Bittersüße Erfahrungen von ZERITA ================================================================================ Kapitel 1: Date and family issues --------------------------------- „Auf Gleis 2 fährt gleich die Yamanote-Linie ein. Bitte bleiben Sie hinter der gelben Linie“, ertönte die Ansage vom Gleis. Hizumi freute sich. Es war schon eine Weile her, dass sie eines der Doppeldatetreffen gehabt hatten. Da sie eigentlich alle glücklich zusammen waren, Tsukasa und Karyu sich jetzt auch verstanden, war dies auch nicht mehr nötig. Trotzdem fand er es irgendwie schön, wenn sie das machten. Langsam stieg er die Treppe zum Bahngleis hinauf und bekam große Augen, als ihm zwei sich streitende Männer entgegen kamen. Der eine hielt den Jüngeren an den Händen fest, während dieser sich versuchte los zu reißen und immer wieder beteuerte, nichts getan zu haben. Hizumi sah sich um. Irgendwo mussten schließlich die Bahnaufseher sein, die konnten hier sicher helfen. Jedoch sah er niemanden, und als der Ältere den anderen nun auch noch brutal gegen die Wand drückte, schritt er eben selbst ein. Er stellte sich dazu. „Entschuldigung, aber ich glaube wir können das ohne Gewalt lösen“, versuchte Hizumi die beiden zu beruhigen. Während der Jüngere ihn dankbar ansah, war der andere nicht gerade begeistert. „Halten Sie sich daraus. Das geht Sie nichts an!“, versuchte der Ältere ihn loszuwerden. Danach ging alles so schnell. Der eine schubste, der nächste zog und Hizumi verlor irgendwie das Gleichgewicht. Panisch ruderte er mit den Armen, versuchte sich nach vorne zu beugen, hoffte darauf, dass einer der beiden ihm helfen würde, aber das taten sie nicht. Und dann konnte er sich komplett nicht mehr halten. Mit dem Rücken voran fiel er von der Treppenkante. Für ihn schien der Fall länger zu dauern, als er in Wirklichkeit sicher war. Da waren Leute, sie starrten ihn entsetzt anstarrten, während er nicht viel machen konnte, außer die Augen zu schließen und sich seinem Schicksal zu ergeben. Wahrscheinlich würde er gleich mit dem Kopf auf der Treppe oder dem Boden aufschlagen und eine tödliche Kopfwunde davon tragen. Wenn er doch wenigstens noch einmal Tsukasa hätte sehen können. Komischerweise landete er zwar irgendwo unsanft, aber der Schmerz blieb aus. Er öffnete seine Augen wieder und sah seinen Freund. Dieser hatte ihn scheinbar aufgefangen. Das nannte man dann wohl perfektes Timing. Etwas, das Tsukasa in den letzten Jahren immer wieder bewiesen hatte - in den richtigen Momenten war er stets für ihn da gewesen war. „Da lässt man dich mal fünf Minuten alleine, um auf die Toilette zu gehen und du versuchst gleich wieder irgendwas anzustellen“, grummelte Tsukasa genervt, während er ihn auf die Füße stellte. „Ich wollte nur den Streit der beiden da schlichten…“ Hizumi staunte nicht schlecht, die beiden Männer waren einfach verschwunden. Die hatten sich wohl aus dem Staub gemacht, als er dabei gewesen war von der Treppe zu fallen. Seufzend ließ er den Kopf hängen und murmelte nur noch ein ‚Danke‘. Undank war eben doch der Welten Lohn. „Komm schon, lass uns zum Gleis, damit wir nicht noch zu spät kommen“, meinte der Größere und Hizumi nickte. Es war eher selten, dass Tsukasa die Bahn nahm. Dieser bevorzugte das Auto und den dazugehörigen Chauffeur. Aber er wollte eben auch mal wegkommen von der Tatsache, dass sein Freund zur Yakuza gehörte, das dieser dadurch sozusagen in einer Welt lebte, in der Hizumi so nie leben wollte. Natürlich hatte Hizumi sich mittlerweile daran gewöhnt, aber es war eben auch mal schön diese Tatsache zu vergessen. Gerade an Tagen, wenn sein Freund mal nicht im Anzug rumlief und auch keine Manschette am Kragen davon zeugte, dass er eigentlich zur Unterwelt gehörte. „Treffen wir die anderen beiden direkt am Aquarium?“ Tsukasa nickte auf seine Frage hin und zog ihn mit in die Bahn. Mal wieder war die Yamanote-Linie viel zu überfüllt und das obwohl diese doch so häufig fuhr. „Karyu holt meinen Bruder von der Therapie ab, von da machen sie sich direkt auf den Weg nach Shinagawa.“ Tsukasa fand für sie einen guten Platz an der Tür. „Beim nächsten Mal nehmen wir übrigens wieder das Auto. Diese überfüllten Bahnen sind einfach nervig und voll von Bekloppten. Guck da vorne, der Typ filmt gerade die Unterhose des Mädels vor ihm. Es ist so offensichtlich und dennoch merkt sie es nicht. Da versucht gerade einer ein Mädel zu befummeln und alles was sie macht, ist sich zusammen zu kauern und es über sich ergehen zu lassen“, grummelte der Größere und schüttelte nur mit dem Kopf. Hizumi hingegen machte große Augen und sah zwischen den beschriebenen Situationen und seinem Freund hin und her. „Du könntest doch aber auch etwas sagen, Tsukasa.“ Sein Freund zuckte mit den Schultern. „Ich bin kein Ritter des Rechts so wie du. Ich wäre eher die Sorte von Person, die daraus noch versucht seine Vorteile zu ziehen. Also versuch mich nicht in Versuchung zu bringen. Gerade hab ich schließlich Freizeit.“ Grummelnd winkte Hizumi ab. Wieso tat er sich das noch einmal an? Was hatte Tsukasa, dass er sich in diesen Großkotz verliebt hatte? Es hatte schließlich schon vor ihrem ersten Mal angefangen und er war sich auch ganz sicher, dass es sicherlich nicht am Sex gelegen hatte, denn den konnte er die erste Zeit nicht wirklich genießen. Was also hatte ihn so fasziniert und faszinierte ihn noch immer an Tsukasa? Er konnte es einfach nicht verstehen. Unbewusst ließ er den Kopf hängen. Er sollte es einfach aufgeben, Tsukasa auf die Seite des Rechts bringen zu wollen, denn das war einfach hoffnungslos. Sein Freund war der Kopf eines großen Mafia-Clans, sein mittlerweile bester Freund Zero, Tsukasas Bruder, war ebenfalls ein hohes Tier in diesem Clan, genauso wie dessen Freund Karyu. Der einzige in seinem Umfeld der nicht dazu gehörte, war er selbst. Aber so sehr ihm auch missfiel, was sein Umfeld tat, er hatte sie in sein Herz geschlossen. Man hatte ihn akzeptiert, obwohl er kein Yakuza war, und behandelte ihn einfach super. Hizumi seufzte schwer. Er war einfach hoffnungslos in dieser Welt verloren. Kurz sah er auf, als er plötzlich an Tsukasa gedrückt wurde, welcher schützend die Arme um ihn legte und sich mit ihm drehte, sodass er abgeschirmt war von dem Gedrängel um sie herum und sein Freund alles abbekam. „Zerbrich dir nicht dein kleines Köpfchen Hizu-chan. Du kannst mich nicht mehr ändern und du hast dich doch auch in mich verliebt, obwohl du wusstest, dass ich nicht gerade dem sozialen Status entspreche, der dir lieb ist. Oder irre ich mich?“ Schnell schüttelte er den Kopf und drückte sich mehr an Tsukasa. „Du hast ja Recht. Tut mir leid.“ Warum auch immer er sich entschuldigte. „Du musst dich nicht entschuldigen. Das bist einfach du.“ Es dauerte nicht so lange und sie waren endlich an der Station. Die Strecke bis zum Aquarium war nicht weit und davor warteten auch schon Karyu und Zero auf sie. „Heute Morgen sahst du besser aus, Kurzer!“, begrüßte Tsukasa seinen jüngeren Bruder, welcher wirklich fertig aussah. „Das ist nichts Neues nach den Sitzungen“, erwiderte Zero und schmiegte sich etwas an Karyu. „Du kannst jeder Zeit damit aufhören Zero, das weißt du.“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Karyu, ich kann das alles endlich besser verarbeiten und das weißt du. Es ist anstrengend, es ist nicht einfach, aber es lohnt sich. Meine Therapeutin meint auch, dass es nicht mehr so lange dauert, bis ich das schlimmste überstanden hab. Und jetzt vergessen wir das Thema, ja? Lasst uns unser Date genießen, dann erhole ich mich auch schnell wieder“, erklärte Zero und schnappte sich das Portemonnaie aus der hinteren Hosentasche seines Freundes. „Karyu, du lädst mich doch ein, ne?“ Grinsend machte Zero sich auf den Weg zum Ticketautomaten. „Ey! Du kannst doch nicht einfach meinen Geldbeutel nehmen!“ „Letztens hast du noch gesagt: Was meins ist, ist auch deins!“, erwiderte Zero lachend. Tsukasa hingegen murmelte nur ein ‚Wo bin ich da nur wieder reingeraten‘ und ging ebenfalls zu den Ticketautomaten. „Zero, scheint es wirklich viel besser zu gehen, seitdem er sich zur Therapie entschieden hat. Nach dem was ihm Gefängnis passiert ist, war das wohl wirklich die beste Entscheidung“, meinte Hizumi und lächelte Karyu an. „Ich weiß, Hizu. Es ist nur, dass er immer so geschafft ist danach und dann vergesse ich schnell mal, dass es ihm eigentlich gut tut und hilft.“ Der Größere wuschelte ihm durch die Haare, bevor sie schon einmal zum Eingang gingen. „Kaufst du dir auch eine Karte, Hizumi? Oder bleibst du hier draußen?“, wollte Zero wissen und überraschte ihn mit dieser Frage. „Was? Wieso?“, brachte er nur irritiert hervor. „Na, Tsukasa hat nur ein Ticket gekauft.“ Geschockt sah Hizumi zu seinem Freund. „Aber du hast gestern noch gesagt, dass du mich einlädst!“ Tsukasa zuckte mit den Schultern und warf seine Zigarette zu Boden. „Hab’s mir eben anders überlegt.“ Nun war er mehr als entsetzt und starrte seinen Freund nur an, während Zero loslachte. Gleichzeitig holte Tsukasa grinsend noch ein zweites Ticket hervor. „Du hättest dein Gesicht sehen sollen, Hizumi“, lachte Zero, während er nur erleichtert aufatmete. Hizumi war begeistert von dem Aquarium. Die Schildkröten waren so riesig und sahen einfach fantastisch aus, wie sie sich im Wasser fortbewegten. Besonders toll fand er die Tunnel, wo über ihren Köpfen die Fische und Schildkröten hinweg schwammen. Als es diese Tunnel dann auch noch bei den Seehunden gab, konnte er seine Begeisterung kaum noch zurückhalten. Am liebsten wäre er wie ein kleines Kind durch die Gegend gerannt und hätte sein Gesicht gegen die Scheibe gedrückt. Doch schweren Herzens hielt er sich zurück. Alleine im Tunnel der Seehunde hätte er Stunden zubringen können, aber da sie sich auch die Delfinshow ansehen wollten, war dies nicht möglich. Als sie später vor dem Haibecken standen und diese immer wieder an ihnen vorbeischwammen, fühlte er sich doch sehr unwohl. Die Zähne, die er da sah, machten ihm irgendwie Angst. ~*~ Zero öffnete langsam die Augen und grummelte laut. Wer zum Teufel klingelte da bei ihnen denn pausenlos Sie waren gestern nach dem Aquarium noch etwas Essen und Trinken gegangen, weshalb sie nicht gerade früh ins Bett gekommen waren. Da musste sie nun wahrlich niemand morgens auf unliebsame Weise auch noch aus dem Bett holen. Unbeholfen rollte er sich über Karyu, welcher sich murrend beschwerte und gleichzeitig versuchte, ihn in einem Klammergriff gefangen zu nehmen. Mühsam erreichte Zero den Wecker und starrte dessen Zeitanzeige ungläubig an. Neun Uhr?! Welcher Volldepp, war so lebensmüde und weckte ihn zu so einer unchristlichen Zeit? Wenn es wenigstens schon Elf oder so gewesen wäre, aber um Neun? Etwas ungelenk und auch nicht gerade feinfühlig befreite er sich aus dem Klammergriff des Größeren, welcher nicht begeistert war und murrte. „Ja, ja, komme ja schon“, brubbelte Zero, während er sich seine Unterhose anzog und sich Karyus Hemd über warf. „Normalerweise mag ich es, wenn das aus deinen Mund kommt. Aber gerade war das nicht so anturnend.“ Zero schnappte sich Karyus Boxershorts und warf ihm diese ins Gesicht. „Schnauze und aufstehen. Wenn das nämlich nichts Wichtiges ist, musst du mich davon abhalten den Störenfried, um die Ecke zu bringen.“ Jedoch staunte Zero nicht schlecht, als vor der Tür Koharu, Karyus Tochter, stand, welche scheinbar schon so groß war, dass sie alleine an die Klingel kam, und die Exfrau von Karyu. „Wurde auch Zeit, dass mal einer die Tür aufmacht. Hat Karyu wieder vergessen, dass er dieses Wochenende seine Zeit mit Koharu hat? Aber wenn ich mir die Aufmachung von dir so ansehe, sollte ich die Zeit, die meine Tochter bei euch verbringt, wohl einschränken.“ „Mama, darf ich zu Papa? Mama, darf ich zu Papa?“, fing Koharu an in Dauerschleife zu fragen, während sie unruhig hin und her tippelte. „Schatz, wir wissen doch gar nicht, ob er da ist und bei Zero lass ich dich nicht“, erklärte Karyus Exfrau, während er hinter sich deutete. „Dein Papa liegt noch im Bett und will nicht aufstehen. Vielleicht kannst du ihn ja zum Aufstehen bewegen.“ Dass das nicht gerade die Antwort war, die erwartet wurde von der Hexe ihm gegenüber, wusste er und es erfüllte Zero mit Freude ihren grummeligen Gesichtsausdruck zu sehen. „Mama, wir sehen uns morgen!“, rief der kleine Wirbelwind seiner Mutter zu, bevor diese auch nur etwas sagen konnte, und stürmte an Zero vorbei in die Wohnung. Die Schuhe flogen nahezu durch die Luft und schon rannte die Kleine los in Richtung Schlafzimmer, während sie lauthals nach ihrem Vater rief. „Ich würde sagen, Koharu hat ihren Vater gefunden und kann demnach hier bleiben. Einen schönen Tag noch!“, verabschiedete Zero den Drachen von Exfrau, nahm den Rucksack seiner Ziehtochter und schlug Karyus Ex die Tür vor der Nase zu. Schnell stellte er noch die Schuhe von Koharu ordentlich hin und folgte ihr dann ins Schlafzimmer. Er wusste, dass Koharus Mutter eigentlich eher nett war oder es zumindest gewesen war. Bis Zero eben wieder gekommen war und erneut mit Karyu zusammen gekommen war. Das hatte er alles so nicht geplant, es war einfach passiert. Zero vermutete, dass sie gehofft hatte noch einmal mit dem Größeren zusammen zu kommen und deswegen jetzt so unfreundlich zu ihm war. Da konnte er nun einmal nichts machen. Koharus helles Kinderlachen schallte schon durch die Wohnung und als er im Schlafzimmer ankam, sah er auch wieso. Karyu lag auf dem Rücken im Bett, die Beine angewinkelt in der Luft und hatte seine Tochter auf seine Schienbeinen gelegt, wo sie Flugzeug spielte. Mal stürzte sie nahezu auf die Brust ihres Vaters und dann wieder gab es Startschwierigkeiten, weil Karyu seine Beine nicht wieder in die Luft heben wollte. Damit war für ihn klar: mehr Schlaf gab es heute nicht mehr. „Hat meine kleine Maus schon gefrühstückt?“ „Uun, Mama hat vorhin gekocht“, flötete Koharu und breitete die Arme wieder aus, da sie ja gerade ein Flugzeug war. „Aber das schmeckt doch nicht, dass weiß der Papa.“ „Ja, aber was du kochst, schmeckt auch nicht. Aber das von Papa Zero schmeckt!“ Während Karyu empört nach Luft schnappte, nahm Zero Koharu auf den Arm und drückte sie fest an sich. „Wollen wir dann zusammen Frühstück machen? Was hältst du von Pancakes?“ Sofort schlangen sich zwei kleine Ärmchen um seinen Hals und er spürte, wie Koharu gegen seinen Kopf nickte. „Papa, aufstehen! Du musst den Tisch decken!“, befahl ihr kleiner Gast, während Zero schon mit ihr aus dem Zimmer ging. Zero hatte seine kleine Ziehtochter auf die Anrichte gesetzt und ließ sie die Zutaten mit dem Schneebesen etwas verrühren, während er den Rest zusammen suchte. Dann nahm er ihr die Schüssel ab und vermengte den Teig noch einmal richtig, dazu fehlte ihr noch die Kraft. „Erzähl mal, wie war der Kindergarten diese Woche? Etwas Spannendes erlebt? Hast du dem Jungen, der dich immer ärgert, mal gezeigt, wo es langgeht?“ Sofort fing das Mädchen an zu erzählen. Zero war wirklich froh, dass sie sich so gut verstanden. Aber er hatte in dem Moment schon gewonnen, als er bewiesen hatte, dass er kochen konnte. Während er anfing die Pancakes in der Pfanne zu braten, kam auch Karyu dazu, welcher nun schon richtig angezogen war. „Wenn du willst, kannst du dich anziehen. Ich übernehm so lange“, bot der Größere an und knuffte seine Tochter in die Seite, die daraufhin leicht aufquietschte vor Lachen. „Nein, schon gut. Außerdem hast du doch gehört, du sollst den Tisch decken.“ „Ja, ja, ich mach ja schon!“, rief Karyu zurück und gluckste dann. „Zero, dein Handy klingelt. Soll ich rangehen?“ „Ja, mach mal bitte!“ Koharu sah zu ihm und Richtung Flur. „Ihr solltet nicht so durch den Flur rufen. Mama sagt, sowas macht man nicht.“ Zero streichelte seiner Ziehtochter durch die Haare. „Da hat deine Mutter ausnahmsweise mal Recht.“ Karyu kam zurück in die Küche. „Du hast wohl dieses Wochenende nicht so viel Zeit wie erwartet, Zero“, eröffnete ihm sein Freund und drückte ihm das Telefon in die Hand. Sein Bruder war am Telefon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)