Zum Inhalt der Seite

Liebe führt, auch in Russland, zu Dummheiten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Grippe


 

Rei
 

Rei war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Sein Herz zog sich kurz schmerzhaft zusammen, bei dem Gedanken, dass die beiden sich einmal so nahe gestanden hatten, dass Yuriy so etwas getan hatte.

Auch wenn er es nicht als richtig empfand, jemand anderen anzulügen; Kai hatte damals Hilfe gebraucht und Yuriy hatte das einzige getan, was ihm eingefallen war. Der menschliche Verstand war schon ein merkwürdiges Phänomen. Er hätte niemals gedacht, dass man sich selbst eine falsche Erinnerung einpflanzen konnte, nur, weil man es sich so sehr wünschte.

Dennoch war das alles unangenehm für ihn.

"Wart... wart ihr zusammen?", hauchte er deshalb leise und fürchtete sich gleichzeitig vor der Antwort.

Doch Yuriy Augen verengten sich nur verärgert:

"War ja klar. Natürlich geht es wieder nur um dich. Du kotzt mich echt an."

"Yuriy, bitte! Ich.. ich hab angst, ok? Ich liebe Kai! Das tue ich wirklich. Aber seit er hier ist... ich habe einfach angst, dass ich ihm nicht genug bin. Oder nicht der Richtige. Er erzählt mir nichts. Er macht alles hinter meinem Rücken und vor allem alleine. Ich will doch nur ein Teil seines Lebens sein."

Doch Yuriy gab nur ein angewidertes Geräusch von sich.

"Macht das Schwulheit aus einem? Ein jammerndes Waschweib? Das ist echt widerlich."

Schwulheit. In jeder anderen Situation hätte er wohl gelacht. Aber ihm war nicht nach lachen. Ihm war schon erstaunlich lange nicht mehr nach Lachen zumute. Diese ganze Situation mit Kai und dem Internat zerfraß ihn. Das war gar nicht gut und er musste das ändern. Zumindest sobald es Kai wieder besser ging.

Jetzt aber musste er sich zu aller erst einmal um Yuriy kümmern:

"Du verstehst das nicht."

Seine Stimme bebte, als er das sagte. Es war einfach alles zu viel.

 

"Natürlich verstehe ich es nicht!", kam es nur zischend zurück. "Wie soll ich so etwas auch verstehen? Als ich dich kennengelernt habe, warst du noch interessant. Du hast mich beeindruckt! Und sieh dir an, was aus dir geworden ist: Ein jammerndes Bündel, das ziellos durch sein Leben irrt, nur, weil er von jemandem nicht die Bestätigung bekommt, die er will. Das ist lächerlich und armselig!"

"Was verstehst du schon, von so etwas wie Beziehungen!?"

Wahrscheinlich hätte er erschüttert darüber sein sollen, dass man ihn für ein weinerliches Weichei hielt, aber er ließ sich ganz sicher nicht von einem psychopathischen Russen sagen, dass er sich gefälligst zusammenreißen sollte. Er sagte ihm ja auch nicht, dass er gefälligst Mitgefühl mit anderen haben sollte!

Als Antwort bekam Rei aber nur ein verächtliches Kopfschütteln. Dann ging Yuriy.

"Wage es bloß nicht, noch einmal zu unserem Zimmer zu kommen, bevor du dich wieder gesammelt hast."

 
 

Yuriy

 

Was verstehst du schon von Beziehungen!?

 

Diese Worte gingen ihm den gesamten Tag schon nicht aus dem Kopf. Die Nacht über hatte er sich um Kai gekümmert, der ständig von Alpträumen geplagt worden war, da hatte er keine Zeit gehabt um nachzudenken. Doch jetzt während dem Unterricht und dem Training waren diese Worte immer und immer wieder in seinem Kopf aufgetaucht.

Ja, was verstand er schon davon? Nichts und er war sich sicher, dass er bestrebt war, diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Warum aber verfolgten ihn diese Worte so?

Zugegeben, in gewissem Sinne hatte es ihn beeindruckt, wie sehr sich Rei gesorgt hatte. Das war etwas, was er so nicht kannte. Ja, er machte sich auch Sorgen um Kai, aber sollte ihn das in irgendeiner Weise von seinen Pflichten abhalten, wäre das schnell vergessen. Er konnte es sich nicht leisten, sich zu sorgen oder überhaupt so etwas wie Mitleid und Fürsorge für jemanden zu empfinden. Warum er das bei Kai tat? Er war sich nicht ganz sicher.

Sie beide hatten viel zusammen durchgemacht. Wahrscheinlich lag es also daran. Ehrlich gesagt hätte er das auch für den Rest des Weltmeisterteams getan. Die waren aber stark genug, dass sie seine Hilfe nicht brauchten, also war diese Seite zu vernachlässigen. Warum störte es ihn bei Kai nur so wenig, dass er schwach war? Er war nicht in der Lage dazu ihn deshalb zu verhöhnen. Er empfand nicht einmal wirkliches Mitleid. Es war eher.. er konnte es nicht wirklich sagen. Er wollte nicht, dass es Kai schlecht ging, was letztendlich wohl auch der Grund war, warum er doch noch mit dem Chinesen geredet hatte.

 

Bei dem Gedanken an Rei verzog er leicht das Gesicht. Dieses Weichei machte ihn wahnsinnig! Warum hatte Kai ausgerechnet den gewählt? Gab es keine ordentlichen Männer im fernen Osten? Oder mochte er das etwa an ihm? Stand Kai auf Weicheier? Nein.. das konnte er nicht glauben.

Auch wenn sein ehemaliger Freund sich sehr verändert hatte, hatte er immer noch einen gewissen Stolz. Wenn er sich schon auf einen Mann einließ, dann doch wenigstens auf einen, der ihm ebenbürtig war. Aber Rei war ihm nicht ebenbürtig...

 

"Du warst heute ganz schön abgelenkt, Yuriy. Was ist los?", kam es plötzlich von Ivan. Es schwang ein deutlich schadenfroher Unterton in seiner Stimme mit. Sie waren wie so oft bei ihren Gesprächen unter der Dusche.

Er antwortete nicht, warum sollte er auch? Es ging niemanden etwas an.

"Geht es um diesen Hiwatari?", grollte es plötzlich von Boris. Auch das noch. Hatte der etwa etwas mitbekommen? Egal, nur nichts anmerken lassen.

"Ich habe von Volkov gehört, dass es wohl gut mit ihm läuft. Was wohl so viel heißt, als dass du ihn unter Kontrolle hast."

Warum klang dieser Tonfall nur so lauernd? Sonst griffen die anderen ihn doch nicht so an. Verlor er an Autorität?

"Du hast die letzte Zeit ziemlich viel Zeit mit ihm verbracht." Prima, jetzt mischte sich auch noch Sergei ein.

 

Erst jetzt wandte sich Yuriy zu den anderen, und starrte sie finster an: "Wenn ihr Zeit habt darüber nachzudenken, macht ihr etwas falsch."

Es war eine deutliche Warnung das Thema fallen zu lasse, doch die drei schienen nicht gerade beeindruckt. Wie konnten sie es nur wagen seine Autorität dermaßen in Frage zu stellen? Sie wussten, dass er der Stärkste von ihnen war, selbst wenn er derzeit Probleme mit der Konzentration hatte!

 

Ivan gab nur ein abfälliges Schnauben von sich, ehe er antwortete:

"Tala..."

Yuriy erschauderte als er seinen Spitznamen hörte. Sein Team sprach ihn nur so an, wenn sie an seine kämpferische Seite appellieren wollten und das geschah nicht gerade oft. Meistens eigentlich nur bei Beglückwünschungen nach einem gewonnen Duell.

"Wenn jemand von uns sich so verhalten würde wie du in der letzten Zeit, würdest du uns auch auf den Zahn fühlen. Also erspare uns die Zeit und spuck's aus!"

Angesprochener presste kurz seine Kiefer aufeinander und musste an sich halten, nichts unüberlegtes zu tun. Seine Teamkameraden sahen ihn abwartend und auffordernd an, aber er hatte wirklich keine Intention dazu, irgendetwas mit ihnen zu teilen. Leider hatten sie aber recht. Er hätte auch nicht nachgegeben und Fairness war unter ihnen eigentlich immer gegeben gewesen.

Was war nur dieses merkwürdige Gefühl in seinem Bauch, dass er bei dem Gedanken empfand, dass sein Team sich um ihn scherte? Wurde er doch weich? Ihm sollte das egal sein. Er sollte einfach aus dem Raum gehen und die anderen ignorieren. Warum tat er es nicht?

Wahrscheinlich weil er sich insgeheim eingestehen musste, dass er das Bedürfnis hatte, mit jemandem zu reden und die drei vor ihm waren die einzigen, mit denen er das tun konnte. Sie wollten zu hören, aber sein eigener Stolz hielt ihn zurück. Würden sie ihre hohe Meinung von ihm verlieren, wenn er derartige Dinge ansprach und zugab, Probleme zu haben?

 

Boris gab ein abfälliges Schnauben von sich, als er das Wasser aus stellte und sich abwandte:

"Natürlich bist du die große Ausnahme. Was habe ich auch anderes erwartet?"

Die anderen schlossen sich mit einem Nicken an und stellten ebenfalls die Duschen ab. Sie wirkten leicht.. enttäuscht?

Yuriy sah ihnen hinterher, als sie den Raum verließen.

"Habt ihr je daran gedacht eine Beziehung zu führen?"

Für einen Moment fragte sich der Russe, woher diese Stimme gekommen war, eher er realisierte, dass es seine eigene gewesen war. Was zum Teufel hatte ihn geritten, ausgerechnet so anzufangen? Jetzt konnte er den Respekt der anderen wirklich vergessen. Die sahen ihn auch vollkommen geschockt an. Keine wirkliche Überraschung.

"Bist du etwa verliebt?"

Das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Aber er verdrehte nur genervt die Augen und signalisierte so, dass Sergei mit seiner Frage vollkommen auf dem Holzweg war.

"Hiwatari scheint deinen Verstand zu vergiften." Warum nur hegte Boris so einen Groll gegen Kai? Das war schon das zweite mal, dass er grundlos vollkommen abfällig über ihn redete. Vielleicht lag es nur daran, dass er ein Lichtkind war.

"Es geht nicht um Kai."

"Dann um diesen Chinesen?" Das kam von Sergei. Yuriy schnaubte. War es denn wichtig, woher das kam? War es nicht viel wichtiger, dass es da war?

"Ihr habt mir meine Frage nicht beantwortet."

Kurz herrschte Stille, als die drei darüber nachdachten, was er denn eigentlich gefragt hatte.

Ivan war der Erste, der wieder sprach:

"Da wir hier niemanden haben, mit dem wir eine Beziehung führen könnten, habe ich natürlich noch nie darüber nachgedacht."

Doch der Kleine Russe war weder dumm, noch eines der Kinder, die nie die Mauern dieses Gebäudes verlassen hatten. Er wusste durchaus was Homosexualität war. Deshalb fuhr er auch nach kurzer Zeit fort: "Oder meinst du etwa...? Eww..."

Die Worte wären nicht einmal nötig gewesen. Das angewiderte Gesicht sprach Bände.

"Das ist widerlich." Boris schien so bleich, dass Yuriy kurz befürchtete, er würde sich vor ekel übergeben. Aber natürlich behielt er seine Selbstbeherrschung. "Wenn es darum geht, solltest du einfach zu Volkov gehen, damit der dich davon kuriert."

Das Gespräch lief plötzlich in eine vollkommen falsche Richtung. Er sollte das unterbinden, bevor jemand das tatsächlich ernst nahm:

"Es geht nicht um meine sexuelle Ausrichtung!" Hoffentlich war das Eis, das er in seine Stimme gelegt hatte, schneidend genug gewesen, dass sie das ernst nahmen. Gerüchte darüber, er könne schwul sein, hatten ihm gerade noch gefehlt.

"Es geht mir eher darum einen Partner im allgemeinen zu haben. Habt ihr schon mal darüber nachgedacht?"

Deutliche Ratlosigkeit schlug ihm entgegen. Also nein. Was hatte er sich auch dabei gedacht? Natürlich nicht.

"Ich brauche niemanden.", kam es dann von Sergei und Ivan nickte zustimmend. Boris hielt sich raus, vielleicht noch zu geschockt über die kurzen Sekunden, in denen er angenommen hatte, sein Teamcaptain wäre vom anderen Ufer.

"Ich hab schließlich euch.", grinste der Kleinste im Bunde und ging dann einfach. Die anderen sagten nichts dagegen und gingen einfach in einvernehmlicher Zustimmung.

 

Dieses merkwürdige Gefühl in seinem Magen nahm zu. Er hatte sich nicht wirklich eine Grippe oder so etwas eingefangen, oder? Dagegen sollte er eigentlich längst immun sein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ha!
Ich habs geschafft!
Ich hab dieses verdammte Kapitel zu ende gebracht *.*
Gott bin ich froh.

Es ist ein wenig merkwürdig geworden aber ich hoffe ihr mögt es trotzdem.

Ich hab mir übrigens vorgenommen, dass ich diese Story innerhalb der nächsten 4 Wochen beende, weil ich danach Vollzeit beginne zu arbeiten. Für den 3. Teil muss ich mir dann wohl auch ein wenig länger Zeit nehmen.

Ich schwöre (!) nach dem nächsten Kapitel ist Kai auch wieder mit von der Partie (also so richtig.. nächstes Kapitel beschäftigen wir uns erstmal ausführlicher mit seinem geistigen Zustand und wie er das wieder hinbekommt)

Ich hoffe es hat euch gefallen :) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück