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Bruderherz

von

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Kapitel 1. Flammen

//Es ist still um mich herum, nichts als Dunkelheit, die mit ihren dürren, kalten Klauen nach mir greift. Wie so oft kauere ich mich auf den Boden, drücke meine Hände feste auf meine Ohren und versuche laut zu schreien, doch kein Ton entweicht meiner Kehle. Ich habe Angst.. so unglaubliche Angst. Ich will nicht alleine sein… Diese kalte, dunkle Einsamkeit.. sie ist das, wovor ich mich fürchte.. so sehr fürchte.. Jungs, wo seid ihr? Warum lasst ihr mich allein..?//
 

Völlige Finsternis umgibt ihn. Zu hören ist nichts. Nichts bis auf die Stille, die sich langsam wie eine Made unter die Haut des 19 – Jährigen frisst. Sie beißt zu, bohrt sich durch sein Fleisch, bis sie schließlich seine Knochen erreicht und ihn bei lebendigem Leibe auffrisst. Ein leises Wimmern.. Mehr entweicht seiner Kehle nicht, bis auf das aufgeregte Atmen, das beinahe wie ein unruhiges, zittriges Keuchen klingt, so als würde jemand verzweifelt nach Luft schnappen.

Doch plötzlich wird diese beißende Stille von etwas anderem durchbrochen. Eine vertraute Stimme, nicht mehr als ein hauchzartes Flüstern, welches ihn aus ihren Fängen löst.
 

„..y… key… Mikey…“
 

Diese Stimme.. sie ruft nach ihm. Doch wem gehört sie? Der junge Turtle weiß es, doch kann er noch immer nicht sprechen, um zu antworten. Wie ist der Name des Eigentümers? Michelangelo kennt diese Person, den Besitzer der Stimme. Und doch liegt die Erinnerung an sie in weiter Ferne. So weit, dass er nicht nach ihr greifen kann.

Immer wieder hallt das Flüstern, welches seinen Namen wispert, durch die Stille und erreicht ihn. Es durchdringt seinen Körper, nimmt ihm seine Angst und reicht ihm eine Hand, sodass er sich erheben und seine Augen öffnen kann. Vor sich sieht er ein strahlendes Grün, welches in zwei kleinen Punkten durch die Dunkelheit leuchtet und eine gewohnte Wärme ausstrahlt.
 

„.. Hab keine Angst, Mikey..“
 

Langsam vertreibt dieses strahlende Grün die Dunkelheit und die Kälte um Mikey herum und zieht das Gefühl der Angst gänzlich mit sich. Der 19 – Jährige sieht nur nach vorn, auf diese beiden Punkte, um welche sich langsam eine Silhouette bildet, sodass sie ein Paar giftgrüne Augen ergeben. Doch auch diese Person kann er nicht genau erkennen.

Noch immer verweigert seine Stimme seinen Befehl. Seine Beine sind wie festgegossener Beton, der ihn davon abhält auch nur einen Schritt zu gehen. Wem gehört diese Stimme? Diese warmen, leuchtenden Augen und diese merkwürdige Silhouette? Mikey kennt diese Person, die da vor ihm steht und doch scheint sie fremder als jeder Mensch, den er auf der Straße vorbeiziehen sieht. Langsam hebt die Gestalt eine Hand, wiederholt erneut den Namen des jungen Turtles, bevor sie sich plötzlich auflöst und mit ihr, ihre wundervolle Stimme, die die Dunkelheit vertrieb.

Doch ehe alles wieder in der Dunkelheit versinkt, schlagen rote Flammen aus dem Nichts. Sie greifen nach dem jungen Turtle, packen ihn, verbrennen seine Haut und lachen. Laut knisternd dringt ihr Lachen über das Leid und die stummen Schreie des Turtles zu ihm hindurch, während sie langsam das Leben aus ihm herausbrennen…
 

Schweißgebadet erwachte Mikey plötzlich aus seinen Träumen. Ruckartig hatte er sich aufgerichtet und die Augen weit aufgerissen, welche panisch die Umgebung absuchten, nur um festzustellen, dass er sich in seinem Zimmer befand. Wieder hatte er solch einen seltsamen Traum gehabt, in dem er Raphaels Stimme gehört hatte, sich aber dennoch nicht an ihn hatte erinnern können, obwohl er direkt vor ihm stand. Ja, Mikey hatte Angst seinen großen Bruder irgendwann zu vergessen. Seine Stimme, seine giftgrünen Augen, die Art wie er an seiner Seite gekämpft hatte, ja sogar seine Essgewohnheiten oder wie er ihn wegen einem seiner Streiche verprügelt hatte. Jede noch so kleine Kleinigkeit hatte sich der Turtle mit der orangefarbene Maske bis jetzt behalten können. Doch er hatte Angst, nach und nach zu vergessen, wie sein Bruder gewesen war… wer sein Bruder gewesen war.
 

Müde, obwohl er gerade erst erwacht war, erhob Mikey sich aus seinem Bett und verließ sein Zimmer. Es war früh am Morgen, vielleicht so gegen 5 oder 6 Uhr. Seine Brüder waren noch nicht zu sehen, also ging Mikey davon aus, dass sie wohl noch schliefen. Nur im Dojo schien bereits Licht, also war der Sensei scheinbar bereits wach.

Mit leisen Schritten ging der junge Turtle in die Küche und schaltete das Licht ein. Wie jeden Morgen begann er das Frühstück vorzubereiten, wenn heute auch ein ganzes Stück früher als sonst. Doch Mikey musste sich irgendwie ablenken und das ging nunmal am besten, wenn er sich mit Kochen, Trainieren oder seinen Streichen beschäftigte – manchmal reichten ihm dazu allerdings auch seine Comics oder seine geliebten Fernsehserien. Da aber seine Brüder noch schliefen, April und Casey nicht hier waren und er Meister Splinter besser keine Streiche mehr spielen sollte, blieb nurnoch das Kochen übrig. Natürlich hätte er auch versuchen können noch etwas zu schlafen. Doch war das nicht sein erster Traum dieser Art gewesen und der junge Turtle wusste, dass er jetzt kein Auge mehr zu bekommen würde, würde er sich nicht etwas beruhigen können.
 

Also, einen kurzen Blick in den Kühlschrank geworfen und schon war es beschlossen, was Mikey heute Morgen für seine Brüder und seinen Vater zaubern würde. Ein paar Omeletts waren schließlich nie verkehrt. Und wanderte der angenehme Geruch von Frühstück erstmal durch das Heim der Turtles und ihrem Meister, waren seine Brüder jedes Mal schneller auf den Beinen, als ein Ninja der aus den Schatten sprang

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So machte Mikey sich also, in einem sehr gemütlichen Tempo, daran das Frühstück vorzubereiten. Noch war er alleine und so musste er seine eigentlichen Gefühle auch nicht mit einem Lächeln überspielen. Oft versteckte er diese hinter seinem typischen Grinsen. Besonders nach einer Nacht wie dieser, wenn er wieder von Raphael geträumt hatte. Der 19 – Jährige wollte weder seinen Brüdern, noch seinem Vater Sorgen bereiten, also schluckte er den Schmerz, der seinen Körper von Kopf bis Fuß durchfuhr, einfach hinunter und war ganz der, der er seit 3 Jahre vorgab zu sein. Der, der er vor Raphaels Tod war.
 

„So früh auf den Beinen, Michelangelo?“
 

Erschrocken zuckte der junge Turtle zusammen, als er die Stimme seines Vaters und Meisters vernahm, der wieder einmal wie ein Geist in die Küche geschlichen war und auf der anderen Seite des Raumes stand, während seine kastanienbraunen Augen seinen Schüler mit einer sanften Ruhe ansahen. Eigentlich hätte Mikey damit rechnen können, dass sein Tun hier nicht lange unbemerkt blieb. Splinter war ein Großmeister des Ninjutsu und sein jüngster Sohn nunmal nicht gerade der leiseste Ninja. Jedenfalls nicht, wenn er sich auf den Weg in die Küche machte und anfing dort mit Töpfen und/oder Pfannen zu hantieren.
 

Sich von seinem Schreck erholend drehte der 19 – Jährige sich langsam zu seinem Meister um, so als ob er etwas ausgefressen hätte und erwiderte seinen Blick für einen kurzen Moment, nur um seine azurblauen Augen anschließend auf den Boden zu wenden.
 

„..ich konnte nicht mehr schlafen...“
 

„Hattest du wieder einen Albtraum? ...Ging es wieder um Raphael...?“
 

„…“
 

Schweigen. Mikey musste nichts sagen. Sein Vater war der Einzige der von diesen Träumen und von Michelangelos wahrem Leid, das noch immer anhielt, wusste. Der junge Turtle hatte dieses Geheimnis vor der mutierten Ratte nicht lange bewahren können. Denn, Ninjutsumeister hin oder her, er war der Vater dieses kleinen Wirbelwindes und ihm konnte er nunmal nichts vormachen. Außerdem half es dem jüngsten Turtel ungemein, dass er sich jemandem anvertrauen konnte. Seine Brüder sorgten sich schon genug um ihn, da wollte er sie nicht auch noch mit seinen Gefühlen belasten. Doch Splinter war immer offen für alle Probleme seiner Söhne und stand immer mit Rat und Tat an ihrer Seite.
 

Ein leises Seufzen, welches der Kehle Splinters entwich, erfüllte für einen Moment den Raum. Ruhigen Schrittes kam er auf seinen jüngsten Sohn zu und schloss ihn kommentarlos in die Arme. Es waren nur ein paar Sekunden, doch sie reichten aus, um Mikey einen Stich ins Herz zu jagen. Tränen sammelten sich in seinen Augen. Noch bevor sie den Weg über seine Wangen finden konnten, vergrub er sein Gesicht an der Brust seines Vaters und gab keinen Laut von sich.
 

„Ich weiß es ist schwer, Michelangelo. Aber du darfst nicht in der Vergangenheit verweilen, mein Sohn. Raphael ist immer an unserer Seite, auch wenn du ihn nicht sehen kannst. Er hätte das sicher auch nicht gewollt. In Stunden der Trauer hilft es dir am besten auf die Lieben zu sehen, die du noch an deiner Seite hast. Deine Brüder und ich sind für dich da. In guten- sowie in schweren Zeiten.“
 

Ein leises Schluchzen entwich Mikey, ehe er sich von seinem Vater löste, zu ihm hinauf sah und ihm ein trauriges, aber ehrliches Lächeln schenkte.
 

„Danke, Meister Splinter..“
 

Splinter erwiderte das Lächeln für einen kurzen Moment, strich seinem Sohn noch einmal sanft über den Kopf, ließ dann von ihm ab und verließ anschließend die Küche.

Mikeys Herz war nach wie vor schwer, doch sein Vater wusste genau, wie er ihn aufheitern musste. ‚Auf die Lieben sehen, die noch an deiner Seite sind‘, das war etwas, was dem jüngsten der Turtles wirklich half und ihn für einen Moment vergessen ließ, dass einer seiner Brüder fehlte.
 

Mit den Bandagen an seinen Armen wischte Michelangelo sich die Tränen weg, die sich in seinen Augenwinkeln gesammelt hatten und wandte sich schließlich wieder an das Frühstück, welches noch immer darauf wartete zubereitet zu werden. Und wie vermutet dauerte es auch nicht lange, bis sowohl ein verschlafener Leonardo, als auch ein ebenso verschlafener Donatello die Küche betraten, kaum dass der Geruch von Frühstück die Luft erfüllte. Mit seinem typisch breiten Grinsen drehte Mikey sich zu seinen Brüdern um, zwei volle Teller in der Hand, die er schwungvoll seinen Bürden über den Tisch zuschob.
 

„Guten Morgen, ihr Schlafmützen! Ich dachte schon ihr kommt gar nicht mehr aus den Federn! Dann hätte ich eure Portionen noch mit verdrücken müssen, solange sie noch warm sind!“
 

„Das hast du doch insgeheim gehofft, du Sadist. Was bist du überhaupt schon so früh wach?“,
 

fragte Leonardo, während er gemächlich begann sein Frühstück zu verspeisen. Man sah ihm deutlich an, dass er noch müde war und nur des Frühstücks wegen aufgestanden war. Wie jede Nacht war er lange wach geblieben, um seine mentalen Fähigkeiten zu trainieren und nun dementsprechend verschlafen.

Doch wenn man gerade glaubte, man könnte in Ruhe sein morgendliches Omelette genießen, um sich danach noch etwas hinzulegen, wurde man von einem Paar großer, meeresblauer Augen gestört, die einen mit einem dicken, fragenden Ausdruck ansahen.
 

„Was ist ein Sadist?“
 

Natürlich konnte diese Frage nur von einem kommen und so brummte Leo nur leise. Warum hatte er auch nicht einen einfachen Begriff wie ‚Vielfraß’ oder ähnliches benutzt?? Sadist war gerade vielleicht nicht das passendste Wort gewesen, aber wie sollte man sonst jemanden bezeichnen, der so dreist war seine Brüder in aller Herrgottsfrühe mit dem Geruch von köstlichem Frühstück aus dem Bett zu quälen und dann auch noch damit zu drohen das alles alleine zu essen? Außerdem war er müde, und es war früh, und… er hatte einfach nicht nachgedacht – eigentlich ziemlich untypisch für ihn.

Ob es nun aber wirklich so klug war seinem kleinen, naiven Bruder zu erklären, welche Bedeutung hinter dem Wort Sadist stand, war fraglich. Der blaue Turtle überlegte einen Moment, was nun die klügste Antwort auf diese Fragen sein könnte. Die klügste Antwort, wenn man mit Mikey sprach, verstand sich. Bis er schließlich zu dem Entschluss kam, dass Donnie wohl besser geeignet war dem jüngsten der Drei irgendetwas zu erklären. So gab er den Ball schließlich einfach ab.
 

„..Frag Donnie..“
 

Gesagt, getan. Zwar wiederholte Mikey die Frage nicht, wandte seinen fragenden Blick nun aber an den Turtle mit der lilafarbene Maske, der wohl bisher froh gewesen war, nicht antworten zu müssen. Denn nun erntete Leo einen kurzen, zornigen Blick Donatellos, der durch die dunklen Augenränder, die man trotz der Maske noch ansatzweise erkannte, unterstrichen wurde.
 

Donnie hatte die halbe Nacht mit April telefoniert – malwieder. Wenn diese Gespräche bis tief in die Nacht dauerten, dann ging es schonmal um etwas Ernstes, was für niemandes Ohren, außer Donnies und Aprils, bestimmt war. Ansonsten gingen diese Telefonate meistens um Retromutagen, Hausaufgaben, Probleme am College, irgendwelche Basteleien aus Donatellos Labor usw.

Seufzend schluckte der Wissenschaftler in Spe den Bissen, welchen er gerade in seinen Mund gestopft hatte, hinunter, bevor er antwortete.
 

„Weißt du, ein Sadist ist jemand… oder weißt du was? Vergiss das einfach. Ist nicht so wichtig...“
 

Ein Blick, in dieses große, fragende, Meer aus klarem blau hatte genügt, um Donnie eines klar zu machen: Mikey irgendwelche Begriffe zu erklären war unmöglich! Das wussten nicht nur er und Leonardo, sondern der Turtle mit der orangefarbenen Maske selbst, weshalb er diese Antwort mit einem breiter werdenden Grinsen abtat.

Seine Brüder kannten ihn gut genug um zu wissen, was er verstehen würde und was nicht. Und DAS würde eindeutig zu den Sachen gehören, die nicht in Mikeys Kopf gehen würden. Also war es wirklich besser, es einfach dabei zu belassen.

Mikey wusste selbst nur zu gut, dass er wahrscheinlich nichts von dem verstanden hätte, was seine großen Brüder ihm versucht hätten zu erklären. Also gab er sich mit dieser Antwort einfach zufrieden.

Mit einem gespielt beleidigten „pfff, dann halt nicht“, setzte er sich mit einem ebenfalls gut gefüllten Frühstücksteller zu den anderen beiden Turtels.
 

Das Frühstück an sich verlief größtenteils schweigend. Bis auf einfache Sätze wie „reichst du mir das Salz?“ oder „ziemlich lecker“, sagte niemand etwas. Selbst als Splinter sich kurze Zeit später zu seinen Söhnen gesellte, um mit ihnen zu frühstücken, wurde kaum bis garnicht geredet. Ging es nicht um den Trainingsplan der nächsten Tage oder die Fortschritte an Donnies Retromutagen, gab es am Tisch nie besonders viel zu erzählen. Das war allerdings auch damals, als Raph noch bei ihnen gewesen war, nicht viel anders gewesen – wenn man von den Streitereien zwischen ihm und Leo absah.
 

Nach dem Frühstück widmete sich jeder wieder seinen eigenen Dingen. Leo verschwand in seinem Zimmer, wahrscheinlich um wieder zurück ins Bett zu fallen. Donnie ging in sein Labor. Scheinbar hatte es ihm nicht gereicht sich die halbe Nacht mit April am Ohr um die Ohren zu schlagen, denn schnell hörte man ihn dort wieder handwerkeln.

Mikey blieb zusammen mit Splinter in der Küche zurück. Wie immer räumte er das Geschirr weg, um dieses anschließend zu säubern, während der Vater der Turtels eine Tasse Tee trank.
 

„Vielleicht tut dir ein warmer Tee auch ganz gut, Michelangelo.“
 

Mikey war gerade dabei die Teller sauber zu machen und hatte seinem Meister den Rücken zugedreht. Mit einem solchen Vorschlag hatte er also nun wirklich nicht gerechnet. Einen kurzen Blick über die Schulter zurück werfend öffnete der junge Turtel für einen Moment den Mund, doch schloss diesen gleich wieder. Wie man es von ihm nicht anders erwartet hätte, war er kurz davor sofort und ohne groß zu überlegen, abzulehnen. Doch statt dies zu tun richtete der 19 – Jährige seinen Blick wieder vor sich auf das Geschirr.

Leo war wieder schlafen gegangen und Donnie würde man wohl jetzt ein paar Stunden nicht sehen. Es gab also für diesen Moment keinen Grund die Fassade aufrecht zu halten und den kleinen, fröhlichen Wirbelwind vorzutäuschen. Statt also Abzulehnen ließ Mikey das Geschirr, Geschirr sein, nahm sich eine saubere Tasse und setzte sich zu der großen Ratte, die ihm, vorerst schweigend, Tee einschenkte.
 

„Danke…“,
 

murmelte der junge Turtle leise und blickte einen Moment auf die grünliche Flüssigkeit vor sich. Er überlegte wann er das letzte Mal mit Splinter Tee getrunken hatte. Hatte er dies überhaupt schon einmal getan? Vor 3 Jahren, nach Raph’s Tod? Nein, da war er monatelang kaum ansprechbar gewesen und Tee trinken war da sicher das letzte was er getan hätte. So etwas war eher Leo’s Ding. Mikey war mehr so der Süßigkeiten und Pizza – Typ. Manchmal auch beides gleichzeitig.
 

Nichtsdestotrotz nahm er vorsichtig einen Schluck von dem heißen Getränk. Erstaunlicherweise war es wirklich lecker und befeuchtete seine staubtrockene Kehle in einer angenehmen Wärme. Es tat gut einfach nur hier zu sitzen und nichts sagen zu müssen. Der Vater der Turtles wusste, dass er nichts zu sagen brauchte, also blieb er einfach still und genoss gemeinsam mit seinem jüngsten Sohn den Tee.
 

„Meister Splinter..?“, unterbrach der junge Turtle dann aber, nach ein paar Minuten, plötzlich die Stille. Überrascht hob Angesprochener eine Augenbraue, stellte seine Tasse vor sich auf dem Tisch ab und schaute seinen Sohn fragend an.
 

„Ja, Michelangelo..?“
 

„…könnte ich… heute vielleicht nach oben gehen..? Nur für eine Stunde oder für zwei..“
 

„….“
 

Splinter ließ sich nichts anmerken, schwieg dennoch für einen Augenblick, ehe er die Augen schloss und tief aufseufzte.
 

„Du suchst noch immer nach ihm...?“
 

Keine Antwort. Natürlich hätte Mikey diese Frage jetzt sofort verneinen müssen, schließlich hatte selbst er die Suche nach seinem Bruder schon vor langer Zeit aufgegeben. Doch er wusste, tief in seinem Inneren hatte er noch immer die Hoffnung, dass Raph irgendwo da draußen noch am leben war. Allerdings würde er das wohl nicht zugeben, gestand er es sich selbst schließlich nichtmal ein.

Erneut seufzte Yoshi auf.
 

„Na schön.. aber Mikey… Verlier dich nicht in der Vergangenheit. Ich möchte nicht noch einen meiner Söhne verlieren…“
 

Ein trauriger Unterton lag in der Stimme der Ratte. Natürlich litt er, ebenso wie Leonardo, Michelangelo und Donatello, an dem Verlust seines Sohnes. Doch er war derjenige, der für seine Familie stark sein wollte und so zeigte er seine Trauer nicht mehr. Sie hatte zwar eine tiefe Wunde in sein Herz geschnitten, doch konnten er, Leo und Donnie damit mittlerweile halbwegs umgehen – schließlich musste es irgendwie weiter gehen.
 

Ein kleines, dankbares Lächeln legte sich auf Michelangelos Lippen. Er stand von seinem Platz auf, verbeugte sich kurz dankend vor seinem Vater und war im nächsten Moment auch schon verschwunden. Splinter blieb zurück, seinem Sohn noch einen besorgten Blick hinterher werfend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Pamuya_
2016-03-20T14:55:32+00:00 20.03.2016 15:55
Träume sind die Spiegel zur Seele und zum Geist. Alle jene Gefühle und Gedanken, seien sie noch so schön oder so traurig, werden hier verarbeitet und zeigen sich in Bilder wieder.
Sie können erholsam sein, oder ihnen wortwörtlich den Schlaf rauben und wie es leider auch bei Mikey der Fall ist. Nur wird ihm seine gespielte Freude nicht immer helfen können, auch wenn er es diesmal beim Frühstück geschafft hat.


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