Do you remember...? von Moto-kun (...how we ended up being here? (Problematic Elsa x Anna)) ================================================================================ Kapitel 1: ...what they told us as children? -------------------------------------------- Es war eine Woche vergangen, seit sich die beiden Schwestern gemeinsam zurück in Arendelle befanden. Das ganze Königreich hatte seine Schneedecke verloren, der mit Elsas Fähigkeiten erschaffene Winter hatte wieder dem eigentlichen Sommer Platz gemacht. Die Menschen mussten sich nicht weiter darum sorgen, wie sie die plötzliche Kälte sowohl körperlich als auch nahrungsmitteltechnisch überstehen sollten. Aus irgendeinem magischen Grund hatte nichts Schaden genommen, die Pflanzen und Bäume ließen sich nicht am weiteren Sprießen hindern, die Felder hatten keinen Frostschock bekommen und die Tiere hatten auch alles überstanden. Vielleicht gehörte auch das zu den nachträglichen Auswirkungen des „Aktes der wahren Liebe“, bei dem Anna sich für ihre ältere Schwester so selbstlos aufgeopfert hatte, und durch den diese den Schlüssel zur Kontrolle über ihre Fähigkeiten kennengelernt hatte.   Dennoch musste das grundlegende Chaos nach dem „ewigen Winter“ beseitigt werden, und immerhin war die Bevölkerung direkt vor diesem noch im Aufruhr um die Krönung ihrer neuen Königin gewesen. Sie alle waren so gespannt gewesen, wollten sie sehen, sehen wie sie ist – wie sie sind, denn auch die Prinzessin hatte man all die Jahre nicht zu Gesicht bekommen. Elsa wollte das definitiv ändern, denn der Lichtblick für ihre Kontrolle, der sich nach dem Auftauen Annas gezeigt hatte, veranlasste sie, dem Kontakt mit ihrem Volk hoffnungsvoll entgegenzutreten. Sie würde nun noch einmal bewusster gucken bei kleinen Übungen, ob sie es tatsächlich verstanden hatte, wie sie ihre Kräfte im Zaum halten konnte. Aber das würde noch ein klein wenig dauern, denn vorher stand noch etwas Anderes an.   Elsa, nun ihre Rolle als Königin ausführend, kümmerte sich zuerst darum, dass die ganzen fremdländischen Adligen problemlos in ihre jeweilige Heimat abreisen konnten. Der Fjord war wieder aufgetaut, und diejenigen Schiffe, die Schaden durch das Eis erlitten hatten, wurden repariert. Zwar war aus den ursprünglich geplanten Festaktivitäten nichts geworden, doch gab man sich trotzdem allerhand Mühe, die Würdenträger zu unterhalten. Elsa war bedacht darauf, mit jedem der Anwesenden zumindest ein paar Worte zu wechseln, allerdings mit Ausnahme des Herzogs von Pitzbühl. Sein Verhalten hatte sie gleich dazu angeregt, sich Gedanken über verschiedene Handelsbeziehungen zu machen, die sie den entsprechenden Personen auch direkt zukommen ließ. Auf Nachfragen bezüglich ihrer magischen Fähigkeiten reagierte sie jedes Mal noch etwas zurückhaltend, insbesondere, wenn Manche um mehr baten:   „Eure Majestät, nun, da Eure erste Nervosität wegen Eurer Krönung sich sicher wieder gelegt hat, dürften wir da nicht wohl eine kleine friedlichere Demonstration Eures beachtlichen Könnens zu sehen bekommen?“, fragten Manche fasziniert. Doch dies beantwortete sie jedes Mal gleich: „Bitte verzeiht, meine Herrschaften, doch ich möchte wirklich erst lieber noch weiter zur Sicherheit allein üben, um zu sehen, ob ich es nun tatsächlich gänzlich beherrschen kann.“ „Aber natürlich, dafür haben wir volles Verständnis.“ Auch wenn man an ihren Gesichtern erkennen konnte, dass sie zumindest ein wenig enttäuscht waren. Natürlich waren auch nach dem ganzen Geschehen viele immer noch wenig begeistert von den seltsamen Fähigkeiten der „Eiskönigin“ - Manch einer fürchtete sie ihrer Unnatürlichkeit wegen, Andere befürchteten aus ihnen resultierende gesonderte Vorteile Arendelles in Verhandlungen, da sie als Druckmittel im militärischen Gebrauch genutzt werden konnten. Auch wenn das natürlich ein Bereich war, an den Elsa noch lange nicht dachte.   Anna hatte sichtlich ihre Schwierigkeiten, sich angemessen in Konversationen zu beweisen, auch als sich eine Gruppe begeistert erklärte über ihre nicht so prinzessinnenhafte persönliche Abrechnung mit Prinz Hans von den südlichen Inseln. „Hohoho, ich muss schon sagen, für eine Prinzessin habt Ihr es echt faustdick hinter den Ohren! Noch dazu für so eine zierliche! Da sollte man wohl besser aufpassen, was man sagt, nicht wahr, Eure Königliche Hoheit?“, lachte ein etwas älterer Großfürst gutmütig, der den kleinen Fauxpas der Prinzessin mit eigenen Augen vom Balkon des Schlosses aus gesehen hatte. „Ihr und Eure Schwester, die Königin von Arendelle, Ihr seid wahrlich etwas Außergewöhnliches. Das wird vielleicht einmal neuen Schwung in die adligen Kreise bringen. Vielleicht ist es auch an der Zeit, dass die junge Generation etwas ändert. Oh, aber das sollte wohl besser unter uns bleiben. Ihr wisst sicher, was ich meine“, lachte er erneut auf und strich sich durch den Bart. „Oh, ähm, ja, natürlich, und vielen Dank“, brachte Anna etwas unsicher hervor. „Wiiir...sind unter etwas anderen Umständen großgeworden, müsst Ihr wissen.“ „Das kann ich mir nur allzu gut vorstellen.“   Und so waren zwar immer noch nicht alle Vertreter ihrer jeweiligen Nationen gänzlich unbefangen, was die Neuigkeit von der neuen Königin mit den magischen Kräften über Eis und Schnee anging, doch zumindest verließen die Meisten amüsiert das Königreich Arendelle. Jemand, der definitiv nicht dazu gehörte, war – neben dem Herzog von Pitzbühl, der seine Handelsbeziehung zu Arendelle komplett verlor – der geschlagene Prinz Hans von den südlichen Inseln.   Er war von der Königlichen Leibgarde direkt in Verwahrung genommen worden, nachdem sich herausgestellt hatte, welch skrupelloses Vorhaben er beinahe in die Tat hatte umsetzen können: Mit der gutmütigen Prinzessin kurzerhand anzubandeln, damit sie selbst von einer Heirat überzeugt war, und sie nach der Verweigerung dieser von ihrer Schwester sterben zu lassen an ihrem – ebenfalls von ihrer Schwester, wenn auch unabsichtlich, verursachten - gefrorenen Herzen und daraus resultierendem einfrierenden Körper. Dabei hatte er Elsa natürlich absolute Absicht unterstellt und hatte so einen Grund gehabt, sein Schwert gegen sie zu erheben. Um Arendelles Thron für sich alleine erlangen zu können, war ihm das alles recht gewesen. Alles, um irgendwie eine realistische Aussicht auf die Krone zu haben, die es in seinem eigenen Königreich nicht gab, als dreizehnter Sohn des dortigen Königs.   Die Aktion hatte sich schnell herumgesprochen unter den Leuten, und es gab einige Nachfragen. „Nun, Ihr müsst wissen, dass es ausschließlich Prinzessin Annas Mut und Aufopferung zu verdanken ist, dass ich nun noch hier stehe und am Leben bin“, betonte Elsa immer wieder. Denn Anna war als Letztes vor ihrer kompletten Vereisung zwischen Hans' Schwert und Elsa getreten. Glücklicherweise hatte sie es komplett überstanden und ließ sich danach auch noch wieder auftauen. Obwohl sie stolz war, wurde sie jedes Mal ein wenig rot, wenn ihre Schwester so vor Allen von ihr sprach. Und währenddessen zu ihr sehen würde mit diesem kleinen, warmen Lächeln auf den Lippen. Dann sah sie immer schnell irgendwo anders hin.   An dem letzten Abend vor der Heimreise aller Adligen begab sich die Königin dann doch noch zu Hans. Sie hatte keinen Überbringer für diese Worte gewählt, denn sie wollte zu dieser Sache noch persönlich etwas sagen. Während sie die Treppen des Kerkers zu seiner Verwahrungszelle hinunter ging, versuchte sie bewusst, ihren Zorn, den sie in Wirklichkeit empfand, hinter einer distanziert kühlen Maske zu lassen. Ein Schreiben mit einem Bericht über den Vorfall mit dem Prinzen war bereits zu seiner Heimat unterwegs.   Als Elsa unten auf der Ebene ankam, standen alle anwesenden Leibwächter stramm zum Salut. „Eure Majestät!“ „Bringt mich bitte zu Prinz Hans von den südlichen Inseln.“ „Jawohl!“   Zwei der Männer führten sie zu angefragter Person. Der Gefangene saß gerade auf einer Bank, die näherkommenden Schritte ließen ihn den Kopf in ihre Richtung heben. Für einen kurzen Moment verengten sich seine Augen zu Schlitzen als er die Königin sah. Sie verdrängte den Reflex, das Gleiche zu tun. Stattdessen sprach sie zu den Leibwächtern: „Würdet ihr uns bitte kurz allein lassen? Es dauert nicht lange.“ „Aber Eure Majestät, was ist, wenn er wieder etwas-“ „Keine Sorge, dieses Mal sehe ich, was er macht, und außerdem wird er so gefangen nichts allzu Großes anstellen können.“ Daraufhin entfernten sich die Männer einige Schritte, sodass sie etwas außer Hörweite waren, die Szene jedoch noch im Blick hatten.   Hans stand auf und ging etwas näher an die Gitter seiner Zelle. „Die Königin hier? Was verschafft mir die Ehre?“, fragte er mit einem spöttischen Unterton. „Ehre wird dir hier zumindest meinerseits nicht mehr zuteil werden. Ich bin lediglich zu dir gekommen, um dir etwas zu sagen, was mir wichtig erscheint, noch einmal explizit ausgesprochen zu werden. Deine Familie dürfte in Kürze über dein Verhalten hier in meinem Königreich informiert werden und dich nach ihrem Ermessen zurechtweisen. Obwohl es meiner Ansicht nach unausgesprochen klar sein sollte, will ich es dennoch betonen: Ich möchte dich hier in Arendelle nie wieder sehen.“ Elsa zischte die Worte nun doch ungewollt. „Und insbesondere möchte ich dich nie wieder auch nur ansatzweise in der Nähe von Anna sehen. Hast du das verstanden? Ansonsten wird dich das nächste Mal mein Eis treffen, und das mit vollster Absicht.“   Ein kurzes Lachen war von dem Angesprochenen zu hören. Dann verfiel er für einen nachdenklichen Moment in Schweigen. „Du? Mit Absicht jemanden mit deiner Magie ernsthaft angreifen? Du scheinst mir nicht der Typ Mensch zu sein, der so etwas tun kann.“ Er grinste sie hämisch an. „Erst recht nicht, wo du deine eigene Schwester in deinem Eis gesehen hast.“ Er konnte ein schmerzliches Zucken in ihrem Gesicht erkennen. „Deine scheinbar ach so geliebte Schwester. Es kann dir doch vollkommen egal sein, wenn ihr etwas zustößt. Du bist die Königin! Im Gegenteil, deine Position wäre sogar sicherer, wenn sie nicht wäre! Ich weiß, wovon ich spreche, bei zwölf älteren Brüde-!“ Das Knacken ließ ihn innehalten und zu den Gitterstäben schauen, die sie trennten. Grobes Eis wanderte daran hoch von Elsa ausgehend. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet und ihre Hände zu Fäusten geballt. Sie war bemüht darum, Wut zurückzuhalten. Hans war sichtlich irritiert. Warum ging ihr das sofort so nahe?   „Eure Majestät!“ Die beiden Männer der Königlichen Leibgarde wollten gerade zu ihr eilen, doch Elsa hob nur schnell eine flache Hand an in ihre Richtung, was sie nochmal stoppte. Aber sie beobachteten die Situation jetzt genauer.   „Es tut mir leid, zu hören, dass zwischen dir und deinen Brüdern anscheinend kein so starkes Band besteht. Vielleicht könntest du sonst etwas besser verstehen, warum ich nicht möchte, dass meiner kleinen Schwester etwas passiert.“ „Du hast Recht, ich kenne diese Fürsorge nicht. Aber was ich wirklich nicht begreife, ist, dass sich Anna selbst vor dich geworfen hat.“ Er schnaubte kurz verächtlich. „Ohne die von dir verursachte Vereisung wäre sie an deiner statt sicher gestorben. Das muss selbst ihr klar gewesen sein, so gutgläubig sie wohl auch ist. Dabei hätte sie eine Chance auf euren Thron gehabt, hätte sie es nicht getan! Denn wie es scheint, versteht sie sich wohl ziemlich gut mit diesem zerlumpten Bergkerl, was man bis hier unten so hört. Auch wenn man den natürlich nicht als ihren Ehemann akzeptieren könnte, das wäre wirklich zu“ -Zack- „-AHHH!“   Frisches Blut tropfte auf die weiße Jacke des Prinzen. Und färbte mehr und mehr von ihr. Elsa konnte nicht in seine Richtung gucken. „Genug“, kam es leise über ihre Lippen. Ihre Hand war in seine Richtung ausgestreckt und zitterte ganz leicht.   Ein Eisspeer steckte in seiner rechten Schulter. Seine linke Hand wanderte sofort zu der verletzten Stelle, während er auf die Knie fiel und vor Schmerzen wimmerte und schrie. Die Leibwächter kamen an die Seite ihrer Königin und brachten sie sofort auf Abstand zu der Zelle. „Richte deiner Familie meine Grüße aus“, sagte sie gedankenverloren noch an Hans gerichtet. „Verarztet ihn. Und passt morgen gut auf ihn auf, wenn er an Bord des Schiffes geht.“ „Jawohl, Eure Majestät! Holt einen Arzt für einen Gefangenen!“, rief einer der beiden zu den Anderen, die sich weiter am Eingang des Ganges befanden. Es waren ein paar schnellere Schritte zu hören, die sich entfernten. Elsa wurde aus dem Kerker eskortiert und sprach unhörbar zu sich selbst: „Es tut mir leid...“   ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~   Nach dem Vorfall saß die Königin in ihrem Arbeitszimmer und starrte tief in Gedanken ihre Hände an. Das eben hatte sie so wirklich nicht vorgehabt, und doch war es ganz automatisch passiert. Auf die Art würde das Vertrauen der Menschen in sie doch nicht wachsen können... Elsa bewegte ihre rechte Hand zittrig zu ihrer linken, die das spitze Eis hervorgerufen hatte, und drückte den Handteller eben jener. Es hatte sich für den Moment so gut und richtig angefühlt, aber jetzt begannen wieder ihre Gedanken, sie selbst zu kritisieren.   Warum nur hatte sie sich nicht zusammenreißen und über seine Worte hinwegsehen können, worauf sie sich doch vorbereitet hatte beim Gang zu ihm? Was genau hatte sie so reagieren lassen? War es der Gedanke, Anna zu verlieren? Auch noch Erleichterung dabei empfinden zu sollen? Oder war es das, was er über Kristoff gesagt hatte? Unwillkürlich zuckten ihre Hände dabei zusammen und sie führte sie zu ihrer Brust.   Ja, Kristoff war wirklich angetan von ihrer Schwester. Aber wer konnte es ihm verübeln bei so einem fröhlichen und gutherzigen Wesen? Und er selbst schien auch kein schlechter Mensch zu sein, bei dem, was er für sie getan hatte allein in der kurzen Zeit. Elsa seufzte, als sie diesen entfernten Schmerz in ihrer Brust spürte. Anna schien Kristoff ebenfalls sehr zu mögen, es war auch ihr nicht entgangen. Aber warum hatte sie nun Hans dafür verletzen müssen? Hoffentlich warf das kein allzu schlechtes Licht erneut auf sie.   Ihre Hände legten sich auf ihr Gesicht während sie sich nach vorne lehnte und ihre Ellbogen auf ihrem Schreibtisch abstützte. Sie stöhnte entnervt auf. Plötzlich flog die Tür zum Zimmer ohne jegliche Vorwarnung auf, es war von draußen die Stimme einer Bediensteten zu hören, die jemandem hinterherrief: „Aber Eure Königliche Hoheit, Ihr könnt doch nicht einfach so-!“ „Oh doch, und wie ich kann!“   Beim Hochsehen erblickte Elsa ihre Schwester, die gerade wutschnaubend in das Arbeitszimmer gestampft kam, gefolgt von der Bediensteten, die zuvor gesprochen hatte. „Bitte verzeiht mir, Eure Majestät, aber Ihre Königliche Hoheit wollte nicht auf mich hören und ist ohne Weiteres in dieses Zimmer gestürmt...“ Sie senkte ein wenig den Kopf. „Das ist in Ordnung so. Anna und ich haben vereinbart, dass sie nie wieder auf eine Aufforderung meinerseits zum Eintritt in ein Zimmer, in dem ich mich befinde, warten muss“, sagte Elsa mit einem höflichen Lächeln zu dem jungen Fräulein. Und an Anna gewandt sprach sie mit einem Seufzen: „Auch wenn es manchmal schon ganz angenehm wäre, wenn sie vorher zumindest klopfen und nicht mit der Tür ins Zimmer fallen würde.“ Anna zog eine Schnute und versuchte sich zu verteidigen. „Aber, du hast doch gesagt...“ Elsa stand auf. „Ich weiß, was ich gesagt habe. Es ist in Ordnung“, versuchte sie, ihre Schwester zu beruhigen. „Und nun wäre ich gerne mit Anna allein“, richtete sie noch an das Zimmermädchen. „Vielen Dank jedoch für deine Bemühung, meine Schwester an Manieren zu erinnern“, sagte die Königin mit einem Schmunzeln, welches Anna gespielt schockiert daneben stehen ließ. „Jawohl, Eure Majestät“, sagte die Bedienstete bei einem Knicks und verschwand wieder aus dem Zimmer, dessen Tür sie hinter sich schloss.   Die Ältere seufzte erneut und drückte ihren Nasenrücken leicht. Anna ging sofort auf ihre Schwester zu und fragte mit einer Mischung aus Vorwurf und Besorgnis: „Was ist denn heute los? Ich warte schon die ganze Zeit auf dich in deinem Zimmer, und du kommst und kommst nicht. Und dann findet man dich hier stattdessen.“ Elsa öffnete ihren Mund, um zu einer Antwort anzusetzen, doch es kam keine. Sie haderte mit sich, ob sie ihrer Schwester erzählen sollte, was sie gerade getan hatte, oder besser nicht.   „Es tut mir leid, Anna. Ich...war gerade nochmal bei Hans zum Abschluss. Du weißt ja, dass die ganzen Adligen morgen abreisen.“ „Ja.“ Ihre Miene verfinsterte sich sofort. „Was wolltest du von ihm?“ „Ich wollte ihn nur noch einmal daran erinnern, dass ich ihn nie wieder hier sehen möchte.“ „Das sollte wohl auch klar sein! Und wenn er es doch wagen sollte, sich blicken zu lassen, dann werde ich ihm gerne noch Eine verpassen!“ Dabei holte die Prinzessin mit einer geballten Faust aus und ließ den Arm kreisen, während sie schnaubte. Das entlockte ihrer Schwester ein kurzes Lachen hinter angehobener Hand.   „Wow, also hast du dich doch noch nicht ganz gelockert, was diese... „steifen“ Sachen angeht“, stellte die Rotblondhaarige fest. Elsa verstummte und sah sie kurz ausdruckslos an. Dann schaute sie zur Seite mit einem etwas traurigen Blick. „Anna... Wir mögen zwar etwas...komplizierter aufgewachsen sein und damit noch nicht so ganz in diese Adligenwelt passen... Aber letzten Endes sind und bleiben wir eine Prinzessin und eine Königin. Wir können nicht alle Regeln auf den Kopf stellen.“ Sie hob ihre Hände und wollte damit gerade Annas Wangen umschließen, während sie ihr unterschwellig verzweifelt wieder in die Augen sah. Doch dann zuckten ihre Hände erneut, als sie an das dachte, was sie vor Kurzem damit fabriziert hatte und weswegen, und sie zog sie schnell zurück, legte sie ineinander und drehte sich von Anna weg.   Sichtlich überrascht über diesen Rückschritt fragte die Jüngere: „Das war nicht alles mit Hans, was du eben gesagt hast, oder?“ Dabei schloss sich Elsa schuldbewusst weiter zusammen. „Hey, wir waren doch die letzten Tage schon weitergekommen. Jeden Abend wollen wir zusammen verbringen, und da fällt es mir schon auf, wenn du einfach nicht auftauchst. Jetzt zieh dich nicht wieder zurück!“ Anna ging einen Schritt auf ihre Schwester zu und wollte ihre Schultern von hinten fassen. Aber diese entzog sich der Berührung, ging ein paar Schritte auf Distanz und drehte sich wieder um. Ihre Hände befanden sich vor ihrer Brust, sie sah zu, wie sie sich gegenseitig massierten, während sie unsicher anfing: „Anna... Weißt du noch, was man uns früher als Kinder immer eingeprägt hat...? Ich meine...ich weiß nicht, ob du dich überhaupt noch daran erinnerst, gerade weil es sich eben auch unter Anderem auf meine...Kräfte bezog...“ Die Prinzessin blickte ihre Schwester nachdenklich an. „Nun, was meinst du? Da gab es immerhin Einiges...grundlegend...“   Elsa setzte fort: „'Was sie nicht kennen und nicht begreifen, macht ihnen Angst... Und was ihnen Angst macht, verabscheuen sie...'“ Anna starrte sie mit offenem Mund an. „Hey, du beziehst das jetzt nicht gerade auf dich und diesen ganzen Haufen von eingebildeten Oberschnöseln, oder?“ Elsa senkte ihre Hände und sah Anna unschlüssig an. „Ich habe es selber noch nicht gänzlich verstanden...und es ist immerhin in mir drin. Ich kann es noch nicht voll kontrollieren, auch wenn ich jetzt umso besser dafür üben kann. Und das allein deinetwegen, Anna.“   Die angesprochene Person schloss ihren Mund und sah zu Boden. Dann schenkte sie ihrer Schwester plötzlich ein volles Lächeln. „Elsa, hör mir zu. Du bist eine wunderbare Königin, wenn wir auch beide vielleicht etwas...anders sind, eben wie du sagtest... Du brauchst noch Übung in all diesen Dingen. Genau wie ich auch, aber ich meine... na ja, du bist eben die Königin, und das ist logischerweise viel, viel mehr Arbeit und Verantwortung und alles, aber...du weißt, was ich meine. Hoffe ich. Jedenfalls... Ich bin mir sicher, dass du dich in all den Jahren trotz allen Dingen gut auf diese Zeit vorbereitet hast und darauf vorbereitet wurdest. Auch wenn natürlich alles...ziemlich früh kam.“ Sie beide wurden immer noch etwas traurig bei der Erwähnung des viel zu frühen Todes ihrer Eltern bei dem Schiffsunglück vor drei Jahren. Darüber hatten sie immer noch nicht gesprochen in all der Zeit. Nachdem Anna den Kloß in ihrem Hals geschluckt hatte, sprach sie weiter: „Aber...ich werde an deiner Seite sein während du übst, diese Theorie in die Praxis umzusetzen. Ich werde bei dir sein und ebenfalls lernen. Wir schlagen uns irgendwie zusammen durch diese Welt von Etiquetten unter den anderen Adligen und werden das Beste für unsere Situation in Arendelle machen. Elsa, du bist jetzt die Königin dieses Königreiches. Du hast die Möglichkeit, es dir angenehmer zu gestalten, den Leuten die Chance zu geben, dich so zu mögen, wie du bist! Schau doch, du hast ja schon damit angefangen, als ich dich in deinem Eispalast gefunden habe! Sei doch jeden Tag von nun an so, sei etwas lockerer und zwäng dich nicht in diese normalen königlichen Vorschriften mit den Kleidern und diesen Dingen, wenn du dich dann wohler fühlst. Bitte.“   Elsa war so gerührt von den unerwarteten Worten ihrer Schwester, dass sie gar nicht reagieren konnte, als ihr diese um den Hals fiel und sie umarmte. „Ich möchte dich nicht wieder verlieren, nur weil du dich von den Standards, die uns beigebracht wurden, erdrückt fühlst. Du hast ein gutes Herz, und das wird dich zum Richtigen leiten. Ich glaube daran.“ Als sie Elsa die Umarmung erwidern spürte, drehte Anna ihren Kopf auf deren Schulter so, dass sie ihr ins Ohr flüstern konnte: „Eure Majestät.“ Wobei sie grinste.   Die Blondhaarige wusste nicht, woran sie zuerst denken sollte. Anna war so voller Optimismus die ganze Zeit, dass es manchmal schon schmerzen konnte. Natürlich war die Welt des Adels nicht so offenherzig, wie die Jüngere sie sich wohl manchmal zumindest zu erhoffen schien. Sie konnte es lediglich in Arendelle versuchen. Außerdem, wie kam Anna auf den Gedanken, sie könne an Elsas Seite bleiben? Klar, sie hatten keine Eltern, die sie zu den üblichen Heiraten drängen konnten, doch es war etwas, was andere Adlige und das Volk erwarten würden. Und Anna machte auch den Anschein, als würde sie dem nur allzu gerne nachgehen wollen... Ganz im Gegensatz zu Elsa.   Diese war sich sicher, niemanden unter den Menschen zu finden, der ihr zusagen könnte für eine Hochzeit. Denn die Person, die ihr am allermeisten bedeutete, befand sich doch schon längst in ihren Armen gerade. Endlich. Endlich nach all den Jahren. Doch sie könnte sie niemals heiraten, vermutlich nicht einmal diese Liebe erwähnen, denn sie galt für all die Leute als unnatürlich. In zweifacher Hinsicht. Unnatürlich, wie schon ihre magischen Fähigkeiten. Hatten sich die Götter eigentlich einen Spaß mit ihr erlaubt? Es war schon schwierig genug mit dem Eis und Schnee, ehrlich gesagt wunderte es sie immer noch, dass Anna das alles so einfach scheinbar hingenommen und akzeptiert hatte. Aber dann auch noch die andere Sache? Nein, das wäre wohl zu viel und sie würde doch genug von so einer Schwester haben... Die Königin seufzte und drückte ihre Schwester enger an sich. Das fühlte sich immerhin schon unglaublich gut an und musste reichen.   „Apropos...“, sagte Anna auf einmal. „Wo ist eigentlich dein Diadem geblieben?“ „Ähm...“ Elsa sah beschämt zur Seite und räusperte sich. „Das... Das habe ich aus einer spontanen Laune heraus...weggeworfen...als ich mich in dem Eispalast...eingerichtet habe.“ Die Prinzessin lehnte sich zurück und sah der Anderen entgeistert ins Gesicht. „Elsa! Das kannst du doch nicht einfach machen! Ich meine, es ist schon wichtig. Für das Land. Und deine Position. Weggeworfen? Wow, und ich dachte, nur ich mache komische Dinge von uns beiden.“ „Eher so...unachtsam zur Seite geworfen.“ „Ist dein Eispalast noch da? Wir sollten es schon wiederfinden.“ „Ich bin mir nicht ganz sicher. Theoretisch sollte er ja nicht mehr da sein.“ „Es ist dennoch wichtig, Elsa. Selbst wenn du dein Diadem nicht tragen willst, es gehört immerhin zu den Zeichen deiner Macht.“ „Das klingt immer noch so ungewohnt für mich...“, gab die Größere zu. „Aber es ist doch so! Willst du einen Suchtrupp hinschicken, der danach guckt?“ „Ich...würde es bevorzugen, selber hinzugehen. Immerhin ist es meine Schuld und ich weiß am ehesten, wo es sein könnte.“ „Na gut. Aber dann komme ich mit. OH! Ich habe eine Idee! Dort oben könntest du doch noch weiter mit deinen Kräften üben!“, schrie die Rotblondhaarige begeistert auf. „In kleinerem Rahmen als nach deiner Krönung, natürlich.“   Die Königin seufzte ein weiteres Mal an diesem Tag. „In Ordnung, Anna. Oder muss ich jetzt auch 'Eure Königliche Hoheit' sagen?“, fragte sie neckend. Darauf streckte die Kleinere nur ihre Zunge raus, und die beiden gingen lachend in Elsas Zimmer, um sich in gemütlicherer Umgebung noch etwas weiter zu unterhalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)