sie sich?“, Tsunade. Meine Chefin. Ich hatte es gar nicht mitbekommen, dass die Zeit schon so weit fortgeschritten war. Hm. Zwei Wochen bereits. Ich hatte die Zeit damit zugebracht, alle möglichen Händler von Androiden Bauteilen in Japan zu kontaktieren. Bislang waren die Ergebnisse niederschmetternd! „Geht es Ihnen gut?“, Tsunades Stimme klang nun nach ihrem ersten Wutanfall doch reichlich besorgt nach einer kurz von ihr eingelegten Pause, in der Sie tief und deutlich hörbar durchgeatmet hatte, „Ich werde bald den Sicherheitsservice informieren! Melden Sie sich umgehend bei mir! Hören Sie! Am besten SOFORT!“ Ich hatte Sasuke auf ein Bodenkissen gesetzt und ihn mit den Rücken an das Bett gelehnt. Im Schneidersitz saß ich hinter ihm auf der Matratze und kämmte nachdenklich sein Haar. Ja, ich sollte Tsunade anrufen. Das sollte ich wirklich! Aber zuerst musste ich Sasukes Haare kämmen. Er wäre sicherlich nicht glücklich darüber wenn er aufwachen würde und sähe dann aus wie eine Vogelscheuche. Sasuke sah schließlich immer gut aus! Aber irgendwie wollte es mir nicht so wirklich gelingen, die Haare so zu frisieren wie er es sonst immer tat. Ich konnte kein Ersatzteil beschaffen. Ich konnte nicht arbeiten gehen. Ich konnte ihm nicht einmal vernünftig die Haare machen. Ich war zu nichts gut. Ich war echt ein Idiot! „Es tut mir Leid, Tsunade-sama! Ich… also… es gab da einen schweren Unglücksfall in meiner… Familie!“, nach ihrer ersten Schimpftirade verlangte Tsunade natürlich eine Erklärung. Was sollte ich groß erklären. Ich wusste mit all dem nicht einmal umzugehen geschweige denn es selbst für mich begreiflich zu machen, wie sollte ich es dann unbeteiligten Dritten verständlich machen? „Oh Gott! Das hört sich ja schrecklich an! Sie hören sich schrecklich an! Was ist geschehen?“, ihre Besorgnis war nun deutlich herauszuhören. Hörte ich mich wirklich so schlimm an? Schlafmangel und die Tränen, die besonders nachts ihren Weg aus mir herausfanden, hatten meine Stimme ziemlich rau werden lassen. „Mein… bester Freund… er wacht nicht auf!“, nuschelte ich und hätte am liebsten sofort das Telefongespräch beendet. Allein darüber mit einer anderen Person zu reden kostete mich so unglaublich viel Kraft. Kraft, die ich nicht hatte. Kraft, die ich brauchte um für Sasuke und mich stark zu bleiben! „Oh… Wachkoma? Ist er…krank?“, schlussfolgerte sie wohl aus meiner Aussage. Ich seufzte leise: „Ja, so… so kann man es nennen. Er hat was…“, wie hatte Jiraiya gesagt? Die Hauptplatine sei Hirn und Herz eines Androiden? „…er hat was am Herzen und… brauch ein neues und…“ „Steht er auf der Transplantationsliste?“ Ich zuckte zusammen: „Sowas… sowas gibt es?“ Und dann hätte ich mich selbst schlagen können! Klar! Sowas gab es für Menschen, aber doch nicht für Androiden! Ich bin ja so dumm! „Ähm… natürlich!“, sie klang etwas verwundert. „Ich denke schon, dass er darauf steht“, log ich um aus dieser unangenehmen Situation herauszukommen. Um eine Möglichkeit zu haben, dieses Gespräch endlich zu beenden. Um meine Ruhe wieder zu haben und um mich dann um Sasuke kümmern zu können. „Seine Familie kümmert sich darum… glaub ich!“ „Sicherlich. Uzumaki-san, ich verstehe, dass Sie derzeit etwas durch den Wind sind, dennoch muss ich Ihnen sagen, dass ich Ihre Fehlzeiten nur als unbezahlten Sonderurlaub tolerieren könnte! Sind Sie damit einverstanden?“ „Ja…ja, natürlich! Tut mir leid, Tsunade-sama!“, irgendwie kam mir diese Entschuldigung mehr mechanisch über die Lippen, auch wenn ich wirklich dankbar war, dass sie mich nicht gleich gefeuert hatte. „Schon gut, schon gut! Melden Sie sich einfach wieder bei mir, wenn Sie wieder in der Lage sind, zu arbeiten!“ „Na…Natürlich, Tsunade-sama!“ „Und Uzumaki-san!“, ihr sonst so ernster Tonfall wurde plötzlich weich, „Schlafen Sie sich mal aus!“ „Ja, geht klar!“, das leichte Lächeln auf meinen Lippen war ehrlich und ich unterbrach die Verbindung. Die Zeit verging weiterhin rasend. Nach weiteren zwei Wochen begann ich wieder zu arbeiten. Jedoch hatte ich mich auf Teilzeit zurückstufen lassen. Ich wollte Sasuke nicht zu lange alleine zu Hause lassen und Gefahr laufen zu versäumen das er aufwachte. Ebenso brauchte ich die Zeit um nach einer Platine zu suchen. Wöchentlich rief ich bei den einzelnen Werkstätten und Händlern an um mich mit meiner Suche wieder in deren Erinnerung zu bringen. Ebenso hatte ich versucht die Firma Akatsuki zu erreichen. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass es die Firma nicht mehr gab. Vor über zwanzig Jahren war sie von heute auf morgen geschlossen worden. Zumindest stand dies so im Firmenverzeichnis zu welchem ich Einsicht verlangt hatte im Zentralamt Konohas. Dennoch… ich wollte nicht aufgeben! Denn das würde heißen Sasuke aufzugeben und das kam ohnehin nie in Frage! Treffen mit Kiba und Itachi sagte ich grundsätzlich per mail ab. Oft sprachen sie mir ebenfalls schon sehr besorgt klingend auf meinen Anrufbeantworter, doch ich vermied es grundsätzlich ans Telefon zu gehen wenn ich ihre Nummer auf dem Display entdeckte. Ich hätte nicht gewusst, was ich ihnen sagen sollte. Daher verbrachte ich die Abende damit mich mit Sasuke zu beschäftigen. Ich setzte ihn zu mir auf die Couch und wir machten uns gemütliche Fernsehabende. Einmal die Woche setzte ich uns gemeinsam in die Badewanne. Meist brauchte ich danach wieder eine Dusche, denn es war wahnsinnig anstrengend ihn jedes Mal wieder aus der Wanne zu hieven. Aus dem verregneten Juli war zunächst der Herbst geworden, schließlich hatten wir Anfang Dezember. Ich stützte meinen Kopf auf der Hand ab und betrachtete das Schneetreiben vor dem Fenster: „Es ist ganz schön kalt geworden draußen, Sasuke!“ Er saß auf dem Sessel direkt hinter mir. „Hm…“, ich löste mich vom Fenster und trat näher an ihn heran um mich auf die Sessellehne zu setzen, „Du magst mir nichts erzählen, was Sasuke?“, flüsterte ich leise und strich ihm eine seitliche Haarsträhne hinter sein Ohr. „Wie lange möchtest du denn noch schlafen?“ Doch Sasuke reagierte nicht. Ab und an waren mal kurz und eher flüchtig in den vergangenen Monaten mal die Augen aufgegangen, doch wieder gesprochen hatte er nicht mehr. Irgendwie war es entmutigend so vor ihm zu sitzen, mit ihm zu sprechen und keinerlei Regungen oder Antworten zu erhalten. Sasuke saß einfach nur da und wirkte wie eine übergroße Puppe. Leblos. Ohne Funktion. Ohne weiteren Sinn…. Wie Schrott. Doch… ich wollte ihn immer noch nicht aufgeben. Gerade in solchen Augenblicken stellte ich mir vor, wie er mich wieder anlächeln würde wenn es ihm wieder besser gehen würde. Wie ich seine samtige Stimme wieder vernehmen würde. Und wie er mich wieder von sich aus in den Arm nahm. Für mich war Sasuke schon lange kein Android mehr oder der Ersatz für meinen verstorbenen besten Freund. Sasuke Z23 war das Wertvollste, was ich hatte… er war meine Familie! Und die ließ man nicht im Stich! Das neue Jahr war vor einigen Tagen angebrochen. Es war mitten in der Nacht und ich dachte eigentlich, dass ich tief und fest schlief und mich eigentlich nichts so leicht würde wecken können. Nicht einmal die vom Bett gerutschte Decke und die somit deutlich spürbare Kälte auf meiner Haut hatte mich dazu bringen können, die Augen zu öffnen. Doch eine plötzliche Regung und das Gefühl von Stoff, der über mich gezogen wurde, ließen mich aufschrecken. „Sasuke!“, ich war noch nie so schnell in meinem Leben wach gewesen und hatte mich schwungvoll aufgesetzt. Mein Blick war sofort auf die Betthälfte gefallen auf der gewöhnlich der Schwarzhaarige schlief, doch diese… war leer! Ich wollte schon aus dem Bett springen, als mein Blick auf die andere Seite fiel und dort neben diesem Sasuke kniend vorfand, der mich wiederum mit halb verhangenen Lidern von unten her betrachtete. „Oh Gott, Sasuke! Du…du bist wach!“, ich schlug die Bettdecke zurück und krabbelte hastig zum Bettrand, „Kannst du mich hören? Kannst du sprechen?“ Er hob ganz langsam den Kopf etwas an und öffnete etwas seine Lippen. Es war nicht so, dass er sie großartig bewegte, doch konnte ich das, was ihn verließ klar und deutlich verstehen: „Mein Herr hat zu dünne Kleidung an… es ist kalt… mein Herr wird sich wieder erkälten!“ Ich schnappte wie ein Fisch an Land nach Luft. Das… das waren die schönsten Worte, die ich jemals vernommen hatte, echt jetzt! „SASUKE!!! Du…du sprichst! Und du erinnerst dich! Aww! Du…“ Er nahm meine Hand in seine: „Sehen Sie, mein Herr, sie zittern! Ihnen ist kalt!“ Oh, dieser…dieser Teme! Klar zitterte ich! Aber doch nicht vor Kälte! Ein unglaubliches Lächeln legte sich auf meine Züge während mir dennoch unnachlässig Tränen die Wangen herunterrollten: „Sas…uke…!“ Seine Augen schlossen sich und sein Oberkörper fiel ganz langsam nach vorne. Landete sanft auf der Matratze. Meine Hand immer noch in seinen. Er war wieder ohne Bewusstsein… ohne Funktion. Und auch wenn ich in diesem Augenblick meinen Körper auf seinen warf, die Verbindung der Hände nicht löste und wieder hemmungslos schluchzte, so hatte mir dieser Augenblick wieder neue Kraft gegeben! Das alles hier… das Warten, Bangen und Suchen war nicht umsonst! Es war…nicht hoffnungslos! Müde öffnete ich meine Augen. Mein Nacken schmerzte höllisch. Es war wirklich nicht gut gewesen in einer solchen Position, über Sasuke gebeugt, wieder einzuschlafen. Das rächte sich nun wirklich. Halb schielte ich auf die digitale Anzeige meines Weckers auf dem Nachttisch, halb auf den bimmelnden Gegenstand davor. Noch mit Schlaf in den Augen griff ich genervt nach meinem Mobiltelefon, achtete nicht auf den dort angezeigten Namen und ging dran. „Naruto, altes Haus! Wage es nun nicht, einfach aufzulegen noch abzusagen! Du tust das was ich dir jetzt sage!“, bretterte es mir sogleich entgegen und ich riss verwundert nun wirklich beide Augen auf. „Ki…Kiba?“ „Aber sowas von! Liegst du etwa noch im Bett, Alter?“ „Öhm…“, ich sah nochmals auf die Digitalanzeige. Sie zeigte kurz vor 11 Uhr an. „Ja, also nein…jetzt nicht mehr! Was… was ist denn?“ „Mann, Naruto! Heute findet im alten Flugzeughangar ein Antik-Technik-Trödelmarkt statt und ich brauch dringend ein paar Teile für Akamaru und vielleicht auch für ein oder zwei Bots auf Arbeit! Und da du mein Androiden-Bruder im Geiste und bester Bro ever bist dachte ich, du kommst mit!“ Antiker Technik-Trödelmarkt? Meinte Kiba das ernst? Was sollte ich denn…. MOMENT! Mir rutschte beinahe mein Telefon aus der Hand als mein Blick wieder auf den zusammengesunkenen Körpers Sasuke sah, der da noch so halb auf meinem Bett hing. Antik. Technik. Platine! „Wann soll ich da sein?“, rief ich in den Hörer und erschrak mich selbst über die deutlich heraushörbare Euphorie in meiner Stimme. War dies ein Wink des Schicksals… Sasukes kurzzeitiges Aufwachen in der letzten Nacht und die dadurch aufflackernde neue Hoffnung und nun dieser Trödelmarkt? Kiba nannte mir eine relativ knapp bemessene Zeit und so sprang ich ihm zusagend aus dem Bett! Je eher wir da wären umso besser! Schließlich wollte ich mir die Platine nicht auch noch vor der Nase wegschnappen lassen! Keine drei Stunden später stand ich bibbernd neben meinem Kumpel Kiba in der wirklich riesigen und leider auch unbeheizten Halle der ehemaligen Flugzeugwerft von Konoha. Hier reihten sich die stellenweise überladenen Stände verschiedenster Anbieter aneinander. Die meisten Verkäufer waren Privatleute. Einige verkauften gar ausgediente, aber noch funktionstüchtige Androiden, andere boten defekte Modelle als Ersatzteillager zum sogenannten ‚ausschlachten‘ an. Irgendwie drehte mir dieser Gedanke den Magen um. Ich mochte nicht daran denken, dass Sasuke auch so hätte enden können wenn ich ihn nicht bei mir hätte und er in den Besitz eines solchen Händlers gekommen wäre. Andererseits sollte ich wohl auch irgendwie froh sein, dass es solche Händler gab. Schließlich gab es mir nun die Möglichkeit, hier nach der langgesuchten Hauptplatine Ausschau zu halten. Nur wo sollte ich mit meiner Suche anfangen? Die Stände waren durchweg unsortiert. Auf meine Frage hin wurde meist nur mit den Schultern gezuckt und darauf verwiesen, dass ich in den sogenannten ‚Wühlkisten‘ einfach mal selbst nachschauen sollte. Bei hunderten von Ständen wäre dies eine niemals enden wollende Suche und Kiba sagte mir, dass es diesen Markt nur einmal im Jahr gäbe und er bereits um 18 Uhr schließen würde. Panik, hervorgerufen von meiner wieder präsenter werdenden Hilflosigkeit machte sich in mir breit und ich tat es meinem Freund nach, indem ich einfach das hastige Durchsuchen der einzelnen Kisten begann. Kiba jauchzte immer wieder freudig auf. Er fand einige Kleinigkeiten für seinen Hund Akamaru, aber wurde auch fündig für die Androiden in der Tierklinik. Diese waren noch wesentlich neuere Modelle als mein Sasuke und daher war wohl die Wahrscheinlichkeit höher eher etwas zu finden. Nach weiteren drei Stunden und unzähligen Ständen später hatte ich immer noch nichts finden können während Kiba schon in arge Bedrängnis kam aufgrund der hohen Anzahl an Tüten und Taschen, die er nun tragen dürfte. „Okay… was genau suchst du denn?“, fragte er mich schließlich, als auch er meine Enttäuschung, die mit jedem weiteren Stand zugenommen hatte, nicht mehr ignorieren konnte. „Eine Hauptplatine für das Modell ANDR-Z23!“, seufzte ich leise und sah mich nach dem nächsten Stand um. „Dein Android ist ein Z23?“, Kiba klang erstaunt, „Wow! Ich dachte, von denen laufen keine mehr frei rum!“ Ich schnaubte: „Er läuft ja auch gerade nicht rum, er liegt auf meinem Bett. Ich brauche so eine verdammte Platine!“ „Du weißt aber schon, dass dein Android eigentlich nur noch Schrott ist wenn die Platine schon durchgebrannt ist?“ Der Blick, dem ich ihn daraufhin schenkte, ließ ihn zunächst verstummen und dann kleinlaut werden: „Ich mein ja nur, Naruto! Nicht, dass du hier umsonst alles auf den Kopf stellst und…“ „Er reagiert noch, okay?!“, fauchte ich und wandte mich ab. Ich wollte Kiba nicht anschnauzen. Er konnte schließlich nichts dafür… „Öhm, okay! Das ist echt selten! Normalerweise dürfte da nichts mehr kommen!“, brummte er und folgte meinem Blick zu einem Stand, der wirklich nur aus solchen Kleinteilkisten zu bestehen schien. Laut Uhr hätten wir nur noch eine gute Stunde bis hier alles dicht machte. Wirklich nicht mehr viel Zeit um… „Geh du da mal suchen! Ich geh mal schnell…öhm…was erledigen!“, sprach mein braunhaariger Kumpel und verschwand schneller als ich antworten konnte in der Menge. Na super! Ich hatte gehofft, dass er mir nun helfen würde. Aber wahrscheinlich musste er auf’s Klo und gegen den Ruf der Natur konnte wohl selbst der Köter nichts ausrichten. So ging ich allein zum Stand. Eine ältere Dame dahinter lächelte mich freundlich an: „Hallo, junger Mann! Suchst du was Bestimmtes?“ „Eigentlich schon, ja!“, begann ich zögerlich. Die Erfahrungen der letzten Stunden hatte mir gezeigt, dass ich bei der Äußerung meines Anliegens meist nur ein müdes Lächeln geschenkt bekommen hatte, dennoch wollte ich die Hoffnung noch nicht ganz begraben. Sasukes Erwachen in der letzten Nacht musste ein Omen gewesen sein! „Ich suche eine Hauptplatine für ein Modell ANDR-Z23!“ Das Erstaunen war ihr deutlich anzuerkennen: „Du hast… einen Z23? Den von Akatsuki?“ Ich zuckte zusammen. Das war das erste Mal, dass mir jemand den Hersteller Sasukes sagen konnte und ich nickte eifrig. „Das ich das noch erlebe!“, flüsterte sie lächelnd, „Ich habe wirklich gedacht, er hätte alle funktionstüchtigen Modelle damals gefunden und vernichten lassen!“ Hä? Moment…: „Bitte WAS?“ „Oh! Du weißt es nicht? Na ja, kein Wunder! Das war schließlich vor deiner Zeit!“, sie klopfte auf die Sitzfläche von einen kleinen Holzstuhl neben sich. Ich verstand diese Aufforderung und setzte mich neben sie. „Weißt du, Junge, ich habe damals im Sekretariat von Akatsuki gearbeitet! Mein Enkel Sasori war dort in der Forschung tätig und war maßgebend bei der Herstellung des Z23 beteiligt!“ Jetzt klappte mir wirklich der Mund auf. Ich saß hier doch tatsächlich neben jemanden… oh… ich hatte gewusst, dass es ein Omen war! Echt jetzt! „Wo… wo finde ich ihren Enkel?“, ich sprach schneller als ich Luft holen konnte um diesen Satz auszusprechen. Der Blick der alten Dame wurde leicht trübe: „Sasori starb damals bei einem Unfall in der Produktionsstätte. Von da an ging es auch mit der Firma bergab und Akatsuki wurde aufgekauft!“ Scheiße! Binnen weniger Augenblicke schwand meine Hoffnung… aber das Akatsuki aufgekauft worden war hatte ich nicht gewusst! Laut Firmenregister im Amt war Akatsuki aufgelöst worden! „Aufgekauft?“ Sie nickte: „Ja. Du musst wissen, dass Akatsuki ursprünglich als kleiner Zeitvertreib von zwei Brüdern gegründet worden war um deren Vater zu zeigen, dass sie es auch ohne familiäre Unterstützung schaffen könnten etwas Großes auf die Beine zu stellen. Und das hatten sie wirklich geschafft! Mit dem Modell Z16 hatten sie die Androidenwelt damals revolutioniert! Niemand baute menschenähnlichere Roboter als Akatsuki. Doch gerade der jüngere der beiden Brüder schien davon besessen selbst diesen Status noch zu perfektionieren! Sasori war ihm sehr ähnlich. Gemeinsam forschten sie weiter. Sie nannten dieses Projekt ‚Kunst für die Ewigkeit‘!“, sie schmunzelte traurig, „Sasori war sich so sicher, das Z23 das Maßstab aller Dinge werden würde und dann geschah dieses Unglück!“ Sie legte ihre gefalteten Hände in den Schoß und blickte betreten auf ihre ausgestellten Waren. „Was geschah mit dem…jüngeren Bruder?“, fragte ich schließlich doch leise und sie sah wieder auf. „Izuna? Hm… er starb kurze Zeit später. Er war sehr krank. Vermutlich war er deswegen so davon besessen Leben für die Ewigkeit zu erschaffen! Er hatte Leukämie. Verstehst du?“, und wie ich verstand…schließlich war mein bester Freund und meine erste wirklich große Liebe auch daran…gestorben, „Für seinen älteren Bruder ging damals die Welt unter. Akatsuki stellte auf seinen Befehl hin sofort die Produktion aller Androiden ein. Schlimmer noch, er befahl die Vernichtung aller Z23 Modelle! Selbst die, die schon verkauft worden waren wurden nach und nach wieder zurückbeordert. Nur wenige blieben noch im Besitz der Familie oder nahestehender Angestellter aus hohen Positionen. Hm… mit einem habe ich heute noch ab und an Kontakt… er hat einen kleinen Laden in der Einkaufspassage aufgemacht, der auch heute noch existiert!“ „Jiraiya?“ Sie drehte überrascht ihren Kopf zu mir herum: „Ja, genau! Der alte Jiraiya!“ Jiraiya hatte für Akatsuki gearbeitet? War er so an Sasuke gekommen? War Sasuke nach seiner Produktion verkauft worden und nach vier Jahren, nach dem Tod Izunas und dem Befehl des älteren Bruders zurückbeordert worden und Jiraiya hatte ihn vor der Zerstörung bewahrt indem er ihn mitgenommen hatte? Irgendwie klang das für mich plausibel! „Wer hat Akatsuki aufgekauft?“, vielleicht gab es hier eine Möglichkeit, noch an Ersatzteile zu kommen. Mir war zwar klar, dass auch Jiraiya genau dort als erstes nachgefragt haben müsste, doch ich wollte nichts unversucht lassen. „Oh!“, murmelte sie und strich sich einige Male über das Kinn. Ihre Stirn legte sich noch mehr in Falten: „Der ältere Bruder hatte ursprünglich Medizin studiert. Izuna Technik. So wurde der Schwerpunkt umgelagert und das kam dem Vater der beiden wohl ziemlich gelegen. Der Hauptkonzern hat somit Akatsuki geschluckt und später ging dann die Leitung des Mutterkonzerns an den Älteren über!“ „Und wer ist der…“ „HALLO HALLO? KANN MAN MICH HÖREN?“, schallte mich unterbrechend eine mir durchaus bekannte Stimme durch die Lautsprecher der riesigen Werfthalle. „Kiba?!“, entfuhr es mir erstaunt, aber mich das näher zu fragen konnte ich nicht, denn er redete munter weiter. „ALSO, ICH SOLL VON DER VERANSTALTUNGSLEITUNG SAGEN, DASS DAS HIER IN 15 MINUTEN SCHLIEßT! ABER ICH HÄTTE DA VORAB NOCH EINE BITTE AN ALLE HIER ANWESENDEN VERKÄUFER!“ Was hatte der Köter denn jetzt vor? Ich sah mich um… ein jeder in dieser Halle verharrte und schien an die Werfthallendecke zu blicken. Nun ja…Kiba hatte zumindest die Aufmerksamkeit aller… das war schon mal eine reife Leistung! „MEIN KUMPEL IST ZIEMLICH DEPRIMIERT WEGEN SEINEM ANDROIDEN. ER BRAUCHT EIN ERSATZTEIL UND KANN ES NICHT FINDEN! WÜRDE DAHER MAL EIN JEDER HIER NACHGUCKEN, OB ER EINE HAUPTPLATINE FÜR EIN MODELL Z23 BEI SICH RUMLIEGEN HAT? DAS WÄRE ECHT SPITZE! NOCH BESSER WÄRE ES WENN DERJENIGE DANN ZUM INFO-POINT KOMMT! PREIS IST VERHANDLUNGSSACHE! ABER DENKT DRAN… WIR SIND ALLE BOT-LIEBHABER UND MEIN KUMPEL IST ECHT TRAURIG UND SO…ÄHM…HE HE…BLEIBT ALSO FAIR! HM…ALSO…ICH HOFFE AUF EURE UNTERSTÜTZUNG UND SO… ÄHM…OVER AND OUT ODER SO!“ Es kehrte Stille ein und dann eifriges Gemurmel. An manchen Ständen konnte ich sehen, wie einige Verkäufer anfingen, sich mit ihrer ausgelegten Ware näher zu beschäftigen. Platinen in die Hand nahmen um sie nach der Typbezeichnung zu untersuchen. „Ich denke, das war ein Freund von dir, nicht wahr?“, fragte mich die nette alte Dame neben mir und ich nickte. „Es ist schön, solch gute Freunde zu haben! Da bleibt euch nur zu wünschen, dass ihr fündig werdet!“, auch sie erhob sich nun und ich hörte ein lautes Knacken in ihrer Leistengegend, „Hach…ewiges Leben! Manchmal kann ich Sasoris und Izunas Wunsch wirklich nachvollziehen!“, und lachend schüttelte sie leicht den Kopf. Auch ich erhob mich und reichte ihr die Hand: „Ich werde dann jetzt mal zum Info-Point gehen. Ich danke ihnen für dieses nette und interessante Gespräch!“ Sie ergriff meine Hand und nickte lächelnd: „Madara!“ „Wie meinen?“, irgendwie konnte ich mir gerade nicht vorstellen, dass sie so hieß. „Du hast doch eben nach dem älteren Bruder gefragt, nicht wahr?“ Öhm…ja…stimmt…da war was gewesen! „Sein Name ist Madara Uchiha. Er leitet nun den Mutterkonzern Uchiha Corporation!“ Und da knallte meine Kinnlade auch schon einige Etagen tiefer auf den asphaltierten Boden: „Onkel Maddy?!“ Sie legte den Kopf leicht schräg und lachte leise: „Das klingt jetzt wahrlich nicht so, als würdest du ihn nicht kennen!“ „Nee…öhm… doch… ja ja…. Nur gerade…“, ja, gerade hatte ich wirklich das Gefühl, ihn nicht zu kennen nachdem was ich zuvor alles erfahren hatte. Madara Uchiha war der Großonkel von Itachi und Sasuke. Er war eine der höchstangesehenen Persönlichkeiten von Konoha und Leiter eines wahren Weltkonzerns. Als kleiner Junge hatte ich oft mit den beiden Uchiha-Brüdern im parkähnlichen Garten des langhaarigen Uchiha-Clan-Oberhauptes gespielt und noch heute hatten meine Eltern und ich ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu ihm. Wieso…wieso hatte ich das nicht über ihn gewusst?! Ich hatte immer gedacht, dass er nie Geschwister gehabt hätte und nun erfuhr ich, dass er einen Bruder gehabt hatte! Mit dem Gedanken, mich nun wirklich ganz dringend mit Onkel Maddy in Verbindung zu setzen verabschiedete ich mich nochmals dankend bei der alten Dame und quetschte mich durch die Menge zu meinem Kumpel Kiba, den ich an diesem Info-Point vermutete. Diesen fand ich auch kurz drauf breit grinsend im Beisein zweier Herren und einer Frau mittleren Alters direkt neben einem größeren Stand, der als Info-Point ausgeschrieben war. Als er mich entdeckte wedelte er wild mit beiden Armen über dem Kopf und es waren nur wenige Schritte bis ich bei ihm war. „Naruto? Das hier ist Herr Ukyo. Er ist der Veranstalter dieses Marktes und das hier sind Yahiko-san“, er wies auf den Mann Mitte Vierzig mit orangen Haar, „und Konan-san“, und auf die wohl gleichaltrige Frau mit kurzem fliederfarbenen Haar. Ich verbeugte mich anstandsgemäß und auch sie nickten mir freundlich zu. „Und das hier“, Kiba wies auf eine Kiste zu ihren Füßen, „ist eine Kiste voll von ehemaligen Fundstücken aus einem kaputten Labor der Firma Akatsuki aus dem Jahre 2027! Voll mit…“, er öffnete den Deckel und griff hinein, zog etwas Abgepacktes hervor und begutachtete es, „…hydraulischen Bauteilen…“, er griff erneut herein, „Chips und Sensoren sowie“, meine Augen begannen zu brennen… das…das waren alles…, „tatatataaaaaaa!!!!“ Kiba brauchte nichts zu sagen. Er hielt eine kleine, leicht vergilbte weiße Schachtel in der Hand mit Original-Versiegelung. Das hier war ein Traum und Kiba mein Held in schimmernder Rüstung mit abhanden gekommenen Pferd! „JA!! JA!! JA!!“, ich sprang ihm so schwungvoll um den Hals, dass er mit dem Gleichgewicht kämpfen musste und Yahiko-san sowie Konan-san nach anfänglicher Verwunderung lächeln mussten, „Kiba! Du endlos supergeiler Superfreund!“ Irgendwie setzte nun bei mir auch noch die Schnappatmung ein… Das in Kibas Hand… das war eine neue… eine NEUE Hauptplatine für ein Modell ANDR-Z23!!! Die Erleichterung und die Freude konnte ich nicht unterdrücken. Immer noch um Kibas Hals baumelnd, immer wieder dicke Schmatzer auf seine Wange drückend schienen bei mir alle Dämme gebrochen zu sein. Doch das waren endlich keine Tränen der Verzweiflung und des Kummers mehr! Dies waren Tränen der absoluten Freude! „Oi! Alter! Beruhige dich mal wieder! Du hast schließlich jetzt Verhandlungen zu führen!“, und mit dieser Aussage holte mich Kiba wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Hastig drehte ich mich um und schenkte dem immer noch lächelnden Pärchen hinter mir nun meine vollste Beachtung: „Ich zahl ALLES!“ „Öhm…Naruto…so sollte man aber zu Beginn nicht das Feilschen anfangen!“, räusperte sich der Braunhaarige hinter vorgehaltener Hand neben mir und wurde dennoch gekonnt von mir ignoriert. Dieser Yahiko-san lachte laut auf: „Das geht schon in Ordnung! Wenn ich ehrlich bin stand ich sowieso kurz davor den Inhalt zu verschrotten! Denn wer brauch schon Ersatzteile für ein Modell, was es gar nicht mehr gibt!“ Ich schluckte. Die beiden schienen die Geschichte der alten Dame von zuvor mit dieser Aussage zu bestätigen. Deswegen war es vermutlich so schwierig gewesen Ersatzteile zu finden… und Jiraiya hatte dies gewusst und mich nicht in eine falsche Hoffnung rennen lassen wollen. Doch… es gab noch Wunder und dieses Wunder war eine Kiste in Größe eines Umzugskartons mit den vermutlich letzten Originalbauteilen… „Du kannst sie haben!“, sagte schließlich die Frau, die mir als Konan vorgestellt worden war. „Wie jetzt?“ „Na, wir haben gerade zwei Möglichkeiten… wegwerfen oder dir eine…“, Yahiko-san grinste breit, „… offensichtlich wahnsinnig große Freude damit bereiten! Ich denke“, er nickte seiner Partnerin zu, „wir nehmen das Zweite!“ OH – MEIN – GOTT! „Aber bitte küss uns nun nicht auch noch so ab!“, Yahiko-san hob abwehrend aber weiterhin lachend beide Hände und wenn ich ehrlich bin… ich hätte es beinahe getan! „Ich… ich glaub’s nicht!“, fassungslos über so viel Freundlichkeit schossen mir schon wieder die nächsten Freudentränen in die Augen. Langsam wurde das peinlich, echt jetzt! „Aber eine Bitte hätte ich da!“, säuselte nun die Fliederhaarige. Ich nickte eifrig… sie dürfte mich gerade wirklich um alles bitten! „Ich war damals in der Lehre bei Akatsuki und… wenn du deinen Z23 repariert hast… dürfte ich ihn dann mal sehen? Er war der Stolz unserer ganzen Abteilung, weißt du…“ „Ja! Jahaa! Klar! Sicher!“, ich griff in meine Jackentasche und holte das kleine Etui mit den Visitenkärtchen heraus, „Melden sie sich doch mal in vier Wochen oder so und dann gehen wir alle zusammen einen Kaffee trinken oder so! Sie sind schließlich Sasukes Lebensretter… wissen sie… Er möchte sie dann bestimmt auch kennenlernen und so!“ Konan hob irritiert eine Braue: „Aber er wird sich doch beim Wechsel der Platine an nichts mehr…“ Yahiko-sans Blick unterbrach sie und sie legte wieder ein Lächeln auf. Vermutlich hatte er erkannt, dass ich darüber wohl nicht so gerne reden wollte. Sie nahm dankend meine Visitenkarte entgegen und beide verbeugten sich zum Abschied. Sie waren schon eine ganze Weile wieder in der Menge verschwunden, da stand ich immer noch wie angewachsen da. „Oi, Alter! Daheim hast 'nen Androiden hocken der noch nichts von der guten Nachricht weiß!“, brummte mein Freund schließlich neben mir und legte mir den Arm auf die Schulter. Kiba hatte Recht! Ich musste nach Hause und Sasuke davon erzählen! Und ich würde ihn fragen, ob er diese Operation – was anderes war es für mich nicht – auch machen wollte. Anstandshalber wollte ich ihm da schon ein bisschen Mitspracherecht geben, wobei ich dieses auch gekonnt ignorieren würde wenn mir seine Aussage nicht passte! Und ich müsste Madara anrufen! Echt jetzt! Keuchend schleppte ich den nicht ganz leichten Karton durch die offene Wohnungstür und setzte ihn im Eingangsbereich zum Wohnzimmer hin ab: „Ich bin wieder zu Hause, Sasuke!“, rief ich wie gewohnt während ich aus den Schuhen stieg. Und wie nicht anders zu erwarten herrschte Stille in der Wohnung. Aber nicht mehr lange! Ha! Beschwingt hüpfte ich durch das Wohnzimmer in das Schlafzimmer wo ich Sasuke am Mittag auf dem Bett zurückgelassen hatte und erstarrte. Das Bett war… leer. Ich zog tief die Luft ein, doch diese entwich mir augenblicklich wieder erleichtert, als ich auf den Sessel neben dem Fenster blickte. Sasuke saß darin in einer wirklich starren Haltung und sein Blick ruhte auf mir. MOMENT! Sasuke saß im Sessel?! Sasuke hatte die Augen auf?! „Sasuke! Sasuke!“, ich stürmte auf ihn zu, ließ mich praktisch im Sprung vor ihm auf die Knie fallen und umschloss seine Taille mit beiden Armen, „Du bist ja wach!“ „Mein Herr? Naruto?“, seine Stimme klang reichlich mechanisch, aber sie war es! Das war das zweite Mal das er innerhalb eines Tages bei Bewusstsein war! „Sasuke? Geht… geht es dir gut?“ Eigentlich eine dämliche Frage, aber dennoch… „Ja“ „Bist das…wirklich du?“ „Wer sollte ich denn sonst sein?“ „Hast du irgendwas vergessen?“ „Ich verstehe die Frage nicht, Naruto!“ Ja… das war er. Zwar saß er immer noch starr da und rührte sich kaum, aber die schwarzen Pupillen seiner Augen waren auf mich gerichtet. „Es ist Winter?“, fragte er plötzlich und drehte den Kopf ganz langsam zum Fenster. Es stimmte. Als Sasuke das letzte Mal so wirklich ‚da‘ war, war es Juli gewesen und nun waren wir mitten im Januar. „Ja, Sasuke. Du warst fast ein halbes Jahr ohne Bewusstsein“, erklärte ich im ruhigen Ton. Eine Braue ging ganz langsam nach oben und löste in mir Freude und Trauer zugleich aus. Jiraiya hatte gesagt, er würde sein Bewegungsgedächtnis verlieren mit dieser kaputten Platine und dennoch gelang es ihm die Braue zu heben… Er wollte wissen, was in diesem halben Jahr alles passiert war und ich erzählte es ihm. Berichtete ihm wie ich versucht hatte, ihn an meinem täglichen Leben weiterhin teilhaben zu lassen, von der Arbeit und schließlich von der Suche… Ich sagte ihm, dass ich endlich eine Ersatzplatine gefunden hätte und dass ich mit Madara Uchiha, wohl einem seiner Erschaffer, gesprochen hätte und ihn am Abend besuchen wolle. „Sasuke?“, beendete ich schließlich meine Erzählungen und sah fragend zu ihm auf, „Wirst du durch den Tausch der Platine wirklich alles vergessen?“ „Ja“ „Mich… auch?“ „Ja“ Ich schluckte. Es tat weh, dass von ihm so direkt noch einmal gesagt zu bekommen. „Es…“, begann er plötzlich und ich spürte seine Hand auf meiner Wange. Ganz sanft strich sie liebevoll eine der Tränen weg, die sich schon wieder aus meinem Auge davongestohlen hatte: „Es tut mir… leid, Naruto!“ „Ich hab Angst… Sasuke!“, ich zog geräuschvoll die Nase hoch, „Solche Angst! Ist es egoistisch von mir zu sagen, dass ich nicht will, dass du mich vergisst?“ Seine Hand strich weiterhin über meine Wange: „Es ist alles gut, Naruto!“ „Nein…nein…es ist nichts gut! Ich bin ein schlechter Mensch! Ein schlechter, egoistischer Mensch! Ich könnte jetzt mit dir zu Jiraiya gehen! Wir haben endlich das Ersatzteil und trotzdem… trotzdem sitz ich hier und heule weil ich nicht will, dass du mich vergisst! Es tut mir leid, Sasuke!“ „Alles ist gut!“ „Nein… ich bin ein Feigling! Ich hab Angst! Angst, wieder zurückgelassen zu werden wenn du mich vergessen solltest und du wirst mich vergessen wenn wir dich… dich heilen und so und normalerweise sollte ich doch wollen, dass du geheilt wirst… und doch will ich nicht, dass du mich vergisst!“ „Naruto?“, begann er leise und ich wischte mir mit dem Ärmel meiner Jacke über die Augen um ihn besser erkennen zu können. Er griff dann nach meinen beiden Händen und hielt sie in seinen an seine Brust gedrückt: „Ein Android existiert nur um seinem Herrn zu dienen und ihn zu unterstützen und zu beschützen. Daher zerbreche nun nicht an Selbstvorwürfen! Ich kann nicht zulassen, dass du zerbrichst! Ich werde dich auch weiterhin beschützen. Ich werde dich auch weiterhin unterstützen und bei dir sein. Das wird sich auch nicht ändern wenn ich meine kompletten Erinnerungen verliere. Das schwöre ich dir! Deshalb… höre bitte auf zu weinen und so ein Gesicht zu machen! Ich liebe es, wenn du lachst und fröhlich bist!“ „Also… also sollen wir die Platine austauschen lassen?“, meine Stimme war brüchig. „Du bist mein Herr und wenn es dein Wunsch ist, dann ja.“ „Macht dich das nicht selbst traurig alles zu vergessen?“ Seine Augen weiteten sich kurz ehe er den Blick senkte und sich ein ganz leichtes Lächeln auf seine Lippen legte: „Androiden leben nur dafür ihren Herrn glücklich zu machen. Wenn ich dadurch noch viel länger bei dir bleiben kann und du dadurch glücklich bist, dann werde ich nicht traurig sein, Naruto!“ „Aber…“, sein Kopfschütteln unterbrach mich. „Darf ich vielleicht doch eine Bitte äußern?“ Am liebsten wäre ich aufgesprungen: „Aber natürlich!“ „Ich möchte dir gerne noch etwas… mit diesem Bewusstsein, was ich jetzt habe, sagen und wünsche mir, dass du mir zuhörst! Ich weiß nicht, wie lange ich… noch reden kann, daher unterbrich mich bitte…“, er stoppte, als er sah, dass ich nickte. „Gut. Also… ich habe es wirklich sehr genossen bei dir zu sein. An deiner Seite. Die Tatsache, dass du damals in den Laden gekommen bist und darauf bestanden hast, nur mich allein… haben zu wollen… hat mich sehr glücklich gemacht! Jeder Tag mit dir war sehr schön. Und ich liebe dein Lächeln. Dieses Lächeln…“, er stockte und ich bemerkte, wie sein Körper langsam zusammensackte, „…war das, was mich wirklich… wirklich glücklich gemacht hat, Naruto!“, schwerfällig ließ er meine Hände los, legte beide Arme auf meine Schultern und zog mich somit in eine feste Umarmung. Eine ganze Weile saßen wir so da und hielten uns schweigend im Arm. „Sasuke…?“ „Naruto…“, er löste sich etwas von mir und sah mich mit seinen dunklen Augen direkt an, „…verzeih mir, ich bin nur ein nutzloser Roboter, aber… ich…ich liebe dich und… ich danke dir, dass ich so etwas fühlen dürfte!“ Ich hielt die Luft an. Sasuke… liebte mich? Ja…schon…wir hatten miteinander geschlafen und auch ich hatte in diesem Augenblick geglaubt, dass ich ihn liebte. Nein… nicht nur geglaubt. Ich wusste, dass ich Sasuke liebte. Beide Sasuke. Den Sasuke damals und den…. Sasuke heute… aber niemals hätte ich gedacht, dass er diese Gefühle würde erwidern können! „Es… tut mir…“ „Nein!“, mein Blick in seine nur noch halb geöffneten Augen intensivierte sich, „Dir muss nichts leidtun, Sasuke! Denn ich… ich liebe dich auch!“ Ein leichtes und vor allen Dingen müde wirkendes Lächeln huschte über seine Lippen, welche ich kurz mit meinen Lippen streifte und dann sein Lächeln erwiderte. Noch immer in seinen Armen ließ er sich nach hinten in den Sessel sinken und zog mich dabei mit. Seine Augen waren nun gänzlich geschlossen. Anscheinend hatte er sich in den Standby Modus begeben um Kräfte zu sparen. Wer konnte denn nun schon so genau sagen, ob ich jemals wieder mit ihm würde sprechen können. Es läutete plötzlich ziemlich überraschend an der Tür und ich schrak auf. Ich hatte mit keinerlei Besuch mehr gerechnet und Onkel Maddy hatte mir zwar einen Chauffeur, der mich abholen sollte, zugesichert, doch dafür war es noch mindestens eine halbe Stunde zu früh! Ob Kiba etwas vergessen hatte? Aber er war ja nicht einmal bei mir gewesen! Ich löste mich aus der Umklammerung Sasukes und schritt zur Gegensprechanlage. Nach der Betätigung des grünen Knopfes konnte ich auf einem kleinen Bildschirm direkt neben der Tür Itachi erkennen. Was wollte den Nii-san so unangekündigt bei mir? Kumogakure war schließlich nicht um die nächste Ecke! Ich betätigte den Türöffner und ließ ihn ins Haus. Nur wenige Augenblicke später stand er in der Wohnungstür und sah mit finsterer Miene auf mich herab. „Itachi-nii-san…was?“ „Seit Monaten sagst du jedes Treffen ab und da wunderst du dich nun?“, er trat ohne weiteres an mir vorbei in die Wohnung, stellte einen Aktenkoffer ab und entledigte sich seines Mantels an der Garderobe, „Es ist doch nur verständlich, dass ich mir da Sorgen um dich mache, Naruto! Und nicht nur ich!“, seine ausgezogenen Schuhe wurden ordentlich in das dafür vorgesehene und von mir wenig genutzte Regal gesetzt, „Deine Eltern wussten auch nichts genaues!“ „Aber ich…“ „Nichts aber! Naruto! Gerade du solltest doch wissen, dass wenn du Probleme oder so hast du jederzeit zu mir kommen kannst! Warum blockst du nur so ab! Meine Güte!“, er fuhr mit festen Druck über meine Haare, „Du bist so stur! Man könnte meinen der Kontakt mit Sasuke damals hätte dich zu einem Uchiha gemacht!“, und dann ließ er mich einfach so allein in der Diele stehen und ging ins Wohnzimmer. Mit einem Schnauben ließ er sich auf meine kleine Couch fallen während ich schließlich aus meiner Starre heraus beschloss, ihm zu folgen. „Ich hatte in der Stadt zu tun und muss auch erst morgen früh wieder zurück nach Kumo! Du hast also nun Zeit, mir alles zu erklären!“, er legte ein Bein über das andere und verschränkte passend dazu noch die Arme vor der Brust. Sein Blick sagte mir, dass er nun keine weiteren Ausflüchte mehr dulden würde. „Aber sag mal… wo ist dein Sasuke?“ Ich seufzte. Nun war es also soweit. Ich würde wirklich nicht mehr drum herum kommen ihm nun Rede und Antwort zu stehen. Ich wies ihn mit einem Wink an sich zu erheben und mir ins Schlafzimmer zu folgen. Dort zeigte ich ihn den Androiden im Sessel. „Nii-san… das ist eine ganz lange Geschichte und in etwa 20 Minuten werde ich abgeholt! Ich werde dir alles erzählen und ich werde auch nicht allzu lange wegbleiben! Versprochen… aber könntest du so lange bei… Sasuke bleiben?“ Ich hatte gezögert weil ich nicht wusste ob ich ihn nun in Itachis Gegenwart nicht doch besser Z23 nennen sollte, aber Itachi schien sich damit abgefunden zu haben, dass ich meinen Androiden wie seinen verstorbenen Bruder und meinen besten Freund genannt hatte. Er nickte und folgte mir dann wieder zurück ins Wohnzimmer. Dort erzählte ich ihm alles was ich nur kurz zuvor schon Sasuke erzählt hatte und erst das erneute Klingeln an der Haustür unterbrach mich. Itachi sicherte mir zu, dass er mich sofort auf meinem Mobiltelefon anrufen würde wenn sich was mit Sasukes Zustand verändern würde und so verabschiedete ich mich. Ich hatte ihm nicht erzählt, dass ich auf dem Weg zu seinem Großonkel war. Das wollte ich erst bei meiner Rückkehr tun wenn ich hoffentlich um einiges schlauer war. Auch war ich nun irgendwie froh, dass Itachi da war, denn so war jemand bei Sasuke. Ich ließ ihn ungern alleine in der Wohnung und erst Recht nach den heutigen Ereignissen. Doch war ich mir auch nicht so sicher wie Madara reagieren würde wenn ich denn plötzlich mit einem Z23 bei ihm in der Tür stand. Schließlich hatte mir ja die alte Dame im Flugzeughangar gesagt gehabt, dass der ‚ältere Bruder den Befehl erteilt hatte die Z23 wieder zurück zu beordern und zu zerstören‘. Mit einem leicht komischen Gefühl in der Magengegend verließ ich daher meine Wohnung und ließ Sasuke in Itachis Obhut zurück. Als ich die Augen erneut aufschlug war mein Herr nicht mehr bei mir. Ich versuchte mich in das Netzwerk der Wohnung einzuwählen und stellte darüber fest, dass ich nicht allzu lange außer Betrieb gewesen war und die Uhrzeit dafür sprach, dass sich Naruto auch nicht auf Arbeit befinden konnte. Ich erinnerte mich daran, dass er darüber gesprochen hatte sich am Abend mit Madara Uchiha zu treffen, der einer meiner Erschaffer gewesen sein sollte. Die Erinnerung daran fehlte mir komplett aber das war auch nicht verwunderlich. Funktionen und Handlungsweisen waren von Jiraiya-san wieder freigeschalten worden, doch über einen Großteil der Erfahrungen und die meisten meiner Erinnerungen aus den ersten vier Jahren wusste ich weiterhin immer noch nichts. Wenn Naruto demnächst dann noch die Platine wechseln würde, dann würden diese vier Jahre noch um weitere 33 Jahre verlängert werden. Es war verständlich, dass dies meinem Herrn Angst machte. Die Schlafzimmertür öffnete sich und eine männliche Person trat ein. Erst auf dem zweiten Blick konnte ich diese als Itachi Uchiha identifizieren. Ich verstand nicht so Recht, warum dieser hier war und Naruto nicht, doch ich konnte irgendwie gerade auch nicht nachfragen. Meine Funktionen schienen sich nur auf die Optik zu beschränken. „Oh, du bist wach!“, entgegnete er im freundlichen Ton und trat näher an den Sessel, auf dem ich immer noch saß, heran. „Sehr gut! Ich habe da einige Fragen an dich!“ Ich fragte mich, was er wohl dachte das ich dazu berechtigt wäre ihm auf seine Fragen auch eine Antwort zu geben, doch das brauchte ich derzeit sowieso nicht. Schließlich war ich gerade nicht in der Lage zu sprechen und das dürfte er auch relativ schnell bemerken. Erst jetzt bemerkte ich in seiner Hand einen schwarzen Aktenkoffer. Diesen stellte er neben sich auf den Boden und öffnete ihn. Anders, als zu erwarten gewesen wäre, befanden sich in diesem Koffer jedoch keinerlei Papiere oder Unterlagen sondern erinnerte mich mit seinem Inhalt eher an die Tasche, die damals der Arzt bei sich gehabt hatte, als Naruto so krank gewesen war. Eine menschliche Reaktion wäre es sicherlich nun gewesen zu schlucken, doch dazu war ich nicht in der Lage. Er holte einen kleinen Zylinderförmigen Gegenstand heraus und ich identifizierte ihn sofort als eine herkömmliche Taschenlampe. „Du brauchst keine Angst zu haben, Sasuke!“, er sprach zu mir wie zu einem kleinen Kind, „Ich möchte nur etwas nachsehen!“ Kaum hatte er das gesagt war er vor mir in die Knie gegangen und streifte mir nun an beiden Füßen die schwarzen Socken herunter. Ich erinnerte mich daran, dass er mich einmal am Telefon nach meiner Zertifizierung gefragt hatte und vermutete nun, dass er sich diese selbst ansehen wollte. Aus der Taschenlampe drang ein bläulich weißes Licht und er strahlte damit auf meine Zehennägel. Ein Zischlaut verließ seine Lippen und hätte ich es gerade gekonnt, so hätte ich ihn verwundert gefragt, was denn nun los sei. „Interessant!“, flüsterte er und erhob sich wieder. Die Taschenlampe fiel ihm dabei aus den Händen und rollte etwas zur Seite, blieb noch gut sichtbar halb unter dem Bett liegen. „Ich hätte nicht gedacht, dass es den Vertrauten Izunas gelungen ist, dich da rauszuholen!“ Die allgemeine Verwunderung, die sich in mir ausbreitete, wurde nur noch größer. „Weißt du, Sasuke… Meine Mutter hat mir vor einigen Jahren eine interessante Geschichte erzählt. Diese Geschichte ist eigentlich… nun ja… schon fast ein Familiengeheimnis! Von dir gab es 100 Stück, wobei man 50 eigentlich nicht einbeziehen sollte, da sie als weibliche Androiden konzipiert worden waren. Demnach lag die Wahrscheinlichkeit das du derjenige bist, dem alles zu Grunde liegt, bei verschwindend geringen 2% und dennoch… diese Wahrscheinlichkeit hat sich gerade zu 100% bestätigt!“ Er beugte sich wieder über seinen geöffneten Aktenkoffer und holte ein kleines Gerät heraus. Dieses schloss er relativ flink an ein Tablet an während er schließlich das andere Ende eines der Kabel nahm und sich mir annäherte. Ich verstand immer noch nicht, was hier vor sich ging, doch ganz wohl fühlte ich mich nun nicht mehr. Er hob mein T-Shirt an und öffnete die Klappe an meinem Bauch: „Keine Sorge! Ich weiß was ich tue. Aber du hast vermutlich gerade gar keine Ahnung, nicht wahr? Daher werde ich dir nun ein wenig auf die Sprünge helfen, Sasuke… oder sollte ich dich besser… Izuna nennen?“ Ich merkte, wie er mich an seinen Computer anschloss und augenblicklich spürte ich eine seltsame Wärme ausgehend von meinem Bauchraum im ganzen Körper. „Naruto hatte Recht. Die Hauptplatine ist total hinüber. Ein normaler Android wäre sicherlich zu gar keiner Regung mehr in der Lage und nur noch für die Schrottpresse zu gebrauchen, doch bei dir liegt das komplett anders! Du bist ein Meisterwerk und trotz deines bereits hohen Alters selbst jetzt deiner Zeit weit voraus! Ich verstehe nicht, warum Jiraiya dies nicht genutzt hat!“ Er legte das Tablett zur Seite und setzte sich im Schneidersitz vor mich auf den Boden: „Ich werde dir nun ein paar Dinge erzählen, während ich eine Sicherheitskopie von deinen Daten anfertige, ja?“ Moment! Er fertigte eine Sicherheitskopie an? Aber… das war nicht möglich! Selbst Jiraiya-san hatte immer gesagt, dass es keinerlei Methoden gab und nun wollte dies dieser doch noch recht junge Kerl mithilfe eines kleinen Tablett machen? In mir lagerten Tausende an Terabyte an Daten… wie wollte er diese…? „Zudem werde ich die verschütteten Daten der Vergangenheit entschlüsseln und wieder zugänglich machen. Du hast damals ein Reboot erfahren, doch es hatte einen Grund, warum Onkel Madara euch alle hat zurückrufen lassen!“, er beugte sich seitlich über und ergriff seine Taschenlampe, hielt aber dabei plötzlich inne. Schließlich erhob er sich, trat näher an das Bett heran und bückte sich davor, nur um dann darunter zu greifen und die schwarze Fotobox, die ich damals darunter gestellt hatte nachdem ich sie aus dem Kleiderschrank geräumt hatte, hervor zu holen. „Teme“, las er laut den Aufdruck darauf vor und drehte sich dann mit dem Fundstück wieder zu mir herum. „Ich werde dir Fragen stellen und je nach Antworten deinerseits werde ich mich entscheiden! Einmal zwinkern heißt ja. Zweimal nein! Verstanden?“ Ich starrte ihn an. Was meinte er damit er würde entscheiden? Aber was blieb mir nun für eine Möglichkeit? Ich zwinkerte einmal und er nickte: „Gut. Erste Frage!“, er holte kurz tief Luft, „Liebst du Naruto Uzumaki?“ Vor mir reihten sich Unmengen der köstlichsten Speisen aneinander und obwohl die Tafel riesig war schien nicht einmal mehr ein simples Wasserglas darauf Platz finden zu können. So deckte nicht mal meine Mutter an besonderen Festtagen auf und dennoch schien dies hier Gang und Gäbe zu sein, denn die Bediensteten, die diese ganzen Tabletts mithilfe eines Servierwagen in den übergroßen Speisesaal brachten wirkten nicht so, als wäre heute ein besonderer Anlass! Ich starrte auf die einzelnen Gerichte und mir lief wortwörtlich das Wasser im Munde zusammen. Ein lautes Lachen am anderen Ende des Tisches riss mich aus meiner Faszination. „Ich wusste, dass dir das gefallen würde, Naruto-chan!“ Argh! Ich vergaß, dass er mich so nannte! Sein Lachen wurde noch lauter aufgrund meiner schmollenden Aura, die ich wohl nun verströmte. Madara lehnte sich in seinem reichlich gepolsterten Lehnenstuhl zurück und beobachtete mich amüsiert. „Stör ich bei irgendwas, Onkel Maddy? Erwartest du noch weitere Gäste?“ Schließlich hatte der Gute servieren lassen das es für die komplette Belegschaft meines Großraumbüros gereicht hätte! Er stützte das Kinn auf der Hand ab: „Nein. Ich erwarte heute niemanden mehr! Du hast also einen guten Tag erwischt! Und da ich nicht mehr genau wusste, was du gerne isst, habe ich einfach einmal alles in Auftrag gegeben. Schließlich ist es ja schon eine Ehre, dass du mich mal wieder besuchen kommst!“ Ich biss gerade in eine Teriyaki-Garnele und schluckte laut, da mir klar war, dass das ein versteckter Vorwurf war, dass ich mich in der Vergangenheit zu selten gemeldet hatte. Ja, das schlechte Gewissen meldete sich mit einem schrillen Läuten. „Wie lange ist es jetzt her?“, er kratzte sich gespielt nachdenklich an der Stirn und strich dabei eine dieser wahnsinnig langen schwarzen Strähnen aus dem Gesicht, „Es war die Beerdigung vom Kleinen, nicht wahr?“ Erneut schluckte ich, jedoch war es diesmal nicht weil ich etwas gegessen hatte! „Ja, genau! Dein Zusammenbruch vor…hm…wie lange ist das nun her? Fast 3 Jahre, nicht?“ Ich nickte. Ich mochte dieses Thema nicht und das sah er mir wohl auch an, daher wedelte er mit der Hand ab. „Also, kleiner Uzumaki, es hat doch einen Grund, warum du hier bist!“ Nun purzelte mir die angebissene Garnele aus der Hand zurück auf den Teller. Madara konnte man wirklich nichts vormachen! „Es geht um den Z23, nicht wahr? Wie nennst du ihn? Sasuke, oder?“ Okay… DAS war jetzt… öhm… ja… Er lachte donnernd auf: „Meine Güte! Du schaust aus wie ein verschrecktes Kaninchen vor der Schlange!“ „Aber… aber… woher…?“ „Woher ich das weiß?“, mit einem undefinierbaren Blick musterte er mich schmunzelt und griff nach einem Rotweinglas, welches er langsam hin und her schwenkte. „Glaubst du wirklich, ich hätte nie gewusst, wo sich meine Androiden der Modellreihe Z23 aufhalten? Ich gehe davon aus, du hast bereits einiges in Erfahrung bringen können, sonst wärst du nicht hier!“ Madara hatte gewusst, dass ich die ganze Zeit einen Z23 hatte? „Dürfte ich von dir erfahren inwieweit du über die dunkelste Stunde meines Clans informiert bist?“ Vor mir türmten sich die leckersten Gerichte, doch ich schenkte ihnen keine Beachtung mehr. Allein Madara’s nun ausdruckslose Miene schien in meinen Augen alles weitere drum herum auszublenden. „Izuna Uchiha, dein Bruder, hat sie gebaut mit einem Sasori zusammen und dann ist was schiefgegangen und Izuna ist auch… wie Sasuke…“, ich schluckte erneut, „…an Leukämie gestorben und du hast alle Z23… vernichten lassen und…“ „Fast alle!“, summte er und starrte nun wieder ins Weinglas, „Ich hätte den Z23 bei Jiraiya schon vor vielen Jahren aus den Weg räumen können, doch von dem alten Idioten ging nie irgendeine Gefahr aus… da wollte ich ihm sein ererbtes Spielzeug lassen!“ „Ererbt?“, ich dachte, Jiraiya hätte ihn gekauft gehabt! Nun verstand ich noch weniger, warum mir der alte Ladenbesitzer Sasuke überlassen hatte denn an Erbstücken hing man doch für gewöhnlich noch mehr, oder etwa nicht? „Nun denn“, er setzte das Glas wieder auf den Tisch ohne auch nur einen Schluck getrunken zu haben, „Ich kenne dich von klein auf, Naruto-chan… daher denke ich, ich kann dir da so einiges erzählen! Möchtest du noch etwas essen?“ Ich schüttelte auf diese plötzliche Frage verneinend den Kopf und Madara wies daraufhin sein Personal an wieder abzudecken. Eigentlich schade für das viele schöne Essen! Dann erhob er sich und deutete mir ihm zu folgen, was ich auch sogleich tat. Wir gingen nur noch einige Räume weiter und betraten wenig später die Bibliothek. Dort gab es eine kleine Ecke mit zwei riesigen Ohrensesseln und einem runden Tischchen dazwischen. Dort setzte er sich, machte eine kleinere Stehlampe an und zeigte auf den anderen Sessel. Ich setzte mich. Ich wagte es nicht irgendetwas zu sagen aus Sorge, er würde es sich noch einmal anders überlegen und die Wahrheit über meinen Z23 mit ins Grab nehmen. „Irgendwie erinnert mich das an früher“, summte er leise, „Da habt ihr Knirpse auch immer hier mit mir gesessen und wolltet Geschichten vorgelesen haben!“ Bei dieser Erinnerung musste ich allerdings auch leicht schmunzeln: „Ja, du konntest wahnsinnig gut Geschichten erzählen!“ Er stich sich erneut die Haare nach hinten: „Aber auf den Schoß nehmen muss ich dich doch jetzt nicht mehr, oder Naruto-chan?“ „Ha! Ich glaube, davon würdest du alter Mann dich nicht mehr erholen wenn ich das täte!“ Ein jeder andere wäre nun schwer beleidigt, nicht aber Madara. Er war schon immer der Typ ‚Harte Schale – Weicher Kern‘ gewesen und daher war es für mich auch irgendwie unvorstellbar gewesen zu glauben, er ließe ohne mit der Wimper zu zucken Androiden vernichten die sein Bruder erschaffen hatte. „Dann lehn dich mal zurück, Kleiner! Das wird eine lange Geschichte!“ Nun war ich wirklich gespannt! „Im Jahr 2018 - ich war Student an der medizinischen Fakultät und mein ein Jahr jüngerer Bruder Izuna war an der Technischen Akademie eingeschrieben - hatte unser Vater die Idee, dass wir uns, bevor er uns den Konzern übereignen würde nach Beendigung unserer Studien, beweisen sollten. Er gab jedem von uns ein gewisses Startkapital und verlangte, dass wir es gewinnbringend anlegen sollten. Er dachte wohl, es würde ein Konkurrenzkampf entstehen und er würde dadurch eher feststellen können, wer von seinen Söhnen der Geeignetste für sein Erbe war, doch er hatte sicherlich nicht damit gerechnet, dass Izuna und ich uns zusammentaten und das Geld in ein gemeinschaftliches Projekt anlegten. Nämlich in uns selbst. Wir gründeten eine Firma. Nichts Besonderes. So ein kleines Start-up Unternehmen halt. Izuna ließ all sein technisches Können einfließen und ich mein medizinisches Wissen und so gelang es uns auf den Zug aufzuspringen, der gerade neue Möglichkeiten für die Industrie von morgen bot: dem Androidenbau. Das Geschäft lief hervorragend und unser Vater war sehr beeindruckt. Doch im Jahr 2020 ereilte unsere Familie der erste Schicksalsschlag. Izuna bekam die Diagnose Blutkrebs gestellt. Es folgten einige Chemotherapien sowie eine Knochenmarkspende und zunächst schien alles wieder in Ordnung zu sein. Doch die Krankheit hatte Izuna verändert. Er hatte erkannt, wie vergänglich das Leben sein konnte und suchte nach Lösungen!“ „Izuna… suchte nach der Unsterblichkeit?“, warf ich leise ein und Madara nickte leicht. „So könnte man es nennen. Zunächst dachte ich er handle aus einer reinen Laune heraus, die sich bald legen würde, doch leider fand er für seine wahnwitzigen Experimente einen Mitstreiter. Sasori Akasuna, ein wirklich brillanter Kopf, strebte nach der von ihm benannten ‚Kunst für die Ewigkeit‘. Ein künstliches Lebewesen, welches ewig würde leben können und was wäre da besser geeignet als ein Androide? Nach zwei Jahren der intensiven Planung und Forschung hatten die beiden die ersten Prototypen des Modell Z23 erschaffen. Zu diesem Zeitpunkt gab es auf der ganzen Welt nichts, was diesen Androiden in irgendetwas gleich kam. Es war DER Durchbruch. Wir konnten uns an Vorbestellungen kaum retten! Doch Sasori reichte dies nicht. Er war der Meinung, dass all die Reichtümer, die wir nun anhäufen würden nichts brächten, wenn unser Leben so vergänglich sei, dass wir es gar nicht alles ausgeben könnten! Und damit traf er den wunden Punkt bei Izuna! Im Mai 2022 entdeckten die Ärzte bei einer Routineuntersuchung, das Izuna den Kampf gegen den Krebs noch nicht gewonnen hatte. Doch statt sich in die Obhut der Ärzte zu begeben schloss er sich mit Sasori Akasuna im Labor ein. Im Juni 2022 gab es in eben diesem Labor eine Explosion. Sasori hatte sich sein eigenes Z23 Modell gebaut nach seinen Wünschen und Vorstellungen und hatte versucht, seinen Geist in diesen Körper zu… transferieren!“ „Bitte was?“, das klang für mich nach einem ganz schlechten Science Fiction! „Wir waren alle entsetzt! Sasori hatte an sich selbst Experimente durchgeführt und wirklich versucht, seinen Verstand… in diese Maschine zu bekommen… Es war nicht verwunderlich, dass dies nicht klappte und Sasori bezahlte es mit seinem Leben. Wir dachten, dass dies Izuna wachrütteln würde, doch…“, er seufzte, „…das Gegenteil war der Fall! Ich kam im Juli 2022 in das neue Labor meines Bruders und befand mich gegenüber von Modell Z23-2022-07. Ein fast exaktes Ebenbild meines Bruders! Izuna war es tatsächlich gelungen ein Computerprogramm zu entwickeln, welches aus Hirnwellen Daten formte und diese so zubereitete, dass sie als Input für diesen Körper dienten. Mein Bruder plante, diesen Körper ganz gezielt auf eine Übernahme durch seinen Geist vorzubereiten. Er markierte das Hauptmodell mit einem Blaulichttattoo mit seinen eigenen Initialen und ließ jedem Modell, welches im Juli 2022 hergestellt worden war eine Sicherheitskopie mit dem Wissen aus diesem Hauptmodell einprogrammieren. Dies geschah aus Sorge, dass seinem Prototypen etwas passieren könnte und er dann komplett von vorne anfangen müsste. Jedoch ging jedes einzelne Modell aufgrund der hohen Anfrage in den Verkauf. Nur nicht der Prototyp. Er nahm ihn mit nach Hause. Es war für alle reichlich verwirrend plötzlich zwei Izuna hier sitzen zu haben, die sich absolut identisch verhielten, sprachen und handelten. Doch Izunas Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide. Bald war er nicht mal mehr in der Lage, sein Bett zu verlassen und im Jahr 2025 verstarb er. Aufgrund den Wirren rund um seine Bestattung – mein Bruder hatte sich gewünscht, eingefroren zu werden - und dem damit entstandenen Presserummel ging sein ganzer persönlicher Besitz erst einmal an seinen Anwalt, bei dem Izuna auch sein Testament hinterlegt hatte. Dieser bekam so den Androiden in die Hände und erkannte schnell dessen wahren Wert. Er wollte sich wohl eine größere Scheibe vom Ganzen abschneiden… doch hatte er seine Rechnung nicht mit mir gemacht!“, ein teuflisches Grinsen legte sich auf Madaras Lippen und ich war mir nicht zum ersten Mal in meinem Leben sicher, dass ich mich niemals mit diesem Mann freiwillig würde anlegen wollen. „Ich wusste aufgrund der Programme dieser Modellreihe, dass sie eine potenzielle Gefahr darstellten für alle übereifrigen Möchte-Gern-Wissenschaftler, die alle nicht das Niveau oder den Verstand hatten wie mein Bruder oder ein Akasuna und beorderte alle Androiden mit der Begründung eines Baufehlers zurück. Alle, bis auf einen. Der Prototyp befand sich schließlich noch bis zur Testamentsvollstreckung bei diesem Anwalt. Es ist mir nicht bekannt, was dieser Mensch mit Z23 gemacht hat, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass dieser Kerl zuvor jahrelang in Bordellen ein und aus ging… Nun ja… die Testamentsverkündung erfolgte erst Anfang 2028 und Jiraiya, der mit meinem Bruder zusammen die Akademie besucht hatte und lange Zeit in der Firma mit gearbeitet hatte, bekam überraschend Z23 zugesprochen.“ „Heißt das, mein Z23 ist dieser… Prototyp?“, irgendwie musste ich an diesen Anwalt denken und wie er sich an meinen Sasuke wohl vergangen haben musste wenn man den Erzählungen Glauben schenken wollte. „Ja. Wir haben einige Z23 erhalten und ihnen die schlummernde Programmierung entfernen können, aber aufgrund der vorangegangenen Rückbeorderung hatten viele Kunden das Vertrauen in dieses Modell verloren und ein anderes bestellt. Somit ist dein Z23 der letzte Z23 mit der alten Programmierung. Er ist zudem der Z23, der meinem Bruder bis zum Reboot, welches Jiraiya vornahm aufgrund der Tatsache, dass er wohl Z23 die Erinnerungen an die Geschehnisse bei diesem Anwalt nehmen wollte, zur Seite gestanden hatte und somit zu 99% in all seinen Handlungsweisen meinem Bruder am Nächsten gekommen ist!“ Ich nickte verstehend. Also war Sasuke gar nicht Sasuke, sondern eigentlich Izuna? Aber warum sah er dann so aus wie… Sasuke? „Ich kann dir deine Fragen förmlich vom Gesicht ablesen, Naruto-chan!“, flötete der Ältere, während er sich in seinem Sessel leicht nach vorne in meine Richtung beugte, „Dir ist die Ähnlichkeit zu meinem Großneffen aufgefallen!“ „Ähnlichkeit?“, schnappte ich, „Die beiden könnten eineiige Zwillinge sein!“ Madara schüttelte lachend den Kopf: „Z23 ist das exakte Ebenbild meines Bruders. Genauso wie Sasuke Uchiha!“ Okay. Irgendwie war ich nun verwirrt. Madara hatte mir soeben nichts Neues gesagt, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dieser Satz eine tiefere Bedeutung hatte. „Der Sohn meiner jüngeren Schwester, Fugaku und seine Frau Mikoto bekamen im Juni 2031 einen Sohn. Itachi. Doch dieser war reichlich kränklich. Du erinnerst dich?“ Und wie ich mich erinnerte! Itachi hatte oft das Bett hüten müssen und damit er sich nicht zu sehr langweilte hatten Sasuke und ich bei ihm bleiben sollen. Eigentlich hatten wir das damals reichlich doof gefunden, aber Itachi war trotz seiner manchmal schwächlichen körperlichen Verfassung ein cooler Bruder und Spielkamerad gewesen. „Fugaku war darüber mehr als missgestimmt! Er wollte einen starken Erben und bat mich daher, ihm zu helfen. Da die Behandlung bei Itachi in Fugakus Augen nicht schnell genug anschlug wandte er sich erneut an mich. Er… war nach einem Reitunfall 2032 unfruchtbar geworden und bat mich um Unterstützung bei der künstlichen Befruchtung für seine Frau. Fugakus Spermienanzahl war absolut gering und das was wir fanden war minderwertiges Material, also schlug ich Fugaku vor, ihm einen Sohn zu schenken, der nicht nur hervorragend aussah, sondern bewiesenermaßen auch etwas im Köpfchen hatte. Ja, ich spielte Gott und jetzt… im Nachhinein, bereue ich es, weil es nur Schmerz und Leid verursacht hat!“ „Öhm…ich verstehe das nicht so ganz, Onkel Maddy… was… was meinst du damit, dass du Gott gespielt hast?“ Er bettete sein Gesicht in seine Hände und es war dadurch etwas schwierig ihn zu verstehen, doch das, was er mir sagte, erklärte so viele Ungereimtheiten und hätte ich nicht auf diesem Sessel gesessen, dann hätte es mich sicherlich umgehauen! „Izunas Leichnam war eingefroren. Ich dachte damals ich würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und dem letzten großen Wunsch meines Bruders gerecht werden. Ich entnahm Izuna Zellen, extrahierte seine komplette DNA, leider auch den Teil, der ihn krank gemacht hatte aber darüber hatte ich damals einfach nicht nachgedacht…und befruchtete damit eine DNA-freie Spendereizelle!“, er blickte durch seine Finger hindurch direkt auf mich, „Verstehst du jetzt, Naruto-chan? Sasuke Uchiha war nichts anderes als der perfekte Klon meines jüngeren Bruders Izuna!“ Die Tür fiel hinter mir ins Schloss und ich schlürfte schweren Schrittes in mein Wohnzimmer. Alles war dunkel. Nur der schwache Schein des Fernsehers erhellte ein wenig den Raum. Itachi-nii-san saß in eine Decke gehüllt auf meiner Couch und betrachtete mich eingehend. „Er hat dir wirklich alles erzählt!“, brummte er und ich horchte auf. „Es war nicht schwer zu erraten, wo du warst wenn man dich so anschaut. Du wirkst, als hättest du den Glauben an die Welt verloren!“ Schnaubend ließ ich mich neben ihn auf die Couch fallen: „Ich glaube, das habe ich auch, Nii-san, das habe ich auch!“ Ich griff mir fahrig in die Haare und zog daran. Das war alles in allem ein verdammt langer Tag gewesen und ich fühlte mich unglaublich geschafft. Dennoch hatte ich Itachi ein Gespräch versprochen und daran wollte ich mich auch halten! „Hast du… das alles gewusst?“, ich sah ihn von der Seite an. „Ja. Ich war damals 5 Jahre alt. Da kriegt man schon so einiges mit!“ Es musste schlimm für ihn gewesen sein wenn man plötzlich das Gefühl vom Vater vermittelt bekam, dass man nicht ausreichte. Doch dann hatte sich schließlich mit Eintritt in die Pubertät das Blatt für Itachi gewendet gehabt! Aus dem kränklichen Kind war ein sportlicher und hochintelligenter Mann geworden, der nur so vor Gesundheit strotzend nun neben mir saß. Anders als Sasuke… dieser weilte nun nicht mehr unter uns aufgrund einer Krankheit, die im Endeffekt noch nicht einmal seine eigene gewesen war. „Hat… Sasuke es gewusst?“ „Ja. Und du hättest es auch gewusst, wenn du einmal den Brief gelesen hättest so wie ich es dir damals geraten habe!“ „Oh… das stand da drin?“ „Unter anderem, ja!“ „Was denn noch?“ Er zeigte auf meinen kleinen Tisch neben der Couch. Eine mir nur allzu bekannte schwarze Kiste stand darauf: „Lies ihn doch endlich, Naruto! Seit fast drei Jahren rennst du nun schon davor weg!“ Ich schmunzelte. Itachi hatte ja Recht. Itachi hatte eigentlich immer Recht! „Wie geht es Sasuke… also Z23?“, mein Blick richtete sich auf die geschlossene Schlafzimmertür. „Ihr habt doch auch darüber gesprochen, oder nicht? Dann dürftest du doch auch nun wissen, dass er eigentlich…“ „Für mich wird er immer Sasuke bleiben!“, brummte ich dazwischen, „Ich kannte keinen Izuna. Ich kannte nur Sasuke! Oder hast du deinen kleinen Bruder weniger als deinen kleinen Bruder angesehen und lieb gehabt nur weil er eine genetische Kopie von jemanden war?“ „Hmpf! Natürlich nicht!“, er wuschelte mir durch das Haar, „Manchmal gibst du richtig schlaue Sprüche von dir, Naruto!“ „Nicht nur manchmal! Also…was ist nun mit Sasuke? Hat er sich noch einmal gerührt?“ „Naruto? Kann ich dir eine Frage stellen?“ Verwundert, warum er meiner Frage ausgewichen war und stattdessen eine Gegenfrage stellte, nickte ich wie automatisiert. „Was empfindest du für Sasuke? Und damit meine ich nun nicht meinen Bruder, sondern…“, er wies mit einer ruckartigen Bewegung seines Kinns auf die Tür, „…ihn!“ „Er… er ist mir wichtig!“ „Nur wichtig?“ „Er…er bedeutet mir viel!“ Eine Augenbraue lupfte in die Höhe und die Kopfhaltung erhielt Schräglage. „Ach, verdammt Itachi! Guck nicht so! Das ist mir unangenehm und zudem würdest du mich für krank oder verrückt oder so erklären wenn du die Wahrheit wüsstest, also lass das…echt jetzt!“ „Würde ich das? Hey… du kennst nun meine kranke Familiengeschichte, also denkst du nicht auch, dass ich am Wenigsten Recht dazu hätte irgendwen als ‚krank‘ oder ‚verrückt‘ zu bezeichnen?“ Oh! „Touchè!“ Er lachte: „Und?“ „Ich liebe ihn. Ja, lach ruhig! Aber das ist mir egal! Er ist und bleibt mein Sasuke…und nach allem was ich erfahren musste bin ich ja damit auch nicht so ganz verkehrt! Schließlich hatten die beiden sowas wie… denselben…ähm…Stammvater!“ Erneut lachte Itachi laut auf. Anscheinend diente ich an diesem Tage zur Erheiterung der Familie Uchiha. „Oh Mann, Naruto! Sasuke hatte wirklich Recht! Manchmal bist du wirklich ein kleiner Idiot! Aber ein Idiot mit dem Herz am rechten Fleck!“, er schnipste mir an die Stirn. Das hatte er früher, als Sasuke und ich noch kleiner waren, häufiger getan. „Oi! Was soll das denn…“ „Sasuke wird nicht mehr aufwachen!“ BUMM! „Was?“ Sein Lachen war verebbt. Sein Blick so ernst wie ich ihn seit dem Tag der Beerdigung seines kleinen Bruders nicht mehr gesehen hatte und ich wusste, er scherzte nicht: „Sasuke, also Z23, wird nicht mehr aufwachen.“ Ich sprang auf und wollte sogleich in mein Schlafzimmer stürmen, doch ein fester Griff um mein Handgelenk hielt mich zurück. „Lass mich los!“, fauchte ich, doch er blieb unbeeindruckt. „Naruto! Hör mir zu!“ „Nein! Ich… ich muss zu ihm!“, der Griff wurde fast übermenschlich stark und mit einem heftigen Ruck saß ich auch sogleich wieder neben dem Uchiha. „Ich lasse dich zu ihm wenn du dir angehört hast, was ich dir zu sagen habe, verstanden?“ Unsere Blicke trafen sich und man konnte förmlich die Spannung dazwischen sehen! Mein Zug am Arm minderte sich nur gering und ich zappelte noch etwas herum, doch Itachi ließ sich davon irgendwie nicht so wirklich beeindrucken. „Naruto!“, seine Stimme kam einem Grollen gleich und wirkte so total ungewohnt, was mich etwas erschrocken zusammenfahren ließ, doch dann wurde sie weicher, „Würdest du mir zuhören, wenn ich dir sage, dass ich dir beide Sasukes wiedergeben könnte?“ Hä? Ich stellte meine Gegenwehr augenblicklich ein. „Und damit meine ich wirklich beide…. Meinen Bruder UND Z23!“ „Was… was meinst du? Willst du etwa…wieder einen Sasuke… ähm… klonen?“ Er schnaubte: „Unsinn! Was würde das bringen? Du wärst 22 Jahre älter als er!“ Nun verstand ich gar nichts mehr. „Am besten wäre es, du liest jetzt erst einmal den Brief und dann erkläre ich dir alles!“ Mit zitternden Gliedern stand ich im Verkaufsraum von Jiraiya’s kleinem Laden und dennoch gelang es meinem Körper nervös hin und her zu hibbeln. Ich konnte mich einfach nicht beruhigen. Ich war einfach viel zu nervös und viel zu angespannt. Ich konnte mich aber auch mit nichts ablenken! Meine ganze Konzentration lag ganz allein auf der fest verschlossenen Tür zur hinteren Werkstatt. „Argh!“, ich raufte mir die Haare, ließ das jedoch schnell bleiben, als ich merkte, dass dies doch ziemlich schmerzte und schob grummelnd meine Hände in die Jackentasche. Mein Blick nach draußen durch das leicht verschmutzte Schaufenster brachte mich auch auf keine anderen Gedanken. Der Regen der letzten Nacht war dem Sonnenschein des Tages gewichen. Wir hatten Anfang Juli und das wirklich lange Gespräch mit Itachi lag nun fast ein halbes Jahr zurück. Ebenso lange wusste ich die Wahrheit. Und zwar die komplette Wahrheit. Ich spürte das leicht angeraute Papier in der Jackentasche an meinen Fingern. Bald würde es den letzten Rest an Leserlichkeit verloren haben, denn ich hatte dieses Schriftstück schon unzählige Male entfaltet und die Zeilen, die darauf geschrieben worden waren, gelesen. So oft gelesen, dass ich jedes Wort, Silbe für Silbe, auswendig wiedergeben konnte. Und dennoch zog ich es erneut hervor und entfaltete es. Atmete, wie immer, tief ein und ließ meinen Blick auf die erste Zeile fallen… Lieber Naruto Ich schluckte. Allein dieser Satz rief so viele Erinnerungen in mir wach… dabei hatte Sasuke nie das Wort ‚lieb‘ in Verbindung mit meinem Namen genannt… dieser blöde… Mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich habe oft schon an einem Brief an dich gesessen und nie die richtigen Worte gefunden. Und jetzt, wo ich kaum mehr in der Lage dazu bin, einen Stift vernünftig zu halten, fällt mir noch so unendlich viel ein, was ich dir sagen möchte… Es klingt seltsam. Ich weiß. Ich, der immer der Schweigsamere von uns beiden war. Ich denke, dir nun zu schreiben, dass es mir Leid tut, ist nicht genug. Aber du sollst wissen, dass es mir Leid tut. Und das was ich dir nun schreibe wirst du sicherlich niemals wieder von mir hören, also merke es dir gut! Ich bin der Idiot von uns beiden gewesen, nicht du! Ich musste schmunzeln. Allein für diesen Satz und dem dazugehörigen Eingeständnis hatte er sicherlich Stunden gebraucht! Es gibt eigentlich nur zwei Dinge, die ich dir noch unbedingt sagen muss, bevor ich nicht einmal mehr das kann. Ich bin nicht der, der du glaubst der ich bin. Natürlich wurde ich als Sasuke Uchiha geboren und als solcher aufgezogen, doch habe ich oft gedacht, dass das nicht ich bin und vor einigen Jahren habe ich mehr durch Zufall die Wahrheit erfahren. Ich habe nun nicht die Kraft, dir alles bis ins kleinste Detail zu schildern, daher habe ich mit Itachi gesprochen und er hat mir versichert, dir alles zu sagen wenn du ihn darauf ansprichst. Daher merke dir nur, dass mein früheres Ich wohl Izuna Uchiha hieß und ich nur gelebt habe aufgrund des egoistischen Wunsches eines Mannes, der sich mein Vater schimpfte, obwohl er es nie war. Ich hatte Fugaku wenige Wochen nach meinem Gespräch mit Madara aufgesucht und ihn zur Rede gestellt. Mikoto war augenblicklich in Tränen ausgebrochen. Sie hatte nicht gewusst, dass Sasuke die ganze Wahrheit gewusst hatte. Sie hatte ihn wahrlich geliebt wie ihr eigen Fleisch und Blut, was vermutlich auch daran lag, dass sie ihn ausgetragen hatte. Fugaku hingegen hatte nur mit stoischer Miene vor uns gesessen und keinerlei Gefühlsregung nach außen hin gezeigt. Das hatte ich auch nicht erwartet gehabt. Nach Itachis Genesung hatte er Sasuke immer spüren lassen, dass er nicht wirklich sein eigenes Kind war. Sasuke war lange gut genug dafür gewesen der Ersatzmann zu sein, doch als er nicht mehr benötigt worden war, hatte er ihn abgeschoben und ihn das auch deutlich spüren lassen. Als Kind hatte ich diese Gefühlskälte nie verstanden. Ich hatte es immer als ungerecht empfunden wie Fugaku mit meinem besten Freund umgegangen war, doch all mein Reden half nicht. Der alte Uchiha ließ sich nicht erweichen und zeigte auch keinerlei schlechtes Gewissen. Viel wichtiger ist es jetzt nun für mich, dass ich meine Kraft nun nutzte dir mitzuteilen, was mir auf dem Herzen liegt. Und ja, Dobe, ich weiß, dass du nun laut ausrufst, dass ich gar kein Herz hätte… Mit dieser Aussage hatte er gar nicht mal so falsch gelegen, als ich den Brief das erste Mal gelesen hatte! …aber ich kann dir sagen, dass dennoch eines vorhanden ist! Schließlich hätte ich sonst niemals das Mitleid mit dir empfinden können um dir meine Freundschaft anzubieten! Das war so typisch… Teme! Du hast mir bei unserem letzten Treffen im Stadtpark etwas gesagt, was ich eigentlich schon länger gewusst hatte aber ich mich aufgrund der Umstände nicht dazu geäußert hatte. Auch in diesem Augenblick nicht. Naruto… du bist so ein lebensfroher Mensch. Du hast dieses unglaubliche Talent, das man sich in deiner Nähe nur gut fühlen kann und Dobe, ich weiß hier wovon ich spreche! Als die Ärzte bei mir Leukämie feststellten gaben sie mir noch maximal ein halbes Jahr. Ich glaube, es war allein dein Verdienst, dass ich noch fünf weitere Jahre bei dir sein konnte. Und dennoch… an diesem Tag im Park. Im strömenden Regen. Naruto, verzeih mir, aber ich konnte nicht. Wie gerne hätte ich dir gesagt, dass ich dich auch liebe. Das ich bei dir sein möchte auf jetzt und für ewig! Doch mein Körper war schon lange am Ende und ich war die ewigen Lügen leid. Doch konnte ich auch nicht anders da ich wusste, dass du daran zerbrechen würdest und das darfst du nicht! Naruto… LEBE und schenke den Menschen dein Lächeln! Denn dieses habe ich am meisten geliebt! Ich schluckte. Z23 und Sasuke Uchiha waren sich wirklich viel ähnlicher, als ich es damals, als mir Z23 einen Satz mit der gleichen Aussage sagte, begriffen hatte. Ob dies der Anteil Izunas war, den beide in sich trugen? Glaub an deine Träume und erreiche unser gemeinsames Ziel! Lebe für uns beide gemeinsam. Bitte. Nachdem ich diesen Brief gelesen hatte war ich wenige Tage drauf zur Studentenkanzlei der Universität Konohas gegangen und hatte mich wieder für das nächste Semester im Fach ‚Raumfahrtforschung‘ immatrikulieren lassen. Ich wäre gerne länger an deiner Seite geblieben. Hätte dir gerne persönlich gesagt, dass ich dich liebe und dich dann in meine Arme genommen und geküsst. Doch ich konnte dies nicht mit meinem Gewissen vereinbaren dich dann kurz darauf zurück lassen zu müssen. Ich hoffe, du kannst mir eines Tages verzeihen. Das hatte ich schon längst, Teme, echt jetzt! Ich danke dir für all die schönen, chaotischen und auch nervigen Stunden, die ich mit dir verbringen dürfte. Du, Naruto, hast mein Leben lebenswert gemacht und auch wenn es nicht besonders lang war, so war es das schönste kurze Leben, was ein Mensch haben konnte. Ich liebe dich. Auf ewig. Dein Sasuke Ich schluckte wieder diesen riesigen Kloß in meinem Hals herunter der immer dann auftauchte, wenn ich bei den letzten Zeilen angekommen war. „Ich liebe dich auch, Sasuke. Auf ewig!“ Ich presste das Stück Papier an meine Brust und schloss die Augen. Erst das Geräusch einer sich öffnenden Tür ließ mich aufblicken. Itachi trat mit einem sanften Lächeln auf den Lippen aus der Werkstatt zu mir heraus in den Laden. Hastig faltete ich den Brief wieder zusammen und steckte ihn zurück in die Jackentasche um dann auf den Größeren zu zu gehen. „Es ist alles gut verlaufen!“, beantwortete er meine unausgesprochene jedoch offensichtliche Frage. Aber etwas anderes hatte ich auch irgendwie nicht erwartet. Schließlich hatten sich Jiraiya und Itachi gemeinsam fast ein halbes Jahr auf diesen Tag vorbereitet gehabt. Hatten mit den Daten, die Itachi an dem Tag im Januar Z23 entnommen hatte gearbeitet und Izunas Programmierung entschlüsselt. Hatten somit alle Erinnerungen von Z23 aus seiner Zeit als Izuna sowie seiner Zeit bei Jiraiya und erst Recht alle Daten aus der Zeit mit mir als Sasuke retten können und sie auf externen Speichermedien sichergestellt. Aber das war noch nicht alles gewesen! Das war der Moment, als Jiraiya sich tief vor Itachi-nii-san verbeugt hatte und mir die Tränen gekommen waren weil ich nicht glauben wollte, dass es ihm gelungen war… In der schwarzen Kiste hatten sich Bilder befunden. Bilder von Sasuke und mir. Bilder von Sasuke und seiner Familie. Aber auch Filmdateien auf Speichermedien aus vielen Jahren gemeinsamer Familienfeste, Schulveranstaltungen und jeden weiteren Augenblick wo Mikoto Uchiha an eine Kamera gedacht hatte. Und das hatte sie wirklich oft getan! Itachi und ich hatten uns wochenlang die Nächte um die Ohren geschlagen und anhand dieses Materials Sasuke Uchihas Leben nachkonstruiert. Die Lücken, die weder die eingescannten Bilder noch Filme hatten schließen können füllten wir mit unseren Erinnerungen. Was ich nicht wusste, das wusste Itachi. Es waren Unmengen an Informationen zusammen gekommen und als dann bei mir die Uni wieder los ging und ich noch nebenbei meinen Halbtagsjob bei Tsunade im Büro hatte, hatte sich Itachi hingesetzt und all diese Informationen umgewandelt. Umgewandelt in Erinnerungen. Erinnerungen an ein Leben. An ein noch schöneres Leben als das sich Sasuke bei mir im Brief dafür bedankt hatte, denn wir hatten all die schmerzhaften Momente, die durch die Krankheit gekommen waren oder durch das fehlgeleitete Verhalten Fugakus seinem Sohn gegenüber weggelassen. Ende Juni hatte Itachi mir dann eine 400 TB Festplatte gezeigt und mir gesagt, dass sich darin ein komplettes Menschenleben befände. Das Leben eines 20-jährigen Mannes namens Sasuke Uchiha. Itachi hatte aber auch all die Erinnerungen Z23 mit hinein geflochten. Die letzten drei Jahre sollten nicht komplett verschwunden sein! Aus seiner Zeit bei Izuna und Jiraiya beließen wir es bei dem Nötigsten. Zunächst war Jiraiya deswegen etwas eingeschnappt, aber er verstand schnell, dass die Erinnerung an 32 Jahre lang in einem Laden zu stehen und Androiden zu verkaufen sicherlich nicht so spannend waren. Und so war es nun dazu gekommen, dass ich zitternd vor Itachi stand und ihn mit großen Augen anblickte. Denn in den frühen Morgenstunden hatte er sich mit Jiraiya zusammen sowie Sasuke und der Hauptplatine in die Werkstatt zurückgezogen und versucht, meinen Freund zu retten, der das letzte halbe Jahr, so wie es Itachi vorausgesagt hatte, nicht mehr aufgewacht war. Als ich Itachi-nii-san einmal gefragt hatte, warum er das tat, hatte er geantwortet, dass er Z23 eine Frage gestellt hätte und dieser hätte ihm so überzeugend mit einer fast schon wahrlich menschlichen Wärme in den dunklen Augen geantwortet, dass er in diesem Augenblick beschlossen habe, den letzten Wunsch seines Bruders auf seine ganz eigene Art und Weise zu erfüllen. Natürlich hatte ich ihn nach dem Inhalt der Frage gefragt. „Ich fragte ihn, ob er dich liebt und er bestätigte mit ‚Ja'! Ich fragte ihn 'Mehr als dein Leben?' und da kam auch ein 'Ja'. Und in diesem Augenblick sah ich meinen Bruder in ihm und wie er mich bat, immer für dich da zu sein, auf dich aufzupassen und dir zu helfen, glücklich zu werden!“ Itachi hatte mir in diesem Augenblick an die Stirn geschnipst und gelächelt: „Nun habe ich dir den Weg zum glücklich sein ausgelegt, Naruto! Gehen musst du ihn aber allein!“ „Nein!“, war meine entschiedene Antwort darauf gewesen, „Ich werde diesen Weg zusammen mit Sasuke gehen!“ Die warme Hand Itachis legte sich auf meine Schulter und bugsierte mich langsam durch die Tür in die Werkstatt. Jiraiya stand am großen Monitor und verglich wohl einige Werte von seinem Tablet in seiner Hand mit den blinkenden Zahlen auf dem großen Bildschirm. Ein zuversichtliches Lächeln lag auf seinen Lippen als er mich in den Raum hineinstolpern sah: „Jetzt liegt es an dir! Er schläft noch!“ Meine Knie schienen noch ein wenig weicher zu werden mit jedem Schritt den ich näher an die Liege heran trat. Da lag er. Sie hatten bereits alle Abdeckungen an ihm geschlossen und so wirkte er wirklich einfach nur wie ein junger Mann in Boxershorts auf einer Liege der tief und fest schlief. Sein Brustkorb senkte sich leicht und hob sich wieder. Itachi hatte mich zwar schon vorab gewarnt, aber allein dieser Anblick ließ meinen eigenen Atem anhalten. Sie hatten ihm eine regelmäßige Atmung einprogrammiert und Hey! Schwitzen konnte er jetzt auch! Ich musste in mich hineingrinsen! Ja… vor mir lag Sasuke. Eindeutig. Alles stimmte. Die Haut. Das Haar. Die leichte Röte auf den Wangen…. Einfach alles! Noch immer mit der leicht stützenden Hand Itachis auf der Schulter trat ich noch näher heran, erreichte ihn schließlich und griff vorsichtig nach seiner Hand. Verdammt! Sie war… sie war warm! „Itachi! Jiraiya! Ihr seid… wahrlich Götter!“, hauchte ich und ich erntete von beiden ein leises Prusten! „Das sagst du jetzt! Wenn er die Augen aufgemacht hat wirst du das bestimmt noch revidieren!“, flötete der Schwarzhaarige hinter mir und grinste verschmitzt. Also manchmal sprach Itachi selbst für mich, der ihn doch nun wirklich schon ewig kannte, in Rätseln! „Na los! Nun weck ihn schon auf, Junge!“, brummte Jiraiya und blickte mich herausfordernd an. Ich nickte dem Grauhaarigen zu, wandte mich nochmals Itachi zu um mir auch ein Abnicken von ihm abzuholen und schenkte dann dem Schwarzhaarigen vor mir meine ganze Aufmerksamkeit. Ein letztes Mal holte ich tief Luft: „Hey, Sasuke! Aufstehen!“ Ich wartete. Doch er regte sich nicht. Hm. „Versuch es noch einmal!“, ermutigte mich Itachi. „Hey, Sas! Aufstehen! Du kannst doch nicht den ganzen Tag verschlafen!“ Immer noch nichts und langsam machte sich neben dem flauen Gefühl in meinem Magen auch ein wenig Sorge breit. Hatte es etwa nicht funktioniert? Das… das dürfte nicht sein! „Vielleicht ist es wie in diesen alten Märchen…“ „Meinst du Dornröschen?“, fragte Itachi gleich den Älteren. „Na ja…bei dem Aussehen wohl eher Schneewittchen! Ich kann mich aber nicht daran erinnern ihm ein vergiftetes Apfelstück in den Hals eingesetzt zu haben!“ „Sas?“, ich versuchte die beiden herumalbernden Idioten auszublenden. Schließlich wussten sie ja auch nicht, was gerade in mir vorging: „Hey, Sasuke! Hörst du mich? Ich bin’s, Naruto! Findest du nicht, du hast mich nun lang genug warten lassen?“ „Ich könnte ein wenig Elektrizität über seine Membran in sein System…“ Jiraiya bekam nicht nur von mir einen wirklich schiefen Seitenblick geschenkt. „Ist ja gut! Ist ja gut! War nur ein Vorschlag!“, er hob abwehrend die Hände, „Meine Güte! Nach der Zicke Izuna habe ich wirklich nicht mehr damit gerechnet nochmal einem Uchiha mit Killerblick zu begegnen!“, murmelte er jedoch noch anschließend und für uns immer noch gut hörbar! Ich seufzte auf. Irgendwie wurde mir das nun doch alles zu blöd. Einen weiteren Schritt nach vorne gehend und mich so endgültig von Itachis Hand auf meiner Schulter befreiend und nun halb auf die Liege kletternd packte ich etwas fester an Sasukes Arm und rüttelte daran: „Oi! Teme! Jetzt komm endlich und steh verdammt noch mal auf!“ Ein Moment der überraschten Stille über meine doch recht laute Ansprache legte sich über uns. Doch das interessierte mich nicht weiter, da der schwarzhaarige Bastard immer noch die Augen geschlossen hatte und bislang keinerlei Anstalten machte, dies zu ändern, als… „Ich hoffe wirklich, du hast eine verdammt gute Entschuldigung dafür, mich einfach so zu wecken, Usuratonkachi!“ Oh Gott! DAS hoffte ich gerade auch! ~ENDE~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)