Eine Hand wäscht die andere... von Gaomee ================================================================================ Kapitel 7: Gefühlschaos ----------------------- Vorschau: „Temari, er ist harmlos. Das Ganze ist mehr eine Art Geschäftsessen und besonders attraktiv finde ich ihn auch nicht..." Vom Braten stieg Dampf auf, wie es sich gehörte. Die Kartoffeln formten einen ordentlichen Ring. Sie waren genau richtig, denn Sakura hatte mit der Gabel in eine hineingestochen und dann das hässliche Mal verschwinden lassen, indem sie das Gemüse umdrehte. Im Allgemeinen war der Tisch herrlich gedeckt. SAkura war sich immer noch nicht sicher wie viel sie sich aus der Aktivität des Kochens machte. Doch für Sasuke hatte sie es eigentlich immer gern gemacht. Zumindest am Anfang. Mittlerweile ging es wie automatisch. Die korrekten Temperaturen waren ihr bereits bekannt, seine Leibgerichte wie in ihr Hirn gebrannt. Da hörte sie auch schon die Tür. Der herrliche Duft ließ sie absolut kalt als er zu ihr ins Esszimmer trat. Wortkarg nickte er sein Wohlwollen und entledigte sich zumindest der Anzugsjacke. Er fragte sie nicht wie ihr Malkurs heute gelaufen war. Sie hätte noch nicht einmal sicher sagen können, ob er sich daran erinnerte, dass sie sich für einen angemeldet hatte. Stattdessen setzten sie sich in trauter Zweisamkeit an den Tisch, wünschten sich mechanisch einen guten Appetit und begannen zu essen. “Kannst du meinen Tuxedo für Nejis Hochzeit in die Reinigung bringen?”, erkundigte er sich. Mit mildem Erstaunen in den smaragdartigen Augen sah seine Frau auf. Doch seine ebenmäßigen Züge zeugten nur von Banalität. Ihm war die Frage offenbar nicht seltsam vorgekommen. Sakura schluckte, antwortete aber wahrheitsgemäß: “Natürlich. Er ist schon längst wieder da.” Sie hatte den Anzug direkt zur Reinigung gebracht. Nach der letzten Feier, zu der sie gemeinsam gegangen waren, hatte sie aus Versehen etwas Gintonic darüber geschüttet, weil Tenten sie so zum Lachen gebracht hatte. In der Regel wusste er, dass ihr Abkommen war, dass sie solche Dinge selbstverständlich erledigte. Warum auch nicht? So viel zu tun hatte sie sowieso nicht, seitdem sie nur noch halbtags bei Tsunade arbeitete. Sie ließ eine Hand auf ihren flachen Bauch gleiten, senkte den Blick und aß schweigend. *** Chaos! Chaos wurde bei Tenten eigentlich CHAOS geschrieben. Das sagte auch Tentens beste Freundin. „Du bist so chaotisch. Du hast nichtmal Zeit für ein Ferngespräch mit deiner besten Freundin, obwohl du einen Kerl geheiratet hast – den ich noch nicht einmal kenne – weil er stinkreich ist!“ Temari jammerte ihrer Freundin etwas vor, die das Telefon zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt hatte, auf dem Bein herum hüpfte, dessen Fuß den Schuh bereits gefunden hatte und versuchte sich gleichzeitig ein Kleid anzuziehen, um mit – einem Arm durch den Ärmel, den anderen vom Kleid an den Körper gepresst – feststellen zu müssen, dass sie den BH vergessen hatte. Hechelnd keuchte sie „Tut mit Leid? Es war einfach eine … weiß nicht ...“ Kurzschlussreaktion? „Er ist wirklich nur für’s Geld da … Ach, Scheiße, wo ist dieser BH?! Ich sag dir ja auch nicht jedes Mal, wenn ich mit einem neuen Kerl ausgehe“, verteidigte sich Tenten und steckte ihren Kopf in ihren Wäschekorb, um auf Unterwäscheexpedition zu gehen. „Du trägst seinen Ring über dem Herzen-...“ „Um den Hals“, verbesserte Tenten. „Und ihr habt euch – wie oft geküsst?“ „Drei Mal.“ „Das ist... – Tenten, was machst du da eigentlich?“ „Versuche meinen BH anzuziehen und den anderen Schuh zu finden. Gehe gleich mit unserem Gesprächsthema essen.“ „Ach, Essen geht ihr auch, ja?“ Tenten seufzte. Sie konnte den Schmollmund ihrer Freundin vor dem inneren Auge ausmachen. „Temari, er ist harmlos. Das Ganze ist mehr eine Art Geschäftsessen und besonders attraktiv finde ich ihn auch nicht, nur sympathisch. Ich würde noch nicht einmal aus Spaß mit ihm ins Bett gehen-...“ „Nein, dafür habt ihr leidenschaftlich einen Vertrag unterschrieben, der-...“ „Ist gut und-...“ Diesmal wurde sie nicht von der Frau am anderen Ende der Leitung unterbrochen, sondern von der Türklingel. Erschrocken wandte Tenten den Kopf. Dabei vergaß sie den Lippenstift mitzuführen und plötzlich hatte sie einen dunklen Streifen, der ihr aus dem Mundwinkel bis auf die Wange reichte. „Ach, Scheiße, ich muss auflegen. Kuss und so!“ „Hey! Dass du ihn nicht magst, muss nichts bedeuten, denn-...“ Aber da hatte Tenten sie schon weggedrückt. Als sie sich humpelnd, stolpernd und fluchend auf den Weg zur Tür machte, hallten die letzten Worte vom Telefon in ihren Gedanken nach. Ihre Freundin spielte damit darauf an, dass sie sich am Anfang gehasst hatten, sich nicht ausstehen mochten und nun die geheimsten Ängste des anderen kannten. So konnte es gehen, aber Neji und sie ... Tenten schmunzelte ob der Vorstellung seine geheimsten Ängste zu kennen. Sie glaubte nicht, dass er Ängste hatte. „Oh …“, entfloh es ihrem roten Mund als sie die Tür endlich erreicht und geöffnet hatte. „Habe mich nach deiner Adresse erkundigt. Du magst Chili’s.“ Auf seine seltsam feststellende Art, schien Neji ihr gerade zu erklären, weshalb er vor ihrer Türschwelle stand, obwohl sie sich im Stadtzentrum verabredet hatten. Doch so weit in Gedanken war Tenten noch gar nicht. Im Augenblick dachte sie eher daran, dass ihr reicher Schnösel von Mann zur Schwelle ihrer chaotischen, dreckigen Wohnung vor ihrem chaotischen dreckigen Selbst stand. Sie wischte sich mit der Handinnenfläche über die Wange, machte es damit schlimmer, zog die Ärmel der Bluse richtig über die Schultern und trat beiseite, um ihn hereinzulassen. „Nicht gerade das, was du gewohnt bist, aber von mir aus können wir die Besprechung auch hier abhalten.“ Er nickte, um kundzutun, dass es ihm genehm wäre und vor allen Dingen, dass ihm ihre sachliche Ausdrucksweise zusagte. Er musste sich vornüberbeugen, um durch die Tür zu treten. Neji stand hervor wie ein Auftragskiller in Disneyland. Er füllte ihre winzige Wohnung beinah vollkommen aus und seine ruhige, stoische Art, stand im starken Kontrast zum Leben, das ihre Wohnung ausstrahlte. Tenten schob all ihre Klamotten hastig in eine Ecke, beschloss sich wieder umzuziehen und wies ihm einen Platz am winzigen Tisch ihrer winzigen Küche. Neji musste seitwärts gehen, um zwischen Tisch und Arbeitsfläche zum zweiten Stuhl zu gelangen. Als sie in Jeans und Schlabberpullover zurückkam, saß er brav mit geradem Rücken, wo sie ihm aufgetragen hatte, sich niederzulassen, und blickte starr gerade aus. Wie ein Roboter, dachte Tenten mit gemischten Gefühlen; irgendwo zwischen amüsiert und unbehaglich. „Universität?“ Tenten vervollständigte den Satz in ihrem Kopf automatisch. ‘Hast du dir schon eine Universität ausgesucht?’ „Eigentlich hatte ich ja vor mich noch mal an der Uni zu bewerben, die ich mir vorher ausgesucht hatte”, rief sie ihm ins Gedächtnis. “Aber jetzt habe ich doch noch eine bessere gefunden. Habe sogar schon meine Bewerbung abgeschickt. Sie müssen mich nur noch nehmen, dann kann ich im Herbst nächsten Jahres beginnen.“ Er nickte bedächtig. Dann schien er sich an etwas zu erinnern und fragte: „Anwalt?“ Sie hatte sich erst letztens beschwert, dass sie ein paar Probleme mit ihm hatte. Der Prozess dauerte echt lange, weil er sehr beschäftigt war. „Der’s eigentlich gut und kompetent. Aber, ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass du vorhast mir Probleme zu machen. Außerdem bist du der mit dem Geld, der aufpassen muss von niemandem ausgenommen zu werden.“ Sie fläzte sich ihm gegenüber auf einen harten Stuhl und trank Eistee – wie immer. Unwillkürlich begann sie im Neji-Style zu sprechen: „Eistee?“ Er schüttelte unmerklich den Kopf- „Die Party … “ Er hatte wieder denselben Unterton in der Stimme wie als er über den Kuss reden wollte, aber Tenten winkte lässig ab. „Mach dir keinen Kopf. Das schaff ich mit links. Sag mir nur, was ich anziehen soll.“ „Dasselbe in einer anderen Farbe und die Brosche.“ Gut, das konnte sie sich merken. Sie schmunzelte. Die Brosche, mit denen man Schwiegereltern abwehren konnte … “Nur noch einen Monat”, seufzte sie. Sie fand es erstaunlich, dass sie schon vier Monate verheiratet waren. Die Zeit war wie im Flug vergangen. Aber es war auch ein wenig unheimlich. Sie dachte daran, was ihre Freunde sagten. Naruto meinte, sie hätte wenig Zeit für ihn und Temari hatte sie kaum davon informiert. Es war beinah so als schäme sie sich etwas für ihre Entscheidung. Sie schüttelte den Gedanken ab. Neji saß ihr unglaublich steif gegenüber. Allerdings saß er allem und jedem steif gegenüber. Sie berührte gedankenverloren den Ring unter ihrem Pullover. Sie dachte an die Hochzeitsfeier und war zuversichtlich. Eigentlich gab es nichts, was sie nicht schaffen konnte. Was waren schon ein paar Verwandte gegen sie? Der einzige, der ihr gefährlich schien, war sein Onkel und der verhielt sich im Augenblick ruhig. Verdächtig ruhig …. Aber eigentlich machte sie sich mehr Sorgen um ihren Mann. Schließlich machte er nicht den Eindruck als wäre er gut darin im Mittelpunkt seiner eigenen Party zu stehen. Um ehrlich zu sein, befand Tenten sogar, dass sie fast noch besser mit seiner Familie klarkam als er. ‘Verrückt, ich gehöre wohl jetzt so richtig zur Familie’, dachte sie sarkastisch. Dann, einem Impuls folgend, beugte sie sich über den kleinen Tisch und wollte ihm einen Kuss aufdrücken. Allerdings zuckte er erschrocken zurück. „Schlecht, schlecht“, kommentierte Tenten immer noch Zentimeter von seinem Antlitz entfernt. „Wenn uns das auf unserer Hochzeitsfeier passiert, kann ich uns aber nur noch schwer herausreden.“ Ausdruckslos starrte er sie an bis Tenten glaubte, sie habe ihm zu viel zugemutet. Würde er wütend werden? Sie hatte ihn noch nie wütend erlebt. Neji schien keine Angst vor seinem Onkel zu haben. Auseinandersetzungen waren ihm unangenehm, doch sie hatte oft beobachtet wie er ihr zu Hilfe kam, wenn seine Familie ihr zu viel aufbürdete. Manchmal bildete sie sich für einen Atemzug ein, dass Neji eigentlich einen guten Gerechtigkeitssinn hatte. Sie lächelte unwillkürlich ob es Gedankens. Doch er war noch bei ihrem letzten Thema. Dass sie ihn unvorbereitet erwischt hatte, war ihm ein Dorn im Auge. Er wollte definitiv nicht, dass er das schwächere Glied ihrer Partnerschaft war. Daher wurde er nicht wütend auf sie, sondern gab ihr vielmehr den Kuss, den sie hatte haben wollen. ‘Super, Nummer vier!’, dachte Tenten nebenbei und wollte ihm wieder bedeuten, dass er die drei Sekunden für einen Kurzkuss zwischen Ehepartnern in der Öffentlichkeit überchritten hatte. Da geschah etwas Seltsames. Ihr Körper wurde ganz weich. Ihr Hals fühlte sich an als hätte jemand in ihm ein Feuer entzündet, das erst ganz schwach und dann schlagartig so groß wurde, dass es ihr die Kehle verbrannte. Erschrocken machte sie sich los und ließ sich zurück auf ihren Stuhl fallen. „Das war falsch“, herrschte sie. „Entschuldige.“ Seine Augen waren groß, respektvoll und … ehrlich. „Ich bin nicht besonders…“ Doch dann versiegte seine Sprache einmal wieder und Tenten tat es schon wieder Leid ihm gegenüber laut geworden zu sein. „Ach, nicht schlimm. Wir üben ja noch. Ich weiß, was du brauchst.“ Sie stand auf und öffnete einen ihrer Schränke. Auf andere hatte Alkohol eine auflockernde Wirkung. Das hatte sie anhand jahrelanger Studien an Lebensobjekten herausgefunden. „Trink“, befahl sie nicht unfreundlich und deutete auf das Glas, das sie ihm samt klarer Flüssigkeit gerade vorgesetzt hatte. Er starrte das Glas vor sich an. Hatte er eigentlich etwas auf dem Geburtstag getrunken?, fuhr es ihr durch den Kopf. Nein, er hatte ihr immer wieder Champagner angeboten, doch selbst hatte er nie getrunken. „Bist du krank oder so?“ Aber wenn er so lange Antibiotika nahm, wäre ihr das bestimmt aufgefallen. Er wiegte den Kopf beinah unsicher hin und her. „Na los, trink aus. Gutes Zeug. Sei lieber froh, dass ich’s mit dir teile.“ Tenten war kurz davor, das Glas selber zu leeren, denn er schien tatsächlich mit sich zu ringen, doch dann umschlossen seine langen Finger das Glas endlich und er kippte den Inhalt in einem seine Kehle herab. Er musste noch ein Glas trinken, bevor Tenten erstaunt erkannte, weshalb er am Anfang so sehr gezögert hatte. Seine Zunge wurde schwer, seine Bewegungen unkoordiniert. Er suchte nach einem Zettel in seiner Jackentasche, warf beinah das mitgebrachte Essen vom Drive-Thru herab und hatte trotzdem keinen Erfolg. Neji Hyuuga vertrug keinen Tropfen Alkohol! Als er konfus versuchte mit ihr über einige Punkte auf seiner Agenda zu sprechen, wusste sie nicht, ob sie sich schuldig fühlen oder lauthals lachen sollte. „Was?”, begann er ob seiner eigenen Handschrift. “Ehh...? Ess-... Essen? Nein, P… P? Party?“ Er betrachtete die Worte, die er aufgeschrieben hatte. „Sauklaue …“, murmelte er und Tenten konnte ihm in Gedanken nur zustimmen und stolz darauf sein, dass er endlich gemerkt hatte wie unlesbar seine Handschrift war. „Ffff …“ Sie wusste gar nicht, welches Wort er aussprechen wollte und seine Augen wirkten unkonzentriert. Je mehr er die Stirn runzelte und versuchte die Worte zu entziffern, desto schwerer schien es ihm zu fallen überhaupt bei der Sache zu bleiben. Schließlich legte er den Zettel halbwegs ordentlich zur Seite (Er segelte trotzdem vom Tisch auf den Boden) und bettete die Stirn auf die verschränkten Arme, was für seine Frau so ungewohnt aussah, dass sie das Lachen nicht mehr zurückhalten konnte. „Ach, du Armer“, schmunzelte sie. „Teufel Alkohol!“ Wer hätte das gemacht? Es machte ihn zum ersten Mal menschlich und Tenten schüttelte ob der Erkenntnis fassungslos den Kopf. ‘Ich habe einen Menschen geheiratet.’ Der Gedanke ließ sie noch breiter grinsen und sie musste resigniert einsehen, dass die Besprechung für heute wohl vorbei war. „Okay, das versuche ich nicht noch einmal, aber an deiner Kusstechnik musst du arbeiten“, neckte sie unbefangen. Sie war sich noch nicht einmal sicher, dass er sich überhaupt erinnern würde. Mit entschlossenen Schritten trat sie um ihren Tisch herum und versuchte Neji aufzuheben. „Ufff!“ Der Riese wiegte Tonnen! Okay, vielleicht nicht, aber knapp über hundert Kilo Muskel- und Knochenmasse lag mindestens halbbewusstlos in ihrer Küche herum. Wenn sie ihn einfach hier ließ, würde sie sich schlecht fühlen. Schließlich begegnete er ihr auch immer mit ausgewählter Höflichkeit und solche Leute ließ man nicht auf harten Küchenoberflächen schlafen. Das war ein Grundsatz, an den sich Tenten hielt, wenn sie schon keine anderen Prinzipien hatte. „Du musst mir ein bisschen helfen“, flüsterte sie nah an seinem Ohr. „Stell dich nur auf die Füße und folge mir. Stütz dich auf meiner Schulter ab.“ Sie nahm einen seiner Gorillaarme und schlang ihn sich um den Hals. Wie ein schlaftrunkener Bär oder vielleicht ein Fels, der durch Magie zum Leben erwachte, setzte Neji sich in Bewegung. Auf Tentens Beinen traten alle Muskeln stahlhart hervor und auch auf ihrem Bauch hätte man Porzellan zerscheppern können als sie ihn von der Küche ins Wohnzimmer transportierte. Dort ließ sie sich erschöpft auf ihren Boden fallen. Er blieb noch eine Sekunde ohne Halt stehen und klappte dann mehr oder minder in sich zusammen. Erstaunlich weich fing er seinen Sturz ab und, sich aufsetzend, lehnte er sich an Tentens Couch an. „Warum hast du nicht gesagt, dass du so wenig verträgst?“ „Hyugas sind stark …“ Es klang als würde er jemanden zitieren. Erstaunlich. Wenn er betrunken war, formulierte er vollständigere Sätze als wenn er nüchtern war. „Tja, dumm gelaufen, was?“, machte sie schadenfroh und rutschte zu ihm, Sie berührte ihn mit dem Fuß und sein Oberkörper schwankte. Kurzerhand hielt er ich an ihrem Bein fest. Sein Körper war schwer und außergewöhnlich warm. Die Finger, die ihre muskulöse Wade beinah völlig umschlossen, brannten förmlich. Erschrocken öffnete sie die Augen als sie feststellte, dass sie ob seiner Berührung genüsslich die Augen geschlossen hatte. Sie schubste ihn von ihrem Bein weg und er konnte sich gerade noch auffangen, bevor sein Kopf endgültig auf den Boden aufprallen konnte. „Alles dreht sich“, murmelte er hilflos. „Nicht mein Problem“, entgegnete Tenten hart. Sie schluckte fest. Doch dann ging ihr auf, dass nichts hiervon wirklich seine Schuld war und sie wurde wieder etwas lockerer. Die Situation war außerdem einfach zu witzig, um nicht darüber zu lachen. Mit Schadenfreude im Gesicht dachte sie sich, dass ein betrunkener Kerl in ihrer Wohnung ein viel vertrauteres Milieu als schicke Restaurants waren. Außerdem wurde er langsam gesprächig. Er faselte etwas über tolle Einrichtungsfähigkeiten und Tenten lag vor lachen beinah komplett am Boden. Ihre Wohnung war nämlich so gut wie gar nicht eingerichtet. Nur Couch, jede Menge Unordnung, ein winziger Fernseher und ein selbstgezimmertes Bücherregal. Seine Haare waren ein bisschen durcheinander und sein Blick unstet, sein Rücken krumm bis er es endlich wieder schaffte sich so weit aufzurichten, dass er sich an das Sofa anlehnen konnte. Sie wagte es ihm auf den Oberschenkel zu klopfen. Die Geste sollte ihm Mut machen. Im nächsten Augenblick wandte er sein Antlitz und tat das bisher Ungewöhnlichste an diesem Abend. Er lächelte sie an. Noch zeigte er keine Zähne, doch es war eindeutig ein richtiges Lächeln. Der Anblick durchzuckte Tentens ganzen Leib. Ihr Mund war leicht geöffnet vor Erstaunen. Dann begann etwas in ihrem Innern zu zittern, zu wimmern. Sie musste es einfach tun, konnte sich nicht helfen. Sie vergrub die Finger in seinem dichten, dunklen Haar und küsste ihn mit einer Inbrunst, die sie sonst nur im Bett an den Tag (oder die Nacht) legte. Das Erlebnis fuhr ihr unter die Haut, ließ das Blut im Eiltempo durch ihre Venen pulsieren und sie konnte es sogar in ihren Ohren rauschen hören. Ohne großartig darüber nachzudenken schob sie ihm ihre Zunge zwischen die Lippen und erkundete den feuchtfröhlichen Mund des Mannes, auf dessen Schoß sie sich rittlings schwang. Er benutzte dieselbe Technik wie bei dem Kuss auf dem Geburtstag. Zögerlich streiften seine Hände fahrig über ihren Rücken, streichelten ihre Haarspitzen. Mit dem Handrücken karessierte er ihre Wange, aber nur für einen Augenblick. Dann war die Berührung schon vorüber. Das machte Tenten wütend wie nichts anderes zuvor. Sie packte ihn am Kragen und versuchte sich immer enger an ihn zu pressen, immer mehr von ihm zu erobern. Ihre Küsse wurden so stürmisch, dass einmal sogar ihre Zähne aufeinander trafen. Da biss sie ihm kurzer Hand einfach in die Lippe. Kurz und heftig. Sein Aufstöhnen machte sie beinah wahnsinnig. Statt weiter an seinem Haar oder Kragen zu zerren, schob sie ihre kalten Fingerspitzen unter sein Hemd und hoch in das drahtige Haar an seinem festen Bauch. Verzweifelt spürte sie wie seine Finger sich allerdings keinen Millimeter von ihrer sittsamen Stelle an ihren Hüften entfernten. Mit einem verzweifelten Ruck hob sie ihn weg von der Couch und auf den Boden. Ihren Ausbruch fing er sanft mit den Händen ab und gestattete, dass sie sich auf ihn legte. Mit immer fordernden Küssen trieb sie ihn dazu eine seiner riesigen Pranken in ihren Nacken zu legen, wo er irgendeinen Nerv gestreift haben musste, denn daraufhin wandt sie sich wie eine Ertrinkende in seinen Armen, versuchte sich noch härter an ihn und seine Männlichkeit zu pressen. „Tenten...“ Seine Stimme fuhr wie Sandpapier über ihre überstimulierten Nerven und sie musste die Augen fest zusammenpressen vor Verlangen. Doch gleichzeitig machte ihr seine Stimme auch klar, mit wem sie es hier trieb, wessen Gemächte das war und, all ihre Leidenschaft ignorierend, war sie plötzlich der festen Überzeugung, dass sie Neji Hyuga, den Eisblock, gar nicht so sehr begehren konnte. Mit heftigem Beben im Unterleib drückte sie sich von ihm hoch und gehorsam glitten seine Hände von ihrem Körper, was ihr jener zwar schade fand, aber ihr Verstand sehr willkommen hieß. Denn es bedeutete, dass er endlich wieder ‘was zu sagen hatte. ‘Oh je, du hättest den Vertrag beinahe wahr gemacht’, dachte sie durcheinander und dabei fiel ihr gar nicht auf, dass sie ihre Gedanken laut gemurmelt hatte. „Der Vertrag ist nicht wahr …“, antwortete er. „Ach, das weiß ich doch“, erwiderte sie dem betrunkenen Neji und wollte ob dem Klang seiner Stimme noch mehr Distanz zwischen sie beide bringen. Als sie mit den Worten „Ich glaub wir brauchen beide einen Eistee“ seufzend in die Küche ging, wurde ihr erst bewusst, was seine Worte tatsächlich bedeuteten. Seine unsicheren Küsse, die unerfahrenen Handbewegungen … Sie hatte sich Neji noch nie beim Sex vorgestellt und auch noch nie überhaupt darüber nachgedacht. Aber eigentlich war es offensichtlich: Mit seinen Zwängen und der Emotionslosigkeit war er doch nie und nimmer in der Lage mit einem anderen Menschen zu schlafen. Ernüchtert war Tenten zufrieden als sie erkannte, dass sie Neji nicht nur ohne irgendwelche sexuellen Gelüste ansehen konnte, sondern auch wieder das Bild vom kalten, reichen Partner vor Augen hatte. Seit vier Monaten hatte sie schon keinen Sex mehr gehabt. Wahrscheinlich hatte es etwas damit zu tun. Sein Lächeln hatte sie da kurzfristig so überrascht, dass irgendetwas mit ihr durchgegangen war. Sie deckte den armen Kerl noch zu und ging schlafen. Am Morgen danach Am nächsten Morgen hatte er Kopfweh und fand eine Tasse Eistee neben sich auf dem Boden. Sorgsam richtete er sich auf, trank den Tee, so grässlich kalter schwarzer Tee auch schmeckte, in einem herunter und setzte sich dann aufrecht auf weitere Anweisungen wartend hin. Seine Frau baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. Sie trug einen hellblauen Schlabberpullover, der erstaunlich gut ihre athletische Figur betonte und einen freien Blick auf ihre muskulösen nackten Beine freigab. Warte, sagte neji still an sich selbst gewandt. So etwas fiel ihm in der Regel nicht auf. War er noch betrunken? Ihm war auf jeden Fall noch speiübel. Aha, daran lag es also. nAchdem das abgehakt war, konnte er sich wieder auf das Dilemma vor sich richten. „Nach Hause“. „Klar darfst du nach Hause gehen“, erwiderte Tenten schmunzelnd. Sie genoss es schon ein bisschen ihn so zu sehen. Neji war erstaunt, dass sie wusste, was er meinte, da sie ihn sonst immer lange anstarrte bis er ein wenig ausholte, um ihr mitzuteilen, was er wollte. Er nickte ihr seinen Dank zu, stand vom Boden auf und versuchte sein Schwindelgefühl in den Griff zu kriegen, indem er ganz still stand und sich dann erst in Bewegung setzte. Sie war noch so nett und führte ihn zur Tür. Er wollte gerade aus ihrer Wohnung treten als er es blitzen sah in ihrem Dekoltee. „Trägst du den noch immer an einer Kette?“ Selbnst von seiner Gesprächigkeit überrascht, blieb Neji in einer seltsamen Position stehen, halb in der Wohnung, halb außerhalb. „Ich hab Angst, dass ich ihn verliere.“ Mit einem bedeutenden Blick auf seinen Ringfinger, an dem es ebenfalls blitzte, fügte sie hinzu „Du wohl auch noch.“ Statt ihr einfach zuzustimmen, widersprach er. „Nein, ich versuche mich immer noch an das Gefühl zu gewöhnen.“ Das war die wahrheit. Neji log nicht. Nur Nejis Hirn log und zwar ihm selbst gegenüber. Wie zwei Teile eines ganzen sich belügen konnten scheint erst schleierhaft, wird aber dann verständlich, wenn man die Begriffe Unterdrückung und Repression einführte. Ob der typischen Antwort schüttelte Tenten seufzend den Kopf. Neji wr offensichtlich wieder beim Alten. Hoch aufgerichtet ließ er ihre Wohnung schäbig um sich herum wirken und bedachte sie mit einem Nicken beim Abschied. Sie entschied sich ihm noch die Treppe herunter und nach draußen zu folgen, um ihn zu fragen, ob er sich an irgendetwas erinnern könne. Mit unmerklichem Kopfschütteln verneinte er. Er zollte seiner Umgebung kaum Aufmerksamkeit. Ihr Zuhause, ihre Gegend … mit den billigsten Wohnungen weit und breit. Obwohl Tenten ihn ganz genau beobachtete, konnte sie ihn nicht dabei ertappen wie er sich abschätzig umsah. Es war keine besonders schöne Gegend, in der sie lebte. Überall prangte Graffiti und unglücklicherweise war es Graffiti-Grafiti. Graffiti-Graffiti ist zu entdecken, wo großartige Straßenkünstler ihre politisch-provokanten Kunstwerke erstellt hatten, mit viel Können und artistischen Hintergedanken, und wo dann irgendein Kleinstadtgangster mit seiner Clique, die er Gang nannte, hingegangen war und sein „MonSterZ“ unfein direkt darauf gesetzt hatte. Graffiti-Graffiti war die schlimmste Sorte Graffiti. Außerdem fand man leere Pappkartons einfach mitten in der Straße herumliegend. Niemand wusste, woher sie kamen oder wofür sie einmal gut gewesen waren. Auch beliebte Dekorationen waren leere (immer leere) Bierflaschen oder -dosen. Das einzige, worauf Tenten ein wenig stolz war, war eine Couch, die an einer Häuserwand aufgestellt war. Es war ein altes, zerschlissenes Ding und es war sehr dreckig, doch die Nachbarschaft hatte geholfen es aus der Wohnung des edlen Spenders zu transportieren und für die Kinder der Straße aufgestellt. Von ihrem Küchenfenster aus konnte Tenten oft beobachten wie sich Jung und Alt dort trafen, darauf herumtollten oder abhingen. Natürlich glaubte sie nicht, dass das Sofa mit Säulen konkurrieren konnte, doch jeder brauchte etwas, worauf er stolz sein konnte und für Tenten war es nun einmal diese Couch. Sein breiter Rücken wandte sich ihr zu. „Bis Montag.“ *** Vom Braten stieg Dampf auf, wie es sich gehörte. Die Kartoffeln formten einen ordentlichen Ring. Sie waren genau richtig, denn Sakura hatte mit der Gabel in eine hineingestochen und dann das hässliche Mal verschwinden lassen, indem sie das Gemüse umdrehte. Im Allgemeinen war der Tisch herrlich gedeckt. Sakura war sich immer noch nicht sicher wie viel sie sich aus der Aktivität des Kochens machte. Doch für Sasuke hatte sie es eigentlich immer gern getan. Zumindest am Anfang. Mittlerweile ging es wie automatisch. Die korrekten Temperaturen waren ihr bereits bekannt, seine Leibgerichte wie in ihr Hirn gebrannt. Da hörte sie auch schon die Tür. Der herrliche Duft ließ ihn absolut kalt als er zu ihr ins Esszimmer trat. Wortkarg nickte er sein Wohlwollen und entledigte sich zumindest der Anzugsjacke. Er fragte sie nicht wie ihr Malkurs heute gelaufen war. Sie hätte noch nicht einmal sicher sagen können, ob er sich daran erinnerte, dass sie sich für einen angemeldet hatte. Stattdessen setzten sie sich in trauter Zweisamkeit an den Tisch, wünschten sich mechanisch einen guten Appetit und begannen zu essen. “Kannst du meinen Tuxedo für Nejis Hochzeit in die Reinigung bringen?”, erkundigte er sich. Mit mildem Erstaunen in den smaragdartigen Augen sah seine Frau auf. Doch seine ebenmäßigen Züge zeugten nur von Banalität. Ihm war die Frage offenbar nicht seltsam vorgekommen. Sakura schluckte, antwortete aber wahrheitsgemäß: “Natürlich. Er ist schon längst wieder da.” Sie hatte den Anzug direkt zur Reinigung gebracht. Nach der letzten Feier, zu der sie gemeinsam gegangen waren, hatte sie aus Versehen etwas Gintonic darüber geschüttet, weil Tenten sie so zum Lachen gebracht hatte. In der Regel wusste er, dass ihr Abkommen war, dass sie solche Dinge selbstverständlich erledigte. Warum auch nicht? So viel zu tun hatte sie sowieso nicht, seitdem sie nur noch halbtags bei Tsunade arbeitete. Sie ließ eine Hand auf ihren flachen Bauch gleiten, senkte den Blick und aß schweigend. *** Im Laufe des Samstags tätigte Tenten zwei Anrufe. Der erste ging an ihre beste Freundin, der sie erst einmal mitteilte „Ich glaube, ich war gestern das erste Mal in meinem ganzen Leben so richtig besoffen …“ Und der zweite ging an denjenigen, mit dem sie sich am Abend treffen würde. Sie wusste, dass er ihr seit ungefähr einer Woche schon hinterher sah. Wenn er glaubte, niemand sähe es, hatte er sie beobachtete, und hatte sich öfter als sonst in ihrer Nähe aufgehalten. Unter einem Vorwand war er sichergegangen, dass sie seine Nummer erhielt. Als sie ihn an der Bar traf, lächelte sie, ging direkt auf ihn zu und zog ihn mit einer starken Hand im Nacken zu sich herab. Noch benommen von der Heftigkeit des Kusses freute sich Kakashi. „Ich dachte nicht, dass du interessiert bist“, gestand er atemlos lachend. Tenten zuckte mit der Schulter und schenkte ihm ein Lächeln. Jeder hatte Bedürfnisse. Laut sagte sie: „Ich bin halt ziemlich gut darin meine Gefühle zu verheimlichen bis … “ Hier fügte sie ein verruchtes Lächeln ein. „Es nötig wird sie zu zeigen.“ Er legte ihr einen Arm um die Schultern und wollte sie schon hineinführen, aber Tenten schüttelte den Kopf, legte eine Hand auf sein wohlgeformtes, knackiges Gesäß und teilte ihm ihre Wünsche mit. „Jetzt, wo die Formalitäten geklärt sind, können wir die Bar auch überspringen“, flüsterte sie ihm zu. „Aber hallo“, meinte Kakashi anerkennend, küsste sie auf die Stirn und führte sie selig lächelnd zu sich nach Hause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)