Eine Hand wäscht die andere... von Gaomee ================================================================================ Kapitel 2: Die Zeremonie ------------------------ Vorschau: Hochzeitsnachtformalia & „Wenn er zu klein ist, kann ich ihn vergrößern lassen“ Die nächsten vierundzwanzig Stunden erlebte sie wie in einem Traum. Das war kein großes Problem, denn Leute, die glauben, dass das Leben eines Polizisten aufregend ist und jeden Tag von mehreren, rasanten Verfolgungsjagden geprägt ist, liegen falsch. Eine richtige Verfolgungsjagd geschah in Konoha-Gakure mit Glück vielleicht alle sechs Monate und dann musste man sich die restliche Zeit mit dem Papierkram herumschlagen, den so ein organisatorisches Chaos nach sich zog. Dann musste man noch seine Patrouillestunden abarbeiten, dabei irgendwelchen Kindern erklären, weshalb gerade die Drogen, die sie in ihren Hosentasche mit sich herumtragen, verboten waren, darauf nach Hause gehen, die Rechnungen bezahlen und schlafen. Trotzdem, sagte sich Tenten immer wieder, irgendwer musste diese Arbeit machen und je weiter man aufstieg, desto wichtiger wurde man. Deshalb wollte sie Ballistik studieren. Wenn man spezifische Weiterbildung genossen hatte, war es einfach aufzusteigen; vielleicht sogar in eine Spezialeinheit versetzt zu werden. Während ihres Traumtages konnte sie sich nicht ganz einig werden, was als nächstes geschehen würde. Sie hatte zugestimmt einen Mann wegen seines Geldes zu heiraten. Was nun? Natürlich erscheint es eher offensichtlich – heiraten, aber so offensichtlich war es nun auch nicht. Wo, wann? Wem müssten sie es erzählen? Würde es irgendwelche Komplikationen geben? Würde man merken, dass sie sich nicht liebten? Müssten sie ewige Liebe und Treue schwören? Tenten wusste es nicht. Sie hatte nämlich noch nie geheiratet. Zumindest das Problem löste sich, denn Neji sprach sie an. Auf dem Weg zu ihrer alten Klapperkiste hörte sie plötzlich schnelle, schwere Schritte hinter sich auf dem Parkplatz und wusste nicht, ob sie erleichtert aufatmen sollte oder nicht als sich herausstellte, dass es Neji war, der sich ihr da näherte. „Nächste Woche Freitag“, teilte er ihr mit und sie nickte. Als sie ihn weiterhin ansah, öffnete er die Lippen noch einmal und heraus kam: „Ich konnte uns für nächste Woche Freitag einen Termin besorgen. Neun Uhr. Wenn du keinen Trauzeugen hast, wird dir einer gestellt.“ Er schien zu überlegen, möglicherweise rätselte er auch über den Grund, weshalb Tenten noch immer mit geradem Rücken vor ihm stand. „Du musst deinem Chef nicht sagen, was du beim Bürgermeisteramt machst, solange du ihm den Termin nennst, sodass er anrufen und sich das bestätigen lassen kann.“ Und damit schien er endgültig ausgepresst zu sein. Wahrscheinlich hätte er nicht mehr Wörter aus sich herausgekriegt, wenn sein Leben davon abgehangen hätte. „Gut“, brachte Tenten endlich hervor und begann auf ihrer Lippe herum zu kauen, weil die Situation nicht mehr nur komisch war, sondern auch langsam etwas unangenehm wurde. Um in gewohnte Gewässer einzuschiffen, sagte sie also: „Nächsten Dienstag … dann?“ Sie blickte ihn fragend an. „… laufen gehen, du weißt schon…“ Sie bemerkte, dass sie Wirrwarr stammelte und hielt den Mund. Mit einem deutlichen Nicken verabschiedete er sich und hastete über den Asphalt davon. „Huh!“, machte Tenten ironisch als sie in ihren Wagen stieg. ‘Gutes Mädchen, du hast dir endlich ein Hochzeitsdatum ausgesucht!’, dachte sie sich dabei. *** Der Dienstag verlief relativ normal: In etwa so als würde sie die Runden nicht ausgerechnet mit ihrem Verlobten drehen. Dann stand auch schon der Freitag vor der Tür. Tenten glaubte nicht, dass Neji sich herausputzen würde, doch sie konnte sich nicht sicher sein und anrufen konnte sie ihn auch nicht. Wenn sie doch nur früher darüber nachgedacht hätte, was sie zu ihrer Hochzeit tragen würde! Viele würden dies eine vollkommen überflüssige Überlegung nennen: Ein weißes Kleid natürlich! Was sonst!? Aber sogar diese Leute würden eventuell zugeben müssen, dass die Dinge in diesem Fall nicht konventionell zu lösen waren. Sie entschied sich für einen Anzug, den sie trug, wenn sie vor Gericht aussagen musste. Jener bestand aus einer roten Bluse, einem grauen Blazer, einem grauen knielangen Rock, schwarzen Lackschuhen mit Absatz, einer Clutchhandtasche und einer Perlenkette. Sie fand das Outfit sorgte dafür, dass sie einen glaubwürdigen Eindruck machte und obwohl sie wusste, dass Liebe kein Beweismittel war, das man in eine Plastiktüte packen und später dem Richter vorzeigen konnte, war es ihr doch ein inneres Bedürfnis glaubwürdig auszusehen. Sie betrachtete das bisschen Make-Up, das sie besaß und tuschte sich die Wimpern, zog schwarze Linien direkt über ihren Wimpern und trug einen dunklen, aber nicht zu dunklen (wie Temari es ausdrückte) Lippenstift auf. Mit hochgesteckten Haaren, fand sie, war sie perfekt zum Heiraten sowie zum Aussagen gegen einen Serienmörder gekleidet. *** Neji stand an dem Morgen nicht anders als an anderen Tagen auf und wäre gar nicht auf eine andere Idee gekommen als einen Anzug zu tragen. Schließlich würde er vor die Hokage, also die Bürgermeisterin, treten. Weil sein Gehirn so leistungsfähig war, entschied es binnen einer Sekunde, eine Kamera mitzunehmen. Und zwar gar nicht, weil es sich schon die ganze Wochen Sorgen darum gemacht hatte, wie er seinem Onkel beibringen würde, dass er sich vor seiner Nase weggeheiratet hatte, noch dazu an jemanden, der vorher nicht gründlich überprüft worden war. *** So waren beide also zufrieden als sie den jeweils anderen um viertel vor neun am Bürgermeisteramt antrafen und feststellten, dass er angemessen gekleidet war. Beide konnten alle Papiere vorzeigen: Identifikation, Geburtsurkunde, Wohnsitz, Staatsangehörigkeit, blah, blah, blah. Dann war es so weit. Neun Uhr. Die imaginären Hochzeitsglocken läuteten! Beim Eintreten ins Büro passierten sie ein Pärchen im Imbegriff zu gehen. Die Frau trug überraschende Kleidung in vielen Farben und Make-Up, das den Eindruck erweckte dezent auszusehen, aber ahnen ließ, dass sehr viel Können und Planung hinein geflossen waren. Außerdem trug sie eine modische Frisur, die sie aber mit einem Gemisch aus Rot und Blond gefärbt hatte, das für eine interessante Strähnchengebung sorgte. Im Prinzip konnte man alles an ihr, fand Tenten im Vorbeigehen, … zumindest interessant nennen. Der Kerl sah für eine Sekunde wie der berühmte Sasuke Uchiha aus, mit seinem Anzug und den pechschwarzen Haaren. Als die frisch Verlobten, doch leider gar nicht frisch Verliebten, Neji und Tenten, eingetreten waren und sich der imposanten Hokage gegenüber sahen, wurde die Angelegenheit sehr real. Die Hokage schien zudem Neji eine Sekunde lang abwartend oder abzuschätzen anzugucken, doch als nichts geschah, pfiff sie das andere Pärchen, das im Flur stand und leise miteinander redete, wieder herein. Beinah unwillig traten sie ein. Neji sah aus als wollte er etwas sagen, aber wie so oft, war dem wohl doch nicht so. Tsunade fragte das Pärchen gerade, ob es nicht Trauzeuge für zwei offenbar vollkommen unbekannte Menschen sein wollte und es antwortete mit „ja“. Was Tentens Meinung nach nur daran lag, dass Tsunade wahrscheinlich die Arbeitgeberin der interessanten Frau war und der Kerl nur mitzog. Als die Frau sich gerade auf Tentens Seite gestellt hatte und die würdevolle Bürgermeisterin mit ihren platinblonden Haaren und kirschroten Lippen einen Ehevertrag auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte, geschah etwas höchst Seltsames. Sogar für so eine seltsame Hochzeit seltsam. Ein brüllendes Bündel kam den Flur entlang gerannt, sprang in den Raum und schmiss die Tür hinter sich zu. Es stellte sich heraus, dass es ein Mann war, der vollkommen außer Atem war. „Trauzeuge meldet sich zum Dienst“, schnaufte er. Schnell wurden ihm und den beiden anderen die Papiere gegeben (das Sasuke-Double dachte sich wohl, wo er schon einmal hier war, würde er auch die Trauung einfach mitbezeugen) und so fragte Tentens Bräutigam im Beisein von drei ihr vollkommen unbekannten Leuten: „Bereit?“ Und sie antwortete allen Ernstes mit einem seriösen „Ja, klar.“ Und so hatte Tenten Neji geheiratet. Sie unterschrieben die Dokumente, die besagten, dass Tenten Minazuki nun Tenten Minazuki-Hyuuga hieß und dass sie per Gesetz aneinander gebunden waren bis sie starben oder eine Scheidung erwirkt werden würde. ‘Yippie!’, dachte Tenten ironisch, die glücklicherweise nicht zu den Frauen gehörte, die sich von Klein an ihren Hochzeitstag ausmalten. Was als nächstes geschah, überraschte sie allerdings. Nicht, dass das Flurpärchen sofort verschwand, nachdem sie die Bezeugung unterschrieben hatten – das überraschte sie überhaupt nicht. Sondern vielmehr, dass Neji in seine Anzugstasche griff und einen winzigen goldenen Ring hervorzauberte. Sein einziger Kommentar war „Wenn er zu klein ist, kann ich ihn vergrößern lassen“. Dann steckte er ihn ihr zeremonienlos an den Ringfinger. Einfach so, ohne zu fragen. Auch für sich selbst hatte er einen und zum Glück bestand niemand darauf, dass Tenten ihm diesen ansteckte. Denn alles, wozu sie sich in der Lage sah, war das kleine glitzernde Symbol der Ewigkeit anzustarren. Ihre Entscheidung begann endgültig einzusinken als hätte sie nicht nur den ersten Tag ihrer Verlobung, sondern die ganze Woche in einer Art Traum verbracht. Aber langsam erwachte sie und fragte sich wie viel einer dieser gold glänzenden Schmuckstücke wohl wert war. Dann sprang der Mann, der hierher gerast war, wieder ins Bild. Und zwar presste er sie in Nejis Arm und wartete geduldig darauf, dass beide ein passables Lächeln aufgesetzt hatten, um ein Bild zu machen. Es zeigte deutlich, dass die Umgebung das offizielle Büro der Hokage war. Ein kleines Extra war zudem, dass man die Ringe an den Händen sehen konnte. Allerdings kam das nicht von ohne. Der seltsame Treuzeuge hatte vor dem Schnappschuss Tentens Hand vortrefflich auf der Brust des Bräutigams und Nejis Hand auf der Hüfte der Braut platziert. „Voilá“, machte er und gab die Kamera zurück in Nejis Obhut. Mit einem großen Grinsen in Tentens Richtung verabschiedete er sich und machte sich schnell, aber etwas langsamer als bei seinem Ankommen, auf den Weg zurück. Wo auch immer er hergekommen war. Als sie an dem nächsten Brautpaar vorbei das Büro verließen, fiel Tenten auf, dass jene eng aneinander gepresst gingen und von einem Ohr zum anderen grinsten. Ein solches Bild hatten sie und Neji definitiv nicht abgegeben Statt sich weitere Gedanken darüber zu machen, fragte sie lieber: „Wer war der Typ?“ „Er heißt, Lee“, antwortete ... tja ja, ihr frischgebackener Ehemann. Er tat so als würde das ihre Frage beantworten. Er fuhr fort als sie Seite an Seite aus dem Bürgermeisterhaus schritten: „Morgen früh vor der Arbeit habe ich einen Termin mit meinem Anwalt arrangiert, bei dem wir ein Dokument unterschreiben werden, das besagt, dass wir …“ Er zögerte einen winzigen Augenblick und Tenten hatte ein mulmiges Gefühl im Magen und einen Kopf, der sie fragte, warum sie jemanden geheiratet hatte, ohne sich vorher großartige Gedanken über einen guten Anwalt zu machen. „…eine ganz normale Hochzeitsnacht hatten.“ Langsam begann sich eine Routine zu entwickeln. Wann immer Neji etwas sagte, dass auf den ersten Anblick als unheimlich zu empfinden war, wurde es einfach solange von Tenten ignoriert und er angestarrt bis Neji sich noch ein paar weitere Worte für sie abrang. „Eine Heirat kann zurückgenommen werden, wenn man darauf plädiert, dass sie nie wirklich ... in Kraft getreten ist.“ Aha, machte es ‚Klick’ in Tentens Hirn. „Ich werde dir selbstverständlich einen eigenen Anwalt bezahlen, den du dir selber aussuchen kannst und werde dieselben Papiere unterschrieben bei ihm hinterlegen.“ ‘Cool’, dachte Tenten, kam aber zum Schluss, dass sie gern noch mehr hören würde. Also fuhr sie fort zu ihm hoch zu starren, während sie an der Straßenseite standen. Nejis Hirn zeigte seine Brillanz und ließ ihn hinzufügen: „Ich schlage vor, wir treffen uns zum Abendessen, um Details zu besprechen … jetzt, wo die Formalia erledigt sind.“ Ihr Blick schweifte kurz zu dem Ring an ihrem Finger und befand, dass sie den Armen nicht überanstrengen wollte. „Gute Idee“, willigte sie endlich ein und ihre Wege trennten sich bis zum Abend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)