Ich warte auf dich von NovemberGirl ================================================================================ Kapitel 1: Blutmond ------------------- Es geschah eigentlich alles in der Nacht des Blutmondes. Als die Erde sich vor die Sonne schob und den Mond rot färbte. Es war vor allem auch eine Vollmondnacht, die erste in diesem Herbst und wie ein rotes Auge schaute der Mond auf uns herunter. Als wäre er wütend, dass wir ihm das Licht stehlen, wo es doch eine Nacht für Werwölfe war. In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Dauernd wachte ich auf und drehte mich unruhig von einer Seite auf die andere. Dann stand ich auf und da sah ich ihn. Der Mond sah aus als brenne er. Ein leicht rötlicher Schein umfing ihn. Und plötzlich spürte ich eine Sehnsucht, die ich nicht erklären konnte. Es war als ziehe mich der Mond an. Ich öffnete das Fenster, mir kam es vor als fehlte mir jegliche Luft zum atmen. Die Kälte der Nacht umfing mich und umhüllte meinen Körper, doch ich fror nicht. Die Nachtluft genießend schloss ich die Augen. Und so gab ich mich ganz der Nacht hin. Ich hörte auf nachzudenken und hörte in die Stille, die auf den Straßen herrschte. Die Bäume im Garten gegenüber rauschten leise und irgendwo weit weg fuhr ein Auto. Nichts was ich nicht täglich hörte. Und doch war heute etwas anders. Lag es an dem besonderen Mond über mir? Klack. Klack. Durchdrang die Stille und zerstörte die Stimmung. Klack. Klack. Klack. Klang es wie Stiefel auf Asphalt. Ich öffnete die Augen und schaute nach unten. Dort unten auf der Straße, direkt unter meinem Fenster und unter dem Blutmond stand eine Person. Die Straßenlaterne erhellte sie gerade soweit, dass ich sie sehen konnte. Aber mehr als der lange, schwarze Umhang war auch nicht zu sehen. Die Kapuze hüllte das Gesicht in Dunkelheit. Und trotzdem wusste ich, dass er mich anschaute. Plötzlich fröstelte mir und ich wollte nur noch zurück in mein Bett. Doch in diesem Moment als ich den Fenstergriff nehmen wollte, bewegte sich die Gestalt und schob die Kapuze zurück. Ein Paar smaragdgrüne Augen schauten zu mir herauf und wie ein Flüstern hörte ich seine Stimme. Er flüsterte die Worte nur, mit seinen perfekt geformten Lippen, aber ich hörte sie trotzdem so deutlich als würde ich neben ihm stehen. „Ich warte auf dich. Beeile dich, er ist schon ungeduldig.“ Dann hob er seinen Blick zum Mond und mein Blick folgte fast automatisch. Der Mond war noch röter als vorher und brachte seinem Namen alle Ehre. Als ich zurück auf die Straße schaute, war sie leer. Der Schatten mit den smaragdgrünen Augen war weg. Mich fröstelte plötzlich noch mehr und eine Angst machte sich in mir breit. Schnell schloss ich das Fenster und ging einen Schritt zurück. Wie benommen tapste ich zurück in mein Bett und zog mir die Decke bis zum Hals, doch die Kälte verschwand nicht. Erst als ich meine wärmste Decke zusätzlich geholt hatte, konnte ich einschlafen und ich träumte Wirres. Von blutenden Monden und dem Schatten. Und immer wieder hörte ich das Klacken der Stiefel auf der Straße. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)