The Long Dark: Laura Eguah von MTToto ================================================================================ Kapitel 1: ----------- [Disclaimer: The Long Dark gehört nicht mir, sondern seinen Entwicklern. Die Protagonistin ist frei erfunden, Will Mackenzie gehört jedoch zu TLD. Die Fanfiction ist eine Wettbewerbseinsendung, ich verdiene damit jedoch nichts. Autorin bin ich selber: M. T. Toto. Entstehungsdatum: 31.01.2015.] Alles ist ruhig. Stille. Nur der Wind rüttelt ein wenig an der Tür, um sich durch das morsche Holz Einlass zu verschaffen. Ich zittere am ganzen Leib und lege ein weiteres Stück zerbrochenen Tischbeins in das Feuer im kleinen Ofen. Meine Augen starren in die Flammen. Ich sollte nicht hier sein. Ich sollte bei meinem neuen Job in Churchill sein. Bei neuen Kollegen, in einer neuen Stadt… Falls von alledem überhaupt noch etwas existiert. Vorgestern ereignete es sich. Auf der Hälfte der Strecke von Thompson nach Churchill kam der Zug plötzlich zum Stehen. Der Schaffner teilte uns durch die Lautsprecher mit, dass er keine Funkverbindung zu den anderen Zügen oder Bahnstationen hat. Das Mobilfunknetz im nördlichen Kanada ist eh sehr schlecht, aber seit dem Moment hatte keiner der Fahrgäste mehr Empfang. Keiner wusste, was los war. Das Zugpersonal erklärte uns, dass andere Züge die Strecke befahren und uns finden müssten. Während einige Freiwillige draußen vor und hinter unserem Zug Warnsignale aufstellten, versuchten die restlichen Personen, sich provisorisch in dem Zug einzurichten. Wir rechneten noch mit einem technischen Unfall und gingen deswegen recht naiv ans Werk. Ich schaudere erneut und rücke näher an das kleine Feuer. Die Kälte und meine schmerzenden Muskeln triggern die Erinnerungen der letzten beiden Tage immer wieder von neuem. Die erste Nacht kostete acht Personen das Leben. Das Bild der erfrorenen Körper wird nie wieder aus meinem Kopf gehen. Am Nachmittag verließen fünf mutige Personen den Zug, um Wild zu jagen. Sie kamen nicht zurück. Wir teilten die letzten Zugbistro-Snacks unter uns auf. Die Abenddämmerung hatte gerade begonnen, als der Zug schließlich von einem Wolfsrudel überrannt wurde. Die Personen, die fliehen konnten, rannten in alle Himmelsrichtungen. Ich hatte es ebenfalls geschafft und rannte und rannte und rannte, immer die Bahngleise im Blick behaltend. Ich wagte es nicht, mich umzusehen oder stehenzubleiben. Wenn ich durchatmen und pausieren wollte, verfiel ich in leichtes Joggen. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich so rannte. Schließlich fand ich diese kleine verlassene Bahnhofshütte, die ohne Bahnhof neben den Gleisen stand und in der ich mich jetzt befinde. Meine Nerven liegen blank. Ich versuche, nicht zu grübeln, denn ich merke, wie mich die Situation und ihre Eventualitäten sofort überfordern. Ich versuche, pragmatisch und rational zu bleiben und stöbere zum zigsten Mal in meinem Rucksack. Abgesehen von meinen jetzt sehr unnützen Papieren habe ich noch zwei Schokoriegel und eine Dose Kidneybohnen, die ich in der Hütte gefunden hatte. Ich brauche dringend Wasser. Ich könnte Schnee schmelzen, aber ich wage es nicht, vor die Tür zu treten. Erneut kommen Flashbacks mit Bildern der Wölfe in mein Gedächtnis… Tränen schießen mir in die Augen, aber ich drücke sie weg. «Cool bleiben. Tief durchatmen, Laura. » beruhige ich mich selbst. Meine schwerer werdenden Augenlider ignorierend, versuche ich mich auf die Geräusche von draußen zu konzentrieren. Abgesehen vom Wind ist nichts zu hören. Obwohl seit zwei Tagen kein anderer Zug auf der Strecke entlang fuhr, ist dies noch immer meine größte Hoffnung. Natürlich nicke ich dennoch vor Erschöpfung ein… KRACK. Ich schrecke hoch und bin sofort wieder hellwach. Erneut KRACK. «Shit, draußen ist jemand? Ein Mensch oder ein Wolf!?» Der Versuch leise aufzustehen scheitert an meinem immensen Muskelkater und ich gebe ein unbeabsichtigtes Wimmern von mir. Draußen Stille. Das Feuer ist während meines Schlafs ausgegangen und nur der leuchtende kanadische Nachthimmel wirft etwas Licht in die Hütte. Dann nähern sich Schritte. „Ist da jemand drinnen? Hallo?“ Eine männliche Stimme, die gedämpft zur Hütte ruft. Mein Herz schlägt bis zum Hals und in meinen Ohren rauscht das Blut. Könnte das jemand aus dem Zug sein? Oder Rettung? Oder ein Plünderer? Oder Schlimmeres? „Hallo, brauchen Sie Hilfe?“ fragt der Mann nun und beginnt an der Tür zu rütteln. Die Hoffnung, einen weiteren Überlebenden zu treffen, ist größer als die Angst! In einer sekundenschnellen Entscheidung werfe ich die negativen Gedanken fort und beginne das Regal, das ich vor die Tür gestellt hatte, beiseite zu schieben. „Ja, hallo, ich bin hier!“, krächzt es aus meiner trockenen Kehle, „einen Moment!“ Die Tür geht auf und vor mir sehe ich einen Mann mit durchweichten und zerrissenen Sachen, einem riesigen Rucksack und einer Schrotflinte über der Schulter. Kein Fahrgast aus dem Zug! Ich weiche einen halben Schritt zurück, bis ich in seine Augen blicke. „Mein Name ist Will Mackenzie…“, beginnt er mit ruhiger, vertrauensweckender Stimme sich vorzustellen. Ein zögerliches Lächeln folgt. Das Adrenalin in meinem Körper weicht Erleichterung. Zwischenstand: Sie haben aktuell 2 Tage, 13 Stunden und 37 Minuten überlebt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)