Persephone und Hades von -Claire-Farron- (Eine Liebesgeschichte aus der Griechischen Vergangenheit wird nun in die Gegenwart versetzt) ================================================================================ Kapitel 4: Hades' Sicht Teil 2 ------------------------------ Kalte Tränen flossen über meine bleichen Wangen, als ich am Styxufer sitzend in dessen Fluten sah. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals geweint zu haben. Nicht einmal, als mich Zeus hier hinab verdammte und mir die Unterwelt aufhalste, nicht einmal, als seine Augen ebenso hasserfüllt auf mich blickten wie die aller anderen Götter, nicht einmal da hatte ich eine einzige Träne vergossen. Doch jetzt flossen meine Tränen unaufhaltsam und nicht einer einzigen schämte ich mich. Jede von ihnen galt meiner Liebe zu ihr, zu Persephone. Was hatte ich nur getan? Stunde um Stunde saß ich am Ufer, achtete nicht darauf, wie viel Zeit verging und selbst, wenn ich es bemerkt hätte, wäre es mir gleichgültig gewesen. Es spielte keine Rolle. Die Zeit war für mich, einen Unsterblichen, immer nur wichtig gewesen, wenn sie bei mir gewesen war. Erst dann hatte ich begonnen, die Sekunden und Minuten zu leben, die Stunden zu genießen und die Jahrhunderte zu würdigen. Nicht einmal, als Cerberus' Brüllen den Boden erbeben ließ, sah ich auf. Nicht einmal, als schließlich leise der Toten Schreie an meine Ohren drangen, regte ich mich. Es war, als wäre mein Blick gebannt durch die dunklen Wasser des Totenflusses, in dem ich meine Liebste hatte versinken sehen. „Persephone“, flüsterte ich ihren Namen gleich einem Gebet. Doch zugleich versprach ich stumm, dass ich sie finden würde. Keine Sekunde, keine Stunde würde vergehen, in der ich nicht an sie dachte und alles tat, was in meiner Macht stand, um sie aufzuspüren, gleich so, wo sie nun gelandet war. Lediglich zwei Orte konnte ich sicher ausschließen: Den Olymp und die Unterwelt. Die anderen Götter würden sie verstoßen für unsere Tat, sie verurteilen, uns verurteilen. Doch meine Position musste bleiben, selbst sie wussten dass und so würden sie nur meine Liebste aus dem Olymp stoßen. Nun, auch die Unterwelt fiel heraus. Wäre sie hier, wüsste ich es. Ich war die Unterwelt, sie ein Teil von mir. Nichts geschah in meinem Reich ohne dass ich davon erfuhr. Nein, dass sie nicht hier war, das konnte ich mit Sicherheit sagen. Konnte es sein...? War sie womöglich tatsächlich ihrer göttlichen Existenz entschwunden durch das Gift des Styx? Dann bliebe nur eine Möglichkeit übrig. Sie war ein Mensch geworden und als solcher in die Welt der Menschen gesandt worden, an die Oberfläche der Erde zu all den Sterblichen, die wir geschützt hatten auf Kosten unseres eigenen Glückes. Langsam richtete ich mich auf, beachtete nicht die weite dunkle Robe, die meine Gestalt umflatterte wie stets und deren Ärmel nun bis zu meinen Schultern aufgelöst waren, ebenso wie das Fleisch meiner Arme, dass sich nun langsam zu regenerieren begann, wo nicht länger das giftige Wasser sein Werk tat. Noch waren es kaum mehr als Knochen mit einigen Sehnen und Blutgefäßen, doch schon bildeten sich erste Muskelstränge, formten meine Arme zurück in ihre ursprüngliche Form. Nur wenige Stunden und man sähe kaum mehr als verblasste Narben, zurück bliebe nur der Schmerz und die Erinnerung. Seufzend wandte ich mich dem Thronsaal zu. Zeit, nach Persephone unter den Menschen zu suchen. Sicherlich würde sie ihrerseits auch nach mir suchen, so sie mir denn vergeben konnte. Und selbst wenn nicht, so musste ich sie doch finden, ihr sagen, wie Leid es mir tat und dass ich sie liebte, selbst wenn ihr einziges Trachten wäre, mich zu vernichten für meinen Fehler. Ich nähme es ihr nicht einmal übel. Sollte dem so sein, stürbe ich gern durch ihre Hand. Ach, wäre es nur möglich! Doch leider gab es kaum etwas weniger sterbliches als mich. Ich musste leben, damit die Unterwelt intakt blieb. Wäre es anders, hätte mich Zeus womöglich längst vernichtet. Ganz zu schweigen von Demeter, deren Hass auf mich keine Grenzen kannte. Bedauerlicherweise. Ich schüttelte den Kopf. Keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Mein Streben galt allein meiner Persephone! . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)