Einblicke in das Leben meiner Gildenkrieger von VonArrcross ================================================================================ Kapitel 1: Gefallene Panzer, sind keine toten Panzer ---------------------------------------------------- 1327 N.E. Als alter Veteran und ehemaliges Mitglied der Eisen-Legion habe ich schon viel Mist erlebt, aber so allmählich glaube ich, dass ich mein ruhiges Schattendasein beenden muss… Viele Jahre lang habe ich treu dem Klopper-Trupp gedient. Damals trug ich noch den Namen Eisenschlag. Heute kennt man mich nur noch als alter "Peinlicher Panzer". Schon in jungen Jahren war ich ein kräftig gebauter Charr, der viele Angriffe mit dem Körper abwehrte. Oft musste ich mir anhören, dass ich eher zu den Blutlern passen würde. Ich bastelte aber viel lieber an neuen kleinen Gerätschaften herum, die meinem Trupp im Kampf Vorteile brachten. Oder hielt die Waffen der Jungs in Schuss. Ich war halt der Sani der Waffen und für den Trupp unverzichtbar. Aber eines Tages kam es soweit, dass ein Hinterhalt meinen gesamten Trupp ausradierte. Der Überfall war gut gewählt, denn die Waffen waren größtenteils nicht einsatzfähig. Ich war dabei sie zu reparieren, als diese stinkende Brut von Untoten mitten in unserem Lager aus dem Boden kroch. Meine Jungs waren zäh, aber leider nicht zäh genug. Zwei starben sofort durch den gewaltigen Schlag des riesigen Keulenschwingers. Drei starben, weil sie vom Trupp getrennt worden waren und die Untoten sie einfach überrannten. Mein Legionär sowie unser Heiler hielten am längsten durch. Zusammen schlugen sie einen Untoten nach dem anderen mit reiner Willensstärke nieder. Wo ich war? Jedenfalls nicht bei ihnen. Unsichtbare Fesseln hielten mich gefangen und zwangen mich hilflos der Ausrottung meines Trupps beizuwohnen. Nicht einmal meine Stimme konnte ich einsetzen. Als dann auch mein Legionär der Übermacht erlag, wollte ich schreien. So laut, dass ich selbst in den Nebeln zu hören gewesen wäre. Aber es kam nichts. Kein Pieps entrang meiner Kehle. Dann sah ich vor mir eine dunkle Gestalt. Sie lachte über meine Schwäche. Dann sprach sie die Worte, die mich seitdem für immer verfolgten. „Peinlich, peinlich. Hilfloser peinlicher Panzer.“ Dann sah ich etwas, was mich von meinen unsichtbaren Fesseln befreite. Eine Bewegung hinter der Gestalt. Mein Legionär lebte! Meine Verzweiflung über meine Lage gab mir genug Kraft den Zauber der auf mir wirkte zu brechen. Mit voller Wucht rammte ich das Wesen mit dem Kopf voran zu Boden. Sie lachte weiter. Wut übermahnte mich und ich schlug mit vollem Körpereinsatz auf meinen Gegner ein. Irgendwann hörte das Lachen auf und ich ließ von der Gestalt ab. Sie grinste, doch ehe ich erneut zuschlagen konnte löste sie sich in schwarzen Rauch auf. Wankend watete ich durch die besiegten Körper der Untoten zu meinem Legionär. Was auch immer ich glaubte gesehen zu haben, es war nur eine Einbildung gewesen. Der Brustkorb meines Legionärs war gespalten. Ich war der Ohnmacht nahe, doch konnte ich hier nicht bleiben. Die Untoten würden vermutlich wieder kommen. Mit den Nerven am Ende, aber zumindest wieder in der schwarzen Zitadelle meldete ich das Geschehene. Der Zenturio war keiner von der freundlichen Sorte. Er glaubte mir nicht und schickte mich als Mörder meines Trupps zum Sterben in den Fluch. In der Arena machte ich meinem Ruf als Panzer alle Ehre. Ich war geschwächt und am Ende, ja, aber ich sah meinen Trupp vor meinem geistigen Auge. Ich sah die dunkle Gestalt vor mir und schlug unermüdlich zu. Irgendwann schrie ich blind vor Wut, dass der Zenturio seinen pelzlosen Arsch zu mir runter bewegen und um seine Ehre kämpfen sollte. Ich weiß nicht woher ich all die Energie aufbrachte, aber der Zenturio hatte noch nicht mal den ersten Schritt in die Arena gesetzt, da hatte ich ihn schon wutentbrannt zu Boden geschleudert. Ich schrie ihm mein Erlebnis ins Gesicht und das er es sich zweimal überlegen sollte mir nicht zu glauben. Ich ließ ihn achtlos im Staub liegen und ging. „Was für eine billige Masche war das jetzt Eisenschlag? Peinlich und das nennt sich einen Panzer?“ Seine Worte rauschten klanglos an mir vorbei. Ich war kein Mörder, auch wenn die Leichen in der Arena das Gegenteil bezeugten. Der Zenturio sollte weiter leben, so wie auch ich weiter leben musste. Ich verließ die Zitadelle noch am gleichen Tag und suchte meine Werkstatt auf. Dort konnte ich endlich nach Tagen und Nächten der Schlaflosigkeit ruhigen Gewissens die Augen schließen. Über die Jahre verbrachte ich mein Dasein als Gladium. Eine Verletzung am linken Auge sorgte dafür, dass ich nicht mehr so gut da drauf sah und auch meine Hörner musste ich mit einem metallenen Gestell verstärken. Den Waffen gänzlich abgeschworen, setze ich meinen Kopf häufiger ein und meine Hörner hatten ordentlich darunter zu leiden. Doch auch wenn ich sehr abgeschieden lebte, so entgingen mir viele Ereignisse nicht. Die Übergriffe eines verrückten Pflanzenmädchen bescherten mir sogar einen kleinen fliegenden Helfer und zeigten mir, dass ein Hammer zu mehr als nur zum Einschlagen von Eisennägeln in Metallplatten eingesetzt werden konnte. Ebenso erfuhr ich von der Zerstörung der Handelsstadt Löwenstein, wo viele Unschuldige ihr Leben verloren. Beim Wiederaufbau hatte ich meine Hilfe angeboten. Magnus war es egal, ob Gladium oder Soldat. Ich hatte die nötigen Fertigkeiten und wusste sie zum Einsatz zu bringen. Nach dem Wiederaufbau kehrte ich nicht wieder in meine Werkstatt zurück. Ich sicherte mir eine Wohnung in Löwenstein, wo ich demnächst zu leben gedenke. Aber vermutlich würde ich keine Ruhe mehr im Leben erfahren. Mordrems griffen seit längerem die Bewohner Tyrias an. Ich glaube, ich werde bald in die Wildnis zurückkehren. Eine ähnliche Wildnis in der ich einst meinen Trupp verlor. Es wird Zeit aus meinem immer wieder kehrenden Trauma auszubrechen. ENDE Kapitel 2: Auf der Suche nach sich selbst ----------------------------------------- 1327 N.E. “Willkommen, Sprößling.“ “Wer seid Ihr?” “Warum so abweisend?” … Keuchend erwachte ich umgeben von tiefer Dunkelheit. Suchend nach dem Besitzer der Stimme. Oder besser der Besitzerin. Stille. Alles was ich hörte war mein schneller Atem und das Rascheln des Grases unter mir. Seit meiner Existenz verfolgt mich der Albtraumhof in meinen Träumen. Mein erster Traum… meine… Geburt... Da wünschte ich mir lieber von Torten gejagt zu werden, wie damals eine Mitgeborene lachend erzählte. Der Himmel war sternenklar und ich spürte wie wieder Ruhe in mich einkehrte. Als wäre der tiefschwarze Himmel die Wiege meiner Seele. Ich bin im Zyklus der Nacht geboren und fühlte mich trotz des Sturzes aus meiner Kapsel damals geborgen. Vermutlich lag das auch einfach nur am Blassen Baum. Lange hielte ich es aber nicht bei ihm aus. Oder bei all den anderen fröhlichen Gesichtern. Immer wenn ich die Augen schloss, hörte ich das Flüstern der Frau. Also beschloss ich sie aufzusuchen und zu verstehen, warum sie mich so vehement verfolgte. Es gab eine Basis ganz in der Nähe des Hains, wo ich sogar auf die Sylvari die ich suchte traf. Unsere Begegnung endete in einem Gemetzel, aus dem ich schwer verwundet entkam. Sie jedoch hatte ihren letzten Atemzug gemacht. Ich wollte das nicht, doch wusste ich nun, dass ich weder dem Blassen Baum noch dem Albtraumhof trauen konnte. Wobei trauen das falsche Wort ist… ich mag einfach die Gesellschaft nicht. Von anderen abhängig sein. Nicht einmal das Leben der Lautlosen würde mir vermutlich zusagen. Also verschwand ich. Ich kapselte mich vom Einfluss meiner Mutter ab und ging auf Reisen. Seitdem sind ein paar Jahre vergangen und ich habe neue Erkenntnisse über mein Dasein bekommen. Ich habe es nie geschafft, der Sylvari aus meinen Träumen zu entkommen. Ich habe mich nie gänzlich von Mutter getrennt. Und ich habe es nie geschafft länger als nötig in Gesellschaft zu verbleiben. Oft geriet ich in Konflikt mit dem Albtraumhof, welcher mich aus irgendeinem Grund auf seine Seite ziehen will, doch würde ich deren Denken niemals annehmen. Ich sah im Traum was sie waren… was ich bin… Verstanden habe ich es aber erst vor kurzem als ich einem Mordrem gegenüber stand. Ein Wesen aus hölzerner Struktur wie ich. Meinem Bruder. Ich verstand seine Worte, obwohl er keinen Mund hatte. Ich spürte unsere Verwandtschaft, obwohl er nicht vom Blassen Baum war. Drachendiener nannte er mich. Für einen Moment hatte ich sogar darüber nachgedacht. Ich spürte wie dornenbesetzte Ranken langsam, beinahe zärtlich meinen Geist zu umschlingen begannen. Dieses Gefühl hatte ich schon mal. Damals auf der Südlicht-Bucht, als mein älterer Bruder Canach dort für Unruhe gesorgt hatte. Ein Parasit hatte sich bei mir eingenistet als ich einen Moment unvorsichtig war. Auch er hatte versucht meine Sinne zu übernehmen, doch konnte ich mich dem widersetzen. Los wurde ich ihn jedoch nicht mehr. Inzwischen war er ein Teil von mir und deckte mir sprichwörtlich den Rücken. Zu Anfang keimte er wie ein unförmiger Pilz auf meinem Rücken, doch mit der Zeit gelang uns eine bessere Symbiose indem ich meine Rückenblätter über ihn legte und er in diese einsickerte. Seitdem ist mein Rücken viel stabiler und im Notfall kann ich aus dem Nichts Tentakeln wachsen lassen. Die Ranken des Drachen jedoch waren so viel verheißungsvoller, lockend, inspirierend. Es war schwer mich nicht sofort der Verführung zu ergeben. Ich merkte nicht einmal, dass ich bereits von weiteren Mordrems umzingelt war. Nicht mal die knorrigen Ranken selbst spürte ich an meinem Körper. Erst als der Parasit mich innerlich zu beißen begann und gegen meinen Willen seine Tentakeln brutal um meinen Hals schloss, konnte ich mich der Verführung des Drachen entziehen. Mich traf der Schlag als nicht mehr nur die Tentakeln um meinen Hals mich zu würgen begannen. An meine Dolche kam ich nicht mehr heran, zu fest waren die Dornenranken um meine Beine und Hüfte gewickelt. Dann griff auch noch der Mordrem von vorhin an. Ich konnte mich nicht wirklich gegen ihn wehren. Nicht mal der Parasit der mir nun half seine Schläge abzuwehren, konnte auf lange Zeit etwas ausrichten. Die Ranke schlangen sich fester um mich, pressten ihre Dornen immer tiefer in meinen Körper. Die Ohnmacht drohte mich zu übermannen. Dann gelang dem Mordrem der treffende Schlag und ich verlor das Bewusstsein. Doch irgendwo in der Finsternis glomm ein kleines schwaches Licht. Ohne zu wissen was es war, sendete ich meine Gedanken zum Licht aus. Dann war ich endgültig bewusstlos. Dies war das Letzte woran ich mich vor meinem Erwachen erinnerte. Nirgends war eine Spur der Mordrems. Die Wunden die mir die Dornen zugefügt hatten, waren dafür nur allzu präsent. „Wie geht es dir?“ Erschrocken wollte ich meine Dolche greifen, doch sie waren weg. „Wer bist du?“ Fragte ich in die Dunkelheit und ganz langsam trat eine Sylvari in mein Blickfeld. Ich erkannte sie sofort, obwohl ich sie seit meiner Geburt nicht mehr gesehen hatte. „Ich habe deinen Hilfeschrei gehört. Mutter hatte kurz eine Verbindung zu dir und dadurch wusste ich, wo ich dich finden würde.“ „Ich habe nicht um Hilfe gerufen.“ Entgegnete ich, zu stolz mir meinen eigenen Fehler einzugestehen. „Du bist in Sicherheit, das ist alles was zählt.“ Auf die Frage wie sie mich gerettet hatte, antwortete sie nur mit einem Lächeln. Vermutlich war es nichts, worauf sie stolz war. Sie setzte sich zu mir und ich ließ es geschehen. Zum ersten Mal im Leben war ich dankbar über Gesellschaft. „Was machen deine Torten?“ „Die schmecken gut. Willst du mal?“ ENDE Kapitel 3: Lähmende Krämpfe --------------------------- 1326 N.E. „Krampfi!“ Larashs Stimme klang dumpf und in weiter Ferne, dabei kniete sie direkt über mich gebeugt. Jedes Mal war es, als hätte man mich nieder geprügelt und meine Sinne betäubt, nachdem mich ein Krampfanfall überkam. „Es ist alles in Ordnung. Es ist vorbei.“ „Ich hoffe für dich, dass nachher alles glatt läuft.“ Murrte der Legionär und half mir auf die Beine zu kommen. „Der Junge hat seit Monaten kaum noch einen Anfall. Das wird schon gut gehen.“ „Wäre trotzdem schön, wenn seine Anfälle an weniger heißen Orten zu Tage treten würden.“ Der Boden war, soweit man sehen konnte, bis auf das Gestein abgebrannt. Zwischen all den dampfenden Rauchsäulen gab es außer vereinzeltet toten und verbrannten Bäumen keine Vegetation. Geschweige irgendein lebendes Wesen. Die Flammen-Legion hat diese Gegend mit ihrer Feuermagie bis ins kleinste Erdloch unbewohnbar gemacht. Die nächste Wasserquelle lag Tage entfernt, während die hiesigen Quellen kochender Lava gewichen waren. Neben einem solchen vor Schwefel blubbernden Lavabecken, besser gesagt auf einer Anhöhe haben Krämpfe meinen Körper übermannt. Mein Trupp war geistesgegenwärtig genug einen Absturz zu verhindern, da ich bereits keine Kontrolle mehr über mich selbst besaß. Phytago, mein Legionär, stand mit vor der Brust verschränkten Armen da und wirkte mit der untergehenden Sonne hinter sich, der dunklen Eisenrüstung, seinem schwarzen Fell, der ausgeprägten Mähne und den nach hinten gebogenen Hörnern wie ein Omen des Unheils. Es hatte mich im Fahrar viel Mühe gekostet, seinen Respekt zu bekommen. Sowie den der anderen. Als kränkliches Junges ist der Fahrer die Hölle, aber mein Trotz und mein Lebenswille haben mich diese Zeit überstehen lassen und meine damals noch regelmäßigen Krampfanfälle waren kaum mehr vorhanden. Ich wünschte sie wären ganz weg. Immer trug ich Sorge, ob es gut war mich dabei zu haben. Der Legionär wusste, dass genau diese Gedanken durch meinen Kopf flogen und sein strafender Blick war alles sagend. Knurrend die negativen Gedanken verscheuchend, klopfte ich den Staub von meinem Stoff. Larash reichte mir mein gläsernes Schwert und wir setzten unsere Reise fort. Vor unserer Abreise erhielten wir den Befehl einen Marschtrupp der Flammen-Legion auf ihrem Weg zur Flammenzitadelle abzufangen und zu vernichten. Phytagos Widerspruch brachte ihm nichts und so waren wir fünf in dieser völlig toten Gegend auf uns alleine gestellt. Am späten Abend erreichten wir den Ort, wo der Marschtrupp entlang kommen würde. Klippentod hieß der Platz und ja, die Klippen waren tot bringend. Knapp hundert Meter steile Tiefe, die in spitzen Steinsäulen endete. Wer hier fiel, für den war das Leben vorbei. Ein Torbogen aus Stein mit Spuren von Feuermagie stand vor einem ebenso steinernen Übergang über die Schlucht, welchen der Legionär als einen perfekten Ort für einen Hinterhalt ersah, wurde zu unserem Ziel. Die Flamme war noch nirgends zu sehen und der Legionär schickte unseren Späher Tesh, aus, die Umgebung genauer in Augenschein zu nehmen. Mit seiner eher geringen Größe, der erdfarbenen Lederkleidung und dem dichten grauen Fell war er nach wenigen Metern kaum noch zu sehen. Während wir auf Tesh warteten bekamen wir anderen unsere Aufgaben zugeteilt. Larash gab aber noch bevor er was sagen konnte zu verstehen, dass sie mit mir zusammen eingeteilt werden wollte. Sie kniete hinter mir und ihr schmaler Kopf ruhte auf meinem, dabei lagen ihre Arme locker, aber bestimmt um meinen Hals. Ihr rötliches Tigerfell verschmolz im Dämmerlicht des Abends mit dem Rot meiner Kleidung. Phytago willigte schmunzelnd ein. Es war immer noch seltsam ihre Zuneigung zu spüren, wo sie früher mit am gehässigsten zu mir war. Heute aber war sie sofort auf dem Sprung, wenn es um mich ging. Ihr schnurren vibrierte durch meinen ganzen Körper. Wenig später kehrte Tesh von der Erkundung zurück und teilte dem Legionär seine Beobachtungen mit. Danach wurde er mir und Larash zugeteilt. Als der Mond fast ganz oben stand begaben wir uns auf unsere Posten. Ich, Larash und Tesh waren vorne am Bogen eingeteilt. Phytago selbst begab sich mit unserem zweiten Scharfschützen Kahr auf eine erhöhte Position. Kahr hatte mich vor dem gehen noch einmal angehalten und mit ernster Stimme gemeint, ich solle nicht nochmal Interesse an einem Sturzflug bekommen. Dieses Mal würde er nicht da sein. Ihm versichert, dass dies nicht in meinem Interesse lag ließ er mich zu den anderen. Die Zeit verstrich und von dem Marschtrupp der Flammen-Legion fehlte jede Spur. Genau genommen fehlten überall Spuren die auf eine regelmäßige Nutzung des Weges hindeuteten. Tesh stand oben auf dem Bogen und spähte in die Ferne. Es war eine törichte Idee, da er sich zum Abschuss frei gab, aber auch das geschah nicht. Seufzend saß Larash auf einem Felsen und scharrte den dicken Staub des Bodens umher. Laut pfeifend rief der Legionär uns zurück. Sofort war Tesh runter gesprungen und wir liefen zur Anhöhe. „Das ist ein verdammter Hinterhalt!“ knurrte Phytago. Aufmerksam sahen wir uns nach allen Seiten um, doch konnten wir nichts sehen. „Sicher, dass man uns nicht nur vom Außenposten weg haben wollte?“ Kahr erntete einen fast tot bringenden Blick von Phytago. „Nein. Auch wenn es offensichtlich ist, dass wir herein gelegt worden sind, so wollte man uns genau hier haben.“ Er sah uns an und wir sahen fragend zurück. „Nicht unsere Leute auf dem Plateau oder der schwarzen Zitadelle sind in Gefahr.“ Er wandte sich Tesh zu. „Wir sind es!“ In dem Moment riss er sein Scharfschützengewehr in die Höhe und drückte ab. Tesh konnte sich vor Schreck nicht bewegen, doch die Kugel hatte nicht ihn als Ziel. Entfernt hörten wir einen gequälten Aufschrei und von einem der höheren Steinformationen stürzte ein Körper zu Boden. Verwirrt sah Tesh zum leblosen Körper runter. „Ich schwöre, der war vorhin nicht da!“ „Vorhin ist vorhin. Wir waren lange genug allein.“ Beschwichtigte Phytago. Kahr entrang ein tiefes Knurren und auch Larash und ich knurrten. Phytago dreht sich wieder zu Tesh und schnaubte. Am Fuße unserer Anhöhe waren riesige Bildnisse der Flammen-Legion erschienen und waren auf direktem Wege zu uns hinauf. Es würde nicht einfach werden gegen sie anzukommen, aber das sollten wir auch nicht. „Tesh voran, weg von hier! Weg von denen!“ Knurrte Phytago beim Anblick der auftauchenden Mitglieder der Flamme. Es waren viele, sehr viele. Hier oben waren wir gefangen. Ohne Zögern wandte Tesh sich um und preschte die Anhöhe hinab an den Bildnissen vorbei und raus auf offeneres Terrain. Die anderen ihm dicht auf den Fersen. Die ersten Angriffe der Bildnisse gingen daneben und so gelangten wir sicher auf das offene Terrain, waren aber rechts und links von der Flamme selbst flankiert. Vor uns war bislang alles frei und unsere einzige Chance zu entkommen. Die Abstände zur Flamme wurden mit jeder Sekunde geringer. Phytago wandte den Kopf nach hinten. „Drei!“ Larash und ich horchten auf, da wir den Abschluss bildeten. „Zwei!“ Er achtete wieder auf den Weg vor sich und wir beide hatten begonnen uns zu konzentrieren. Laut knurrend gab er das Signal. Fauchend holte Larash etwas auf um mittig von uns zu sein. Zeitgleich murmelte ich ein paar Wörter und meine Pranken leuchteten schwach lilafarben auf. Larash schwang den Arm und etwas Nebliges begann uns zu umgeben. Phytagos Körper verzerrte sich und für einen kurzen Augenblick gab es zwei Legionäre. Doch der Echte wurde vom Schleier der Unsichtbarkeit umhüllt, während der Doppelgänger sichtbar blieb. Das gleiche geschah auch mit den anderen und der Legionär übernahm nun wieder die Führung und steuerte direkt auf die rechte Flanke der Flammen-Legion zu, während unsere Doppelgänger weiter geradeaus flüchteten, die Flamme hinterher. Mitten durch die mordlüsternen Charr hindurch, mussten wir immer wieder aufpassen, nicht mit ihnen oder ihren Angriffen zu kollidieren. Kahr musste allerdings unweigerlich einen von der Flamme nieder schlagen, was aber keine große Beachtung bekam. Er hatte Glück, dass die anderen wohl dachten ihr Kollege sei gestolpert und auf den Stein aufgeschlagen. Sie rannten einfach über ihn drüber. Ignorierten völlig das er überhaupt da lag. Ein leichtes Stechen machte mir klar, dass ich zu weit von meinen erschaffenen Doppelgängern entfernt war, doch musste ich noch einen Moment lang aushalten. Je mehr ich mich entfernte, desto mehr schmerzte mir der Kopf. Das Ende der Horde war bereits zu sehen und solange musste ich noch durchhalten. Etwas anderes jedoch machte mir mehr Sorgen. Ich konnte Kahr, der neben mir lief sehen. Sein ockerfarbenes Fell war nur schwach zu erkennen, aber wenn man darauf achtete wusste man wo er war. Der Schleier begann sich aufzulösen. Das hieß, dass auch ich mit meinem weißen Fell schon bald sehr gut zu sehen sein würde. Noch waren die Flammler blind genug und viele waren es nicht mehr. Den Großteil hatten wir bereits hinter uns gelassen. Wieder schmerzte mein Kopf, aber so intensiv, dass ich für einen Moment zu Boden sank. Kniend versuchte ich den Schmerz zu verdrängen, schaffte es gerade so einem heran rennenden Fanatiker auszuweichen. Kahr war zurückgekommen und half mir auf. Ich konnte ihn deutlich sehen. Wir sahen uns besorgt an. Wir konnten den jeweils anderen sehr genau erkennen. Und die Flamme konnte das nun auch. Unsere Fellfarben stachen trotz der Dunkelheit hervor und ein ebenso großer Charr wie wir hatte sein brennendes Zepter auf uns gerichtet. Ein grauer Schatten huschte hinter ihn und schlug ihn ins Land der Träume. Tesh war kaum zu erkennen gewesen. „Lauft!“ Das ließen wir uns kein zweites Mal sagen. Ein Jaulen aus Richtung der Flammen-Legion erklang. Mir dämmerte warum, da die Kopfschmerzen nur noch ein leichtes Ziehen waren. Die Doppelgänger hatten sich aufgelöst. Jetzt mussten wir uns sputen weg zu kommen. Unseren Legionär ausfindig zu machen war gar nicht so leicht, dafür war es für ihn ein leichtes uns zu finden. Das leichte Scheppern seiner Kettenrüstung hinter uns verriet, dass er bei uns war. Und die Schwärze eben jener verbarg ein bisschen meine und Kahrs auffälligere Fellfarbe. Aber wo war Larash? Unablässig hielten wir im Lauf Ausschau nach ihr, doch war sie nicht zu finden. Hatte die Flammen-Legion sie etwa erwischt? Die Nacht war bald zu Ende und wir fanden in einer kleinen Höhle hinter ein paar Felsen einen Unterschlupf. Und Larash. Voller Sorge war sie uns um die Hälse gefallen. Es viel schwer ohne ihre Diebeskünste die Flammen-Legion abzuschütteln und etliche Male ging es schief und wir mussten kämpfen. Zum Glück immer nur mit vereinzelten Gegnern. Meine Kopfschmerzen waren vom Kämpfen wieder stärker und inzwischen spüre ich auch an meinen Händen ein ekliges Ziehen. Ich behielt es für mich, da ich dachte, dass es schon bald vergehen würde. Dabei irrte ich mich, es wurde sogar stärker, breitete sich aus und ich verstand. „Phytago!“ Der Legionär wandte sich um und war sofort auf den Beinen als er mich sah. Mein Körper begann zu verkrampfen. Larash war bereits bei mir und half mir beim hin setzen. Alles tat weh und brannte wie die Hölle. Sie würden sterben. Meinetwegen. Hier war niemand der ihnen helfen können würde, wenn die Flammen-Legion sie fand. Phytagos Nackenhaare stellte sich auf und er knurrte, als ich ihn bewusst mit diesen Gedanken ansah. Er kam auf uns zu und war versucht mir einen kräftigen Hieb zu verpassen, doch würde das nichts ändern. Unterdessen versuchte Larash mit ihren Kenntnissen über uralte Heilmethoden die Schmerzen zu lindern. Es half leider kaum und mit jedem Krampf versteifte ich mich mehr und mehr. Phytagos Blick wechselte von Wut auf Neugier. „Sein Schweif!“ platzt es aus ihm heraus. „Er muss ab! Endgültig!“ Wäre mein Fell nicht schon von Natur aus weiß, so wäre es spätestens jetzt mindestens so blass wie Larashs gestreiftes rotes Fell. „Seit dem Fahrer hast du Krampfanfälle, sogar länger. Aber du hast trotz unserer Tritzereien durchgehalten und bewiesen, dass du ein Kämpfer bist wie wir. Du hast deine Anfälle unter Kontrolle bekommen. Am Ende war es nur noch dein Schweif der ab und zu mal verkrampfte.“ Neben mich kniend ergriff er meinen Schweif. Brennender Schmerz durchfuhr mich und ich musste Aufschreien. Ich wollte meinen Legionär weg schlagen, doch die Schmerzen lähmten mich zu sehr. „Sein Schweif darf nicht ab. Er wird hier draußen verbluten ohne die richtige Behandlung!“ wandte Larash ein. Sie sah Phytago an, als wäre er Bealfeuer persönlich. „Darum wirst auch du das machen.“ Larash schrak zurück. „Ich weiß, dass dir der Gedanke nicht gefällt, aber mach es! Für Krampf!“ Die beiden fauchten und knurrten sich gegenseitig an. Mein Verstand vernebelte unterdessen immer mehr. Ich spürte eigentlich nur noch die Schmerzen. Was die beiden sagten, hörte ich gar nicht mehr. Es waren nur noch dumpfe Rufe zankender Tiere. Tesh und Kahr standen entfernt und wussten nicht was sie machen sollten. Der Legionär und die Heilerin zankten ungeachtet der draußen lauernden Gefahr rum und am Boden lag ein sich vor Krämpfen windender Kollege. „Ich werde es überleben!“ schaffe ich in einem kurzen Augenblick der Selbstkontrolle aus mir heraus zu pressen. Larash jedoch zögerte. Sie konnte noch nie einem aus dem Trupp auch nur ein Fellhaar rupfen. Und jetzt sollte sie dem, den sie liebte gleich den ganzen Schweif abschlagen. Man sah ihr an wie ihr der Mut schwand. „Sie kommen!“ zischte Tesh, der raus gegangen war um nach Anzeichen der Flammen-Legion Ausschau zu halten. Phytago sah Larash noch einmal an und fasste den Entschluss selbst die Aufgabe zu erledigen. Mit einem Ruck drehte er mich brutal auf die Seite, den Schweif noch immer haltend. Instinktiv schlug ich nun doch nach meinem Legionär, verfehlte ihn aber als Tesh mich an den Hörnern packte und meinen Kopf zu Boden riss. Mit aller Kraft die er aufbrachte hielt er meinen Kopf unten und versuchte meine Schnauze geschlossen zu halten. Durch seine geringe Größe hatte er jedoch Schwierigkeiten, meinen Kopf ruhig zu halten. Trotz der Schmerzen war mein Instinkt stärker und wild knurrend setzte ich mich so gut es ging zur Wehr. Kahr kam den beiden zur Hilfe und drückte meinen Oberkörper nach unten, griff nach meinen Armen, damit ich niemanden kratzen oder schlagen konnte. Dies nutzte Tesh um seine Hörner mit meinen zu verkeilen. Dadurch fiel es schwerer mich gegen ihn zu wehren, da sein gesamter Körper nun als Widerstand her hielt. Schnaufend und knurrend lag ich im Dreck, unfähig mich gegen irgendetwas zu wehren. Weder gegen meinen eigenen Trupp, noch gegen die schier endlosen Krämpfe, welche mir nun wieder spürbar bewusst wurden. Die Schmerzen raubten mir beinahe den Verstand. Fühlend wie Phytago sich auf meine Beine setzte und meinen Schweif langsam straffer zog, wurde mir fast übel. Ich konnte jede noch so kleine Bewegung von ihm wahrnehmen. Spürte die Konzentration und Anspannung des Körpers. Hörte wie der freie Arm in Richtung seines Gewehres schwang und den festen Stahl mit Ledergriff langsam mit der Pranke umschloss. Kleine Kiesel bewegten sich, als die Waffe angehoben wurde. Die Augen vor seinem eigenen Vorhaben verschließend, ergriff er das Scharfschützengewehr weiter vorne am Lauf, dort wo die Klinge seiner Kombi-Waffe eingebaut war. Beim Anblick der scharfen Klinge war Angst eine gute Beschreibung für das was ich empfand. Den Schweif noch immer straff haltend hob er das Gewehr in die Höhe. Dann geschah alles sehr schnell. Fremde Stimmen erklangen am Höhleneingang. Gehässig, gierend, aber irgendwie fern. Ihre Konturen zeichneten sich deutlich von der Landschaft vor der Höhle ab. Der Lauf des Gewehres schnellte herab, verschwand zusammen mit seinem Besitzer im Schleier der Unsichtbarkeit. Ein weiterer Schmerz durchfuhr mich. Tesh und Kahr hatten Mühe mich ruhig, geschweige denn still zu halten. Die Konturen am Eingang verharrten. Wartend. Suchend. Ein paar Spritzer Blut waren zu finden. So nah. Wir konnten sie riechen. Konnten sie berühren, wenn wir gewollt hätten. Keiner von uns zuckte auch nur mit den Barthaaren. Nach einer gefühlten Ewigkeit wandten sich die Flammler vom Blut ab und gingen. Zu viel für mich, ich verlor das Bewusstsein. Endlich konnte ich all dem Schmerz entfliehen. „Krampfi?“ Larashs Stimme klang dumpf und in weiter Ferne, dabei kniete sie direkt über mich gebeugt. Mein Kopf pochte wie wild und nur schwerlich konnte ich einen klaren Gedanken erfassen. Warum sah Larash so besorgt aus? Wäre ich beinahe gestorben? Irgendwann würden meine Krämpfe sicherlich mein Tod sein. Der schwache Geruch von Blut drang an meine Nase. Schnaufend stieß ich den Geruch wieder aus. „Steh auf, ich hatte noch nicht das Vergnügen dich flach zu legen!“ raunte eine männliche Stimme beinahe zärtlich. Ein Schauer des Ekels durchfuhr mich und ruckartig drehte ich mich von der Stimme weg, Larash nahm ich dabei beinahe mit, es gelang ihr aber noch von mir weg zu springen. Schmerzen im ganzen Körper ließen mich jedoch sofort wieder zusammen sinken. „Von dir will niemand flach gelegt werden, Phytago.“ klang Kahrs Stimme entfernt. „Hauptsache Krampf ist wieder wach.“ entgegnete Pythago wieder gewohnt trocken. Mir von Larash beim aufsitzen helfen lassend, fiel mir wieder alles ein. Der Hinterhalt. Die Flucht. Der Schmerz. Meine Erinnerungen rasten unkontrolliert an meinem inneren Auge vorbei. „Was ist mit unseren Verfolgern?“ Der Legionär setzte sich auf das warme Gestein und blickte nach draußen. „Die haben ihre Suche aufgegeben.“ Ich konnte mich daran erinnern, dass sie direkt vor uns standen. Nur wenige Zentimeter entfernt. „Larash ist in letzter Sekunde wieder Herrin ihrer Sinne geworden.“ Die Tigercharr fragend ansehend, fiel mir auf wie matt sie wirkte. „Vllt. Hat Zenturio Nachtbrand ja Recht mit ihr.“ Aufstehend wandte er sich uns beiden zu. „Mit euch beiden.“ Die anderen beiden kamen näher, nicht wissend was der Legionär meinte. „Weibchen sind schwach, ganz besonders verliebte. Und kranke Charr sind nichts als Ballast und ziehen die Stärke eines gesamten Trupps herab.“ Kurz schwieg er und gab uns etwas Zeit das gehörte zu verdauen. „Ungehorsame Soldaten…“ er wandte sich den anderen beiden zu „sind der Tot eines jeden Trupps.“ Kahr sah man seine Verwirrung am deutlichsten an. Kannte er Phytago sogar aus der Zeit vor dem Fahrar. Dann übernahm die Wut und er griff seinen Legionär und Freund an. Tesh konnte gar nicht reagieren, so plötzlich war Kahr losgestürmt. Der Legionär ließ sich ohne Widerstand von ihm zu Boden reißen. „Du redest wie er!“ Phytagos Ohren zuckten. „Lass mich ausreden.“ Kahr griff ihn nicht weiter an, gewährte unserem Anführer aber auch nicht aufzustehen. Phytagos Stimme blieb ruhig und ohne jede Gefühlsregung. „Das waren die Worte, die er mir einst entgegenwarf, als es darum ging weiter euer Legionär zu bleiben.“ Vor einiger Zeit hatte Zenturio Nachtbrand aus diesem Grund Phytago einen anderen Posten zugeteilt. Er hatte ihn geprüft und Phytago hatte keinerlei Probleme gehabt völlig fremde Truppen zu koordinieren oder zu befehligen. Nach Wochen war er plötzlich einfach wieder da, als sei er nie von uns weg gewesen. „Ich habe lieber verknallte Weibchen und ungehorsame oder kränkliche Partner auf die ich mich wenigstens verlassen kann, als willenlose Puppen an meiner Seite.“ Phytago stieß Kahr in einem Moment der Unachtsamkeit von sich runter. „Das hab ich ihm damals entgegnet und ich bereue meine Entscheidung bis heute nicht.“ Aufstehend und auch Kahr auf die Beine helfend, trat er zum Höhleneingang. „Ich würde niemals einem Fanatiker der Flamme dienen, geschweige auf gleichem Posten wie er arbeiten.“ Bei dem Ausdruck unserer immer ratloseren Geschichtsausdrücke, konnte er sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen. „Helft Krampf auf, ich erkläre euch alles auf dem Rückweg.“ Nach Tagen der Wanderung erreichten wir endlich unseren Außenposten in den Flammenkamm-Bergen. Oder das was davon noch übrig war. Schwarze Rauchwolken empfingen uns schon aus der Ferne und nun sahen wir vor uns was wir vermuteten. Die einzelnen Lager waren völlig nieder gebrannt. Zahllose verbrannte Leichen lagen überall verstreut. Die Flammen-Legion hatte gnadenlos zugeschlagen. Der Überfall dürfte keine drei Tage her sein. In den Trümmern und Bränden suchten wir nach Überlebenden, doch Hoffnung wurde uns nicht gewährt. Alle waren tot. Nicht einmal die Tiere waren verschont geblieben. Am Boden konnte man sehen in welche Richtung die Flammen-Legion ging, nachdem sie hier fertig waren. Zurück zur Flammen-Zitadelle. Doch eine Spur führte nicht dorthin. Sie entfernte sich deutlich von der Spur der Flamme und ging in Richtung der Zitadelle. Laut Tesh waren sie zu leicht in den Boden gedrückt und wies eine entspannte Schrittbreite auf. Der Besitzer hatte es weder eilig, noch hatte er etwas vor den anderen Charr zu befürchten. Wenn der Außenposten wie vermutet vor drei Tagen überfallen worden war, so hatte der Besitzer dieser Spur bei seinem Tempo einen Vorsprung von knapp zwei Tagen. Wir mussten uns beeilen und ihn einholen. „Wenn es stimmt was du sagst, ist er schon seit Jahren ein Spitzel.“ „Wer Weibchen in Kampftruppen so hasst wie er und jeden Schwächling ausradiert, muss einer sein.“ Während wir den Spuren gefolgt waren, erklärte der Legionär uns, dass er den Verdacht hegte Zenturio Nachtbrand könnte ein Mitglied der Flammen-Legion sein. Bevor er als Zenturio die Befehlsgewalt über die in den Flammenkamm-Bergen stationierten Soldaten erhielt, gab es viel mehr Weibchen bei uns. Danach verschwanden sie eines nach dem anderen und wir konnten sie irgendwann an den Krallen abzählen. Viele Weibchen starben bei Kämpfen mit der Flammen-Legion, andere verschwanden einfach spurlos. Als jedoch Larash einst ausgeschickt worden war, alleine und kaum bewaffnet ein verlassenes Lager des Feindes zu untersuchen, schickte er Tesh hinterher und konnte damit ihre Entführung verhindern. Danach kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Phytago und Nachtbrand, die schnell im gesamten Außenposten die Runde machte. Der Legionär hatte es tatsächlich gewagt, dem Zenturio die Stirn zu bieten, ihn heraus zu fordern und vor allen Anwesenden zu erniedrigen. Von einer erhöhten Position aus auf den Zenturio herab blickend, als wäre er selbst eines weit höheren Ranges angehörig, sprach er eine deutliche Drohung aus, dass er ganz genau wusste wem die Treue des Zenturios galt und das er sich gewaltig in Acht nehmen sollte. „Er ist hier.“ Wir waren den Spuren unablässig bis vor die Tore der schwarzen Zitadelle gefolgt. Imposant ragten die meterhohen eisernen Tore vor uns auf. Überall drangen die vertrauten Geräusche eifriger Arbeiter und ackernder Maschinen und Getriebe an die Ohren. Der Geruch von Öl lag in der Luft und mischte sich mit dem Geruch der Wildnis hinter uns. „Abmarsch! Es gilt einen Tribun zu warnen.“ „Jawohl!“ riefen wir im Einklang und folgten Phytago in unsere Heimatstätte. Auf dem Weg über den Appelplatz zum Imperator-Kern bemerkten wir schnell die prüfenden und teils erstaunten Blicke einiger Soldaten und Arbeiter. „Einen schwanzlosen Charr sieht man nicht alle Tage.“ Damit hatte Tesh nicht ganz Recht, da fehlende Körperteile keine Seltenheit bei Soldaten waren. Noch viel es mir schwer beim Laufen die Balance zu halten, aber immerhin musste ich nicht mehr die ganze Zeit Kahr umarmen. Die Jungs haben mir schon erzählt, dass Larash beinahe Ohnmächtig geworden wäre, als sie das Blut aus dem Stumpfen fließen sah. Zugleich jedoch hatte sie Phytago sofort zur Seite gestoßen nachdem fest stand, dass die Flammler in der Höhle außer Reichweite und auch sonst kein weiteres Mitglied in der Nähe war. Sie hatte gute Arbeit geleistet, trotzt fehlender Arzneimittel. Um einen richtigen Besuch beim Krankenflügel werde ich dennoch nicht umhin kommen. Im Kern musste der Legionär uns bei der Wache, ehe wir eintreten durften, vorstellig machen. Bei dem überraschten Blick der Charr fragte er ob alles in Ordnung sei. Alles was wir daraufhin hörten, war ein zorniges Knurren aus den tiefsten Tiefen seiner Kehle. Er behielt jedoch den nötigen Respekt und blieb ruhig. „Man sagte uns, dass der gesamte Außenposten bei dem Überfall vernichtet worden sei und es keine Überlebenden gäbe.“ „Wer hat das gesagt?“ „Zenturio Nachtbrand, der Leiter der Mission selbst.“ Uns kräuselten sich die Barthaare. „Wie Ihr seht sind wir nicht tot und wir würden gerne dem Tribun persönlich Bericht erstatten. Wir haben Grund zur Annahme, dass die Flammen-Legion hier in der Zitadelle ist.“ Die Wache sah den Legionär überrascht an. Es folgte ein Gespräch mit ein paar weiteren Wachen. Wir dachten schon wir würden gar nicht mehr zum Tribun durchgelassen. Letztendlich wurden wir doch durch gelassen. Vor dem Tor des Aschetribun-Quartier ein letzter kurzer Halt vor einer weiteren Wache und wir konnten endlich Tribun Wüstengrab Bericht erstatten. Vor ihrer Dienststube bremste uns der Legionär abrupt ab und wir konnten hören, wie Tribun Wüstengrab mit jemanden sprach. Die zweite Stimme gehörte dem Zenturio Nachtbrand. „Verräter!“ donnerte es aus Phytago heraus, der sich zurück halten musste, nicht direkt auf den Zenturio loszustürmen. Tribun Wüstengrab und der Zenturio drehten sich verwundert zu uns um. Man konnte unserer Körpersprache entnehmen, dass wir alles andere als erfreut waren Zenturio Nachtbrand hier vor zu finden. „Das ist ein wichtiges Gespräch!“ mahnte Wüstengrab schroff. „Wer seid ihr?“ Der Legionär machte einen Schritt vor und stellte uns als einen der angeblichen vernichteten Truppen des zerstörten Außenpostens vor. Nun schon interessierter betrachtete sie uns fünf einen nach dem anderen. Prüfend aber nichts sagend schwieg sie einen Moment lang. „Ihr sagtet, die wären am Anschlag beteiligt gewesen?“ wandte sie sich wieder an den Zenturio. Nickend wandte er sich uns zu, seinen Dolch bereit für einen Angriff. Überrascht sowas zu hören, fehlten uns die Worte. „Und ihr sagtet sie wären wie von Sinnen durch die Toten gestampft.“ Wieder nickte der Zenturio. „Sie sind hier um Euch zu töten, Tribun! Aber das werde ich nicht zu lassen!“ Sich zwischen Tribun Wüstengrab und uns stellend, knurrte er voller Überzeugung gegen uns fünf im Falle eines Kampfes bestehen zu können. Ein überfragter Laut drang leise aus Tribuns Kehle. „Warum kann ich an ihnen dann kein Blut sehen? Von dem bisschen am Stumpf des Einen abgesehen?“ Phytago richtete sich nun wieder etwas sicherer auf, nachdem Tribun Wüstengrab mit ihren Worten ihre Zweifel an der Geschichte zu verstehen gab. „Wir wurden ausgeschickt, einen Marschtrupp der Flamme abzufangen und zu vernichten.“ „Einen ganzen Marschtrupp? Zu fünft?“ Phytago nickte. „Wir wurden in einen Hinterhalt gelockt und sind nur um Haaresbreite entkommen.“ „Elender Lügner!“ tönte Nachtbrand „Nun wo ihr eurem Ziel zum Greifen nah seid, zieht ihr den Schwanz wie feige Welpen ein!“ „Bestimmt habt Ihr Euch todesmutig in das Kampfgeschehen gestürzt und euer Bestes getan um den Überfall abzuwehren, Zenturio.“ „Im Gegensatz zu Euch renne ich nicht vor ein paar Fanatikern davon.“ Phytago wollte gerade was entgegnen, als Tribun Wüstengrab ihm ein Zeichen gab es nicht zu tun. „Wann seid ihr in der Zitadelle eingetroffen, Zenturio? Zur Morgenstunde richtig?“ Zenturio Nachtbrand wandte sich wieder dem Tribun zu. „Ihr seht weder abgekämpft, noch verletzt aus.“ Tribun Wüstengrabs Augen hatten ein leichtes Funkeln. „Ihr müsst wissen Tribun…“ begann er und schritt näher an den Tisch heran „Ich brauche meine Kräfte für mein eigentliches Ziel!“ Mitten im Satz sprang Nachtbrand auf Wüstengrab zu und wollte ihr seinen in Gift getränkten Langdolch in die Kehle rammen. Doch Wüstengrab dachte nicht im Geringsten daran, sich vom Fenster weg zu bewegen. Das war auch gar nicht nötig. Unsere Schüsse trafen ihn zielsicher und beförderten ihn wieder zu Boden ehe er den Tisch im Sprung überquert hatte. Larash lief zum Zenturio und überprüfte seinen Zustand. „Nicht tot.“ Tribun Wüstengrab nickte zufrieden und bat uns nun alle zu sich nach vorne. Wir sollten uns entspannen und nicht so verkrampft ihr gegenüber erscheinen. Bei dem Wort verkrampft musste ich unweigerlich mit dem Stumpf zucken, was zu leichten Zuckungen im Gesicht führte. „Ich habe Euren Bericht erst vor kurzem gelesen, Legionär.“ Wir sollten aufhören uns über den Legionär zu wundern. Andernfalls müssten wir uns in den Ratlos-Trupp umbenennen. „Zenturio Nachtbrand wird sich sicher gerne selber dazu äußern wollen.“ Phytago nickte zustimmend und Tribun Wüstengrab entließ uns wieder. Auf dem Weg nach draußen kamen uns ein paar Soldaten entgegen, die höchstwahrscheinlich unseren Zenturio sicher in seine neue Behausung führen würden. Derweil erwähnte Phytago, dass er seinen Verdacht im letzten abgeschickten Bericht erwähnte und man Vorsicht walten sollte. Im Krankenflügel angekommen haben Pfleger sich meiner angenommen und in den Behandlungsraum gebracht. Um meinen Schweif besser ansehen zu können, durfte ich mich erstmal dem Großteil meiner Kleidung entledigen. Erst dachte ich, dass sollte ich in Gegenwart der Weibchen machen, doch diese verschwanden wenig später. Sitzen war für mich noch keine Option, jedenfalls keine angenehme. Der Pfleger nahm den blutgetränkten Verband ab und murmelte Dinge wie ‚typisch Jungspunde‘ oder ‚Sterben noch vor uns‘. Er stieß mich unerwartet von hinten an, wobei ich unweigerlich ins Taumeln geriet. „Wenn ihr Jungspunde schon Mutproben machen müsst, dann habt wenigstens einen guten Heiler dabei.“ Meine Ohren zuckten. Hatte er gerade mich, Larash und meinen Trupp beleidigt? Zusammen zuckend, als der Charr meinen Stumpfen umfasste, verlor ich beinahe wieder das Gleichgewicht. „Unsauber, unsauber.“ Ein Knurren entrang meine Kehle. Ich habe ja kein Problem damit, wenn er mich beleidigt, aber bei Larash hört es auf. Ihr verdanke ich es überhaupt am Leben zu sein. Vermutlich wäre ich nicht gestorben, aber in einem wesentlich schlechteren Zustand als jetzt. Der Pfleger hatte mit seiner Arbeit aufgehört und lief zu einem Schrank mit einigen Gegenständen drin, von denen ich ein paar glatt als Waffe bezeichnen würde. „Die Wunde ist sehr unsauber. Selbst wenn Sie ihren Schweif dabei gehabt hätten, wäre er nicht zu retten gewesen.“ Mich auf die Liege bittend stellte er neben der Liege ein Tablett mit Desinfektionsmitteln, Nadel und Faden und noch ein paar anderen Dingen. Nun war es an der Zeit für den angenehmsten Teil der Behandlung. Reichte ja nicht, dass bereits Schmerzen stoßweise mich durchfluteten, wenn sie auch nur gering waren. Während er begann die Wunde zuzunähen, krallte ich meine Klauen tief in den Stoff der Liege. Eine gefüllte Ewigkeit später war er fertig und ich konnte fürs erste gehen, also zog ich schnell meine Kleidung an und verschwand. Leider musste ich für mehrere Nachuntersuchungen wieder in den Krankenflügel zurück. Bis dahin aber unterwarf ich mich lieber dem Training meines Legionärs. Alleine auf Mission sollte ich als Späher einfach nur ein bisschen die Gegend auskundschaften. Keine unnötigen Kämpfe und keine Flammen-Legion die mich überrennen könnte. Ich habe über die Monate hinweg gelernt ohne Schweif klar zu kommen und Krämpfe hatte ich auch ewig keine mehr. Doch wie das manchmal im Leben so ist, kommen die Dinge anders als geplant. Vor mir stand ein Mitglied der Flammen-Legion. Alleine. Und zu allem Überfluss kannte ich ihn sogar beim Namen. Bei ihm handelte es sich um ein ehemaligen Freund aus der Zeit im Fahrar. Er hatte aber kein Interesse sich den Gesetzen der Schwarzen Zitadelle zu beugen. Stattdessen lag sein Interesse in der reinen Feuermagie, weswegen er zur Flammen-Legion übergegangen war. „So trifft man sich wieder, Askan. Oder sollte ich dich Krampf nennen?“ „Was willst du Yol?“ „Ich wollte sehen wie du dich machst, wenn du schon in meinem Revier herum spazierst.“ „Was soll das heißen, dein Revier?“ Yol trat auf mich zu ohne das geringsten Anzeichen von Feindlichkeit oder Angst. Ganz so als gäbe es zwischen uns keine sichtbaren Grenzen. Ich hingegen wich zurück. Er mag einst ein Freund gewesen sein, doch als Mitglieder der Flammen-Legion war er mein Feind. Sein Blick fiel auf die Stelle wo mein Schweif hätte sein müssen. Er neigte den Kopf und schien nachzudenken. Dann griff er nach seinem Zepter, woraufhin ich rückwärts springend einen größeren Abstand einnahm. Ein Grinsen huschte über seine Schnauze und er raste auf mich zu. Seine Hände umhüllten glühend heiße Flammen, denen ich kaum auszuweichen vermochte. Seit wann war er so schnell? Mir blieb nichts anderes übrig als seine Angriffe ebenfalls mit meinen Klauen zu parieren. Transparentes lilafarbenes Licht umhüllte meine Pranken und ich ergriff bei seinem nächsten Frontalangriff seine feurig brennenden Pranken mit den meinen. Er war schneller und stärker als früher. Stärker als ich, was ich bei seinem kräftigen Körperbau auch nicht anders erwartet hätte. Offenbar hatte er geplant, dass ich auf seine Angriffe auf die Art reagiere, sein Grinsen wurde breiter. „Ich habe nichts gegen dich Askan. Lass mich dir ein Geschenk machen, der alten Zeiten wegen.“ „Du wirst weder meinen Tod, noch mich als Sklaven bekommen.“ Entgegnete ich und stieß ihn von mir. Ein großes langes Schwert aus einzelnen Splitterfragmenten herbei rufend, begann ich ihn nun mit meiner Magie anzugreifen. Wegen meines fehlenden Schweifes musste ich anfangs auf den Fernkampf umsteigen, da mir für den Nahkampf noch das Gleichgewicht zu schnell verloren gegangen war. Da mir der Stil aber gefiel, habe ich es trainiert und anstatt Doppelgänger zu erschaffen, erschuf ich Illusionen meiner selbst die meiner statt den Nahkampf übernahmen. „Du bist nicht schlecht.“ Yol wich den Illusionen aus und rief eine Axt herbei, die aus gehärteter, brennender Lava zu bestehen schien. „Aber nicht gut genug.“ Er zerstörte die Illusionen nach kurzer Zeit und portete sich direkt vor mich. Erschrocken verlor ich das Gleichgewicht und landete rücklings auf dem grasbewachsenen Boden. Das Großschwert löste sich auf, als Yol es mit seiner Axt in zwei Teile schlug. Wieder umhüllten seine Pranken ein gleißendes Feuer. Es tanzte beinahe um seine Klauen, mit denen er mich am Hals gepackt hielt. Dann entfernte er die Rechte und presste sie mir auf den Unterleib. Das würde wehtun, dachte ich und versuchte mich aus seinem eisernen Griff zu befreien. Aber alleine sein Körpergewicht war kaum vom Boden hoch zu bekommen. „Wie gesagt, ‚siehe es als ein Geschenk‘.“ Die Flamme begann zu erzittern und zu flackern, dann breitete sie sich über meine Hüfte und Beine aus. Ich spürte keinen Schmerz, kein brennen. Stattdessen schien mich das Feuer eher zu betäuben. Erneut erzitterte das Feuer und löste sich einfach wieder auf. Anschließend ließ Yol von mir ab und entfernte sich. „Viel Spaß damit. Bei unserem nächsten Treffen, wird dein Tot mein Geschenk sein, Askan.“ In einer Feuerexplosion verschwindend ließ mich Yol verwirrt zurück. Eine ganze Weile lag ich einfach nur da und starrte auf die Stelle, an der er zuletzt gestanden hatte. Knurrend richtete ich mich wieder auf und rief das Großschwert erneut herbei und ließ einen gläsernen Kristall an seiner Position aus dem Boden steigen und zerstörte ihn über meine Gedanken. Irgendetwas musste ich gerade einfach machen um meine Gedanken wieder zu sortieren. Dann fiel mein Blick auf eine Bewegung am Boden. Mein Schatten lag vor mir und irgendwas war anders. Ich wartete und dann sah ich es wieder. Da zuckte ein Schweif! Hinter mich sehend, klappte mir der Kiefer herunter. Ein Schweif aus dichtem rotbläulichem Feuerirgendwas war dort wo früher der alte Schweif war. Und er reagierte auf meine Sinne. Ich war schockiert und begeistert gleichermaßen. Der Schweif funktionierte wie ein echter und sorgte wieder für einen perfekten Gleichgewichtssinn. Aber wie sollte ich das den anderen erklären… ENDE Kapitel 4: Erwacht ------------------ 1324 N.E. Der Morgen war gerade erst angebrochen und im Hain herrschte eine angespannte Atmosphäre. Hainhüter beobachteten seit Wochen eine Kapsel, welche fern der anderen gewachsen war und in schwindelerregender Höhe an einem Ast hing. Ein starker Wind wehte seit Tagen durch die Wälder und rüttelte kraftvoll an den Ästen des Blassen Baumes. Etliche Kapseln waren geerntet und in Sicherheit gebracht worden, doch an diese eine Kapsel kam niemand heran. Nun hatte der Wind sie von ihrem Ast gelöst und die Kapsel war in ein riesiges Spinnennetz gefallen. Eine große Spinne, ein alter Veteran, bewachte seitdem die Kapsel und griff jeden an, der es wagte näher heran zu kommen. Inzwischen war die Sonne hoch oben am Himmel und noch immer standen Hüter, Mentoren und sogar ein paar der Erstgeborenen ratlos da und sahen auf die vielen Spinnen, die in einem riesigen Heim aus Spinnennetzen im Schatten der Mutter ruhten. „Bei der blassen Mutter, die Kapsel… “ Ein Riss hatte sich geöffnet. Der Sprössling war dabei zu erwachen. Wieder wollten die Hainhüter näher kommen und versuchten mit Pfeil und Bogen sich einen Weg frei zu schießen, doch zielsichere Angriffe der Spinnen machten jedes näher kommen zu Nichte. Hilflos mussten sie zusehen, wie der Veteran sich dem erwachten Spross näherte. Nur wenige konnte sich das lange ansehen, doch die die hinsahen, deren Gefühle wechselten zwischen Sorge und Verwunderung. Die Spinne reichte dem Sprössling ein Bein und schien Halt beim Ausstieg aus der Kapsel zu geben. Eine weibliche Sylvari hielt sich wackelig am Bein der Spinne fest. Ihre Körper trug eine gelbe Farbe und ihr Haupt bedeckte eine dicke Schicht blauer Rinde. Sie schien keinerlei Angst vor dem riesigen Tier zu verspüren. Ganz im Gegenteil. Sie lächelte, dankbar für die Hilfe. Erstgeborene Niamh trat näher. Sie war die Koryphäe des Zyklus' des Tages und damit zuständig für das Wohl des Sprößlings. Die Unruhe der anderen ließ sie kalt, denn sie sah etwas, was die anderen übersahen. Dieses riesige Netz, welches die Kapsel aufgefangen hatte, gab es erst seit ein paar Tagen. Niamh hatte beobachtet, wie die Veteran-Spinne ihr Netz gezielt unterhalb der Kapsel gesponnen und seitdem ein wachsames Auge auf das Gewächs hatte. Die Sylvari wagte ein paar Schritte über das Netz. Es klebte nicht, war wie ein normaler Boden, nur dass er sich beim Auftreten leicht senkte. Der Veteran wachte über jeden ihrer Schritte, so auch Niamh. Ein starker Windstoß brachte die Sylvari ins Wanken. Sie trat neben das Netz und fiel schreiend in die Tiefe. Unten hielt jeder die Luft an. Kurz über dem Boden, erfassten mehrere Spinnenfäden Beine und Hüfte und brachten den Fall zum stoppen. Kopfüber hängend, blickte der Sprössling, blass um die Nase, der Erstgeborenen direkt in die Augen. „Oh, hallo!“ lächelte sie. „Hallo.“ Erwiderte Niamh, selbst etwas überrascht. „Du siehst ja aus wie ich.“ Niamh nickte und erklärte, dass sie beide von derselben Rasse abstammten, die man Sylvari nannte. Gerade als Niamh noch etwas sagen wollte, legte sich ein größer werdender Schatten über die beiden. Sofort sprang sie zurück und erkannte, dass der Veteran sich an einem Faden herab begab. Die Hainhüter spannten sofort ihre Bögen und schossen auf das große Tier. Die Spinne zischte als ein paar der Pfeile ihren Körper streiften. „Nein! Nein! Hört sofort auf mit diesen Dingern anzugreifen!“ schrie der Sprössling erschrocken, wild mit den Armen herum fuchtelnd. „Hört auf! Sie ist meine Freundin!“ Ein Raunen ging durch die Sylvari und nur widerwillig senkten die Hainhüter die Bögen. „Wie meinst du das? Deine „Freundin“.“ Wollte die Erstgeborene wissen. „Sie und ihre Kinder haben im Traum auf mich aufgepasst.“ Erklärte die Sylvari und lachte, als die Spinne am Boden angekommen war. Wildes Hundegebell und eine schimpfende Stimme erklangen. Sich durch die Beine der Hainhüter und Schaulustigen wuselnd, sprang ein junger Farnhund auf den Spross zu. „Fan!“ rief sie und lachte wieder. Der Züchter, der dem Hund nachgelaufen war, war beim Anblick der großen Spinne abrupt stehen geblieben. Ihm versichernd, dass der Veteran nichts Böses im Schilde führte, winkte die Erstgeborene ihn heran. „Hilf mir mal sie runter zu holen. Sonst steigt ihr noch das Harz in den Kopf.“ Während die beiden Erwachsenen der jungen Sylvari auf den Boden halfen, näherten sich mehrere kleine Spinnen dem Geschehen. Wieder spannten die Hainhüter ihre Bögen. Noch nicht ganz von den Netzen befreit, schimpfte der Sprössling los, dass die Hainhüter sich mal beruhigen sollten. Ihre Freunde wollten nur nachsehen, ob alles in Ordnung war. Sie drohte sogar, sie fertig zu machen, wenn auch nur eines der spitzen Stöcke nochmal durch die Luft schoss. Endlich auch vom letzten Faden befreit, empfing der Spross den Farnhund fröhlich und streichelte auch die eine und andere Spinne, die wachsam um sie herum krabbelten, den Rücken. „Ihr seid ein seltsamer Spross.“ „Was ist daran seltsam, dass ich meine Freunde nicht gerne durchlöchert sehe?“ „Das meine ich nicht. Ihr… tut so als könntet ihr die Tiere verstehen.“ Die lila farbenen Augen des Sprosses wanderten vom Hund, zu den kleinen Spinnen rüber zum Veteran und blieben letztlich auf Niamh haften. „Im Traum gibt es keine Sprachbarrieren.“ Sie seufzte. „Ich mag ihre Stimmen jetzt nicht mehr hören können, doch erkenne ich jede einzelne Spinne. Spüre was sie denken und fühlen. Umgekehrt genauso.“ Nach einer Weile des Schweigens, sprang die junge Sylvari auf und faltete in einer bittenden Geste die Hände zusammen. Mit flehendem Blick bat sie die anderen Sylvari, dass Zuhause der Spinnen nicht zu zerstören. Die Veteran-Spinne war einst der Begleiter eines Jägers gewesen, welcher in Orr ums Leben gekommen war. Seitdem war sie ruhelos umher gewandert und fand im Schatten des Blassen Baumes Ruhe und Frieden. Keines ihrer Kinder würde jemals einem Kind des Baumes etwas zu Leide tun und wenn sie wollten, so durften junge Sylvari gern eine der Jungspinnen als Partner wählen. Diese Spinnen waren sehr neugierig und würden gerne mehr von der Welt sehen. Zudem sorgten die Spinnen seit Jahren dafür, dass kein Ungeziefer die Wurzeln des Baumes heim fielen. Niamh, die Hainhüter und die anderen Sylvari willigten der Bitte ein. „Wie ist denn Euer Name, Sprössling?“ fragte die Erstgeborene und der Spross bekam große Augen. „Ich hab keinen, wenn ich ehrlich bin. Ich habe mich nicht dafür interessiert einen Namen zu haben.“ „Aber wie soll man Euch denn nennen oder rufen, wenn ihr keinen Namen tragt?“ Hinkniend begann sie zu überlegen. Sie überlegte lange und intensiv, doch davon tat ihr irgendwann der Kopf weh. Sie schüttelte den Kopf. Die Erstgeborene begann zu grübeln. Ein paar der Spinnen kehrten in ihr Heim aus dichten Fäden und Netzen zurück. Wenig später kehrten sie wieder. Bei sich eine bogenartige Waffe aus Stöckern und einem stabilen Seidenfaden. Diesen neben die Sylvari legend zwitscherten die Spinnen aufmunternd. Die Sylvari sah sich den Bogen an und man konnte sehen, wie ihr langsam, aber sicher ein Einfall kam. Lächelnd nahm sie den Bogen zur Hand und stand auf. „Hunter.“ Sagte sie und sah ihre Freunde die Spinnen und Fan an. „Ich werde in Zukunft einfach nur Hunter heißen.“ Die anderen Sylvari stutzten etwas, war der Name doch eher ungewöhnlich. „Namen sind nur Schall und Rauch. Wichtig sind die Taten die man vollbringt und mit wem man sie vollbringt. Ohne Freunde, die einen Namen weiter tragen, verstummt selbst der schönste Klang, den ein Name haben kann.“ Ihre Worte sorgten für einen Moment des Schweigens. Man sah, dass die anderen über ihre Worte nach dachten. Einige stimmten ihr zu, dass Namen alleine keinen Wert hatten. Die Taten die sie mit sich trugen, waren es, die einem Namen einen Ruf gaben. Andere raunten leise, nicht verstehen wie ein Name unwichtig sein konnte. Hunter selbst jedoch hatte noch eine kleine Bitte an die Erstgeborene. Im Schatten des Blassen Baumes war es kalt und sie wünschte sich etwas zum Anziehen. Alles andere war ihr im Moment egal. Lächelnd nickte Niamh und begleitete den Spross zum Hain, damit sie Kleidung besorgen konnten. ENDE Kapitel 5: Tödlicher Nebel -------------------------- Dies war wieder eine dieser nicht enden wollenden Nächte. Seit gefühlt mehreren Stunden kniete der Legionär des Nacht-Trupps als Gefangener der Separatisten in einem Stahlkäfig. Seine Arme waren zur Seite ausgestreckt und wurden an den Handgelenken von straff gezogenen Ketten hoch gehalten. Somit war der Charr gezwungen in einer aufrechten Haltung zu verharren. Seine nach hinten gebogenen Hörner verhakten sich immer wieder mit den Gitterstäben der Käfigdecke. Der Käfig war eindeutig zu klein für einen großen Charr wie Trancer Nebelklaue. Seiner misslichen Lage verdankte er seinem eigenen Beschützerinstinkt. Es war nicht seine Aufgabe. Niemand hatte es ihm befohlen. Es war nur ein Tier und doch wollte Trancer nicht, dass die Separatisten den verwundeten Fuchs mit dem weißen Fell bekamen. Schützend hatte er sich über den Fuchs gelegt und die Pfeile mit seiner Rüstung abgefangen. Er merkte sofort als die Separatisten ihr Interesse am Tier verloren und sich seiner annahmen. Die Pfeile waren gezielter, trafen seine von der Rüstung ungeschützteren Körperzonen wie Arme und Nacken. Sein Körper begann zu lähmen und es war klar, dass die Pfeile mit einem Gift präpariert waren. Sie wollten ihn haben. Für Menschen waren Charr eine Trophäe und er präsentierte die ihre persönlich. Für den Fuchs reichte die Ablenkung um zu fliehen, Trancer jedoch war wenig später vom Gift vollends gelähmt zusammengebrochen. Es steckten noch immer Pfeile im Körper des Charr, die Separatisten hatten sie bewusst nicht entfernt. Mehrere Gründe konnten dahinter stecken, Gehässigkeit, die Hoffnung dass das Gift länger wirkte oder Schmuck für ihre erbeutete Trophäe. Er würde ihnen ihre Pfeile schon zurückgeben, noch aber war es für die Rückgabe zu früh. Die Separatisten waren ihm noch nicht siegessicher genug. Er ließ sie ihre kleine Party feiern. Es würde ihre Letzte sein. Trancer Nebelklaue wartete darauf, dass der Mond ganz oben am Himmel stand. Erst dann würde er den Separatisten zeigen, dass er alles andere als eine zahme Trophäe war. Er war nicht ohne Grund der Anführer des Nacht-Trupps. Seine Augen sahen des Nachts so gut, wie Menschen bei Tage. Alles konnte er sehen, jeden einzelnen Kieselstein. Jede noch so feine Bewegung der Menschen, Stoffe, Waffen, einfach von allem was sich im Dunkeln auch nur irgendwie bewegte. Hinzu kamen seine anderen Instinkte wie Tast- und Geruchssinn, welche von Natur aus ausgeprägter waren als bei manchen anderen Rassen wie beispielweise den Menschen. Dann war da noch seine Kampferfahrung mit der er jeden Konkurrenten für den Legionärsposten gnadenlos zu töten verstand. Normalerweise gewährte der Legionär Gegnern die Chance ihn im Kampf zu töten, doch den Separatisten würde er dies verwehren. Sie waren keine Herausforderer oder Vertraute. Sie waren grundlegend feindlich und sie lachten über seine Situation. Lachten in dem Glauben ihn besiegt zu haben. Dieser Irrtum sollte ihr Ende sein. Der blasse Schein des aufsteigenden Mondes schien durch ein Loch in der Decke und fiel direkt auf Trancers Augen. Leicht geblendet musste er blinzeln. Vollmond war erst in ein paar Nächten und doch schien das Mondlicht heute besonders hell. Trancer musste den Kopf senken, um seine Augen vor dem Licht zu schützen. Schallendes Gelächter drang an seinen Ohren. Die Separatisten bejubelten lauthals ihren Sieg über den Charr, der in ihren Augen soeben seine Niederlage anerkannte. Dann verstummte, unterlegt vom Geräusch zerreißenden Fleisches, der Erste der Separatisten. Stille folgte. Alle dahin sehend, wo eben noch der Kollege mitlachte. Der Kollege, dessen Körperteile nun abgetrennt am Boden in einer größer werdenden Blutlache lagen. Grauer Nebel mit feinen schwarzen und roten Pigmentstreifen schwebte um die Lache. Ein kurzer Blick zum Käfig zeigte, dass dieser leer war. Der Gefangene war verschwunden. Lediglich eine feine Dunstspur führte vom Käfig zum Nebel. Ehe die Separatisten, die darauf keine Antwort hatten, reagieren konnten, begann der Nebel zwischen ihnen hin und her zu springen. Einem nach dem anderen wurde auf unterschiedliche Weise das Leben genommen. Der graue Dunst verfärbte sich immer rötlicher. Hinterließ zwischen seinen Opfern eine immer dichtere Blutspur. Mit knurrenden Lauten hatte der Nebel die letzten drei Überlebenden in einer Sackgasse gestellt. Panisch vor Angst flehten die Menschen um ihr Leben. Verstummten, als der Nebel langsam die Form ihres Gefangenen annahm. Überströmt vom Blut seiner Opfer stand Trancer da. Mehr musste er fast nicht mehr machen. Die Separatisten waren starr vor Angst und zur Gegenwehr absolut unfähig. Einen Schritt nach vorne machend hob der Charr ein Schwert in die Höhe. Die Separatisten hatten es ihm bei seiner Gefangennahme abgenommen. Ein Rapier aus edlem Stahl und kunstvoll verziertem Griff. Es gehörte einst einem Menschen. Ein guter Soldat, aber Trancer hatte ihn besiegt und getötet. Das Schwert behielt er als Trophäe. Ursprünglich zum Schutz der Mensch gedacht, würde das Rapier nun eben jenen den Tod bringen. Widerstandslos glitt die scharfe, schlanke Klinge durch den ersten Körper. Versank fließend im zweiten und durchtrennte auch den dritten ohne jede Mühe. So wie die Separatisten, hätte das Rapier auch ihn damals beinahe getötet. Nur eine einzige Sekunde der Unachtsamkeit und die Klinge verfehlte seine Kehle um wenige Millimeter. In der Blutlache stehend betrachtete der Charr sich die Toten. Ihr Tod war überflüssig gewesen. Er hätte keinen der Separatisten umbringen müssen. Seine Magie hätte ihm eine gefahrlose Flucht ermöglicht, ohne dass die Separatisten es überhaupt bemerkt hätten. Aber da war dieses Verlangen, welches ihn seit einigen Jahren jede Nacht aufs Neue erfüllte. Einmal war Trancer Nebelklaue bei einer Nacht und Nebelaktion alleine einen Auftrag ausführen gewesen. Ungeduld hatte ihn aus dem Lager geführt, wo man einen Plan für einen Überfall auf ein Lager der Oger erstellte. Diese Ungeduld brachte ihm beinahe seinen Tod. Obwohl er einen guten Orientierungssinn besaß, hatte dichter Nebel seine Sinne getäuscht und ihn in die Arme eines übermächtigen Gegners geführt. Von einem Angriff tödlich verletzt, lag Trancer im Dreck und spürte wie er langsam sein Leben aushauchte. Da begann der dichte Nebel um ihn herum lebendig zu werden und den sterbenden Charr zu umkreisen. Er wurde dichter und begann den Charr förmlich zu verschlucken. Eine Kreatur jenseits seiner Vorstellungskraft erschien und sprach zu ihm. Trancer glaubte zu spinnen, dass diese Halluzination vom hohen Blutverlust kam. Die Menschen würden es einen „Dämonen“ bezeichnen, eine Kreatur der Hölle. Dieses Wesen versprach ihm etwas und Trancer, der nichts mehr zu verlieren hatte und auch nicht an das vor ihm glaubte, willigte ein. Seitdem besaß der Legionär Zauber mit denen sich bisher niemand hatte messen können. Die Nebel, der Ort der Toten, waren die Quelle seiner neuen Magie. Der Dämon war echt gewesen und auch der Pakt, den beide eingewilligt hatten. Von diesem Tag an verspürte Trancer einen unstillbaren Drang zu töten und zu morden. Schon bald trug der Charr Sorge, sein Blutdurst könnte sich gegen seine eigenen Soldaten richten und er begann verschiedene Magier und Schamanen aufzusuchen. Er suchte nach einem Weg dem Pakt zu entkommen. Viele Lehrmeister verloren dabei ihr Leben, doch Trancers Widerstand wurde stärker, bis es ihm gelang den Dämonen in sich zu verbannen. Seine Magie konnte er trotz dessen behalten. Fortan wurde sein Name bekannter und trug besonders bei Feinden und Fremden einen schaurigen Klang. Legionär der Nacht oder auch die Blutbestie war niemand, der andere verschonte, wenn er sie nicht leiden konnte. Trancer war ein Dämon geblieben, aber er bewahrte sein gutes Herz für jene, die sein Vertrauen besaßen und seiner Hilfe benötigten. Kurze schnelle Luftstöße an seiner Waffenhand rissen ihn aus seinen Gedanken. Ein kurzer Blick und er sah den geretteten Fuchs, der ihn neugierig anfiepte. Das weiße Fell des Tieres wies noch immer eine blutige Stelle da auf, wo ein Pfeil den Fuchs erwischt hatte. „Legionär?“ erklang eine dem Legionär vertraute Stimme und er erkannte einen seiner Untergebenen. Hinter ihm weitere Soldaten des Nacht-Trupps. Alle bewaffnet und kampfbereit. Hatte der Fuchs sie zu ihm geführt? Als wenn der Fuchs die Gedanken hätte lesen könnte, bellte er zuversichtlich. Ein schlauer Kerl. Sich zum Fuchs runter beugend legte er die Pranke über die Wunde und ein bläuliches Licht glimmte auf. Weder erschrak der Fuchs, noch griff er an. Ruhig wartete er bis die Wunde verheilt war und nur noch das Blut am Fell daran erinnerte. Damit waren die zwei wieder quitt. Von seinen Soldaten umgeben, ließ Trancer sich von den Heilern auf Verletzungen untersuchen. Zwar war er selber in der Lage sich Notfalls zu versorgen, doch seine Soldaten gingen auf Nummer sicher. Viel zu oft stand ihr Legionär schon an der Schwelle des Todes seit er seine Magie besaß. Nachdem fest stand, dass das meiste Blut nicht dem Legionär gehörte und das Gift der Pfeile nicht mehr wirkte, ließen die Heiler von ihm ab und er befahl die sofortige Rückkehr in das Lager. Im Lager angekommen begannen die Soldaten sich schlafen zu legen. Der Nachttrupp würde den kommenden Tag komplett verschlafen. Tageslicht kannten sie eigentlich nur noch aus der Fahrarzeit. Sie waren Krieger der Nacht und nichts würde mehr daran ändern. Trancer Nebelklaue machte noch einen letzten Kontrollgang durch das Lager. Alle seine Soldaten lagen leise schnarchend in ihren Zelten und er allein bekam die ersten Strahlen der aufgehenden Morgensonne mit. Blinzelnd entdeckte er den Fuchs im Schatten eines Gebüsches. Das Tier zu sich winkend machte der Legionär sich auf dem Weg zu seinem eigenen Zelt auf. An seiner Seite der Fuchs, welcher fortan ein vollwertiges Mitglied des Nacht-Trupp war. ENDE Kapitel 6: Erschaffung ---------------------- Mein Name ist Lunaris Blutmond. Meinen Rufnamen wählte ich, weil ich in der Nacht des Blutmondes das Licht der Welt erblickte. Man sagt, unter diesem Mond Geborene trügen eine besondere Macht in sich. Magische Kräfte die Glück oder Verderben mit sich bringen können. Erst redeten mir meine Eltern dieses Gerücht aus, dann mein Primus und letztlich mein Trupp und auch mein Anführer. Dem Frieden zum Wohle und dem der Freundschaft meines Trupps beließ ich es dann dabei. Doch eines Tages fand ein warmer Wind seinen Weg zur schwarzen Zitadelle. Er rief mich fort von hier. Denn auch wenn ich mich der magischen Abneigung meiner Mitcharr gebeugt habe, so war ich stets bemüht alles magische Wissen zwischen meine Krallen zu bekommen, was mein einfacher Soldatenrang erlaubte. Die Worte des Magiers, der mir als Junges von der Macht des Blutmondes erzählt hatte, kamen mir in den Sinn: „Deine Macht wird erwachen, wenn du gebraucht wirst. Folge ihr und zweifel ihren Weg nicht an.“ Etwas unbekannten blind zu vertrauen konnte Ängste mit sich bringen. Verluste sowie Niederlagen. Doch auch triumphale Erfolge konnten am Ende der Reise warten. Mein Trupp versperrte mir bei meinem Nächtlichen Fortgang anfänglich den Weg. Nicht um mich aufzuhalten, sondern um mir Glück für meine Reise zu wünschen. Sie hatten nie daran gezweifelt, dass ich an meinem Irrglauben festhalten würde, aber sie wussten, dass auf mich verlass war und egal was mein Ziel wäre ich mich schon richtig entscheiden würde. Monate vergingen in denen ich plan- und vor allem ruhelos durch die Lande streifte. Am Ende fand ich mich einer silbergrauen Tigercharr gegenüber, deren Haar so rot wie das Feuer war. Eine mies launige Frau, die schweigend auf mich herab zu sehen schien. An ihrer Seite zwei Söhne, welche freundlicher wirkten, aber Besorgnis erregend in ihrer verdächtigen Tracht waren. Als eine der Ersten von hunderten folgenden Überläufern, begab ich mich unter die Führung der Frau und begann die Geschichte hinter ihrer Maske kennen und fürchten zu lernen. Sie selbst begann ich zu respektieren und langsam ihr Vertrauen zu gewinnen. Zu ihrer Beraterin ernannt begann für mich mein Schicksal. In weniger als 2 Jahren hatte sich eine enorme Menge an Untergebenen um sie versammelt. Sie alle hatten gehört was hier inmitten einer ehemaligen Basis der Flammen-Legion im Gange war und wollten Teil dessen sein. Sie suchten nicht nach Ruhm oder Macht, sondern nach Geborgenheit, Akzeptanz und einer zweiten Chance. Jeder musste sich erst beweisen und meine Herrin war enorm streng mit Frau wie auch Mann. Selten aber musste sie selbst einschreiten um Unstimmigkeiten sprichwörtlich aus dem Weg zu räumen. Dafür sorgten in der Regel ihrer Anhänger, die bereits vor meiner Ankunft sie zur ihrer neuen Herrin gemacht haben. Und ihre Treue war beinahe beängstigend, so wie sie selbst es zum Teil auch waren. Wenn ich aber bedenke welche Vergangenheit sie mit der Herrin gemeinsam haben, so konnte ich sie ausnahmslos alle verstehen. Der Tag der Entscheidung rückte immer näher und ich musste immer flexibler werden. Mein Aufgabenbereich lag längst nicht mehr nur innerhalb der Basis. Es war bis zur entfernten schwarzen Zitadelle ausgebreitet. Als ehemalige Angehörige der Eisen-Legion wusste ich eine ganze Menge über den Bau von Maschinen und Waffen, doch nichts davon brachte mich schnell genug von A nach B. Aber es war wichtig, dass ich meinen Erzeuger sprechen konnte, denn für unser Vorhaben besaß sein Trupp ein entscheidendes Gerät, welches wir für uns zu beanspruchen gedachten. Auf meinem Arbeitstisch lagen viele kleine verschieden geformte Streifen aus Metall ausgelegt. Das Metall war besonders fest und robust, doch das besondere daran war, dass es Magie speichern und leiten konnte. Die Söhne der Herrin nutzten schon in ihrer Jugend etwas ähnliches als Basis für kleine wandelbare Kommunikatoren. Selbstständig denkende kleine drachenartige Kreaturen, kleiner als meine Hand, von denen unzählige überall in der Basis zu finden waren. Auch besaß jeder Bewohner einen solchen Kommunikator, der in dieser Gestalt mit seinen Augen untereinander kommunizierende Kameras waren oder als zweite Form ein kleines Gerät zum hinein sprechen und anhören von Nachrichten an jemand anderes waren. In meinem Zimmer befanden sich ebenfalls ein paar dieser kleinen Wesen. Sie überwachten jeden Schritt in diesem Raum. Was auch wichtig war, sollte etwas schief laufen. Zusammen mit dem älteren Sohn der Herrin wollte ich versuchen etwas ähnliches in groß zu erschaffen. Da es für uns beide das erste Mal war den Zauber auf etwas größeres zu verwenden, war jede Sicherheit von Nöten um frühzeitige Hilfe zu erhalten. „Bereit?“ „Es fehlt ein Verbindungsstück. Da am Steiß.“ Auf die Stelle deutend war mir durchaus bewusst, dass er damit eher wenig anfangen konnte. Er sah die Verbindungsstücke heute zum ersten Mal. Aber es reichte ihm um das fehlende Stück mit seiner Luftmagie unterhalb des Beistellwagens ausmachen zu können. Nun alles zusammen bereiteten wir uns auf den Zauber vor. Jeder in der Basis musste ihn in seiner Grundform beherrschen, denn anders lies sich kein persönlicher Kommunikator erschaffen. Es wurde schon oft versucht, doch führte es in der Regel zu nichts oder dazu, dass ein halbes Chaos entstand. Unsere Magie aufeinander abstimmend, wobei er seine eher meiner anpasste, konzentrierten wir uns auf das Schaffen eines neuen Wesens. Die Hände über die Metallstücke haltend begannen diese die Magie langsam in sich auf zu nehmen und zu bündeln. Immer mehr Magie begann sich zu sammeln, sich entlang der Verbindungsstücke zu verteilen und allmählich Form anzunehmen. „Vergesst nicht Euren Stand zu festigen. Magie ist nicht nur Arm- oder Kopfarbeit. Der ganze Körper arbeitet dabei.“ Mir war nicht aufgefallen, dass meine Haltung nachgelassen hatte. Aber war ich auch nicht darauf gefasst gewesen, wie anstrengend es sein würde etwas so großes zu erschaffen. Einen genaueren Blick auf das vor mir werfend, wurde mir bewusst, dass ich den Respekt der Kreatur verlieren würde, wenn ich mich nicht zusammen riss. Somit sammelte ich all meine Kraft zusammen und auch das letzte bisschen Energie um die Erschaffung zu vollenden und zugleich mir zu zu weisen. Endlich fertig stand vor uns eine Art Riesenvogel, ähnlich einem Greifen, aber keinem mir bekannten. Die Form der Kreatur entstand aus meinem Wunsch der schnellen Reise und dem Wissen der weltlichen Magie. Irgendwo gab oder gibt es Wesen die dem in meinem Zimmer ähnelten. Doch es regte sich nicht. Einzig die Magie bewegte sich rot-weiß schimmernd, gefangen in seiner manifestierten Form unablässig. Dann aber wand es elegant den Kopf in meine Richtung und sah mich mit seinen rot leuchtenden Augen direkt an. Kurz versteifte ich mich, gewann aber schnell die Kontrolle über meinen Körper zurück und trat näher. Ich war seine Schöpferin und als solche durfte ich keine Angst zeigen. Ein heller Klang kam von dem Greifen. „Er akzeptiert dich. Erstaunlich für ein so großes Wesen.“ Ich sah dem Charr bereits seine Überlegungen die Beschwörung so großer Kreaturen zu erweitern und zu verfeinern. Für mich galt es nun meinen Vater zu überzeugen, dann konnte der Angriff auf die Flammen-Zitadelle beginnen. ENDE Kapitel 7: Unruhe ----------------- 1337 N.E. Die Augen geöffnet starrte Aluka auf die gegenüberliegende Finsternis der Höhle. Die Sonne war vor Stunden aufgegangen und seitdem nervte den schwarzen Charr etwas das seine Sinne in die Weite lenkte. Jemand oder vielleicht auch Etwas war auf dem Weg zu ihm. Die Aura war mächtig und zu Teilen nicht irdisch. Einem direkten Pfad folgend näherte es sich mit hoher Geschwindigkeit. Auf dem Boden bekam man kein solches Tempo bei, nicht mit dieser geradlinigen Zielorientierung. Was auch immer es war, was sich seiner Position näherte, es war fliegend unterwegs. Und es trug Spuren seiner Vergangenheit an sich. Nichts hasste er mehr als mit Spuren seiner Vergangenheit kontaktiert zu werden. Seine Erinnerungen lagen in einer so tiefen Finsternis des Vergessens, dass er nur ahnen konnte wie hässlich sein früheres Leben gewesen sein musste. Jeder noch so flüchtige Gedanke in diese Richtung tauchte in ein endloses Meer aus Abneigung und Hass. Vermutlich war das was sich näherte weniger wegen ihm auf dem Weg, als wegen der hohen Menge an Magie, welche sich durch den Ley-Linien-Knoten in dieser Wüsten-Stein-Höhle sammelte. Doch ob er es gewähren würde, sich dem Knoten zu nähern, hing von dessen Bestreben ab. Er selbst war der Magie wegen an diesem Ort gestrandet. Planlos wer er war oder was er war. Damals vor ein paar Jahren, als er in Orr die Augen öffnete und in seinem Kopf nur Leere war. Einen Teil seiner Vergangenheit glaubte er vor Ort gesehen zu haben, doch war es tot und nicht mehr von belang. Alles was er hatte war ein Ziehen, dass ihn nicht in Ruhe ließ. Seit er diesen vor Magie triefenden Ort gefunden hatte, wusste er, dass seine Macht hier gebraucht wurde. Seitdem beschützte er diesen Ort vor Unruhestiftern und Plünderern. Erfuhr durch die fließende Magie alles was auf der Welt geschah, was sie selbst war und das er ihretwegen überhaupt existieren konnte. Auch beherbergte sie seine Vergangenheit, doch lag eine tiefe Kluft zwischen ihm und ihr, so das auch auf diesem Wege ihm das Wissen über sein altes Leben erspart blieb. Das Menschenmädchen an seiner Seite spürte nicht was der schwarze Charr spürte, doch ahnte es das er nicht mehr lange ihr Kopfkissen spielen würde. Durch Banditen von ihren Eltern getrennt worden war er es, der sie aus ihrer Gefangenschaft befreit hatte. Gnadenlos war er ihren Entführern gegenüber gewesen, niemand schaffte es lebend aus dieser Höhle. Sie hingegen ließ er in Ruhe. Die Höhle verlassen und zu ihrer Familie hätte er sie gelassen, doch wusste sie leider nicht wo sie war und alleine wäre sie da draußen gestorben. Also war sie hier geblieben. Ihm war es egal. Und inzwischen hatte er sich ihrer angenommen und lehrte sie neben dem Überleben auch die Nekromantie. Dann war es soweit und der Charr richtete sich ungeachtet dem Gemurre zu seiner Seite auf. Die Flügel gespreizt ließ er sich von der Anhöhe fallen und vom Wind nahe des Höhleneingangs bringen. Er konnte noch sehen wie die Person ihre Flügel am Rücken verschwinden ließ. Sie waren Teil der nicht irdischen Magie. Die weiße Charr dagegen war irdisch und ihre ebenso weiße schwere Rüstung mit dunkelroter Verzierung wies sie als Mitglied der Legionen aus. Aluka konnte den Quell ihrer Magie nicht zuordnen, doch war sie mächtig, was sie zu einem harten Brocken machen würde. Hinaus tretend verschloss er den mehrere Meter hohen Höhlendurchgang mit seiner Magie. Sie würde ihm nichts erzählen und er sie nicht hindurch lassen. Dieser Kampf dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen, ohne das einer der Beiden ein Hauch von Schwäche verspüren würde. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)