YAKUZA - тʀᴀυᴇ ɴıᴇмᴀɴᴅᴇм! von Tsuki_no_Hime (mit Trailer) ================================================================================ Kapitel 32: Shadow of the past ------------------------------ Kalter Backstein schmiegte sich an ihre Hand und brachte sie kurzzeitig zum frösteln. Auf ihren unbedeckten Armen erkannte man deutlich, wie sich ihre Härchen kurzweilig aufstellten. Sakura seufzte, ehe sie ebenfalls ihre Stirn gegen das Gemäuer lehnte und bedächtig dem leisen Flüstern des Windes lauschte, welcher ihr unverständliche Dinge zusprach. Vielleicht wollte er sie warnen, ganz gewiss wollte er das sogar, aber es war ihr einerlei. Nichts hatte länger eine Bedeutung. Bald wäre es ohnehin vorbei. Ein zynisches Lächeln erschien auf ihren rot geschminkten Lippen. So viel zum Thema – Überleben. Es war doch von vornherein klar gewesen, das sie nicht heil aus dieser Sache heraus kommen würde. Es galt doch schon immer der Vorsatz: Leben um Leben. *Meines gegen deines, Schwester.* Erneut seufzend stieß sie sich wieder von der Wand ab und erkundete das Areal, ringsherum um den Schrein, der Tokugawa Ieyasu, dem Gründer der Tokugawa-Dynastie, gewidmet war. Seit 1999 gehörte der Nikkō Tōshō-gū ebenfalls zum Welterbe. Sie grinste. Ihr Vater machte nicht einmal vor der Verschmutzung einer solch heiligen Stätte halt. Wobei… Hatten die Menschen nicht auch einst Blutopfer erbracht? Warum also mit alten Traditionen brechen? Schmunzelnd strich sie über die abstrakten Verzierungen an der Fassade des Hauptgebäudes. Wie schade, das davon bald nicht mehr viel übrig bleiben würde. Nicht, wenn alles nach Plan verlief. Ohne weitere Umschweife betrat sie schließlich den Durchgang, der schon die ganze Zeit über offen stand und ihr ankündigte, das sie bereits erwartete wurde. Nur zu gerne, kam Sakura der offenkundigen Einladung nach. Warum noch länger Zeit vergeuden? Sie hatten lange genug gespielt. Im Inneren des Gebäudetraktes herrschten sowohl Stille als auch Dunkelheit um die Vorherrschaft, doch sah sie deutlich eine geringe Lichtquelle, die unter einer Bodenplatte hervor stach. Dies war dann wohl eine geheime Falltür, die in den verborgenen Teil des Schreins führte. Normalerweise waren diese gut getarnt. Ihr Vater wollte ihr jedoch vermutlich das aufwändige Suchen ersparen. Wie gnädig von ihm. Kopfschüttelnd beugte sie sich hinab, um die Tür anzuheben und konnte sich im nächsten Moment ein Augenverdrehen nicht länger verkneifen. Statt den Fackeln, die überall an den Wänden verteilt hingen, hatte sich irgendeiner der Bediensteten seines Vaters die Mühe machen müssen, überall Kerzen aufzustellen. Er war doch nicht etwa zwischenzeitlich zu einem Romantiker mutiert? Das würde zumindest auch die Kirschblüten erklären, die ebenfalls auf dem Gang verstreut wurden. Alles erinnerte an das Video, welches sie als kleines Kind gesehen hatte. Der Tag, an dem er ihre Mutter den Heiratsantrag machte. Und wieder einmal entrann ein tonloser Seufzer ihrer Kehle. Vorsichtig kletterte sie die steilen Stiegen hinab, jedoch nicht, ohne den Eingang hinter sich wieder zu schließen, und machte sich anschließend daran den unterirdischen Gang zu beschreiten, dessen Ende man von ihrer Position aus nicht absehen konnte. Dies lag nicht zuletzt an dem Umstand, das sie bald schon vor einer Gabelung stand. Zwei weitere Wege führten nach recht und einer geradeaus. Frustriert fuhr sie sich mit der Hand durch die widerspenstigen, rosa gefärbten Haare, ehe sie diese mit routinierten Handgriffen und dem schwarzen Haargummi, den sie um ihr Handgelenk trug, zusammenband. Wenn es noch nur einen Hinweis auf die richtige Richtung gab. Leider war dem nicht so. Auch Kerzen fand sie keine weiteren vor. Warum musste es auch ausgerechnet ein Labyrinth sein. Als wäre ihr Orientierungssinn nicht so schon schlecht genug. „Du solltest nach links gehen.“ Ruckartig drehte sie sich um und weitete sogleich erstaunt ihre Augen, als sie die Gestalt erblickte, die plötzlich hinter ihr erschienen war. Wo kam sie her? Sie hatte sie nicht kommen gehört. Doch das war nun erst einmal zweitrangig. Viel wichtiger war die Kapuze, die noch immer ihr Gesicht vor neugierigen Blicken verbarg. „Willst du nicht langsam mal mit diesem Versteckspiel aufhören?“ Es vergingen einige Sekunden, in denen sie sich einfach nur gegenüber standen, bevor die Frau tatsächlich ihrer Bitte nachkam und langsam eine Hand an den Saum der Kopfbedeckung legte, um diese nach hinten zu streifen. Schwarze, lange Haare kamen zum Vorschein, sowie ihr dunkelbraune Augen ernst entgegen blitzten. „Du bist groß geworden, Sakura.“ Schnaubend verschränkte die Angesprochene ihre Arme vor der Brust und lüpfte skeptisch eine Augenbraue. „Das ist alles, was du mir zu sagen hast...Mikoto?“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf die vollen Lippen der Schwarzhaarigen. Es wirkte so unendlich traurig und verloren. Unter anderen Umständen hätte Sakura wohl möglich Mitleid mit ihr gehabt. So, jedoch, empfand sie nichts weiter als Abscheu. Sie war der Grund, weswegen ihre Mutter einst ihr Leben gab. „Misaki wollte dich nie dieser Gefahr aussetzen. Sie hat dich geliebt und darum habe ich stets ein Auge auf dich gehabt. Es war nicht-“ „Erspare mir das. Ich bin nicht hier, um mit dir Smalltalk zu betreiben.“ Verständnisvoll, aber auch betrübt, nickte Mikoto ihr zu, ehe sie sich gänzlich von dem langen Mantel bereite und diesen achtlos zu Boden gleiten ließ. Sakura schmunzelte. Sie erkannte einen Dolche und zwei Pistolen, ganz zu schweigen von den Waffen, die sie wahrscheinlich noch unter ihrer Kleidung verborgen trug. Die Uchiha war eindeutig vorbereitet zu diesem Treffen erschienen. „Dein Vater weiß längst, das wir da sind“, erklärte Mikoto auch sogleich, was diesmal Sakura lediglich mit einem Nicken abtat. „Bevor wir die Party sprengen… Diese alte Zigarettenfabrik. Was weißt du darüber und was hat dieser Komplex mit dem Heim zu tun?“ „Willst du wirklich jetzt darüber reden?“ Die Schwarzhaarige schien wahrlich fassungslos. Wie konnte Sakura in so einer Situation nur an so etwas unabhängig Belangloses denken? Jedoch sagte ihr der Gesichtsausdruck der Haruno deutlich, das sie eben genau das wollte. Sie wollte Klarheit. Jetzt. Wahrscheinlich war es auch besser so. Sie durfte sich später keine Ablenkung leisten. „Du erinnerst dich sicherlich noch an die ganzen verschwunden Kinder.“ Mehr als ein erneutes Nicken erhielt Mikoto daraufhin nicht, weswegen sie auch sogleich ihre Erklärung fortführte. „Es ging um Menschenhandel. Einige von ihnen wurden ins Ausland verschifft. Nicht alle überlebten. Manche von ihnen wurden einfach nur als Kuriere benutzt.“ Kuriere? Verwundert runzelte Sakura die Stirn, bevor es klick machte. Ohne das sie die Chance hatte, etwas zu sagen, setzte Mikoto auch schon fort, hatte sie ihren Gesichtsausdruck doch richtig gedeutet. „Ja, ihnen wurden Drogen-Pakete eingesetzt, die sie über die Grenzen schmuggeln sollten. Der Hauptabnehmer war kein geringerer als Hiashi Hyuuga, der erst durch die Einnahme dieser Geschäfte, genügend Mittel zur Verfügung hatte, die Hyuuga-Inserch groß aufzuziehen und damit zu einem der Großunternehmer des Landes aufstieg. Zumindest indirekt. Später investierte er in kleinere Unternehmen, um diese bald wieder abzustoßen, aber davon hast du sicherlich bereits gehört.“ Kurz machte sie eine Pause, um Sakura genügend Zeit zu geben, diese Worte auf sich wirken zu lassen, bevor sie fortfuhr. „Diese Unternehmen waren nichts weitere als Strohfirmen zur Geldwäsche, wovon letztendlich das meiste herausgeschlagene Kapital wieder an seinem Ursprungsort landete und in diverse Experimente gesteckt oder als Bestechungsmittel verwendet wurde.“ „Lass mich raten: Mein Vater war der Strippenzieher?“ Mikoto nickte. Sakura atmete tief durch. „Und was hatte Fugaku mit dieser ganzen Sache zu schaffen?“ Demütig senkte die Ältere ihren Blick. Dieses Thema war ein schwarzes Tuch für sie. Schon viel zu lange, hatte sie nicht mehr an ihren Mann gedacht und ebenso versucht alle Erinnerungen an diesen abzuschütteln. Er war Vergangenheit. Letztendlich hatte auch er sein Opfer erbringen müssen. „Hinata. Sie war sowohl seine, als auch Misakis Tochter. Ein Kind, welches aus Hayatos Sicht nie hätte existieren dürfen, weswegen er sie schließlich aus seinem Blickfeld verbannte und in Hiashis Obhut übergab. Ihr Tod hätte wohl zu viel Aufsehen erregt. Deine Mutter hatte es bereits kommen sehen, doch Fugaku… Nun, er wirkte ziemlich ungehalten, als er davon erfuhr.“ „Was meinst du damit?“ Sekunden der Stille zogen sich hin wie Stunden des endlosen Schweigens und Sakura stellte sich unweigerlich die Frage, weswegen Mikoto eigentlich so trocken mit dem Ehebruch ihres Mannes umging. Was hatte sie übersehen. Wie als hätte sie diese Frage laut ausgesprochen, gab ihr die Schwarzhaarige auch sogleich eine Antwort darauf. „Du musst wissen, das die Ehe zwischen Fugaku und mir nur fungiert war. Hayato wollte somit eine gewisse Kontrolle auf ihn ausüben, war er doch das schwächste Glied in der Kette. Hingegen Misaki und Fugaku ernsthafte Gefühle füreinander hegten. Ein Umstand, der deinem Vater schon immer ein Dorn im Auge war.“ Nun ergab das alles irgendwie einen Sinn, wenn auch keinen besonders tiefsinnigen. Missbilligend schnalzte Sakura mit ihrer Zunge. Ihr Vater war doch solch ein Heuchler. Jahrelang bläute er ihr ein, das Gefühle schwach machen würden und selbst drehte er vollkommen durch, nur weil seine Liebe stets eine einseitige gewesen war. „Warum wollte mein Vater dann gerade an dir sein Exempel statuieren, wenn Mutters Ableben Fugaku doch weitaus tiefer getroffen hätte?“ „Ich war schon immer nur ein Opferlamm. Das war meine Rolle des Spiels und ist es auch weiterhin.“ Mehr sagte Mikoto nicht dazu, doch die Haruno verstand auch so. Es war nichts weiter als eine Drohung. Ein Seufzer entrann ihrer Kehle, bevor sie der Schwarzhaarigen den Rücken zu wandte. „Wenn ein Bauer die gegnerische Grundreihe erreicht, kann auch er sich in eine Dame umwandeln.“ Nachdenklich blickte Mikoto der Rosahaarigen hinterher, bevor diese gänzlich von der Schwärze des Ganges verschluckt wurde. Ein leichtes Lächeln legte sich daraufhin auf ihre Züge. *Du hattest Recht, Misaki. Sie ist etwas ganz Besonderes.* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)