TMNT 2003 von Pamuya_ (Meine Fortsetzung zur Serie) ================================================================================ Kapitel 26: Die Angst vor Spott und Erniedrigungen Teil 1 --------------------------------------------------------- „ Die positive Entwicklung eines Menschen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen die DNA und die erbbedingten Talente eine wichtige Rolle spielen, darf zum anderen die Umwelt nicht unterschätzt werden. Ich frage mich nur, was mehr eine Rolle spielt, denn bei Alex trifft weder das eine noch das andere wirklich auf sie zu. Wie konnte sie es nur schaffen, nicht unter diesem Druck zu zerbrechen?“ - Donatello Wild fuchtelt Don mit seinem Bo, während er weiter in die Tiefe fällt. „Es muss einen Weg hier raus geben! Das muss es einfach!“ versucht sich der Turtle mit der lila Maske ständig einzureden, um die Fassung zu behalten. Denn diese physikalische Sinnlosigkeit strapaziert seine Nerven und das ständige Fallen lässt seinen Magen etwas verrücktspielen. Wild dreht er um sich und greift mit seinem Holzstab ständig in die Leere. Egal wie sehr er versucht einen möglichen Halt zu finden, er schafft es nicht. Hinzu kommt, dass er das Gefühl hat schneller als zuvor zu fallen, was die Angst in ihm weiter ansteigen lässt. Aus reiner Reaktion stemmt er schließlich den Bo von sich und hält sich dabei am oberen Ende fest. Fest verschließt er die Augen und hofft auf ein Wunder. Doch dann passiert etwas. Als wenn er es zuvor geahnt hätte, knallt er nach einem kurzen Moment auf dem Boden auf, wobei der Bo die Sache abbremst. Geschickt hat er das Gewicht auf dem Holzstab gelenkt und kann somit leicht wieder wegspringen. Dabei macht er in der Luft eine Rolle vorwärts und landet sicher auf seinen Füßen. „Puh, das knapp“ meint er, während er eine Hand gegen die Stirn reibt. Die Sache war ziemlich knapp für ihn und er ist sich sicher, dass es noch einen Nachschlag geben wird. Denn das alleine wird mit Sicherheit nicht gewesen sein, so viel steht für ihn fest. Donatello hat gerade seine hölzerne Waffe wieder in seinem Gürtel verstaut, als er von einer Kinderstimme aufgeschreckt wird: „Wieso? Wieso tut ihr mir das an?“ Verwirrt blickt der Turtle um sich und er fragt sich, woher plötzlich diese Stimme kommt und wen diese gehört. Doch zunächst sieht er niemanden. Stattdessen findet er sich in einem leeren Saal wieder, was in ihm mehr Fragen aufwirft. An einem Ende steht eine große Bühne mit einem kurzen Laufsteg und der Rest ist mit unzähligen Stühlen vollgestellt, die perfekt aneinander gereiht sind. Fragend geht Don langsam nach vorne und erschreckt sich kurz, als er mitbekommt, wie plötzlich viele Menschen erscheinen. Wie aus dem Nichts sind es zuerst blasse Gestalten, die mit jeder Sekunde deutlich sichtbarer werden. Donatello ahnt schon, dass das sich wieder um eine Erinnerung aus Alex Kindheit handeln muss, aber er kann sich nicht erklären, was das alles sein soll. Erst als er das Banner über der Bühne genauer betrachtet und liest er, dass es sich um einen Schönheitswettbewerb handelt, wird er stutzig. „Sie hat doch nicht wirklich bei einer Little Miss Wahl mitgemacht, oder? Das ist jetzt ein schlechter Scherz.“ fragt sich Don skeptisch, der sich das einfach nicht vorstellen kann. Er findet solche Aktionen bescheuert und hat schon oft davon gehört, wie die Teilnehmerinnen bei so etwas leiden müssen. Besonders Kinder haben es sehr schwer, da sie zu vielen Dingen gezwungen werden, die nicht für Alter gut sind. Noch dazu ist Donatello überzeugt, dass Schönheitswettbewerbe nichts aussagen und seiner Ansicht nach nur manipuliert werden. Für ihn sind solche Sachen schlicht und einfach lächerlich. Umso mehr will er nicht daran glauben, dass seine Freundin und Wissenschaftlerin jemals an so etwas teilgenommen hat. Egal wie weit es in der Vergangenheit liegen mag. Seine Hoffnung auf mögliches Missverständnis wird jedoch zunichte gemacht. Wie er befürchtet hat, wird nach einer üblichen Ansprache während eines Wettbewerbes nun Alex Name aufgerufen. Reflexartig schaut er nun in Richtung Bühne und bittet weiterhin, dass das nur ein schlechter Scherz ist. Als er aber das Kind sieht, was da gerade aus dem hinteren Bereich herauskommt, verschlägt es ihm endgültig die Sprache. Wie in einem Comic klappt ihm erschrocken die Kinnlade auf. Das Mädchen, was da gerade Richtung Laufsteht geht, ist gerade mal drei Jahre alt. Hinzukommt, dass die Arme in ein enges, glitzerndes Kostüm gesteckt wurde, welches bis zum Boden reicht und ein Teil sogar hinterher geschliffen wird. Ihr Gesicht ist stark geschminkt, ihre Haare sind hochtoupiert und viele künstliche Rosen zieren das funkelnde Outfit. Wie eine lebendige Puppe sieht das Kind aus und Don merkt, dass selbst ihr Lächeln nicht echt, sondern erzwungen ist. Teilweise zittern ihre Wangen, was man aber nur sehen kann, wenn man genau hinsieht. Sprachlos steht der Turtle da und sein Mund ist immer noch weit aufgerissen. „Das kann doch wohl nicht wahr sein?“ murmelt er dann vor sich hin, während auf die kleine Alex weiterhin starrt. Doch schon hört er die Gedanken der Kleinen, was in ihm nur noch mehr Fragen aufwirft: „Ich muss gewinnen, ich muss das für Mami machen. Mami soll glücklich sein. … Ich habe aber Angst.“ Ihre innere Stimme klingt kläglich und ängstlich und dennoch geht sie weiter. Gebannt und wie zu einer Salzsäule erstarrt beobachtet der Turtle, wie Alex sich dem kleinen Laufsteg nähert und versucht zu posieren. Mit strenger Miene wird sie von ihrer Mutter beobachtet, die in der zweiten Reihe sitzt. Sie erwartet Perfektion und das zeigt sie auch mit ihrem ernsten Blick. Da aber ihre Tochter Angst vor der Situation und vor den Leuten im Saal hat, ist sie dabei etwas steif und leicht unkonzentriert. Für die Kleine scheint das alles etwas zu viel zu sein und als plötzlich jemand aus dem Publikum schreit, das Kind möge doch sofort die Bühne verlassen, zuckt die kleine Alex zusammen und verliert dabei den Halt. Rudernd wirbelt sie mit den Armen, steigt sich dabei aber selbst auf das viel zu lange Kleid und fällt hin. Ein riesiger Riss ist nun beim unteren Teil des glitzernden Stoffes entstanden und im Raum bricht Gelächter aus. Tränenüberströmt verkrampft sich das Kind und Alex schaut zu ihrer Mutter, die nur beschämt den Kopf schüttelt, aufsteht und dann stumm den Saal verlässt. Ihre Tochter lässt sie einfach sitzen und Donatello kann dann nur wieder die kläglichen Gedanken der Kleinen hören, bis sich dann alle Personen langsam wieder in Luft auflösen: „Mami! Ich wollte das nicht. … Hilf mir … bitte!“ „Arme Alex. Sie war doch noch so klein. Wieso hat ihre Mutter das nur zugelassen? Wieso hat sie ihr nicht geholfen?“ fragt sich Don, doch ihm bleibt keine Zeit weiter darüber zu grübeln. Denn es ist wieder diese echoähnliche Kinderstimme, die er schon zuvor hört hat: „Bitte! Hört auf! … Hört mit dem Lachen auf!“ Donatello erschaudert es etwas, dennoch folgt er dieser Stimme, die von der Bühne zu kommen scheint. Neugierig und zugleich vorsichtig schreitet er die kleine Treppe empor. Kaum hat er den Platz betreten, merkt er, dass auf dem Boden ein großer Riss ist. „Aber wie? … Was ist das?“ fragt er sich, während er den seltsamen Spalt weiterhin anstarrt. Seine Neugier wird umso größer, auch wenn er das seltsame Gefühl hat, dass das mit etwas auf sich hat. So bückt er sich und greift hinein. Doch kaum hat er das getan, wird er von einer unsichtbaren Kraft hineingezogen und er hat keine Chance irgendetwas dagegen zu unternehmen. Dafür geht es viel zu schnell und es bleibt ihm nicht einmal richtig Luft zu holen. Diesmal stolpert er in die nächste Erinnerung und kann sich gerade noch auf dem Beinen halten. Verwundert blickt er um sich. Wieder steht er mitten in einem Saal, doch dieser sieht anders aus als der Vorherige. Diesmal befindet sich der Turtle direkt auf der Bühne einer Mädchenschule. Viele Mädchen in unterschiedlichen Altersgruppen sitzen mit ihren schwarzen Uniformen auf den Plätzen und starren zu der Direktorin empor, die neben ihm gerade eine Rede zu halten scheint. Don erinnert sich an Alex Worte, als diese ihm und seinen Brüdern mal über ihre Vergangenheit erzählt hat. Er weiß, dass dies das Internat sein muss, in der seine Freundin ein Teil ihrer Kindheit verbracht hatte. Verwirrt und neugierig zugleich beobachtet er das Geschehen. So bekommt der Lilamaskierte mit, dass an diesem Tag „der Tag der Talente“ gefeiert wird, an dem mehrere Schülerinnen aufgefordert werden ihre Fähigkeiten zu zeigen. Mit den letzten Worten der Direktorin werden bereits die ersten Mädchen auf die Bühne gebeten. Eine kleine Gruppe von vier Schülerinnen erscheint nun im Rampenlicht. Ausgestattet mit Mikrophonen gehen sie in Position und schon erklingt eine Melodie, die in Richtung Hip Hop geht. Die Mädchen fangen an zu singen, doch Donatello schaut sich nur suchend um. Er versucht die jüngere Version von Alex zu finden und fragt sich, wie alt sie da wohl gewesen sein muss und was sie mit der Veranstaltung zu tun hat. So sehr er aber im Publikum nach ihr Ausschau hält, er kann sie nicht finden. Daher wendet er sich seufzend davon ab und geht schnurstracks zum hinteren Teil der Bühne. Leicht den roten Vorhang zur Seite gelegt, wartet dort die zehnjährige Alex. Etwas zitternd und mit einem besorgten Blick steht sie mit ihrer Geige in der Hand da und beobachtet das Geschehen. „Ich kann das nicht. … Ich kann da nicht rausgehen. Wieso muss ich das machen? Wieso werde ich dazu gezwungen?“ hört Don ihre Gedanken, während sie immer noch auf die singende Gruppe starrt. Perplex stellt der Turtle fest, dass er und seine Brüder Alex noch weniger kennen, als was er zunächst vermutet hat. Ihre Freundin hat ihnen zwar durch das Tagebuch etwas von sich und ihrer Vergangenheit erzählt, dass sie aber auch Geige spielen kann, ist ihm neu. Nie hat sie ein Wort darüber verloren, oder gar etwas gespielt. Doch als er in die Augen des ängstlichen Kindes sieht, ahnt er schon, was passieren könnte und hofft, dass er sich in diesem Punkt irrt. Er befürchtet, dass dies wieder eine negative Erinnerung ist und hofft, dass dies nur den Anfang betreffen würde. Nun wird Alex Name ausgerufen und mit einem bedrückten Seufzer geht sie los. Donatello sieht ihr an, wie sie innerlich dagegen ankämpft und trotzdem mit einer aufrechten Haltung auf ihre Position geht. Ihr Gesicht zeigt keinerlei Gefühle. Wie eine Maske stellt es eine neutrale Mimik dar. Nur ihre Augen spiegeln die Angst wider, die sie tief in ihrem Herzen trägt und der Turtle hört in ihren Gedanken, wie sehr sich vor den Augen der Menge fürchtet und sich ständig fragt: „Warum ich?“ Ein Lehrer betritt nun in einem steifen Gang die Bühne und setzt sich an das Klavier, welches sich auf einem Teil der Bühne befindet. Stille kehrt ein und das Mädchen legt das Instrument an. Noch einmal seufzt es und hört die ersten Klänge des Tasteninstruments, eher es beginnt und der erste Ton der Geige erklingt. (*) Zunächst vorsichtig und etwas leise fängt die ängstliche Zehnjährige zu spielen an. Doch dann schließt sie die Augen und vertieft sich dadurch mehr in die Musik. Die starrende Menge versucht Alex dadurch auszublenden und wendet ihre Aufmerksamkeit allein auf ihr Spielen. Dabei wird sie immer lauter und blendet ihre Umgebung nun vollkommen aus. Gebannt hört der Turtle ihr zu und ist immer noch erstaunt, dass seine Freundin ein Instrument spielen kann und sich sogar richtig wohl dabei fühlt. Noch dazu findet er, dass sie das richtig gut macht und seine Befürchtung von vorhin verfliegt für einen Moment. Umso mehr entsetzt ist er, als er in seinem Augenwinkel einen Schatten wahrnimmt und in dieser Richtung schaut. Gerade in diesem Augenblick nähert sich eine der Schülerinnen, die hinter dem Vorhang auf ihre Gelegenheit wartet. Gespannt in ihrer jetzigen Position hält sie einen Eimer mit roter Farbe in den Händen und als Don das sieht, ahnt er Schlimmes. Obwohl er weiß, dass es sich hier um eine Erinnerung handelt, ruft er der Geigenspielerin warnend zu, dass sie aufpassen soll. Natürlich bewirkt das nichts und gerade als Alex sich so richtig in die Musik vertieft hat, schlägt die Täterin zu. So schnell sie nur kann, schleudert sie dem armen Mädchen die Farbe entgegen. Dabei lässt sie sofort den Eimer los und rennt lachend davon, während dieser scheppernd zu Boden fällt. Alex erschrickt, als sie plötzlich mit der kalten Flüssigkeit in Kontakt kommt, zuckt am ganzen Körper zusammen und hört abrupt mit dem Spielen auf. Jeder im Raum erstarrt für einen Moment, bis kurze Zeit später ein tosendes Gelächter ausbricht. Mitten auf der Bühne steht Alex, die von oben bis unten mit roter Farbe bedeckt ist und hilflos die Violine in ihren Händen hält. Verzweifelt steht sie wie erstarrt da und wird mit Lachen und Beleidigungen bombardiert. „Wieso? … Wieso tut ihr mir das an?“ hört Donatello ihre verzweifelten Gedanken. Kein Wort kommt über ihren bibbernden Lippen. Schließlich ergreift die Zehnjährige die Flucht. Sie kann es nicht mehr aushalten und verschwindet in dem hinteren Teil der Bühne. Der Lilamaskierte will ihr schon hinter eilen, als er merkt wie alles um ihn herum wieder verblasst. „Was geht hier vor?!“ fragt er sich und versucht eine logische Erklärung für das Alles hier zu finden, aber er ist immer noch ratlos und fassungslos. Wild wendet er seinen Blick stetig um sich, bis ihn plötzlich diese geisterartige Kinderstimme wieder wachrüttelt. Diesmal sagt sie flehend: „Diese Augen … diese stechenden Augen! Wieso starren mich alle so an?! … Warten sie etwa nur darauf, dass ich etwas falsch mache? … Was mache ich nur?“ „Das kann doch kein Zufall sein, dass ich das hier sehe. Nur warum und wer steckt dahinter? … Ich muss diese Stimme finden, um endlich Antworten zu bekommen.“ grübelt Donatello nach und sein Entschluss steht fest: Bei der nächsten Erinnerung wird er den Träger dieser Stimme finden und er ahnt schon, von wen die sein könnte. Für ihn ist das mehr als nur naheliegend, auch wenn noch einige Fragen offen stehen. Suchend versucht er nun die Herkunft der Worte zu lokalisieren und wird schließlich fündig. Als er den roten Vorhang genauer betrachtet, bemerkt er, dass damit etwas nicht stimmt. So schiebt er mit seiner rechten Hand den Stoff etwas zur Seite und erkennt zwischen einer Falte genau das Gesuchte. Wie beim ersten Mal ist dort ein Riss, der mitten in dieser Erinnerung ein Tor zu einer weiteren einschneidet. „Wäre ich jetzt nicht in Alex Gedankenwelt, könnte das glatt eine Expedition zwischen Parallelwelten sein.“ murmelt Donatello vor sich hin und muss sich im selben Moment über sich selber wundern. Denn so etwas Ähnliches hätte sein Bruder Mikey ebenfalls gesagt, wobei dieser das eher mit einem Computerspiel verglichen hätte. Gerade als er an ihn denkt, hofft er sehr, dass es den anderen gut geht und dass sie ebenfalls wie er aus dieser schwarzen Hölle entkommen konnten. Don seufzt und widmet sich wieder dem Riss zu, welcher ihm immer noch einladend das Tor zur nächsten Erinnerung bereithält. Ohne jegliche Bedenken schreitet der Turtle schließlich hindurch. Denn er weiß, dass er dahinter ein weiteres Puzzleteil für dieses Rätsel finden wird. Innerlich hofft Donatello, dass das hier bald ein Ende haben wird und dass er gemeinsam mit seinen Brüdern Xantor besiegen und Alex von dieser Krankheit befreien kann. (*) https://www.youtube.com/watch?v=2AKrwuMhwwg Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)