Best Friends von Yumi-san_89 (NaLu-FF) ================================================================================ Kapitel 1: Ein neuer Auftrag ---------------------------- Es gibt nichts, was es nicht gibt. Früher dachte ich, dass Fairy Tail eine Gilde ist, in der nur Magier aufgenommen werden, welche besonders stark oder eine spezielle magische Fähigkeit haben. Nur schon aufgrund der Bekanntheit der Gilde in Fiore. Doch hat mich die Zeit in der Gilde eines anderen belehrt.  Die Berühmtheit der Gilde beruht auf ihrem Zusammenhalt als Freunde und Familie, die alle aufnehmen, solange sie bemüht sind, ihre Freunde zu Unterstützen und zu beschützen.  Denn diese Familie ist das wichtigste, das wir besitzen. Selbst ein Dämon hat unter diesem Dach ein Zuhause gefunden, ohne dass jemand davon wusste. Wie bereits erwähnt, es gibt nichts, was es nicht gibt.   Die Sonne ging gerade über den Hügeln von Magnolia auf, als ich bereits auf dem Weg in die Gilde war. Es war selten, dass ich mich so früh aus dem Haus machte. Aber heute war mir einfach irgendwie danach gewesen, die ruhige Morgenstimmung zu geniessen.  Als ich in die Gilde eintraf, waren nur einige wenige Leute vor Ort, so dass ich mir bei Mira einen Orangensaft bestellte und einen Notizblock hervorkramte. Vielleicht konnte ich hier ja etwas Inspiration für mein Buch finden. Langsam zogen die Stunden dahin, die Gilde füllte sich immer mehr. Einige trafen sich mit Freunden, manche kamen freudig von erfüllten Aufträgen zurück und wieder andere suchten sich vor Ort einen neuen Auftrag aus. Dabei hatte ich keine Ahnung, dass ich in wenigen Stunden ebenfalls zu letzterem gehören würde. Die Zeit zog dahin und meine Motivation für das Schreiben ebenso. Kurz streckte ich mich und bat Mira erneut um ein Getränk in der Hoffnung, doch noch irgendwie inspiriert zu werden. Als ich dann nach einiger Zeit eine bestimmte Beobachtung machte, hatte ich die perfekte Idee. Sogleich schnappte ich meinen Füller und machte mir Notizen. Nicht dass ich die Idee noch vergass. Als künftige Autorin musste ich immer gefasst sein, mir jederzeit alles aufschreiben zu können. Nun, während kämpfen war dies sicherlich nicht möglich. Aber in meiner Freizeit auf jeden Fall.   „Yo, Luce! Was schreibst du da?“, fragte eine mir bekannte Stimme neugierig von hinten. „Natsu! Das geht dich nichts an!“, gab ich lauter als gewollt, vor Schreck, von mir.  Schnellstens bedeckte ich mit meinem Körper die Notizen, damit er sie nicht sah. Was zum Teufel wollte er eigentlich hier? Hatten wir nicht ausgemacht, dass wir einige Freitage einlegen? Meine Gedanken wanderten weiter.  Er störte mich komplett bei meiner Konzentration. Dank seines plötzlichen Auftauchens war soeben erwähnte Konzentration nämlich wie verflogen.  Demotiviert liess ich von meinen Notizen ab. So wenig wie ich da in den letzten Stunden geschrieben hatte, war es wohl egal ob Natsu das sehen würde. „Da steht ja so gut wie gar nichts drauf“, gab Happy, welcher auf den Tisch geschwebt war, von sich. „Weil ihr zwei mich in meiner Konzentration gestört habt!“, fauchte ich den Kater an. Das war mal wieder typisch. Wann brachte dieses Duo schon mal nicht mein Leben durcheinander? Apropos…Natsu stand doch eben noch neben mir, als ich ihn keine Sekunde später beim Request-Board erblickte. Damit waren meine wohlgeregelten und arbeitsfreien Tage wohl vorüber. Dabei dachte ich, dass ich noch mindestens den heutigen Tag zugute hätte. Also packte ich meine Notizen und mein Schreibzeug zusammen.   „Du bist wohl nicht besonders weit gekommen.“, Levy hatte sich mir gegenüber gesetzt und schenkte mir ein verständliches Lächeln.  Happy war inzwischen zu Charle, welche gemeinsam mit Wendy an einem weiteren Tisch Platz genommen hatte, geflogen. „Kein Stück. Ehe ich mir richtige Notizen machen konnte sind Natsu und Happy aufgetaucht.“ „Wieso hast du denn nicht zuhause geschrieben?“ „Irgendwie fehlte mir heute die Motivation zuhause zu schreiben.  Ausserdem wäre Natsu eh wieder bei mir eingebrochen sobald er einen neuen Auftrag ausgelesen hat. Es kann mir also egal sein wo ich schreibe. Früher oder später werden mir die beiden wieder drein pfuschen.“, Levy grinste. Fragend blickte ich sie an. „Du magst ihn doch, oder?“, stellte meine beste Freundin unnötiger weise fest. Ich konnte von Glück reden, dass sie es nicht auf Happys Art und Weise brachte. Dieser blaue Kater mit seinem „Ihr mögt euch!“. Mein Blick wanderte zu dem Drachentöter, welcher sich immer noch die Aufträge anschaute. „Es ist ja nicht so, dass ich ihn nicht mögen würde.“, meinte ich leise. Irgendwie mochte ich Natsu. Er war der erste von Fairy Tail, den ich getroffen und kennen gelernt hatte. Wir hatten von Anfang an ein Team gebildet. Häufig waren noch Gray, Erza und Wendy bei den Missionen dabei, da man als grössere Gruppe die Aufträge einfach besser erledigen konnte. Aber das Hauptteam aus Natsu, Happy und mir blieb häufig bestehen. Wir kämpften oft zusammen, hatten so auch schon so einige schwere Situationen mit viel Glück und Kampfkraft unbeschadet überstanden. Unweigerlich musste ich an Aquarius denken, deren Schlüssel ich im Kampf mit Tartaros geopfert hatte, um den Stellarkönig zu rufen und die anderen Fairys aus ihrem Gefängnis zu befreien. Ich bemerkte gar nicht, wie Levy sich auf die andere Tischseite begeben hatte und nun neben mir sass, und mich in ihre Arme schloss. Sie wusste nur zu genau, wie sehr mich der Verlust der gehässigen Meerjungfrau schmerzte. Unwillkürlich bemerkte ich Natsu’s Blick, welcher auf mir lag. Er schien zu wissen, an was ich gerade dachte. Für einen Moment wandte sich der Rosahaarige ab und schien sich nun ernsthaft einen Auftrag auszusuchen. „Danke. Ist schon ok Levy. Ich komme damit zurecht.“, mit einem Lächeln auf den Lippen konnte ich meine beste Freundin schliesslich beruhigen. „Tut mir leid wegen dem plötzlichen Themenwechsel.“, entschuldigte sich die Blauhaarige. „Kein Problem.“, wir wollten bereits mit unserem vorhergehenden Thema weiterfahren, ohne natürlich irgendwelche Namen zu nennen, als Natsu nach mir rief. „Lucy! Kommst du mal?!“, hallte es durch die Gilde. „Du hörst ihn ja.“, besser gestimmt als noch vor einigen Minuten erhob ich mich. Levy schenkte mir einen wissenden blick. „Dann beeil dich lieber.“, ich nickte ihr noch kurz zu, ehe ich mich zu Natsu an das Request Board begab.   „Siehst du einen Auftrag, der dir gefallen würde?“, na sowas, was war denn in Natsu gefahren? Normalerweise suchte er meistens die Aufträge aus, auf welche wir uns schliesslich begaben. Sicherlich gab es auch Ausnahmen. Aber die waren doch eher seltener, wie ich zugeben musste. Meistens hiess es einfach: „Hey, wir haben einen neuen Auftrag.“, und schon waren wir wieder weg. Ich war ihm dankbar, dass er mich mitentscheiden liess, war ich doch in den letzten Jahren zu einem unentbehrlichen Mitglied von Team Natsu geworden, ohne dass ich es selbst gemerkt hatte. Ich warf einen Blick auf die Aufträge, welche nicht gerade besonders zahlreich am Anschlagbrett hingen. Die Auftragslage hielt die Gilde im Augenblick gerade knapp über Wasser und besonders gut bezahlt waren die meisten auch nicht gerade, musste ich unnötigerweise feststellen. Während ich mich noch etwas genauer umsah, schien Natsu sich endlich für einen entschieden zu haben. „Was hältst du von dem hier?“, er hielt mir ein bereits etwas älteres Blatt vor die Nase, welches an den Ecken leicht verknittert war. Anscheinend hing es schon eine ganze Weile in der Gilde. Es handelte sich um einen relativ einfachen Job. Einfacher gesagt um den Transport eines etwas grösseren Lacrimas, in dem Erinnerungen gespeichert worden waren. Als Belohnung winkten 20‘000 Jewel und ein Halbjahresvorrat an Fisch. Neugierig blickte Natsu mich an. „Ein Erinnerungslacrima?“, etwas erstaunt blickte ich Natsu an. Irgendwie hatte ich etwas anderes wie „Macht Jagd auf einen Dämon“ oder „Bitte, befreit unser Dorf von den bösen Magiern“, aber solche Missionen gab es dank unserem Sieg über Alvarez eher weniger. Denn die Bösen hatten sich nach Natsu’s Sieg gegen Zeref zurückgezogen. Ob der schwarze Magier noch lebte oder nicht, das hatte Natsu uns nie erzählt. Wir waren einfach nur froh, dass wieder Frieden herrschte und wir unserem Alltag nachgehen konnten. So betrachtete ich den Auftrag, nach einem prüfenden Blick auf das Anschlagbrett, etwas genauer. Da fiel mir etwas auf. „Sind 20‘000 für den Transport eines Erinnungslacrimas nicht etwas viel?“, überlegte ich, als ich das Blatt zum dritten Mal überflog. Auch dass ein Teil der Belohnung in Fisch ausbezahlt wurde machte mich stutzig. Verwundert wandte ich mich an Mira-Jane, welche gerade einige Getränke in der Gilde verteilte. „Ich wunderte mich auch, aus welchem Grund der Auftraggeber einen solch hohen Preis bezahlt. Aber er versicherte mir, dass es sich um ein Familienerbstück handelt, welches vor langer Zeit gestohlen und unbedingt wieder aufgetrieben werden muss.“ „Familienerbstück?!“, Natsu und mir klappte beinahe der Kinnladen auf den Boden. Ein Lacrima als Familienerbstück? Obwohl, da war ich mit meinen Stellargeistern auch nicht viel besser. Mira nickte. „Soweit mir bekannt ist, hat er selbst bereits eifrig danach gesucht, ist aber leider nicht fündig geworden. Er hat sich bereits an mehrere Gilden gewandt. Wir sind die einzige Gilde, in welcher der Auftrag noch hängt. In den anderen hat er ihn nach gründlicher Überlegung entfernen lassen.“ „Weisst du denn, weshalb er ihn in den anderen Gilden hat entfernen lassen?“ „Genau! Es wäre einfacher wenn wir mit den anderen Gilden zusammenarbeiten könnten. Dann würden wir dieses Lacrima auch viel schneller finden.“, mischte sich Natsu ein. „Nein, leider nicht. Er war kurz davor, ihn auch hier entfernen zu lassen. Mit viel Glück konnten der Master und ich ihn dazu überreden, den Auftrag noch eine Weile hängen zu lassen. Also, wollt ihr ihn nun oder nicht? Wenn ihr Pech habt ist der Zettel Morgen vielleicht nicht mehr da.“, säuselte die Take-Over-Magierin als sie sich hinter die Bar begab. Erneut schauten Natsu und ich den Auftrag an. Der Drachentöter schenkte mir einen fragenden Blick, den ich nicht weniger erwiderte. Auch Happy hatte sich inzwischen zu uns gesellt, als er das Gespräch über die anstehende Mission mitbekommen hatte. „Natsu! Es gibt Fisch! Den Auftrag will ich!“, gab der blaue Kater, welcher über unseren Schultern schwebte, von sich. „Du willst den Auftrag nur wegen dem Fisch?“, Natsu schenkte seinem Freund einen missbilligenden Blick. Das durfte nicht wahr sein. Die beiden anderen Exceeds blickten entgeistert auf. Dass der Auftraggeber eine Katze anlocken wollte war mehr als offensichtlich. „Die wollen eher dich als Futter, als dass sie dir den Fisch geben, Happy.“, belehrte Charle ihn unnötigerweise, was die Laune Happys und seine Flughöhe automatisch sinken liess. Natsu und ich konnten uns ein Grinsen nicht verkneifen, während Wendy Charle mal wieder belehrte.  Die weisse Katze hatte es wirklich nicht leicht mit Happy als Verehrer.  Dafür hatte sie aber ein rigoroses Mundwerk, mit  welchem sie alle Anmachversuche des blauen Katers abwies. Ich hingegen wollte lieber wissen, weshalb dieses Erbstück so kostbar war. Die Worte Miras hatten mich Neugierig gemacht. Natsu bemerkte meine Blicke. „Willst du die Mission wirklich machen? Du sagst doch ständig, dass deine Miete überteuert ist und du deswegen möglichst viel verdienen musst.“, bedachte er die Entscheidung, die ich gerade fällen wollte. „Sicherlich, die Miete ist nicht gerade billig. Aber…das Lacrima hat mich Neugierig gemacht.“, grinste ich. Die Miete für die nächsten paar Monate war gesichert mit dem verdienten Geld von meinem Job als Reporterin beim Weekly Sorcerer. Davon hatte ich einiges Sicherheitshalber für solche Fälle zur Seite gelegt. Aber nach diesem Auftrag musste ich mich dringendst nach einem besser bezahlten Job umsehen.  Denn meine Miete war leider, wie Natsu sagte, nicht gerade billig.   „AYE, und weswegen er nur 20‘000 bezahlt!“, mischte sich Happy ein, welcher auf meine Schulter gekrabbelt war, um sich das Auftragsblatt genauer anzusehen.  Natsu zog eine Grimasse. Anscheinend wollte er doch lieber einen anderen Auftrag. Doch da hatte er Pech gehabt. Mit Happy und mir hatte er seine beiden besten Freunde gegen sich. Anscheinend war die Situation zu komisch, denn sogleich füllte sich die Gilde mit Gelächter. Der Drachentöter gab sich geschlagen: „Na gut. Machen wir eben die Mission.“, gab er missmutig von sich, ehe er sich den Auftrag schnappte und ihn zu Makarov brachte. Happy und ich zwinkerten uns vielsagend zu. Diesen Kampf hatten wir eindeutig gewonnen. Kapitel 2: Erinnerungslacrima? ------------------------------ Am nächsten Morgen erwachte ich pünktlich zum Sonnenaufgang, worauf ich mich in die Badewanne begab. Ich wollte noch etwas entspannen, bevor die Mission losging. Oder besser bevor die Einbrecherhorde mal wieder vor Ort war.  Nach einer Weile erhob ich mich schliesslich, trocknete mich ab und wickelte ein Handtuch um meinen Körper. Meine Haare, welche ich noch vor dem Bad am Hinterkopf zu einem Dutt zusammengebunden hatte, liess ich offen meinen Rücken hinunterhängen. So schritt ich zu der Tür des Badezimmers und öffnete sie. Nur um im nächsten Moment Natsu und Happy in meinem Wohnzimmer vorzufinden, wo es sich die beiden bequem gemacht hatten.   „Yo, Luce!“ „Hallo Lucy!“ „Können wir…“, ich liess den Drachentöter gar nicht erst ausreden. „Was habt ihr in meiner Wohnung zu suchen?!“, bluffte ich die beiden an. „Wir wollten dich abholen.“, beantwortete Happy die Frage an Natsus statt, welcher mit dem Kopf nickte.  Anscheinend bemerkten die beiden nicht, dass ich in einem Handtuch vor ihnen stand. „Raus hier!“, hätten meine Blicke töten können, wären die beiden im nächsten Augenblick leblos umgefallen. „Aber...“ „Ich sagte raus hier! Damit ich mich umziehen kann!“, damit schmiss ich die beiden hochkant aus meiner Wohnung.  Kopfschüttelnd drehte ich mich um. Dass die beiden sich auch immer über das Fenster einschleichen mussten und sich nicht vernünftig anmelden konnten. Das war mal wieder typisch. So schnappte ich mir meine Kleidung, bestehend aus einem blauen Neckholder sowie einem weissen Faltenrock, welche über einem Stuhl neben meinem Bett hing, und zog mich an. Ich streckte mich einige Male, ehe ich mich im Spiegel betrachtete. Mit den Fingern strich ich eine widerspenstige Haarsträhne hinter meine Ohren, ehe ich mir zu lächelte.   „Lucy! Wie lange willst du dir da noch entgegengrinsen?“, kicherte Happy oberhalb von mir, welcher inzwischen durch das Fenster erneut eingebrochen, oder besser reingeflogen, war.  Sogleich warf ich das nächstgelegene Buch nach dem fliegenden Kater. „Hilfe, Natsu! Wütende Lucy im Anflug!“, flehte der Kater, ehe er schnellstmöglich aus dem Fenster davonflog.   „Diese Katze!“, fluchte ich lauter als gewollt, ehe ich mich meiner Frisur widmen konnte, als ein Klopfen an der Tür ertönte und Natsu eintrat. „Happy, alles in…“, die Worte blieben dem Drachentöter im Hals stecken. Denn anstatt des Exceeds, welcher vorhin laut um Hilfe gerufen hatte, erblickte der Rosahaarige mich, wie ich meine hüftlangen Haare zu einem seitlichen Zopf hochbinden wollte. Ich erstarrte. Einen solch intensiven Blick von seitens Natsu hatte ich in Bezug auf mich noch nie erlebt.  Irgendwie gefiel mir ja, dass er seine Augen nicht von mir lassen konnte. Andererseits war es mir sehr unangenehm von Natsu so beobachtet zu werden. Also drehte ich mich peinlich berührt, mit leicht rotem Gesicht, wieder dem Spiegel zu, um meine Haare hochzubinden. Ich konnte hören, wie Natsu nach etwas schnüffelte. Hoffentlich hatte sich nicht noch jemand weiteres in meiner Wohnung versteckt, dachte ich mir, während ich meine Frisur im Spiegel kontrollierte. Wie ich mir das blaue Band als Abschluss um den Zopf gelegt hatte, spürte ich plötzlich Natsus Atem an meiner Halsbeuge, hörte wie er meinen Duft einsog. Moment mal…was zum Geier war denn an meinen Geruch so interessant, dass er den jetzt so aufnehmen musste? Ich glaubte tatsächlich, demnächst durchzudrehen. Ich musste zugeben, dass mir die Situation einerseits unangenehm war. Andererseits war es doch sehr verführend, Natsus Stimme direkt neben meinem Ohr zu hören. „Was ist das für ein Duft, Luce? Das riecht so…“, er machte eine kleine Pause,  um die richtigen Worte zu finden. „beruhigend.“, beendet er seinen Satz schliesslich. Seine Nasenspitze setzte sich endgültig auf meine Schulter ab. „Orangenblüte“, antwortete ich dem Drachentöter, als ich mich ein wenig gefasst hatte. Dieser gab keinen Laut von sich, sondern sog meinen Duft noch tiefer ein. Er schien es ja richtig zu geniessen, mir auf die Nerven zu gehen. War ihm das überhaupt bewusst? So wie ich Natsu kannte wohl eher nicht. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich im Spiegel den Kopf des Rosahaarigen an meiner Schulter erblickte. So langsam überkam mich das Gefühl, dass ich mit meiner Vermutung geirrt hatte. Als ich das Spiegelbild erblickte, überkam mich ein Gedanke. Konnte es sein, dass ich nicht nur freundschaftliche Gefühle für ihn empfand? War das vielleicht der Grund, weshalb mich seine Tat so aus dem Konzept brachte? Falls ja, was war dann mit seinen Gefühlen? Ging es ihm eventuell genauso wie mir? Meine Gedanken drehten sich unaufhörlich weiter. Mir war bewusst, dass ich abwarten und Geduld haben musste, wenn ich herausfinden wollte, ob Natsu und ich dieselben Gefühle füreinander verspürten.  Wir waren doch seit unserem kennen lernen immer gute Freunde gewesen, wenn inzwischen nicht sogar beste Freunde. Oder war da etwa doch mehr als ich glaubte? Schliesslich gab ich die Grübelei auf und legte meinen Kopf an den des Feuermagiers. Ich gab es nur ungern zu, aber ich erwischte mich in Gedanken bei der Vorstellung, wie es wäre, mit ihm zusammen zu sein. So richtig, als Liebespaar. Ab meiner Tat löste Natsu die sanfte Verbindung zwischen uns.   „Hast du dein Shampoo gewechselt?“, die schöne Stimmung war verschwunden, weg. Ich hätte schwören können, dass wir über mehrere Minuten so dastanden, auch wenn es in Wirklichkeit vielleicht nur ein paar Sekunden waren. Schon verrückt wie meine Gefühle mein Zeitgefühl durcheinander brachten. Noch dazu hatte ich in der ganzen Aufregung vergessen, das Fenster abzuschliessen. War natürlich logisch, dass ein gewisser blauer Kater die Szenerie beobachtet hatte und sich die Pfoten vor seinen lachenden Mund hielt. „Ihr mögt euch!“, grinste der Exceed, wobei er das „mögen“ soweit wie nur möglich in die Länge zog. Sofort stoben Natsu und ich auseinander. Dieser Kater mit seinen doofen Kommentaren. Er konnte froh sein, dass ich durch die Tat seines Ziehvaters immer noch total durch den Wind war. Ansonsten wäre bestimmt schon der nächste Gegenstand in seine Richtung geflogen.   „Happy“, schrien wir gleichzeitig, worauf der Kater sich flux aus dem Staub machte. Natsu wollte dem Exceed bereits durch das Fenster hinterher. Sanft packte ich den jungen Mann an seinem linken Arm. Verwundert blickte er mich an. „Würdest du bitte die Tür benützen?“, bat ich ihn höflich, kannte ich seine Unart durch das Fenster in meine Wohnung ein- und auszusteigen doch besser als mir lieb war. Nachdenklich blickte Natsu mich an, eher er schliesslich vom Fenster abliess. Erstaunt beobachtete ich, wie er zu der Tür schritt und sie öffnete, eher er sich nochmals umdrehte. „Treffen wir uns unten?“, Ich nickte. „Ich beeil mich.“, versprach ich mit einem Lachen auf den Lippen. Da hatte der Drachentöter die Tür schon hinter sich zugezogen. Erneut blickte ich den Spiegel. Wiederum kam mir das Bild von eben in den Sinn. Erst jetzt im Nachhinein, fiel mir auf, dass Natsu im letzten Jahr, welches wir getrennt verbracht hatten, ein ganzes Stück in die Höhe geschossen war. Ich hatte schon vor einigen Tagen das Gefühl, dass er grösser geworden war. Aber jetzt, wo ich es so deutlich gesehen hatte, war es mir erst wirklich bewusst geworden. Während ich in meine Stiefel schlüpfte, die mir bis weit über die Knie reichten, wanderten meine Gedanken zu seiner Frage betreffend dem Duschshampoo zurück. Es stimmte. Ich hatte es gewechselt, weil die alte Duftnote mit Aprikose-Kokos nicht mehr hergestellt wurde. Aber dachte nicht, dass Natsu überhaupt etwas davon bemerken oder riechen würde. Da hatte ich doch glatt sein gutes Riechorgan vergessen. Für das waren die Drachentöter allgemeinhin bekannt. Dafür hatte unser Salamander teilweise ein Gedächtnis wie ein Sieb. Deshalb war es für mich umso erstaunlicher, dass er es überhaupt bemerkt und angesprochen hatte. Schlussendlich band ich mir noch meinen Gürtel mit den Stellargeistschlüsseln um, schnappte meine Reisetasche und verliess die Wohnung, wo Natsu bereits auf mich wartete.   -   So machten wir uns auf den Weg nach Tuly Village, welches nicht allzu weit von Krokus, der Hauptstad Magnolias, entfernt war. Dies war auch der Grund, weshalb wir von Magnolia locker einen halben Tagesmarsch brauchten, bis wir dort waren. Wenn nicht sogar mehr. Ich selbst wäre lieber mit dem Zug oder der Kutsche gereist. Dummerweise gab es keine Zuglinie nach Tuly Village. Die Kutsche konnte ich mir auch streichen, da unser Drachentöter mit Transportmitteln ja ein gewisses Problem hatte. Also stimmte ich dem Fussmarsch zu, da konnte ich mindestens in Ruhe nachdenken, sofern wir nicht mal wieder überfallen wurden.   Während Natsu und ich eher schweigend nebeneinander hergingen, flog Happy entweder über unseren Köpfen oder liess sich, wenn er müde war, auf Natsus Kopf durch die Gegend tragen. In meinen Gedanken befand ich mich Augenblicklich wieder bei diesem Erinnerungslacrima. Immer wieder stellte ich mir Frage, was für Erinnerungen wohl darin gespeichert sein mochten. Doch die Wahrscheinlichkeit, dies überhaupt jemals zu erfahren, war so gering, dass ich mich damit abfand, dass ich es wohl nie erfahren würde. Denn in erster Linie ging es in unserem Auftrag um das Auffinden und den Transport des Lacrimas. Nach einem schier endlosen Marsch – in diesem Moment verfluchte ich mich, dass ich nicht auf die Kutsche bestanden hatte – kamen wir endlich in dem kleinen Dorf an. Es war bereits später Nachmittag, doch die Strassen des Städtchens waren wie leer gefegt. Nur ab und an standen einzelne Leute herum, welche sich direkt bei den Hauseingängen aufhielten. Als ob sie vor etwas Angst hatten.   „Hast du gehört? Anscheinend wollen jetzt seine Enkel nach dem Lacrima suchen.“, schnappte ich ein Gespräch von zwei älteren Frauen auf.  Da wir ausser dem Aufenthaltsort keine weiteren Informationen über den Auftraggeber besassen, beschloss ich kurzerhand die beiden anzusprechen. „Entschuldigen Sie bitte.“, erstaunt blickten mich die Frauen an. „Wissen sie zufälligerweise, was es mit diesem Lacrima auf sich hat?“, ihr eben noch erstaunter Blick verwandelte sich einen zugleich erschrockenen und ängstlichen Blick. Also war meine Vermutung richtig. Sie wussten etwas. „Seit ihr etwa wegen der Mission hier?“ Natsu nickte. „Ja. Warum denn sonst?“ „AYE!“ „Hören sie, junge Dame“, wandte sich eine der Frauen an mich. „Wenn Ihnen ihr Leben und das ihres Liebsten wichtig ist, rate ich Ihnen dringendst die Finger von diesem Auftrag zu lassen. Dieses Lacrima ist ein Teufelswerk.“, beim letzten Wort wurde ich hellhörig. „Entschuldigen Sie, Ich glaube sie haben da was falsch verstanden. Wir sind kein Paar oder so.“, versuchte ich die Dame im Flüsterton umzustimmen, die der Meinung war, dass Natsu und ich zusammen waren. „Nun, so wie der junge Mann sie anschaut sieht das aber komplett anders aus.“, lächelte sie hinter hervorgehaltener Hand. Was meinte sie denn damit? „Es gibt viele mystische Geschichten die sich um dieses Lacrima ranken. Nur schon wegen den Erinnerungen die darauf gespeichert sein sollen. Niemand weiss genau, was für Kräfte dieses Lacrima besitzt. Anscheinend sollen sie so gross sein, dass es seinen Besitzer zum mächtigsten Wesen auf dem ganzen Kontinent machen kann.“, fuhr die andere unbeirrt weiter. Es steckte also doch mehr dahinter, wie ich dachte. „Komm, gehen wir. Ich möchte nur ungern noch weiter in die Geschichte verwickelt werden.“, meinte die erste der beiden Frauen. Sie verabschiedeten sich so schnell, dass ich noch nicht einmal die Gelegenheit hatte, sie nach dem Auftraggeber zu befragen.   „Natsu?“, fragend blickte der Rosahaarige den Kater an, welcher neben ihm stand. „Müssen wir wirklich nach dem Lacrima suchen? Das Ding macht mir Angst.“, jammerte der blaue Kater, die Situation war ihm nicht geheuer. Skeptisch blickte Natsu seinen Ziehsohn an. „Du wolltest doch den Auftrag.“, gab er streng von sich. „Lucy hat mich mit Fisch gezwungen ihr zu helfen!“, versuchte der Exceed die Schuld auf mich zu schieben. „Wie?!“, rastete ich aus. Doch Natsu liess sich gar nicht auf die Diskussion mit Happy ein, stattdessen verschaffte er sic h einen Überblick über das Dorf. Währenddessen suchte ich erneut das Auftragsblatt heraus um zu sehen, ob eventuell doch noch mehr Informationen darauf standen. Dabei bemerkte ich nicht, wie Natsu hinter mich trat und den Text still mitlas. „Das muss ja ein unheimlich starkes Lacrima sein.“, gab zu bedenken. Seinem Tonfall nach machte ihm die Kraft des Lacrimas genauso bedenken wie mir. Natsu schenkte mir einen fragenden Blick. Ich wusste, was er damit andeuten wollte. Ich musste entscheiden, ob wir weitermachen oder zurück nach Hause gehen und einen neuen Auftrag holen. Ich gab es nur ungern zu, aber die Neugierde betreffend dieses Lacrimas war stärker als meine Angst vor der Macht, die es angeblich besass. Auch besass ich meine Stellargeister und hatte gelernt, einen Teil ihrer Kraft für mich zu nutzen. Für den Notfall war ja immer noch Natsu, der Salamander von Fairy Tail, bei mir. Entschlossen nickte ich Natsu zu. Meine Entscheidung war gefallen.     Da es bereits später Nachmittag war als wir im Städtchen angekommen waren, beschlossen wir kurzfristig in das Hotel zu gehen. Sicher wäre es besser noch heute nach dem Auftraggeber zu suchen, aber die Mission wollte ich nicht wirklich noch an diesem Tag beginnen.  Ich wollte lieber noch ein wenig mit Crux Hilfe wegen dem Lacrima nachforschen. Vielleicht hatte der Stellargeist ja eine Idee. Nachdem wir eingecheckt hatten, wollte Natsu etwas Essen gehen. Da das Kotoko Hotel beinahe ausgebucht war, hatten sie uns ein Doppelzimmer zugeteilt. Zwei Einzelzimmer hätte ich ja vorgezogen. Aber es war ja höchstens für zwei Nächte und wann schlief Natsu mal nicht bei mir? Also war es eigentlich so wie immer. Während Natsu und Happy sich die Wampe vollhauten, war ich im Zimmer zurückgeblieben und hatte Crux gerufen, welcher gerade seine Suchkräfte aktiviert hatte. „Bist du schon weiter?“, fragte der Drachentöter, als er gestärkt von dem Essen zurückkam. Ich besass Augenblicklich nicht wirklich Appetit, weshalb ich nicht mit Ihnen mitgegangen war.  Verneinend schüttelte ich den Kopf. Der Stellargeist suchte nun schon seit einer geraumen Zeit. Es war sicher schon über eine Stunde vergangen und ich wusste genau, wann er schlief und wann er auf der Suche war. Aber dass er wirklich so lange brauchte, das war noch nie passiert. Happy wollte bereits etwas erwidern. Mit einem bösen Blick hinderte ich den Kater daran seinen Gedanken in die Realität umzusetzen. Stattdessen versteckte er sich hinter Natsu’s Beinen.     „Lucy macht mir Angst.“, jammerte der Exceed. Der Rosahaarige erwiderte nichts darauf, denn er schein wegen meinem Blick nicht gerade weniger Furcht vor mir zu haben als der Kater selbst. Ich selbst erwiderte nichts dazu. Stattdessen setzte sich Natsu zu mir, während Happy den forschenden Crux genauer unter die Lupe nahm. „Sag mal, Luce…“, fragend blickte ich ihn an. „Was meinte diese alte vorhin?“, die alte Dame von vorhin hatte ihre Worte zwar geflüstert, aber Natsu mit seinen überaus guten Ohren hatte natürlich alles mitbekommen. Verständlich dass er neugierig war.  Ich fragte mich, wie ich ihm diese Frage beantworten sollte. Selbst die Mädchen aus der Gilde meinten ja, dass wir ein Paar waren. „Ich glaube, sie hat da etwas in den falschen Hals bekommen.“, versuchte ich Natsu zu beruhigen. Ich wollte noch etwas dazu erwähnen, doch beendete Crux just in diesem Moment seine Suche mit einem lauten Schrei. Verwundert schaute ich ihn an.   „Hast du etwas herausgefunden?“, sein Blick und diese Schweisstropfen hatten nichts Gutes zu bedeuten. „Ich habe mit allen möglichen Stellargeistern auf der anderen Seite Kontakt aufgenommen, doch auch von diesen hat nur eine Hand voll von diesem Lacrima gehört. Das war auch der Grund, weshalb ich so lange für meine Suche brauchte. Nun denn.“, er räusperte sich kurz. „Ausser, dass dieser Lacrima eine sehr viel Energie besitzt und anscheinend vor vielen Jahren gestohlen wurde, ist mir leider nichts bekannt.“ „Gestohlen?!“, gaben Happy, Natsu und ich wie aus einem Mund von uns. „Wer würde einen solch mächtiges Lacrima stehlen?“, fragte ich mich, als wir uns einige Minuten später auf die Suche nach dem Auftraggeber machten. „Vielleicht wollte ja irgendjemand die Weltherrschaft an sich reissen.“, witzelte Natsu breit Grinsend. „AYE! Mit ganz viel Fisch!“, ich zog eine Grimasse. Mit Fisch konnte man doch keine Welt erobern. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Die Idee von Natsu war gar nicht mal so schlecht. Das wäre eine Möglichkeit. Aber wenn, dann hatte er das bis zu diesem Tag nicht geschafft. Auch wurde für dieses Lacrima eine grosse Menge an Magie benötigt, wenn man es überhaupt aktivieren wollte. Aber wer besässe diese Stärke? Meiner Meinung nach höchstens einer der Drachentöter und von denen gab es gerade mal sieben. Zu meinem Leid kannte ich die alle und wusste zu genau, dass keiner von Ihnen auf so eine dumme Idee kommen würde. Mit Ausnahme von Rogue, vielleicht. Aber soweit ich wusste, hatte Natsu diesen Zukunftsverlauf verhindern können, nur schon weil Eclipse zerstörte, worüber ich sehr froh war. Doch wer würde ein solch mächtiges Lacrima stehlen? Natsu bemerkte meine grübelnden Blicke nach einer Weile. „Luce? Alles ok? Du schaust ziemlich düster drein.“, stellte er überflüssigerweise fest. „Hast du darüber nachgedacht, dass du mit deiner Vermutung vielleicht Recht haben könntest?“, erstaunt blickte mich der Rosahaarige an. Happy tat es ebenso. „Naja, das war eher als Scherz gemeint.“, gab er zu. Die Blicke von Happy und ihm deuteten allerdings darauf hin, dass sie jetzt etwas genauer nachdachten. „Denkt ihr da könnte was dran sein?“, die Stimme des Katers klang ängstlich. „Bei der Macht des Lacrimas ist das nicht auszuschliessen.“, gab ich ihm schliesslich zur Antwort. Natsu stimmte mir zu. „Also, sehen wir zu, dass wir diesen Auftraggeber finden und das Lacrima unschädlich machen. Ich habe keinen Bock darauf, dass irgendjemand die Weltherrschaft übernimmt.“, bestimmte der Drachentöter einstimmig den Verlauf der Mission. „Was ist dann mit der Belohnung?“ „Soweit ich dich kenne, willst du dir danach eh einen gut bezahlten Auftrag holen, oder nicht?“, grinste Natsu. Es war doch immer dasselbe. „Aber was ist dann mit dem Fisch?“, quengelte Happy nun. „Den werden wir uns wohl selber fangen müssen.“, erneut grinste der Drachentöter. Ich schüttelte den Kopf. Wenn ich Pech hatte, würde Natsu nicht nur das Lacrima, sondern auch gleich mal wieder ein ganzes Dorf auseinander nehmen. Das konnte ja heiter werden. Kapitel 3: Grossvater & Enkel ----------------------------- „Du willst bitte was?!“, der nächste Morgen war inzwischen angebrochen. Am vorhergehenden Abend hatten wir den Auftraggeber leider noch nicht ausfindig machen können, so dass wir nun im Hotel am Frühstückstisch assen und unsere Energiereserven auftankten. Dabei belauschte ich eher ungewollt ein Gespräch am Nachbarstisch. Anscheinend ein junges Paar, welches sich in die Haare bekommen hatte. Kurz wanderte mein Blick zu Natsu, welcher bereits sein drittes Sandwich verschlang. Happy sass neben ihm und schmatzte genüsslich an seinem Fisch.   „Ich glaub es nicht.“, kam es von dem Mädchen mit den schwarzen Haaren. Ich wollte nicht spionieren, aber in der Lautstärke war es einfacher die beiden zu belauschen als sie glaubten. Ich kam nicht darum herum, hinüberzusehen. Die beiden machten mich aus irgendeinem Grund einfach neugierig.  Vielleicht ergab sich ja noch etwas Interessantes daraus. „Da wollen wir Opa einen Besuch abstatten und was willst du? Dieses doofe Lacrima suchen. Ich weiss wirklich nicht was du an diesem Ding findest.“ „Hey, das ist ein Familienerbstück. Das weisst du genau so gut wie ich.“ „Ja, und dass es vor mehr als 50 Jahren gestohlen wurde. Wo bitte willst du das finden? Oder willst du einfach mal Opa ausquetschen?“, der Junge erwiderte nichts darauf. Ein Familienzwist. Ob die beiden Geschwister waren? Besonders ähnlich sahen sie sich ja nicht gerade. Moment mal, hatten sie nicht gerade über ein Lacrima gesprochen? Ein Familienerbstück, welches vor langer Zeit gestohlen wurde? Natsu und Happy waren auch auf die Diskussion der beiden aufmerksam geworden. Wir blickten uns an. „Denkt ihr…“, begann Natsu. „Dass das unser Lacrima ist?“, fuhr ich weiter. „AYE!“, hob Happy seine Pfote in die Höhe. Ein dreifaches Nicken folgte.   „Willst du wirklich danach suchen?“, ein weiteres Mädchen, mit blonden Haaren, hatte sich dazu gesetzt. Ihr Frühstückstablett war reich belegt. Sogleich begann die Blonde das Essen in sich reinzustopfen. „Sao. Du schlingst schon wieder.“, korrigierte die Ältere sie. „Ups. Tut mir leid.“, fing keine Sekunde später aber wieder damit an. Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Es ist mein Familienerbstück. Das lasse ich mir nicht einfach von irgendwelchen Banditen wegnehmen.“, antwortete der Junge mit den braunen Haaren. „Es ist ebenso dein Erbstück wie unseres. Wir sind Cousins. Da kommen wir alle zur gleichen Zeit dran, vergiss das nicht.“, wusch die Schwarzhaarige ihm erneut den Kopf. Beleidigt, eine Schnute ziehend, blickte er weg. „Kannst du mal aufhören zu schlingen, Saori? Das ist ja total unappetitlich.“, gab er stattdessen genervt von sich und verliess den Tisch. Sogleich benahm sich die Jüngere anständig und schnappte sich Messer und Gabel. Die Schwarzhaarige stützte ihren Kopf auf ihren Händen ab.   „Warum hörst du eigentlich nie auf mich? Ich bin deine Schwester und für dich zuständig.“ „Was machen wir jetzt wegen des Lacrimas?“, fragte die Jüngere schliesslich, als sie fertig gespeist hatte. Die Ältere hatte, trotz ihres unübersehbaren Ärgernisses, auf sie gewartet. „Es suchen. Wir werden unseren ehrenwerten Cousin ja sowieso nicht davon abhalten können.“, seufzte sie. „Worüber denkst du nach?“, die Schwarzhaarige lehnte sich ab dem Blick ihrer fragenden Schwester nach hinten, blickte in den Himmel hinauf. „Ich frage mich nur, was uns das Lacrima bringen soll. Ich wüsste nur zu gerne, warum Hiro hinter dem Ding her ist.“, grübelte sie. Langsam ging mir die Diskussion wegen des Lacrimas zu weit. Dann waren wir nicht die einzigen, die nach diesem Lacrima suchten. Natsu und Happy, welche inzwischen ebenfalls fertig gefrühstückt hatten, nickten mir unmerklich zu. So begaben wir uns keine Sekunde später zu den beiden Mädchen. „Entschuldigung, Habe ich das richtig gehört, dass ihr nach einem Lacrima sucht?“, begann ich das Gespräch. Zwei erstaunte Augenpaare blickten mich an. „Lacrima? Was für ein Lacrima bitte?“, die Ältere gab die Nichts wissende vor. „Lacrima? Was soll das sein?“, die jüngere ebenso. „Wir haben euch vorher genau reden gehört. Sie“, Natsu zeigte unwissender Weise auf mich, „könnt ihr gerne austricksen. Aber bei mir gelingt euch das nicht, denn ich besitze die Ohren eines Drachen.“, gab er breit grinsend von sich. Ich verdrehte die Augen und seufzte innerlich. Musste er es denn gleich so übertreiben? Ich liess mich niemals so leicht austricksen. Ok, Bora hatte es vielleicht geschafft und ohne Natsus Hilfe wäre ich wohl in der Sklaverei gelandet. Aber im Endeffekt hatte ich seinen Trick doch relativ schnell durchschaut und dank Natsu landete der Sklavenhändler mitsamt seiner Gehilfen hinter Gittern, wo er hingehörte.   „Ich fasse es nicht. Da will man sich in Ruhe unterhalten, und schon wird man belauscht.“, der Junge, welcher von den Mädchen als Hiro bezeichnet wurde, stand hinter uns. „Wieso wisst ihr von dem Lacrima? Das ist eine Familiensache. Das geht euch nichts an.“, versuchte er sogleich uns zu vertreiben. Doch da hatte er sich verrechnet. Natsu war einer der stärksten Magier des Kontinents und liess sich von einem Jüngelchen wie diesem sicherlich nicht unterbuttern. „Und wie uns das was angeht! Wir sind Fairy Tail Magier und haben einen offiziellen Auftrag. Da staunst du, was?!“, baute sich Natsu kampfwütig vor dem Jüngeren auf. Der Braunhaarige blickte den Drachentöter skeptisch an. Er glaubte ihm anscheinend nicht. Natsu streckte bereits seine rechte Hand aus und verlangte nach dem Dokument, welches ich ihm sogleich in die Hand drückte. Erstaunt nahm Hiro den Auftrag in die Hand, begutachtete ihn. Die beiden Mädchen gesellten sich zu ihm. Während Saori, die jüngere, neben ihm stand, stellte sich die Ältere auf ihre Zehenspitzen um über die Schultern ihres Cousins schauen zu können. „Ich glaub ich spinne. Das ist tatsächlich Opas Handschrift.“, meinte die Schwarzhaarige, als sie Hiro das Blatt aus den Händen riss. „Ach echt?“, ungläubig schaute Hiro seine Cousine an, jene schenke ihm einen tödlichen Blick. „Ja, ich erkenn sie auch!“, mischte Saori sich ein. Hiro reichte mir den Auftrag zurück, sogleich räumte ich ihn in meine Reisetasche. „Aber es verwundert mich, dass Opa einen Auftrag in die Fairy Tail Gilde gegeben hat. Er hat niemals etwas davon erwähnt, soweit ich mich entsinne.“, erzählte der Braunhaarige. Auch die beiden Mädchen hatten keine Ahnung davon. „Laut Mira hat euer Opa die Aufträge in den anderen Gilden erst kürzlich entfernen lassen.“, klärte ich die drei auf. „Wir hatten Glück, dass er noch hing.“ „Moment mal? Mira? Die Mira-Jane?“ „Ja, warum?“, erstaunt blickte Natsu das schwarzhaarige Mädchen an. „Ich bin einer ihrer grössten Fans!“, schwärmte die Schwarzhaarige und schien dabei wortwörtlich in die Luft abzuheben. Ich lachte. Dann war ich also nicht der einzige weibliche Fan, den Mira besass. „Mio-nee-chan! Du übertreibst mal wieder.“, wurde sie von Saori gestoppt. „Sie übertreibt so oder so. Ich meine, ihr ganzes Zimmer ist mir Mira-Postern vollgestopft. Wer macht denn sowas?“ „Hast du was gegen mein Zimmer? Dann sag es mir, sofort!“, rastete die Ältere der Schwestern aus. Ihr Cousin verneinte die Vermutung jedoch sofort, worauf die Schwarzhaarige ihm einen tödlichen Blick zuwarf.  Ein Lachen drang aus meiner Kehle. Ich kam mir schon fast so vor, als ob ich inmitten von Fairy Tail sässe und nicht mit Natsu und Happy inmitten einer Mission wäre. Die drei waren ein ziemlich lebhaftes Team.     „Also, ich bin dafür, dass wir zuerst mal zu Opa gehen.“, schlug die Schwarzhaarige vor, nachdem die Gruppe in mein Lachen eingestimmt hatte. So packten wir zusammen und begaben uns zu einem kleinen Häuschen, welches ein wenig ausserhalb des Dorfes, in der Nähe eines Waldes stand. Während die beiden Schwestern laut tratschend ganz vorne liefen, ging Hiro, welcher ziemlich genervt wirkte, direkt hinter ihnen. Natsu, Happy und ich folgten ihnen als Schlusslicht. „Weisst du, warum dieser Opa den Auftrag überhaupt an die Gilden gegeben hat, wenn seine Enkel danach suchen wollen? Irgendwie leuchtet mir das nicht ein.“, flüsterte Natsu mir unmerklich zu. Er wollte wahrscheinlich weder die drei noch ihren Grossvater beleidigen. „Ich habe auch keine Ahnung. Wir können ihn ja Fragen.“, riet ich ihm ebenso leise, denn wir waren in diesen Minuten bei dem kleinen Haus angekommen. Es war ein etwas älteres Häuschen, die Farbe an den Wänden blätterte ab, auch fehlten einige Ziegelsteine auf dem Dach.  Ich vermutete, dass seit der Erstellung des Hauses nicht besonders viel Renoviert oder nachgebessert wurde. Denn eine Renovation hatte dieses Haus mehr als nötig.   „Opa? Bist du hier?“, öffneten die Enkel die Morsche Tür und traten in das Haus ihres Grossvaters ein. Wir schenkten uns einen verwunderten Blick und folgten ihnen schliesslich. Zuerst ging ich hinein, Happy und Natsu waren direkt hinter mir. „Wow, das ist ja riesig hier!“, staunte ich über das grosse und zugleich gemütlich eingerichtete Wohnzimmer mit den vielen Büchern, welches sich vor uns erstreckte. So viele Bücher hatte ich noch nie gesehen. Mit Ausnahme der Bücherei meines Vaters und der Bibliothek von Everlue. Aber dass dieser alte Herr eine solch grosse Sammlung besitzt, hätte ich nie vermutet. Auch Natsu und Happy, welcher durch den Raum schwebte, waren ab dieser Menge von Büchern sprachlos. Mal davon abgesehen dass wir uns hier in einem Wohnzimmer und nicht in einer Bücherei befanden, reihte sich an den Wänden Regal an Regal. In der Mitte des Raumes befand sich ein kleiner, aber robuster Holztisch, darum zwei Sofas, die in einem 90° Winkel zueinander standen. Beleuchtet wurde das Wohnzimmer von einem Kristallleuchter, welcher hoch über unseren Köpfen thronte.   „Seht euch ruhig um. Wir suchen unseren Grossvater.“, bestimmte Hiro, welcher in das nächste Zimmer ging. Die beiden Mädchen folgten ihm sogleich. Während Natsu und Happy immer noch in ihr staunen vertieft waren, was ein Lächeln auf meine Lippen zauberte, beschloss ich, mir die Bücher etwas genauer anzusehen. Happy hatte anscheinend die gleiche Idee gehabt. Der Kater hatte sich ein Buch aus einer der oberen Buchreihen geschnappt und schwebte nun mit genannter Lektüre vor meiner Nase herum.   „Lucy, schau mal. Ein Buch über Stellargeistmagie.“, grinste der Kater, als er mir das Buch übergab. Für einen kurzen Moment blieben meine Augen daran haften, lösten sich aber, als ich etwas von Natsu vernahm. „Wow! Es hat sogar Bücher über Feuermagie!“, grinste der Drachentöter über seine Entdeckung auf der anderen Seite des Wohnzimmers. Happy schwang sich auf seinen Flügeln sogleich zu ihm. Mit einem erneuten Blick nach oben konnte ich feststellen, dass dieser Opa Magiebücher sammelte. Ob das wohl ein Hobby von ihm war? Ich überlegte weiter und wollte das Buch zurückstellen. Nur dumm, dass der Exceed das Werk aus der obersten Reihe hinausgefischt hatte, an die ich nicht heran kam. Ich versuchte auf den Zehenspitzen an die besagte Reihe zu gelangen, doch war ich dafür leider ein wenig zu klein geraten. Bereits wollte ich Happy darum bitten, das Buch wieder wegzuräumen, als ich von einem paar kräftigen Händen an den Hüften gepackt und in die Höhe gehoben wurde, wobei ich erschrocken aufschrie. Es war Natsu, welcher meinen Körper in luftige Höhen befördert hatte. „Warum sagst du nicht, wenn du Hilfe brauchst, Luce?“ Schnellstens stellte ich das Buch zurück, ehe der junge Mann mich wieder auf dem Boden absetzte. Fragend blickte er mich an. Unweigerlich lief ich rot an. Was sollte ich ihm bitte antworten? Dass er mich komplett durcheinander brachte? Wohl besser nicht. Das käme nur falsch rüber.  „Entschuldige bitte.“, gab ich schliesslich klein bei und erntete von Natsu einen erstaunten blick, während Happy über unseren Köpfen frech grinste: „Ihr mögt euch!“ Ein wütender Blick von mir reichte, um den grinsenden Kater in den nächsten Raum zu verscheuchen.   „Macht er dich mit den Kommentaren wirklich so wütend?“, er kratzte sich mit der Hand an seinem Hinterkopf, den Blick an die Decke geheftet.  Auf seinen Wangen konnte ich einen leichten Rotschimmer erkennen. Vielleicht war an Happys Kommentaren ja doch was Wahres dran. „Nein. Es ist nur so, dass mir seine Kommentare manchmal ziemlich auf den Geist gehen.“, antwortete ich ihm. Der Drachentöter nickte. „Ja, Happys Kommentare können manchmal nervend sein. Aber so ist er nun Mal.“, grinste der Rosahaarige. Ich gab ein  Nicken von mir. Wahrscheinlich hatte er Recht. Denn von uns allen kannte Natsu Happy einfach am besten.  Es war selten, dass ich mal irgendwo mit Natsu alleine war. Ich gab es nur ungern zu, aber ich fing gerade an diese Situation zu geniessen. Nur mit Natsu zusammen zu sein. Vielleicht sollte ich ihn wirklich mal wegen einem Date fragen. Moment mal…hatte ich wirklich gerade Date gedacht? Hatte ich jetzt total den Verstand verloren? Bloss nicht. Wenn Mira oder Erza das erführen, wäre ich Tod! Besser nicht daran denken. Es wäre wohl besser, wenn ich mich im Moment nicht mit Natsu in einem Raum aufhielte. Ansonsten käme ich auf noch absurdere Gedanken.  Ich wollte in die anderen Räumlichkeiten weiterziehen, als ich wortwörtlich von Happy aus der Situation befreit wurde. Denn der blaue Exceed flog in diesem Moment wieder ins Wohnzimmer und winkte uns zu sich. „Natsu! Lucy! Kommt schnell, das müsst ihr euch ansehen.“ Wir folgten Happy durch die Küche zu einer morschen Holztreppe, welche in einen spärlich beleuchteten Keller führte. Obwohl das meiner Meinung nach nicht wie ein Keller, sondern eher wie ein Labor aussah. Denn auf einem grossen Tisch standen mehrere leere und gefüllte Fläschchen beieinander. Die gefüllten schön nach Grösse und Art der Magie sortiert, wie ich bei genauerem Hinschauen feststellte. Auch hier befanden sich an den Wänden verschiedenste Regale. Jedoch waren sie, im Gegensatz zu jenen im Wohnzimmer, mit verschiedensten Zauberelementen und Elixieren gefüllt. „Ich versteh‘ das nicht! Wo ist Opa denn? Der lässt doch nie die Haustüre offen wenn er rausgeht.“, kam Saori aus einem weiteren Raum, welcher an das Labor angrenzte. Hiro lief wenige Meter hinter ihr. „Ich hoffe bloss, dass Mio mehr Glück hatte.“, die angesprochene kam gerade die Holtreppe hinuntergedonnert. Fragend blickte er die Schwarzhaarige an. Die Jugendliche schüttelte den Kopf. „Nein. Nichts. Weder im Schlaf- noch im Badezimmer.“ „Aber wo könnte er…“, Hiro konnte seine Frage nicht zu Ende formulieren, denn soeben öffnete sich ein Loch im Boden, dem ein alter Mann entstieg. Seinem grimmigen Blick nach war er nicht gerade freundlich gestimmt. „Ich wusste es doch! Hätte ich dieses Haus lieber von einer Leibgarde bewachen lassen, ihr Diebe!!!“, schrie er wie wild und schlug mit seinem Stock um sich. Immer wieder mussten wir ihm ausweichen. Ich hätte niemals so viel Stärke von ihm erwartet. Er war eben doch nicht nur ein alter Mann. Doch Natsu hatte sich bisher nicht gewehrt, womit ich annahm, dass es sich um einen nicht allzu starken Gegner handeln konnte. Blind griff ich zu meinem Schlüsselbund und rief Virgo herbei. Ich wollte den Herren nur unnötig verletzten.   „Was kann ich für sie tun, Prinzessin?“, fragte das Dienstmädchen wie üblich. Der Alte bemerkte meine Beschwörung und drehte sich staunend um. „Oh! Eine Stellarmagierin, das ist natürlich was anderes.“, lächelte er vom einen auf den anderen Moment freundlich. „OPA!!!“, schrien seine Enkel ihn an. „Oh, ihr seid ja auch da!“, stellte er überflüssigerweise fest. „Ja, schon seit du hier aus deinem Loch aufgetaucht bist.“, gab Mio ihm eine Standpauke.   „Entschuldigt die Unannehmlichkeiten. Wenn ich euch in das Wohnzimmer bitten darf. Ihr seid doch sicher wegen dem Auftrag hier, oder?“, wandte er sich an Natsu, Happy und mich. Eine Frage welche wir mit einem einstimmigen Nicken beantworteten. Kapitel 4: Aufbruch ------------------- „Entschuldigt bitte mein aufsässiges Benehmen von Vorhin.“, verbeugte sich der Alte entschuldigend vor uns, als wir uns wieder im Wohnzimmer befanden. Der alte Herr hatte seinen Enkeln aufgetragen, Tee zu kochen und ein wenig Kuchen und Kekse zu spendieren. So sassen wir nun alle auf den Sofas um den Holztisch. Mit einem lauten Schlürfen trank der Opa einen Schluck seines Tees, welcher heiss vor sich hin dampfte. „Aber seit meine Enkel mich so selten besuchen bekommen, bin ich fast ganz alleine. Meine Frau ist leider auch schon vor Jahren verstorben.“, eine traurige Miene zierte sein Gesicht. „Es tut mir wirklich aufrichtig Leid. Aber bei der Einsamkeit in dieser Hütte und den Kämpfen, welche in letzter Zeit übers Land tobten, da wird man schon mal…“, er machte eine Pause und schien nach einem Wort zu suchen. „Wahnsinnig?“ „Genau das meinte ich, junge Dame.“, lächelte er mir zu. „Aber Opa, Mama hat dir doch angeboten, dass du zu uns ziehen kannst. Dann wärst du hier nicht so alleine.“, meinte Saori, welche links von ihrem Grossvater sass. Jener schüttelte verneinend den Kopf. „Nein, Liebes. Ich möchte weder deiner Mutter noch euch zur Last fallen. Ausserdem…“ , gespannt blickten wir ihn an. „Könnte ich dann ja meine Forschungen über die Magie nicht mehr betreiben. Ihr wollt einem alten Herren wie mir doch nicht noch seine letzte Lebensfreude nehmen, oder?“, grimmig blickte er seine Grosskinder an. Sie schüttelten im Gleichklang den Kopf. „Dann sind Sie also ein Magier?“ Auf Natsus Frage überlegte der Herr nun doch etwas länger. „Nun ja…“ „Was denn nun? Sind sie einer oder nicht? Ich will das wissen!“, patzig blickte Natsu den alten Herren an. Die vielen Flaschen im Labor hatten ihn genauso stutzig werden lassen wie mich. „Natsu, beruhige dich. Ansonsten können wir die Mission vergessen.“, flüsterte ich dem Drachentöter ins Ohr. Der Rosahaarige gab keinen Kommentar von sich sondern verdrehte nur die Augen. Ich wusste, dass er nur ungern wartete und am liebsten sofort auf Mission ging. Aber wenn wir jetzt nicht Geduldig waren, würden sich jemand anders aus der Gilde den Auftrag schnappen. Darauf hatte ich nun wirklich keine Lust. „Oh, du bist der Salamander von Fairy Tail?“, der Alte hatte ein verdammt gutes Gehör. „Interessant, äussert Interessant. Nun. Ich bin kein Magier, habe aber in den vielen Jahren gelernt magische Gegenstände für mich zu gebrauchen und sie auch zu entwickeln.“, erklärte er uns den Grund für die ganzen Bücher und die Fläschchen im Labor. Erstaunt blickten wir ihn an. „Sie erschaffen Magie?“, auch Happy war komplett von den Socken. „Nicht direkt. Es ist eher so eine Art zusammenmischen von bereits existierenden beim Versuch etwas Neues zu Erschaffen. Bisher ist mir das leider nicht so wirklich gelungen.“ Er räusperte sich kurz. „Nun, aber dies ist nicht der Grund, weshalb ihr hier seid, nicht wahr? Es geht um das Lacrima.“ Ein einstimmiges Nicken von allen Beteiligten folgte. „Dieses Lacrima wurde unserer Familie vor Urzeiten übergeben, damit wir es beschützen um es eines Tages seinem Rechtmässigem Besitzer zu übergeben. Mir wurde das Schmuckstück, so gross wie ein reines Energielacrima, vor etwas mehr als 50 Jahren überreicht.  Damals war ich ein junger Mann, neugierig darauf, was das Lacrima wohl beherbergte. Ich hatte zu jener Zeit ein kleines Labor und betrieb einen kleinen Magieladen hier in der Stadt.“, fing er von der alten Zeit an zu schwärmen.  Erneut trank er etwas Tee, während wir ihn gespannt anblickten. „Nun ja.“, ein kurzes Räuspern. „Jedenfalls war ich Neugierig, was genau dieses Lacrima verbergen könnte und habe einige magische Gegenstände und Tränke daran ausprobiert, da mein Vorgänger mir leider auch nichts über die Herkunft oder die Kraft berichten konnte.“, dann wieder eine Pause. „Was war dann, Opa?“, Hiro drängte ihn weiter zu erzählen. „Nur ruhig mit den jungen Pferden.  Was war denn dann nochmal?“, er überlegte kurz und liess Hiro, welcher langsam genervt schien, mit einem bösen Blick gar nicht erst zu Wort kommen.  Sein Enkel wandte sich ab. „Ach ja, genau! Als ich dann, einen Tag nach den ganzen Experimenten ohne irgendwelche Ergebnisse, zu dem Lacrima im Keller wollte, war es verschwunden.“ „Einfach so? Könnte es nicht sein, dass es nur unsichtbar war?“, die Geschichte wurde von Minute zu Minute merkwürdiger. Ein mächtiges Lacrima? Bitteschön. Das war sehr gut möglich. Aber dass dieses mächtige Gut von selbst verschwand konnte ich mir einfach nicht vorstellen. „Jetzt wo sie es erwähnen. Das war auch mein erster Gedanke gewesen. Doch habe ich damals das ganze Haus durchsucht. Daher auch meine Vermutung, dass es damals gestohlen wurde.“, gab er nur ungern zu. Oder seine Experimente hatten tatsächlich Erfolg gehabt und das Lacrima an einen anderen Ort teleportiert. Es war nicht auszuschliessen. „Haben Sie überhaupt danach gesucht?“, nun war es Happy, welcher sich einmischte. Wenn die beiden so weitermachten, waren wir die Mission in Kürze los. Obwohl, ich war mit meiner vorhergehenden Frage ja auch nicht besser gewesen. Der Alte schüttelte den Kopf. „Zu Beginn habe ich danach gesucht. Doch ich hatte einen Job, einen Laden, eine Familie. Ab und an erzählte ich meinen Enkeln davon. Mir erschien das Lacrima nie wirklich wichtig. Bis vor ein paar Monaten, als mir die Geschichte wieder in den Sinn kam. Da ich nicht mehr der Jüngste bin, ist es mir wichtig, dass ich das Lacrima an meine Enkel weiterreichen kann. So können sie den Auftrag fortführen.“  Ein Nicken der Gruppe folgte. Ja, das war mehr als Verständlich. „Haben sie eine Idee, wo wir mit der Suche beginnen könnten?“, er überlegte eine Weile. Schliesslich erhob er sich und ging zu einem der Büchergestellte, wo er gezielt einen grünen Ordner herauszog. „Ich habe die Tageszeitschriften und Magazine in den letzten Monaten vermehrt studiert und gesammelt. Alles, was irgendwie mit dem Lacrima zu tun hatte, habe ich hier drin aufbewahrt.“, er überreichte mir die Sammlung, welche ich sorgsam aufschlug. Bilder, Hinweise und Notizen sprangen mir Wortwörtlich entgegen, wie ich den Order geöffnet hatte. „Dürften wir den mitnehmen?“, wandte ich mich an den Herren, welcher wieder zwischen seinen Enkeln Platz genommen hatte. Jener nickte bedächtig. „Sagen sie mal, wieso haben Sie den Auftrag überhaupt in die Gilden gegeben, wo ihre Enkel doch nach dem Erbstück suchen wollten?“, stellte Natsu eine Frage, die ihm schon seit einer Weile auf der Zunge brannte. Das hätte ich auch allzu gerne gewusst. „Mir ist es wichtig, dass das Lacrima gefunden wird. Auch wusste ich bis heute nicht, dass die drei hier“, er schwenkte seinen Blick auf seine Grosskinder. „das Erbstück suchen wollen.  Ich hätte niemals gedacht, dass sie meinen Geschichten Glauben schenken würden.“ „Oh ja, Mama sagt immer, dass du ein...“, begann Saori frech grinsend, ehe sie sich an ihre Schwester wandte. „Mio, wie sagte Mama nochmal?“, die Schwarzhaarige schenkte ihr einen strafenden Blick. Die Mutter der beiden Mädchen hatte wohl keine guten Worte für den alten Mann übrig. „Da sich über längere Zeit niemand bei mir gemeldet hatte, wollte ich die Plakate vor kurzem wieder entfernen lassen.“ „Dann können wir ja von Glück reden, dass der Master und Mira sie überreden konnten.“, grinste Natsu. „Dann kennt ihr diesen Teil der Geschichte ja.“, wir drei nickten. Er räusperte sich kurz. „Nun denn. Bitte sucht nach dem Lacrima.“, sein Blick fiel auf seine Grosskinder, welche ihn bettelnd anblickten. „Und nehmt die drei bitte auch mit. Ich bin mir sicher, dass sie euch eine grosse Hilfe sein werden.“ So verliessen wir das Haus des alten Herren. Im Handgepäck den Auftrag, die Notizen und einige Magie-Gegenstände, welche er mir kurz vor dem Verlassen in die Hand drückte. Er meinte, dass sie einem Magier sicherlich nützlicher wären als ihm. Dankend nahm ich das Geschenk an, ehe wir uns auf den Rückweg machten.   -   Im Hotel angekommen durchleuchteten wir den Ordner, welchen wir vom Auftraggeber erhalten hatten. Dazu setzten wir uns im Hoteleigenen Café, welches auch zum Frühstück genutzt wurde, zusammen. Bereits beim ersten richtigen durchblättern stellte ich fest, dass es sich hier nicht nur um ein paar einfache Notizen, sondern um eine richtige Sammlung handelte. „Der war ja fleissig. Hiess es nicht, dass es nicht viele Informationen gibt?“, Happy schwebte über unseren Köpfen. Ich nickte. „Ich vermute mal, dass es keine wirklich gesicherten Informationen über das Lacrima gibt. Auch das hier sind nur Vermutungen. Vielleicht sind auch irgendwelche Sichtungen oder Beobachtungen hier aufgeführt.“, fuhr ich fort.   „Wir müssen also den ganzen Ordner durchforsten?“, entgeistert blickte Natsu mich an. Ich wusste ja, dass das nicht gerade eine seiner Stärken war. „Ich fürchte ja.“, mir wäre es auch lieber gewesen, mich sofort auf die Suche nach dem Lacrima zu machen. Aber es war bereits Nachmittag, da war es besser frühestens am nächsten Tag aufzubrechen. „Luce? Wir sehen uns ein wenig im Dorf um und versuchen so an Informationen zu kommen.“, beschloss Natsu. „Ich geh auch mit!“, gab Happy von sich. So kamen mir die beiden immerhin nicht bei der Arbeit in die Quere und vielleicht erhielten wir so noch weitere Informationen. „Ich begleite euch!“, meldeten sich Hiro und Saori einstimmig, als Natsu und Happy sich bereits auf den Weg gemacht hatten. So blieb ich mit Mio zurück. „War klar dass die beiden flüchten.“, gab die Schwarzhaarige missmutig von sich. „Die können einfach nie still sitzen und solche Aufgaben sind einfach nichts für die zwei.“, erklärte sie weiter. „Ja, mit Natsu und Happy ist das nicht viel anders.“, lächelte ich. So setzten wir uns an die Sichtung der vorhandenen Notizen. Wir sortierten die Informationen nach Ort und Zeit um mögliche Auffindungsorte einzugrenzen. Ich wusste, dass wir nur eine minime Chance hatten, dass sich das Lacrima an den berechneten Orten befand. Aber wenn eine Chance bestand, dann würden wir es früher oder später sicherlich finden. „Da seid ihr ja wieder.“, gab ich erstaunt von mir, als Natsu und Happy mitsamt Anhang einige Stunden später zum Hotel zurückkehrten.  Sie waren länger weg gewesen, als ich es erwartet hatte. Die ersten Sterne erstrahlten bereits am Firmament als ich die Silhouetten der Rückkehrer erblickte. Ich hatte mir heimlich schon Sorgen gemacht, aber Natsus breites Grinsen wischte jene sofort wieder weg. „Habt ihr was herausgefunden?“, Mio und ich waren gerade damit beschäftigt, die Notizen und Berichte wegzuräumen. Hoffnungsvoll blickten wir die Ankömmlinge an. Doch diese schüttelten enttäuscht den Kopf. Bis auf Happy, der seinen Ziehvater gerade an etwas erinnerte. „Ne, Natsu, wir haben doch diese verrückten Tanten von Gestern wieder getroffen.“ „Stimmt.“, nickte der Drachentöter. „Was haben die nochmal gesagt?“, überlegte er, wobei er seine Begleiter fragend anblickte.  Während Hiro nur die Schultern zuckte, anscheinend wusste er es selber nicht mehr, half Saori den beiden aus der Klemme. „Sie haben irgendwas von Crocus oder so geschwafelt.“ „Crocus? Nee, oder?“, gab Mio erschüttert von sich. Die Schwarzhaarige hatte ihren Kopf auf den Tisch fallen lassen. „Was hat sie denn?“, verwundert blickten die Rückkehrer uns an. „Wir sind nicht viel weiter als ihr gekommen.“, erklärte ich ihnen breitwillig die Situation. Wir hatten vielleicht einige Anhaltspunkte, wo wir in Crocus Nachforschungen betreiben könnten, sofern wir bis dahin keine neuen Informationen hatten. Aber im Moment war die Hauptstadt unser einziger Anhaltspunkt.   „Dann brechen wir Morgen also nach Crocus auf?“, fragte Natsu eine Weile später, als wir bereits gespeist hatten und in unser Zimmer zurückgekehrt waren. Ich nickte um seine Frage zu beantworten, ging mir im Augenblick doch etwas komplett anderes durch den Kopf. Denn die Cousins hatten am Tisch darüber diskutiert, was die Frauen noch zu Natsu gesagt hatten. Auch Happy als Natsus treuer Begleiter hatte von diesem Gespräch nichts mitbekommen. Der Drachentöter hatte beim Abendessen partout nicht mit der Sprache rausrücken wollen und veranstaltete mit Hiro und Happy lieber einen Fresswettbewerb. Ich hatte die Vermutung, dass es irgendwie mit mir zusammen hing. Nur schon wegen der gestrigen Bemerkung der einen Dame. „Sag mal, Natsu.“, fragend blickte er mich an. „Haben diese beiden Damen noch irgendetwas anderes gesagt, ausser wegen dem Lacrima und Crocus?“, der Drachentöter dachte eine Weile nach. Ich sah ihn gespannt an. Da war doch wohl nichts, oder etwa doch? „Nicht wirklich…“, gab er nach erheblicher Bedenkzeit zu, wobei er leicht rot wurde. Mit einem bestimmten Blick schaute ich ihn an. „Da war nichts, Luce.“, redete er sich händeringend aus der Misere. Ich beschloss für diesen Abend nicht mehr nachzuhaken. Stattdessen wollte ich mich umziehen, wozu ich als allererstes meine Frisur löste. Sogleich fielen meine blonden Locken wie ein Wasserfall über meine Schultern. Ich fühlte wortwörtlich wie Natsus Blick an mir haftete, wie schon am vorhergehenden Tag.  Würde er auf mich zukommen, irgendetwas erwähnen? Doch es kam nichts. Stattdessen vernahm ich, dass er sich umdrehte und zu der Couch ging. Wir hatten ausgemacht, dass er mit Happy auf der Couch und ich im Bett schlief. Nur zu dumm, dass ich mir gerade wünschte, diese Abmachung nicht getroffen zu haben. Aber das Rückgängig zu machen erschien mir im Augenblick idiotisch, da ich am Vortag auf ein Einzelbett bestanden hatte. So schnappte ich mir mein Nachtgewand und verschwand im Badezimmer. Einige Minuten später kehrte ich, umgezogen und Bettfertig, zurück. Ich war ziemlich geschafft vom heutigen Tag und musste dringend schlafen, was sich jetzt bemerkbar machte. Natsu, welcher nur eine weisse Hose trug, sass mit dem Rücken zu mir auf dem Bett. Moment mal…was war denn mit der Abmachung? Hatte er die jetzt tatsächlich vergessen? Doch ich wollte keinen Streit provozieren, also erwähnte ich nichts darauf. „Du kannst jetzt ins Badezimmer.“, informierte ich ihn, als ich unter die Bettdecke schlüpfte. „Danke.“ Die Mattratze federte leicht, als der Drachentöter sich erhob und ins Bad begab. Nach nur wenigen Sekunden öffnete er die Tür wieder. „Luce?“, erwartungsvoll blickte ich ihn an. „Ich weiss ja, dass du auf etwas bestehst, wenn wir eine Abmachung haben.“, begann er nervös. Mein Gehirn begann zu arbeiten. Ich hatte das Gefühl, dass die Zeit still stand und doch fühlte ich, wie mein Herz raste. Verdammt, wieso musste er es denn auch so spannend machen? Er war doch sonst nicht so. „Würde es dir was ausmachen, wenn ich diese Nacht neben dir schlafe?“, jetzt war diejenige, die nervös wurde. Mein Mund war trocken, die Luft blieb mir wortwörtlich weg. Ich versuchte mich so normal wie möglich zu verhalten. Aber das war gerade nicht möglich. Nur schon weil Natsu mich so ansah und dabei auch noch halbnackt rumlief. Da musste ich ja durchdrehen! Ich drehte mich auf die andere Seite, wo mein Blick auf Happy fiel. Der Kater hatte sich nach dem Abendessen mitten auf die Couch plumpsen lassen und schlief dort, breit ausgestreckt, den Schlaf der gerechten. „Warum…denn nicht auf der Couch?“, versuchte ich einige Worte zusammen zu kriegen. Was mir eindeutig leichter gelang, wenn ich den Drachentöter nicht ansehen musste. Dann bekam er immerhin nichts von meiner Nervosität mit. „Ach…einfach nur so.“ Wie bitte? Einfach so? Hatte ich mich gerade komplett verhört? Stand jetzt die ganze Welt Kopf oder war ich diejenige, die ihren besten Freund gerade nicht mehr erkannte? Oder zeigte der Rosahaarige eine Seite, die ich bisher noch nicht kennen gelernt hatte? „Ausserdem will ich Happy nicht unnötig aufwecken.“, erstarrt erhob ich mich, wobei ich sein typisches Grinsen erblickte. Mir war bewusst, dass das eine Notlüge war. Denn der Kater war nicht gerade ein Schwergewicht, so dass Natsu ihn mit Leichtigkeit hätte hochheben können.  Ich nickte nur, ehe ich mich wieder unter die Decke verkroch, den Rücken zur Couch gedreht. Als Natsu ein paar Minuten später zurückkehrte, tat ich so, als ob ich bereits schlief. Zuhause alleine in meinem Bett hätte ich den Weg in die Traumgefilde sicher schon längst gefunden. Aber bei dem Gedanken diese Nacht neben Natsu zu schlafen, spielte mein Körper verrückt. Es war ja nicht so, dass wir noch nie nebeneinander geschlafen hatten. Aber noch nie im gleichen Bett, das war etwas komplett anderes.  Während ich meiner Imagination wortwörtlich PingPong darüber spielte, wie ich mich verhalten sollte, zügelte der junge Mann sein Nachtlager direkt neben mich. Erst als er sich hinlegte, gelang es mir, mich irgendwie zu beruhigen. Ich wollte bereits dem Drang nachgeben, mich umzudrehen, weil ich den wahren Grund wissen wollte. Dieses Mal bereute ich meine Hartnäckigkeit. „Luce? Schläfst du schon?“, ich gab keine Antwort von mir. Sanft strich er mir über meine Wange. Ich konnte fühlen, wie er mich beobachtete. Er würde sicherlich bemerken, dass ich noch wach war. „Schlaf gut, Luce.“, flüsterte er mir noch ins Ohr und drückte einen Kuss auf mein Haupt, ehe er sich auf seine Seite zurückzog. Erstarrt blieb ich einige Minuten in meiner Position verharren. Dabei hätte ich darauf wetten können, dass er mich noch irgendwie ärgern wollte. Oder aber er hatte über etwas reden wollen. Aber Reden passte noch nie zu Natsu. Er liess sich lieber auf eine Prügelei ein und verwüstete dabei eine halbe Stadt, als etwas im Gespräch zu klären, so verwarf ich diesen Gedanken gleich wieder. Auch wenn ich allzu gerne gewusst hätte, was diese Damen zu ihm gesagt hatten, doch war ich nur schon wenige Minuten später in einen traumlosen Schlaf gefallen.     Kapitel 5: Eifersucht? ---------------------- Am nächsten Morgen wurden wir, ganz zu meinem Erstaunen, von unseren drei bereits munteren Begleitern beim Frühstück erwartet. Hatte Mio mir doch am Vortag anvertraut, dass ihre jüngere Schwester und ihr Cousin wahre Langschläfer waren. Wenn ich mich recht entsinne, hatte sie jene als Faultiere bezeichnet, nur schon, weil sie bei der Recherche der Artikel nicht hatten mithelfen wollen.     „Ihr seid alle schon wach?“, baff begab ich mich zu ihnen. Natsu und Happy hatten sogleich das Buffet entdeckt, worauf es sogleich von dem ungleichen Duo gestürmt wurde. Mir blieb nur stumm hinterher zu blicken. „Ist das normal?“, verwundert schauten ihnen auch die anderen drei hinterher. Mit einem Nicken antwortete ich Ihnen. „Wir sollten uns lieber beeilen, bevor die zwei das ganze Buffet leerräumen.“, lächelte ich. Wenn es um Essen ging waren weder Natsu noch Happy zu bremsen. Ein verblüffter Blick von den 3 Verwandten folgte. „Ist das dein ernst?“, entgeistert starrten sie mich an. Erneut nickte ich und folgte meinen Teamkameraden. Nicht dass sie mir noch alles wegassen. Das Frühstück verlief ruhig und gemächlich.  Während Natsu und Happy wie gewöhnlich ihr Essen hinunterschlangen, trank ich in aller Gemütsruhe meinen Fruchtsaft.  Meine Gedanken wanderten währenddessen wieder zu unserer Mission, welche uns heute nach Crocus führen sollte. Insgeheim fragte ich mich, ob was wir noch über das Lacrima herausfinden würden und ob es sich überhaupt in Crocus befand. Sicherlich wäre es gut wenn wir die Mission so schnell wie möglich abschliessen und eine neue in Angriff nehmen konnten. Aber ich hatte das ungute Gefühl, dass noch mehr hinter diesem Lacrima steckte, als wir alle vermuteten. Nur schon weil alle Informationen, die wir bisher darüber zusammen getragen hatten nicht gesichert und nur auf Vermutungen beruhten. Auch bei den Zeitungsartikeln welche wir erhalten hatten, konnte ich mir nicht sicher sein, dass es die Wahrheit war. Also mussten wir weiter suchen. „Was glaubt ihr, wie lange dauert es bis wir in Crocus sind?“, neugierig blickte Saori in die Runde. Natsu und ich waren bereits einmal zu Fuss von Crocus nach Tuly Village gereist. Das war kurz nach den diesjährigen magischen Spielen. „Weisst du noch, wie lange wir das letzte Mal gebraucht haben?“, fragend blickte mich mein Partner an. „Wir waren schon ein paar Tage unterwegs.“, gab ich nachdenklich von mir. „Wir sind ja damals auch zu Fuss gereist.“, meinte Natsu zwischen zwei grossen Bissen. Bei den Worten „zu Fuss“ knallten den anderen die Kiefer vor Staunen beinahe auf den Boden. „Zu Fuss? Ist das euer Ernst?“, ungläubig blickten uns die drei an. „Es ist ja nicht so, dass es keine Postkutsche von einem Nachbardorf nach Crocus gäbe, oder?“, ein nachdenklicher Blick der jüngeren Schwester folgte. „Ja, die gibt es. Aber ich laufe. Mich kriegt ihr unter keinen Umständen in eine Postkutsche.“, protestierte Natsu somit verschränkten Armen, was Happy kichern liess. „Ach ja? Ich wette, ein kräftiger Fusstritt von Erza täte es.“, dabei wurde Natsu Angst und Bange. Ich wusste, dass er niemals ein Wort gegen die Titania von Fairy Tail erheben würde. Dazu hatte er viel zu viel Respekt vor ihr. „Und ich weiss, wer es ebenfalls fertig bringen könnte.“, grinste ich ihn hinterlistig an, während meine Hand bereits zu meiner Schlüsseltasche wanderte und den goldenen Schlüssel der Jungfrau hervor zog.  Der Drachentöter erkannte den Schlüssel sofort. Er kannte Virgo und wusste, dass sie genauso schlimm sein konnte wie Erza. Obwohl Aquarius meiner Meinung nach doch um einiges Schlimmer war, insbesondere dann wenn sie schlechte Laune hatte und dies hatte sie leider fast immer. Da konnte Natsu von Glück reden, dass ich Aquarius neuen Schlüssel noch nicht gefunden hatte. „Schon gut. Meinetwegen. Aber ich will keine Reklamationen hören, wenn ich danach einen Tag lang nicht zu gebrauchen bin.“, gab er murrend klein bei. Rund 3 Stunden Fussmarsch später, unser Reisegut hatten wir direkt nach dem Frühstück gepackt, welcher uns über weites Grasland und kleine Wälder führte, erreichten wir das Nachbardorf oberhalb des Flusses, wo uns bereits die Postkutsche erwartete. „Na Endlich!“, streckte die ältere der Schwestern genüsslich ihre Beine von sich, als sie es sich auf ihrem Platz bequem gemacht hatte. Hiro hatte sich, zum Entsetzen Saoris, auf die Bank gegenüber  zu Natsu gesetzt. Soweit ich ihren Gesichtsausdruck beurteilen konnte, hatte sie keine Lust neben mir zu Sitzen. Denn der Platz neben dem Drachentöter war ja bereits an Happy vergeben. Da ich die Reisekrankheit des Drachentöters bestens kannte, war es mir eindeutig lieber, wenn er neben mir sass. Ich wusste zu genau dass er sich in solchen Momenten aufgrund der ständigen Übelkeit entweder stillhielt oder dementsprechend mürrisch reagierte. „Euch ist schon klar, dass wir einen Reisekranken unter uns haben, oder?“, tadelnd blickte ich Hiro an. Dabei hatte ich Ihnen das Ganze auf dem langen Fussmarsch doch erklärt gehabt.   „Also, auf geht’s!“, nahm Natsu nach dem Verlassen des Hotels das Kommando in die Hand. „AYE!“ „Bist du so scharf aufs Kutsche fahren?“, neckte ich ihn mit einem frechen Grinsen. „Nee. Aber umso schneller ich das hinter mir hab, umso besser.“, grinste der Drachentöter breit und ging guten Mutes voran. Verdattert blickte ich ihm hinterher. Damit hatte ich nicht gerechnet. Umso schneller umso besser? Den Satz hatte ich von ihm ja noch nie gehört. Langsam überlegte ich, ob der Feuermagier tatsächlich eine Seite hatte, die ich nicht kannte. Schliesslich war er ein ganzes Jahr allein mit Happy auf Trainingsreisen gewesen. Die Möglichkeit, dass ihn diese Reise auf eine Art und Weise verändert hatten, bestand zweifellos. Ob es denn auch wirklich so war, konnte ich zu jenem Zeitpunkt nicht nachvollziehen. „Was meint er denn damit?“, Mio hatte unser Gespräch mitgehört, da sie direkt neben mir lief. Hiro und Saori bildeten das Schlusslicht. „Ach, das habe ich komplett vergessen zu erwähnen. Aber Natsu wird ziemlich schnell Reisekrank. Das ist auch der Grund, weswegen wir den Hinweg von Magnolia her zu Fuss bestritten haben.“, klärte ich die Drei auf.   „Gibt es da denn kein Heilmittel?“ „Eine Magierin aus unserer Gilde hatte eine Zeit lang eine gute Methode um ihn davon zu heilen. Eine Magie namens Troja. Aber da die Magie zu oft angewendet wurde, ist er dagegen immun geworden.“ „Immun gegen Magie?“, verblüfft blickten mich die drei Cousins an, worauf ich nickte.   „Entschuldige.“, murmelte der Braunhaarige müde, ehe er sich neben Mio niederliess. Dies bewegte auch die Jüngste der Gruppe dazu, sich schliesslich in die Kutsche zu begeben. Still setzte ich mich neben Natsu, welcher ein wenig mürrisch neben Happy zum Fenster rausblickte. Er hasste Kutschenfahrten. Er war lieber zu Fuss unterwegs, aber er wusste auch, dass sich die Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht immer umgehen liessen. Also liess er es einfach über sich ergehen, so gut wie es eben ging. Wie das Gefährt, gezogen von einem Vierspänner, startete, überkam die Übelkeit Natsu. Happy verkrümelte sich auf meinen Schoss und rollte sich dort zusammen wie eine richtige Katze, so dass sein Partner etwas mehr Platz für sich hatte. Vorsichtig streichelte ich dem blauen Exceed über den Rücken. Während ich den Kater liebkoste spürte ich einen stechenden Blick von Natsus Seite her. Skeptisch beäugte ich ihn. War er etwa eifersüchtig? Für einen Moment trafen sich unsere Blicke, ehe der Drachentöter zu einem Häuflein Elend zusammensank. Irgendwie tat er mir mit seiner Reisekrankheit ja leid. Aber während Erza ihn einfach ohnmächtig schlug damit er nicht leiden musste, wusste ich nicht so wirklich wie ich ihn davon ablenken sollte. Denn die bisherigen Methoden von meiner Seite her, sprich etwas Wasser oder Geschichten, brachten ihm keine Linderung.  Von einem Karten- oder Ratespiel wollte ich schon gar nicht anfangen. Also musste etwas Neues her. So nahm ich Happy und setzte ihn neben mich. Der Kater blickte mich verwundert  an, was mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Neugierig beobachtete der Exceed mein weiteres Vorgehen. „Leg dich hin.“, Natsu, welcher sich vor Übelkeit immer noch krümmte, schenkte mir einen skeptischen Blick. „Ich soll…“, er wagte es nicht weiter zu sprechen. Er hatte weder die Kraft noch den Willen dazu. Auch schien ihm die Idee nicht sonderlich zu gefallen. „Ich kann gerne auch Virgo herbeirufen, damit sie dich KO schlägt, wie Erza es sonst tut.“, erwiderte ich mit strengem Blick. Der Rosahaarige schluckte leer. Er wusste, dass ich meine Drohung wahrmachte, wenn er nicht parierte und von Virgo in Ohnmacht geschlagen zu werden war sicherlich schlimmer als von Erza. Mal davon abgesehen dass die Kutsche dann für einen kurzen Augenblick überfüllt war. Aber das liess ich jetzt beiseite. Stumm legte der Drachentöter seinen Oberkörper auf die Sitzbank, wobei sein Kopf teilweise auf meinen Oberschenkeln zu liegen kam. Sanft hob ich seinen Kopf an, rutsche ein Stück in seine Richtung. Nun lag sein Haupt direkt auf meinen Schenkeln. Vorsichtig strich ich durch seine rosane Haarpracht. „Ist das für dich nicht unbequem?“, brachte er mühsam über die Lippen. Ich schüttelte Lächelnd den Kopf. Was Natsu als unbequem vermutete, nahm ich selbst ganz gelassen und genoss es sogar, ihn einfach so zu beobachten. Ich konnte genau wahrnehmen, wie der Drachentöter tief einatmete, ehe er die Augen schloss. „Das ist…dieser Duft…das ist so…beruhigend…“, stellte der Drachentöter flüsternd fest, ehe seine  Stimme verebbte. Für einen Augenblick starrte ich in das Gesicht des Drachentöters. Dieser war soeben eingeschlafen. Sanft, mit einem Lächeln auf den Lippen, strich ich ihm einige Haare aus der Stirn. Nachdenklich blickte ich nach draussen und beschäftigte mich den Grossteil der Fahrt über mit der Landschaft welche vorübergehend aus Wiesen und einigen grünen Hügeln bestand, welche langsam an uns vorbei zogen.   Gut zwei Stunden später, der Kutscher hatte angehalten um das Pferd in einem kleinen Dorf zu tränken und uns eine Pause zu gönnen, kam der Drachentöter wieder zu sich. Auch ich hatte in jener Zeit ein wenig gedöst, wobei ich meinen Kopf an das Fenster gelehnt hatte. „Warum rüttelt es nicht mehr?“, verwirrt erhob er sich, was auch mich aus meinem dösenden Schlaf holte. Erst da realisierte ich, dass die Kutsche still stand. „Scheint so, als ob wir eine Rast machen.“, vermutete ich, als ich weder Happy noch unsere 3 Begleiter in der Kabine erblickte. Ein kurzer Blick nach draussen, wo ich einige Häuser erblicken konnte, bestätigte meine Vermutung.  Der Feuermagier wagte ebenso einen Blick aus dem Fenster des Gefährts um sich zu versichern, wo wir uns befanden.  „Hey, kommt ihr zwei auch mal endlich?“, kam es keine Sekunde später drängelnd vom Kater, welche soeben zu der Tür hineingeflogen kam. Das Natsu, welcher immer noch halb auf mir lag, mir gerade direkt in die Augen blickte, machte die Situation nicht wirklich besser. „Ihr mööögt euch!“, grinste der blaue Exceed hinterhältig. Sofort stoben wir auseinander. Der Drachentöter warf seinem Ziehsohn einen wütenden Blick zu. Der Kater suchte schnellstens das Weite. „Happy! Bleib hier!“, ehe ich mich versah war Natsu der fliegenden Katze nachgelaufen. Ein stiller Seufzer glitt über meine Lippen. Mein Leben mit den beiden war einfach nur Turbulent. Konnten sie denn nicht für einmal eine ruhige Kugel schieben? So begab auch ich mich aus dem Gefährt, um für einige Minuten frische Luft zu schnappen. „Na, alles klar bei euch?“, sprach mich die Schwarzhaarige Mio an, welche mein leichtes Kopfschütteln, als ich aus der Kutsche gestiegen war, sogleich bemerkt hatte. „Ja.“, gab ich nickend von mir, ehe ich mich ein wenig in der Gegend umsah. Es war ein wirklich kleines Dorf, mit nur ein paar kleinen Häusern. Wahrscheinlich hatten wir noch einige Stunden Weg vor uns bis wir schliesslich nach Crocus gelangen würden. Gut eine Viertelstunde später, ich sass neben Natsu und Happy im frischen Gras und genoss die Frische Luft, rief uns der Kutscher zusammen, um die Weiterfahrt zu starten. „Müssen wir wirklich schon weiter?“, grummelte der Drachentöter. „Jetzt hab dich nicht so. Ich dachte umso schneller ist umso besser, oder wie war das heute Morgen?“, neckte ich ihn, wobei ich ihm durch seine rosane Mähne wuschelte. „Genau, Natsu! Umso schneller wir da sind, umso schneller bist du die Reisekrankheit wieder los“, stimmte Happy, welcher oberhalb seines Ziehvaters schwebte, mir grinsend zu. Der Drachentöter war über die Unterstützung des Exceeds meinerseits nicht sonderlich angetan, worüber er leicht eingeschnappt eine Grimasse zog und sich schliesslich in Richtung des Gefährts begab.   „Na Endlich!“, stieg Natsu eine gefühlte Ewigkeit später vor den Toren Crocus aus dem Gefährt aus. Ich kicherte leicht. Er hatte immerhin beinahe die ganze Zeit geschlafen. Kein Wunder dass ihm langweilig gewesen war. „Zuerst brauch ich was zu essen!“, gab er lauthals von sich, wie üblich. Happy stimmte ihm übermütig zu. Schliesslich war es schon fast Abend.  Ich wünschte nur, er würde nicht andauernd an essen denken oder Kämpfen denken. Aber auch ich konnte einen Happen vertragen. „Wartet mal ihr zwei!“, konnte ich die zwei Freunde gerade noch aufhalten, als sie die Stadt nach einem guten Restaurant absuchen wollten. „Wir werden zuerst im Hotel einchecken. Danach könnt ihr euch von mir aus so viel Essen in die Wampe stopfen wie ihr wollt. Aber zuerst geht es ins Hotel. Ich will nicht erst ankommen wenn die Rezeption schon geschlossen hat.“, schloss ich meine Entscheidung, da ich genau wusste, wie viel Natsu und Happy an Essen verdrückten. Insbesondere Natsu, da konnte das Essen locker einige Stunden in Anspruch nehmen. Kurz blickten sich die zwei an, worauf sie sich mir mit mürrischen blicken zuwandten. „Aber Natsu, ich hab jetzt Hunger auf Fisch.“ Auch dem Drachentöter war eindeutig anzusehen, dass sein Magen gerade die Kontrolle über seinen Verstand gewann.   „Du wirst dich ja wohl noch eine Stunde gedulden können!“, meinte ich enttäuscht dem Exceed gegenüber, ehe ich Wutentbrannt zum Hotel davon stapfte. „Komm schon, folgen wir ihr.“, konnte ich Natsu leise zu seinem Ziehsohn sagen hören. Seinem Tonfall konnte ich entnehmen, dass er mich nicht noch mehr verärgern wollte, weshalb mir die beiden ohne weitere Widerworte folgten. Ebenso taten es unsere drei Begleiter, welche die Szenerie belustigt beobachtet hatten.    „Wollt ihr nicht auch in einchecken?“, fragte Natsu unsere Begleiter, als ich im Begriff war das Hotel zu betreten. Die drei schüttelten vehement mit den Köpfen. „Nein. Wir wohnen schliesslich hier ganz in der Gegend. Die Tage, welche wir hier verbringen, werden wir zuhause übernachten. Leider haben wir nur ein Gästebett vorrätig.“, erklärte Mio die Situation, ehe sich die drei vorübergehend von uns verabschiedeten. Wir beschlossen uns in den nächsten Tagen zu treffen, um das weitere Vorgehen wegen der Suche nach dem Lacrima zu besprechen.   Während Natsu und Happy sich ein wenig desinteressiert in der Eingangshalle umsahen, begab ich mich zu der Rezeption. Ich wusste, wie eilig es die beiden hatten, wenn es um Essen ging. „Guten Abend, was kann ich für Sie tun?“ „Wir bräuchten ein Zimmer für drei oder vier Nächte. Vielleicht auch ein wenig länger. Haben Sie noch etwas Frei?“ „Die Einzelzimmer sind leider alle belegt. Aber ich hätte ein noch ein Doppelzimmer, dass ich Ihnen für eine Woche zur Verfügung stellen kann.“ „Super. Das nehmen wir.“ „Lucy, hast du noch lange? Wir haben Hunger!“, beklagte sich Happy rund eine Viertelstunde später, als wir das Gepäck im Zimmer verstaut hatten. Womit er auch für seinen Ziehvater sprach, dessen Magengrummeln nicht zu überhören war. Da er aber wusste, dass ich schon genug sauer war, sagte er nichts dazu. „Keine Eile. Ich bin gleich soweit.“, ich packte noch kurz mein Portemonnaie in meine Handtasche um, welche ich mir umhängte und wollte mit Natsu und Happy ins nächste Restaurant, damit sie ihre Bäuche endlich zum Schweigen bringen konnten. Zumindest für einige Stunden. Doch tauchte in dem Moment Loki in einer Rauchwolke direkt vor mir auf. „Loki?!“, sagten wir wie verwundert aus einem Mund. Da er sich als einziger Stellargeist ohne meinen Ruf in unserer Welt materialisieren konnte, hatte er die Eigenheit entwickelt, ohne Anmeldung direkt vor mir zu erscheinen und das meistens auch noch im unpassendsten Augenblick. So wie jetzt. „Was willst du hier?“, fragte ich ihn neugierig, während Natsu und Happy ihn überschwänglich begrüssten. Immerhin war er mal offiziell ein Mitglied der Gilde gewesen, bevor er wieder zum Stellargeist geworden war. „Ich würde gerne mit dir Essen gehen.“ „Vergiss es!“, wie er die Worte ausgesprochen hatte, zückte ich den Vertragsschlüssel und schloss das Tor. Erschüttert blickten mich Natsu und der Exceed an. „War das nicht ein wenig heftig?“ „Das war gemein, Lucy!“ „Hört mal. Ich bin schon genug kaputt, da muss ich nicht noch einen Stellargeist haben, welcher um mich herumtänzelt.“ Auch wenn ich neugierig war, weshalb er aufgetaucht war. Doch war ich momentan zu hungrig um richtig nachzudenken, weshalb ich beschloss nach dem Abendessen nochmal mit Loki zu sprechen.   Zwei Stunden später kehrte ich schliesslich mit Natsu und Happy ins Hotel zurück, welche sich im Lokal die Strasse runter wortwörtlich die Bäuche vollgehauen hatten. Insbesondere der Feuermagier verdrückte Essen am Meter. So viel Kraft wie er als Drachentöter verbrauchte, war das auch nicht verwunderlich. Während Natsu und Happy noch ein wenig herumblödelten, wollte ich noch ein wenig recherchieren. Doch kam mir auch Loki wieder in den Sinn. „Sag mal, was wollte Loki eigentlich vorher von dir?“, fiel auch Natsu der Besuch des Stellargeistes wieder ein. „Das würde ich auch gerne wissen.“, stimmte Happy ein. Ich kramte den entsprechenden Schlüssel hervor und rief den Geist des Löwen herbei, welcher vor uns erschien. „Also, Loki, mach es kurz.“, ich gab ihm keine Gelegenheit überhaupt mit mir zu flirten. „Ich bin hier, um dir einen Brief von Prinzessin Hisui zu übergeben.“ Erstaunt blickte ich den Stellargeist an. „Prinzessin Hisui?“, kam es von Happy und Natsu erstaunt wie aus einem Mund. Damit hatte keiner von uns gerechnet. Gespannt öffnete ich den Umschlag. „Einladung zum königlichen Verlobungsball.“, las ich laut die Überschrift des Briefes vor. „Verlobungsball?“, mit skeptischem Blick schaute Natsu mir über die Schulter und las den Brief leise mit. „Alle nicht vergebenen Töchter und Söhne der höheren Kreise sind herzlich zu diesem Ball eingeladen, welcher an drei Abenden im Königsschloss aufeinander ab dem nächsten Freitag stattfinden wird.“ „Höhere Kreise? Bist du da nicht ausgestiegen?“, mit hochgezogener Augenbraue betrachtete mich Natsu. „Ja. Schon vor längerem und mein Vater ist ja auch noch vor seinem Tod ausgestiegen. Er war arm wie eine Kirchenmaus als ich ihn das letzte Mal getroffen habe.“ „Wieso ist Lucy denn da eingeladen, wenn sie nicht mehr in diesen Kreisen verkehrt?“, Happy, welcher sich auf dem Sofa breit gemacht hatte, äusserte ebenso seine Gedanken. Mein fragender Blick fiel auf Loki, welcher Ahnungslos die Schultern hob. Auch meine Teamkameraden waren ratlos, ehe mein Augenmerkmal auf einen Satz fiel, welcher von Hisui per Hand geschrieben wurde. „Als Wiedergutmachung für damals.“, las ich den Satz laut vor, worauf wir uns ratlos anblickten. Was meinte sie denn damit? „Weisst du schon, ob du hingehst?“, blickten mich Natsu und Loki fragend an. Ich wollte hingehen um einerseits Informationen über den Lacrima zu erhalten, aber andererseits auch weil ich wissen wollte, aus welchem Grund genau Hisui mich eingeladen hatte. Das machte für mich einfach alles keinen Sinn. „Ich weiss es noch nicht. Ich würde jetzt liebend gerne schlafen gehen.“, gab ich von mir, ehe ich Lokis Tor schloss. Erschöpft liess ich mich auf das Doppelbett fallen. Natsus besorgter Blick lag auf mir. „Ist alles in Ordnung, Luce?“ „Ich bin einfach nur kaputt und ich weiss nicht so richtig, was ich von dieser Einladung halten soll.“ „Du hast ja noch zwei Tage Zeit um dich zu entscheiden.“, versuchte er mich aufzumuntern, was ich mit einem Nicken beantwortete, ehe ich meinen Zopf löste, so dass meine Haare wie ein Wasserfall meinen Rücken hinunter fielen. Ich konnte eindeutig Natsus Blick auf mir fühlen. Dummerweise hatte sich im Verlauf des Tages eine Haarsträhne mit dem Knopf im Nacken meines Oberteils verfangen. Das war nicht nur unangenehm, sondern auch verdammt schmerzhaft und sehr ärgerlich. Das passierte mir doch ansonsten nicht. „Kannst du mir bitte mal helfen? Meine Haare haben sich wohl irgendwie verfangen.“, keine Sekunde später fühlte ich, wie Natsu  sanft meine blonden Strähnen entwirrte, welche sich verheddert hatten. Ich staunte, wie sanft der Drachentöter dabei vorging. Das gab man ihm doch sonst nicht. Er war eben doch nicht nur ein ungehobelter Kerl, welcher andauernd eine Prügelei anzettelte oder eine halbe Stadt zerstörte. Er hatte mich immer beschützt, war immer um mich besorgt. Andauernd waren wir zusammen unterwegs, egal ob auf Missionen oder sonst. Mit den Jahren waren wir nicht nur zu Kameraden oder Freunden geworden, sondern zu besten Freunden.  Doch das zählte für mich nicht. Für mich würde er immer mehr sein, ganz egal was er für mich empfand. „Worüber denkst du nach?“, ich bemerkte Natsus abwesenheit sofort. „Ich finde es nicht schlau, wenn du auf den Ball gehst.“ „Ich weiss noch gar nicht, ob ich überhaupt gehen will. Wenn, dann nur, um Informationen zu dem Lacrima zu sammeln.“ „Ich sag es nur ungern, aber mir wäre es lieber, wenn du nicht gehst.“, flüsterte der Drachentöter direkt an meinem Rücken, was meine Nackenhaare aufstehen liess. Er legte seinen Kopf auf meine Schultern und schlang seine Arme um meine Taille. Ich lehnte mich an ihn und konnte ihm direkt in die Augen sehen.   „Danke, dass du dir Sorgen machst. Aber ich entscheide das immer noch selber.“, löste ich mich schliesslich von ihm und begab mich ins Badezimmer um mich Bettfertig zu machen. Happy war bereits auf der Couch eingeschlafen. Am Abend darauf hatte ich mich definitiv dazu entschieden dem Ball beizuwohnen um an Informationen zu unserer Mission zu kommen. Ich musste jede Gelegenheit ergreifen, die sich mir ergab. Während Natsu und Happy noch in der Stadt waren und einige Einkäufe tätigten, die ich ihnen in Auftrag gegeben hatte, hatte sich Loki zu mir begeben und ich hatte Virgo herbei gerufen um zu sehen, ob sie eventuell das eine oder andere Kleid hatte, das sich für einen Ball eigenen würde. Gerade als ich das letzte anprobierte und mich festlich im Kreis drehte, meine Haare waren zu einem einfachen Dutt frisiert, kehrten meine Teamkameraden zurück. Der Drachentöter und der Exceed waren geschockt als sie die beiden Stellargeister bei mir und mich in einem wundervollen Kleid erblickten. „Habt ihr alles bekommen?“ „Ja, aber…was soll das hier?“, fand Natsu seine Sprache wieder, als Happy bereits freudig in das Zimmer hineingeschwebt war. „Gehst du zu dem Ball?“, der Feuermagier war ab meiner Entscheidung nicht besonders begeistert. So entgeistert hatte ich ihn noch selten gesehen. „Warum nicht? Wir brauchen so viele Informationen wie nur möglich zu dem Lacrima. Der Ball ist der beste Ort um einige Daten zusammen zu bekommen.“ „Du siehst wundervoll aus, Lucy. Wie geschaffen für einen Ball.“, gab der Stellargeist anerkennend von sich. Was die Laune von Natsu nun endgültig in den Keller sinken liess. Wortlos verliess er das Hotelzimmer, wobei er die Türe laut hinter sich zuknallte.   -   Da hatte ich mir ja was eingebrockt. Vielleicht hatte Natsu doch Recht damit gehabt, dass dieser Ball keine gute Idee war. Besonders der unzufriedene Blick des Drachentöters kam mir wieder in den Sinn, als ich an die Anprobe mit Loki und Virgo vom Vortag zurück dachte. Trotzdem hatte ich meinen Willen durchgesetzt. Immerhin war es unsere Mission dieses Lacrima zu finden. Deswegen stand ich nun hier auf dem Balkon von Crocus Palast, lehnte an das Geländer und liess meinen Blick über die Lichter der Stadt schweifen. Ein Seufzer glitt über meine Lippen. Warum hatte ich denn nur so stur sein müssen? „Fräulein?“, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Erstaunt drehte ich mich um. Ein junger Mann in einem dunkelblauen Smoking, unter dem ein weisses Hemd hervorblitzte, stand hinter mir. „Mir scheint, sie sind hier draussen ein wenig einsam.“, begann er das Gespräch. Er war in meinem Alter. Doch aufgrund der weissen Maske mit den goldenen Schnörkeln, welche seine Augenpartie zierte, konnte ich sein Gesicht nicht wirklich erkennen. Nur seine Haarfarbe fiel mir sofort ins Auge: sie waren Rosa. Wie Merkwürdig. „Mir war es ein wenig zu voll.“, gab ich Notgedrungen von mir. Obwohl ich die Feste in der Gilde liebte, fühlte ich mich im Augenblick hier draussen einfach wohler. Wohl auch, weil ich es nicht mehr gewohnt war, mich in der gehobenen Gesellschaft aufzuhalten. Ich fühlte mich hier einfach fehl am Platz. Einst war ich Teil dieser Welt gewesen, war in sie hineingeboren worden. Eine Welt voller Glanz, Geld und Eitelkeit. Niemals hatte ich ein Teil davon sein wollen und doch hatte ich mich wieder in diese Welt begeben, wegen dem Lacrima. So verhielt ich mich, wie ich es von meinem Vater gelernt hatte. „Darf ich fragen, was euch nach draussen führt? Ihr seht mir nicht gerade wie jemand aus, der nach etwas spezifischem Ausschau hält?“, versuchte ich ihn auszuhorchen. Vielleicht ergab sich ja doch noch etwas Interessantes. Immerhin handelte es sich hier um einen Verlobungsball für höhere Töchter und Söhne, bei dem sogar Prinzessin Hisui mit dabei war. Um es genau zu nehmen, war sie sogar die Organisatorin. „Nun, da liegt ihr gar nicht so falsch.“, gab er peinlich berührt von sich. „Ich hatte gehofft, eine alte Freundin anzutreffen. Aber“, „Sie ist bisher nicht aufgetaucht?“, führte ich seinen Satz unwissend zu Ende. Der junge Mann nickte. Die Enttäuschung in seinem Gesicht war deutlich abzulesen. Manchmal war ich wohl genauso vorlaut wie Happy. „Oh, tut mir leid.“, entschuldigte ich mich sofort. „Nein, schon ok. Es ist sicherlich schade, dass ich sie nicht treffen kann, dafür habe ich aber euch erblickt.“ Er räusperte sich kurz. „Ihr seid doch Lucy Heartfilia, oder irre ich?“, ich nickte. In den gehobenen Kreisen war meine Familie nicht gerade unbekannt. Immerhin hatte mein Vater einst ein riesiges Imperium aufgebaut. Auch wenn er jenes mir zuliebe schon vor Jahren aufgegeben hatte, so war es doch der Name Heartfilia, welcher den Leuten bestens in Erinnerung geblieben war. „Ich habe schon viel von euch gehört. Es ist mir eine Ehre, euch mal auf einem solchen Fest antreffen zu dürfen.“ Mein Ausbruch von Zuhause von vor über 8 Jahren hatte in der Fairy Tail Gilde für einiges an Aufregung gesorgt. Besonders wegen Phantom Lord, welche mich in Vaters Auftrag nach Hause bringen sollten. Seither hatte ich mich in den höheren Kreisen nicht mehr blicken lassen. Der junge Mann verbeugte sich kurz. Ich tat es ihm gleich. „Es ist mir eine Freude, hier sein zu dürfen.“, erwiderte ich seine Worte. Auch wenn sie gelogen waren, so durfte ich nicht auffallen, wenn ich an weitere Informationen über das Lacrima herankommen wollte.   „Ihr seid zum ersten Mal auf einem solchen Fest.“, stellte er überflüssigerweise fest. Erneut nickte ich. Nachdem mein Vater das Imperium aufgegeben hatte, war er von den höheren Kreisen ausgeschlossen worden und auch ich hatte keine Kontakte mehr zu diesen Personen gehabt.  Auf diesem Ball war ich nur, weil Hisui mir eine Einladung hatte zukommen lassen. „Als Wiedergutmachung von damals“ hatte sie in Handschrift darunter gesetzt. Was sie damit meinte verstand ich allerdings noch nicht so wirklich. Eine angenehme Stille kehrte zwischen uns ein. Entspannt lauschte ich dem Zirpen der letzten Grillen des Jahres. Im Hintergrund nahm ich das Streichorchester aus dem Ballsaal wahr. Der junge Mann rührte sich nicht. Er hatte die Augen geschlossen und schien den Klängen der Musik zu lauschen. Wie das Orchester ein neues Stück anspielte öffnete er die Augen und wandte sich mir zu. Ein sympathisches Lächeln hatte sich auf seine Lippen gelegt. „Darf ich euch um einen Tanz bitten?“, fragte er unverblümt, wobei er sich leicht verbeugte und mir eine Hand entgegen hielt.  Ein sanfter Rotschimmer zog sich über meine Wangen. Eine solche Aufforderung hatte ich bisher noch nicht erhalten. Schon beinahe schüchtern stimmte ich seinem Vorschlag mit einem Nicken zu. Ich reichte ihm meine Hand, worauf er mich in Richtung Ballsaal zog.   -   Als ich am Abend in das Hotel zurückkehrte, was es im Zimmer stockfinster. Seltsam. Normalerweise waren Natsu und Happy doch kaum zum Schlafen zu kriegen. Ich wusste, wie sehr es die beiden liebten Dinge kaputt zu machen oder mich zu ärgern. Oder sie wollten mir einen Streich spielen. So lange wie ich die beiden kannte, wusste ich leider zu genau, zu was sie fähig waren…oder zu was eben nicht. Ich konnte von Glück sprechen, dass ich für einen solchen Fall bei der Rezeption um einen Zweitschlüssel gebeten hatte als ich das Hotel im Verlaufe des späteren Nachmittags verlassen hatte. Leise schloss ich die Holztür auf. Das Schloss gab ein leichtes Knacken von sich. Hoffentlich hatte Natsu das nicht gehört. Vorsichtig, die Schuhe, welche ich in meinen Armen trug, hatte ich bereits bei Betreten des Hauses ausgezogen, schlich ich mich in das Zimmer. Ebenso leise begab ich mich, nicht ohne vorher meinen Schlafanzug zu holen, in das Bad. Müde lehnte ich mich gegen weiss gestrichene Türe. Natsu und Happy schienen tatsächlich schon zu schlafen. Obwohl ich ja eher Zweiteres vermutete. Ich wusste, wie sehr es die beiden liebten mich auf die Palme zu bringen. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass sich meine Freunde einen Plan ausgeheckt hatten um mir einen gehörigen Schrecken einzujagen. Zuzutrauen war es ihnen ja.   Wie ich mich bettfertig gemacht hatte, das Kleid hängte ich zum auslüften noch kurz auf den Balkon, legte ich mich hin und deckte mich zu. Im fahlen Licht der Öllampe betrachtete ich unwissend Natsus Gesicht. Er war so friedlich wenn er schlief. Aber wenn er wach war, dann war er seit seiner Trainingsreise imstande, einen Gegner wie Bluenote Stinger oder eine Stadt mit nur einer Attacke in auszuschalten. Das erinnerte mich automatisch an seinen Kampf mit Zeref. Sanft fuhr ich mit meinen Fingerspitzen über die Narbe, welche von seiner rechten Wange schräg zum Hals hinunter verlief. Diese Narbe hatte er sich bei dem damaligen Kampf gegen den schwarzen Magier geholt. Ich weiss noch genau wie verheult Happy damals mit dem bewusstlosen Natsu vor meinen Augen erschienen war. Sie hatten mir einen verdammten Schrecken eingejagt. Zu Beginn hatte ich gedacht, dass Natsu nie mehr aufwachen würde. Ich dachte, ich hätte ihn verloren.  Doch dank Porlyusca und Brandish konnte er gerettet werden. Aber diese Narbe war geblieben. Ebenso wie die Narbe von dem Kampf mit Rogue vor etwas mehr als einem Jahr um mich oder besser mein damaliges zukünftiges Ich. Eine ziemlich verwirrende Geschichte. Seit wir in Tuly Village übernachtet hatten zog Natsu es vor, neben mir zu schlafen. Ich gab es nur ungern zu, aber auch ich fühlte mich wohler, wenn ich ihn neben mir wusste. Es gefiel mir sogar. Ein Lächeln wanderte über meine Lippen, während ich Natsu im Schlaf beobachtete. Seine Augenlider flatterten leicht, seine Lippen bewegten sich zu einem Lächeln. Von was er wohl gerade träumte? „Lu…cy“, flüstere der Drachentöter leise. Ungläubig blickte ich ihn an.  Hatte er soeben meinen Namen geflüstert? Ja, hatte er, stellte ich lächelnd fest.  „Schlaf gut, Natsu.“, flüsterte ich dem jungen Mann ins Ohr und küsste ihn auf die Wange, bevor ich die Öllampe auspustete und mich ebenfalls ins Land der Träume begab. Kapitel 6: Erkenntnis --------------------- Am nächsten Tag beschlossen wir, aufgrund des eher mittelmässigen Wetters und meines festgesetzten Abendtermins, das Ryuzetsu-Land zu besuchen und die Mission ein wenig ruhen zu lassen. Ich legte gerade eines meiner Lesebücher, welche ich mitgenommen hatte, zur Seite und streckte mich. Dabei beobachtete ich wie Natsu und Happy im Pool miteinander herumalberten. Auch wir Magier benötigten unsere Pausen. Ich war gerade dabei zu überlegen ob ich bei den beiden Mitmischen oder eine Runde Schlafen sollte. Einfachheitshalber entschied ich mich für Ersteres, als sich zwei schmierige Typen auf meine Liege zubewegten. „Hey, Süsse!“, grinsten sie mich an. Glaubten sie wirklich, dass sie mich so rumkriegen würden? Anscheinend schon. Nein Danke. Ignorierend erhob ich mich und beachtete die Schleimbeutel nicht weiter. „Was ist denn? Hast du keine Lust uns ein wenig Gesellschaft zu leisten?“, sie meinten es tatsächlich ernst. „Nein Danke. Ich bin mit meinen Freunden hier.“, wehrte ich mich. Doch brachte mir das nichts, denn einer von ihnen hatte mich schon am Handgelenk gepackt. „Wir sehen die aber nirgends. Willst wirklich nicht mitkommen?“, flirtete der Braunhaarige schamlos weiter. „Nein, ich will nicht!“, riss ich mich los. „Hey, du bleibst hier!“, brüllte der andere los. „Habt ihr der Lady nicht zugehört?!“, Natsu hatte sich die Hand von dem geschnappt, welcher mich gerade wieder festhalten wollte. „Was geht dich das an?!“, bluffte der andere den Drachentöter an und wollte ihm eine Kopfnuss verpassen, die Natsu mühelos parierte. Happy war inzwischen zu mir geflogen und hatte vor meinen Füssen beschützend zur Landung angesetzt. „Sie ist zufälligerweise mit mir hier! Ich schlage vor ihr verzieht euch, oder ich röste euch so lange bis euer Fleisch schmeckt wie das von einem frisch gegrillten Huhn!“, drohte Natsu den beiden breit grinsend. Seine Gegner liessen ein ebenso breites Grinsen sehen. Sie hielten die Drohung für einen schlechten Scherz. Happy und ich nickten uns zu. Ich wusste, dass Natsu nicht gerade sehr wortgewandt war, weswegen er dringendst Schützenhilfe von Happy und mir brauchte. Ansonsten würde das hier schnellstens in eine sehr unschöne Prügelei ausarten, mitsamt Feuer und Flammen und der Wasserpark wäre dem Untergang geweiht. „Wenn ich euch wäre würde ich seine Warnung berücksichtigen und von hier verschwinden.“ „AYE. Natsus Flammen haben schon einiges niedergebrannt.“, bekräftigte der blaue Exceed meine Worte. „Da waren meine Kleider, einige unserer Feinde, halbe Städte…gab es da noch etwas, Happy?“ „Allerdings. Das Stadion von den grossen Magischen Spielen. Das ist vor ein paar Monaten so richtig schön vor sich hingeschmolzen. Wie flüssiger Käse.“, grinste der Kater hinter seinen weissen Pfoten. Mit jedem hinzugefügten Detail was der Drachentöter schon alles in hatte Flammen aufgehen lassen, wurden die Augen meiner Verfolger grösser und grösser. Gebannt starrten die beiden auf den Drachentöter, welcher nicht gerade milde gestimmt war. Natsu schenkte mir einen wissenden Blick, worauf ein süffisantes Grinsen seine Lippen zierte. Ich nickte kurz, wusste ich doch genau was er vorhatte. Wir verstanden uns auch ohne Worte. Besonders wenn es darum ging im Team zu kämpfen. Schon einige Leute hatten sich an uns, Happy natürlich mitgezählt, die Zähne ausgebissen. Der Rosahaarige liess einen Feuerball in seiner rechten Hand erscheinen, welche er zu einer Faust ballte. „Du bist….der Salamander von Fairy Tail?!“, erschrocken realisierten sie langsam aber sicherlich, wen sie da vor sich hatten. „HILFE! Ein Monster!“, rannten die beiden keine Sekunde später davon, als ob sie dem Teufel höchstpersönlich begegnet wären. „Musstet ihr es gleich so übertreiben?“, schmollte der Drachentöter. Er wusste, dass er unheimlich stark war. Das musste er wirklich niemandem mehr unter Beweis stellen, weder der Gilde noch seinem Kameraden. Ausser einigen Gegnern, welche das einfach nicht kapieren wollten. Dank seiner Feuerkraft wurde er von vielen Leuten, welche ihn nicht kannten, als Monster bezeichnet. In der Gilde und unter den Magiern war er seit Jahren unter dem Namen Salamander bekannt. Den Spitznamen trug er nicht umsonst. Schliesslich gehörte er zu den 7 Drachentötern Fiores und beherrschte Feuermagie, da sollte man ihm und seiner Magie schon Respekt zollen. Obwohl ich ihm das mit der Drachentötermagie zu beginn, als wir uns kennen lernten, auch nicht wirklich glauben konnte. Als ich dann aber sah, was er damit alles bewerkstelligen konnte, war ich einfach nur überwältigt von seinen Fähigkeiten. „Ich finde nicht, dass wir es übertrieben haben. Nicht wahr, Lucy?“, Happy liess sich von dem Wasser tragen, während ich mich an den Rand des Beckens gesetzt hatte und meine Beine im kühlen Nass leicht hin und her bewegte. „Sehe ich auch so.“, ernüchtert begab sich Natsu zu uns und setzte sich neben mich. Sein fragender Blick streifte mich. Ich wusste genau was sein Blick bedeutete. Er wollte wissen, ob das wirklich ernst gemeint war. „Du hast mit deiner Magie schon einiges kaputt gemacht.“ „Aber ich habe das ganze doch auch abbezahlt.“, schmollte er weiter. Ich seufzte. Irgendwie musste ich ihm das auf einem anderen Weg verklickern. „Und das Stadion?“ „Hey, ich wurde freigesprochen. Das war ein Versehen. Ich wollte einfach mal wieder einen richtigen Kampf.“, wehrte er sich, immer noch schmollend. „Du wurdest nur Freigesprochen weil du im Vorjahr das Eclipse-Tor zerstört und damit die Drachen wieder zurück in ihre Zeitlinie gesendet hast.“, hielt ich ihm eine Standpauke. Sicherlich, ich war nicht Erza. Aber jemanden zurechtweisen konnte ich mindestens genauso gut wie die Rüstungsmagierin. Mal davon abgesehen, dass ich im Gegensatz zu ihr keine körperliche Gewalt benötigte. „Dir ist schon klar, dass es ziemlich viele Leute gibt, die dich aufgrund deiner magischen Fähigkeiten als Monster bezeichnen, oder?“, fuhr ich unbehelligt weiter. „Ich dachte, das wäre nur bei unseren Gegnern der Fall.“, gab er peinlich berührt zu. „Oder siehst du das auch so?“, skeptisch blickte er mich an. Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Wie kam er denn auf die Idee? „Ich? Wie kommst du darauf?“, ich schüttelte die Hände um ihn von seinem Verdacht abzulenken. Niemals würde ich davon ausgehen, dass er ein Monster war. Er war ein Magier, ein Drachentöter, aber niemals ein Monster. Er war ein Mensch, genauso wie ich. Wieso sollte also ich ihn als Monster bezeichnen? Oder hatte ich da unbewusst einen Schwachpunkt getroffen? „Ach, auch egal.“, wandte er sich leicht beleidigt ab. Oha. Dann war hinter dieser ganzen Monster-Sache doch mehr als ich vermutete. Mein Blick schweifte zu Happy, welcher einige runden in aller Ruhe auf dem Rücken schwamm. Der kam schon eine Weile alleine zurecht. Allerdings machte ich mir im Augenblick mehr Sorgen um Natsu als um dessen Freund. „Kann es sein, dass da mehr dahinter steckt als ich glaube?“, sprach ich ihn leise an, so dass Happy es nicht hörte. Natsu erstarrte. Ungläubig drehte er sich zu mir um. „Woher…?“ „Es ist nur so eine Vermutung. Du benimmst dich doch sonst nicht so merkwürdig. Früher haben dir solche Kommentare doch nichts ausgemacht.“, erklärte ich ihm meine Gedanken. Ein langsames Nicken von Natsus Seite folgte. „Ja. Du hast Recht. Es steckt mehr dahinter als mir lieb ist.“, flüsterte er. Ehe ich ihn fragen konnte, ob wir uns denn nicht darüber unterhalten wollten, war er aufgestanden und davon gelaufen. Traurig blickte ich ihm hinterher. „Natsu!“, Happy wollte ihm nachfliegen, doch stoppte ich den Exceed. „Happy! Nein. Ich glaube er braucht etwas Zeit für sich.“, was auch den Kater traurig werden liess. „Sag mal… weisst du etwas über die ganze Monster-Geschichte?“ „Aye…aber…“, der Kater kam ins Stottern. Hier war definitiv etwas faul. „Es ist besser, wenn Natsu dir das selbst erklärt, da es ihn am meisten betrifft.“, führte der Kater seinen Satz zu Ende. Am Abend begab ich mich wieder zu dem Ball. Von dem Feuermagier hatte ich bisher weder etwas gesehen noch gehört. Das war doch sonst nicht seine Art. Er meldete sich immer irgendwie. Auch wenn ich damals wegen der Sache mit dem Brief echt sauer auf ihn war. Aber jetzt hätte ich liebend gerne einen solchen Brief gehabt oder eine Notiz, damit ich wusste dass alles Ordnung war. Ein Seufzer gelangte über meine Lippen. Ich wusste genau, dass mich mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder der Gentleman vom vorhergehenden Abend erwarten würde. Doch freute ich mich nicht auf dieses Treffen. Viel zu sehr waren meine Gedanken bei Natsu, welcher sich wohl selbst irgendwie als Monster bezeichnete, weswegen auch immer. Erneut stand ich auf dem Balkon wie auch schon am Abend zuvor und hing meinen Gedanken nach. Ich überlegte bereits, ob ich ins Hotel zurückgehen sollte. Denn die Stimmung war genau so mies wie am Vorabend, bevor besagter Gentleman aufgetaucht war und von diesem war heute auch keine Spur zu sehen. „Lucy-san? Hättest du einen Moment?“, es war Hisui, welche sich zu mir begeben hatte. „Prinzessin.“, erstaunt drehte ich mich um. „Eigentlich hatte ich bereits gestern mit dir sprechen wollen, aber du warst ja beschäftigt“, meinte die Grünhaarige augenzwinkernd. Damit meinte sie sicher den jungen Mann von gestern Abend. „Kein Problem.“ „Ist er denn heute nicht mitgekommen?“, verwundert blickte sie sich um. Ich schüttelte den Kopf und verneinte. „Ich habe ihn zufälligerweise hier auf dem Ball getroffen. Aber es scheint, als bleibe er heute fern.“, ich liess meinen Blick über die Stadt schweifen. Die Tatsache, dass von beiden Männern jede Spur fehlte, machte mich skeptisch. Hatte er doch gestern davon gesprochen, dass er sich freuen würde wenn wir uns heute wieder treffen würden. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, das Natsu und dieser Typ irgendwie unter einer Decke steckten. Irgendetwas stimmte hier doch nicht. „Zufälligerweise? Ich dachte, das wäre dein Begleiter.“, lächelte sie mich an, worauf ich zuerst aufgrund der Erkenntnis Kreidebleich wurde um keine Sekunde später einen roten Schimmer auf meinen Wangen zu spüren. „Begleiter?“ „Jeder der eingeladen ist, darf eine Begleitung mitbringen. Das stand doch in der Einladung.“ Oh weh. Da hatte ich doch tatsächlich etwas überlesen oder nicht gelesen. Hätte ich die Einladung doch nicht einfach nur überflogen. „Er ist gestern Abend ziemlich zielstrebig auf dich zugelaufen, als ob er dich schon seit einer geraumen Weile kennen würde.“, sie stoppte ihre Erzählung für einen kurzen Moment und wurde Nachdenklich. Dabei liess sie ihren Blick in den Himmel wandern. „Ich hatte das Gefühl, dass er eine gewisse Ähnlichkeit mit Natsu-san aufweist.“, gab sie nach einigen Minuten des Grübelns von sich. Wusste ich es doch. Wenn ich diesen Drachentöter in die Hände bekam, würde er sein blaues Wunder erleben! Einen auf Eifersüchtig machen und sich auf den Ball Schleichen um sicher zu stellen, dass mir kein Typ zu nahe kam. Das war doch einfach unfassbar. „Sag mal, wie meintest du das mit diesem Satz auf der Einladung?“ „Ach das. Naja. Wenn ich diesem Rogue nicht geglaubt hätte, dann hätten die Drachen niemals hierher gefunden. Das Tor wäre nicht geöffnet und die Stadt nicht halb zerstört worden. Mir tut es immer noch leid, dass ich euch und allen voran dich in diese Geschichte hineingezogen habe. Deswegen habe ich meine Stellargeister ein wenig gebeten mit deinen zusammen zu arbeiten. So konnte ich erfahren, dass du diese Tage in Crocus weilst und dir die Einladung zukommen lassen.“ Für einen Moment war es still. „Ich wollte mich nochmals herzlichst bei dir entschuldigen.“ „Das ist doch kein Problem. Du kannst doch nichts dafür. Niemand konnte wissen, dass Rogue sich zum Drachenmeister berufen fühlte. Oder besser jener aus dieser schwarzen Zukunft. Im Endeffekt ist er auch dafür verantwortlich, dass mein anderes Ich damals hierher gereist ist um uns zu warnen. Um mit uns gegen diese Zukunft zu kämpfen.“ „Weisst du, was aus ihr geworden ist?“, Hisui hatte noch ganz am Rande mitbekommen, dass mein Ich aus der anderen Zeit oder besser anderen Dimension von Rogue getötet worden war. „Sie hat ihren Frieden gefunden.“, lächelte ich. Ein verwirrter Blick der Prinzessin folgte. „Ich habe damals, als das Tor zerstört war, einfach so ein Gefühl gehabt, dass sie Glücklich ist. Sicher, sie hat es mir nicht direkt gesagt. Aber ich bin mir sicher, da sie ja auf eine Art und Weise auch ich ist.“, Hisui nickte lächelnd. „Entschuldigt, wenn ich mich in euer Gespräch einmische.“, ich erstarrte. Diese Stimme: das war der junge Mann von gestern Abend. Hisui und ich drehten uns um und erblickten meinen Begleiter vom Vorabend. Er trug die gleichen Kleider wie am Tag zuvor, wiederum verdeckte die weisse Maske einen Teil seines Antlitzes. „Wenn man vom Teufel spricht.“, witzelte die Prinzessin hinter hervorgehaltener Hand mit einem spitzbübischen Lächeln. „Wenn ihr mich entschuldigen würdet.“, verabschiedet ich mich mit einer Verbeugung von der Prinzessin und begab mich zu dem jungen Mann. Jener schien schon ungeduldig auf mich zu warten. „Ist bei euch alles in Ordnung? Ihr wirkt so vertraut mit der Prinzessin. Kennt ihr sie?“, also wenn das wirklich Natsu sein sollte, dann musste er entweder gerade verdammt gut schauspielern oder er war wirklich nicht Natsu. Obwohl ich das ja eher weniger glaubte. Zuzutrauen wäre es ihm ja, mal von den guten Manieren und Sitten die er hier an den Tag legte abgesehen. „Wir sind alte Bekannte.“, erklärte ich notgedrungen. Der Begriff alte Freunde wäre wohl ziemlich merkwürdig rübergekommen. „Wie kommt es, dass ihr so spät seid?“, stellte ich im Gegenzug die nächste Frage. Wartete ich doch schon geschlagene zwei Stunden. Bei Natsu wusste ich, dass er nie ohne Grund zu spät kam. „Ich wurde aufgehalten.“, erklärte er kurz angebunden. Verwundert blickte ich ihn an. Am Vorabend war er mir anders vorgekommen. Viel Edelmütiger. Er schien wütend und mit etwas nicht zufrieden zu sein. „Möchtet ihr darüber sprechen?“, fragte ich ihn nach einer Weile, als wir mitten auf der Tanzfläche standen und ein neues Lied angespielt wurde. „Nicht wirklich.“, wandte er sich ab. Ich musste Hisui Recht geben. Am Vorabend war er mir wirklich bekannt, nein, sogar vertraut erschienen. Meine innere Stimme sagte mir, dass ich ihn kannte. Doch schien er sich abschotten zu wollen. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, weshalb er verspätet beim Ball angekommen war. „Seid ihr euch sicher?“, hakte ich nochmals nach. „Wisst ihr, manchmal ist es besser über seine Probleme zu sprechen als das Ganze in sich hineinzufressen. Für mich ist das zumindest so.“, erklärte ich ihm, als ich mich an einige hilfreiche Gespräche in der Gilde erinnerte. Aber auch daran, dass einige der Diskussionen zwischen den Männern hin und wieder zu Prügeleien ausgeartet warten. Oder fast immer. Doch dies brauchte mein Begleiter nicht zu wissen. Wenn er es denn nicht schon wusste. Kurz nickte der Rosahaarige, ehe er mich aus dem Ballsaal auf den Balkon führte, auf welchem wir uns am vorherigen Tag getroffen hatten. Er geleitete mich Hand in Hand an das aus Marmor bestehende Geländer, wo er mich schliesslich losliess. Ratlos blickte er auf Stadt herab, welche im Licht der Laternen funkelte. „Ich spreche nur ungern darüber. Von meinen Freunden weiss nur einer davon.“, begann er zu erzählen. Aufmerksam hörte ich ihm zu. „Es ist so, dass ich es Öfteren als etwas bezeichnet werde, das ich nicht bin. Früher hat mir das nichts ausgemacht. Aber seit ich von meinem Bruder die Wahrheit erfahren habe, scheint nichts mehr zu sein wie vorher.“, erklärte er die Situation. „Wart ihr deswegen später dran?“, er nickte leicht auf meine Frage. „Ich nehme an, euer Bruder hat euch bisher nichts davon verraten, weil er euch nicht verunsichern wollte.“ „Schön wär’s. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht dass ich einen Bruder habe.“, ein spöttisches Lachen drang aus seiner Kehle. Damit hatte ich nicht gerechnet. Das waren ja unschöne Familienverhältnisse. „Tut mir leid. Das wusste ich nicht.“ „Es muss euch nicht leidtun. Ihr wolltet mir nur helfen. Ich bin euch dankbar dafür, dass ich mich jemanden anvertrauen konnte. Aber ich fürchte, dass mir in dieser Situation niemand helfen kann.“, wandte er sich ab. Sein Blick schweifte ab und blieb an dem Himmel haften, wo sich die ersten Sterne zeigten. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie erinnerte er mich an Natsu. So schmerzhaft und getroffen hatte ich ihn noch nie erlebt und ich glaubte, in den Augen des jungen Mannes genau den gleichen Schmerz zu sehen wie in denen meines besten Freundes. Der Mann schenkte mir einen fragenden Blick. Anscheinend hatte er mein sorgenvolles Gesicht bemerkt. „Ich hätte euch wohl besser nicht davon erzählt.“, zog er die Konsequenz von unserem Gespräch. „Nein. Das ist es nicht. Ich hatte euch gebeten mir etwas zu erzählen und das habt ihr getan. Es ist nur so, dass ihr mich an einen guten Freund erinnert habt.“ Skeptik mischte sich in seinen Ausdruck. „Ein guter Freund?“ „Naja, er scheint da ein ähnliches Problem zu haben wie Sie. Da haben sie mich automatisch an ihn erinnert.“, schilderte ich ihm, womit meine Gedanken automatisch zu Natsu wanderten. Beim Verlassen des Hotels hatte ich Happy alleine zurückgelassen, in der Hoffnung, dass Natsu früher oder später zurückkehrte, sobald er sich beruhigt hatte. Sicherlich war er in der Zwischenzeit wieder ins Hotel gegangen. Aber was, wenn er das nicht getan hatte? Natsu war niemand, der ein Problem in sich hinein frass sondern aktiv anging und ausdiskutierte. Oder sich aufgrund dessen in eine Prügelei verwickeln liess, er regelte ja am liebsten alles mit Gewalt. Ich wusste von keinem Fall oder keiner Mission, welche nicht in einem totalen Durcheinander geendet hatte. Ein Seufzen kam über meine Lippen. Was war ich bloss für eine Freundin? Ich war auf einem Ball um an Informationen über unseren Auftrag zu kommen und Natsu? Der lag wahrscheinlich Mutterseelenalleine, mal von Happy abgesehen, im Hotelzimmer und grübelte. Natsu und grübeln? Nein, das passte nicht. Ich musste zurück ins Hotel und nachschauen, ob alles in Ordnung war. Wir waren in der gleichen Gilde, Kameraden, Freunde. Beste Freunde. Mit einem Schlag wurde mir bewusst, dass mir der Feuermagier viel mehr bedeutete als ich bisher glauben wollte. Er war mehr als nur ein guter Freund, viel mehr. Das wurde mir gerade schmerzhaft bewusst. Ich konnte ihn nicht alleine lassen. Nein, durfte ihn nicht alleine lassen. Selbst wenn er von anderen Menschen oder unseren Gegnern als Monster bezeichnet wurde, für mich würde er immer nur Natsu Dragneel sein. Ein durchgeknallter Magier, ein Drachentöter, ein Kamerad, mein bester Freund und der Mann, in den ich mich über die Jahre hinweg verliebt hatte. Eine Träne rann ab meiner Erkenntnis meine Wange hinab. Mein Gesprächspartner erkannte dies sofort und wischte sie mir sanft weg. „Ist alles in Ordnung? Habe ich einen Fehler gemacht? Beschäftigt euch etwas?“ „Nein. Aber, ich habe gerade etwas begriffen, was mir bisher nicht klar war.“, murmelte ich während ich in meiner Handtasche nach einem Taschentuch herumwühlte und versuchte meine Gedanken ein wenig zu sortieren, was mir aber nicht gelingen wollte. „Tut mir leid.“, sagte ich zu meinem Begleiter, welcher mir ein Taschentuch entgegenhielt. „Aber ich muss gehen.“, verabschiedete ich mich, ehe ich Hals über Kopf aus dem Palast stürmte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)