Ich warte auf dich von NovemberGirl ================================================================================ Kapitel 5: Freunde ------------------ Ich wachte in einem kleinen Zimmer auf. Außer dem Bett stand nur noch eine Kommode darin. Sonst war das Zimmer vollkommen schmucklos. Ich schob die Decke zur Seite und setzte mich auf. Sofort spürte ich einen stechenden Schmerz meinen Rücken durchfahren. Ich unterdrückte einen Schmerzensschrei und kniff für einen Moment meine Augen zu. So schnell wie er gekommen war verschwand der Schmerz wieder und ich entspannte mich. Mein Blick fiel auf meine Hände. Sie sahen so unnatürlich aus. Meine Haut war blasser als sonst und meine Finger kamen mir dünner und länger vor. Um meinen linken Unterarm, dort wo Melody's Messer mich getroffen hatte, war ein Verband gebunden. Vorsichtig wickelte ich ihn ab. Ich wollte wissen wie tief die Wunde war und ob ich den Arm jemals wieder richtig würde nutzen können. Als die letzte Stoffschicht ab fiel, hielt ich verwundert inne. Da war keine Wunde. Nicht einmal ein Kratzer. Das Einzige was auf eine Wunde hindeutete, war die zarte, silberne Narbe, die sich über meinen Arm hinweg zog. Vorsichtig fuhr ich sie mit den Fingerspitzen nach. Das konnte nicht sein. Eine solche Wunde brauchte mindestens 2 Wochen um zu verheilen. Hatte ich etwa 2 Wochen geschlafen? Ich schaute mich um, um irgendeinen Hinweis zu bekommen wie viel Zeit verstrichen war. Auf der kleinen Kommode lag mein Handy. Erleichtert stand ich auf und holte es mir. Der Akku war schwach, aber 5% hatte es noch. Das Datum sagte mir, dass wir Sonntag hatten. Es waren nur zwei Tage vergangen. Ich tippte den Code ein und sofort überflutete mich eine Unmenge an neuen Nachrichten und verpassten Anrufen. Ich blieb stehen wo ich war, nämlich vor der Kommode und begann zu lesen. Ein paar Klassenkameraden wollten etwas von mir, sogar von Aris hatte ich eine Nachricht. Hätte er mich vor zwei Tagen gefragt ob ich mich mit ihm treffen wollte, hätte ich sofort Luftsprünge gemacht. Aber jetzt war alles anders. Bevor ich mich mit irgendwem verabredete, musste ich erst einmal herausfinden was hier eigentlich los war. Von meiner Mama hatte 11 verpasste Anrufe und mehrere Nachrichten mit etwa dem selben Inhalt: sie wollte wissen wo ich war. Gestern hätte ich bei ihr aufgetaucht sein sollen, so wie wir es besprochen hatten. Das hatte ich wohl verschlafen. Sie hatte mir bei jedem Anruf auf den Anrufbeantworter gesprochen. Ich hörte die jüngste Nachricht an. „Sophie, wo bist du!“, panisch klang mir Mamas Stimme entgegen. „Ich mach mir solche Sorgen. Warum gehst du nicht an dein Telefon. Verdammt wo bist du? Ich hab Niklas gefragt ob er mal bei dir vorbei schauen kann, aber du bist nicht zu hause. Er sagte die Haustür stand offen und innen war alles verwüstet. Sophie, bitte melde dich bei mir! Ich hab die Polizei gerufen und die untersuchen jetzt deine Wohnung...“ Ihre Redeschwall wurde unterbrochen und im Hintergrund hörte ich wie jemand mit ihr sprach. Aber verstehen worum es ging konnte ich nicht. Dann sprach Mama weiter. „...Sophie. Bitte melde dich wenn du kannst. Wir werden dich finden, wo auch immer sie dich hingebracht haben. Die Polizei wird sie finden... Ich hab dich lieb.“ Dann war die Aufnahme zu ende. Die Stille um mich herum war plötzlich drückend geworden und mir war kalt. Dieser letzte Anruf war gestern Abend um 21:47 Uhr bei mir eingegangen. „Du weist, dass du ihr nicht antworten kannst. Es ist viel zu gefährlich.“ Diese sanfte Stimme kannte ich. Ich hob den Blick. Im Türrahmen stand Sebastian. Seine grünen Augen schauten mich ernst und ein bisschen traurig an. Ich nickte. „Ich weiß. Aber das macht es nicht einfacher.“ Plötzlich bemerkte ich, dass meine Wangen nass waren. Hatte ich die ganze zeit geweint? Ich wischte sie mir schnell mit einem Ärmel trocken. Lautlos wie in Melody's Wohnung waren seine Schritte, als Sebastian zu mir herüber kam und mich in den Arm nahm und ich fühlte mich genau so geborgen bei ihm wie in dem Traum. Ich weis nicht wie lange wir so dastanden, irgendwann ließ er mich los und schaute an mir herunter. „Du braucht neue Kleider. Mit denen kannst du dich nirgends blicken lassen.“ Während Sebastian das Zimmer verließ, um mir etwas zum anziehen zu bringen, begutachtete ich mich. Ich trug immer noch die Sachen von Freitag. Leicht angebrannt waren sie und blutig an linkem Arm und Halsbereich. Mein Blick fiel auch wieder auf die Narbe. Als Sebastian zurückkam, sprach ich ihn darauf an. „Wie kommt es, dass die Wunde schon verheilt ist?“ „Daran wirst du dich auch noch gewöhnen müssen. Unsere Heilungskräfte sind stärker als bei Menschen.“ Er lächelte. „Wir sind auch Dämonen. Wir werden zwar in Menschen geboren, aber die Kräfte die wir haben, gehen weit über die der Menschen hinaus.“ Er legte den Kleiderstapel auf das Bett und drehte dich wieder zu mir. „Hast du Hunger? Du hast seit 3 Tagen nichts mehr gegessen. Also ich hab jetzt Hunger“ Er grinste mich an. „Ich warte in der Küche auf dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)