This is our jungle! von Toushirou ================================================================================ Prolog: -------- Warme Sonnenstrahlen schienen durch das dichte Laub großer Bäume, während sich im Unterholz ein kräftig gebauter Körper durch die Schatten schlich. Trotz des unebenen Bodens bewegte dieser sich geschickt weiter nach vorne, immer darauf bedacht keine Geräusche zu machen, die ihn verraten würden. Leise atmete er ein und aus, immer wieder sicher gehend, dass die Beute vor seinen Augen ihn noch nicht bemerkt hatte. Als er sich in Position befand ließ sich der gebräunte Körper tiefer in die Schatten fallen, während sich der Arm, in dessen Hand er einen selbstgemachten Speer hielt, weiter erhob. Einen Augenblick lang geschah nichts, bis die Stille durch ein leises Surren und einem anschließenden Jaulen durchbrochen wurde. Schnell löste sich der Körper aus seinem Versteck und sprang auf das verwunderte Tier zu. Dabei zog er in einer geschmeidigen Bewegung ein Messer hervor und sorgte mit einem präzisen Schnitt dafür, dass sein Leiden ein Ende fand. Nachdem er sicher war, dass das Tier nicht mehr kämpfen würde zog er den Speer aus dem Leib und fuhr sich grinsend über die Stirn, um seine dunkelblauen Haare aus seinem Gesicht zu streichen. Zufrieden betrachtete er dabei seine Beute, welche seinem Stamm für die nächsten Tage als sichere Nahrungsquelle dienen würde. Mithilfe einer Konstruktion aus Blättern, Zweigen und einem mitgebrachten Seil, sicherte er das Tier, um es zu seinem Dorf zurückbringen zu können. Ihm war bewusst dass er sich beeilen musste, denn wo Blut war würden auch Raubtiere nicht weit weg sein. Rasch bewegte er sich erneut durch das Unterholz, seinen Weg findend ohne sich in dem großen Urwald zu verlaufen. Schon bald konnte der junge Mann Stimmen und Gelächter ausmachen und sein Grinsen wuchs mit jedem Schritt, dem er seinem Stamm näher kam. Lauter Jubel empfing ihn als das Tier auf seinem Rücken entdeckt wurde und auch einige Kinder stürmten auf ihn zu, um ihn zu empfangen. Fast schafften sie es ihn umzuwerfen, während sie begannen kreuz und quer auf ihn einzureden. „Oi, langsam ihr kleinen Affen!“, rief er etwas ernster über das ganze Stimmengewirr, während er sich mit dem zusätzlichem Gewicht an seinen Beinen weiter ins Innere des Dorfes bewegte. Die ersten Frauen kamen ihm bereits entgegen und nahmen das Tier an sich, um es weiter zu verarbeiten und das Fleisch zu trocknen. Eine von ihnen blieb allerdings stehen und schenkte ihm einen strafenden Blick, während sie Ihre Fäuste in ihre Hüften stemmte und versuchte ihn mit seinen Blicken zu erdolchen. In seinen Augen sah sie dagegen nicht im Geringsten bedrohlich aus, vor allem nicht wenn er ihre pinken Haare betrachtete, die sie sich zu einem Zopf zusammengebunden hatte und sie eher zierlicher erschienen ließ. „Dai-chan! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht alleine losgehen sollst? Auch du könntest irgendwann Schwierigkeiten bekommen wenn du nicht aufpasst!“, begann sie in einer belehrenden Stimme. Als Antworte steckte der angesprochene sich lediglich einen Finger in sein Ohr und kratzte sich mit der anderen an seiner breiten Brust, als ob er sie nicht hören würde. „Dai-chan!“ Ein genervtes Brummen kam aus seiner Kehle, welches die Frau nicht wirklich zu erschrecken schien. „Die anderen sind mir doch sowieso im Weg. Es geht viel schneller wenn ich es alleine mache“, verteidigte er sich, wobei er ihr einen mahnenden Blick schenkte. „Was kann ich dafür dass sie immer zu laut sind und die Tiere verschrecken?“ „Und was ist mit Kagamin? Er ist mindestens genauso gut wie du! Außerdem sollte er dich heute begleiten und –“ „Satsuki!“ Mit einer lauten Stimme unterbrach Aomine sie schließlich und bevor sie wieder anfangen konnte zu reden wandte er sich zu einer der kleinen Holzhütten um, die ziemlich am Rand des Dorfes versteckt waren. „Ich werde sicher nicht mit diesem Idioten auf Jagd gehen! Und jetzt lass mich in Ruhe, ich will mich etwas ausruhen.“ Damit war die Konversation für ihn beendet. Satsuki einfach stehen lassend machte er sich auf den Weg ins Innere der Hütte. Er konnte sich bereits gut vorstellen, wie sich ein Schmollen auf ihren Lippen abzeichnete, aber auch das war ihm ziemlich egal. Mit schnellen Schritten bewegte er sich auf seine Hängematte zu und verschränkte seine Arme unter seinem Kopf, nachdem er sich hingelegt und seine Augen geschlossen hatte. Während er so dalag lauschte er dem regen Treiben außerhalb seines Häuschens. Munteres Kinderlachen und Gerede war zu hören, genauso wie er es am Liebsten hatte. Er würde es wohl niemals offen zugeben, aber genauso mochte er es. Schon von klein auf hatte seine Mutter ihm immer wieder die Traditionen beigebracht und auch sein Vater hatte ihm gezeigt, was es heißt ein wahrer Mann zu sein. Nur so hatte er es bereits mit seinen 19 Jahren geschafft sich einen guten Ruf als erfahrener Krieger anzueignen und er genoss den Respekt den er von den anderen Dorfbewohnern bekam, auch wenn er nicht mit den anderen Kriegern aus kam. Statt sich auf die Jagd zu konzentrieren brach jedes Mal erneut ein Streit aus, welcher meist auf seine eigene Art des Jagens gerichtet war. Er machte Dinge lieber mit Instinkt statt sich auf Strategien zu verlassen und bislang hatte dies auch immer gut funktioniert. Warum ausgerechnet Satsuki immer wieder darauf bestand, dass er sich mit anderen zusammen tun sollte verstand er nicht und im Grunde wollte er sich darüber auch keine Gedanken machen. Selbst dieser dumme Rotschopf, der sich ständig mit ihm messen wollte, um ihn irgendwann zu übertrumpfen war ihm ziemlich egal. Zwar hatte dieser schon ein wenig mehr von einem echten Krieger als die anderen im Dorf, aber es war immer noch nicht genug, um ihn wirklich zu beeindrucken. Seine Welt war perfekt so wie sie war und nichts und niemand konnte seine innere Ruhe aus dem Gleichgewicht bringen. Langsam driftete er in einen ruhigen Dämmerzustand und genoss die Geräusche, welche mehr und mehr zunahmen bis es ihn doch wieder in die Wirklichkeit zurück brachte. Irgendwie war es laut, fast schon zu laut. Mit seiner Ruhe war es endgültig vorbei, als eine aufgebrachte Satsuki neben seiner Matte stand und ihn mit sich überschlagender Stimme darum bat aufzustehen. „Satsuki, ich habe mich gerade erst hingelegt“, brummte er, kassierte dafür allerdings einen gekonnten Hieb zwischen die Rippen, welcher ihn erschrocken nach Luft schnappen ließ. Knurrend richtete er sich auf, ohne aus dem Gleichgewicht zu kommen, erhob sich vom Bett und wurde auch gleich nach draußen gezogen, wo sich bereits ein großer Kreis gebildet hatte. „Was ist denn los?“, fragte er müde und strich sich dabei seine Haare aus dem Gesicht. Vielleicht sollte er doch mal nachdenken sie wieder ein wenig kürzen zu lassen?! „Ein Fremder! Einer dieser komischen Stadtmenschen ist hier aufgetaucht!“, sprach sie sofort und Aomine konnte deutlich hören, wie sich ihre Stimme fast überschlug vor Angst. Auch seine Augenbrauen zogen sich etwas zusammen und seine Hand legte sich auf den Gürtel um seine Hüfte, an welcher er sein Messer befestigt hatte. Schnell hatte er sich durch die Masse gekämpft und stand vor der Ältesten, welche sich bereits mit ein paar Frauen dem Fremden angenommen hatte. Was er da allerdings sah verschlug ihm die Sprache. Er hatte erwartet, diesen Kerl bereits in Fesseln zu finden, stattdessen war er von Kopf bis Fuß mit Blut und Matsch übersät. Seine Haare klebten dem Fremden im Gesicht, sodass er nicht viel von ihm ausmachen konnte, lediglich sein Alter schätzte er um das Gleiche wie seins es war. Zwar hätte er den Kerl am liebsten wieder rausgeworfen, aber es war eine der eisernen Regeln im Dorf einen Verletzten nicht zu verstoßen. Sie behüteten Leben und nahmen nur, wenn sie es für ihre Nahrung benötigten. Sonst wären sie wohl nicht anders als die ganzen anderen Barbaren, die sich in ihre Städte oder wie sie es nannten flüchteten und nur sich selbst im Kopf hatten. Ein kurzer Blickaustausch mit der Ältesten reichte ihm und er gab ihr ein Nicken als Antwort. Rasch drehte er sich um und konnte sofort die roten Haare ausmachen, die aus der Menge nicht nur wegen der Größe ihres Besitzers hervorstachen. „Bakagami, hilf mir mal.“ Leichter Protest war zu hören, während sich der Mann ihm näherte. Auch er schien verstanden zu haben, denn ohne Umwege wies er die Frauen auf seinem Weg an einen Schritt zur Seite zugehen. Währenddessen traute sich Satsuki wieder näher heran und hielt sich erschrocken die Hände vor den Mund, als sie das Bild sah. Ihr schenkte er im Augenblick keine Beachtung und begann stattdessen mit dem anderen rasch den Körper des Fremden nach schwerwiegenden Verletzungen abzusuchen, ehe sie sich dafür entschieden ihn auf Aomines Rücken zu hieven. Zusammen mit den Frauen und Kagami brachte er den Fremden in das Haupthaus, wo sich die Liegen für Kranke befanden, die von den Heilern betreut wurden. Derzeit waren alle zum Glück frei, weswegen er die Erstbeste nahm und den bewusstlosen Körper dort ablegte. „Was ist passiert?“, fragte er schließlich eine der Frauen, die noch immer ziemlich geschockt schienen. „Wir wissen es nicht. Er kam plötzlich aus dem Wald auf der Ostseite und hat sein Bewusstsein verloren“, begann sie, während eine andere eingeschüchtert zustimmte. Mit einem kurzen Seufzen wandte er sich wieder dem Fremden zu und beobachtete wie die Frauen damit begannen ihm seine Sachen abzunehmen um seinen Körper nach weiteren Verletzungen absuchen zu können. „Es hilft nichts. Er wird fürs erste hierbleiben bis er wieder bei Bewusstsein ist, danach entscheiden wir weiter. Wir werden Krankenwache halten, damit wir mitbekommen wenn er wieder aufwacht. Satsuki, bitte informier die anderen“, entschied er schließlich, bevor er einen erschrockenen Laut von einer der Heilerinnen hörte und sich sofort umdrehte. Als er statt in geschlossene plötzlich in offene, goldbraune Augen blickte blieb ihm für einen Moment der Atem weg. Nur ein Wort wagte es die Stille zu durchschneiden, wenngleich es sich schwach und zerbrechlich anhörte: „Kuroko…“ Kapitel 1: ----------- Überrascht sahen alle auf den Fremden, der für einen Moment lang sein Bewusstsein wiedererlangt hatte, nur um im nächsten Moment wieder abzudriften. Aomine fand seine Fassung als erstes wieder und betrachtete den Mann skeptisch, bevor er ihn mit den Heilerinnen alleine ließ, um die Planung für die Krankenwache durchzugehen. Er selbst würde auch daran teilnehmen, jedoch erst in den frühen Morgenstunden dran sein. Eine Vorsorge, damit er nicht wieder früh in den Wald verschwand, um alleine auf die Jagd zu gehen wenn man Satsuki fragte. Er selbst war nicht begeistert davon, tat es allerdings mit einem tiefen Brummen ab und verschwand wieder in die Richtung seines Hauses. Selbst zum Essen kam er nicht aus seiner Schmollhöhle, wie Satsuki sie vor Jahren getauft hatte, weswegen das Mädchen sich erbarmte ihm etwas zu bringen, nur um festzustellen, dass er bereits schlief, weswegen sie mit einem Lächeln wieder nach draußen ging, um ihm seinen Frieden zu lassen. Kurz bevor er seine Wache antreten musste erwachte der Blauhaarige wieder und strich sich leicht durch seine Haare, bevor er seinen Blick auf das Essen richtete. Es war nicht das erste Mal, dass Satsuki ihm etwas zum Essen gebracht hatte, nachdem er Unwillens gewesen war noch einmal zum Abendritual zu erscheinen. Rasch aß er auf, um die Nahrung nicht verkommen zu lassen, ehe er sich außerhalb des Lagers in einem kleinen See frisch machte. Bewaffnet mit seinem Speer ging er anschließend zum Krankenlager, wo er mit einem Nicken den Krieger ablöste, welcher sich dankbar davon machte um wenigstens noch ein paar Stunden Ruhe genießen zu können. Wenn er richtig lag, würden die Ersten erst in einer guten Stunde aufwachen, was ihm auch noch Zeit gab ein wenig zu entspannen. Gähnend setzte er sich auf einen der Hocker neben dem Bett und ließ seinen Blick über den schlafenden Körper wandern. Die Heilerinnen hatten bereits den Schmutz abgewaschen und seine Wunden versorgt, weswegen er den Moment nutzte, um ihn sich ein wenig genauer anzusehen. Das einst dreckig braune Haar schimmerte nun im fahlen Morgenlicht blond, wenn nicht sogar golden, was sein makelloses Gesicht noch besser zur Geltung kommen ließ. Abgesehen von einigen Schrammen und einer Platzwunde schien er keine ernsteren Verletzungen zu haben, weswegen er seinen Blick weiter runter wandern ließ. Hier und da zeugten die rot verfärbten Stoffstückte, dass sich darunter tiefere Wunden verbargen, deren Blutung gestoppt worden war. Ansonsten war abgesehen von etlichen Schrammen nichts zu sehen, weswegen er davon ausging, dass er sich sonst nichts getan hatte, obwohl ihn die Frage was vorgefallen war nach dieser Inspektion doch ziemlich beschäftigte. Er kannte die Tiere in ihrem Wald und wusste welche Verletzungen man bekam, legte man sich kopflos mit ihnen an. Keine allerdings schien mit der des jungen Mannes übereinzustimmen. Zudem verwunderte es ihn, dass er anscheinend keine Waffen bei sich trug wie es sonst bei Reisenden der Fall war. Seine Kleidung lag noch neben dem provisorischem Bett – zerfetzt, aber man konnte noch sehen dass es eine Art Uniform war. Jedenfalls hatte er das irgendwo aufgeschnappt als er den Blonden hierher gebracht hatte. Ein kleines Stöhnen durchbrach die Stille und sofort zuckte Aomine zusammen, wachsam und alarmbereit, während er seinen Blick hob um dem Fremden ins Gesicht zu sehen. Wie es schien war er dabei langsam zu sich zu kommen. Seine Augenbrauen waren zusammen gezogen und sein Mund vor Schmerzen ein wenig gekrümmt, dennoch schien er sich zurückzukämpfen und blinzelte ein paar Mal nachdem er seine Augen geöffnet hatte, bevor er ihn bemerkte. Instinktiv hatte Aomine den Griff um seinen Speer gefestigt und sich erhoben, bereit jeden Moment anzugreifen, sollte der Mann eine falsche Bewegung machen. Stattdessen aber empfingen ihn honigbraune Augen, die ihn orientierungslos beobachteten, bevor sie sich fast schon gehetzt umsahen und er resignierend seine Augen schloss. Anscheinend suchte er etwas, was nicht hier zu sein schien. Für einen Moment sorgte dieser Gedanke dafür, dass Aomine abgelenkt war, was sich aber rasch änderte, als er das Augenpaar direkt auf seinem Körper spürte. „Wo bin ich?“, fragte der Blonde in der gleichen, kratzigen und heiseren Stimme wie am vergangenen Tag. Für einen Moment zögerte Aomine noch, ließ seinen Speer schließlich wieder sinken, aber blieb dennoch stehen, um schneller handeln zu können, sollte er die Erschöpfung nur vortäuschen. „Im Dorf Tōō. Wer bist du und warum bist du hierhergekommen?“ Statt einer Antwort erhielt er lediglich einen fragenden Blick, ehe sich der Blonde an den Kopf griff und im nächsten Moment zusammen zuckte als er bemerkte, dass er verletzt war. Seufzend schloss er seine Augen wieder und ließ seinen Arm in seine Ausgangsposition zurückfallen, während er sich einen Moment zu sammeln schien. „Kise Ryōta. Ich weiß es nicht… ich war mit einem Flugzeug unterwegs, einem Frachtflieger, wir hatten Probleme und dann…“, innehaltend weitete er seine Augen und sprang nahezu hoch in eine sitzende Position, nur um sich vor Schmerzen nach vorne zu krümmen und leise zu winseln. Überrascht beobachtet Aomine das Bild, schüttelte nur seinen Kopf und half ihm dabei sich wieder hinzulegen, sah er doch, dass es nichts brachte wenn er weiter in dieser Position bleiben würde. „Kurokocchi… wo ist er? War jemand bei mir?“, begann er nach ein paar Minuten, in denen er sich gefangen hatte, hoffnungsvoll. Allerdings schien der Blick des Kriegers zu reichen, denn kurzer Hand verschwand die Hoffnung aus den topasfarbigen Augen, während er sich unruhig auf seine Unterlippe biss. „Er ist mein bester Freund… er hat mich auf dem Flug als Co-Pilot begleitet…“ Immer wieder brach seine Stimme ab und selbst Aomine konnte nicht umhin Mitleid mit dem jungen Mann zu haben. Zwar verstand er nicht viel von dem was er ihm erzählte, aber der Kummer in seinen Augen reichte ihm um zu wissen, dass den anderen eine tiefe Trauer umschlossen hatte. Gerade als er noch etwas sagen wollte ertönte eine helle Stimme aus dem Eingang und langsam drehte er sich mit einem Brummen zu dem pink haarigen Mädchen um. Als sie gerade damit beginnen wollte ihm eine Predigt wegen des vergangenen Abends zu halten, bewegte sich der Blonde wieder und richtete seine Augen müde auf die dritte Person im Raum. Ein erschrockener Laut ertönte, welcher sich in eine kurze Pause zwischen ihnen wandelte, ehe Satsuki begann zu sprechen. „Ich bin Satsuki Momoi und der grobe Kerl ist Aomine Daiki. Es freut mich dass du wieder aufgewacht bist. Du solltest dich aber noch nicht überanstrengen, du hast zahlreiche Verletzungen. Mach dir keine Sorgen, hier bist du erst einmal sicher“, erklärte sie auch direkt in einem ihrer wasserfallartigen Redeflüsse, worauf Aomine nur ein kleines Schnauben von sich gab und sich zum Gehen wandte. „Dai-chan! Wo willst du hin? Deine Schicht ist noch nicht vorbei!“, rief sie ihm hinterher und schaffte es noch seinen Arm zu erwischen um ihn vom Gehen abzuhalten. Mit einem tiefen Brummen drehte er sich um und sah ihr in die Augen. „Er ist wach und keine Gefahr. Ich denke nicht, dass es nötig ist ihn zu bewachen. Lass die Heiler kommen und seine Wunden neu versorgen.“ „Aber Dai –“ „Ich gehe jagen. Irgendjemand muss sich ja darum kümmern“, gab er als letztes von sich, ehe er sich von ihr abwandte und aus dem Haus verschwand, eine empörte Satsuki und einen überforderten Kise zurücklassend. Statt allerdings direkt im Wald zu verschwinden, machte er einen Umweg und verschwand nach ein paar Metern im nächsten Gebäude, wo er sich vor die schlafende Gestallt stellte und grimmig auf diese hinunter blickte. Mit einem geschickten Kick schaffte er es den fast so gebräunten Körper aus seiner Schlafposition zu treten und grinste breit, als er das Brummen des Besitzers hörte der damit anscheinend nicht zufrieden war. „Was soll das, Ahomine?! Im Gegensatz zu dir hatte ich Nachtwache und zusätzlich noch Krankenwache! Lass mich schlafen!“, fauchte der Rothaarige sofort, wurde allerdings schlagartig ernst, als er in die entschlossenen Augen seines Gegenübers blickte. „Dafür haben wir keine Zeit. Wir müssen los.“ Entschlossen drehte sich Aomine um und griff nach dem Speer des anderen Kriegers, nur um ihm diesen vor die Nase zu halten. Verwundert nahm Kagami diesen entgegen, richtete sich aber umgehend auf. Wenn Aomine ihn mit in den Wald nahm, dann hatte es einen Grund, denn einfach so duldete ihr bester Krieger niemanden neben sich. Kapitel 2: ----------- Während die Sonne sich immer weiter zum Horizont vorkämpfte, legte Aomine ein beachtliches Tempo vor, wobei er sich über jede noch so große Unebenheit geschmeidig hinweg bewegte. Genervt brummte der Rothaarige auf. Sie waren bereits seit mindestens einer Stunde unterwegs und hatten schon lange ihren eigentlichen Jagdbereich verlassen. Im Grunde waren sie sogar bereits im Gebiet ihres Nachbarstammes aber das schien den Blauhaarigen wenig zu kümmern. Stattdessen ging er weiter, ignorierte dabei auch jede seiner Fragen, bis er es schließlich nicht mehr aushielt und sich stur in seinen Weg schob, um ihn endlich abzubremsen. „Wo willst du eigentlich hin, Ahomine! Wir laufen schon seit Stunden durch den Wald und sind an allen guten Stellen schon längst vorbei gekommen!“, begann Kagami schließlich aufgebracht, blickte allerdings in genau das entschlossene Augenpaar, welches ihn geweckt und überredet hatte mitzukommen. Statt einer Antwort bekam er lediglich ein tiefes Murren, bevor Aomine sich wieder an ihm vorbei schieben wollte, um seinen Weg fortzusetzen. Schnell griff der Rotschopf nach seinem Arm, um seine Flucht zu unterbinden und hielt in fest, auch wenn der andere versuchte sich zu befreien. Sie waren fast gleich stark und diesen Vorteil würde er sich jetzt zu Nutze machen, um eine Antwort aus seinem Gegenüber zu bekommen. Gereizt blickte dieser ihn nach einigen Minuten des hoffnungslosen Befreiungsversuchs in die Augen und zischte leise, um ihm seine finale Warnung zu übermitteln. „Lass mich los, ich habe dafür keine Zeit. Da draußen ist vielleicht noch jemand verletzt. Und selbst wenn nicht, habe ich keine Lust dass er auf der Suche nach dem Blondie im Dorf Hilfe holt und mit seinem ganzen Volk auf der Suche nach ihm unseren Wald platt macht!“ Überrascht von der ehrlichen Antwort ließ Kagami seinen Arm los und sah ihn für einen Moment sprachlos an. Wahrscheinlich war das hier einer der wenigen Momente, in welchen Aomine unbewusst seine nette Seite zeigte, denn im Normalfall war es ihm immer egal was mit anderen war. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, worauf er ein gereiztes „Was grinst du denn jetzt so?!“ entgegen schallte. Er hatte die versteckte Botschaft verstanden und winkte rasch ab bevor er sich selbst wieder in Bewegung setzte. „Schon gut. Dann sollten wir uns wohl besser beeilen. Schätze, so verwundet wie der Fremde war müsste er hier irgendwo runter gekommen sein, wenn nicht müssen wir eine andere Richtung versuchen.“ Lediglich ein Schnauben war noch hinter ihm zu hören, bevor sich beide wieder in Bewegung setzten. Nach einer weiteren Stunde vergebenen Suchens, entschieden sie sich schließlich dazu, doch noch die Richtung zu ändern und hielten weiter Ausschau nach etwas, was nicht in den Wald gehörte. Schon lange hatten sie wieder die Grenzen zu ihrem eigenen Gebiet durchquert und entschieden sich eine kurze Pause zu machen. „Jetzt mal ehrlich, wieso machen wir das noch gleich? Weil ein Stadtmensch dich fasziniert und du es nicht leiden kannst wenn er ein trauriges Gesicht hat? Willst du mich verarschen?!“, zischte Kagami bereits wieder auf, nachdem er auf seine 20. Frage, was denn nun der wahre Grund sei warum sie das taten, keine Antwort bekommen hatte. „Halt den Mund, das klingt viel zu lächerlich, wenn du das sagst!“ „DAS gebe ich gerne zurück. Wer bist du und was hast du mit unserem Idioten gemacht?“ „Sehr witzig.“ Ein Augenrollen später begann Aomine erneut zu sprechen. „Ich weiß es ja selbst nicht was mich geritten hat. Aber – und wehe du lachst jetzt – ich kann den Gedanken nicht leiden, dass wirklich noch jemand verletzt irgendwo herum liegt, du etwa?“ Einen kurzen Moment herrschte wieder Stille zwischen ihnen, bis Kagami sich durch seine wilden Haare fuhr und einen resignierten Blick an den Tag legte. „Du hast recht… wir sollten nicht aufgeben solange noch Hoffnung besteht. Wenn wir mit dem was wir haben richtig liegen, sollten wir bald auf Hinweise stoßen. Wenn ich mich recht erinnere kam dieser Typ aus der Richtung auf die wir zuhalten.“ Mit einem Nicken erhob sich nun auch der Blauhaarige wieder und sah kurz hoch um abzuschätzen wie lange sie bereits unterwegs waren. „In jedem Fall suche ich bis es dunkel wird, du kannst machen was du willst sollten wir jetzt nichts finden“, entschied er schließlich und sah ihn abwartend an, bekam aber nur ein breites Grinsen als Antwort, bevor sich auch Kagami erhob und ihm seine Faust entgegen streckte. „Als ob du mich los wirst wenn du mich schon mal mit nimmst. Selbst dran schuld.“ Mit einem arroganten Grinsen nickte Aomine und drückte seine Faust gegen die bereits ausgestreckte. „Wenn du langsamer wirst lasse ich dich einfach stehen.“ „Ich hatte nichts anderes erwartet!“ Nach einem kleinen Lachen beider Seiten wurden sie schnell wieder ernst und fast augenblicklich griff Aomine nach seinem Speer, um sich wieder auf den Weg zu machen. Stumm folgte sein Begleiter, war doch nun alles geklärt. Nach einer weiteren halben Stunde des ergebnislosen Suchens fanden sie schließlich einige Trümmerteile verstreut zwischen einzelnen Bäumen, was sie augenblicklich in Alarmbereitschaft versetzte. Getrennt liefen sie nun einen größeren Bereich ab, hielten dabei aber immer so viel Abstand, dass sie sich nicht aus den Augen verloren, ehe Aomine anhielt und an einem Abhang den Frachter entdeckte. „Kagami!“, rief er direkt, während er sich bereits durch die abgeknickten Bäume hangelte, um näher zu kommen und sich das Ding einmal genauer anzusehen. Bereits von der Seite her konnte er erkennen das es in zwei Hälften gespalten wurde und noch immer lagen einige Trümmer in gefährlichen Positionen, weswegen er lieber einen großen Kreis darum machte, um nicht darunter begraben zu werden. Mittlerweile hatte Kagami ihn eingeholt und suchte nun ebenfalls nach dem Vermissten, entdeckte aber neben einigen Containern nichts, was auf einen weiteren Menschen hindeuten könnte. Auch Aomine suchte ergebnislos, bis ihm etwas Komisches in die Augen fiel. Neugierig entfernte er sich etwas von den Trümmern, nur um kurz darauf seine Augen erschrocken zu weiten. Wäre er nicht durch die Spiegelung einiger Scherben darauf aufmerksam geworden hätte er den jungen Mann wahrscheinlich nicht bemerkt. „Kagami, hier ist er!“, schrie er sofort zurück und machte einen Satz nach vorne um schneller bei dem Mann mit den hellblauen Haaren zu sein. Wie es schien war er zwischen einigen Trümmern und einem Baum eingeklemmt und besorgt ging er etwas näher zu ihm. Schnell fühlte er an seinem Hals nach einem Lebenszeichen und war mehr als erleichtert, als er tatsächlich einen Puls spüren konnte. „Er lebt!“, stieß er erleichtert aus und hörte wie Kagami neben ihm ebenfalls erleichtert ausatmete, bevor sie sich eine Übersicht über die Lage verschafften. „Wenn wir das Ding aus dem Weg räumen würden, dann könnte einer von uns den Stamm soweit anheben, dass der andere ihn rausziehen kann“, begann Kagami schließlich und sah seinen Begleiter entschlossen an. Sie durften keine Fehler machen und mussten sich beeilen. Keiner von ihnen wusste wie ernst es um den Fremden stand und wie lange er noch überleben würde, sollte er in diesem Zustand bleiben. Kurz nickte Aomine und sah sich kurz um, bevor er eine geeignete Position fand bei welcher sie die Metallplatte zur Seite bekommen sollten. Auch der Rotschopf hatte sie gesehen und stellte sich neben ihn, um die Platte zur Seite zu schieben. Nach einigen mühevollen Versuchen hatten sie es schließlich geschafft und Aomine stand nun vor dem Stamm, während Kagami sich bereit machte, um den Verletzen rauszuziehen. Ein kurzes Nicken beider Seiten folgte, ehe Aomine damit begann den Stamm so gut es ging anzuheben. Leise zischte er auf, als er ihn ein paar Zentimeter angehoben hatte. „Beeil dich!“, rief er angestrengt und beobachtete aus den Augenwinkeln wie Kagami etwas Mühe hatte den Mann zu befreien. Erst beim zweiten Anlauf gelang es ihm ihn zu befreien und erschöpft sanken beide zu Boden, um kurz durchzuatmen. „Jetzt müssen wir nur noch ins Dorf zurück… Wie sieht es aus bei ihm?“, begann Aomine schließlich und richtete sich wieder auf, um zu den beiden zu gehen. „Er hat anscheinend Quetschungen und von der Position seiner Beine ausgehend sind sie wohl gebrochen… Momoi wird mehr sagen können aber wir müssen ihn so oder so ins Dorf bringen“, berichtete Kagami rasch, ehe er sich auch erhob und ratlos auf den Mann sah. „Ich trage ihn. Du passt auf, dass uns nichts anfällt“, entschied er schlussendlich bevor er Aomine seinen Speer in die Hand drückte und sich erneut runter beugte. Vorsichtig hob er den Mann auf seine Arme und beobachtete kurz, ob sich sein Zustand verschlechterte. Erst danach nickte er Aomine zu und begann den Rückmarsch zu ihrem Dorf, gefolgt von dem dunkelblauhaarigen, der noch einmal kurz die Trümmer begutachtete. Es war wirklich ein Wunder, dass die beiden es überlebt hatten, wenn er bedachte wie hoch solche Dinger normalerweise über ihren Dschungel flogen. Kurz schüttelte er seinen Kopf um wieder klarere Gedanken zu haben und machte sich zusammen mit Kagami auf den Weg zu ihrem Dorf. Kapitel 3: ----------- Der Weg zurück ins Dorf dauerte länger als Aomine angenommen hatte. Immer wieder mussten sie kleinere Pausen einlegen um sich zu vergewissern, dass der junge Mann noch atmete nachdem er sich vor Schmerzen wimmernd erst bemerkbar gemacht hatte, bevor er erstaunlich ruhig geworden war. Erst als sie endlich die ersten Häuser erreicht hatten atmeten sie auf und liefen ohne groß nachzudenken zum Haupthaus, wo bereits eine aufgebrachte Momoi auf sie zu warten schien. „Dai-chan! Kagamin! Wo wart ihr?! Die Älteste hat euch mehrmals gesucht und niemand wusste wo ihr wart! Ihr wisst doch, dass ihr nicht einfach so das Dorf verlassen sollt, vor allem nicht jetzt!“ Seufzend hielt sich der gebräuntere der beiden ein Ohr zu, bevor er einen Schritt zur Seite machte, um den Blick auf den Mann freizugeben, damit Momoi in ihrem Gerede innehielt. Tatsächlich schien sie zu stocken und sah auf den Mann in Kagamis Armen, bevor sie einen erstickten Schrei los ließ als ihr der Zustand auffiel. Sofort begann sie damit den armen Rotschopf anzuweisen den Verletzten sofort in die hinteren Bereiche zu bringen, wo sie ihn besser versorgen konnten, während sie eine der Helferinnen los schickte um die anderen zu holen. Aomine stand etwas verloren da, und nachdem er etwas Ruhe hatte, entschied er sich zu einem der Vorhänge zu gehen, welcher aufgebaut worden war, damit der Verletzte dahinter etwas Ruhe haben konnte. Bestimmt zog er ihn zur Seite und blickte direkt in noch verschlafene honigbraune Augen. Anscheinend hatte er bis eben noch geschlafen und war durch den Tumult wieder wach geworden. Trotz der klaren Frage in seinem Gesicht schenkte er ihm ein Lächeln. „Aominecchi… du bist zurück“, begann er, und der Angesprochene zog rasch eine Augenbraue in die Luft als er die Abwandlung seines Namens hörte. „Aominecchi?“ Ein kleines Lachen war zu hören und verstimmt verzog der dunkelhaarige seinen Mund. „Ich habe gehört du hast wirklich dafür gesorgt, dass ich bleiben darf. Dafür möchte ich mich bedanken.“ Für einen Augenblick war Aomine doch ziemlich überrascht. Menschen, die er außerhalb ihres Landes kennen gelernt hatte, waren nie auch nur ansatzweise so wie der Mann hier vor ihm. Noch nie hatte er einen netten erlebt und schon gar nicht jemanden, der sich bei ihm bedankt hatte. Er wusste nicht recht was er sagen sollte und zuckte lediglich mit den Schultern, was seinen gegenüber nicht zu stören schien. Stattdessen schenkte er ihm auch weiterhin ein Lächeln, ehe er seinen Blick auf den Vorhang richtete. „Was war denn eben? Es scheint ziemlich viel los zu sein da draußen.“ „Wir haben deinen Freund gefunden…“ Noch bevor er weiter reden konnte sah er wie Kise am liebsten sofort aufgesprungen wäre, und tatsächlich hatte er einen Satz nach oben gemacht, nur um sich vor Schmerzen erneut zu krümmen. Das Bild erinnerte ihn an den Morgen, allerdings blieb er dieses Mal ruhig daneben sitzen, da er spürte, dass er ihn dieses Mal nicht aufhalten konnte. „Bleib sitzen. Wie es aussieht hatte er weniger Glück als du. Er lebt noch, aber er hat ziemlich viel abbekommen. Satsuki wird dir nachher mehr sagen können, wenn sie fertig ist.“ Erneut konnte er den Blick des Blonden auf sich spüren und in seinen Augen erkannte er gleichermaßen Erleichterung, wie auch große Sorge. Allerdings schwang noch etwas mit, was er nicht so recht ausmachen konnte, da die ersten Tränen über sein Gesicht kullerten. „Danke… danke“ Immer wieder wiederholte er diese Worte und immer mehr Tränen kamen nun hoch. Die Erleichterung, dass Kuroko überlebt hatte schien ihn zu überrennen und Aomine wusste nicht so recht was er jetzt machen sollte. Er war schon immer hilflos gewesen wenn Frauen oder Kinder vor ihm geweint hatten und meist hatte er es Satsuki oder jemandem anderen überlassen diese zu trösten. Meist machte er sowieso nur alles schlimmer aber jetzt war er auf sich allein gestellt. Zögerlich hob er seine Hand und strich dem anderen etwas grober als gewollt durch die blonden Haare. „Hör schon auf damit. Noch ist er nicht über den Berg“, seufzte er kurz, bevor er seine Hand zurück zog als er sein Nicken vernahm. „Hattest du schon etwas zum Essen?“ „Nein… ich habe die ganze Zeit geschlafen, nachdem Momoicchi sich erneut um meine Verletzungen gekümmert hat.“ Verstehend nickte er und stand direkt auf, bevor er den Vorhang etwas zur Seite zog. „Bleib liegen bis ich wieder da bin“, ordnete er noch an, bevor er zur Tür ging, wo Kagami bereits auf ihn zu warten schien. Hinter ihm bemerkte er eine kleinere Person mit langen weißen Haaren, die ihm einen finsteren Blick schenkte. Kurz strich er sich durch seine Haare, bevor er den beiden mürrisch in ein naheliegendes Haus folgte. Bereits von außen sah man wie reich es geschmückt war, sodass man erahnen konnte das dort eine wichtige Person lebte. Zusammen mit dem Rothaarigen setzte sich Aomine auf den Boden vor die zierliche Figur und blickte unbeeindruckt zu der Frau hoch. „Was habt ihr zu eurer Verteidigung zu sagen? Reicht es nicht schon, dass wir einen Fremden bei uns im Dorf haben? Nein, ihr schleppt auch noch einen Zweiten an. Was denkt ihr euch eigentlich dabei?!“, fuhr sie die beiden sofort an, wobei Aomine nur die Augen verdrehen konnte. „Kise hat mir gesagt, dass da draußen noch jemand ist. Hätten wir ihn einfach liegen lassen, ohne zu wissen was passiert, hätte er möglicherweise Hilfe geholt wenn er dazu in der Lage gewesen wäre.“ „So ein Unsinn! Er wäre vermutlich sowieso von den Tieren gefressen worden-“ „Ist es nicht unsere Pflicht jedem Verletzten zu helfen?“, fuhr Aomine ihr dazwischen und zeigte deutlich dass er darüber nicht diskutieren wollte. „Das ist eine Regel die dein Vater eingeführt hat, und du weißt was ihm das eingebracht hat!“ Zischend sah Aomine zur Seite und versuchte die Gedanken daran zu verdrängen. „Daiki… er wird nicht wiederkommen, egal wie lange du dich noch an diesen Gedanken klammerst. Du bist jetzt unser Anführer und solltest wissen welche Risiken du damit in unser Dorf bringst!“ Genervt von der Ansprache stand Aomine abrupt auf und ging in Richtung Ausgang, bevor er sich noch einmal zu der Frau umdrehte. „Sie bleiben. Alle beide. Bis sie wieder gesund sind.“, erklärte er entschieden, bevor er raus ging und etwas zum Essen organisierte. Es war schon spät und er wusste nicht wie lange Kise nichts mehr gegessen hatte, weswegen er genug besorgte um ihn auch wirklich satt zu bekommen. Bevor er wieder hinter den Vorhang trat ging er noch einmal vor dem Raum vorbei, in welchem die Heiler noch immer damit beschäftigt waren den zweiten Fremden zu behandeln und ließ sich die aktuellen Infos geben. Wie es schien hatte er wirklich mehrere Brüche aber bisher gingen sie davon aus, dass das Leben des Mannes nicht in Gefahr war. Erleichtert nickte er, bevor er wieder zu Kise ging, der es sich etwas gemütlicher gemacht hatte und ihn mit einem breiten Lächeln empfing. Statt zu fragen wieso er so lange weg war betrachtete er lediglich die Früchte die Aomine dabei hatte und nahm dankbar welche entgegen. „Die sehen wirklich lecker aus, vielen Dank.“ Kurz musterte er die außergewöhnliche Frucht in seiner Hand und biss direkt hinein, ehe er erschrocken davon abließ, da sie doch ziemlich hart war. Amüsiert beobachtete der Krieger das Bild und nahm sie ihm ab, um sie mit geschickten Bewegungen zu öffnen. „Die Schale kann man nicht essen. Hier.“ Auffordernd hielt er sie ihm wieder entgegen und Kise beobachtete das nun sehr viel hellere Fruchtfleisch, bevor er ein leises Lachen hervorbrachte. Vorsichtig biss er erneut in die Frucht, dieses Mal mit mehr Erfolg und vorsichtig kauend. „Lecker!“, stieß er erfreut hervor ehe er sich ein wenig zu Aomine wandte, der nun seine eigene öffnete und begann zu essen. Gerade war es diesem lieber etwas Ruhe zu haben als draußen bei den anderen zu sitzen und sich die ganzen Fragen anzuhören, da kam ihm der Blonde als Ausrede gerade recht und wie es schien hatte dieser auch nichts dagegen. Schweigend aßen sie weiter, bis sie völlig gesättigt waren. Noch einen Moment blieb Aomine sitzen, ehe er sich erhob, um die Reste zu nehmen und nach draußen zu bringen. Gerade als er den ersten Schritt hinter den Vorhang machen wollte kam ihm allerdings ein pinker Haarschopf entgegen und überrascht sah er in das zufriedene Gesicht der Frau vor ihm. „Er wird es überstehen. Wir konnten seine Brüche stabilisieren und die Blutungen stillen. Es wird etwas dauern aber es sollte kein Problem sein wenn er seine Ruhe bekommt“, erklärte sie und sofort konnte er erneut hinter sich eine Bewegung ausmachen. Leicht drehte er seinen Kopf zu dem Blonden, der sich mit einem erleichterten Lächeln erneut Tränen aus den Augen strich. „Zum Glück…“, hörte man eine schwache Stimme und leicht schloss er seine Augen. „Ihr beide werdet bleiben bis ihr wieder gesund seid. Da du vermutlich schneller gesund sein wirst, solltest du dich darauf einstellen dich nützlich zu machen sobald du wieder laufen kannst“, sprach Aomine noch bevor er sich an Momoi vorbei schob und nach draußen ging. Egal was die Leute im Dorf sagen würden, er hatte genug gesehen um zu wissen, dass sie ihnen vorerst keinen Schaden zufügen konnten. Er hatte eine Entscheidung getroffen und er würde sie auch nicht mehr zurück nehmen. Kapitel 4: ----------- Es waren bereits ein paar Tage vergangen seitdem die Fremden in ihrem Dorf waren und die meisten hatten sich wieder beruhigt, hießen sie sogar herzlichst willkommen, auch wenn es bislang nur der Blondschopf war der ihnen antworten konnte. Der blauhaarige junge Mann lag noch immer schlafend in den hinteren Bereichen und wurde von ihren besten Pflegern versorgt. Sein Körper schien sich langsam zu erholen und unter den Heilern ging das Wort um, das es vielleicht besser so war, da sie sich nicht sicher waren ob sie etwas gegen seine Schmerzen, die sicherlich von seinen Verletzungen herrühren würden, machen konnten. Auch Aomine musste sich eingestehen dass es vermutlich besser war. Schließlich wusste er auch nicht was der Blauhaarige für einen Charakter hatte. Und wenn er nur halb so schlimm war wie der von Kise, dann würde er sowieso keine freie Minute mehr haben. Es war nicht so als ob der Blonde durch und durch böse war, ganz im Gegenteil. Viel mehr störte es ihn wie er sich bereits heimisch fühlte und bereits die komplette weibliche Population unter seinen Charme versammelt hatte. Es verging nicht ein Tag ohne dass er durch das Dorf lief und nicht irgendwo den Namen des Blonden aufschnappte. Ehrlich, wie konnte ein einzelner Mensch nur so eine Wirkung haben?! Und wieso schien Kise es nicht mal zu bemerken und sah einen fragend, ja fast schon belustigt an, als würde man Gespenster sehen wenn man ihn darauf ansprach? Seufzend schüttelte er seinen Kopf und streckte sich auf seiner Matte. Es war noch früh und er hatte vor wieder jagen zu gehen. Seitdem die beiden hier aufgetaucht waren hatte er meist mehr damit zu tun für Ruhe zu sorgen oder sich mit der Ältesten auseinander zu setzen, die noch immer versuchte ihm einzureden, dass die beiden nur Unheil in ihrem Dorf verbreiten würden. An diesem Tag hatte er sich fest vorgenommen schon am frühen Morgen zu verschwinden, bevor ihn noch jemand davon abhielt. Er brauchte einfach eine Auszeit und sich dabei in der Natur rumzutreiben funktionierte einfach am besten. Noch etwas träge erhob er sich und machte sich soweit fertig, dass er raus gehen konnte. Wenn er schon dabei war, könnte er ja auch den nahegelegenen See aufsuchen und eine Runde schwimmen. Ein breites Grinsen huschte über sein Gesicht. Ja, das war eine gute Idee. Gezielt griff er nach seinem Speer, wog ihn kurz in der Hand und befand, dass er noch gut genug war um einen Beutezug zu wagen, ehe er vor seine Tür trat und fast in ein pinkhaariges Mädchen rannte. Sofort schwante ihm Böses und als er auch noch ein fröhliches „Guten Morgen, Aominecchi“ vernahm war es mit seiner guten Laune vorbei. Grimmig sah er Satsuki an. „Schau nicht so. Du könntest ruhig zu deinen Entscheidungen stehen. Kise-kun ist soweit wieder genesen, dass er sich nützlich machen kann und außerdem liegt er uns bereits seit ein paar Tagen in den Ohren, das ihm langweilig ist“, begann das Mädchen auch direkt, bevor sich auf ihren Lippen ein siegessicheres Lächeln bemerkbar machte. „Die Älteste hat beschlossen, dass du auf ihn achten sollst bis auch Kuroko-kun wieder auf den Beinen ist. Nimm ihn mit in den Wald, zeig ihm wie wir hier leben, du schaffst das schon!“ „Satsuki…!“, kam es lediglich warnend aus dem Mund des Angesprochenen, ehe er auch schon durch ein breites Lächeln unterbrochen wurde. „Ich verspreche ich falle dir nicht zur Last, Aominecchi.“ Begleitet mit dieser Aura wirkten diese Worte fast zu aufgesetzt und für einen Moment musste er doch wahrlich an sich halten, um nicht einfach davon zu sprinten und beide stehen zu lassen. Er wusste es besser, also ließ er es. Satsuki würde ihm eine Woche lang in den Ohren liegen, mindestens. Ein tiefes Seufzen war zu hören, bevor er den Blonden eingehend beäugte. Statt seiner zerrissenen Großstadtkleidung trug er nun ihre typische Stammeskleidung bestehend aus einem weißen Leinenhemd und einer bräunlichen kurzen Hose. Dazu war er bereits mit allem was er brauchte ausgerüstet und trug neben einem Wasserbeutel auch ein kleines Messer an seinem Gürtel. Gut, wenigstens darum musste er sich keine Gedanken mehr machen. Erneut gab er ein tiefes Brummen von sich, als er sich Satsuki zuwandte und spürte bereits ihre schmale Hand auf seiner Schulter, während sie mit der anderen Hand ihren Daumen nach oben streckte. „Du schaffst das schon. Etwas Gesellschaft hin und wieder wird dir auch gut tun“, trällerte sie fast schon zu gut gelaunt und ihm wurde bewusst, dass sie wahrscheinlich mehr damit zu tun hatte, als sie preisgeben wollte. Ohne weiter etwas zu sagen ging er an ihr vorbei, bemerkte aus den Augenwinkeln, wie Kise ihm folgte, während er sich noch rasch von dem Mädchen verabschiedete, bevor er seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte - und seinen ungeteilten Redefluss. Schon nach wenigen Metern war es ihm zu viel und genervt drehte er sich um, stand dabei so abrupt still, dass Kise so schnell nicht mehr stoppen konnte und in seine Seite rannte. Kurz rieb er sich über sein Gesicht bevor er ihn fragend ansah. „Wenn du nicht willst, dass ich dich zurück lasse, dann hör auf zu reden“, begann er herrisch, was bei dem Blonden allerdings nur zu einem Schmollen führte. „Das ist gemein, Aominecchi.“ „Und hör auf mit diesem albernen Spitznamen!“ „Nein.“ Immer mehr spürte der dunkelhaarige wie sich in seinem Inneren eine Welle des Frustes breit machte. Dieser Typ machte es ihm nicht sonderlich einfach und genervt ging er weiter, dieses Mal allerdings etwas ruhiger da wenigstens das Geplapper aufgehört hatte. Wie es schien hatte seine Drohung doch Wirkung gezeigt. Ein wenig entspannter aber noch immer ziemlich gereizt ging er weiter zu seinem ersten Zielort. Bereits von weitem konnte man nun auch das Plätschern des Wassers ausmachen und als sie schließlich kurz davor standen, hörte er einen faszinierten Laut von seinem Begleiter. Leicht musste er grinsen, als er Kises Blick bemerkte, welcher neben Faszination auch eine Sänfte hatte, die er bereits einmal gesehen hatte, und zwar nachdem er erfahren hatte, dass sein Freund leben würde. Schnell fing er sich allerdings wieder und machte sich auf den Weg etwas den Fluss entlang zu gehen, bis sie an einem kleinen See ankamen, der sich mitten zwischen den Bäumen erstreckte. Rasch zog er sich sein Shirt aus, warf es achtlos zur Seite, bevor er sich an seine Hose machen wollte, als ihn erneut ein überraschter Laut aufsehen ließ. Auf den Wangen des Blonden hatte sich nun auch eine leichte Röte geschlichen. „Was machst du da?“, fragte Kisa etwas erschrocken, bevor er sich fing und in das Wasser sah, anscheinend über etwas nachdenkend. „Wonach sieht es denn aus? Du musst ja nicht mit rein kommen wenn du nicht willst.“ Ohne weiter auf den anderen zu achten entledigte Aomine sich nun auch der letzten Sachen von seinem Körper und grinste ihn noch einmal kurz an, ehe er elegant ins tiefere Wasser sprang. Für einen Moment wusste Kise nicht ob er fasziniert sein oder sich sorgen machen sollte als der Krieger nicht wieder auftauchte. Erst als er es tat atmete er erleichtert auf und sah ihm dabei zu. Eigentlich wollte er ja auch rein, aber die Angst von irgendetwas gebissen zu werden war einfach zu groß und noch dazu war das Wasser auch sicherlich ziemlich kalt. „Na komm schon Prinzessin. Wie lange willst du da noch rumstehen?“, kam es im nächsten Moment bereits provozierend aus dem Wasser und erneut schlich sich ein Schmollen auf seine Lippen. Dieser Typ war echt unglaublich. „Oder kann es sein, dass du einfach feige bist?“ Das reichte. Ohne mit der Wimper zu zucken griff der Blonde nach seinem Hemd und zog es sich über den Kopf, so das Aomine eine gute Aussicht auf seine Brust hatte. Ohne Frage war er längst nicht so trainiert wie er oder Kagami. Aber, dass er sicherlich nicht schwach war konnte man gut an den fein definierten Muskeln erkennen, die unter jeder Bewegung durch die blasse Haut gut zu sehen waren. Noch einen Moment schien Kise zu zögern, bevor er sich auch die Hose auszog und ebenfalls mit einem Satz ins Wasser sprang. Bereits einen Moment später war ein heller Aufschrei zu hören und der Blonde tauchte wieder auf, schlotternd und sich seine Hände auf die Arme legend und sie leicht auf- und abreibend. „Ist das kalt!“ Jammernd sah er zu dem lachenden Krieger, welcher nun wirklich seinen Frust vergessen hatte und für einen Moment war er wie gefangen von dem befreiten Ausdruck - wenn da nicht die Kälte wäre. „Hör auf zu lachen! Ahomine!“ Auch wenn er es versuchte, so konnte der gebräunte Mann sich nicht beherrschen und hob nur beschwichtigend eine Hand, während er krampfhaft versuchte sich wieder zu beruhigen. Kurz strich er sich mit der freien Hand durch seine Haare und beruhigte sich langsam etwas, bevor er zu ihm schwamm und eine ordentliche Ladung Wasser hochspritzen ließ. Erneut war ein erschrockenes Quietschen zu hören, was fast so hoch war wie bei einer Frau - aber eben nur fast. „Hör auf!“, forderte der Blonde erneut, ehe er selbst ansetzte und in die ausgelassene Wasserschlacht mit einstimmte. Fast 10 Minuten später ließen sich beide Männer lachend im Wasser treiben und entspannt schloss Kise seine Augen. Wenn man davon absah, dass er mitten im Dschungel war und eigentlich keine Ahnung hatte wo genau, dann konnte man das hier gut als Urlaub ansehen. „Wie ist es jetzt?“, hörte er die tiefe Stimme erneut, die fast wie das Brummen eines wilden Tieres klang und ihn doch in diesem Moment ziemlich beruhigte. „Was meinst du?“ „Die Temperatur. Es ist wärmer oder?“ Die amüsierte Stimme ließ ihn für einen Moment stocken, ehe er sich mehr auf seine Umgebung konzentrierte und feststellte, dass ihm wirklich wärmer geworden war. Dieses kleine Spiel hatte ihm wirklich ordentlich eingeheizt. „Ja, um einiges“, lachte er zufrieden und genoss für einen Moment die Atmosphäre um ihn herum. Erst als er kleinere Wellen spürte sah er auf und bemerkte, wie Aomine sich gezielt wieder an den Rand bewegte, weswegen er ihm lieber folgte und verblüfft hoch sah, als ihm eine Hand entgegen gehalten wurde. Mit einem kleinen Lächeln ließ er sich hoch helfen und seufzte kurz auf, als er die warme Luft spürte. Schnell zog er sich an und trank erst einmal einen Schluck Wasser bevor er zu dem Krieger sah, der sich seinen Speer bereits wieder genommen hatte. „Du bist netter als du anderen weis machen willst“, flüsterte er leise und konnte nur lachen, als er den fragenden Laut vernahm. Anscheinend hatte er ihn nicht ganz verstanden. „Was lachst du denn jetzt so?“ Brummend sah er den Mann an und strich sich erneut seine Haare nach hinten, um die nervigen Strähnen los zu werden. Als er bemerkte, dass er wohl keine Antwort bekommen würde zog er lediglich verwirrt eine Augenbraue hoch, ehe er mit den Schultern zuckte und wartete bis er soweit war. „Mal sehen wie lange du noch so lachen kannst. Jetzt wird es ernst“, begann er und zeigte erneut sein Standardgrinsen, während er den Speer etwas höher hielt. „Die Jagd ist eröffnet.“ Kapitel 5: ----------- Schon seit einigen Minuten waren sie wieder unterwegs, nachdem sie sich am See etwas ausgeruht hatten und bereits jetzt war Aomine ihm schon einige Schritte voraus und visierte bereits mögliche Ziele an, während es Kise schwer fiel überhaupt nach zu kommen. Am Anfang hatte er es noch mit seinen normalen Schritten getan, worauf der Krieger ihn angefahren hatte leise zu sein, wenn er etwas zu Essen haben wollte. Deswegen konzentrierte Kise sich nun auch darauf möglichst wenige Geräusche zu machen, was aber zur Folge hatte, dass er immer weiter zurück fiel. Seufzend sah er nach vorne zu Aomine. Bislang war er der Einzige zu dem er wirklichen Kontakt hatte, abgesehen von Momoi vielleicht, welche sich rührend um ihn gekümmert hatte. Mit den anderen hatte er lediglich mal kurz gesprochen und viele schienen ihn einfach zu meiden, was ihn aber nicht störte. Im Grunde hatte er sowieso damit gerechnet das er trotz allem zuerst gehen sollte, war er doch jetzt wieder in der Lage zu laufen und doch hatte man ihm noch im Nachhinein angeboten zu bleiben und zu warten bis Kuroko wieder fit war. Erst etwas später hatte Momoi ihm erzählt, dass Aomine sich für sie eingesetzt hatte und er fragte sich immer öfter wieso dieser unnahbare Mann das getan hatte. Seufzend erklomm er einen kleinen Abhang über den Aomine mit Leichtigkeit gesprungen war und fluchte ein wenig vor sich hin. Wie gerne würde er das auch können, aber jedes Mal wenn er es versuchte machte er Bekanntschaft mit dem Boden, oder so viel Lärm, dass der Krieger sich zu ihm umdrehte und ihm verärgert deutlich machte leise zu sein. Im Moment hatte dieser sich allerdings in ein hohes Gebüsch gekniet und schien auf etwas zu warten, weswegen es ihm auch endlich gelang ihn einzuholen. Als er sich neben ihn gesetzt hatte deutete Aomine ihm direkt an nichts zu sagen und zeigte mit der Spitze des Speers auf ein Tier, welches weiter weg stand und gemütlich zu fressen schien. Sofort verstand er und fragend sah er zu dem Krieger. Er wollte helfen aber wusste nicht wie. Statt eine Antwort zu bekommen lehnte sich der Mann nach vorne und sprach so leise, dass er ihn selbst kaum verstehen konnte. „Bleib. Schau einfach zu.“ Noch einen Moment blieb er sitzen, ehe Aomine damit begann sich langsam weiter nach vorne zu schleichen und Kise nutzte den Moment um jede seiner Bewegungen genau zu verfolgen. Selbst durch das leichte Shirt konnte er alle Muskeln genau erkennen. Fast schon machte es den Eindruck als würde sich ein wildes Raubtier an seine Beute pirschen und irgendwie gefiel ihm der Gedanke. Ihm war schon mehrfach aufgefallen das Aomine viel von einem solchen hatte. Oft hatte er ihn einfach nur beobachtet wenn die Vorhänge offen waren oder hatte es geschafft einen Blick nach außen zu erhaschen, wenn seine Wunden gesäubert worden waren. Nun aber konnte er es viel deutlicher sehen und aufmerksam verfolgten seine Augen er jede seiner Bewegungen. Nach nur wenigen Sekunden - jedenfalls glaubte er das - hatte Aomine eine gute Position gefunden und hob langsam den Speer in die Höhe, bereit jeden Moment zuzuschlagen und doch war er nach wie vor so leise, dass das Wild ihn nicht mal bemerkte. Als er sich sicher war nah genug dran zu sein hielt er für einen Atemzug lang inne, ehe er den Speer mit einer Zielgenauigkeit warf, die Kise doch schwer schlucken ließ. Wie nicht anders erwartet traf er mitten ins Schwarze und mit einem kleinen Aufschrei ging das Tier zu Boden. Bevor der Blonde überhaupt etwas sagen oder machen konnte war Aomine bereits nach vorne gesprungen, um mit erhobenem Messer den letzten Schnitt zu machen, damit das Leiden des Wilds ein Ende fand. Erst danach zog er seinen Speer wieder aus dem Leib und richtete sich zufrieden auf. Mit einem kleinen Grinsend drehte er sich schließlich zu dem Blonden um und wank ihn zu sich, was Kise sofort als Einladung auffasste und im nächsten Moment an seiner Seite stand, um sich das Tier genauer anzusehen. Wie nicht anders zu erwarten war, hatte der blauhaarige mitten ins Herz getroffen und mit dem letzten Schnitt dafür gesorgt, dass es auch wirklich tot war, falls er es wie durch ein Wunder nicht erwischt hatte. „Das war unglaublich, Aominecchi! Du sahst wie ein richtiger Jäger aus!“, flötete Kise direkt los und besah sich das Tier etwas genauer. „Hey, ich bin ein Jäger!“ Protestierend stemmte Aomine eine Hand in seine Seite, was ihm lediglich ein Lachen einbrachte, bevor er selbst etwas Grinsen musste. „Ich denke ein oder zwei Tipps könnte ich dir mitgeben. Vielleicht kann man aus dir ja auch etwas Brauchbareres machen als einen Träger.“ Fragend sah Kise hoch, als er diese Worte vernahm, begegnete aber nur einem listigen Grinsen, bevor Aomine sich gegen einen Baum lehnte und einen Schluck trank. „Guck nicht so und mach dich an die Arbeit. Ich habe es erlegt und du trägst es nach Hause.“ Mit dem besten kindischen Blick den er auf Lager hatte richtete sich Kise auf, um sich vor den anderen aufzubauen. „Und wie soll ich das bitte machen? Ich kann das ganze Vieh doch nicht auf die Arme nehmen und tragen“, jammerte er auch direkt und sah hilflos zu dem Tier. Belustigt richtete sich Aomine erneut ein wenig auf und nahm einige Blätter und Stöcke, bevor er ihm ein Seil von seinem Gürtel reichte. „Binde es so, dass du es tragen kannst“, war der einzige Kommentar, den Kise bekam und ratlos beugte er sich runter, um es zu versuchen. Schon nach den ersten Griffen bemerkte Aomine allerdings, dass es so nichts werden würde und sie nur unnötig viel Zeit verschwenden würden, weswegen er sich erbarmte dem Jungen etwas unter die Arme zu greifen. Kurzerhand nahm er Kise die Sachen ab und zeigte ihm wie er es machen musste, ließ es ihn auch teilweise selbst machen und sagte ihm lediglich noch wie er welchen Knoten zu setzen hatte. Erstaunlicherweise schien der Mann schnell zu lernen und in wenigen Minuten hatten sie es so weit, dass der Blonde das Tier gemütlich tragen konnte. Wenn da nicht die Last wäre unter der der Mann fast zusammen brach. „Stell dich nicht so an, das ist doch noch ein kleines Tier. So etwas tragen wir täglich mit uns rum, manchmal sogar zwei Stück oder noch mehr.“ Fast schon entsetzt sah Kise den Mann vor sich an, bevor er sich zusammenriss und versuchte erneut mit ihm Schritt zu halten. Er wollte sich keine Blöße geben und vor allem nicht jammern. Auch wenn ab und an ein kleines Fluchen zu hören war, so tat er es immer rasch ab als wäre nie etwas gewesen, um dem Krieger gegenüber keine Schwäche zu zeigen. Aomine allerdings entging dies nicht. Es brachte ihn eher zum Schmunzeln, weswegen er sie ruhig weiter führte und versuchte sich auf den Weg vor und nicht auf den Blonden neben sich zu konzentrieren. „Wir sollten uns beeilen. Hier gibt es viele Tiere die eine freie Mahlzeit feiern würden. Der Blutgeruch lockt sie an“, begann Aomine nach einer Weile und nickend nahm Kise es so hin. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken angegriffen zu werden. Wie er es überhaupt geschafft hatte unversehrt in das Dorf zu finden war ihm immer noch ein Rätsel. „Seid ihr eigentlich das einzige Dorf hier?“, fragte er nach einigen Minuten. Die Last wurde immer schwerer und sich lediglich auf den Weg vor sich zu konzentrieren half ihm nicht dabei sich etwas abzulenken um es erträglicher zu machen. „Nein, es gibt im Umkreis noch einige mehr. Wir haben sie untereinander in Gebiete unterteilt und dieses gehört uns. Wieso fragst du?“ Skeptisch sah Aomine den Blonden an, den lauernden Ton nicht verstecken könnend. Für einen Moment war Kise perplex wegen des groben Tons, den er so noch nie von Aomine zu hören bekommen hatte, tat es aber mit einem heiteren Lächeln ab. „Ich wundere mich nur… Als der Frachter abgestürzt ist habe ich schon nichts mehr gemerkt, also muss mein Unterbewusstsein mich geführt haben. Ihr habt aber nichts bemerkt oder gehört, ich war also nicht in der Nähe. Und trotz der wilden Tiere habe ich es in euer Dorf geschafft und bin nicht einfach dran vorbei gelaufen.“ Kurz hielt er inne, kämpfte sich dabei über einen Ast und spürte wie Aomine ihm etwas beim Verlagern des Gewichtes half, worauf er ihm ein kleines Lächeln schenkte. „Danke. Naja worauf ich eigentlich hinaus will… Ich habe mich gefragt ob ich auch einfach in der Wildnis verendet wäre, hätte ich euch nicht gefunden, oder ob ich auch in ein anderes Dorf hätte finden können, um dort aufgenommen zu werden.“ Kurz hob Aomine eine Augenbraue an, ehe er sich wieder auf den Weg konzentrierte. „Wir waren eure einzige Chance.“ Überrascht blinzelte Kise und sah seinem Gegenüber ins Gesicht, nur um festzustellen, dass sein Blick hart und finster geworden war. Kurz zuckte er bei dem Anblick zusammen und blieb abrupt stehen, den Krieger damit alarmierend, der sich zu ihm umdrehte und mit dem gleichen Blick bedachte. Ein Schauer lief dem Blonden über den Rücken und hätte er nicht gewusst, dass hinter dieser Fassade auch ein guter Part schlummerte, so wäre er jetzt sicher um sein Leben gerannt. „Dieser Teil des Dschungels gehört uns und zwar uns alleine. Wir mussten jahrelange Kämpfe mit den Stadtmenschen führen, bis wir unser Reich behalten durften. Aber es hat uns Opfer gekostet – zu viele – bis der Vertrag endlich geschlossen wurde. Ab und an kommen immer noch einige zu uns und wollen uns unser Land nehmen, aber da ihnen die Hände gebunden sind können wir sie ganz leicht schlagen. Jeder von eurer Sorte der bislang hier war hat uns Ärger und Kummer gebracht, deswegen verachten wir euch.“ Leicht weitete Kise seine Augen, wagte es aber nicht sich anderweitig zu rühren oder ihn zu unterbrechen. Erst als er sicher war, dass er nichts mehr sagte traute er sich wieder zu sprechen. „Und warum darf ich bleiben? Warum behandelt ihr uns und verpflegt uns?“ Erst jetzt bemerkte er wie unsicher seine Stimme klang, weswegen er sich kurz räusperte, um den Frosch in seinem Hals loszuwerden. „Wir handeln nach Tradition und Vernunft. Jemand der Verletzt ist wird nicht verbannt. Wir helfen bis es ihm besser geht, aber dann muss er gehen“, erklärte er ruhig und drehte sich wieder um. Für einen Moment war Kise wirklich überrascht und sah ihm nach, ehe er dem Krieger stumm folgte. Seinen Blick hatte er dabei nachdenklich auf den Boden gerichtet, um ja nichts zu übersehen und sich am Ende noch hinzulegen. Wie es schien hatte Aomine doch mehr Einfluss als er gedacht hatte, wenn er wirklich durchsetzen konnte, dass sich seine Leute an diese Tradition hielten, trotz der großen Abneigung ihnen gegenüber. Er konnte jetzt endlich verstehen wieso ihnen niemand im Dorf traute und auch die abgeneigten Blicke und abwehrenden Haltungen die gegen sie gerichtet waren ergaben endlich Sinn. Überrascht blieb Kise allerdings wenigse Meter später wieder stehen, als er in etwas reingerannt war und sah verwundert hoch, nur um zu bemerken, dass es sich um Aomine handelte, welcher einfach stehen geblieben war. Kurzerhand drehte dieser sich zu ihm um und für einen Moment hatte Kise Angst, dass er ihn nun doch loswerden wollte, weswegen er seine Augen leicht zusammen kniff. Statt eines erwarteten Schlags spürte er nur eine große Hand, die ihm durch die Haare fuhr und erneut sah er nach oben mit solch offener Verwunderung, dass Aomine nicht anders konnte als breit zu grinsen. Wirklich, was dachte Kise denn wer er war? Ein Monster? „Du bist eigentlich gar nicht so schlecht. Aus dir können wir sicher noch einen guten Krieger machen, bevor du uns verlässt.“ Deutlich spürte Kise wie ihm die Wärme in die Wangen stieg als die Hand verschwand und Aomine sich erneut in Bewegung setzte. Sein Herz schlug etwas schneller, aus Freude heraus doch noch von ihm anerkannt worden zu sein. Mit einem aufrichtigen Lächeln folgte er ihm und strahlte dabei so sehr, dass es etwas in Aomine erreichte, was dieser bereits vor Jahren glaubte versiegelt zu haben. Kapitel 6: ----------- Es waren bereits ein paar Tage vergangen in denen Aomine sich Kise angenommen hatte. Zwar war er am Anfang nicht sonderlich begeistert gewesen auf ihn aufzupassen, aber langsam gewöhnte er sich doch daran. Der Blonde lernte wirklich schnell und wenn er es sich recht überlegte, dann war Kise bereits besser als einige ihrer erfolgreichsten Krieger. Im Grunde konnte er schon jetzt mit Kagami mithalten, welcher den Blonden ebenfalls einmal mitgenommen hatte, um ihm ein paar Sachen beizubringen die Aomine nicht für nötig hielt zu erklären. Dennoch schien Kise ihn bislang am liebsten auszuwählen wenn es darum ging gemeinsam Zeit totzuschlagen. Gerade war er allerdings auf der Krankenstation bei seinem Freund, weswegen Aomine etwas Zeit für sich hatte. Da auch noch genug Nahrung für den Tag vorhanden war sah er keinen Grund darin sich weiter zu bewegen als zu dem kleinen See, welchen er für sich beansprucht hatte. Nicht viele kannten diesen Ort, war er doch ziemlich abgeschieden. Nur die, die öfters diese Route zum Jagen nahmen wussten davon, interessierten sich aber nicht sonderlich dafür, da sie bereits einen Fluss etwas näher an ihrem Lager hatten, wo sie sich frisch machen und Wasser holen konnten. Der Ort war wie für ihn gemacht und am liebsten hätte er hier ewig in Frieden liegen können, wären da nicht eilige Fußschritte die geradewegs auf ihn zustürmten, ehe sie inne hielten und vorsichtiger wurden, wie um ihn zu erschrecken. Allein daran konnte er die Person schon erkennen und blieb deswegen ruhig liegen, bis er ein fröhliches „Aominecchi!“, direkt über sich vernehmen konnte. So viel zu seiner wohlverdienten Ruhe. Lediglich ein Brummen gab er als Antwort vor sich und das Schmollen auf den Lippen des Blonden konnte er sich gut vorstellen. „Wieso erschreckst du dich nie?“ Die pampige Frage ließ ihn seine Augen etwas öffnen und grinsend sah er in die klaren Augen seines Gegenübers. „Möchtest du es wirklich wissen?“ Das energische Nicken ließ sein Grinsen nur noch breiter werden und langsam setzte er sich auf. Seinen Oberkörper beugte er dabei etwas zu dem anderen vor, der nicht sonderlich eingeschüchtert wirkte und stattdessen neugierig sitzen blieb, gespannt was er als Antwort bekommen würde. „Verrat ich dir nicht~“, begann er langsam und leise, ehe er aufstand und ins Wasser sprang. Währenddessen hörte er noch den Anfang seines Namens, bevor weitere Töne verschlungen wurden. Nachdem er wieder aufgetaucht war sah er sich kurz nach dem Blonden um, der es sich nun auf der Stelle gemütlich gemacht hatte, auf welcher er zuvor noch gelegen hatte. Statt allerdings, wie er, zu schlafen beobachtete der Blonde ihn und schien sich bereits damit abgefunden zu haben keine Antwort zu bekommen. „Solltest du nicht eigentlich bei deinem Freund und Kagami sein?“ Neugierig sah Aomine ihn an, erntete aber nur ein verspieltes Lächeln vom anderen. „Verrat ich dir nicht, Aominecchi“ „Du Kleiner…!“ Grummelnd sah er hoch, entspannte sich aber rasch, da Kise anscheinend gewillt war zu reden. „Es gibt nichts Neues. Seine Wunden heilen gut und es sind nur noch kleinere Kratzer und die Brüche, die verheilen müssen. Bei mir ist es nicht anders, ich habe nur noch ein paar Probleme beim Auftreten, aber das war schon vorher so. Was jetzt noch bleibt ist zu warten bis er wieder aufwacht.“ Kurz senkte er betrübt seinen Kopf, ehe er ihn wieder mit einem Lächeln bedachte, wenngleich es nicht so strahlend war wie das zuvor. „Er wird schon wieder. Kurokocchi ist stark und lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Das weiß ich einfach. Deswegen muss ich mir keine Gedanken machen, er würde das sicher nicht wollen.“ Mit einem kleinen Lachen zog er sich nun auch sein Hemd aus und sah zu ihm runter. „Mach Platz!“, begann er noch mit einem kleinen Lächeln, ehe er ebenfalls ins Wasser sprang. Noch im letzten Moment hatte Aomine reagiert und war zur Seite geschwommen, beobachtete nun den Mann nachdenklich, wobei er seinen Worten zustimmen musste. Sicherlich war er schon oft sehr nervig wenn er sich so aktiv benahm, aber es war einfach verstörender wenn er sich ruhig und traurig verhielt. Genauso wie er einen positiven Effekt auf andere hatte wenn er glücklich war, gab es noch die andere Seite. Und es war erschreckend wie weit er selbst bereits schon davon beeinflusst worden war. Abwesend sah er auf die Stelle wo Kise ins Wasser gesprungen war nur um leicht überrascht festzustellen dass er bereits wieder aufgetaucht war und ihn amüsiert betrachtete. „Was ist mit dir? Du wirkst heute irgendwie komisch“, begann der Blonde, worauf Aomine nur eine Augenbraue heben konnte. „Was soll sein? Es ist ein ruhiger Tag wie immer… Keine Feinde, kein Stress und kein Überlebenskampf.“ „Also ist dir langweilig weil du nicht jagen kannst!“ Verwundert sah Aomine zu dem Blonden, der es nun anscheinend eilig hatte aus dem Wasser zu kommen, bevor er sich seine Sachen nahm und ihn auffordernd ansah. „Komm, zeig mir wie ich ein besserer Jäger werde. Dann hast du etwas zu tun und ich lerne etwas dabei.“ Statt aus dem Wasser zu kommen lehnte sich der Krieger etwas zurück und ließ sich treiben, während er den anderen weiter beobachtete. „Bei dir ist doch eh alle Hoffnung verloren“, begann er neckend und bemerkte mit einem breiten Grinsen wie der andere seinen Mund verzog. Bevor er allerdings noch etwas sagen konnte setzte er sich in Bewegung und schwamm zum Rand ehe er sich raus hievte und nach seinen Sachen griff. „Aber vielleicht kannst du mich ja amüsieren.“ Nachdem er sich wieder angezogen hatte band er sich den Gürtel um die Hüfte und nahm seinen Speer in die Hand. Man wusste nie wann man sich verteidigen musste, weswegen er es sich angewöhnt hatte nie ohne diesen aus dem Lager zu verschwinden. „Warts nur ab, Aominecchi. Ich bin besser geworden seitdem ich das letzte Mal mit dir unterwegs war. Du wirst schon sehen.“ „Das entscheide immer noch ich“, fügte Aomine hinzu, ehe er die Richtung angab. Bereits nach wenigen Minuten waren sie an einem kleinen Übungsplatz angekommen, wo sich einige Kinder versammelt hatten und sich am Zielen versuchten. Als sie Aomine sahen kamen sie sofort zu ihm gelaufen, was dem Älteren nicht unbedingt recht war, weswegen er ein kleines Brummen von sich gab. Deutlich hörte er einen belustigten Laut von Kise, der versuchte diesen hinter vorgehaltener Hand zu verbergen. Eigentlich konnte es nicht schlimmer werden, weswegen er die Knirpse zur Seite schob und einigen kurz über den Kopf strich. „Übt weiter, heute habe ich keine Zeit für euch.“ Ein enttäuschtes Raunen kam ihm entgegen, was er allerdings ignorierte und etwas weiter ging, wo die Ziele – bestehend aus alten Tierfellen, die sie an Bäume gepinnt hatten – etwas entfernter an einigen Bäumen hingen. „Das hier sind Ziele an denen wir Erwachsene üben. Wenn du das nicht triffst kannst du zu den Kleinen zurück“, erklärte Aomine, ehe er sich zurücklehnte und ihm einen der Übungsspeere in die Hand drückte. Diese waren schon deutlich schärfer als die für die Kinder, aber dennoch zu abgenutzt um sie noch als Jagdwaffen zu verwenden. Entschlossen griff Kise nach der Waffe und sah sie sich kurz an, ehe er in Position ging. Angespannt fixierte er sich auf das Ziel vor ihm, hob die Waffe an und wartete einen Moment bis er zielsicher genug war, bevor er den Speer durch die Luft schnellen ließ. Am äußersten Rand des Fells blieb er schließlich stecken und zufrieden sah Kise zu dem Krieger, welcher eine Augenbraue hob. Um ehrlich zu sein hatte er nicht erwartet das der Blonde wirklich so weit werfen konnte, aber was noch wichtiger war: Er hatte deutlich mehr Potenzial. „Und was sagst du? Ich habe getroffen!“ Vor lauter Stolz grinste der Blonde von einem Ohr zum anderen. „Du hast getroffen. Aber bei einer wirklichen Jagd hättest du das Tier nur gestreift und nicht getötet“, setzte Aomine an, bevor er nach einem neuen Speer griff und damit zu ihm ging. Auffordernd gab er ihm diesen in die Hand, ehe er sich hinter ihn stellte und seine Arme an Kises Unterarme legte, um sie besser zu positionieren. „Du musst locker bleiben und dein Handgelenk ein wenig drehen. Dadurch bekommst du mehr Schwung. Außerdem solltest du etwas breitbeiniger stehen. So hast du einen besseren Halt und kannst mehr Kraft in den Wurf legen.“ Wie auf Kommando stellte er ein Bein zwischen Kises und drückte sie behutsam etwas auseinander, um ihm zu zeigen, wie er stehen musste. „Jetzt locker bleiben und das Ziel nicht aus den Augen lassen. Warte bis du sicher bist das du treffen wirst. Du darfst unter keinen Umständen zögern, sonst leidet das Tier länger und entwischt dir vielleicht noch.“ Einen Moment lang wartete er noch, ehe er einen Schritt zurück trat und wartete bis Kise den Speer warf. Tatsächlich traf dieser dieses Mal fast in die Mitte des Fells und zufrieden drehte Aomine sich zu Kise um, wuschelte ihm leicht durch die Haare und grinste ihn breit an. „Das war gut! Wenn du das verinnerlichst könntest du vielleicht doch ein passabler Jäger werden“, lachte er gut gelaunt, ehe er die Röte auf den Wangen des Blonden bemerkte. Tatsächlich war er etwas angespannt und schien seinem Blick auszuweichen, weswegen er neugierig versuchte in seine Augen zu sehen. „Was ist los?“ „Nichts! Lass es mich noch einmal versuchen.“ Hastig suchte der Blonde nach einem neuen Speer und stellte sich wieder auf, dieses Mal versuchend selbst die richtige Position zu finden, was ihm schließlich auch gelang. Erneut traf der Speer die Mitte und zufrieden drehte er sich um. Dieses Mal war seine Gesichtsfarbe wieder normal und ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen. „Ich habe es geschafft!“ Nickend kam Aomine näher und erneut legte sich eine gesunde Röte auf die Wangen des Blonden. Bevor allerdings einer der beiden noch etwas sagen konnte, hörten sie wie jemand in ihre Richtung gerannt kam und verwundert sahen sie den Mann an. „Aomine! Er ist aufgewacht! Der Mann, den ihr mitgebracht habt, ist wieder aufgewacht!“ Sofort weiteten sich seine Augen und noch bevor er reagieren konnte sah er bereits einen gelben Schatten an sich vorbei zurück zum Dorf sprinten. Kapitel 7: ----------- Nachdem Aomine das Krankenlager erreicht hatte wurde er direkt von Momoi empfangen, welche ihn kurz über den Zustand des jungen Mannes aufklärte. Wie es schien war er lediglich ein wenig verwirrt darüber wo er war. Hunger schien noch nicht wirklich aufgetreten zu sein, nicht zuletzt weil sie ihm immer wieder Suppe eingeflößt hatten, und auch sein Durst schien sich in Grenzen zu halten. Schmerzen hatte er bereits geäußert, allerdings schienen sie aushaltbar zu sein, unter anderem weil er sich noch immer nicht richtig bewegen konnte wegen den Brüchen, die auch gerade erst begonnen hatten zu heilen. Ohne Zweifel würde er noch eine lange Zeit brauchen bevor er wieder auf den Beinen war und bis es soweit war würden sicher noch Wochen vergehen. Mit einem kleinen Nicken nahm er die ganzen Informationen auf, mit denen sie wohl auch schon die anderen Anwesenden versorgt hatte und ging nun auf das Bett zu, vor welchem ein heulender Blondschopf kniete und fest die Hand des Jungen drückte, der minimalst sein Gesicht verzog. Wie es schien war es kein leichter Griff. Alles in allem wirkte er noch emotionsloser als im Schlaf, aber wenn man genauer hinsah, dann konnte man erkennen wie erleichtert auch er darüber war, dass es seinem Freund gut ging und er wohlauf war. Erst als Aomine näher kam sah er hoch und bedachte ihn mit einem monotonen Blick, der ihn kurz zögern ließ. Der Kerl war wirklich merkwürdig. Dennoch riss Aomine sich zusammen und als seine Stimme ertönte sah auch Kise zu ihm hoch, der ihn anscheinend bis zu diesem Moment komplett vergessen hatte. „Wie ich sehe scheint es dir ein wenig besser zu gehen, das ist gut. Du kannst dich entspannen, ihr könnt beide bleiben bis ihr wieder in der Verfassung seid zurückzugehen.“ Ein leichter Stoß in seine Rippen von Momoi erinnerte ihn daran, dass er das wichtigste vergessen hatte. Kurz brummte er genervt, ehe er sich durch seine Haare strich und kurz zu dem Rothaarigen sah, der ebenfalls etwas fehl am Platz schien. „Ach ja. Ich bin Aomine Daiki. Derzeit bin ich das Oberhaupt, solange bis mein Vater wieder hier ist. Wenn etwas ist kannst du nach mir rufen lassen. Ansonsten steht der Rotschopf da drüben zu deiner Verfügung.“ Mit einem Nicken deutete er in die Richtung des zweiten Kriegers, der kurz etwas zuckte und verlegen in die Runde blickte. Der Blick des hellblauhaarigen hatte sich nun auf ihn gelegt und wie es schien hatte er nichts weiter zu sagen, jedenfalls für ein paar Sekunden. „Kuroko Tetsuya. Danke, dass ihr auf Kise aufgepasst habt. Ich hoffe er war euch keine Last.“ „Kurokocchi!“, der empörte Laut von dem Blonden ließ Aomine schmunzeln, ehe er wieder ernster wurde und lediglich mit seinen Schultern zuckte. „Es geht. Er versucht sich gerade daran das Jagen zu lernen, um uns zu helfen. Immerhin müssen wir jetzt zwei Leute mehr durchfüttern“, erklärte er nur und ließ den Mann nicht aus den Augen, der kurz nickte, ehe er leicht lächelte. „Verstehe. Es freut mich das er bereits einen guten Freund gefunden hat.“ Überrascht blinzelte Aomine bei diesen Worten, sagte aber nichts mehr dazu und überließ nun Kise das reden, welcher endlich seine Stimme wieder gefunden hatte und nun ohne Punkt und Komma begann über seine bisherige Zeit zu reden. Es war schön zu sehen, dass seine Sorgen endlich verschwunden waren, aber dennoch spürte er eine leichte Verwunderung in sich. Sie sollten Freunde sein? Gut, er war nett zu ihm und seine Anwesenheit war auch ziemlich angenehm, aber er hatte sie bislang nie als Freunde gesehen, zumal er Menschen aus der Stadt eigentlich hassen müsste, nachdem, was sie ihnen bereits alles angetan hatten. Bevor er aber weiter darüber nachdenken konnte ließ ihn ein Ruf seines Namens zusammenfahren und mit einem mulmigen Gefühl drehte er sich zur Dorfältesten um, die ihn mit einem ernsten Ton gerufen hatte. Wenn sie ihn so rief konnte es nie etwas Gutes bedeuten, weswegen er sich umdrehte und Momoi kurz ein beruhigendes Lächeln schenkte, da sie bereits angesetzt hatte etwas zu sagen. „Bringt ihm etwas zum Essen und Trinken. Ich komme später vielleicht noch einmal vorbei.“ Nachdem er das Nicken vernommen hatte verabschiedete er sich rasch von der Runde und ging zusammen mit der älteren Frau zurück zu ihrem Häuschen. Der ernste Blick, welcher nach wie vor ihr Gesicht zierte, ließ auch ihn angespannter werden, weswegen er es auch nicht in Erwägung zog einen Scherz zu machen oder irgendeinen dummen Spruch von sich zu geben. Stattdessen blieb er vor ihr stehen und wartete darauf, dass sie zu reden begann. „Unsere Verbündeten aus dem östlichen Dorf haben uns mitgeteilt, dass die Fremden immer weiter in unsere Wälder eindringen. Wie es scheint müssen wir davon ausgehen, dass die Verhandlungen gescheitert sind. Aomine, du weißt was das heißt. Wenn das der Fall ist, müssen wir davon ausgehen das Daichi nicht wieder kommt.“ Sofort verfinsterte sich Aomines Mimik und er wusste genau was jetzt kommen würde. „Ich bin mir sicher, du weißt was das für dich bedeutet. Aber noch wichtiger ist jetzt, dass wir einen Plan zur Verteidigung brauchen. Wir müssen verhindern, dass die Fremden näher kommen und unseren Wald vernichten, sonst ist es aus mit uns! Bitte denk darüber nach, der Stamm braucht dich jetzt mehr denn je.“ Zum Ende hin wurde ihre Stimme sanfter und er wusste, dass sie sich bewusst war welche Aufgabe sie ihm trotz seines jungen Alters gegeben hatte. Ihr fiel es nicht leichter als ihm selbst diese Nachricht zu verarbeiten und resigniert strich er sich durch seine Haare, ehe er sich schließlich umdrehte, um das Haus zu verlassen. „Ich denke darüber nach.“ Vor dem Haus wartete bereits Kagami auf ihn und mit einem kurzen Blick hatte dieser bereits verstanden. Stumm nickte er und klopfte ihm auf die Schulter, ehe er über seine Schulter zum Haupthaus deutete. „Ich kümmere mich schon um die beiden, aber Momoi solltest du bald einweihen. Sie macht sich Sorgen um dich.“ Ein Nicken folgte und mit einem letzten kleinen Klaps auf Aomines Rücken ging Kagami zurück, um dem gebräunteren etwas Ruhe zu gönnen, die er gerade bitter nötig hatte. Kurz folgte Aomine Kagami mit seinen Augen und bemerkte, dass auch Kise nach draußen gekommen war, anscheinend um auf sie zu warten. Als Kagami ihn erreicht hatte und mit nach drinnen zog, sah er wie dieser kurz protestierte, ehe er sich noch einmal umdrehte. Der besorgte Blick war selbst auf die Distanz zu sehen, weswegen er sich nun endlich von seinem Fleck löste und nach vorne sah. Warum Kise sich überhaupt von seinem verletzten Freud entfernt hatte nachdem er nun wach war, war ihm ein Rätsel, aber er wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Stattdessen verschwand er im Wald zu seinem kleinen Versteck, wo er sich auf den Felsen setzte und einfach auf das Wasser starrte. Erst zum Abend hin entschied er sich zurück zu kehren und staunte nicht schlecht, als er kurz nachdem er das Dorf erreicht hatte, bereits einige Fackeln und reich gedeckte Tische sah. Er wusste was ihn erwarten würde und er näherte sich langsam, schenkte der Dorfältesten ein kurzes Nicken, ehe sie begann das Volk einzuweihen. Er selbst hörte nur halb zu und ließ seinen Blick wandern. Es waren alle da, selbst die Boten waren zurück, weswegen er davon ausging, dass es wirklich nicht anders ging. Etwas weiter entfernt entdeckte er Kagami zusammen mit Kise und Kuroko, den sie anscheinend mit einer Liege an die frische Luft gebracht hatten. Erst als die Älteste sich direkt an ihn wandte richteten sich seine Augen wieder auf das Volk und er spannte sich ein wenig an. „Aus diesem Grund wurde beschlossen das Daiki von nun an unser rechtmäßiger Anführer werden wird. Als einziger Sohn der Blutlinie eines starken Kriegers und Helden unseres Dorfes ist er dazu mehr als berechtigt. Spricht sich jemand gegen diese Entscheidung aus, möge er jetzt hervortreten und sich einem Kampf auf Leben und Tod stellen.“ Einen Moment hielt sie inne und war erleichtert, dass niemand das Wort erhoben hatte. „Daiki, von heute an bist du unser Anführer. Das Volk vertraut dir und wird dich auch in Zukunft unterstützen“, fuhr sie schließlich fort und hielt ihm eine alte Kette mit einem Raubtierzahn entgegen. Das Symbol ihrer Anführer, welches bereits seit der Entstehung immer weiter gegeben worden war. Kurz beugte Aomine sich zu ihr runter und ließ sich das Erbgut umlegen, ehe er sich wieder aufrichtete und in die Menge blickte. „Der Verlust trifft uns alle, das ist mir bewusst, aber ich hoffe, dass wir zusammen eine Lösung finden es diesen Kerlen heimzuzahlen. Sie haben schon viel zu lange gemacht was ihnen gefällt! Damit können wir sie nicht mehr durchkommen lassen!“ Fast schon wütend blickte er in die Menge und sah in die kampfeslustigen Gesichter seiner Krieger. Er wusste das sie genauso fühlten und er war sich sicher, dass sie zusammen einen Weg finden würden wie sie die Stadtmenschen aufhalten konnten ihren Wald weiter zu zerstören. Noch einen Moment ließ er die Zurufe zu, ehe er abbrach und zum eigentlichen Essen aufrief. Nachdem er sich mit der Ältesten noch kurz besprochen hatte, wie es weiter gehen würde, ging er schließlich zu den Dreien etwas Abseits, zu denen sich auch Momoi bereits gesellt hatte. Sofort nahm sie ihn in den Arm und schien ihn auch nicht mehr loslassen zu wollen, ehe er sie sanft von sich schob und ihr ein kleines Lächeln schenkte. „Was hast du jetzt vor?“ Die Stimme des Rothaarigen ließ ihn wieder ernster werden und seufzend fuhr er sich durch seine Haare, bevor er seinen direkten Blick erwiderte. „Mir bleibt nicht viel übrig. In den nächsten Tagen muss ein Plan her, sonst verlieren wir möglicherweise unsere Verbündeten im Osten. Wenn du helfen willst habe ich nichts dagegen“, erklärte er rasch. Zufrieden damit, dass Kagami ihm zustimmte, wandte er sich schließlich an ihre Gäste. „Ihr beide stammt aus der Welt dieser Menschen. Haltet euch raus und geht nicht mehr alleine in den Wald raus, sonst kann ich für nichts mehr garantieren.“ Seine Stimme war hart und kalt, genauso wie seine Augen. Selbst Momoi zuckte zurück, was Aomine nicht mal mehr zu merken schien und auch Kise durchfuhr eine unangenehme Kälte. So hatte er den stolzen Krieger noch nie gesehen. Kapitel 8: ----------- Die nächsten Tage verliefen ähnlich wie der Abend an welchem Aomine zum Stammesführer ernannt worden war. Kise spürte immer wieder die Kälte, welche von dem Mann ausging und sie schien sich auch nicht mehr zu legen zu wollen. Zudem war er immer öfter beschäftigt und verschwand zu irgendwelchen Besprechungen und Sitzungen. Im Grunde kam er nur noch zu ihnen wenn er Kagami abholen wollte und meistens blieb Momoi bei ihm und Kuroko, um auf sie aufzupassen. Sie stritt es ab, aber er wusste, dass Aomine sie darum gebeten haben musste. Auch jetzt waren sie zu dritt und Kuroko genoss einen kühlen Saft aus irgendwelchen Früchten die hier wuchsen - welche, das wusste er nicht, er hatte nicht aufgepasst, wie so oft in den letzten Tagen. Nach den Übungen die Aomine mit ihm gemacht hatte, war er nicht mehr mit ihm alleine gewesen und hatte nur das nötigste mit ihm geredet. Die Freundschaft, welche Kuroko erwähnt hatte, war aus seiner Sicht mehr eine Bekanntschaft geworden, obwohl er die Anwesenheit des Kriegers sehr genossen hatte - vielleicht sogar ein wenig zu sehr. Als Momoi sie kurz alleine ließ bemerkte es Kise nicht einmal, bis er die Stimme hörte, die ihm schon oft Mut zugesprochen hatte, als sie noch zusammen auf der gleichen Mittelstufe waren. „Ich nehme an Aomine ist der Grund weswegen du so nachdenklich bist?“ Die Frage war keine, so gut kannte er ihn bereits. Kuroko war der Beste darin wenn es darum ging seine Mitmenschen zu observieren und einzuschätzen und besonders bei ihm hatte er schon früh den Bogen rausgehabt. Auch wenn es eher daran lag das er einfach zu lesen war – wie Kuroko es ab und an gesagt hatte. Seufzend sah er zu ihm hoch, dabei nun endlich bemerkend, dass sie alleine waren und entspannte sich sofort wieder ein wenig. „Aominecchi benimmt sich merkwürdig. Du hättest ihn erleben müssen bevor er dieses Amt bekommen hat. Er war nett… Schroff… aber er hat einen guten Kern, das weiß ich. Er ist auch immer mal wieder hierhergekommen und hat sich mit mir unterhalten, mich zum Jagen mit raus in den Wald genommen oder mir gezeigt wie ich einen Speer richtig werfen soll. Jetzt ist er nur noch kalt. Ich verstehe nicht wie sich ein Mensch so schnell verändern kann. Seine Augen sind auch viel ernster und kühler als zuvor. Ich mache mir Sorgen“, begann der Blondschopf schließlich und sein Gegenüber nahm alles ruhig auf. Auch er hatte Aomines Haltung ihnen gegenüber gesehen bevor er das Gespräch hatte und er verstand was Kise damit meinte. Allerdings waren sie nicht in der Position sich da einzumischen. Wie es schien waren sie hier sowieso nicht willkommen, jedenfalls wenn er nach den Blicken bei dem Fest ging. Sie waren doch lediglich noch geduldet, weil Aomine sie nicht rausgeschmissen hatte. „Ich darf ja noch nicht mal in seine Nähe oder mit ihm reden…“ Jammernd vergrub Kise seinen Kopf in seinen Armen. Er hatte das Gefühl gehabt endlich etwas mehr von Aomine zu erfahren und jetzt schien er kälter als zuvor zu sein. „Kise-kun? Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte ihn schließlich eine helle Stimme, die ihn überrascht hochschrecken ließ. Lachend wank er ab und versteckte die hochkommende Trauer hinter einem breiten Lächeln. „Hm? Alles in Ordnung, Momoicchi~ Ich war nur etwas müde.“ Nickend nahm das Mädchen es so hin und unterhielt sich wieder mit Kuroko, der im Gegensatz eher schweigend zuhörte. Kise hatte genauso wenig mitbekommen wie sie wieder gekommen war. Es war doch wirklich zum Haare raufen! Seufzend sah er nach draußen, wo bereits die Sonne untergegangen war. Kagami hatten sie das letzte Mal am frühen Vormittag gesehen, seitdem war er zusammen mit Aomine in einem wichtigen Meeting. Zu gerne wüsste er mehr von dem, was die Menschen beschäftigte und es fiel ihm wahnsinnig schwer seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Als er nach ein paar Minuten Schritte hören konnte drehte er sich fragend zur Seite und war überrascht die beiden Krieger zu sehen. Sie hatten ihnen frische Salben und Kräuter aus dem Lager geholt und eilig lief Momoi zu ihnen, um den beiden zu zeigen wo was hin musste, ehe sie zufrieden damit begann etwas für Kurokos Wunden zu mischen. Kurz sah Kise über die Liege zu Kagami, der sich statt Momoi zu ihnen gesetzt hatte und nun begann ein paar Kleinigkeiten von seinem Tag zu erzählen, ehe sein Blick zu Aomine wanderte, der gerade noch mit der einzigen Frau im Raum sprach. Als sich ihre Blicke trafen sah er schnell zur Seite, als hätte er etwas angestellt und würde nun nicht wollen, dass man mit ihm schimpfte. Erst als er die gewohnt brummige Stimme vernahm sah er vorsichtig nach oben. „Kise. Komm mit.“ Fragend sah Kise ihn an, nicht sicher ob er sich vielleicht verhört hatte, ehe er sich erhob und sich rasch von Kuroko und den anderen verabschiedete. Schnell beeilte er sich dem dunkelhaarigen zu folgen, der sich bereits auf den Weg nach draußen gemacht hatte. Da er sich nicht wirklich traute etwas zu sagen ließ er sich einfach führen und spürte wie ihm doch etwas mulmig wurde, als sie in den Wald gingen. Erst als sie an dem kleinen See angekommen waren entspannte er sich etwas und seufzte hörbar aus. „Was? Hast du gedacht ich setze dich irgendwo aus?“, kam es in einem leicht genervten Unterton und rasch schüttelte er den Kopf, ehe er für einen Moment inne hielt und doch vorsichtig nickte. „Du warst die letzten Tage ziemlich unberechenbar… Ich war mir nicht sicher, ob wir nicht doch stören und du uns loswerden willst.“ Unruhig trat er immer wieder von einer auf die andere Stelle bevor er hoch sah, als er ein Rascheln hörte. Fragend sah er hoch und konnte gerade noch sehen wie Aomine sich seiner Sachen entledigte und langsam ins Wasser ging. Er selbst schauderte leicht. Sicherlich war es warm am Tag, aber in der Nacht war es kalt und bestimmt hatte das Wasser bereits eine unangenehm kühle Temperatur erreicht. „Komm rein. Du hast ein Bad sicher nötig“, hörte er nur und schmollte kurz. „Oder traust du dich nicht?“ Das hatte gesessen. Ohne lange zu überlegen zog sich Kise ebenfalls aus und ging an den Rand des Wassers. Er würde es Aomine nicht durchgehen lassen ihn einen Feigling zu nennen! Nachdem er den ersten Schritt ins Wasser gemacht hatte japste er erschrocken auf, biss aber seine Zähne zusammen und ließ sich in das kühle Nass gleiten, um ein Stück zu schwimmen. Erst als er bei dem anderen angekommen war richtete er sich wieder auf und schlang bibbernd seine Arme um seinen Körper. Das laute Lachen von Aomine half auch nicht wirklich und eigentlich hätte er ihn angemotzt, wäre es nicht das erste Mal seit langem, dass er es wieder hören konnte. Dennoch behielt er seine Schmollschnute bei und japste kurz, als er die große Hand erneut auf seinem Kopf spüren konnte. „Es wird langsam wärmer werden, versprochen.“ Ein kleines Lächeln legte sich auf Aomines Züge und auch Kise konnte nun nicht mehr anders und spritzte ihn kurz an. „Dafür, dass du so kühl uns gegenüber gewesen bist!“, gab er in einem verspielten Ton von sich, ehe er kurz etwas schwamm. Aomine hatte Recht gehabt, langsam wurde es tatsächlich angenehmer. „Es musste viel geplant werden, aber das ist jetzt vorbei. Morgen werden wir es den Kerlen zeigen.“ Entschlossen sah Aomine ihn an und erneut konnte er die Kälte in seinen Augen erkennen. Dieses Mal war da aber noch etwas anderes, eine Entschlossenheit, die er vorher bei ihm, noch nie gesehen hatte. „Das heißt du wirst auch gehen?“ Seine eigene Stimme war ruhig und ohne jegliches Gefühl. Er verstand es nicht. Überhaupt hatte Kise solche Sachen noch nie verstehen können. „Ja. Es ist meine Aufgabe. Außerdem muss ich meinen Vater rächen.“ Entschlossen ballte Aomine eine Hand zur Faust und hielt sie etwas höher. Kise konnte einfach nur den Kopf dabei schütteln. „Deinen Vater? Den vorherigen Anführer?“, ein kleines Nicken folgte und seufzend schwamm Aomine wieder an den Rand, stieg aus dem Wasser und begann sich langsam wieder anzuziehen, ehe er sich auf den Felsen setzte. Kise war ihm bereits raus gefolgt und zog sich ebenfalls rasch an, um nicht noch mehr auszukühlen. „Mein Vater ist vor einigen Wochen aufgebrochen und in das Lager dieser Leute gegangen. Er wollte sich für neue Verhandlungen einsetzen, damit die Kerle unseren Wald in Ruhe lassen, aber er kam nie zurück. Da wir nun auch jeglichen Kontakt mit den Boten verloren haben und diese Monster ungehindert immer mehr Land zerstören, müssen wir vom Schlimmsten ausgehen.“ Ein kleiner Stich fuhr durch Kises Herz, als er das alles hörte und betroffen senkte er seinen Blick. Er hatte ja gewusst, dass der Krieger eine gesunde Abneigung ihnen gegenüber hatte und nun verstand er auch wieso. Anscheinend war es nicht das erste Mal das diese Menschen so etwas getan hatten, sonst wäre wohl auch kaum Aomines Vater zu ihnen gegangen. Kurz biss er sich auf seine Lippen, ehe er wieder hoch sah und bemerkte, dass Aomines Blick auf ihm lag. Fragend legte er seinen Kopf zur Seite. „Wenn alle so wären wie du, dann hätten wir vielleicht nie eine Abneigung gegen euch entwickelt“, brummte er kaum hörbar vor sich hin. „Huh?“ Verwundert sah Kise Aomine in die Augen, bevor er ein Messer entgegen gehalten bekam. Noch verwunderter als er es eh schon war sah er auf das Stück Metall, bevor er seinen Blick wieder hob, um in die klaren Augen vor sich zu sehen. In ihnen konnte er eine Menge Stolz und eine noch größere Portion Entschlossenheit erkennen. Aber auch etwas anderes schwang darin mit, etwas, was Kise kurz zögern ließ. War es Vertrauen? Oder bildete er sich das nur ein? „Ich wollte Momoi eigentlich schon vor einer Weile fragen, habe es aber immer wieder vergessen. Im Kampf werden mich meine Haare wohl stören“, begann er und strich mit einer Hand durch seine Haare, um sie etwas zur Seite zu streichen. Nun wo er darauf achtete, war es fast der gleiche Schnitt wie bei Kagami. „Schneidest du sie mir? Es kann ruhig kurz werden.“ Fast hätte er vor Überraschung das Messer wieder fallen gelassen, nachdem er es gerade erst entgegen genommen hatte. „W-Was?“ „Soll ich es wiederholen? Ich will, dass du m–“ „Nein schon gut! Du musst es nicht wiederholen! Ich meine nur… ich habe so etwas höchstens mal an mir selbst versucht, aber noch nie bei anderen.“ Verlegen blickte Kise zur Seite und umschloss den Griff etwas fester als er ein kleines Lachen hörte. Als er das nächste Mal seinen Blick aufrichtete, sah er wie Aomine ihm seinen Rücken zugewandt hatte und nur darauf wartete, dass er begann. „Du kriegst das schon hin! So schwer ist es nicht!“ Das Grinsen was auf seinen Lippen lag konnte Kise deutlich heraus hören, weswegen er sich seufzend hinter ihn kniete und behutsam eine Strähne in die Hand nahm. Vorsichtig begann er den ersten Schnitt zu machen und er war überrascht wie einfach es doch ging. Jetzt erst wurde ihm bewusst, dass Aomine ihm wirklich vertraute, denn statt ihm seine Bitte zu erfüllen, hätte er das Messer auch nutzen können, um ihn zu töten und ungesehen zu verschwinden. Kurz schluckte er bei dem Gedanken daran und schüttelte kurz seinen Kopf, ehe er begann gewissenhaft weiter zu machen. Während der ganzen Zeit sagte Aomine kein Wort, weswegen Kise sich gut konzentrieren konnte. Erst als er fertig war entspannte der Blonde sich wieder und legte das Stück Metall zur Seite, um sich sein Werk anzusehen. Ein letztes Mal strich er durch die nun kurzen Haare und musste gestehen, dass die kurzen Haare Aomine wirklich unheimlich gut standen. „Ich bin fertig“, gab er bekannt und folgte der Bewegung der gebräunten Hand, die sich prüfend durch die nun mehr kurze Mähne strich. „Hm, nicht schlecht. Das sollte reichen. Danke Kise.“ Grinsend drehte er sich zu ihm um und Kise weitete leicht seine Augen, als er ihn so sah. Sein Herz begann etwas schneller zu schlagen und er konnte nichts darauf erwidern, nickte lediglich kurz, bevor er aus den Augenwinkeln sah wie Aomine sich aufrichtete. Fragend sah er ihn an, bemerkte aber wie er sich zum Gehen bereit machte und tat es ihm gleich. Während des ganzen Weges zurück sagte keiner von ihnen ein Wort und Kise nutzte diesen Moment, um seine Gedanken zu sammeln. Erst als sie die Dorfgrenzen erreicht hatten ergriff Kise das Wort und blieb stehen, womit er die volle Aufmerksamkeit des anderen bekam. „Wenn du in den Kampf gegen diese Kerle ziehst, nimm mich bitte mit. Ich will mit euch zusammen diesen Wald beschützen!“ Kapitel 9: ----------- Nachdem die Sonne aufgegangen war versammelten sich die ersten Krieger bereits, um sich auf den Weg zu machen. Nur die Stärksten hatte Aomine ausgewählt, der Rest sollte hierbleiben, damit die Dorfbewohner sicher waren falls etwas schief gehen würde.   Seufzend fuhr er sich durch seine kurzen Haare und erinnerte sich an die letzte Nacht. Ein kleiner Blick zur Seite zeigte ihm, dass es doch kein Traum gewesen war und innerlich fragte er sich wie weich er noch werden konnte. Kise saß noch immer vor einigen Frauen, die ihm die typische Kriegsbemalung für ihren Stamm auf den Körper malten, an seiner Hüfte trug er bereits alles, was er an Waffen brauchte und neben sich lag ein frisch geschliffener Speer.   Aomine war nicht wohl dabei einen Fremden mitzunehmen und selbst Kagami hatte dieses Mal gefragt, warum er seine Meinung geändert hatte, worauf er ihm lediglich ein Schulterzucken geben konnte.   „Wenn du in den Kampf gegen diese Kerle ziehst, nimm mich bitte mit. Ich will mit euch zusammen diesen Wald beschützen!“ Die Worte hingen in der Luft und lediglich ein überrumpeltes „Huh?“ von Aomine war zu hören, ehe der Blonde leicht mit seinen Armen zu gestikulieren begann.   „I-Ich meine… Ich habe das Dorf lieb gewonnen. Alle waren nett zu mir und haben sich um mich gekümmert. Es ist so schön hier und ich will mir nicht vorstellen was passieren könnte. Du willst mich wahrscheinlich nicht dabei haben und das verstehe ich. Aber ich will nicht einfach so untätig rumsitzen!“   Erneut begann der Blonde wieder zu laufen und blieb nur kurz vor ihm stehen, weswegen er perplex das kleine Stück runter sah. Die honigbraunen Augen wurden langsam ein wenig milder und er konnte gut darin erkennen, dass Kise es mehr als ernst meinte.   „Wenn der Tag gekommen ist will ich euch helfen diesen Wald zu schützen. Ich habe gesehen wie ihr lebt und wie sehr ihr euch um diesen Wald bemüht. Vielleicht kann ich euch irgendwie helfen!“ Die Bitte in den Augen des Blonden ließ Aomine nicht kalt und doch zögerte er noch einen Augenblick lang.   „Na schön… Aber wenn ich merke, dass du uns doch hintergehst dann werde ich dich nicht länger schützen können und eigenhändig dafür sorgen, dass du uns keinen Schaden zufügen kannst“, seine Stimme war hart und kühl, allerdings schien sie Kise dieses Mal nichts auszumachen. Stattdessen grinste er ihn breit an und sah ihn mit strahlenden Augen an. „Ich werde dich nicht enttäuschen, Aominecchi!“   Noch immer konnte er das strahlen dieser Augen nicht vergessen, weswegen er  versuchte sich abzulenken. Er hatte ihm zugesagt und er nahm sein Wort nicht zurück. Sollte sich das als Fehler herausstellen, würde er alles daran setzen ihm zu zeigen, dass man sich nicht mit ihnen anlegte.   Nachdem nun auch die letzten Männer fertig waren und auch Kise sich noch rasch bei Kuroko verabschiedet hatte, ging es bereits los. Sie durften nicht noch mehr Zeit verschwenden. Mit sicheren Schritten lief er voran, gefolgt  von Kise und Kagami. Sein erstes Ziel war ihr verbündetes Dorf. In so einer großen Gruppe mussten sie vorsichtig sein, um nicht entdeckt zu werden, weswegen der Weg ein wenig länger dauern würde als bei einem Einzelnen.   Erst als die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht und bereits wieder am Sinken war, konnten sie in der Ferne das Dorf ausmachen und wenig später erreichten sie die Pforten. Jubel und Applaus empfingen sie und zielstrebig lief Aomine weiter in die Mitte, wo bereits der Anführer des Dorfes Shutouku stand. Grinsend hielt er ihm seine Hand entgegen.   „Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben, Midorima.“ Der Angesprochene hob nur kurz eine Augenbraue, ehe er seufzend den Gruß erwiderte und kurz in die Runde blickte.   „Wer ist das?“, fragte er direkt ohne um den heißen Brei herumzureden, nachdem er den Blonden entdeckt hatte. „Einer der mit uns für unsere Freiheit kämpfen will.“ Die gefasste und kühle Antwort schien Midorima doch zu überraschen und Aomine konnte sehen, wie der Grünhaarige den anderen misstrauisch musterte, ehe er leicht nickte.   Damit hatte er das Schwerste schon hinter sich und er konnte sich auf das Eigentliche konzentrieren. „Ich nehme an dein Vater ist immer noch mit den Verhandlungen im Westen beschäftigt? Dabei könnten wir ihn hier gerade gebrauchen“, seufzte  Aomine und schüttelte leicht seinen Kopf, ehe er dem anderen in die Augen sah.   „Lass uns ein wenig reden, ich bin mir sicher du hast auch bereits einige Pläne wie wir vorgehen sollten“, schlug er vor und bemerkte wie Midorima sich bereits umdrehte, um das Gespräch im Inneren des Gebäudes, vor dem sie standen, weiterzuführen. Rasch drehte er sich noch einmal zu seinen Männern um und gab bekannt, dass sie erst einmal etwas Kraft tanken sollten.   Danach wandte er sich an Kagami und seufzte kurz, als er bemerkte das Kise ebenfalls noch übrig war. „Pass auf ihn auf. Die Leute hier sind vielleicht aufgeschlossener, aber wenn raus kommt woher er stammt, könnte es Probleme geben. Bleibt bei den Lagern die für uns errichtet wurden und wartet bis ich zurück bin“, begann er und sah dabei besonders Kise eindringlich an.   „Midorima ist bereits informiert worden und wie es scheint akzeptiert er deine Anwesenheit. Dennoch solltest du aufpassen. Die Leute hier sind angespannter, da sie bereits schon mit den Kerlen zu tun hatten.“ Einen Augenblick wartet er noch, bis er das Einverständnis der beiden vernommen hatte, ehe Aomine ihnen noch einen Augenblick lang hinterher sah und schließlich selbst im Inneren des Hauses verschwand.   Dort wartete Midorima bereits ungeduldig auf ihn und entschuldigend sah Aomine ihn an, bevor er sich setzte und wartete, bis die letzten Krieger gegangen waren. Lediglich ein schwarzhaariger Mann in ihrem Alter blieb an seiner Seite und trug ein perfektes Pokerface mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Seine Augen waren auf ihn gerichtet und er wusste, dass er wohl alles durchschauen würde, wenn er versuchen würde zu lügen. Nicht das er es vorhatte.   „Und du bist dir sicher dass uns dieser Mann nicht ins Verderben stürzen wird, Aomine? Um ehrlich zu sein war ich überrascht ihn hier zu sehen. Der letzte Bote hat mir diese Information wohl vorenthalten.“ Leicht verschränkte der Grünhaarige seine Arme vor der Brust und Aomine machte es sich auf dem Boden gegenüber seinem Gesprächspartner etwas gemütlicher.   „Das hat er nicht. Es war tatsächlich so abgemacht. Aber vergangene Nacht hat er den Wunsch geäußert mit uns zusammenzuarbeiten. Er hat mich überzeugt, dass ist alles. Ich werde ihm eine Chance geben. Nutzt er sie nicht wird er genauso daran glauben wie die Leute, die sich uns in den Weg stellen werden.“ Die Antwort überraschte die beiden anderen Männer im Raum, wobei sich Shutoukus Anführer schneller wieder fing.   „Du warst schon immer so. Lass es dir gesagt sein, damit wirst du lediglich dein eigenes Grab schaufeln und dein Volk ins Verderben stürzen.“ Ein lautes Lachen war zu hören, welches nicht unbedingt glücklich sondern mehr gezwungen klang.   „Wahrscheinlich hast du sogar Recht, aber soll ich dir was sagen? Ich nehme das Risiko auf mich. Mein Vater hat mit diesen Gedanken einiges geändert und mein Ziel ist es ihm zu folgen. Nicht alle dieser Stadtmenschen sind schlecht, dass haben mir unsere zwei Gäste bewiesen. Selbst wenn sie sich nur verstellen sollten, will ich daran glauben“, entgegnete er ihm mit einem festen Blick.   Seine Meinung würde sich nicht ändern und das ließ er auch alle Anwesenden spüren, weswegen auch Midorima zustimmend nickte und etwas ernster wurde. „Kommen wir zu wichtigeren Sachen. Jetzt wo ihr hier seid können wir unsere Idee noch einmal versuchen. Unser Plan wird wie abgesprochen morgen früh starten. Ich verlasse mich auf dich, Aomine.“ Entschlossen sah Aomine die anderen beiden an und grinste etwas. „Aye!“   Erst zum Abend verließ Aomine das Gebäude schließlich und ging ohne Umschweife zu ihren Lagern, wo bereits das Essen auf ihn wartete. Müde ließ er sich neben Kagami nieder und griff nach dem erstbesten Fleisch was er finden konnte, bevor er herzhaft hineinbiss und begann sich etwas zu entspannen. „Wie wird es morgen ablaufen?“, fragte der Rotschopf schließlich und auch Kise, der neben diesem saß und gegessen hatte, hielt inne, um ihnen zuzuhören.   „Wir werden morgen früh zu ihnen in ihr Lager gehen. Ihr beide werdet mich begleiten und wir werden versuchen ihnen neue Verhandlungen anzubieten. Sollte es nicht klappen müssen wir sie vertreiben. Midorima wird sich mit seinen Leuten für diesen Fall etwas Abseits in zwei Gruppen positionieren. Unsere Leute werden dabei anhand ihrer Stärke aufgeteilt. Die, die am besten Zielen werden Midorima begleiten. Die Nahkämpfer begleiten seine rechte Hand, Takao, in der zweiten Gruppe.“   Während er gesprochen hatte war es ruhig um ihren Feuerplatz geworden und alle hatten seinen Worten gelauscht. Nun begann wieder ein leises Gemunkel und er konnte gut verstehen wieso. Der Grund dafür saß neben Kagami und aß nun in aller Ruhe das Fleisch weiter, nun wo er den Plan vernommen hatte. Auch Aomine tat es ihm nun gleich, bis er alles verschlungen hatte.   Nach und nach gingen die ersten in die bereitgestellten Zelte, um sich ein wenig zu erholen. Auch Kagami verabschiedete sich bald und während es immer ruhiger um sie wurde, verschwanden bald auch die letzten in den Zelten und Häusern, bis lediglich nur noch Kise und er am Feuer saßen. „Du solltest schlafen gehen. Du wirst deine Kräfte morgen noch brauchen.“ „Das könnte ich dir genauso gut sagen, Aominecchi.“ Leise lachend lehnte Kise sich etwas zurück und starrte dabei in den Himmel.   „Weißt du… Offen gesagt bin ich viel zu nervös wegen morgen… Ich kenne die Typen nicht die euch euer Land nehmen, aber ich habe schon viele gesehen die für Ihr Ziel über Leichen gegangen sind. Ich habe Angst, dass etwas Schlimmes passieren könnte.“ Aomine war davon nicht überrascht. Im Gegenteil. Auch er verspürte diese Angst, aber es war normal und er war sich sicher, dass auch sein Vater dieses Gefühl gekannt hatte. Dennoch würde er alles geben.   „Es bringt nichts sich darüber Gedanken zu machen. Was passiert, dass passiert. Sich unnötig zu sorgen nimmt dir am Ende nur die Kräfte die du zum Überleben brauchst. Also geh lieber schlafen“, begann der Krieger und deutete dabei auf das Zelt, was für ihn hergerichtet worden war.   Die leichte Röte die sich erneut auf den Wangen des Blonden gebildet hatte war selbst im orangenen Licht des Feuers zu sehen. Amüsiert beobachtete er wie Kise sich erhob, nur um sich neben ihn zu knien. Verwundert beobachtete er ihn dabei und wollte ihn schon fragen, was das sollte, als er ein weiches Lippenpaar auf seinen spürte. Überrascht weitete er seine Augen, doch so schnell wie es gekommen war, war es auch schon wieder vorbei.   Kise hatte sich rasch wieder gelöst und war aufgestanden, um mit gesenktem Kopf zum Zelt zu gehen, dabei geschickt sein Gesicht hinter seinen blonden Haaren verbergend. „Gute Nacht, Aominecchi“, hörte er noch leise, bevor die Figur im Inneren verschwunden war.   Perplex blieb der Krieger noch einen Moment lang sitzen, ehe er sich ebenfalls erhob und das Feuer löschte. Anschließend ging er ebenfalls ins Zelt und sah zu dem Blonden, welcher sich mit dem Rücken zum Eingang bereits an den Rand gelegt hatte und zu schlafen schien. Kurz zögerte Aomine, ehe er sich neben ihn legte und seine Augen schloss. Vielleicht fand er ja etwas Schlaf wenn er versuchte die angenehme Wärme neben sich zu ignorieren. Hoffentlich… Kapitel 10: ------------ Der nächste Morgen kam viel zu früh und müde strich Aomine sich durch seine Haare, während sein Blick hoch zum Leinentuch wanderte. Es war noch immer ruhig draußen, aber mit einem Blick neben sich bemerkte er, dass er alleine war. Mit einem leichten Brummen richtete er sich auf und nahm sich seine Sachen, bevor er nach draußen trat und sich kurz streckte. Wachsam sah sich Aomine um und vernahm bereits nach wenigen Sekunden einen dumpfen Laut, der nicht weit von ihrem Lager zu hören war und eindeutig nicht von seinen Kriegern stammte. Neugierig ging er in die Richtung und stellte fest, dass die Geräusche von dem Übungsplatz des Dorfes kamen. Leise kam er näher und weitete seine Augen, als er den vermissten Blonden fand, der anscheinend versuchte auf ein ziemlich weit entferntes Ziel zu treffen. Im Gegensatz zu ihnen war Shutoku mehr auf Distanzangriffe ausgelegt, weswegen auch die Ziele weiter entfernt waren. Es überraschte ihn deswegen auch, dass Kise sich an eins dieser Ziele machte und neugierig kam er näher, ehe er innehielt. Deutlich spürte er die Präsenz von jemand anderen und tatsächlich kam Midorimas rechte Hand, Takao, nur wenige Sekunden später in seinen Sichtbereich. Aufmerksam beobachtete er wie dieser auf Kise zuging und ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Das war nicht schlecht, du lernst wirklich schnell! Du solltest dich jetzt nur noch drauf konzentrieren das Ziel nicht aus den Augen zu lassen und dabei deine Form nicht verlieren. Der Rest liegt an der Kraft die du aufwenden kannst“, begann er und bereits im nächsten Moment strahlte der Blonde glücklich vor sich hin. „Danke, Takaocchi!“ „Wir sollten jetzt aber Schluss machen, du brauchst deine Kräfte und außerdem werden wir beobachtet.“ Grinsend deutete der Mann hinter sich und grummelnd kam Aomine näher. Er hatte vergessen, dass Midorimas rechte Hand ziemlich gute Augen besaß und dadurch die Präsenz anderer wie kein zweiter wahrnehmen konnte. Als Kise ihn bemerkte, sah er direkt zum Boden und Aomine könnte schwören, dass seine Ohren ebenfalls etwas rot geworden waren. „Ich werde dann auch gehen. Shin-chan wird mich wahrscheinlich schon suchen. Bis später.“ Mit einem breiten Grinsen verabschiedete sich Takao und ließ die beiden alleine. Das Schweigen zwischen Ihnen war ziemlich unangenehm und kurzerhand griff Aomine selbst nach einem Übungsspeer und sah ihn sich etwas an. „Du hättest mich wecken können. Ich hätte dir auch ein paar Tipps gegeben, wenn dich das weite Werfen eher interessiert“, begann er und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Kise etwas unruhiger wurde. Seufzend legte er den Speer wieder weg, als der andere sich immer noch weigerte mit ihm zu sprechen und ging auf den anderen zu, nur um zu sehen, wie er vor ihm zurückwich, weswegen er genervt eine Augenbraue anhob. „Was soll der Mist, Kise?!“ Seine Frage war wohl etwas härter ausgefallen als beabsichtigt. Jedenfalls schien es ihm so, da der Blonde heftig zusammengezuckt war. Fast schon etwas schuldbewusst versuchte er sich zu beruhigen, ehe er es in einem etwas ruhigeren Ton erneut versuchte. „Wenn es wegen gestern ist, dann vergiss es lieber wieder und sei normal.“ Erneut konnte er dem anderen ansehen, dass es wohl nicht das war, was er hören wollte und seufzte genervt auf. Er war nicht gut in sowas. Wieso musste Kise es ihm gerade auch so schwer machen? Der Kuss hatte ihn durcheinander gebracht und das Schlimmste war, dass er ihm nicht einmal böse sein konnte. Es hatte ihm gefallen. So kurz es auch gewesen war. Lediglich die Frage nach dem Warum beschäftigte ihn noch, aber das sollte er sich für später aufheben. Jetzt hatten sie wichtigeres zu tun und eigentlich sollte er sich auf Kise verlassen können, was in seinem jetzigen Zustand wohl nicht so einfach sein würde. „Sorry… ich meine…“ Bevor er weiter reden konnte hörte er bereits die Trommeln und ihm war sofort bewusst, was das bedeutete, weswegen er sich an Kise wandte, der seinen Blick endlich gehoben hatte und ihm direkt in die Augen sah. Abwartend und erwartungsvoll, was kommen würde. „Lass uns das später besprechen. Wir haben eine Mission die wir erfüllen müssen. Aber falls es dich beruhigt, ich bin dir nicht böse und schlimm fand ich es auch nicht“, gab er noch von sich, bevor er sich umdrehte und sich auf den Weg machte. Der kleine Funke an Hoffnung in den Augen des anderen blieb ihm allerdings nicht verborgen, als er sich wieder umdrehte, um sicher zu gehen, dass Kise ihm folgte. Es fühlte sich komisch an, aber binnen weniger Sekunden war das Lächeln wieder auf Kises Lippen zurückgekehrt und gemeinsam gingen sie zurück zum Lager, wo bereits Midorima mit seinen Männern auf sie zu warten schien. Schnell teilten sie die Gruppen ein und besprachen, wo sie sich im Wald positionieren sollten um einzugreifen falls es doch ernst wurde. Auch das Zeichen wurde allen erklärt und die Dauer der Zeit, die Aomine und seine Gefährten zur Verfügung gestellt bekamen, sollten sie tatsächlich ins Innere des Hauses gelassen werden. Als alle soweit waren und verstanden hatten, machten sie sich auf den Weg. Nachdem Aomine sein Ziel nach mehr als einer halben Stunde erreicht hatte blieb er zusammen mit Kagami und Kise etwas abseits vom Weg stehen, um nicht entdeckt zu werden. Gemeinsam warteten sie auf die vereinbarten Zeichen und bald kam das erste, kurz darauf auch schon das zweite. „Sie sind soweit. Wir machen uns auf den Weg“, erklärte Aomine seinen Begleitern und trat auf den Weg, um durch den Haupteingang auf den Hof zu treten. Sofort wurden sie bemerkt und einige Waffen wurden auf sie gerichtet. Der Krieger war davon nicht sonderlich überrascht, ließ sich davon aber nichts anmerken und ging weiter, bis er vor den eigentlichen Kerl trat, der unbeeindruckt mit dem Rücken zu ihnen stand und ein paar Anweisungen verteilte, die das weitere Abholzen des Waldes beabsichtigten. Mit einem kühlen Blick bedachte Aomine den Mann vor sich, ehe ihn ein überraschter Laut von seiner Seite verwundert zur Seite wandern ließ, wo Kise bereits einen kleinen Schritt zurück gewichen war. Seine Aufmerksamkeit richtete sich schnell wieder auf den Mann vor sich, als dieser sich endlich umdrehte, und am liebsten hätte er ihn jetzt schon mit seiner Faust zu Boden geschickt. Das dreckige Grinsen des Kerls ließ nichts Gutes heißen und aufmerksam beobachtete er den Kerl, der seinen Blick nun auch über seine Gefährten wandern ließ, ehe seine Augen bei Kise hängen blieben. „Ah, Ryouta~ Ich habe von deinem Absturz gehört, wir dachten schon ihr hättet es nicht überlebt. Es freut mich, dass du wohlauf bist. Und diese Männer wollen dich wohl zurückbringen, was?“ Der amüsierte Unterton zeigte Aomine deutlich, dass der Typ anscheinend nicht wirklich bestürzt über den Zwischenfall gewesen war. Was ihn aber noch mehr verwunderte war, dass sich die beiden anscheinend kannten, weswegen er sich schlagartig zu Kise umdrehte. Der Blonde war bereits deutlich blasser geworden und ein paar Schritte zurückgewichen. Wie es schien hatte er auch nicht damit gerechnet diesen Kerl hier zu treffen. Lediglich ein leises „Haizaki“ verließ seine Lippen. Das erneute Lachen des Mannes vor ihm, ließ es ihn aber wieder vergessen und sein Gesicht wurde so ernst und entschlossen wie es zuvor gewesen war. „Wir sind hier um unseren Wald zu schützen. Wir wollen neue Verhandlungen und wir wollen wissen, was ihr mit unserem Anführer gemacht habt!“ Für einen Moment war Aomine selbst darüber verwundert wie ernst und kalt seine Stimme geklungen hatte, allerdings hatte er keine Lust alles noch weiter in die Länge zu ziehen, und der Mann vor ihm schien es zu spüren. Mit einer einladenden Geste deutete er hinter sich ins Haus und setzte sich in Bewegung. „Lasst uns doch drinnen bei einem heißen Kaffee darüber reden.“ Erneut war da wieder dieser schmierige Unterton, der ihn misstrauisch werden ließ, aber trotzdem folgte er ihm zusammen mit den anderen ins Innere. Kurz sah er sich um, entdeckte aber neben verschlossenen Fenstern lediglich einen langen Tisch mit vielen Stühlen. Karten und Pläne lagen überall verstreut, aber damit konnte er nicht viel anfangen, weswegen er diese ignorierte und wieder den Mann betrachtete, der sich am Ende des Tisches niedergelassen hatte. Die angebotenen Stühle lehnte er ab und blieb auch weiterhin stehen, seinen Speer etwas fester mit seiner Hand umschließend. „Wir fordern, dass ihr euch an die Vereinbarung mit eurer Regierung haltet und den Wald augenblicklich verlasst. Er gehört uns und ihr habt kein Recht darauf hier zu machen was ihr wollt. Wenn ihr nicht geht, wird es Krieg zwischen uns geben.“ Erneut war seine Stimme fest und entschlossen, aber sein Gegenüber schien es nicht zu stören. Stattdessen griff er nach vorne zu einem kleinen Korb und nahm eine Frucht aus diesem, welche er in seiner Hand drehte, während er den Bewegungen mit fasziniertem Blick zu folgen schien. „Dieser Wald ist reich an Früchten und wertvollen Rohmaterialien. Es wäre eine Schande ihn so verkommen zu lassen. Was ihr davon haltet interessiert mich nicht“, begann er schlussendlich, ehe er sich wieder an Kise richtete und ein dreckiges Grinsen auf seine Lippen legte. „Sag Ryouta, wie geht es Tetsuya? Hat er den Absturz auch überlebt?“ Erneut spürte Aomine wie sich sein Innerstes anspannte, als er die Vertrautheit in seiner Stimme bemerkte und wandte seinen Kopf zur Seite, wo sich Kagami ein wenig anspannte. Anscheinend spürte auch er die gleiche Abneigung in sich wie er, weswegen er sich erneut leicht zu Kise wandte, der sich wieder gefangen hatte und stattdessen nun genauso entschlossen drein sah wie Kagami und er selbst. „Was machst du hier, Haizaki? Es ist ungewöhnlich, dass du aus deiner Firma kommst und direkt vor Ort deine miesen Spielchen treibst.“ Statt eine Antwort zu geben lachte angesprochener lediglich laut auf und legte die Frucht wieder zur Seite, während er sich ein wenig vorbeugte. „Immer noch so nachtragend, weil ich mal kurz eine Affäre neben dir hatte? Ich dachte wir sind erwachsene Männer. Außerdem hast du mich doch bereits genug gestraft als du einfach gegangen bist, oder?“ Erneut war ein amüsierter Laut zu hören, doch dieses Mal schwang noch etwas anderes mit, was Aomine nicht ganz deuten konnte. Das einzige was er gerade wusste war, dass dieses Gespräch in eine Richtung ging, die er so nicht erwartet hatte. Als Kise keine Antwort von sich gab seufzte Haizaki nur und lehnte sich erneut zurück, bevor er sich nach ein paar Sekunden erhob und zu einem der Fenster ging. Skeptisch beobachtete Aomine ihn dabei. „Du hast Recht. Ich habe von dem Absturz gehört und wollte nachsehen wie es euch geht. Vor ein paar Tagen haben wir das Wrack gefunden und von euch fehlte jede Spur. Wir nahmen an ihr seid gestorben und wart Futter für die Bestien da draußen. Aber ich hätte damit rechnen müssen, dass ihr überlebt. Wieso musst du auch nur so hartnäckig sein, Ryouta?“ Langsam drehte er sich wieder um und in seinem Blick lag eine Kälte, die den ganzen Raum noch kühler erscheinen ließ. „Weißt du wieso euer Frachter abgestürzt ist, wo es doch einer der robustesten Modelle ist?“ Für einen Moment war es still und erneut wandte Aomine seinen Blick an Kise, der entsetzt auf den Mann vor ihnen blickte. Schock stand klar in seinen Augen, ehe sich Wut dazu mischte, während er die Waffe in seiner Hand fester umschloss. „Du warst das…!“ Die leisen Worte hingen für einen Moment in der Luft, ehe ein schallendes Lachen zu hören war. „Ihr hättet draufgehen sollen, Ryouta! Es war die Rache dafür, dass du mich hast sitzen lassen und bei diesem Knirps abgetaucht bist! Du kamst mir mit deiner Leichtgläubigkeit genau recht. Statt den eigentlichen Stromaggregaten, die ins Ausland sollten, habt ihr uns Waffen gebracht und eine Menge nützlicher Dinge, mit denen wir die Wilden hier vertreiben können! Es war ein Kinderspiel eine Bombe vor dem Start zu platzieren und zum Glück hat sie nicht zu viel beschädigt. Wenn wir die Einzelteile übergeben wird man denken es war ein tragischer Unfall, herbeigeführt durch einen technischen Defekt.“ „Das kann nicht dein Ernst sein!“ „Und wie es das ist. Dieser lästige Typ der etwas von Frieden gebrabbelt hat, war ein netter Test für die Waffen die du uns gebracht hast, Ryouta. Vielen Dank dafür~“ Nun war es mit Aomines Geduld endgültig vorbei und mit einem finsteren Blick schob er sich vor Kise, um die Unterhaltung zu beenden. „Dann hast du ihn also wirklich umgebracht?“ Seine Frage war mehr eine Feststellung und leicht verzog er sein Gesicht zu einem, welches einem Raubtier sicherlich Konkurrenz gemacht hätte. „Selbst wenn, ihr werdet hier drinnen sowieso sterben, ihr wisst einfach zu viel.“ Nun mischte sich auch Kagami ein, der mit einem unguten Gefühl bereits zur Tür gesprintet war als diese hinter ihnen verschlossen wurde und nun vergebens versuchte sie zu öffnen. „Shit, die haben uns eingesperrt, Aomine!“, fluchte er, während er versuchte sie mit Gewalt zu öffnen, indem er sich kraftvoll dagegen warf. Hätte er doch nur besser aufgepasst! „Um eure Freunde draußen im Wald müsst ihr euch auch nicht sorgen. Ich habe bereits Vorkehrungen getroffen, dass sie euch folgen werden.“ Sofort wurde Aomine bleich im Gesicht und leise zischte er auf, hob seinen Speer etwas höher und sah Haizaki in die Augen. „Du mieser–“ Bevor er weiter sprechen konnte, hörte er ein metallisches Klacken und sah wie etwas auf ihn gerichtet wurde. Perplex, da er so etwas noch nie gesehen hatte blieb er stehen, ehe er erneut einen Schritt nach vorne ging. Er war schnell und das Ding schien nicht sonderlich gefährlich zu sein, zumal es klein war und nicht danach aussah, als könnte es ihm auf diese Distanz Schaden zufügen. Gerade als er los sprinten wollte hörte er allerdings einen lauten Knall, der ihn inne halten ließ und geschockt weiteten sich seine Augen. Etwas Rotes trat in seine Sicht. Genauso wie ein strahlendes Gold… Kapitel 11: ------------ Wie angewurzelt war er stehen geblieben und starrte in den Lauf der Waffe, aus welcher leichter Rauch zu sehen war. Erst nach und nach realisierte er was passiert sein musste und sah zu seinen Füßen. Eine kleine Blutlache hatte sich im Zentrum der Person gebildet, dessen goldblonde Haare wie ein Fächer ausgebreitet waren und dabei das sonst so strahlende Gesicht bedeckten. Langsam ließ er sich zu der Gestalt auf den Boden sinken, streckte seine Hand aus, nur um doch wieder zurückzuzucken. Dieser sonst so aktive, junge Mann vor ihm bewegte sich nicht. Wieso nicht? Er war doch sonst immer so aufgekratzt. Oder war es nur ein schlechter Scherz? „Kise? Oi, Kise!“ Seine Stimme kam ihm fremd vor und doch versuchte Aomine es nun immer wieder, immer lauter, nur um jedes Mal keine Antwort zu bekommen. Sachte drehte er ihn schließlich auf den Rücken und stockte leicht, als er die Wunde sah, die sich auf seiner Brust gebildet hatte. Wovon? War dieses kleine Ding so gefährlich? Leise zischte er auf und strich ihm seine Haare aus dem Gesicht, um in ein schmerzverzerrtes Gesicht zu sehen. Langsam beugte Aomine sich runter, ehe er erleichtert aufatmete, als er einen kleinen Laut vernommen hatte. Sein Herz schlug noch wie es schien, also war es nicht getroffen. Dennoch wusste er nicht wie sein Zustand war und stand sofort auf. Dieses Mal war er es, der sich schützend vor Kise stellte und entschlossen seinen Speer auf ihren Feind richtete. Niemand sollte ihn mehr verletzten. Schon gar nicht dieser Kerl, der diesem Sonnenschein anscheinend schon viele Schmerzen zugefügt hatte. „Ha, wie jämmerlich. Aber er war schon immer so. Lieber würde er selbst sterben als irgendjemanden sterben zu sehen. Dabei wollte ich ihn noch etwas leiden sehen, wie schade~“ „Halt den Mund! Was gibt dir das Recht so über jemanden zu reden?!“ Aomines Wut war greifbar und während er noch versuchte einen klaren Gedanken zu schaffen, hörte er plötzlich ein schwaches Surren, welches rasch immer näher zu kommen schien. Bereits im nächsten Augenblick zersprang eins der großen Fenster zu seiner rechten und Haizaki wurde mit einem überraschten Laut seinerseits entwaffnet. Verwundert folgten seine Augen dem Schatten, welcher eben zwischen ihnen geflogen war und weitete seine Augen etwas. In der Wand steckte ein Speer und er wusste was das bedeutete. „Kagami, schnell! Bring ihn hier raus!“ Wie vom Blitz getroffen dachte der Angesprochene nicht lange nach und legte die kurze Distanz zu ihnen zurück, um Kise vom Boden aufzusammeln. Prüfend sah Kagami ihn noch an, ehe er zur kaputten Scheibe sprintete und sich mit der Schulter dagegen warf, um ein größeres Loch zu schaffen aus dem sie verschwinden konnten. Den verletzten Blonden drückte er dabei mehr an sich, um ihn vor den Scherben zu schützen, was dazu führte, dass er beim Aufprall selbst einige Schrammen bekam. Kurz zischte er auf, ehe er sich erhob und zurück sah, wo Aomine sich bereits auf den verdutzten Mann gestürzt hatte. Noch während dem Sprint hatte Aomine seinen Speer fallen gelassen und stattdessen ein Messer aus seinem Gürtel gezogen, mit welchem er auf das Herz dieses Monsters gezielt hatte. Leider hatte Haizaki sich anscheinend schneller erholt als geplant, denn er hatte den gezielten Stich mit seinem linken Arm abgefangen, sodass eine wilde Rangelei entstanden war, in welcher jeder versuchte dem anderen den Gar aus zu machen. Gerade als Aomine dachte er hätte die Oberhand bekommen, sah er ein wildes Funkeln in der Hand des Mannes. Schnell drehte er sich zur Seite und hörte einen lauten Knall neben seinem Kopf. Fluchend ließ er von ihm ab und rannte zu seinem verlassenen Speer, ehe er in einer spitzen Kurve zum Fenster rannte, um ebenfalls raus zu kommen. „Pass auf!“ Als Aomine die Warnung hörte spürte er erneut einen Luftstreif an seiner Wange und hörte hinter ihm erneut das laute Fluchen des Mannes, der ihn erneut nur knapp verfehlt hatte. „Schnell weg hier!“ Aomine nickte leicht als er Kagami erreicht hatte und rannte mit ihm zusammen in den Wald hinaus, vorbei an den Wachen, die mit mehreren Speeren und Pfeilen aufgehalten wurden. Erst nachdem sie eine Weile gerannt waren nahmen sie den Weg an einem Abhang runter und liefen ein kleines Stück zu einem Fluss, wo sie halt machten. Laut keuchend ließen sie sich nieder, doch noch bevor er überhaupt zu Luft gekommen war, sah Aomine wieder zu Kise und zog ihn vorsichtig vom Rotschopf auf seinen Schoß. Behutsam strich er ihm die Haare aus dem Gesicht und seufzte leise, bevor er noch einmal seinen Herzschlag überprüfte. Er war noch da, weswegen er das Kleidungsstück, welches Kises Brust verdeckte, auseinander riss, um die Wunde besser in Augenschein nehmen zu können. Skeptisch hob er eine Augenbraue als er das runde Loch sah, aus dem nach wie vor Blut zu tropfen schien. Glücklicherweise schien die Kugel wirklich das Herz verfehlt zu haben, und auch sonst sah es nicht so aus als seien lebenswichtige Organe verletzt worden. „Lass mich mal sehen“, begann Kagami schließlich und rutschte etwas näher, ehe er sich die Wunde genauer ansah. „Was tust du da? Als ob du Ahnung hast wie man ihm helfen kann.“ „Sagt der Richtige. Halt ihn fest. Momoi und Kuroko haben mir bevor wir gegangen sind noch eine kleine Einweisung gegeben. Anscheinend hatte Kuroko damit gerechnet, dass so etwas passieren könnte. Momoi hat mir erklärt was ich machen soll wenn der Fall wirklich eintritt.“ Rasch holte er zwei Nadeln aus einer kleinen Tasche, die an seinem Gürtel hing und wusch sie kurz im klaren Wasser. Anschließend kam er wieder zu ihnen und beugte sich über den Blonden. „Halt ihn gut fest. Das wird nicht gerade schmerzfrei sein.“ Überrascht sah Aomine in das plötzlich so ernste Gesicht und nickte leicht, während er den Blonden gut fixierte. Mit einem kleinen Nicken positionierte Kagami seine Hände, ehe er mit einem leisen „Ich fange an“ die Nadeln behutsam in das Einschussloch steckte. Sofort begann der Blonde sich zu wehren und Aomine hatte seine Mühe ihn festzuhalten. „Beeil dich, Kagami!“, fluchte er und kurz darauf gab er endlich ein „Ich hab’s!“ von sich. Neugierig sah er ihn nun an, ehe er das kleine Metallding sah, welches Kagami einfach mit den Nadeln zur Seite geworfen hatte. „Halt ihn weiter fest, es ist noch nicht ganz geschafft. Beug ihn vor, damit ich besser dran komme.“ Verwundert tat Aomine was ihm gesagt wurde und brachte Kise mehr in seine sitzende Position. Kagami hatte derweil ein kleines Fläschchen aus seiner Tasche geholt, welche er nun geöffnet auf der Wunde des Blonden ausschüttete. Erschrocken zuckte der Blonde zusammen und schrie schlagartig laut auf, bevor ihn seine Kräfte anscheinend komplett verließen und er mit einem Wimmern und tränenüberströmten Gesicht in Aomines Armen zusammenbrach. Geschockt hielt Aomine ihn fest, bevor er Kagami einen bitterbösen Blick schenkte, der lediglich seine Hände verteidigend hoch hob. „Momoi meinte ich soll die Wunde damit desinfizieren indem ich sie darauf entleere.“ Fragend sahen sie daraufhin auf die Wunde, ehe Kagami sich fing und begann sie schnell mit Bandagen zu bedecken, welche er ebenfalls vorsorglich mitgenommen hatte. Gut das er sich zuvor noch mit den beiden unterhalten hatte, sonst sähe die Sache wohl nun ein wenig anders aus und er war wirklich dankbar, dass Kuroko ihnen soweit vertraut hatte, um ihnen diese Information mit auf den Weg zu geben. Derweil strich Aomine Kise sachte durch die Haare und versuchte auch immer wieder die Tränenspuren aus seinem Gesicht zu verbannen, die nach wie vor noch das hübsche Gesicht zierten. Erst jetzt wurde Aomine wirklich klar, dass er Kise hätte verlieren können und allein der Gedanke ließ eine kalte Hand sein Herz ergreifen. Vorsichtig drückte er ihn ein wenig mehr an sich, als Kagami fertig war und vergrub seinen Kopf in den blonden Haaren, bis er ein Geräusch aus dem Wald vernahm und sich sofort etwas aufrichtete. Erst als er einen grünen Haarschopf auftauchen sah, entspannte er sich wieder und sah Midorima anklagend an, bevor es sich zu einem dankbaren Blick wandelte. „Wir mussten einen Umweg machen. Sie haben uns entdeckt. Die Männer sind bereits über Umwege auf dem Weg zurück zum Lager“, gab er bekannt und hinter ihm trat ein grinsender Takao hervor, der sofort ernst wurde, als er den Blonden erblickte. „Du hast die Speere geworfen, nicht wahr?“, fragte Aomine leise nach und bekam ein kleines Nicken vom Grünhaarigen. Verstehend richtete er sich auf und hob den Blonden dabei auf seine Arme. „Wir sollten ins Lager gehen. Kise braucht Ruhe. Außerdem benötigen wir eine neue Strategie.“ Alle Anwesenden stimmten einvernehmlich zu und machten sich auf den Weg zurück zum Lager. Als sie dort angekommen waren, brachte Aomine den Blonden als erstes zu den Heilern, die sich ihm sofort annahmen, ehe er zusammen mit Midorima durch die Reihen ging, um zu sehen wie viele es zurück geschafft hatten. Nur wenige fehlten noch und er hoffte wirklich dass sie noch kommen würden. Müde schloss er seine Augen und sah zu Kagami, der nicht minder erschöpft wirkte. „Ruh dich aus und lass deine Wunden versorgen. Wir sehen morgen wie es weiter geht. Sag auch den Männern, dass die Verletzten unbedingt zu den Heilern sollen. Wir brauchen keine Opfer durch leichtsinniges Verhalten.“ „Das gilt für dich genauso wie für den Rest, Aomine“, warf der Rotschopf noch ein, ehe er sich auf den Weg machte, um die Nachricht zu verbreiten. „Können wir morgen weiter reden? Ich bin auch ziemlich erschöpft… wir machen den Plan morgen, wenn wir sicher sind das niemand mehr kommt“, begann er anschließend, nachdem er sich wieder an den Grünhaarigen gewandt hatte, welcher es ihm gleich getan hatte und bereits durchgegangen war, wie viele von seinen Leuten noch fehlten. „Einverstanden. Lass deine Verletzungen auch gleich untersuchen, wenn du auf dem Weg zu ihm bist.“ Leise lachte Aomine als Antwort auf die Worte und hob lediglich seine Hand zum Abschied, ehe er sich tatsächlich auf den Weg zu Kise machte. Als er vor seinem Bett stand, fühlte es sich fast so an wie beim ersten Treffen, nur dass er dieses Mal einen besseren Eindruck von ihm hatte. Erschöpft sackte er neben ihm zusammen und griff nach seiner Hand. Müde honigbraune Augen hoben sich durch die Berührung und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als er erkannte wer da war. Sanft drückte der Krieger die blasse Hand, ehe er sich vorbeugte und ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn drückte. „Werde schnell wieder fit. Versprich es mir.“ Ein schmales Lächeln, sowie ein schwaches Nicken waren alles wozu der Blonde noch in der Lage gewesen war. Kurz darauf fielen seine Augen wieder zu und auch Aomine konnte es nicht mehr verdrängen. Seine Wunden waren Kratzer, also konnte er sie auch am nächsten Morgen noch behandeln lassen, wenn es sein musste. Viel lieber blieb er nun hier bei dem Blonden, zu dem er sich nun behutsam legte und vorsichtig einen Arm um seine Hüften schlang, bevor er selbst in einen tiefen Schlaf hinab glitt. Kapitel 12: ------------ Der Morgen kam schneller als es Aomine recht war und mit einem tiefen Brummen drückte er sich mehr an die Wärmequelle, die neben ihm lag. Für einen Moment war er überrascht, als er einen protestierenden Laut vernahm der einem Wimmern gleich kam, ehe er realisierte wo er war und schnell seinen Griff löste, um den anderen nicht zu erdrücken. „Sorry“, kam es lediglich aus seiner Kehle, während er den Blonden etwas genauer musterte. Wie es schien hatte er keine größeren Schmerzen, weswegen er erleichtert aufatmete. Er hatte doch wirklich für einen Augenblick vergessen wo er war, als er zusammen mit ihm aufgewacht war. Wie konnte ihm das nur passieren? Als er erneut eine Bewegung ausmachen konnte, sah er sofort zu Kise, der nicht minder müde schien, wie Aomine es noch vor ein paar Minuten gewesen war. Lediglich der leichte Schmerz, der in seinen Augen funkelte, zerstörte das sonst so ruhig wirkende Bild vor ihm. „Aominecchi, Guten Morgen.“ Die fröhliche Stimme ließ ihn für einen Moment verwundert drein blicken, ehe er sich fasste und wieder etwas näher kam. Vorsichtig strich er dem anderen durch seine eh schon verwuschelten Haare. „Morgen. Wie fühlst du dich?“ Ohne lang um den heißen Brei herumzureden fügte er noch hinzu: „Kannst du dich mit der Wunde bewegen?“ Kurz schien Kise zu überlegen, ehe er versuchte sich aufzurichten, mit dem Ergebnis, dass er wieder zurückfiel und leise vor Schmerz zu wimmern begann, während er sich auf die Lippen biss, um die meisten Laute zu unterdrücken. „Verstehe. Du bleibst hier. Es wäre sowieso besser für dich. Du hast noch nicht genug Erfahrung im Kämpfen gesammelt um nochmal mit uns da raus gehen zu können.“ „Aber –“ „Du bleibst! Verdammt, du bist angeschlagen und der Kerl scheint dich ziemlich gut zu kennen.“ Mit einem festen Blick sah er zu dem Blonden runter, der leicht zusammen gezuckt war. Nun senkte er lediglich seinen Blick, ließ seine Haare dabei vor sein Gesicht fallen, so dass Aomine nicht mehr sehen konnte was in dem anderen vorging. „Du vertraust mir nicht, nicht wahr, Aominecchi?“ Die Frage war leise, unsicher und wog doch so schwer in der Luft, dass der Krieger für einen Moment nicht wusste, was er machen sollte. Am liebsten hätte er sofort geantwortet - mit einem klaren Nein, um ihm zu zeigen, dass dem nicht so war. Allerdings geriet er ins Stocken, als er an den gestrigen Tag dachte. Kise und der Kerl, der für all ihr Leid verantwortlich war, schienen sich zu kennen. Und nicht nur als normale Freunde, wenn er es richtig interpretiert hatte. Da war noch mehr, viel mehr, von dem er nicht wusste. Und diese Unsicherheit war es, die in seinem Inneren herumwanderte. Ein leises aber bitteres Lachen war von dem Blonden zu hören und für einen Augenblick dachte Aomine er hätte ein Schluchzen unter diesem untypischen Laut vernommen. „Ich kann es dir nicht verübeln… Du musst wahrscheinlich sonst etwas von mir denken… aber weißt du was, Aominecchi? Mir würde es genauso gehen. Ich weiß selbst noch nicht mal was ich machen soll! Ich habe immer gedacht er würde sich für ein Projekt einsetzen, dass sich mit der Erhaltung der Natur beschäftigt. Immer wieder hat er mir neue Pläne gezeigt, hat mir von seinen Meetings erzählt und mich immer wieder nach Reisen mit einem Lächeln empfangen. Er hat mich die ganze Zeit getäuscht, und trotzdem… trotzdem…“ Als Aomine die ersten Tropfen von den weißen Wangen abperlen und in den Stoff runter tropfen sah, nur um dort in einem dunklen Fleck zu verschwinden, war er sich sicher, dass er sich nicht getäuscht hatte. Er wusste bereits das Kise naiv war. Und auch, dass sich hinter seinem Lächeln weitaus mehr versteckte als er ahnen konnte. Mehr Leid und mehr Angst als er zeigen wollte. Aber dafür auch weit mehr Wärme und Liebe, die nur darauf wartete sie mit dem richtigen Menschen zu teilen. Und anscheinend hatte er versucht in Haizaki diesen Menschen zu finden, nur um sich am Ende noch mehr vor allem zu verstecken. Und genau das war es was ihm Sorgen bereitete. Gerade war er sich nicht sicher was in Kise vorging und bevor er am Ende etwas Dummes tat, war er selbst lieber derjenige der den Blonden zurückwies. Kurzerhand strich er ihm durch die Haare und spürte wie Kise erneut zusammenzuckte und erstickt schluchzte. „Ruh dich aus.“ Kurz nachdem er das gesagt hatte, spürte er wie Kise etwas mehr in sich zusammensackte. Immer wieder hörte er ein ersticktes Schluchzen, spürte wie der andere zitterte und konnte doch nichts machen, um ihm zu helfen. Er war schon immer schlecht darin gewesen jemanden zu trösten. Und besonders bei ihm wusste er nicht was er machen sollte. Nach ein paar Minuten schien der Blonde sich wieder von alleine beruhigt zu haben, weswegen Aomine sich langsam von ihm löste. „Wir werden gegen Nachmittag losgehen. Ich weiß nicht wann wir wiederkommen, aber bleib in jedem Fall hier.“ Seine Worte klangen etwas härter als sie beabsichtigt gewesen waren, dennoch schien Kise unbeeindruckt und nickte lediglich. Zufrieden strich er ein letztes Mal durch seine wilden Haare, ehe er sich löste und ihm ein kleines Lächeln schenkte. „Ich muss dann los. Wir sehen uns“, versicherte er ihm, ehe er sich auch bereits auf den Weg machte, um seine eigenen Verletzungen noch zu behandeln, was er am letzten Abend verdrängt hatte. Nachdem er sich anschließend noch etwas frisch gemacht hatte, machte er sich wieder auf den Weg zum Haupthaus, wo bereits ein ungeduldiger grünhaariger Mann, zusammen mit den beiden rechten Händen, auf ihn wartete. Ohne etwas zu sagen ließ er sich neben dem Rothaarigen nieder und schenkte ihm lediglich ein Nicken, um ihm zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. „Wir brauchen eine neue Taktik. So wie bisher dürfen wir nicht noch einmal vorgehen, sonst ist es vorbei mit uns und dem Wald“, begann Midorima, während er sich ein wenig mehr aufrichtete. „Das größte Problem sind ihre Schusswaffen. Sie sind präziser als unsere und wenn es so läuft wie beim letzten Mal, wird es nicht mehr nur bei Verletzten bleiben.“ Zustimmend nickten alle Anwesenden, ehe Kagami das Wort ergriff. „Sie sind nicht unbesiegbar. Sie werden aufgeladen mit diesen Metallkugeln, wie der, die Kise abgefangen hat. Wie es scheint können bis zu sechs in diesen Modellen gelagert werden. Sechs Schüsse denen wir ausweichen müssen, bevor wir die Waffe unschädlich machen können.“ Überrascht sah Midorima auf, weswegen Aomine sich einmischte. „Wir haben einige Informationen zu diesen Waffen von dem zweiten Fremden, der in unserem Dorf ist. Er war sich nicht sicher, ob wir diese Informationen brauchen und wir wussten nicht was genau er meint, deswegen haben wir nichts gesagt.“ Verstehend nickte der Grünhaarige, ehe er ins Grübeln verfiel. „Können wir sie nicht einfach verstopfen? Dann sollten diese Teile nicht mehr raus kommen!“, fiel Takao dem anderen ins Wort, ehe er überhaupt etwas sagen konnte. Schnell fasste er sich wieder, ehe er einen zustimmenden Laut von sich gab. „Das könnte ein Versuch wert sein. Zusammen mit den besten Schützen aus unserem Dorf ist das kein Problem. Sobald diese Dinger weg sind, sollte es ein fairer Kampf werden. Aomine, du und deine Leute solltet auf den Moment warten bis wir die Lage unter Kontrolle gebracht haben. Sobald die Waffen weg sind, können wir sie schlagen.“ „Das einzige Problem wird dann nur noch der Kerl selbst sein. Er hat auch ein paar Waffen und wird sie sicher nicht verschwenden wenn seine Männer Hilfe gebrauchen können.“ Entschlossen sah Kagami drein, wurde schließlich aber von Aomine unterbrochen, der ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Haizaki übernehme ich. Er hat meinen Vater auf dem Gewissen und ich will Rache!“, verkündete er und sah mit eisernem Blick in die genauso entschlossenen Augen seines Gegenübers. „Aomine, du weißt es ist zu gefährlich allein zu gehen. Der Schamane hat uns eine Erfolgschance von 43% prophezeit. Ohne dich sinken unsere Chancen um mehr als die Hälfte!“ „Was denkst du mit wem du redest, Midorima? Ich habe bereits einmal den Fehler gemacht ihn zu unterschätzen und dabei wurde jemand verletzt. Noch einmal wird mir das nicht passieren!“ Seine Stimme wurde etwas kühler, aber blieb genauso kraftvoll, wie sie zu Beginn der Runde gewesen war. Selbst Kagami schwieg dazu, auch wenn er ebenfalls auf der Seite des anderen Anführers war - dennoch verstand er ihn gut und seufzte leise auf. „Wir bleiben in der Nähe, Ahomine. Sobald es gefährlich wird sag uns Bescheid und wir sind sofort da“, begann er schließlich und schenkte ihm ein kleines Grinsen, was der Blauhaarige nur erwidern konnte. Seufzend hörte Midorima sich das an, ehe auch er sein Einverständnis gab. „Noch einmal so einen Schuss hinzubekommen um dich zu retten, werde ich nicht schaffen. Also lock ihn raus, sollte die Situation brenzlig werden. Dann können wir dir besser helfen. Ich schlage vor wir teilen uns dieses Mal nicht auf. Wir haben gesehen, dass er uns so einfacher ausschalten kann. Wir bleiben in einer Gruppe und kommen vom Fluss. Von dort gehen wir über den West-Hügel, dort haben wir eine gute Position. Wenn wir die Kontrolle haben könnt ihr vordringen, Aomine, und dem Kerl den Garaus machen!“ „Einverstanden. Wir gehen zum Mittag los. Die Schatten sollten zu unseren Gunsten fallen sobald wir da sind. Es wird leichter uns dann anzuschleichen“, fügte Aomine hinzu, ehe er sich wieder erhob. „Es wird Zeit ihm zu zeigen, wem der Wald gehört!“ Kapitel 13: ------------ Es war bereits später Nachmittag, als sie ihre Position erreicht hatten und nun Stellung am Hügel bezogen. Wie bereits erwartet waren mehr Wachen vor Ort und alle waren sie mit ihren neuartigen Schusswaffen ausgestattet. Genervt sah Aomine sich um. Nirgendwo war dieser schmierige Kerl zu sehen – leider hatten sie das auch erwartet. „Gut wir sind alle in Position. Wir warten auf einen günstigen Moment, wenn der Wechsel der Schichten ansteht. Dann können wir die meisten ausschalten. Takao, halt die Augen offen!“ „Hai, Shin-chan~!“ Kurz schielte der Blauhaarige zu dem Duo und verdrehte seine Augen etwas, als er die unbeschwerte Art des Schwarzhaarigen hörte. Wie immer vor einem Kampf schien er ausgelassener denn je zu sein und erst als Midorima ihn erneut ermahnte, wurde er ernster und fokussierte sich auf das Camp. Sobald er das Zeichen gab konnte es losgehen, weswegen Aomine angespannt nach unten sah. Bereits nach kurzer Zeit schienen sich mehr Menschen zu versammeln und tatsächlich gab Takao sein Zeichen, worauf die ersten Bogenschützen ihre Pfeile anlegten. Die Spitzen waren mit frischem Moos bedeckt, sodass sie die Läufe verstopfen konnten, wenn die Schützen auch wirklich trafen. Eine Idee, welche Midorima unterwegs gekommen war, nachdem er sich erneut mit Kagami über die Schusswaffen unterhalten hatte. Noch einen Moment schienen sie zu warten, ehe Takao erneut ein Zeichen gab und die ersten Pfeile zielgenau trafen. Aomine war immer wieder erstaunt davon wie genau Midorimas Krieger treffen konnten, allerdings war jetzt nicht die Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Sofort wurden die ersten noch funktionsfähigen Waffen auf sie gerichtet und erste Schüsse waren zu hören. Vorsichtshalber ging er mit seinen Leuten in Deckung, während Midorima mit seinen besten Schützen unaufhörlich weitere Treffer landete, während sie selbst geschützt hinter Bäumen oder Steinen standen. Erst als die Zahl der Schüsse deutlich abgenommen hatte, begannen auch die anderen Schützen zu zielen, allerdings mehr auf die Leute, während Aomine sich bereit machte. Als er schließlich Takaos Nicken sah drehte er sich entschlossen zu seinem Ziel um, während er seinen Speer in die Luft streckte. Es war Zeichen genug und sofort danach sprang er bereits voran, gefolgt von Kagami und dem Rest seiner Krieger. Die ersten Männer, die bereits zu den klassischen Handwaffen gegriffen hatten kamen ihnen bereits entgegen, nur um von ihnen niedergeschlagen zu werden. Erst als sie im Dorf waren wurde es kniffliger, denn nun waren sie auf sich allein gestellt, da die Unterstützung von außen nur bedingt helfen konnte. Nur die besten Schützen schossen ab und an noch Pfeile, damit nicht noch welche ihrer eigenen Leute getroffen wurden. Zusammen mit Kagami erledigte er einen guten Teil an Leuten, während er sich weiter vor zum Hauptgebäude kämpfte. Dieses Mal würden sie sicher gehen, dass die Türen offen blieben und mit einem lauten Knall warf er sich mit Kagami dagegen, bis sie schließlich nachgab und aus den Scharnieren fiel. Sofort fingen beide Männer ihr Gleichgewicht wieder und sahen sich aufmerksam um, während von hinten Unterstützung kam, damit sie nicht in einen Hinterhalt fallen konnten. Überrascht stellte Aomine allerdings fest, dass niemand da war. Vorsichtig gingen sie weiter in das Haus hinein, stellten sicher, dass ihre Vermutung richtig war und sich auch wirklich niemand hinter einer Ecke versteckte. „Hier ist niemand…“, stellte Kagami unnötigerweise fest und kurz zischte Aomine auf. „Sag bloß.“ Erneut ging Aomine durch den Raum, um nach einem Hinweis zu suchen, ehe er plötzlich aus dem Gleichgewicht geriet. Mit einem kleinen Fluchen paddelte er kurz in der Luft, um nicht auf die Nase zu fallen und sah überrascht auf den Boden, während Kagami zu ihm kam. „Was war das?“, fragte er direkt, während Aomine auf den Griff im Boden deutete. „Sieht aus wie eine Tür im Boden… Vielleicht hat die Ratte sich da versteckt?!“ Entschlossen griff der Blauhaarige nach dem metallenen Griff, wurde im letzten Moment allerdings von Kagami gestoppt. „Bist du dir sicher? Das könnte auch eine Falle sein!“ „Und wenn schon. Dieses ganze Lager ist eine Falle. Eine mehr oder weniger stört da auch nicht mehr!“, entschlossen zog er an der Tür und wartete, bis sie sich genug geöffnet hatte, damit er hinein sehen konnte. Überrascht bemerkte er, dass sich dort Treppen befanden und weiter unten konnte er auch eine Lichtquelle ausmachen. Sein Gefühl sagte ihm, dass es gefährlich war und mit einem Schlag war er sich absolut sicher, dass er auf der richtigen Fährte war. Sein Gefühl lag in solchen Situationen nie falsch. „Wir sind richtig. Er ist da unten“, erklärte er und wartete noch einen Augenblick, ehe er den anderen Krieger mit einem breiten Grinsen bedachte. „Eine Stunde. Wenn ich dann nicht wieder da bin, kannst du nachkommen.“ Ein Seufzen folgte, dann ein Nicken. Zuversichtlich sah er Kagami in die Augen und klopfte ihm auf die Schulter, ehe er sich aufrichtete und langsam nach unten ging. Er wusste, dass Kagami nicht gerne warten würde aber auch, dass der Rotschopf verstand, dass jemand im Ernstfall Unterstützung holen musste, da niemand etwas von ihrer Entdeckung wusste. In der Mitte des Weges war es ziemlich dunkel und er war sich nicht sicher, ob er die Treppen noch finden würde. Erst als er sich näher an die Lichtquelle ran getastet hatte, wurde er wieder sicherer und sah sich aufmerksam um. Alles war ruhig. Kurz wartete er, lauschte ob nicht doch irgendwo Geräusche zu hören waren, ehe er langsam dem Gang folgte, der als einziges von der Treppe auszugehen schien. Nach ein paar Minuten kam er schließlich an einem größer werdenden Gang an, der sich bald in einen großen Raum gabelte. Vorsichtig bewegte er sich vor und versuchte in dem schwach belichteten Bereich etwas erkennen zu können. Erst ein Lachen ließ ihn zusammenzucken, bevor die eklig triefende Stimme ertönte. „Komm schon raus, Dschungeljunge. Ich habe dich bereits gehört als du runter gekommen bist.“ Für einen Moment zuckte er erschrocken zusammen, bevor er sich aufrichtete und entschlossen nach vorne trat. Dabei immer darauf bedacht noch genug Deckungsmöglichkeit zu haben oder schnell genug wieder in den Gang zu fliehen. Zu seinem Nachteil war der Raum leider nur spärlich mit ausreichenden Verstecken geschmückt wie es schien, weswegen er höllisch aufpassen musste, was er tat. Erneut entkam seinem Gegenüber ein lautes Lachen, was in ihm einen unangenehmen Schauer auslöste und in ihm die Frage hoch kommen ließ, wie Kise nur an so jemanden geraten konnte. Wie als könnte der andere Gedanken lesen, begann er schließlich auch zu sprechen. „Ryouta hat dir sicher einiges zu erzählen gehabt. Er ist wirklich ein artiges Kind. Nur schade, dass er sich immer so leicht von allen ausnutzen lässt. Es war schon immer so, seitdem ich ihn auf der High School kennengelernt habe. Beliebt, gutaussehend und dazu noch stinkreich. Genau der Typ Mensch den ich immer verachtet hatte. Und ausgerechnet er war mein Sprungbrett in die Welt der Finanzen - weil er sich mit mir abgeben und mich aus den Slums holen wollte. Ich habe ihm die ganze Zeit vorgespielt auf ihn angewiesen zu sein und hinten rum meine eigenen Pläne vervollständigt, mit dem Geld was er mir gutmütig als Startkapital gab, nachdem ich mich bereit erklärt hatte mit ihm zusammen zu sein. Der kleine Ryouta war anscheinend so verliebt, dass er es nicht einmal gemerkt hat. Nachdem ich an meinem Ziel war, habe ich ihn abserviert und ihn im Namen einer anderen Firma hierher gebracht. Eigentlich sollte er ja drauf gehen, aber wie es scheint ist er zäher als ich gedacht habe. Zu Schade aber auch.“ Erneut ertönte ein dreckiges Lachen und am liebsten hätte Aomine dem Kerl sofort die Kehle durchgeschnitten. So wie er es hatte klingen lassen, war Kise für ihn wirklich nichts mehr als ein kleines Spielzeug gewesen, was nun nicht mehr zu gebrauchen war und entsorgt werden musste. Kurz biss er sich auf seine Lippen, um sich ein wenig zu beruhigen. Er durfte jetzt nicht die Kontrolle verlieren. Anscheinend wusste der Kerl bereits, dass Kise und er sich angefreundet hatten, sonst würde er nicht solch eine miese Karte ausspielen. Trotzdem fiel es ihm schwer ruhig zu bleiben, wenn er diese spöttische Stimme hörte. Erst als er ein kleines Wimmern hörte zuckte er leicht zusammen. Auch wenn es nur kurz war, hatte er die Stimme erkannt und sofort schnellte sein Blick zur Seite, ehe sich seine Augen weiteten, als er die Figur im Dunklen erkennen konnte. „Kise?!“ Doch bevor er einen Schritt zu ihm machen konnte stockte ihm der Atem. Sein Herz fühlte sich schwer und kalt an und für einen Moment hatte er das Gefühl sich übergeben zu müssen. Wenn er sich anstrengte konnte er nicht nur eine Figur ausmachen. Es waren zwei. Kapitel 14: ------------ Einen Augenblick lang dachte er, ihm würde der Boden unter den Füßen weggerissen werden. Sein Griff um den Speer lockerte sich und mit einem dumpfen Geräusch landete er auf dem Boden, nur um bei seinem Besitzer auf taube Ohren zu stoßen. Lediglich sein Blut rauschte in seinem Kopf umher und ließ jedes andere Geräusch, was zu ihm durchstoßen wollte, verstummen. Ein Schritt, zwei Schritte. Langsam näherte er sich der Figur, die reglos auf dem Boden neben Kise lag. Selbst ihn hatte er für diesen Moment ausgeblendet. Fast schon kraftlos ließ er sich vor der Figur auf den Boden fallen und spürte wie seine Beine in etwas nassem landeten. Wie hypnotisiert sah er auf seine Hand, die etwas abbekommen hatte und sah lediglich eine flüssige, rote Farbe. Zitternd streckte er sie aus und berührte die gebräunte Schulter, die seiner so ähnlich war. Vorsichtig drehte er den Körper um, nur um alle seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt zu bekommen. „Vater…“, kam es leise aus seinem Hals und selbst seine eigene Stimme zitterte, fühlte sich fremd und unwirklich an. Bevor ihn erneut die blanke Wut und Hoffnungslosigkeit packen konnte, bemerkte er jedoch ein kleines Zucken. Sofort kam er wieder zu sich und beugte sich über die verletzte Brust. Tatsächlich! Leise und schwach, aber sein Herz schlug noch. Erleichtert atmete er aus auch wenn seine Sorge noch immer nicht verschwunden war. Fast im gleichen Moment spürte er jedoch wie eine bekannte Kälte ihn erneut einnahm, als er dieses eine Lachen hörte, was er am liebsten nie wieder vernehmen wollte. „Wie rührend. Ich hatte ihn die ganze Zeit hier unten, aber keine Sorge, ich habe dich nicht angelogen. Wir haben tatsächlich unsere Waffen an ihm getestet. Es ist erstaunlich wie lange er durchgehalten hat, während viele seiner Leute bereits gestorben sind. Ich kann verstehen wieso ihr ihn zu eurem Anführer gemacht habt. Aber auch er wird es bald hinter sich haben - genauso wie Ryouta und du.“ Als Haizaki erneut den Namen des Blonden in den Mund nahm, spürte Aomine eine frische Welle an Wut, ehe er sich daran erinnerte, dass Kise ebenfalls hier war und alles mit angehört haben musste. Sofort drehte er sich zu ihm um und konnte einige frische Verletzungen an ihm ausmachen, genauso wie ein tränenüberströmtes Gesicht. Seine Augen zeigten eine tiefe Trauer, aber auch eine große Schuld. „Wieso bist du hier?“, fragte Aomine ihn direkt in einem gefassten Ton und sofort konnte er das Zucken des anderen sehen, was ihm schon Antwort genug war. „Ich… konnte euch nicht alleine gehen lassen… also bin ich selbst los… Aber kurz nach dem ich das Dorf verlies, haben sie bereits auf mich gewartet. Es tut mir Leid…“ Schon wegen seiner gebrochenen Stimme verstand Aomine, dass er die Wahrheit sprach, weswegen er lediglich ein kleines Seufzen raus bringen konnte. Behutsam griff er nach seinen zusammengebundenen Händen und holte mit seiner zweiten Hand sein Messer aus der Tasche an seiner Hüfte, um das Seil um seine Knöchel kurzerhand zu durchtrennen. Behutsam legte er es ihm anschließend in seine Finger und strich ihm kurz durch die Haare, ehe er sich aufrichtete und sich schützend vor die beiden positionierte. „Befrei meinen Vater und bring ihn hier raus, wenn du kannst. Draußen warten die anderen, wir haben das Lager bereits unter Kontrolle.“ „Aber, was ist mit dir, Aominecchi?“ Ein kleines Grinsen legte sich auf seine Lippen, während er ein zweites Messer aus seiner Gürteltasche zog und drohend in Haizakis Richtung hielt. „Ich komm schon klar. Jetzt weiß ich wie die Dinger funktionieren und wie man sie aufhalten kann. Dein Freund hat es Kagami erzählt, bevor wir gegangen sind. Jetzt mach schon!“ Etwas energischer sah er ihn an und war erleichtert, als er sich bewegte, um zu tun, worum er ihn gebeten hatte. Sofort richtete Aomine seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen eigentlichen Gegner und bemerkte, dass sein Grinsen verschwunden war. Anscheinend gefiel es ihm nicht was Kise hinter ihm tat, aber das war ihm egal. „Du wirst die beiden nicht weiter foltern, verstanden?! Dein Gegner bin ich!“ Entschlossen machte er einen Satz nach vorne hin und bemerkte, wie Haizaki bereits nach etwas griff. Erschrocken sprang er gerade im letzten Moment zur Seite, als er den Lauf sehen konnte und nur eine Sekunde später hörte er einen Schuss. Das leise Zischen ließ ihn erahnen, wie wütend der Mann anscheinend war, dass er ihn nicht erwischt hatte. Erleichtert richtete Aomine sich auf und beobachtete jede seiner Bewegungen genau. Hochkonzentriert begann er sich jedes Mal zu bewegen, bevor Haizaki den Abzug komplett bewegen konnte und entspannte sich ein wenig, als Haizaki die Waffe runter nahm. Anscheinend waren fünf Kugeln seine Begrenzung. „Du bist mir ein wenig zu schnell, aber das können wir ändern. Wenn ich dich nicht kriege, dann nehme ich mir eben etwas Langsameres“, begann er und für eine Sekunde verstand Aomine nicht, bevor es ihm dämmerte. Blitzschnell setzte er sich in Bewegung und sah gerade noch, wie der Mann die Waffe erneut anhob. Ein heißer Schmerz durchfuhr ihn nach wenigen Sekunden und langsam sackte er runter auf die Knie, während ein erschrockenes „Aominecchi!“ durch den Raum hallte. Angespornt davon, richtete der Krieger sich wieder auf und sah dem geschockten Blonden in die Augen, ehe er sich erneut umdrehte und mit einem breiten Grinsen seine Arme ausbreitete. „Schieß doch! Ich lasse nicht zu, dass du ihnen noch ein Haar krümmst!“ Erneut hörte er wie der Blonde zu einem Satz ansetzte, doch dieses Mal unterbrach er ihn fast sofort. „GEH!“ Ein letztes kurzes Schluchzen war zu hören, ehe er hörte wie der Blonde so gut es ging losrannte. Erleichtert ließ er seine Arme sinken, als die Schritte fast verklungen waren. Ein flüchtiger Blick zu seiner Hüfte, ließ ihn erkennen, dass der Schuss gesessen hatte. Jetzt waren sie alleine. Und er hatte dem Kerl mehr als genug Zeit gegeben seine Waffe nachzuladen. „Einheimischer Idiot! Keine Sorge, die beiden entkommen mir nicht. Aber von dir habe ich genug. Es wird Zeit, dass du endlich verschwindest!“ Langsam spürte Aomine wie ihn seine Kräfte verließen und ging in die Knie, während er sich einen Überblick über die Situation machte. Direkt neben ihm lag sein Speer, den er vorhin fallen gelassen hatte und augenblicklich griff er danach, bevor er seinen Kopf wieder anhob. Ein animalisches Grinsen lag dabei auf seinem Gesicht, während er seine Kräfte sammelte und wieder aufstand, um selbst in Angriffsstellung ging. „Das solltest wohl eher du. Ich denke nicht daran hier drauf zu gehen.“ „Wir werden sehen.“ Erneut legte Haizaki seine Waffe an und gerade im letzten Moment gelang es Aomine einen Satz zur Seite zu machen. Dennoch zierte seine Wange nun ein Streifschuss und leise knurrte er auf. Seine Geschwindigkeit hatte wirklich abgenommen. Und was noch schlimmer war, war die Tatsache, dass der Kerl seine Waffe erst frisch nachgeladen hatte. Dennoch würde er nicht so einfach aufgeben, er musste an ihn rankommen und das würde er auch. Fest umschloss er seinen Speer, während er der nächsten Kugel erneut auswich. Fast schon im gleichen Augenblick nutzte er seine Chance, um seine Waffe nach dem anderen zu werfen. Wie erwartet wich er ihr aus und diese Zeit nutzte er um näher an ihn ranzukommen. In seiner Hand hielt er nun wieder sein Messer, bereit dem anderen die Kehle durchzuschneiden, doch anscheinend besaß der Mann eine genauso schnelle Reaktionszeit. In nur wenigen Sekunden hatte er die Waffe wieder fokussiert und erneut zum Schuss angesetzt und dieses Mal traf sie ihr Ziel. Kurz zischte Aomine auf, als er den Schmerz spürte, nahm es aber in Kauf, um ihn in der nächsten Bewegung endlich zu entwaffnen. Mit einem lauten Klappern landete die Waffe auf dem Boden und ohne lang zu überlegen trat Aomine sie schnell mit seinem Bein zur Seite, raus aus der Reichweite von Haizaki. Zufrieden vernahm er das Fluchen des anderen, ehe er einen Griff an seiner Hand spürte und bemerkte, dass er das Messer an sich reißen wollte. Mit einem kräftigen Stoß gegen seine verletzte Schulter, sank Aomine mit dem anderen zu Boden, um sich dort mit ihm zu raufen. Immer wieder kämpften sie darum, den anderen unter sich zu begraben und an das Messer zu kommen, bis Haizaki einen Moment der Unachtsamkeit von Aomine nutzte und sein Knie gegen seine verletzte Seite rammte. Erschrocken japste der Krieger auf und lockerte für einen Moment seinen Griff um das Messer, aber allein das war schon genug. Seine eigene Unachtsamkeit wurde ihm schmerzlich bewusst, als sich die Messerspitze in seinen Hals bohrte und ihn handlungsunfähig machte. Deutlich konnte er spüren, wie bereits die ersten Tropfen seines Bluts aus der Wunde traten und mehr als ein heiseres Lachen konnte er nicht herausbringen. Er hatte Mist gebaut. Und zwar Großen. Für einen Moment schloss er seine Augen und dachte angestrengt nach, welche Optionen ihm noch blieben, ehe ein lauter Schuss durch den Raum hallte. Erschrocken öffnete er seine Augen, als das Gewicht zunahm und für einen Moment wusste er nicht, wie ihm geschah. Verwirrt sah er zum Eingang, wo er in honigbraune Augen blickte, die voller Kälte in ihre Richtung blickten. Kapitel 15: ------------ Für einen Augenblick lang war Aomine wie gelähmt. Das Messer an seinem Hals war verschwunden, hatte aber auf seinem Weg einen klaren Schnitt gezogen, der nun leicht blutete, aber das war ihm egal. Viel mehr waren seine Sinne auf den Mann vor ihm gerichtet, der noch immer fest die Waffe in seiner Hand hielt, bereit jeden Moment erneut zu schießen. In seinen Augen spiegelte sich blanke Wut, aber auch reine Ekstase, von dem was er gerade getan hatte. Im Moment war Aomine sich nicht sicher, ob er noch wusste wer Freund oder Feind war. „Kise…?“, entkam es ihm beinahe flüsternd und sofort richteten sich diese sonst so klaren und warmen Augen auf ihn, immer noch diesen fremden Ausdruck in sich tragend. Kurz schluckte Aomine, doch bevor er etwas sagen konnte merkte er, wie sich der Leib auf ihm bewegte und ein Lachen aus dessen Kehle entwich. Weit riss der Krieger seine Augen auf und stieß ihn von sich, ehe er von dem Mann wegrutschte, der sich nun aufzurichten begann. Blut tropfte aus seiner Brust und Aomine wusste mit einem Blick, dass der Schuss lediglich eine Warnung gewesen war. „Du kleine Ratte wagst es? Ich hätte dich gleich umlegen sollen, als du hier aufgetaucht bist.“ „Halt den Mund!“ Die ruhige Stimme, welche dennoch leicht vor Wut bebte, war es, welche Aomine seinen Blick wieder auf den Blonden richten ließ. Sein Ausdruck hatte sich in den wenigen Sekunden verändert, zu einem recht verzweifelt wirkendem. „Ich habe dir vertraut… Was glaubst du eigentlich wie oft ich auf dich gewartet habe?! Ich habe dir alles geglaubt…alles…“ Ein kleines Schluchzen unterbrach ihn und für einen Moment senkte er seinen Kopf, ließ sein Gesicht hinter den blonden Strähnen verschwinden, damit niemand sehen konnte was in ihm vorging. Dennoch verriet ihn das Zittern seiner Schultern und tatsächlich konnte man deutlich die Tränen erkennen, die wie ein Wasserfall aus seinen Augen quollen. „Es ist vorbei! Ich habe genug davon, dass du mein Leben zerstören willst! Halt dich von mir fern und lass vor allem meine Freunde da raus!“ Bereits im nächsten Augenblick festigte sich sein Griff wieder um den Abzug der Waffe. „Verschwinde! Nimm den Rest deiner Leute und verschwinde aus dem Wald! Lasst die Menschen hier zufrieden!“ Erneut wandte sich sein Ausdruck und wieder kehrte die Kälte zurück, welche Aomine von dem Blonden nicht gewohnt war. Jedoch schien Haizaki nicht gewillt, einfach so aufzugeben und langsam richtete er sich auf, erneut das Messer in der Hand haltend, von dem Aomine dachte er hätte es eigentlich verloren. Rasch sah er auf den Boden, nur um festzustellen, dass es verschwunden war. Wahrscheinlich war er zu abgelenkt gewesen, um zu merken, dass er es sich wieder geholt hatte. Kurz zischte er auf und erhob sich ebenfalls, wobei er geschickt ignorierte, dass nun vermehrt Blut aus der Schusswunde an seinem Bauch trat. „Aber, aber Ryouta. Solche Waffen sind doch gefährlich. Außerdem würdest du es sowieso nicht über dich bringen noch einmal abzudrücken. Wir beide kennen dich gut genug.“ Langsam kam der Kerl näher, das Messer so gewandt, dass er ohne Probleme zu einem schnellen Hieb ausholen konnte. „Selbst wenn es jemand ist den du abgrundtief hasst kannst du ihm nichts Schlechtes wünschen, war es nicht immer so?“ Erneut hallte ein amüsiertes Lachen durch den engen Raum doch noch bevor Haizaki erneut einen Schritt nach vorne machen konnte, wurde er bereits von den Beinen gerissen. Wutentbrannt hatte Aomine sich nun gegen ihn geworfen und mit einer geschickten Bewegung entwaffnet. „Vergiss mich nicht!“, zischte er dem Schwarzhaarigen warnend entgegen und konnte deutlich mit ansehen, wie sich leichte Angst im Gesicht des Mannes bemerkbar machte. Nun war es an Aomine überlegen zu Grinsen, wobei nichts Fröhliches in seinen Augen funkelte. „Komm nie wieder zurück!“ Bevor Haizaki noch etwas erwidern konnte, spürte er wie ein harter Schlag ihn traf und kurz darauf verlor er endgültig das Bewusstsein. Erleichtert atmete Aomine durch, ehe er sich zu Kise drehte, der langsam die Waffe sinken ließ. Erneut verbargen seine Haare sein Gesicht, so dass es Aomine unmöglich war zu sehen, was in dem anderen vor sich ging. Langsam stand der Krieger auf, zischte dabei leise und sah sich kurz um. Nicht weit von ihm lag ein Seil auf dem Boden, mit welchem zuvor noch Kise und sein Vater gefesselt gewesen waren und kurzerhand griff er danach, um Haizaki damit handlungsunfähig zu machen, sollte dieser verfrüht wieder zu sich kommen. Erst als er sicher war, dass nichts mehr passieren konnte, nahm er sein Messer wieder an sich und richtete sich auf. Sein Blick lag auf dem Blonden und langsam ging er auf ihn zu, blieb allerdings wenige Meter vor ihm stehen, als ein kleines Lachen zu hören war. „Er hat unrecht… alles was ich empfinde ist Wut und Hass… am liebsten… am liebsten hätte ich ihn tot gesehen. Diese Kugel war dafür gedacht ihn zu töten Aomine!“ Immer wieder unterbrachen Schluchzer seine Worte, aber trotzdem verstand der Blauhaarige genau was Kise von sich gab. Vorsichtig griff er nach vorne, um die Waffe aus seiner Hand zu nehmen, ehe er seine freie Hand auf den blonden Haarschopf legte. Für einen Moment spürte er das Zucken und wie sehr er sich anspannte. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, als er das bemerkte. „Du warst wirklich mutig. Danke Kise“, sprach er so leise, dass es kaum hörbar war. Aber eben nur kaum. Deutlich spürte er wie das Zittern zunahm, ehe sich ein Gewicht gegen ihn drückte und ihn fast umwarf. Erschrocken japste er auf, als sich blasse Hände in sein Shirt krallten und dabei seine Wunde streiften. Für einen Moment schloss er seine Augen, ehe er ihm behutsam durch seine blonden Locken strich und lächelnd wartete, bis die Tränen versiegt waren. Nach ein paar Minuten wurde es schließlich ruhiger, dennoch unterbrach er seine Handlung nicht. Lediglich etwas fragend sah er nach unten, als der Blonde sich zu regen begann und ihm ebenfalls in die Augen sah. Zufrieden bemerkte er, dass die Topase des jungen Mannes wieder klarer geworden waren und zu strahlen begannen. Für einen Moment hatte er doch wirklich geglaubt, diesen Ausdruck nie wieder sehen zu können, weswegen er diesen Moment förmlich in sich aufsog und sich weiter in dieses weite Meer fallen ließ. Erst hektische Schritte weckten ihn auf und anscheinend ging es Kise nicht viel anders, denn erschrocken weitete er seine Augen. Aomine wurde nun bewusst, wie nahe sie sich wirklich gekommen waren und nahm wieder mehr Haltung an, ohne den Jungen dabei loszulassen. „Aomine!“, hallte es bereits kurz darauf durch den Gang und kurz darauf kam ein gehetzter Rotschopf in sein Sichtfeld, welcher abrupt stehen blieb, als er sie in dieser Position fand. „Brüll hier nicht durch die Gegend wie ein aufgeschrecktes Huhn, Bakagami!“, zischte er lediglich als Antwort und löste sich schließlich etwas, nur um festzustellen, dass der Halt durch den Blonden gerade doch ziemlich einladend war. Kraftlos sackte er wieder gegen ihn und schloss für einen Moment seine Augen. Langsam aber sicher nahm der Blutverlust ihn auch mit, dennoch warf er einen vorsichtigen Blick zu Kise, welcher ihn anscheinend auch stumm verstand. Kurz nickte er und legte unterstützend einen Arm um ihn, weswegen er ihm ein kleines Lächeln schenkte. „Lasst uns gehen… ach ja bevor ich es vergesse. Kagami. Der Typ da kommt mit, wir können ihn schlecht hier unten liegen lassen.“ Etwas verwundert blickte der Rotschopf ihn an, verstand aber kurz darauf und grinste ein wenig. Auch wenn man es nicht glauben wollte. Manchmal konnte der sonst so kühle Aomine Daiki auch mal Gefühle zeigen. „Aye“, gab er deswegen lediglich von sich und schulterte den Mann geschickt, nachdem er sich vergewissert hatte, dass er für sie keine Bedrohung mehr war. Zusammen machten sie sich auf den Weg nach draußen, wo bereits Midorima auf sie wartete und ebenfalls erleichtert aufatmete, als er das Trio entdeckte. „Wir haben alle erledigt und gefangen genommen.“ Kurz nickte Aomine, während sein Blick besorgt durch das Lager wanderte. „Wir haben ihn bereits wegbringen lassen. Seine Verletzungen sind ziemlich ernst, deswegen kann ich nichts Genaueres sagen. Wir sollten so schnell wie möglich zurückgehen.“ Verstehend nickte Aomine und spürte kurz darauf, wie ihn noch jemand stützte, bevor Kise von seiner Seite verschwand. Takao hatte ihn abgelöst und war stattdessen an seiner Seite, wie immer ein belustigtes Grinsen tragend. Kise dagegen stand mit einem kleinen Lächeln auf seiner anderen Seite, was rasch verschwand, als Aomine sich ihm wieder zuwendete. „Darüber, dass du meine Befehle zweimal missachtet hast, reden wir später noch. Fürs erste gehen wir zurück. Zusammen.“ Leicht weitete Kise seine Augen, als er das hörte, ehe er spürte wie etwas Warmes über seine Wangen tropfte. Er war wirklich erleichtert, dass Aomine nicht mehr passiert war. Ein ehrliches Lächeln legte sich auf seine Lippen, bevor er sich zusammen mit ihnen in Bewegung setzte. „Ja!“ Kapitel 16: ------------ Seit dem Vorfall waren nun bereits mehrere Wochen vergangen und nachdem sie die Männer mit Hilfe von Kise und Kuroko an die zuständigen Behörden hatten ausliefern können, war wieder Ruhe im Wald eingekehrt. Die meisten Krieger hatten sich bereits erholt und waren wieder in ihre Dörfer zurückgekehrt. Auch Aomine hatte sich zusammen mit seinen Leuten auf den Heimweg gemacht, nachdem klar war, dass sein Vater es überleben würde und bewegt werden durfte. Das Dorf war in heller Aufregung gewesen, als sie zurückgekommen waren und seitdem kümmerten sich alle Heiler mit Hochdruck darum, dass es ihrem Anführer an nichts fehlte und er ausreichend versorgt wurde. Aomines Wunden waren bereits geheilt und schränkten ihn auch nicht mehr ein. Lediglich eine Narbe war geblieben, die ihn wohl noch viele Jahre daran erinnern würde, wie er ihren Wald verteidigt hatte. Ein zufriedenes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er den Ort erreicht hatte, den er gesucht hatte und kurz hielt er inne, um in das klare Wasser zu sehen. Lange war er nicht mehr hier gewesen, was unter anderem an Momoi lag, die ihm noch immer damit in den Ohren lag sich nicht zu überanstrengen und nur in Begleitung das Dorf zu verlassen. Wie alt war er denn? Fünf? Er brauchte nun wirklich keinen Babysitter mehr! Kurzerhand begann er damit sich seiner Sachen zu entledigen, bevor er sich in das kühle Nass gleiten ließ. Leise seufzte er auf, als er die Feuchtigkeit auf seiner Haut spüren konnte und ließ sich kurz darauf einfach treiben. Er hatte alle Zeit der Welt, denn erst am Abend würde die Feier steigen, die so lange fällig gewesen war, um ihre Krieger zu ehren. Schon lange hatte er sich darauf gefreut, nicht zuletzt, weil auch sein Vater endlich daran teilnehmen durfte. Als er schließlich Geräusche hörte, öffnete er müde seine Augen, der Rest seines Körpers blieb allerdings in seiner entspannten Haltung. Mittlerweile kannte er diese unebenen Schritte und so sehr dieser jemand es auch versuchte, wahrscheinlich würde er niemals komplett lautlos durch den Wald schleichen können. „Aominecchi! Wusste ich doch das du hier bist. Momoicchi sucht dich schon im ganzen Dorf und macht sich Sorgen um dich“, begann der Blonde schließlich und blieb am Rand stehen, dabei ein kleines Lächeln auf den Lippen tragend, sowie die gesunde Röte, die schon länger nicht mehr aus dem Gesicht weg zu bekommen war, wenn er ihn so zu sehen bekam. „Ah… lass sie warten. Es ist alles verheilt und sie weiß das auch.“ „Trotzdem solltest du zurückkommen. Die Vorbereitungen für das Fest laufen, selbst Kagamicchi und Kurokocchi helfen mit alles herzurichten.“ Langsam ließ er sich auf dem Boden nieder, weswegen auch Bewegung in den gebräunten Körper kam. Seufzend schwamm er zum Rand zurück und nahm sich seine Sachen, die er sich langsam wieder anzog. „Ich habe keine Lust zu helfen. Wahrscheinlich würde ich eh nur im Weg stehen, wie immer.“ Nachdem er seine Sachen wieder trug, ließ er sich neben Kise auf den Boden sinken und hielt ebenfalls seine Füße ins Wasser. Wie es schien hatte der Blonde nicht vor bald von hier zu verschwinden, egal was seine Worte auch versuchten ihm weis zu machen. „Ach was. Alle würden sich sicher freuen wenn du helfen würdest! Außerdem ist es doch auch unsere Abschiedsparty, schon vergessen?! Kurokocchi und ich sind genesen und fit genug um den Wald zu verlassen.“ Ein kurzer Stich fuhr durch sein Herz, als er sich daran erinnerte. Es stimmte schon, die beiden waren fit genug um wieder in die Städte zurückzugehen. Der Wald war nicht ihre Heimat und nun wo sie wieder gesund und munter waren, hatten sie keinen Grund länger zu bleiben. Auch wenn er sich sicher war, dass auch Kagami das nicht begrüßen würde. In einer ungestörten Minute hatte er ihm mal erzählt, dass er sich in den stoischen Kuroko verliebt hatte. Zwar kam es für ihn nicht überraschend, aber es hatte ihn doch ziemlich umgehauen. Nicht zuletzt weil ihm dabei bewusst geworden war, wie verzwickt ihre Lage war, denn auch er hatte Gefühle für den Blonden entwickelt, die ein angehender Stammesführer nicht haben durfte - jedenfalls nicht für das gleiche Geschlecht. „Du musst heute Abend unbedingt kommen! Wenn nicht um zu feiern, dann wenigstens um uns Lebewohl zu sagen. Sonst bin ich böse mit dir, hast du gehört?!“, begann der Blonde schließlich und trug dabei sein breitestes Lächeln auf den Lippen. Aomine dagegen hielt es für besser nichts zu sagen, weswegen eine ziemlich angespannte Stimmung entstand. Kise, der damit nun wirklich nicht umgehen konnte, stand deswegen auch bald auf und drehte sich zu ihm um. „Ich gehe zurück. Momoicchi sage ich, ich hab dich nicht gefunden, ja? Bitte, denk an das was ich dir eben gesagt habe, okay Aominecchi?“ „Was auch immer…“ Ein leises Lachen war zu hören, bevor Kise mit einem „Bis später!“ schließlich zurück zum Dorf ging. Für ein paar Minuten sah Aomine ihm noch nach, ehe er es sich im Gestrüpp bequem machte und versuchte ein wenig zu schlafen. Erst am späten Abend wachte er auf und mit einem Blick wusste er, dass er ziemlich verschlafen hatte. Sofort richtete er sich auf und machte sich auf dem Weg zu ihrem Dorf, wo die Stimmung bereits schon ziemlich heiter war. Seinen Vater und Momoi hatte er schnell gefunden und auch Kagami und Kuroko fielen ihm rasch ins Auge, wobei das eher der Tatsache zu verdanken war, dass er den Rotschopf in jeder noch so großen Ansammlung erkannte. Lediglich von Kise war keine Spur zu sehen, weswegen er zu den beiden Turteltäubchen ging, wie er sie in seinem Kopf bereits abgestempelt hatte. „Wo ist Blondie?“, fragte er aufs Blaue heraus und erntete vielsagende Blicke, bevor Kuroko in Richtung von Aomines Haus deutete. „Er meinte er will sicher gehen, dass du dich nicht um die Feier drückst. Deswegen wartet er dort um dich abzufangen, solltest du etwas dergleichen versuchen.“ Ein kleines Schnauben kam aus Aomines Mund, dennoch nickte er dankend und machte sich auf den Weg dorthin. Ein paar Mal wurde er dabei allerdings aufgehalten, als ein paar wahnwitzige Frauen versuchten, ihn zu einem Tänzchen einzuladen und er war mehr als froh, als er es durch diese Hölle geschafft hatte. Kurz atmete er auf, bevor er sich auf den Weg in den ruhigeren Teil des Dorfes machte, wo sein Häuschen stand. Schon davor konnte er den Blonden erkennen, der seinen Kopf in den Nacken gelegt hatte, um so in den Himmel sehen zu können. Erst als er kurz vor ihm stand, richtete sich seine volle Aufmerksamkeit auf ihn und ein breites Lächeln erschien auf Kises Lippen. „Willkommen zurück, Aominecchi~ Ich hatte schon Sorge du würdest noch nicht mal hierher kommen.“ Seufzend sah Aomine zu ihm runter und hielt ihm kurz darauf seine Hand hin, als stilles Zeichen, dass er aufstehen sollte. Mit einem breiten Grinsen ließ Kise sich hoch helfen, nur um mit der Hand, die ihm eben noch hoch geholfen hatte, eine auf den Hinterkopf zu bekommen. „Und ich dachte, dir wäre die Party zu viel, weil ich dich dort nicht gefunden habe. Kagami und Kuroko haben mir gesagt wo du bist.“ „Autsch… deswegen musst du nicht gleich so grob werden, Ahomine!“ Ein kleines Knurren huschte aus Aomines Kehle bei der Erwähnung seines Hassnamens, ehe er seufzend in sein Haus ging. Wenn er schon mal hier war, dann konnte er sich auch gleich noch ein wenig Ruhe gönnen. „Aominecchi! Willst du denn gar nicht auf die Feier?“, kam es von dem Blonden hinter ihm, der ihm wie es schien gefolgt war. „Nein. Wenn du Lust hast turtelnde Idioten zu beobachten oder von Frauen angemacht zu werden, dann bitte, tu dir keinen Zwang an. Aber das ist nichts für mich.“ „Mou… dabei wollte ich den letzten Abend noch mit ein paar Leuten reden…“ Fragend drehte sich Aomine um, als er das vernommen hatte und hob dabei eine Augenbraue hoch. „Was hindert dich daran das zu machen? Du musst nicht hierbleiben, ich renne schon nicht weg.“ Schweigen war alles, was ihn daraufhin erwartete, womit er nun wirklich nicht gerechnet hatte, weswegen er etwas näher an den anderen heran ging, um unter den blonden Strähnen hindurchzusehen, hinter denen er sich wieder versteckt hatte. Bevor er sich allerdings vorbeugen konnte, um genau das zu machen, hörte er eine fast schon unhörbare Stimme. „Und wenn ich bei dir bleiben will?“ „Huh?“ Entschlossen hob Kise seinen Blick wieder und kurz zuckte Aomine etwas zurück. Sein Blick schien ihn zu durchbohren und erneut schimmerten kleine Tränen in den strahlenden Topasen. Tränen? Verwirrt blinzelte Aomine und verstand die Welt nicht mehr, als es ihn wie ein Schlag traf. „Ich will bleiben, Aominecchi! Dieses Dorf… ich habe mich daran gewöhnt und ich habe es sogar lieb gewonnen. Zusammen mit den Menschen und diesen ekligen Insekten. Ich will nicht gehen müssen. Ich will dich nicht verlassen müssen!“ Erschrocken weitete Aomine die Augen, als er diesem plötzlichen Ausbruch des Blonden ausgeliefert war. Noch dazu klammerte dieser sich nun wieder an ihn und vergrub fast schon verzweifelt seinen Kopf an seiner Brust, immer wieder leicht zusammenzuckend, um die hochkommenden Tränen zu verbieten. Der Anblick war schon fast herzzerreißend und im Moment konnte er es auch nicht übers Herz bringen, ihn einfach so stehen zu lassen. Schon gar nicht, nachdem er sich ihm so ausgeschüttet hatte. Vorsichtig hob er deswegen eine Hand und strich ihm behutsam durch seine blonden Haare. „Du Idiot…“, begann er leise und spürte sofort wie Kise sich ein wenig verkrampfte und ruhiger wurde. „Du musst nicht gehen, wenn du bleiben willst. Das Dorf hat dich akzeptiert und niemand wird etwas dagegen haben, wenn du diesen Wunsch vor allen äußerst. Außerdem hast du uns gezeigt, dass du durchaus in der Lage bist dieses Dorf zu verteidigen. Sogar gegen deine eigenen Leute.“ Ein wenig hatte sich der Mann vor ihm wieder beruhigt, dennoch war er noch immer verkrampft und er hatte bereits eine Ahnung wieso. Wenn er die Reaktionen des Blonden in der letzten Zeit, zusammen mit denen gerade verglich, konnte es nur eins bedeuten, weswegen sich eine angenehme Wärme in seinem Inneren breit machte. Ein warmes Lächeln hatte sich zudem auf seine Lippen gelegt und vorsichtig begann er damit sich aus dem festen Griff zu befreien. Behutsam legte er anschließend seine Hände auf seine Wangen und zwang ihn so ihm direkt in die Augen zu sehen. „Du hast dich mehr als genug bewiesen, Kise. Und nicht nur die anderen würden sich freuen dich besser kennen zu lernen. Ich würde mich auch freuen, weißt du auch wieso?“ Kurz machte er eine Pause und sah die klare Frage in den Augen des Blonden. Ein breites Grinsen legte sich auf Aomines Lippen und ohne weiter Zeit zu verschwenden, legte er seine Lippen vorsichtig auf Kises. Nun war es an ihm, seine Augen überrascht zu weiten und erneut zu einer Salzsäule zu erstarren. Selbst als Aomine den Kuss gelöst hatte, war er noch immer verwirrt und verstand im Augenblick die Welt nicht mehr. „Du bist nervig, laut, ein schlechter Jäger und verdammt nochmal viel zu attraktiv! Aber du bist auch der ehrlichste und gutherzigste Mensch, den ich bislang kennenlernen durfte. Ich liebe dich, Ryouta. Und wenn du bleiben willst, dann wird das hier dein Zuhause werden.“ Abwartend sah er den Blonden nun an, der sich während seiner Worte entspannt hatte und nun erneut kurz vor den Tränen stand. Dieses Mal lag allerdings ein glücklicher Ausdruck auf seinen Lippen und voller Freude schlang er nicht mal Sekunden später seine Arme um seinen Hals, um sich fest an ihn zu pressen und sich zu vergewissern, dass das hier kein Traum war. „Ich liebe dich auch. Ich liebe dich auch, Daiki“, raunte er ihm schließlich entgegen und erneut überwand Aomine die letzten Zentimeter, um ihm einen kleinen Kuss zu geben. Dieses Mal erwiderte Kise diese sanfte Geste und ließ ihn noch süßer werden, als es noch Minuten zuvor gewesen war. Selbst über seine erste Beziehung mit Haizaki hatte er sich damals nicht so freuen können, weswegen er diesen Moment nun in vollen Zügen auszunutzen versuchte. Leise keuchend lösten sie sich nach einigen Sekunden voneinander und behutsam strich Aomine dem Blonden die lästigen Strähnen aus dem Gesicht. Wer hätte je gedacht, dass so ein stolzer Krieger so eine sanfte Seite haben könnte? Kise sicherlich nicht und doch war er gerade mehr als glücklich und er hatte seine Entscheidung getroffen. Wie könnte er denn auch anders bei den starken Armen, die ihn bestimmend in Position an diesen unglaublich warmen Körper hielten? „Ich werde bleiben, Daiki.“ -*- Owari -*- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)