World's End von Puraido ================================================================================ Letzte Vorbereitungen + Bonuskapitel #2 – Der neue Mutant --------------------------------------------------------- Seufzend verließ Nami den Speisesaal, es waren definitiv zu viele seltsame Leute hier. Sie lief die Treppe nach unten, wo sie auf Dexter traf. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er den Raum ebenfalls verlassen hatte. „Hey, Dexter“, rief sie. Ein wenig überrascht drehte sich der Supermutant um. Wie sie in seinem Blick sehen konnte, erkannte er sie nicht. „Öhm, du bist eine von diesen Piraten, richtig?“, murmelte er. – „Genau, ich bin Nami“, stellte sie sich ihm erneut vor. „Sag Mal, stimmt es, dass du alles vergessen hast?“, fragte sie zögerlich. „Keine Ahnung“, er zuckte mit den Schultern. „Mir kommt es nicht so vor, als hätte ich etwas vergessen. Dieser Dai meinte zwar, ich sei vorher ein Mensch gewesen, aber das kann ich mir schon gar nicht mehr vorstellen“, meinte er. „Wenn ich allerdings tatsächlich ein Mensch war, weiß ich es nicht mehr“, leise seufzte er. „Hm, vielleicht ist das so eine Art … Wiedergeburt? Kann man das so sagen?“, Nami runzelte die Stirn. – „Kann schon sein, ich weiß nicht. Jedenfalls ist es komisch unter all diesen Leuten zu sein. Die meisten kenne ich schließlich nur von Fotos“, er runzelte die Stirn. „Das ist irgendwie schlimm … ich meine, dass man sein menschliches Leben vergisst“, überlegte Nami mehr für sich. – „Ich vermisse es nicht. Wieso sollte ich auch? Immerhin kann ich mich ja anscheinend nicht daran erinnern. Ich konnte nicht mal glauben, dass der Mann mit den vielen Narben im Gesicht mal mein Vater gewesen sein soll … Er ist so winzig“, Dexter legte sich den Zeigefinger ans Kinn. Während sie sich unterhielten, streiften sie ein wenig durch Underworld City. „Wie sieht es jetzt eigentlich mit deiner Frau und deinen Kindern aus. Was wirst du nach der Mission tun?“, hakte Nami nach. – „Weiß nicht. Wie ich schon sagte, Carol kenne ich nur von den Fotos, auch die Kinder kommen mir keine Spur bekannt vor. Vielleicht sollte ich nach der Mission tatsächlich weggehen“, überlegte er. „Wobei, ich weiß nicht mal genau, warum ich die Mission überhaupt mitmachen soll“, schwer stieß er die Luft aus. „Na ja, es geht doch immerhin um die Heilung des Landes … Das müsste dich doch selbst als Supermutant interessieren“, setzte die Navigatorin an. – „Kann schon sein. Meine Lebensspanne hat sich jetzt wohl verlängert. Wer weiß, vielleicht bekomme ich die Regeneration dieses Landes, sollte sie überhaupt stattfinden, noch mit. Aber sag mal, wenn ihr nicht von hier seid, warum geht ihr eigentlich mit?“ „Weil wir uns in Oasis Material für unser kaputtes Schiff versprechen“, erzählte Nami kurz. „Offen gestanden habe ich Angst vor der Mission. Ich habe, während des vergangenen Monats viel über das Ödland mitbekommen. Ich möchte es nicht durchqueren, vor allem nicht, wenn die Menschen, die dort leben tatsächlich so schlimm sind …“, sie erschauderte. „Und ich möchte erst recht keinen töten.“ „Du bist in meiner Truppe, oder? Keine Sorge, ich werde diese Raider schon töten, bevor du es tun musst“, versprach Dexter ihr. – „Es ist irgendwie erschreckend, wie leichtfertig hier alle über das Töten von Menschen … oder meinetwegen auch Mutanten reden.“ Dexter hob die Schultern an. „Na ja, Levi erzählte mir, wie die Raider so sind. Wenn es stimmt, ist es wohl besser, wenn man sie tötet, als wenn sie Unschuldige töten. Hier heißt es, töten oder getötet werden“, murmelte er. „Ist mir schon klar, aber dennoch, es ist einfach nur grausam“, Nami stieß die Luft aus. – „Ich weiß nicht, wie die Außenwelt so ist. Ob es da anders ist … Verdammt ich weiß gerade noch nicht mal, wie es hier so ist. Ich frage mich, ob ich als Missionsleitung überhaupt geeignet bin. Ich darf mir morgen wahrscheinlich alle möglichen Karten noch mal genaustens ansehen“, er schnitt eine Grimasse. „Ich hoffe jedenfalls, dass die Mission gut verläuft …“, murmelte Nami. – „Ja, das hoffe ich auch …“ Usopp war nach wie vor nicht gut drauf, vor allem nach Kilians schrecklichen Erzählungen. Das passte ihm so gar nicht. Als dann auch noch andere diese Tatsachen über die Raider bestätigt hatten, wollte er erst recht nicht mit zu der Mission. Er stellte sich nur zu deutlich vor, was diese Raider mit ihm machen würden, sollte er in ihre Fänge geraten. Klar, er war mit Zoro in einer Truppe, der konnte ihn zur Not noch beschützen, aber was, wenn sie getrennt wurden? Was, wenn er tatsächlich in die Fänge der Raider geriet? Oh Himmel, wenn sie ihn tatsächlich ausnahmen? Und er hatte ja anscheinend nicht diesen, wie Kilian es nannte, Niedlichkeitsbonus, den Luffy hatte. Was sollte er nur tun? Jetzt war es wohl zu spät um noch nein zu sagen. „Hey, Pirat“, hörte er da plötzlich eine Stimme hinter sich. Er war ziellos und vollkommen gedankenverloren einfach irgendwo durch Underworld City gelaufen. – „Äh, ja?“, er drehte sich um und entdeckte Leonie und Karla. Lächelnd kamen die beiden auf ihn zu. „Du gehst doch auch mit zu dieser Mission, oder?“, wollte Karla wissen. – „Ja, tue ich, wieso?“ – „Das ist ja so cool! Du bist echt mutig. Ich hätte mich das nicht getraut. Aber gut, wir wissen ja, was für großartige Abenteuer du schon erlebt haben musst“, grinste Leonie. „Ach, und woher?“, Usopp hatte die Augenbrauen erhoben. – „Na, als du sie mal den Kindern erzählt hast. Wir haben auch zugehört. Du musst ja echt ein Held sein. Wenn du aus dem Ödland zurückkehrst, musst du uns alles ganz genau erzählen, klar?“, verlangte Leonie. Beide Mädchen sahen ihn mit großen Augen an. „K-klar, das kann ich machen“, kam es ein wenig unsicher von dem Schützen. – „Jippie! Danke, vielen Dank, wir wollen so viel über das Ödland erfahren, wie es nur geht. Das ist ja so klasse, dass du uns das erzählen wirst. Die meisten Jäger wollen nicht darüber reden. Aber egal, viel Erfolg jedenfalls“, lächelte Karla. Auch Leonie wünschte ihm gutes gelingen, danach verschwanden die beiden wieder. Usopp seufzte. „Na ganz toll. Jetzt kann ich mich also nicht mehr drücken“, er stieß tief die Luft aus. Zoro war mehr als genervt. Warum um alles in der Welt war er nur mit dieser Person in einer Truppe. Noa stand vor ihm und starrte ihn feindselig an. „Und wehe, du gehst mir während der Mission auf die nerven. Ich werde da nicht die ganze Zeit bei dir bleiben und dein Händchen halten, damit du nicht schreiend wegrennst, kapiert?“, brummte sie ihn gerade an. „Wie kommst du nur darauf, dass du mir das Händchen halten müsstest? Ich komm schon alleine klar“, antwortete Zoro. – „Pah, du hast dich selbst in der Kältekammer verlaufen! Das war ein einziger Raum und du konntest nicht mal die richtigen Brahmins finden. Und da soll ich dir glauben, dass du was auf dem Kasten hast? Das ich nicht lache“, stieß Noa verächtlich aus. „Pah! Das sagt doch überhaupt nichts darüber aus, wie stark ich bin und wie meine Qualitäten im Kampf sind“, grummelte Zoro. – „Na, das werden wir ja sehen. Ich bin nicht von deinen Fähigkeiten überzeugt. Und wenn du die Leute so abschlachtest, wie du Brahmine ausnimmst, sehe ich schwarz“, sie stieß die Luft aus. „Meine Güte, ich weiß bis heute nicht, was du hast, ich hab das genau so gemacht, wie du gesagt hast. Selbst Adam war mehr als zufrieden damit, also find dich mal damit ab“, zischte Zoro. – „Von wegen“, Noa hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Hey, ihr beiden Turteltauben, könntet ihr euren Ehekrach vielleicht ein wenig leiser, oder am besten ganz wo anders austragen?“, kam es genervt von Holly. Sie massierte sich ihre Schläfe, schon die halbe Zeit hatte sie sich das ‚Gespräch‘ der beiden anhören müssen. Holly war Mitglied des Yao-Guai-Trupps aus dem Bezirk B. Sie hatte orangeblondes Haar, die rechte Seite hatte sie komplett abrasiert, eine lange Strähne auf der linken Seite verdeckte jedoch ihr Auge. Hinten hatte sie die Haare in drei dickeren Strähnen aufgestellt. Sie hatte grüne Augen. Auch sie war ein wenig burschikos geraten. „Huh? Was erzählst du da für einen Mist, Holly? Halt lieber deine Zunge im Zaum, sonst reiß ich sie dir raus!“, fauchte Noa aufgebracht. – „Ah, willst du sie mir rausreißen, oder abbeißen?“, wollte Holly rhetorisch wissen. Danach ging sie auf Noa zu. – „Beides ist möglich, je nachdem wie ich Lust habe“, giftete Noa zurück. „Wobei abreißen wohl meine bevorzugte Version ist. So was Dreckiges wie dich, will ich nicht küssen müssen.“ Holly brach in lautes Gelächter aus. „Ach, so was dreckiges wie mich? Noa-Schätzchen, darf ich dich daran erinnern, dass du schon ganz andere Sachen, die weitaus dreckiger waren, als ich, im Mund hattest. Oder wie kam es sonst zu dem Vorfall, bei dem du einem deiner Freier die Genitalien abgebissen hast?“, Holly beugte sich zu Noa vor. „Das hatte der verdient, was muss er mich auch beleidigen? Hätte er schön brav die Klappe gehalten, dann wäre er heute noch ein Mann“, sie drehte sich ein wenig von Holly weg. Zoro hatte die Augenbrauen erhoben und war ein Stück von Noa weggerückt. Holly lachte auf. „Klar, Noa, immer sind die anderen schuld, nur nie du selbst. Deswegen hast du selbst deinen Job als Hure verloren, das ist schon echt ein Kunststück … Weißt du, ich bewundere Adam dafür, dass er es so lange mit dir aushält.“ – „Pah, ich wollte sowieso nicht weiter in einen verdammten Puff arbeiten. Ich mag Männer ja noch nicht mal, aber tja, was soll man machen, waren harte Zeiten“, Noa zuckte mit den Schultern, sie hatte den Blick jedoch abgewandt. Zoro konnte trotzdem einen leichten Rotschimmer erkennen, oder bildete er sich das jetzt nur ein? Levi, Jean, Reilly und mittlerweile auch wieder Dexter, hatten sich in einen Raum zurückgezogen, um die Routenverteilung zu besprechen. „Also, Albert hat die Routen ja schon größtenteils vorgegeben. Natürlich hat er uns nur die schönsten Wege ausgesucht“, meinte Levi sarkastisch. „Durch den Sumpf, na großartig. Was Besseres hätte er uns nicht aussuchen könnten. Ich meine, überhaupt bis nach Oasis zu kommen, ist schon echt heftig, aber ausgerechnet durch den Sumpf? Hurra“, Reilly grimassierte. „Ich war dort einmal und dabei bleibt es auch. Ich werde nicht durch den Sumpf stapfen, das kann irgendwer anders übernehmen.“ „Ist doch gut, Reilly, wenn du Angst hast, werde ich das gerne für dich übernehmen“, spottete Jean. – „Von mir aus gerne, dann nehme ich die Route durch die Farragut Tunnel“, meinte Reilly. „Welche willst du nehmen Dexter?“, wollte Levi wissen. – Der Supermutant hob jedoch die Schultern an. „Ist mir egal, schätze ich. Ich hab doch sowieso keine Ahnung, wie es da draußen aussieht, von daher …“ Levi stieß die Luft aus. „Okay, dann gehe ich mit meiner Gruppe nach Sunnyville und du steuerst den Supermarkt an. Meine Güte, das könnte echt problematisch werden, dass du dich an nichts erinnern kannst“, brummte er. „Sorry?“, meinte Dexter. – „Gut, dann hätten wir die Routenverteilung ja schon mal geklärt, ich bin jedenfalls gespannt, was uns an den Treffpunkten erwartet. Ey, euch ist schon klar, dass am zweiten Treffpunkt ein Sklavenlager ist, zumindest da so ein der Nähe“, merkte Reilly an. „Ach echt?“, murrte Dexter. „Wie nett.“ – „Tja, nach der ‚Schließung‘ von Paradise Falls vor drei Jahren, haben sich die Sklavenhändler wo anders hin verzogen. Da Uptown ja auch von Raidern kontrolliert wird und die die Sklaven als abgeknallt haben, sind sie schließlich weiter Richtung Norden gegangen. Wenn mich nicht alles täuscht, müssten sie ungefähr in der Region sein“, erklärte Reilly. Dexter schnaubte leicht. „Wenn du meinst“, er wirkte eher desinteressiert. – Jean stieß die Luft aus. „Hey, Dexter, seit du ein Super-Muty bist, bist du irgendwie seltsam drauf. Bist du sicher, dass bei dir da oben noch alles in Ordnung ist?“, wollte er wissen. Leicht knurrte Dexter auf. „Klar, warum soll denn nicht alles in Ordnung sein?“ – „Na ja, du wirkst irgendwie … verändert“, Jean hob die Arme kurz an. – „Ach, wirklich“, brummte Dexter. „Ich wirke also verändert? Tja, das kann vielleicht daher kommen, dass ich anscheinend vor kurzem die Spezies gewechselt und überhaupt keine Erinnerung an mein früheres Leben habe. Ich kenne euch überhaupt nicht und ich habe auch keine Ahnung mehr von dieser Welt. Sorry, wenn ich da ein wenig verändert bin“, knurrte er, er wollte schon den Raum verlassen, doch da stand Connor in der Tür. „Na, na, Dexter. Nur nicht ausrasten, das pendelt sich schon irgendwann ein“, meinte er, er hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Und ich denke, es ist nur verständlich das Dex jetzt ein wenig anders ist. Also belassen wir es doch einfach dabei, klar?“, Connors Stimme duldete keinen Widerstand. „Fein, zudem Dexter, werde ich mit dir jetzt gleich noch mal die ganze Karte durch gehen, dann dürftest du das auch schnell wieder drin haben, so kompliziert ist das Ende der Welt nicht.“ Dexter schnaubte, stimmte dem Vorschlag allerdings zu. Während Connor mit ihm die Karten noch einmal durch ging, machten sich die anderen auf den Weg, um den jeweiligen Truppenmitgliedern die Wege zu erklären. Ein wenig weiter westlich von Megaton, Philomenas Hütte Ara seufzte auf, ihr Kinn lag auf dem kalten Holztresen, sie selbst saß gekrümmt auf einem der Hocker. „Maaaann, wie lange dauert das denn noch“, jammerte sie. „Wann beginnt nur endlich diese Mission?“ Vinko saß neben ihr und betrachtete sie einige Zeit. „Es wird sicherlich bald los gehen, Ara, nur keine bange“, beschwichtigte er sie. Zurzeit befanden sich die beiden in Philomenas Hütte. Nun ja, es war vielmehr ein kleines Hotel, doch die Besitzerin selbst, bezeichnete es nur als Hütte. Philomena war ein Supermutant, auch sie hatte, wie Vinko, ihren menschlichen Verstand behalten. Zudem bezeichnete sie sich noch immer als Frau, die meisten Supermutanten, benutzten untereinander ja meist nur männliche Anreden, bei ihr jedoch, sah das anders aus. Obwohl sie natürlich wie alle anderen kein Geschlecht mehr hatte. Gerade trat Philomena aus der Küche heraus, sie lachte leicht. „Ach, Ara, mein Schätzchen, wenn es heißt, dass die Mission in einem Monat ist, dann ist diese Mission auch erst in einem Monat“, Philomena hatte einen merkwürdigen Akzent. Ihre Stimme war sehr dunkel, wie bei allen Supermutanten, doch auch ihre Aussprache war komplett anders. Sie war damals, noch vor dem Krieg auf diese Insel gekommen, sie hatte zwar schon rund fünfzig Jahre vor dem Fall der ersten Bomben hier gelebt, doch sie hatte es nie geschafft, sich der Sprache der Insel vollends zu bemächtigen. „Willst du noch etwas von dem Braten essen, mein Schätzchen?“, wollte sie von Ara wissen. – „Ähm, was ist es denn für Fleisch?“, fragte Ara vorsichtig nach. – „Na, Menschenfleisch, was denn sonst? Ein richtig saftiges Ding war das“, lachte sie. „Ich glaub, da muss ich passen. Ich bin kein Kannibale“, nuschelte Ara. „Wenn du aber noch etwas von dem Hund übrig hättest, würde ich das gerne nehmen“, fügte sie hinzu. – „Hmpf, Hund ist aus, aber ich hab noch Mirelurk-Weichschalenfleisch“, bot sie an. – Sofort hob Ara den Kopf an. „Au ja, das ist gut!“, aufgeregt wedelte ihr Schweif hin und her. An das Weichschalenfleisch eines Mirelurks kam sie nur sehr selten heran, weshalb sie natürlich jede Gelegenheit nutzte, um an jenes zu kommen. Philomena lachte und ging dann zurück in die Küche, sie kam mit einer Schüssel Fleisch wieder. „Lass es dir schmecken“, meinte sie. Gerade als Ara die Schüssel entgegennahm, öffnete sich schwungvoll die Tür. Jackal stand plötzlich im Raum, er war gar nicht gut gelaunt. „Ah, Boy, lässt du dich auch mal wieder blicken“, kam es von Philomena. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt. – Jackal zischte leicht. „Was haben die beiden denn hier zu suchen?“, er starrte Vinko und Ara an. „Macht, dass ihr verschwindet, ich hab etwas mit ihr zu bereden.“ Seufzend stand Vinko auf. „Lange ist es her, Bruder“, er sah Jackal, der wesentlich größer war als er, fest in die Augen. – „Von wegen ‚Bruder‘, drauf geschissen. Und nun mach das du wegkommst, bevor ich dich zu Brei schlage und nimm dein Kätzchen am besten gleich mit“, drohte er. „Ich bin kein Kätzchen“, beschwerte sich Ara. Doch als Jackal sie böse anstarrte, zuckte sie zusammen. Sie lief schnell zu Vinko, die Schüssel mit dem Mirelurk-Fleisch fest umklammert. – „Komm, wir gehen lieber“, murmelte Vinko und schubste Ara in die entgegen gesetzte Richtung. Sie wechselten lediglich den Raum. „Na, na, Boy, vertreib mir meine Kundschaft nicht“, tadelte Philomena ihn leicht. – „Nenn mich nicht ‚Boy‘“, grummelte Jackal, er setzte sich auf einen der Hocker. Philomena hatte sie verstärken lassen, sodass auch Supermutanten darauf sitzen konnten, ohne dass sie unter dem Gewicht zusammen krachten. „Dann erzähl mal, warum kommst du deine Großmutter nur so selten besuchen, Boy?“, das Boy hängte sie natürlich extra hinten dran. – Jackal zischte leicht. „Warum wohl, Typen wie Vinko hängen hier doch ständig ab. Darauf hab ich keine Lust“, brummte er. Natürlich war Philomena nicht wirklich seine Großmutter, sie war niemandes Großmutter, doch die sie selbst bezeichnete sich immer als eine. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass du den Menschen hilfst, wirst du doch plötzlich nett?“, fragte sie ihn. – „Pah, glaubst du das wirklich?“, kam es rhetorisch von ihm. – „Nicht wirklich, Boy. Doch warum dann?“ „Na, dreimal darfst du raten. Lyria, dieser Scheißkerl hat mich mal wieder solange bequatscht, bis ich zugestimmt habe“, knurrte er. – Philomena stieß ein Lachen aus. „Ach, ich verstehe. Ja, sie ist schon ziemlich aufgeweckt. Sie ist seltsam, für einen Supermutanten. Du solltest dir ein Beispiel an ihr nehmen, das könnte auch dich verändern“, murmelte Philomena. „Warum tust du so, als sei Lyria eine Frau? Und ich werde mir ganz sicher kein Beispiel an ihm nehmen, ‚Oma‘“, zischte Jackal verächtlich. „Er ist einfach nur nervig.“ – „Dennoch hast du sie noch nicht ungebracht. Und warum ich so tue, als sei Lyria eine Frau? Weil sie es als Mensch doch war. Wenn mehr Mutanten so wären wie sie, dann wäre die Welt schon ein Stück friedlicher“, merkte sie an. „Ja, klar, vergiss es. Wenn mehr so wären wie er, dann wäre das der Untergang der Mutanten“, knurrte Jackal. – „Du hast nicht wirklich vor, den Menschen zu helfen, richtig?“ – „Natürlich nicht. Für wen hältst du mich denn? Wenn die auch nur eine Sekunde glauben, dass ich gute Absichten hätte, sind sie alle so blöd wie sie aussehen“, brummte Jackal. „Unterschätze die Menschen nicht. Ich selbst habe ja sehr viel mit ihnen zu tun, du würdest dich wundern, zu was Menschen alles fähig sind“, seufzte Philomena. „Willst du was zu essen haben?“ – Jackal schnaubte leicht. „Von mir aus.“ Philomena brachte ihm etwas von dem Menschenfleisch. „Sag mal …“, setzte Jackal an, während er von dem Fleisch aß. „Du weißt nicht zufällig, wo ich Ogorzow antreffen kann?“ – Philomena stieß ein grunzendes Geräusch aus. „Was hast du vor? Willst du ihn auf die Menschen hetzen?“, hakte Philomena nach. „Erraten“, ein Grinsen breitete sich auf Jackals Gesicht aus. „Der Angriff eines Behemoth vor zehn Jahren hat so viele ihrer Soldaten gekostet. Ich will sehen, was sie tun werden, wenn ihnen auf der Reise so einer begegnet … Da sind sie ja nicht so viele, ob sie das wohl überleben werden“, Jackal stieß ein Lachen aus. „Ich will sie leiden sehen. Sie sollen schreien und bluten und sich in ihren eigenen Eingeweiden winden. Vor allem Levi soll leiden. Vielleicht werde ich seine Tochter vor seinen Augen zerquetschen“, ein fast schon wahnsinniger Ausdruck war in Jackals Augen getreten. „Ach, Boy, dass du immer noch so hinter diesem Mann her bist … War es nicht nur Zufall, dass du seine Frau zerquetscht hast?“, wollte Philomena wissen. – „War es, aber du hättest sein Gesicht sehen sollen. Das ist es mir wert, ihn immer und immer wieder in Rage zu bringen“, meinte Jackal. „Also, weißt du nun, wo sich Ogorzow aufhält, oder nicht?“ „Ich weiß es“, gab sich Philomena geschlagen, danach nannte sie ihm den Aufenthaltsort des Behemoth. Ara hatte die Tür einen Spalt breit geöffnet, natürlich hatte sie alles mitbekommen. Leise schloss sie sie und drehte sich dann zu Vinko um. „Das ist schlecht. Wir müssen die Truppen unbedingt warnen!“, stieß sie aus. Ihre Augen waren vor Schock geweitet. „Definitiv, damit dürfen wir Jackal nicht durchkommen lassen“, knurrte Vinko. Durch den Hinterausgang verließen sie das Hotel und machten sich auf den Weg zurück zu ihrem Lager. Bonuskapitel #2 – Der neue Mutant Cali hatte Winchester hinter sich gelassen. Sie war auf dem Weg zurück nach Solace. Dieses Mal jedoch, war sie großzügig um Denver herum gelaufen. Die Sonne hatte den Zenit schon überschritten, als sie den großen See erreichte. Erschöpft ließ sie sich am kahlen Ufer nieder. „Nur drei Rad …“, murmelte sie, sie tauchte die Hände ins Wasser und schöpfte es in Richtung Mund. Auch wenn man das Wasser des Ödlands nicht unbedingt trinken sollte, blieb ihr jetzt nichts anderes übrig, sie hatte kein aufbereitetes Wasser mehr. Zuhause würde sie halt RadAway nehmen müssen. Sie ging weiter, kam gegen Abend in den Bergen an. Es waren einige sehr scharfkantige Felsen hier, ganz und gar nicht schön. Aber, auch wenn ihr die Kanten in die Fußsohlen schnitten, machte ihr es kaum etwas aus. Sie war fast auf der anderen Seite angekommen, Solace war nicht mehr weit entfernt, als sie etwas bemerkte. Jäger-Trupps? Soweit draußen? Was jagten sie wohl? Vorsichtig schlich sie näher. Es war schon sehr dunkel und es war schwer zu erkennen, was die Jäger da machten. War der eine nicht Kyle? Einer brüllte etwas, sie konnte nicht verstehen, was. Plötzlich zuckte sie zusammen. Undeutlich konnte sie etwas erkennen. Ein Mutant? Aber was für einer? Sie konnte es nicht sagen. Vorsichtig, darauf bedacht, keinen Krach zu machen, schlich sie sich näher heran. Sie wollte unbedingt wissen, was das war. Da vernahm sie einen Schrei. Sofort stoppte sie, duckte sich hinter einen Felsen. Vorsichtig schaute sie über die Kante. Das, was sie sah, ließ ihr den Atem stocken. Das Wesen war nun deutlich sichtbar. Es war groß, schätzungsweise die Größe eines Supermutanten, jedoch war der Körperbau anders. Dürr, fast schon abgemagert. Es sah aus, als hätte man es in die Länge gezogen, die Proportionen stimmten nicht. Die Beine waren eingeknickt und seine Körperhaltung gekrümmt. Die dünnen Ärmchen waren viel länger als üblich, sie berührten fast den Boden. Sie sah das Wesen nur von hinten, aber sein Kopf war kahl, die Ohren waren lang und spitz. Es hatte einen der Männer gepackt, hob ihn mit Leichtigkeit hoch. „Hunger!“, brüllte es plötzlich. Es biss den Mann in die Schulter, es schleuderte den Kopf hin und her, der Mann flog fort. Calis Augen waren von Schock geweitet, so etwas hatte sie noch nie gesehen, nie in ihrem Leben. „Hey, ist alles in Ordnung?“, brüllte Kyle seinem Kumpel zu. Doch dieser antwortete nicht. Ein anderer junger Mann ging auf den am Boden liegenden zu. Er beugte sich über ihn, ohne Vorwarnung sprang der Verletzte auf und dem anderen an den Hals, verbiss sich darin. Cali konnte gerade so einen Schreckenslaut verhindern. Sie presste sich die Hand auf den Mund um jegliches Geräusch zu unterdrücken. Kalter Schweiß rann über ihren Körper. Der Mann ließ los und trat zurück. „Aaaahhhrg“, stieß er aus. Calis Blick klebte an dem Verwundeten. Dieser bebte, krümmte sich und schrie weiter. „Hunger!“, stieß er ebenfalls aus. Danach schien er fast zu platzen, er schoss in die Höhe und seine Gestalt ähnelte immer mehr dem Monster, welches ihn gebissen hatte. Cali entfuhr ein Keuchen, der Blick des Monsters schien sich auf sie zu richten, er brannte sich in ihre Haut. So schnell es ging, dennoch möglichst leise, drehte sich Cali um und rannte los. Sie musste hier weg, einfach nur weg! Sonst würde sie sterben, dass wusste sie. Sie rannte, als sei der Teufel hinter ihr her, vielleicht war es auch so, denn sie glaubte, einen kalten Atem in ihrem Nacken zu spüren. Auch als sie schon lange nicht mehr konnte, blieb sie nicht stehen, noch immer hatte sie die Bilder vor Augen. Bilder, die sie weiter rennen ließen. Ihr Atem ging schwer, als sie schließlich gezwungenermaßen stehen bleiben musste. Ihr Herz raste, sie glaubte, es springe ihr gleich aus der Brust. Ihr Atem ging in heftigen Stößen und hinter ihren Schläfen pochte es. Ihre Haut war erhitzt und der Schweiß rann in strömen über ihren Körper. Sie sank auf den kalten Boden des Ödlandes, ihr Mund war trocken und ihre Zunge klebte fast am Gaumen. Ganz langsam drehte sie sich um, sie wollte sicher gehen, dass ihr nichts folgte. Als sie den Blick über das Ödland schweifen ließ, erkannte sie nichts, außer Dunkelheit. Sie war dem Tod gerade noch einmal entkommen, das wusste sie. Völlig erschöpft stand sie auf, sie durfte nicht hier bleiben, sie musste es bis nach Solace schaffen. Sie wusste nicht, was das für ein Mutant gewesen war, aber ihr war klar, dass er gefährlich war. Müde schleppte sie sich in Richtung Heimat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)