Rückkehr von Pfeffersosse (Winterwichteln 2014 - Shizana) ================================================================================ Prolog: Kein Wiedersehen in Sicht ---------------------------------   Du schaust auf deinen Kalender und merkst, dass es immer mehr Tage werden, seitdem du von der Götterschule zurück bist. Mehr oder weniger freiwillig sitzt du wieder in deinem Zimmer und fühlst dich, wie so oft in letzter Zeit, ziemlich einsam und auch ein wenig hintergangen. Obwohl du dir nicht genau erklären kannst, wieso dies wohl so sein könnte. Immerhin bist du unfreiwillig in diese Zwischenwelt gezogen worden und musstest mit jungen Männern, die sich als Götter herausstellten, in die Schule gehen. Du kannst auch mit Stolz von dir behaupten, dass du ein halbes Jahr in der Schule mit Bravour bestanden hast. Doch leider gilt diese Zeit in der Menschenwelt nicht und so musst du dich wieder hinter die Bücher klemmen. Du weißt immer noch nicht, wie es sein kann, dass sich deine Eltern keine Sorgen machen, immerhin hast du dich in der Zeit mit den Göttern verändert, wenn auch zum Positiven. Doch du erinnerst dich plötzlich wieder daran, dass dir Zeus erklärt hat, dass er die Zeit wieder zurückdrehen würde, sobald du die Schule bestanden hast. Dabei hat sich alles, was in den letzten Wochen und Monaten passiert ist, so wirklich angefühlt. Du hast neue Freundschaften geschlossen und sogar die gesichtslosen Mitschüler, die von Zeus beschworenen Geister, sind dir ans Herz gewachsen. Du kannst dich noch sehr gut an die ersten Tage in der Schule erinnern und deine tränenreichen Nächte, wenn du dich einsam gefühlt hast. Dabei bist du nie einsam gewesen, denn Melissa war abends immer an deiner Seite. Du hast dir eigentlich auch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, dass sich der Name ‚Melissa‘ ziemlich weiblich anhört, als du in der Schule warst, doch jetzt fällt es dir auf. Aber vielleicht ist das nur deine Einbildung und es gibt auch männliche Melissa. Du musst dir eingestehen, dass du sogar das puppenartige Wesen vermisst. Melissa stand immer an deiner Seite und hat versucht dich aufzumuntern, wenn es dir schlecht ging, und nun ist er nicht mehr an deiner Seite. Genauso wie die Götter ... Seufzend legst du deinen Kopf auf deinen Arm und blickst in die sternenklare Nacht hinaus. Du musst an die Anfangszeit denken, als du mit Hades, dem griechischen Gott der Unterwelt, die Sterne beobachtet hast. Doch du schüttelst schnell wieder deinen Kopf, weil die Erinnerung allein dir schon einen kleinen Stich versetzt. Du musst aber auch gleichzeitig etwas schmunzeln, weil du an die Momente mit Hades denkst, in denen er gedacht hat, dass sein Unglück dich getroffen hätte. Du fühlst dich oft verlassen, obwohl es dir gleichzeitig so erscheint, als seist du nie allein. Der Mond scheint auf dich herab und du hast das Gefühl, im Mond ein Gesicht zu erkennen: Tsukitos. Du hast zwar schon vom ‚Mann im Mond‘ oder dem ‚Hasen auf dem Mond‘ gehört, aber dass der Gott des Mondes wirklich einen Hasen besitzt, wäre dir nie in den Sinn gekommen. Du musst auch ein kleines bisschen lächeln, weil du dir vorher nie vorstellen konntest, dass du den Gott des Mondes kennenlernen würdest. Dennoch kannst du dies nun von dir behaupten und du musst an die Stunden denken, in denen du mit Tsukito wegen Lokis Streich durch zwei Ringe verbunden warst. Tagsüber fühlst du dich, wenn die Sonne auf dich scheint, auf eine seltsame Art und Weise berührt. Auch wenn du dir den Grund nicht ganz erklären kannst, so ist es, als würde der Gott der Sonne, Apollon, dich liebkosen. Dir schaudert es bei dem Gedanken, obwohl du dich gleichzeitig ein wenig geschmeichelt fühlst. Du musst dann auch an Baldr denken, denn er ist der Gott des Lichtes. Dir wird schnell wohler, sobald du dir sein freundliches Gesicht vor Augen führst. Ein sanftes Lächeln legt sich auf deine Lippen und du schließt fast schon genießerisch die Augen. Gleichzeitig denkst du auch an seine andere Seite, worauf es dir eiskalt den Rücken hinunterläuft. Auch wenn er nichts dafür kann, so wird das Licht doch immer von der Dunkelheit begleitet. Deshalb war es in deinen Augen nicht so eigenartig, dass Baldr auch als der Gott der Zerstörung bekannt ist. Langsam wird dir klar, dass du in fast jedem Objekt oder jeder Naturgewalt, die du siehst, einen der Götter erkennst. Als du dich das erste Mal in die Badewanne gelegt hast, hattest du das Gefühl, nicht in normales Wasser zu steigen, sondern in Takeru, dem Gott des Meeres. Prustend hast du deiner Vorstellung Luft gemacht und das Bad schlussendlich einfach nur genossen. Auch wenn Takeru ein Gott ist, der mit Wasser in Verbindung gesetzt wird, so müsstest du ihn eher mit dem Meer in Verbindung setzen. Dieser Gedanke hat dir geholfen, deinen Lachanfall unter Kontrolle zu bringen. Doch nicht nur an die fünf musst du denken, sondern auch an Thor, Dionysus und Thoth-sama. Bei jedem Gewitter stellst du dir vor, dass Thor, der Gott des Donners, seinen Hammer schwingt. Dionysus, der Gott des Weines, trat vor deine Augen, als deine Eltern mit Freunden etwas feierten und es göttlichen Saft gab. Thoth-sama vermisst du ebenfalls, obwohl seine Lernmethoden ziemlich seltsam gewesen waren. Doch jeder weitere Tag in der Schule beweist dir, dass es einen Gott des Wissens gibt, der es nur leider nicht immer gut mit dir meint. Wenn du dich aber an den letzten Gott erinnerst, den du um dich hattest, wird dir sehr warm ums Herz. Du kannst es dir nicht genau erklären, weil du ihn eigentlich nicht mögen solltest. Er hat so viele Dummheiten gemacht, dass es dir auf der einen Seite schwer fällt, überhaupt an seine guten Taten zu denken. Doch auf der anderen Seite weißt du, dass er überaus freundlich ist. „Loki“, flüsterst du und schließt deine Augen. Du schlingst vorsichtig die Arme um deinen Körper und legst deine Stirn gegen den kühlen Fensterrahmen. Loki ist der Gott des Feuers und ein richtiger Schalk. Er war der Einzige, der am Anfang nicht verstanden hat, dass du ein normaler Mensch bist. An seinen entsetzten Blick erinnerst du dich noch zu gut. Doch nun verstehst du, wieso er dich so oft von sich gestoßen hat. Wieso er sich zwischen Baldr und dich gestellt und weshalb er so viele Streiche gespielt hat. Das meiste davon diente dazu, dich zu schützen. Natürlich hätte er auch anders zeigen können, dass er sich um dich kümmern will, doch das passt zu ihm. Manchmal tut man Dinge, die andere verletzten können, wenn man es gut mit ihnen meint. Du erinnerst dich an den Moment, als du in das Gesicht von Loki blicktest, als er zu Thor gesagt hat, dass er Baldr umbringen würde. Eine Gänsehaut zieht dir über die Arme und du streichst dir zitternd darüber. Sein verletzter Blick hat sich so in deine Netzhaut gebrannt, dass es dir vorkommt, als sei es erst gestern gewesen. Doch du weißt, dass es schon sehr viel länger her ist.   Nach einiger Zeit öffnest du wieder die Augen und seufzt, da du weißt, dass du die Götter nie wiedersehen wirst. Und weil du weißt, dass du niemandem von ihnen erzählen kannst, da dir keiner deine Geschichte glauben würde. Du musst an die Bilder aus den Medien denken und erhebst dich von deinem Fenstersims. Mit wenigen Schritten stehst du vor deinem Bücherregal und nimmst dir die vier wichtigsten Bücher heraus. Du hast sie nun schon so oft in der Hand gehalten, dass du schnell bei den richtigen Kapiteln landest. Vor dir liegen Bücher zur nordischen, römischen, ägyptischen und japanischen Mythologie. In diesen Büchern gibt es für jede Gottheit mindestens zwei Seiten, auf denen erklärt wird, um wen es sich dabei handelt, wie sie früher dargestellt wurden und ob sich die Anschauungen der einzelnen Götter in den Zeiträumen verändert hat. Du hast herausgefunden, dass verschiedene Götter in mehreren Ländern und Kulten verehrt wurden. Deine Informationen besagen, dass im römischen Zeitalter auch Götter aus der griechischen und ägyptischen Mythologie verehrt wurden. Dazu zählten sogar einige, die du kennengelernt hast. So hast du gelesen, dass Apollon, Hades und Dionysus auch im alten Rom vergöttert wurden und selbst wenn ihre Namen über die Zeit verändert wurden, so behielten sie ihre Bestimmung. Dein Blick bleibt an den einzelnen Mangas, Animes, DVDs und Büchern hängen, die alle mit den Göttern zu tun haben. Deine Eltern verstehen nicht genau, woher dein plötzliches Interesse für die vergangenen Zeiten kommt und auch nicht, wieso du dich gerade auf diese bestimmten Götter spezialisiert hast. Natürlich kannst du ihnen darauf nicht antworten, dass es ganz normal ist, sich über Freunde zu informieren. Sie würden es nicht verstehen, auch wenn sich deine Eltern bemühen, alles zu tolerieren. Du blätterst in deinen Büchern und betrachtest dir die heutige Darstellung der vereinzelten Götter. Dabei denkst du auch an einige gesonderte Filme, in denen es beispielsweise um Thor und Loki ging, die du dir angesehen hast. Anfangs warst du erschüttert, denn die filmische Darstellung weicht sehr von der realen ab. Am Ende hast du die Filme dennoch genossen, auch wenn Loki nicht der Star in ihnen war. Dir ist bewusst, dass du dich nicht ewig hinter deinen Büchern verkriechen kannst, um die Sehnsucht zu mindern. Es war schwer für dich und du hast lange gebraucht, um zu akzeptieren, dass du sie nie wiedersehen wirst. Doch dauerhaft Trübsal blasen hilft dir auch nicht weiter. Du beschließt deshalb, den Tag langsam ausklingen zu lassen und legst die Bücher weg. Morgen würde der Schmerz sicher wieder weniger stark sein. Du schlüpfst unter deine warme Decke, wünschst in Gedanken Loki und den anderen eine gute Nacht und hoffst einfach, dass der Wind die geflüsterten Worte zu ihnen bringt.  Kapitel 1: Chaos hoch zwei? --------------------------- Mühselig schälst du dich aus deinem warmen Bett und murrst deinen Wecker, der unaufhörlich weiter klingelt, an. Du fühlst dich überhaupt nicht erholt und schaust halbblind auf die Zeitanzeige. Es ist noch sehr früh und du hättest dich am liebsten wieder auf die andere Seite gedreht und weitergeschlafen, da heute Sonntag ist. Auch wenn du dich an keinem Tag wirklich ausruhen kannst, so freust du dich doch immer auf das Wochenende, auch wenn du nie viel davon hast. Immerhin wohnst du mit deinen Eltern und Brüdern in einem Schrein und dieser ist die ganze Woche frei zugänglich. Du gibst es ungern zu, aber dein Alltag erfüllt dich schon mit Freude, auch wenn du an manchen Tagen lieber einfach so in die Stadt gehen würdest, um mit deinen Freunden etwas entspannt Zeit zu verbringen. Aber als Tochter eines Shinto-Priesters musst du langsam aber sicher auf die Zukunft vorbereitet werden. Obwohl du momentan nur kleine Arbeiten erledigen darfst, fühlst du dich dennoch gebraucht und das hilft dir dann schlussendlich über deine trüben Gedanken hinwegzusehen. Du setzt dich auf die Bettkante und streckst dich vorsichtig, damit sich dein Körper vom Schlaf befreien kann. Du benötigst dringend eine Dusche, um frisch in den Tag starten zu können, deshalb schlüpfst du fix in deine Pantoffeln und schlurfst müde und gähnend in den Gang. Du begegnest kurz deiner Mutter und wünschst ihr nuschelnd einen guten Morgen. Die frische Kleidung, die du von ihr in die Hand gedrückt bekommst, nimmst du sofort mit ins Badezimmer und ziehst dich schnell aus. Den Blick in den Spiegel hättest du dir sparen können, denn dir blickt ein verknautschtes Etwas entgegen, das gar nicht ausgeschlafen aussieht. Schmollend streichst du durch deine, in alle Richtungen stehenden, Haare und drehst das kalte Wasser auf. Du magst diese Radikalkur zwar nicht besonders, doch du ziehst sie, ohne mit der Wimper zu zucken, durch.   Erfrischt und etwas wacher stehst du wieder vor dem Spiegel und erkennst dich darin. Das Etwas von vorhin war verschwunden und deinem vertrauten Selbst gewichen. Du nimmst deine Bürste und fährst vorsichtig durch deine frisch gewaschenen Haare. Summend knotest du sie dir zu einem hochsitzenden Zopf zusammen, streichst noch einmal fix über deine Kleidung und verlässt das Badezimmer, um die wichtigste Mahlzeit des Tages zu dir zu nehmen. Dein Vater sitzt noch mit der Zeitung in der Hand am Esstisch und lächelt dir kurz über den Zeitungsrand zu. Er weiß, dass du oft Probleme hast an Sonntagen aufzustehen, deshalb lässt er dir immer die Zeit, die du benötigst, um in die Gänge zu kommen. „Ich hoffe du hast gut geschlafen, Liebes. Heute benötige ich deine Hilfe auf dem Hof, das Laub muss zusammengekehrt und weggetragen werden“, sagt dein Vater und du nickst ihm nur zu, weil du gerade Essen im Mund hast. Es ist zwar eine nervige Aufgabe, die du aufgetragen bekommst, doch du wirst sie dennoch ohne Murren antreten. Immerhin hängt davon das Ansehen des Schreines davon ab. Ein sauberer Hof zieht mehr Gäste an, als ein unordentlicher.  Deshalb gehst du, sofort nachdem du dein Frühstück beendet hast, nach draußen. Dein Weg führt dich in den Schuppen, in dem die Utensilien zum Saubermachen stehen. Ein Lufthauch zieht an dir vorbei und du hast plötzlich das Gefühl, jemanden nach dir rufen zu hören. Doch das Gefühl verfliegt so schnell wie es gekommen ist. Du schüttelst deshalb leicht den Kopf, weil du geglaubt hast ‚Zassou’ zu hören. Unbeirrt davon greifst du zum Besen und Kehrblech und schließt die Schuppentür hinter dir. Es war wirklich recht viel Laub gefallen und du seufzt leise, weil plötzlich ein leichter Wind aufgekommen ist und die Blätter fröhlich umherfliegen lässt. Das würde keine leichte Aufgabe sein, denn es fielen unentwegt mehr Blätter zu Boden.   Nachdem du einen Teil der Blätter in eine Tüte verstaut hast, weht der Wind plötzlich auf und dir ist wieder, als würde jemand nach dir rufen. Es hört sich wieder nach ‚Zassou‘ an und du beißt dir etwas auf die Unterlippe. Will dich dein Unterbewusstsein damit aufziehen, dass du deine Freunde nie wieder siehst und du deswegen schon glaubst ihre Stimmen im Wind zu hören? Du blickst dich darum etwas verunsichert um, nur um festzustellen, dass es wohl wirklich deine Einbildung war. Aber wieso fühlt es sich auch gleichzeitig so real an? Es könnte ja dennoch sein, dass …. Du lässt den Satz unbeendet, weil diese ständigen ‚was wäre wenn‘ oder ‚es könnte doch sein‘ Fragen dich schon zu sehr gequält haben. Natürlich wäre es sicherlich auf irgendeine unreale Art und Weise möglich, dass ihre Stimmen zu dir dringen könnten, doch die Chance, dass dies wirklich real war, war sehr gering. Du willst gerade mit dem Kehrblech etwas aufheben, als dich ein Rumpeln im Schuppen zusammenschrecken lässt. Du lässt das Kehrblech fallen und hebst es dann mit klopfendem Herzen wieder auf. Damit bewaffnet, weil du nicht sicher bist, ob nicht nur etwas heruntergefallen ist oder sich vielleicht eine Katze drin verirrt hat, gehst du auf die Tür zu und spürst, wie dein Herz anfängt schneller zu schlagen. Mit zittrigen Händen gehst du auf die Tür zu und streckst vorsichtig deine Linke nach dem Türknauf aus. Er ist nicht mehr weit von deinen Fingern entfernt, als die Tür von innen aufgestoßen wird, du einen Schlag auf die Hand bekommst und mit jemanden zusammenprallst. Japsend fällst du auf deinen Hintern und kneifst die Augen schmerzerfüllt zusammen. Du bist viel zu erschrocken, um sofort nachzuschauen, was gerade vor sich geht. Das Geräusch deines Kehrbleches verklingt langsam. Ein erschrockener Laut verrät dir jedoch, dass du nicht alleine bist. „Hast du dir was getan, Zassou?“, hörst du eine Stimme fragen und reißt deine Augen sofort auf. ‚Zassou‘, so hat dich nur ein Einziger genannt, doch konnte das wirklich sein? Er konnte und sollte nicht hier sein. Neugierig hebst du deinen Blick und eine ausgestreckte Hand erscheint in deinem Blickfeld. Mit klopfendem Herzen blickst du an ihr vorbei, höher und siehst in das besorgte Gesicht Takerus. Unfähig irgendetwas zu sagen oder zu tun schüttelst du geistesgegenwertig den Kopf und nimmst die dir dargebotene Hand freundlich an. Ohne Takeru eines Blickes zu würdigen, klopfst du dir den Schmutz von der Kleidung und zuckst dann etwas zusammen, weil ein Schmerz durch deine Hand fährt. Du hast Angst zu erkennen, dass sobald du nach vorne schaust, das Ganze nur eine Einbildung war. Takeru konnte unmöglich hier sein, das musst du dir einfach nur einbilden. Du streichst dir deswegen kurz über den Kopf und fragst dich, ob du dir ihn vielleicht beim Sturz gestoßen hast. „Vielleicht sieht sie uns doch nicht?“, hörst du eine andere, vertraute Stimme. Dein Herz macht einen kleinen Hüpfer, weil du jetzt hoffst, dass sich noch weitere Stimmen zu Wort melden. Doch die beiden blieben die Einzigen, deshalb hebst du langsam wieder deinen Kopf und erkennst, dass du nicht träumst. Vor dir stehen wirklich Takeru und sein Bruder Tsukito. Du spürst, wie sich Tränen bilden und mit verschwommenen Blick siehst du sie weiter an. Du kannst es wirklich nicht fassen. Zwei deiner Freunde stehen in Fleisch und Blut vor dir und das Einzige, das du in dem Moment tun kannst, ist vor ihnen loszuheulen und Tränen der Freude laufen über deine Wangen. Takeru wirkt plötzlich panisch, als er sich an seinen Bruder wendet und ihn um Hilfe bittet. Tsukito blätterte deswegen in seinem Notizblock und erklärt mit emotionsloser und weiterhin ruhiger Stimme, dass Takeru dich in den Arm nehmen und dir leicht den Kopf tätscheln soll. Gut zureden würde auch helfen. Alleine diese Erklärung hilft, dich etwas zu fassen und du fängst an zu kichern. Deine Tränen fließen weiterhin, doch das Bild, das sich vor dir abspielt, entspannt die Situation. Du streichst dir die Tränen aus den Augenwinkeln und siehst, dass sich Takerus Wangen rötlich verfärbt haben, als er dich schlussendlich ungelenk in den Arm nimmt und dir nicht minder unbeholfen den Kopf tätschelt. „Es wird schon, uhm, alles wieder gut, Zassou“, hörst du Takeru nuscheln, ehe er dich schnell wieder loslässt und einen Schritt nach hinten geht. Unbewusst richtest du dir deine Haare und Kleidung und lächelst Takeru und Tsukito freundlich an. Dir fehlen die Worte, weshalb du deinen Mund öffnest und schließt, als seist du ein Fisch am Trocknen. Du lässt aber gleichzeitig den Blick über die Brüder gleiten und dir wird klar, dass sie anders auf dich wirken. Du fragst dich, ob es an der Kleidung liegt, die sie tragen. Du schaust auf Takeru und findest, dass das schwarze Oberteil gut mit der grün-weißen Jacke kombiniert ist. Die blaue Jeans rundet das Ganze ab. Alles in allem sieht die Kleidung sehr leger aus. Wohingegen Tsukito mit seinem weißen Hemd, seinem cremefarbenen Blazer, seiner hellbrauen Jacke und seiner dunkelbraunen Hose eher den Eindruck erweckt, als würde er der altbekannten Schuluniform nachtrauern. Nachdem du die Beiden einige Zeit schweigend angesehen hast, beugst du dich vor und begrüßt sie erst einmal formell: „Willkommen. Sind Sie hier, um zu beten oder wollen Sie einen unserer wirksamen Talismane kaufen? Sie helfen sowohl bei Liebeskummer und Lernstress.“ Du blickst nach oben und lächelst Takeru und Tsukito freundlich an. Wie sagt man so schön? Rache ist süß. Zuerst blicken dich beide verwirrt an, doch Takeru grinst schlussendlich und Tsukito notiert sich fleißig ein paar Informationen in seinem Notizbuch. Zeitgleich fangen du und Takeru an zu lachen. Jetzt bist du dir hundertprozentig sicher, dass sie wirklich vor dir stehen.   „Wie kommt es, dass ihr in unserem Schuppen gelandet seid? Ich dachte, es wäre unsere Katze, die sich da drin verirrt hat“, erklärst du Takeru, als du wieder angefangen hast den Boden von den Blättern zu befreien. „Nun, wir haben hart trainiert, um unsere Kräfte unter Kontrolle zu bringen. Als du von Zeus wieder in die Menschenwelt geschickt wurdest, sind wir nicht sofort nach Hause gegangen. Anii und ich haben uns deshalb entschieden zu ihm zu gehen, um nach einer Möglichkeit zu fragen, zu dir zu kommen“, erklärt Takeru und lehnt sich lässig an einen Baum. Tsukito steht etwas abseits und streicht über den Torii und lächelt dabei sanft. Du beobachtest ihn einen Moment und bemerkst nicht, dass Takeru weitergeredet hat. Irgendetwas an diesem Bild hat dich gefesselt, doch du kannst nicht sagen, ob es das Lächeln von Tsukito oder diese Geste war. „Zassou? Hörst du mir überhaupt zu?“ Als Takeru dich etwas forsch anspricht, reißt du dich von dem Bild los, das dir Tsukito bietet und blinzelst deinen Gesprächspartner verwirrt entgegen. „Wie bitte? Entschuldige, ich war mit meinen Gedanken woanders.“ Du spürst, wie deine Wangen wärmer werden und blickst verlegen zur Seite. „Ich habe dich gefragt, ob du dich wirklich an uns erinnern kannst“, fragt Takeru und du ziehst deine Augenbrauen zusammen. Dir erscheint die Frage seltsam, weil du keinen Moment hattest, indem du dich nicht an die Götterschule oder an dessen Schüler erinnern konntest. Viel mehr hast du das Gefühl, dass du dich gerade wegen deiner Rückkehr erst richtig daran erinnerst. Das hat dir nämlich gezeigt, dass die Zeit kein Traum war, sondern die Wirklichkeit. Du nimmst dein Kehrblech und schiebst die letzten Blätter darauf: „Ich habe bis jetzt keinen Tag verbracht mich nicht zu erinnern. Wieso fragst du?“ Du blickst auf den Boden, der nun blätterlos ist und streichst dir die einzelnen Schweißperlen von der Stirn, die sich darauf gebildet haben. Takeru zieht die Stirn kraus und scheint über etwas nachzudenken, aber eine Antwort bekommst du nicht von ihm. Denn er winkt nur ab und stößt sich vom Baum ab. Ohne gefragt zu werden, schnappt er sich die große Tüte mit den losen Blättern und hievt sie auf seine Schulter. Er sieht sich fragend um und deutet nach links. Du schüttelst den Kopf und weist zu deiner Rechten, weil dort eine Tür ist, hinter der sich die einzelnen Mülltonnen befinden. Du begleitest ihn ein Stück und begegnest deiner Mutter, die fragend auf Takeru deutet, der summend durch die ihm geöffnete Tür geht. Du hättest damit rechnen können, dass früher oder später einer deiner Familienmitglieder darauf aufmerksam wird, dass sich zwei Fremde auf dem Gelände befinden. Noch hast du keine wirklich passende Ausrede parat, deshalb überlegst du fieberhaft, was du ihr sagen sollst und kannst. „Wer sind denn deine Freunde, Liebes?“, fragt sie lächelnd und deutet mit einer Kopfbewegung auf Tsukito und Takeru. Tsukito hat sich in der Zwischenzeit endlich vom Anblick des Torii befreien können und steht nun vor euch, wie bestellt aber nicht abgeholt. Takeru klopft sich die Hände und gesellt sich zu seinem Bruder. Nebeneinander geben sie wirklich den Eindruck wieder Götter zu sein, wobei du dich bei diesem Gedanken kaum noch halten konntest. Schnell deutest du auf die beiden Gäste und stellst sie vor: „Das sind Totsuka Takeru und Totsuka Tsukito. Sie sind Brüder und wir sind in dem gleichem Forum angemeldet. Sie interessieren sich auch für Götter. Ich wusste nicht, dass sie mich besuchen kommen.“ Du bist dir nicht ganz sicher, ob dir deine Mutter deine Lüge abnimmt, aber du denkst, dass du dich einigermaßen gut aus der Affäre ziehen konntest. Um das Gesagte zu unterstreichen, verbeugt sich Tsukito vor deiner Mutter und erklärt mit weicher Stimme: „Guten Tag, ich bin Totsuka Tsukito und der Gott des Mondes Tsukiyomi-no-Mikoto. Sehr erfreut Sie kennen zu lernen.“ Erschrocken blickst du auf Tsukito, weil er sich mit seinem göttlichen Namen vorgestellt hat. Takeru macht es seinem Bruder gleich und verbeugt sich: „Hallo, ich bin Totsuka Takeru und der Gott des Meeres Susanoo-no-Mikoto. Es ist mir eine Ehre.“ Verunsichert siehst du zu deiner Mutter, weil du zu sprachlos bist, irgendetwas zu sagen. Lächelnd schaut sie die beiden nur an und sagt erst einmal nichts. Dann erhebt sie doch ihre Stimme und sagt: „Dann fühlt euch wie zu Hause. In einer halben Stunde gibt es Mittagsessen. Ich hoffe ihr habt Hunger mitgebracht.“ Schnellen Schrittes geht sie dann weiter, weil der Wassereimer in ihrer Hand voll gefüllt ist. Takeru läuft ihr deswegen schnell hinterher und nimmt ihn ihr ab. Tsukito bleibt neben dir stehen und schaut seinem Bruder nach. Einige Zeit bleibt ihr schweigend nebeneinander stehen und du empfindest ein leises Unbehagen. Du wirst das Gefühl einfach nicht los, dass du weiterhin Probleme haben wirst ein lockeres Gespräch mit Tsukito anzufangen, deshalb bleibst du lieber ruhig und sagst nichts. Man kann sich auch ohne Worte verstehen.   Das Mittagessen war reibungslos vonstattengegangen. Jeder hat ruhig gegessen und deine Eltern waren nicht allzu neugierig wegen Tsukito und Takeru. Sie haben ihnen zwar ein paar Fragen gestellt, doch du konntest die Situation passend erklären, weil du ihnen erklärt hast, dass sie von weiter her kommen und sicherlich erschöpft sind. Seufzend blickst du dich deshalb in deinem Zimmer um und bereust, dass du das mit dem ‚erschöpft sein‘ erwähnt hast. Da Tsukito und Takeru nichts von einer Unterkunft erwähnt haben, musst du ihnen wohl oder übel Unterschlupf bieten. Du suchst gerade die Gästefutons zusammen, als Takeru an deine Tür klopft. „Ich habe von deinem Vater gehört, dass ihr ein Dojo habt? Wollen wir zusammen üben?“, grinst dich Takeru an und du lächelst ihn freundlich an. Du hast nicht vergessen, dass sich Takeru sehr gut mit dem Schwert schlägt, weshalb du auch nicht überrascht bist, dass er so schnell von ihrer Trainingsstätte Wind bekommen hat. Du stellst auch dabei fest, dass er seine Jacke ausgezogen hat und nur noch mit dem schwarzen Oberteil, einem T-Shirt, vor dir steht. „Wenn du dich umziehen willst, draußen im Schrank müsste Kleidung meiner Brüder liegen. Vielleicht findest du etwas, das du zum Trainieren anziehen kannst. Ich werde mich dann auch umziehen. Oh, und Takeru-san, hier sind die Futons“, erklärst du und drückst sie Takeru einfach in die Hand, „Die dritte Tür links, da können Tsukito-san und du dann nachher schlafen.“ Es ist sehr praktisch, dass ihr ein Gästezimmer habt und du bist etwas überrascht, dass sich Takeru ohne zu murren auf die Suche nach dem Zimmer gemacht hat. Du schließt die Tür hinter dir und legst deine Kleidung ab. Am liebsten trainierst du in deinem weißen Keikogo und deinem schwarzen Hakama. Du ziehst gerade dein Oberteil aus, als sich deine Tür noch einmal öffnet, doch dieses Mal wurde vorher nicht angeklopft. Mit einem erschrockenen Laut drehst du dich zu der offenen Tür und starrst in den leicht erstaunten Blick Tsukitos. Er starrt dich an und du hast noch genügend Zeit dein Oberteil über deine Brüste zu halten, als ein leises ‚oh‘ aus seinem Mund kommt. Er verbeugt sich vor dir und schließt die Tür wieder: „Ich habe mich wohl im Zimmer geirrt.“ Dir steht die Schamesröte ins Gesicht geschrieben und du brauchst noch einige Zeit, ehe du dich wieder beruhigt hast und fertig angezogen bist.   Takeru und du, ihr schaut euch an und du schiebst deinen linken Fuß leicht nach hinten, als du dich in Seiza-Position hinsetzt. Dein Kendo-Schwert liegt neben dir auf deiner linken Seite und du weißt, dass es bei Takeru genauso sein wird. Die Abläufe vor dem Training sind immer die gleichen und so weißt du, dass als nächstes die Meditation, Mokuso, kommt.[1] Du legst deine linke Hand auf deine rechte und formst mit deinen Daumen einen Kreis. Dann schließt du halb deine Augen und atmest tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Du hörst, dass Takeru es dir gleichmacht, denn seine regelmäßigen Atemzüge begleiten deine Meditation. Du hörst plötzlich die Stimme deines Vaters und erschreckst etwas, doch du fängst dich wieder schnell: „Yame!“ Du hättest nicht damit gerechnet, dass er sich zu dem Training hinzugesellen würde, deshalb schaust du kurz zu ihm. Nachdem sich dein Vater bemerkbar gemacht hat, verbeugst du dich vor ihm. Dafür legst du zuerst deine linke Hand auf den Boden, dann deine rechte und verbeugst dich einige Zeit. Du blickst auf das Dreieck, das du gebildet hast und setzt dich wieder aufrecht hin. Deine rechte Hand legst du wieder zurück auf dein Knie, gefolgt von deiner Linken. Das gleiche wiederholst du noch einmal, um dich vor Takeru zu verbeugen. Du greifst danach zu deinem Bambusschwert und stehst auf, denn nun beginnt das eigentliche Training. Du bist etwas aufgeregt, weil es nicht oft vorkommt, dass dein Vater dich beim Training beobachtet. Vielleicht ist er neugierig geworden, weil Takeru sich auch dafür interessiert. Du stehst ganz gerade vor Takeru und blickst ihn an. Dein Vater lässt seine Stimme ertönen: „Taito!“ Sofort hebst du deine linke Hand mit dem Schwert auf Höhe des Beckenknochens und wartest darauf, dass die nächste Etappe genannt wird. „Nuke To“, sagt dein Vater und du ziehst dein Schwert. Dabei stellst du deinen rechten Fuß etwas nach vorne, nimmst den hintersten Teil des Schwertes in deine linke Hand und vollführst die Bewegung, als würdest du das Schwert mit der rechten Hand aus der Scheide ziehen. Takeru imitiert deine Geste und nun steht ihr beide mit gezogenen Schwertern voreinander. Du stehst fest auf dem Boden, deine Fersen zusammenstehend und gehst in Sonkyo-Form. Das Schwert hast du vor dich gehalten und nachdem es dir Takeru gleichgetan hat, stellt ihr beiden euch wieder hin. Dein Schwert liegt locker in deinen Händen und nun bist du bereit gegen Takeru anzutreten, auch wenn es nur ein Trainingskampf ist.  Takeru prescht auch sofort vor und schlägt mit dem Schwert von oberhalb zu, doch du hast ihn durchschaut und blockierst seinen Schlag gekonnt, indem du das Schwert vertikal über deinen Kopf hältst und dich somit schützt. Takeru gibt einen genervten Ton von sich und versucht es noch einmal, doch du rutscht unter seinem Schlag hindurch und versuchst ihn seitlich zu treffen. Als das Bambusschwert ihn fast berührt hat, führt er selbst eine seitliche Bewegung aus und will dich angreifen, doch du duckst dich und entkommst so seinem kraftvollen Schlag. Mit einem dumpfen Knall schlägt er auf den Boden ein und blickt dich leicht wütend an. Du bist dir nicht ganz sicher, ob es ist, weil du seinem Angriff ausgewichen bist oder weil er mehr als nur ein Training darin sieht. Takeru wirkt auf dich, als würde er immer schneller werden. Du siehst wie sich seine Brust hebt und senkt, doch gleichzeitig erscheint es dir, als würde es ihm keine Mühe kosten. Schnaufend schaust du ihn an und willst zum erneuten Angriff ausholen, als er dir einen Schlag gegen deinen Handrücken gibt und du vor Schmerz zusammenzuckst. Keuchend schließt du die Augen kurz, weil der Schmerz sich durch dein Handgelenk zieht, doch schnell öffnest du sie wieder, weil du den Luftzug des Bambusschwertes spürst und noch rechtzeitig das Schwert nach oben reißen kannst. Durch die Wucht, mit der Takeru dich angegriffen hat, wirst du zu Boden gerissen und rutschst einige Meter auf diesem nach hinten. Dein Bambusschwert fällt zu Boden und noch während du siehst, dass es fällt, spürst du wieder den Schmerz in deiner Hand. Du erinnerst dich daran, dass du den Schlag der Tür abbekommen hast, wodurch der Schmerz verstärkt wird.  Ächzend bleibst du etwas weiter weg sitzen und hältst dir mit schmerzverzerrtem Gesicht dein pochendes Handgelenk. Du hörst leicht hektische Schritte auf dich zukommen und siehst, dass sich dein Vater über dich gebeugt hat: „Was ist passiert? Hast du dich verletzt?“ Du schüttelst leicht den Kopf, doch bereust es sofort wieder. Als dein Vater sich deine Hand ansieht, zuckst du vor Schmerz zusammen und bemerkst, dass sich bereits eine kleine Schwellung bemerkbar macht. Du willst irgendetwas zu Takeru sagen, doch er blickt dich nur erschrocken und bleich an. Dabei schüttelt er leicht den Kopf, lässt das Bambusschwert fallen und geht einige Schritte rückwärts. Fluchtartig verlässt er das Dojo und du streckst hilflos deine Hand aus: „Takeru-san!“ Dein Vater hilft dir zwischenzeitlich auf und ihr geht zusammen in die Küche, um deine verletzte Hand zu kühlen.   Nun sitzt du mit einem Eisbeutel auf deinem verbundenen Handgelenk im Wohnzimmer und blickst auf Tsukito. Takeru hat sich im Gästezimmer verschanzt, doch du verstehst nicht so wirklich, wieso er dies macht. Du wärst gerne sofort zu ihm gegangen, doch nun sitzt du schon eine gefühlte halbe Stunde hier rum, um dein Handgelenk zu kühlen.   Du musst an die Situation, die sich hier vor einigen Minuten abgespielt hat, denken und wirst leicht rot um die Nase. Tsukito war zu dir gekommen, als du mit deinem Vater das Haupthaus betreten hast. Er hat gesehen, dass du verletzt bist und dich sofort am Untergelenk gepackt. Seine Augen sagten wie immer nicht wirklich viel aus, doch als er sich zu deinem Handgelenk beugte und sanft draufpustete, nur um kurze Zeit später einen leichten Kuss drauf zu geben, hast du verschreckt die Hand wieder zurückgezogen. Auf die Nachfrage, wieso er dies getan hat, antwortete er: „Ich habe das einmal in einem Buch gelesen, das mir Laevatain Loki gegeben hat. Wenn sich ein Mädchen verletzt hat, dann soll der Junge die verletzte Stelle sanft anhauchen und dann küssen. Das machen Mütter auch mit Verletzungen ihrer Kinder, damit es schneller heilt.“ Er war in Richtung Gästezimmer verschwunden und ließ dich perplex zurück.   „Auch wenn Totsuka Takeru nicht immer so aussieht, so ist er sehr emotional. Sicherlich hat er sich in kürzester Zeit wieder beruhigt und wird wieder der Alte sein. Wenn er so ist, wie gerade, dauert es einige Zeit, bis man zu ihm kann“, erklärt Tsukito und schaut nach draußen, „wenn du also zu ihm willst, warte lieber noch einen Augenblick.“ Du verstehst zwar nicht recht, auf was Tsukito hinauswill, doch du hörst ihm gerne zu. Tsukito sitzt am Türrahmen gelehnt und wirkt müde. Seine Stimme ist kaum verständlich und du siehst, wie sich seine Augen langsam schließen. Ob der Tag für ihn wohl anstrengend war, weil er der Gott des Mondes ist? Du hast dir diese Frage schon einmal gestellt und gehst langsam auf ihn zu. Du beobachtest ihn einige Zeit im Schlaf und legst dann vorsichtig eine Decke um ihn.   Wider seiner Aufforderung gehst du sofort zum Gästezimmer und klopfst an die Tür: „Takeru-san? Bist du da?“ Ein Geräusch ertönt und du weißt, dass er da ist. Deshalb klopfst du noch einmal und versuchst ihn mit einer Notlüge dazu zu bringen die Tür zu öffnen: „Tsukito-san ist eingeschlafen und hat ein paar peinliche Sachen gesagt und getan. Ich weiß nicht, ob ich ihm alles glauben soll, aber er hat mir ein paar Geheimnisse von dir erz-.“ Ein leises Poltern ist zu hören und die Tür wird vor deiner Nase aufgeschoben. Takeru wirkt alles andere als erfreut, als er dich ansieht und ins Zimmer zieht. Du stolperst mehr, als du gehst und bleibst mitten im Zimmer stehen. Takeru kommt auf dich zu und blickt dich durchdringend an: „Was hat er denn gesagt und getan?“ Du hättest am liebsten triumphierend gelacht, weil es doch einfacher war an ihn heranzukommen, als du geahnt hast, aber du zuckst einfach nur mit den Schultern: „Ach, es war nichts Schlimmes, deshalb brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“ Du lächelst ihn entschuldigend an, doch Takeru will dies wohl nicht hören. Takeru überwindet die letzten Meter und drängt dich damit in die Ecke: „Du weißt, dass du Tsukito nicht alles glauben kannst, weil er die Situationen immer total falsch einschätzt. Egal was er dir über mich erzählt hat, glaub es ihm nicht.“ Du fragst dich, ob er wirklich etwas zu verbergen hat, da er übertrieben auf deine kleine Neckerei reagiert, doch du traust dich nicht zu fragen. Du schüttelst wieder den Kopf und wirst weiterhin in die Ecke gedrängt. Plötzlich spürst du die Wand an deinem Rücken und dein Herz fängt an schneller zu schlagen. Du erinnerst dich an so eine ähnliche Situation und dir wird etwas schwindelig. Du versuchst die Situation zu retten, indem du ihm erzählst, was Tsukito wirklich getan hat: „Tsukito-san hat mir nur auf die Wunde gepustet und mir einen Kuss darauf gegeben. Mehr hat er nicht gesagt und noch weniger erzählt.“ Takeru stemmt beide Arme neben dich, sodass du keine Fluchtmöglichkeit hast. Du wirst gerade an Thoth-sensei erinnert und du musst schlucken. Takerus Gesicht ist so nahe und du kannst jede einzelne Wimper erkennen. Die interessante Färbung seiner Augen wird dir auch jetzt erst bewusst und du hättest am liebsten die Hand ausgestreckt, um über sie zu streichen. Um die Situation etwas aufzulockern, hältst du deine Hand erklärend nach oben und zeigst ihm gleichzeitig, dass er sich jetzt keine Sorgen mehr machen muss. Doch sein Blick verändert sich und er wirkt alles andere als beruhigt. Traurigkeit macht sich in seinem Gesicht breit und er löst eine seiner Hände, um sanft über deinen Verband zu streichen. „Ich wollte dich wirklich nicht verletzten, Zassou. Das war wirklich nicht meine Absicht, denn ich habe mir vor langer Zeit geschworen niemanden mehr zu verletzten. Vor allem nicht die Frau, die ich beschützen möchte. Dafür bist du mir wirklich viel zu wichtig.“ Takerus Stimme ist nur noch ein Flüstern und als du siehst, dass er seine Lippen sanft an deinen Verband drückt, errötest du sofort. Du weißt nicht, wieso du gerade so reagierst, aber die Situation kommt dir intimer vor als vorhin mit Tsukito. Bei ihm war es wie der Kuss eines Bruders, doch bei Takeru so viel mehr. Du weißt, dass du ihm einen Laufpass geben musst, auch wenn es dir widerstrebt. Du liebst jemand anderen, da kann es nicht noch einen geben, der denkt, dass er das Wichtigste für dich ist. „Ich … es tut mir Leid, Takeru. Aber ich kann deine Gefühle nicht erwidern. Ich … es tut mir einfach Leid“, flüsterst du und schlüpfst unter seinem Arm hindurch, um nun selber schlagartig den Raum zu verlassen. [1] Ich habe dieses Video und dieses (und noch ein paar andere) angeschaut, um mich mit den Ritualen eines Kendo-Trainings vertraut zu machen, dort bekommst du auch die wichtigsten Wörter erklärt.  Kapitel 2: Chaos hoch ... ------------------------- Du schaust auf deinen Kalender und bemerkst, dass Takeru und Tsukito nun schon seit fast einer Woche bei dir sind. Die ersten Tage waren sehr anstrengend für dich, weil die beiden dich auf Trapp gehalten haben. Bis tief in die Nacht musstest du ihnen von dem Leben in der Menschenwelt erzählen und ihnen das eine oder andere Utensil erklären, das sie im Haus gesehen hatten. Du bist dennoch erstaunt, dass sie schon einige Sachen kennen und Takeru erklärt dir dann, dass sie Lektüre über die Menschenwelt in ihrem Zuhause haben. „Vermisst ihr beiden euer Zuhause nicht? Immerhin seid ihr doch weiter weg, als in der Zwischendimension, die Zeus geschaffen hat?“, fragst du die beiden und zeigst ihnen gerade deine Sammlung über die Götter. Tsukito sitzt auf deiner Fensterbank und blickt nach draußen, denn vor einigen Minuten ist die Nacht angebrochen und der Mond scheint hinein. Du willst ihn nicht beim Beobachten stören, deshalb redest du nur mit Takeru. Er blättert durch das eine oder andere Buch und verzieht manchmal leicht genervt das Gesicht, wenn er etwas über sich liest. „Ich denke die Frage brauch ich dir nicht zu beantworten oder? Du hattest doch sicher auch Heimweh, als wir in der Schule waren?“, gegenfragt dich Takeru und du musst schlucken. Es hätte dir eigentlich sofort auffallen müssen, immerhin war die Situation fast gleich. Auch sie waren, als sie im Garten und der Schule waren, von zu Hause entrissen worden. Nie hast du dir wirklich Gedanken über ihr Heimweh gemacht, sondern abends nur an dein eigenes zuhause gedacht. Dabei hätte es dir sogar auffallen können, weil die Sehnsucht in ihren Augen oft groß war. „Ich … es tut mir Leid, es war ja das Gleiche für euch, wie für mich. Da habe ich wohl nicht nachgedacht“, gibst du kleinlaut zu und hörst Takeru lachen. „Wenn du solange lebst wie wir, dann ist etwas Abwechslung willkommen. Im Garten von Zeus habe ich das erste Mal richtig gespürt, dass ich lebe. Die Zeiten, in denen Susanoo-no-Mikoto verehrt wurde, sind schon lange vorbei. Ich denke Anii wird mir da zustimmen.“ Takerus Stimme wird etwas leiser und er schlägt das Buch wieder zu. „Irgendwann vergessen die Menschen, dass es uns Götter überhaupt gibt. Schau einmal nach draußen. Was siehst du? Den Mond, oder?“, sagt Takeru und ist aufgefangen, um zu seinem Bruder zu gehen. „Hast du zuvor gewusst, dass es einen Gott des Mondes gibt? Hast du zuvor gewusst, dass es uns überhaupt real gibt? Ich denke kaum.“ Takeru ist zu seinem Bruder gegangen und hält sich leicht klammernd an seiner Schulter fest. Tsukito blickt ihn an und streicht sanft über seine Hand. Takeru hat dir den Rücken zugewandt und du fühlst dich plötzlich schlecht. Du weißt nicht wieso du dich so fühlst, aber die Worte, die Takeru gesagt hat, gehen dir näher, als er es vielleicht beabsichtigt hat. Du blickst deshalb einige Zeit zur Seite und beißt dir sanft zitternd auf die Unterlippe. Du schüttelst schließlich den Kopf: „Nein, Takeru. Ich wusste nicht, dass es euch real gibt, nicht in dieser Form. Du hast die Bilder in den Büchern gesehen, die vor hunderten wenn nicht tausenden von Jahren entstanden sind. Die Menschen haben eurer göttlichen Form immer etwas Unmenschliches gegeben.“ Du weißt nicht, ob du zu laut wirst, aber du willst es jetzt gesagt haben. „Ich weiß, dass es Götter wie euch gibt, dass es einen Mondgott gibt. Die Geschichten über die Hasen, die auf dem Mond leben, werden immer noch erzählt und ich liebe diese“, erklärst du und bekommst leicht rote Wangen, weil es der Wahrheit entspricht, „doch, wie konnte ich ahnen, dass es euch in Fleisch und Blut gibt, wenn so viele unterschiedliche Interpretationen existieren? Es ist schwer für einen Menschen die ganzen Sachen zu akzeptieren, die nicht von dieser Welt sind. Aber ich weiß, dass Takeru-san und Tsukito-san existieren und ihr habt mir so viel vertraut, dass ich sogar eure göttliche Form sehen durfte. Das können wirklich nicht viele von sich behaupten oder?“ Du machst eine kurze Pause und schaust auf Takeru, der immer noch mit dem Rücken zu dir gekehrt da steht und redest unbeirrt weiter: „Ich habe versucht meinen Freundinnen von euch zu erzählen, doch sie können oder wollen mir einfach nicht glauben. Es ist unglaubwürdig, wenn jemand Irdisches daher kommt und sagt ‚Hey, ich habe viele Götter kennengelernt und kann von mir behaupten, dass ich sie als meine Freunde ansehe‘.“ Du bist aufgestanden und gehst vorsichtig auf Takeru zu. „Ich akzeptiere euch so, wie ihr seid, Takeru-san. Ich weiß, dass es vielleicht nicht viel ist, was ich dir geben oder sagen kann, um dir das zu beweisen. Ich glaube an euch alle und ich vertraue euch wirklich. Ihr habt mich alle in der Schule beschützt und euch einem Menschen anvertraut. Auch wenn es vielleicht Missverständnisse in der Vergangenheit gab, wir leben im Jetzt und auch wenn nicht jeder so offen ist … Es gibt Menschen die an euch glauben und die euch anbeten, vergiss das bitte nicht“, flüsterst du und lehnst dich an seinen Rücken. „Wieso vertraust du mir nicht?“, sagst du als Letztes und verlässt dann dein eigenes Zimmer, weil es dir plötzlich zu peinlich wird, sollte sich Takeru nun umdrehen und dich ansehen.   Du weißt, dass dein Rückzug viel mehr einer Flucht gleicht, doch du willst den Beiden nicht zeigen, dass du schon wieder weinen musst. Doch dieses Mal ist es nicht, weil du dich freust, sondern weil dich die ganze Situation aus dem Konzept gebracht hat. Aufgewühlt läufst du an die frische Luft, weil du dich erst einmal beruhigen willst. In deinem Kopf arbeitet es, allen voran die Situation, die am Sonntag war. Du spürst wie deine Wangen heißer werden und gibst dir schnell zwei leichte Wangenpatscher, um wieder klar denken zu können. Du kannst jetzt nicht plötzlich an so etwas Peinliches denken. Du schüttelst kurz den Kopf und schaust nicht wohin du gehst und bemerkst erst, als du die Augen wieder öffnest, dass du schon über den halben Hof gelaufen bist. Da du dich aber blind auf dem Grundstück auskennst, gehst du zielsicher auf den Schuppen zu, indem vor wenigen Tagen Takeru und Tsukito aufgetaucht sind. Seufzend schließt du im Gehen kurz deine Augen, um dir die Tränen wegzuwischen, als die Schwerkraft dich gen Boden zieht. Ein erstickter Schrei entkommt deiner Kehle und du reißt deine Augen sofort auf. Du verstehst nicht richtig, was gerade passiert ist, aber als du spürst, dass dich Jemand an der Taille packt, bekommst du es mit der Angst zu tun. Langsam richtest du deinen Blick auf die Person, die dich scheinbar vor deiner Tollpatschigkeit bewahrt hat und hörst die Worte: „Ich hoffe es geht dir gut ... Das alles ist nur wegen meinem Unglück passiert ... Es tut mir wirklich leid.“ Du reißt deine Augen fast noch weiter auf, als du bemerkst, dass du von keinem geringeren als Hades vor dem Sturz bewahrt wurdest. „H…Hades-san?“, ungläubig starrst du auf sein vom Licht sanft angestrahltes Gesicht, doch erkennst nicht sehr viel von ihm. Langsam lässt er dich wieder los und seufzt. Du fragst dich, ob es wohl eine Gemeinsamkeit der Götter war einfach so bei dir aufzutauchen. Du kannst deine Freude über Hades nur leider nicht lange im Trockenen genießen, weil es plötzlich wie aus Strömen anfängt zu regnen. „Oh nein! Lass uns schnell hineingehen“, sagst du und greifst ohne wirklich nachzudenken nach seinem Arm und ziehst ihn hinter dir her. Dir ist es für den Moment egal, wie er hierhergekommen ist, das Einzige was zählt, war ins Trockene zu kommen. Dort könnt ihr nämlich noch lange genug miteinander reden und die wichtigsten Fragen klären. Und du weißt, dass sich Takeru und Tsukito sicherlich auch über den Neuankömmling freuen. Obwohl du ihnen heute ja eigentlich nicht mehr unter die Augen treten wolltest ….   Nun sitzt du mit drei Göttern in deinem Zimmer und rubbelst dir deine nassen Haare trocken. Hades sitzt schon in frischer Kleidung deiner Brüder vor dir und wirkt sehr niedergeschlagen auf dich. Er rubbelt sich leicht über seine eigenen Haare und schaut dich nicht wirklich offen an. Deshalb versuchst du ihn zu fragen, wie er den Weg hierher gefunden hat. „Wie kommt es, dass du hier bist, Hades-san?“, lächelst du ihn freundlich an und ignorierst kurzzeitig Takeru und Tsukito, die nicht weit weg von dir sitzen. Hades blickt dich kurz an, doch schaut fast sofort wieder weg. Du kannst nicht genau sagen, wohin er schaut, aber er scheint den Augenkontakt mit dir vermeiden zu wollen: „Es … Die Zeit in der Schule mit euch … allen war sehr schön. Und die menschliche Welt … ich wollte sie besser kennen lernen. Und die Menschen mit ihnen … so viele sind nachtragend nach ihrem Tod.“ Du kannst Hades verstehen. Wenn du weißt, dass dich Jemand nicht mag, dann willst du auch den Grund herausfinden, wieso dem so ist. Doch ob dies wirklich der einzige Grund war, dass er nun hier sitzt? Du fragst dich zum wiederholten Male, ob jetzt noch mehr Götter kommen. Immerhin hast du schon drei deiner Freunde vor dir sitzen. Du könntest dir sogar vorstellen, dass Dionysus und Apollon jeden Augenblick durch deine Zimmertür schreiten. Doch sie bleibt verschlossen und das Einzige, was kurze Zeit zu hören ist, ist das leise Ticken deiner Uhr. „Wieso willst du sie denn gerade jetzt verstehen?“, fragt Takeru und blickt Hades genau an. Du weißt nicht wieso, aber Takeru wirkt nicht mehr wütend auf dich. Er scheint eher glücklich zu sein, dass Hades vor ihm sitzt. Aber bestätigen, kannst du das nicht, weil du nicht in seinen Kopf schauen kannst. Hades zuckt derweil mit seinen Schultern und schaut dich kurz an. Du wirst unerklärlicherweise etwas rot und schaust verlegen zur Seite. Auch wenn es nur ein Blick war, so hast du den Grund sofort erkannt. Hades, der Gott der Unterwelt, war also wegen einem bestimmten Menschen, dir, in die Menschenwelt gekommen? Wenn dies wirklich der Grund sein sollte, musst du dir wirklich langsam Gedanken über deine geistige und körperliche Gesundheit machen. Es gibt Milliarden anderer Menschen, die Hades hätte besuchen können, doch nun sitzt er vor dir und hat dich mit so einem vielsagenden, kurzen Blick angeschaut. „Meine … Freunde haben mir gezeigt, was es heißt … glücklich zu sein“, ist die einzige Antwort die Hades gibt, als er sich erhebt und zur Tür geht. Du hast dich fast automatisch erhoben, als du seine Bewegungen wahrgenommen hast und stehst nun mitten im Raum. Alle Blicke sind auf dich gerichtet und du spürst, wie wieder die Hitze in deine Wangen steigt. Du räuspert dich und deutest auf Takeru und Tsukito: „Falls es euch beide nicht stört, könnte Hades-san dann bei euch im Zimmer übernachten? Ich kann ihn schlecht vor die Tür setzen und meine Eltern sind heute außer Haus.“ Du siehst, dass die Bruder einen Blick wechseln und Takeru zuckt mit den Schultern und sagt: „Ich habe kein Problem damit. Dann können wir in Ruhe miteinander reden. Was, Hades?“ Grinsend legt er einen Arm um Hades und geht mit ihm hinaus. Zum Abschied winkt er dir zu und du schmunzelst vor dich hin. Tsukito bleibt kurz vor dir stehen und verbeugt sich: „Ich wünsche dir eine gute Nacht. Wir werden uns morgen wiedersehen.“ Nachdem er die Tür geschlossen hat, blickst du dich kurz in deinem Zimmer um und fragst dich, ob du gerade geträumt hast oder ob es Wirklichkeit war? Denn, wenn dem so ist, dann musst du deinen Eltern am nächsten Tag sicherlich einiges erklären …   Am nächsten Morgen kuschelst du dich noch einmal sehnsüchtig in deine Decke und gähnst laut vor dich hin. Die Nacht ist sonst ereignislos verlaufen und so hat sich der Schlaf schnell bei dir eingenistet. Du hast etwas Angst aufzustehen, weil du deinen Eltern; und am schlimmsten deinen Brüdern; erklären musst, wieso du nun drei jungen Männern eine Übernachtungsmöglichkeit bietest. Bei Takeru und Tsukito wurdest du bereits von deinen Brüdern ausgefragt, wie du solch ansehnliche Jungs kennengelernt hast. Takeru hat nicht gerade freundlich auf diese ‚nette‘ brüderliche Neckerei reagiert und Tsukito hat sich, ungeachtet der Tatsache, dass es nicht der richtige Zeitpunkt dazu war, Notizen gemacht. Du fragst dich immer noch, wieso er in den ungünstigsten Momenten sein Buch zückt, um etwas hinein zu schreiben. Du blinzelst deinen Wecker müde an und krabbelst eher lustlos aus dem Bett. Der Tag ist zwar noch ganz frisch, aber du hast heute wieder einen gefüllten Tagesplan. Zuerst gehst du zur Schule, später zum Kendo-Training und wenn die Zeit es noch zulässt zum Direktor. Takeru hat dich gestern Abend gebeten in deiner Schule nachzufragen ob es noch freie Plätze gibt. Noch dazu hast du den Brüdern versprochen ihnen die Stadt zu zeigen. Schnell hast du deine Kleidung zusammengesucht, als du merkst, dass die Zeit so langsam davonfliegt, um dich im Badezimmer frisch zu machen. Heute schaut dir wenigstens kein komisches Etwas entgegen, als du in den Spiegel schaust und du bist deswegen schneller fertig. Frisch gewaschen summst du ein leises Lied vor dich hin und hoffst einfach, dass der Tag nicht zu anstrengend wird, auch wenn er schon ein volles Programm hat. Nachdem du fertig angezogen bist, bindest du dir noch deine Haare zusammen und gehst so schnell wie möglich in die Küche. Das Bild, das sich dir bietet, ist sehr spannungsgeladen. Dein Vater blickt zwischen Takeru, Tsukito und Hades hin und her. Deine Mutter lächelt einfach nur in die Runde und scheint eingefroren zu sein. Deine Brüder hingegen tuscheln leise. untereinander. Du bist erstaunt, dass sie noch zu Hause sind, deshalb straffst du deine Schultern und gehst lächelnd in die Höhle des Löwen. „Guten Morgen“, sagst du weiterhin lächelnd und lässt dich neben Manabu nieder. Sofort sind die Blicke auf dich gerichtet und du spürst ein dezentes Unbehagen in dir aufwallen. Jeder Blick sagt etwas anderes aus und du weißt nicht, an wen du dich zuerst wenden sollst. Du schaust deine Eltern kurz an und deutest dann auf Hades, weil es dir am Logischsten erscheint, ihn zuerst vorzustellen. Doch gerade, als du deinen Mund öffnen wolltest, lächelt dich deine Mutter an und sagt süßlich: „Lass mich raten, er ist auch einer aus diesem Götter-Forum-Ding? Was für ein Gott ist es denn diesmal?“ Hades scheint sich bei dem Wort ‚Gott‘ angesprochen zu fühlen und stellt sich deshalb zurückhaltend vor: „Ich bin Aidoneus Hades, der griechische Gott der Unterwelt. Es freut mich … hier sein zu dürfen.“ Du merkst, wie sich deine Brüder anschauen und gleichzeitig anfangen zu lachen. Du blickst wütend auf sie und Manabu schaut dich an: „Sorry Schwesterchen, aber das ist einfach zu gut. Erst kommen Mister ‚ich bin der Gott des Meeres‘ und ‚ich bin der Gott des Mondes‘ und jetzt haben wir auch noch den ‚Gott der Unterwelt‘ unter unserem Dach? Komm schon, rück endlich mit der Sprache raus. Woher kommen die Drei?“ Er wischt sich eine Träne aus den Augenwinkeln und du spürst, dass die Atmosphäre in der Küche so langsam anfängt zu kochen. Dein Vater schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch und sieht deine Brüder wütend an: „Die drei jungen Herren sind unsere Gäste. Hört gefälligst auf so mit eurer Schwester umzugehen! Und feg dir dieses arrogante Grinsen aus dem Gesicht, junger Mann!“ Streng blickt er Manabu an und sieht dann zu dir. „Und du junges Fräulein. Ich hoffe du hast eine gute Erklärung, wieso über Nacht noch einer deiner Forum-Freunde bei uns angekommen ist. Auch wenn ich Gastfreundschaft toleriere, alles hat seine Grenzen. Deshalb will ich, dass sie mitanpacken. Das Geld wächst nämlich nicht auf Bäumen“, sagt dein Vater weiterhin streng und du musst schlucken, denn der Blick, den er Takeru, Tsukito und Hades zuwirft lässt nichts anderes herauslesen als ‚und lasst bloß die Finger von meinem Mädchen‘. Du beißt dir kurz auf die Unterlippe und stehst dann auf: „Es ist so. Im Forum … da soll man sich einen Beinamen auswählen. Am besten den eines Gottes. Zufällig haben Tsukito-san und Takeru-san die gleichen Eigenschaften, wie die Götter, die sie wählten. Hades-san erklärt sich wohl von selbst. Ich … kann euch leider nicht mehr erklären. Aber, wenn es ist, wie ich denke, dann werden wohl noch weitere Freunde kommen.“ Das letzte gibst du nur kleinlaut zu, weil du es eigentlich selbst nicht genau weißt, doch du ahnst, dass es so passieren wird. Die Zeichen untermauern deine Theorie. Wenn schon ein griechischer Gott hier war, so konnten die anderen sicherlich nicht weit sein. Die Reaktionen in den Gesichtern der Anwesenden hätten unterschiedlicher nicht sein können. Deine Mutter wirkt etwas genervt, lächelt aber dennoch freundlich weiter, wohingegen deine Brüder untereinander feixen, weil sie wissen, dass das Ganze noch interessant wird. Deinem Vater wächst eine Ader auf der Stirn, die etwas pulsiert und fast schon droht zu platzen. Takeru scheint einem Wutanfall näher zu sein als sonst und Tsukito … war Tsukito. Hades blickt und murmelt vor sich hin und scheint sich die Schuld für die ganze Misere zu geben. Plötzlich hörst du einen entzückten Schrei, der aus eurem Keller kommt und du betest zu Thoth-sensei, dass das nicht noch einer deiner Freunde ist. Obwohl du dich natürlich freuen würdest, aber so langsam wird es für dich schwierig die Lüge mit dem Forum aufrechtzuhalten. Keinem der Götter kann man Hässlichkeit an den Kopf werfen und das machte es nur noch schwerer. Hinzu kommt, dass sie deine Lüge erst einmal verstehen müssen, denn vom Internet haben sie noch nicht viel gehört. Das kann ja noch heiter werden ….   Deine Befürchtungen haben sich bewahrheitet, als du mit deiner Familie und Freunden in den Keller herabgestiegen bist. Im hauseigenen Weinkeller, findest du einen anderen deiner Freunde. Mit glitzernden Augen begutachtet er jede eurer Weinflaschen und hat sogar den einen oder anderen seltenen Jahrgang mit einem Kuss begrüßt. Du wartest, bis er die Schätze deines Vaters wieder sicher verwahrt, bevor du dich mit einem lauten Räuspern bemerkbar machst. Sichtbar zuckt Dionysus zusammen und dreht sich langsam zu dir um. Du siehst, wie seine Augen durch die Reihen gehen und bei deinem Vater hängenbleiben. „Oh, Sie sind sicher der Besitzer dieser wunderbaren Weinstätte? Ich möchte mich für die große Auswahl bedanken und frag-AU!“, säuselt Dionysus und greift nach der Hand deines Vaters, doch Takeru hat ihm vorzeitig eine Kopfnuss verpasst. Dionysus reibt sich seinen geschlagenen Kopf und blickt enttäuscht zu Takeru. Vorsichtig siehst du zu deinem Vater, der alles andere als entzückt über den plötzlichen Körperkontakt ist. Er geht sofort in Alarmbereitschaft, als er sieht, wie Dionysus wieder vor den Weinen steht und eine Flasche behutsam in die Hand nimmt. „Oh, wie sehr hat mein Herz nach dir geschrien. Doch nun sind wir wieder verei-AU! Mann, Takeru! Hör auf damit“, schreit Dionysus wütend und schmollt. Du wagst es kaum noch auf deine Eltern zu schauen, doch der Blick deiner Mutter wirkt gelassener als der deines Vaters, obwohl es eh keinen großen Unterschied macht. Deine Mutter lächelt zwar noch immer, aber du siehst, dass ihre Mundwinkel gefährlich zucken. Wieder hörst du von Hades sein Mantra ‚es tut mir Leid ... meine Schuld … Unglück‘ und hoffst auf irgendeine Hilfe. Doch du stehst alleine da. Deine Brüder haben den Weinkeller lachend verlassen, um rechtzeitig weg zu kommen, deine Freunde hingegen waren mehr als abgelenkt. Deine Mutter kommt langsam auf dich zu und flüstert dir ins Ohr: „Lass mich noch einmal raten? Noch einer deiner ‚Freunde‘?“ Du hörst die Skepsis aus dem Wort heraus und schluckst leicht. „J…Ja Mama, du hast Recht. Das ist Dionysus-san.“ Wie gerufen steht er plötzlich vor euch und lächelt deine Mutter freundlich an. „Gestatten? Thyrsos Dionysus, griechischer Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und der Feierlichkeiten. Freut mich, eure Bekanntschaft zu machen, Fräulein.“ Er hat die Hand deiner Mutter genommen und einen sanften Kuss darauf gesetzt, als dein Vater sich einmischt. „Ich denke, wir haben später noch ein ernstes Wörtchen miteinander zu reden, junge Dame. Du weißt, in diesem Haus wird keine Polygamie geduldet! Und nun, geht alle was essen, sonst kommst du noch deswegen zu spät zur Schule“, erklärt er und geht kopfschüttelnd wieder nach oben. „Papa!“, entsetzt blickst du ihm nach und schaust hilfesuchend zu deiner Mutter. Doch sie zuckt nur mit den Schultern und zwinkert dich plötzlich vielsagend an: „Sag mir einfach nachher, wer dein Freund ist, einverstanden?“ Du läufst rot an und rufst ihr noch entsetzter als gerade hinterher: „Mama, so ist das doch nicht!“, doch sie hört dich nicht mehr. Du blickst auf ihren Rücken und weißt, dass dieser Tag doch nicht so angenehm wird, wie du eigentlich gehofft hast. Wäre ja auch zu schön gewesen. Aber am schlimmsten ist wohl die Reaktion deiner Eltern, weil sie von einem Moment auf den anderen einfach den Rückzug antreten und dich alleine lassen. Und du kannst es ihnen noch nicht einmal verübeln. Du wärst am liebsten im Erdboden versunken, doch leider tat dir der Boden den Gefallen nicht. Du musst dich deiner Verantwortung nun stellen und den inzwischen vier Göttern erklären, was es mit deiner Notlüge auf sich hat. Wieso es besser wäre, wenn sie schnell verstehen würden, sich ohne ihre göttlichen Namen vorzustellen. Denn das stellt dich vor größere Herausforderungen, als eh schon.   Gehetzt[1] läufst du über den Schulhof und erreichst dein Klassenzimmer in Windeseile, doch du bist dennoch zu spät angekommen. Das liegt nicht nur daran, dass du deinen eigentlichen Bus verpasst hast, sondern auch am Trubel, der bei dir zu Hause war. Nachdem ihr alle aus dem Weinkeller wieder nach oben gegangen seid, fing der Morgen erst an. Du hältst dir kurze Zeit deine stechende Seite und blickst auf die Klassenzimmertür und wartest noch einen Moment, ehe du sie betrittst. Du versuchst einfach das Frühstück auszublenden, indem du noch einmal tief Luft holst, ehe du an der Tür klopfst und kurze Zeit später hineingehst. Dein Blick huscht kurz zur Uhr und knapper hätte es nicht sein können, denn der Unterricht war gerade mal fünf Minuten im Gange. Du wirst dennoch davon nichts wirklich mitbekommen. Deine Mitschüler machen sich kurz über dich lustig und dann stehst du schon mit zwei Eimern in den Händen auf den Flur und musst deine Zeit hier draußen fristen. Seufzend gibst du dich deiner Situation hin und führst dir noch einmal den Morgen vor Augen, denn nachdem ihr in der Küche angekommen wart, wurde es erst interessant. Dionysus hat nämlich erklärt, dass er nicht genau weiß, wie er überhaupt in der Menschenwelt angekommen ist. Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass sein Bruder ihn mitgezerrt hat und er im Weinkeller wieder zu sich kam. Ein entsetzter Laut entkam fast jedem und Stille legte sich über die Essenden. Alleine wegen dieser Nachricht hast du vergessen auf die Uhr zu schauen und damit deinen Bus verpasst, der dich zur nächsten Bahn brachte. Der Weg bis zur ersten Bahnstation musstest du deshalb zu Fuß hinter dich bringen, auch wenn dir Takeru vorgeschlagen hatte, dich einfach dorthin zu bringen. Du hast aber sofort verneint und gesagt, dass er sich nicht einfach so verwandeln durfte, was er dann auch verstanden hatte. Deine Eltern waren nicht ganz erfreut darüber, dass du wegen deinen Freunden zu spät zur Schule kommen würdest, haben aber schlussendlich nichts mehr dagegen gesagt. Später auf dem Weg fragst du dich sogar kurz, wieso du nicht doch Takerus Angebot angenommen hättest, aber das wäre wohl eher eine Schlagzeile für die Zeitung gewesen. Du blickst etwas geknickt zu Boden und spürst, wie die Eimer immer schwerer werden. Du musst wieder daran denken, dass Dionysus etwas von seinem ‚Bruder‘ gesagt hast und blickst dich kurz panisch um. Es ist nicht so, als würdest du dich freuen, wenn du auch Apollon wiedersehen könntest, doch irgendetwas sagt dir, dass seine Rückkehr viel mehr Probleme bereiten wird, als die der anderen Götter. Dir kommt es auch gleichzeitig so vor, als würde die Sonne heute außergewöhnlich stark strahlen, aber dies war sicherlich nur deine Einbildung. Sie schien genauso stark wie gestern und den Tag zuvor, auch wenn es Herbst ist. Du versuchst deshalb nach draußen zu blicken, um die farbenfrohen Bäume zu sehen, doch leider erkennst du nicht wirklich viel, weil dein Klassenzimmer im höchsten Stockwerk des Schulgebäudes ist. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörst du eine Stimme, die dich ruft und du zuckst zusammen. Scheinbar warst du so abgelenkt gewesen, dass dich die Stimme deiner Lehrerin aus deiner kleinen Traumwelt gerissen hat. Also würdest du doch noch einen Teil des Faches mitbekommen. Wie gnädig sie doch war …   Du atmest erleichtert aus und verbeugst dich, ehe du das schuleigene Dojo verlässt. Dein heutiges Training war wieder schweißtreibend, doch es hat dir gleichzeitig geholfen einen klaren Kopf zu bekommen. Heute musst du deinen Freunden sagen, dass sie sich so schnell wie möglich nach einer Wohnung umschauen mussten, weil der Platz doch so langsam eng wurde. Du willst sie zwar auf der einen Seite nicht wegschicken, aber es würde sicherlich dem Klima zuhause helfen, wenn nicht so viele gutaussehende junge Männer darin hausen würden. Deinen Eltern würde der Vorschlag sicherlich gut gefallen. Motiviert ziehst du deine Trainingskleidung aus und steigst unter die Dusche. Du willst nicht übelriechend vor den Direktor, um ihm diese wichtige Frage zu stellen. Wie du den Direktor kennst, würde er sicherlich sofort zusagen, auch ohne die nötigen Hintergrundinformationen. Du verziehst kurz das Gesicht und hältst in deiner Bewegung inne. An diese Informationen hast du noch nicht einmal gedacht und das stellt dich vor eine größere Herausforderung, aber du bist dir sicher, dass du noch eine Lösung finden wirst. Schnell bist du wieder fertig angezogen und auf dem Weg zur Direktion. Unterwegs überlegst du dir bereits eine Erklärung und bist recht zufrieden damit. Du wirst ihm einfach erklären, dass die Schule deiner Freunde geschlossen wurde und da es sich um eine private handelt, keine Informationen darüber im Umlauf sind. Du bist nur noch nicht ganz sicher, wie du erklären willst, dass sie sich in den meisten Fächern wohl nicht so auskennen würden, aber einen Weg wirst du schon finden. Du atmest noch einmal fest durch und klopfst an die Tür der Direktion.   Du bist unsicher, wie du genau auf die Entscheidung des Direktors reagieren sollst, deshalb ziehst du zuerst einmal deine Straßenschuhe an und legst deine schuleigenen Pantoffeln zurück. Du bist eine gefühlte Stunde von ihm aufgehalten worden, weil er mehr über deine Freunde erfahren wollte, was dir recht schwer gefallen ist, weil du ihm nicht zu viel erzählen wolltest. Das einzige Problem, das du hattest, war, dass du nicht genau sagen konntest wie viele deiner Freunde wohl die Schule wechseln würden. Du wolltest sofort ‚acht‘ sagen, aber du warst dir nicht sicher, ob auch wirklich jeder Gott zu dir kommen würde, deshalb hast du zuerst die Vier angekündigt, die gerade bei dir wohnen. Du streichst dir über deine Schuluniform, greifst nach deiner Tasche und gehst zur Tür. Takeru würde sicherlich nicht ganz erfreut über die Neuigkeiten sein, aber du kannst nichts dagegen unternehmen. Es ist nur ein einziger Platz in deiner Klasse frei, deshalb müssen die vier in zwei, wenn nicht sogar drei Klassen aufgeteilt werden, was die Sache um einiges verkompliziert. Du blickst deshalb etwas betrübt in den strahlenden, blauen Himmel und schließt kurz die Augen, um die Sonne auf deiner Haut zu spüren. Ein sanfter Wind kommt auf und zupft an deiner Schuluniform und du merkst, dass es immer kälter wird. Du streichst dir deshalb kurz über deinen Arm und gehst dann weiter. Du musst dich jetzt etwas beeilen, weil du noch zu dir nach Hause fahren musst, um deine Freunde abzuholen. Du gehst durch das Schultor und verabschiedest dich von einigen Leuten aus dem Kendo-Club, biegst nach links ab und gehst etwas schneller, um die Bahn noch zu bekommen. Du bemerkst, dass Jemand hinter dir läuft und willst schon zur Seite gehen, als du plötzlich eine bekannte Stimme hörst: „Yousei-san~!“ Du zuckst zusammen und drehst dich langsam um, weil du das Wort sofort erkannt hast. Du wirst etwas bleich, als du siehst, wie Apollon mit ausgestreckten Armen, einem Lachen im Gesicht und generell einer strahlenden Aura auf dich zukommt. Du schreckst etwas zurück und weißt nicht, wie du ihm am besten ausweichen willst, deshalb willst du dich hinter Jemanden verstecken. Plötzlich spürst du, wie du von jemanden in den Arm genommen wirst und von Apollon weggedreht wirst. Du schließt dennoch etwas panisch deine Augen und hörst, dass Apollon noch immer auf dich zugelaufen kommt. Du presst dich etwas ungewollt an die Brust, die dir dargeboten wird und hörst einen dumpfen Schlag und einen leicht panischen Aufschrei. Sofort reißt du deine Augen auf und willst sehen, was passiert ist, doch du wirst immer noch beschützend im Arm gehalten. Du versucht dich zu befreien und wirst schlussendlich losgelassen, dabei siehst du, dass du von Takeru beschützt wurdest. Er blickt wütend auf Apollon, der gerade damit beschäftigt ist Hades aufzuhelfen, weil er ihn in seinem Übermut überrannt hat. Hades wirkt überhaupt nicht zufrieden und entschuldigt sich, weil es doch nur seine Schuld ist. Apollon streicht sich dann über die Kleidung und blickt strahlend auf dich. Er kommt immer weiter auf die zu, doch Takeru schiebt dich wieder hinter sich und sagt: „Ich denke du brauchst nicht näher zu kommen. Normal begrüßen reicht auch aus.“ Seine Stimme ist streng und Apollon zieht kurze Zeit eine Schnute, kriegt sich aber schnell wieder ein. „Das ist aber nicht meine Art Take-Take“, schmollt Apollon und versucht einen weiteren ‚Angriff‘. Dieses Mal hat Takeru nicht die nötige Zeit, um zu reagieren, deshalb kneifst du deine Augen fest zu und hörst dennoch ein schmatzendes Geräusch. Takeru knirscht mit seinen Zähen und zittert leicht, weshalb du deine Augen wieder öffnest und feststellen musst, dass Apollon Tsukito einen Kuss gegeben hat. Alle Farbe ist aus Apollons Gesicht gewichen und Tsukito wirkt erstarrt. „Das war sehr unerwartet“, sagt er leise und streicht sich scheinbar verwirrt über die Lippen. Du fühlst plötzlich wie die Luft um Takeru anfängt zu wirbeln und blickst erschrocken auf ihn. Du hast dies schon einmal gesehen und willst sofort die Aufmerksam auf dich lenken, weil du nicht willst, dass sich Takeru vor der Schule verwandelt und ziehst an seinem Ärmel: „Takeru-san. Bitte beruhige dich, du kannst hier nicht …“ Er blickt dich wütend an, doch als er deinen flehenden Blick sieht, entspannt sich seine ganze Haltung und du spürst, wie der Wind um euch abflaut. Du lässt ihn dann los und er kümmert sich sofort um seinen Bruder, der immer noch auf der gleichen Stelle steht. Apollon sieht wie eine Statue aus, deshalb gehst du an ihm vorbei und kümmerst dich erst einmal um Hades, dem es nahe ging, dass ihn sein Enkel einfach über den Haufen gelaufen hat und siehst, dass er blutet. Erschrocken stellst du dich auf deine Zehenspitzen und streichst Hades Haar zur Seite. Blut sickert aus einer kleinen Wunde und du fragst dich, woher diese wohl hat. Du schaust dich deshalb kurz um und siehst, dass ein Stein neben Hades liegt. Sein Blick ruht auf dir und du wirst etwas nervös, dann legst du seine Strähne wieder zurück und nimmst seine Hand. „Du bist verletzt. Lass uns ins Schulgebäude gehen und nachsehen, ob die Krankenschwester noch da ist, Hades-san.“ Du willst ihn hinter dir her ziehen, doch er bewegt sich keinen Millimeter. Sein Blick ruht auf deiner Hand und du hast plötzlich das Gefühl, dass um ihn herum eine dunkle Aura fliegt. Er schüttelt dann leicht den Kopf und erklärt: „Das liegt nur an meinem Unglück. Ich … Das hätte auch dir passieren können.“ Er versucht deine Hand zu lösen, doch du gibst nicht nach. „Was hättest du denn getan, wenn es mir passiert wäre? Nicht alles ist die Schuld deines Unglückes Hades-san“, erklärst du und hört plötzlich eine Stimme, die ‚es ist meine Schuld. Sorry, ich habe mit dem Stein gespielt‘ ruft. Du lächelst Hades an und deutest noch einmal auf das Schulgebäude: „Bitte, lass uns hineingehen und deine Wunde versorgen. Ich will nicht, dass du mit einer Verletzung herumläufst, Hades-san.“ Du ziehst wieder etwas an seiner Hand und dieses Mal folgt er dir. Du gehst weiter und siehst kurz zu Takeru, Tsukito und Apollon. Du fragst dich dann kurz, wo wohl Dionysus geblieben ist, doch kümmerst dich lieber um Hades. Du bemerkst erst jetzt, dass seine Finger nicht wirklich warm sind und fragst dich, ob dies wohl daran liegt, weil er der Gott der Unterwelt ist. Du musst nicht sehr weit auf das Schulgelände gehen, als du das erste Getuschel hörst, doch du versuchst es so gut es geht zu ignorieren.   Du hast Glück, die Krankenschwester saß noch in ihrem Zimmer, als du an der Tür geklopft hast. Sie wirkte zwar alles andere als glücklich noch einen Patienten zu haben, doch als sie Hades sah, änderte sich ihre Meinung sofort. Sie entschuldigte sich einen Augenblick und verschwand für einige Zeit. Als sie euch schließlich ins Krankenzimmer ließ, roch sie nach frischaufgetragenem Parfum, von dem dir etwas übel wurde. Als du Hades Hand loslässt, schaut er dich kurz an und du siehst ein sanftes Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen. Du bist etwas erstaunt, weil du nun wirklich nichts anderes getan hast, als ihn unversehrt durch die Gänge zu bringen. Die Krankenschwester zeigt Hades dann den Weg und du bleibst einen Moment alleine im Eingangsbereich stehen. Dann hörst du einen leisen Schrei und siehst, wie die Krankenschwester rückwärts hinter dem Vorhang hervorkommt und mit dem Finger auf Hades deutet. Sie blickt dich an und stottert vor sich hin: „S…Sein Auge. D…Das kann doch nicht menschlich sein. I…Ich muss los.“ Sie schnappt sich ihre Jacke und verlässt fluchtartig den Raum. Du hättest gerne noch etwas gesagt, doch du hörst, wie sich die Krankenschwester mit schnellen Schritten von dem Zimmer entfernt. Du bist einen Moment unfähig etwas zu sagen oder zu tun, weshalb du einfach nur stehen bleibst. Nach einiger Zeit hast du dich aber wieder gefangen und blickst hinter den Vorhang. Hades sieht dich mit seinen beiden Augen an und du kannst verstehen, dass sich die Krankenschwester erschrocken hat. Die Krankenschwester hat seine Haare mit einer Spange nach hinten verbannt und auch wenn dich der Anblick seines linken Auges etwas unerwartet trifft, schluckst du kurz und gehst dennoch auf ihn zu. Hades blickt trotzdem etwas verletzt zur Seite und legt eine Hand auf sein linkes, rot-schwarzes Auge. „Das ist der Grund, weshalb ich es … versteckt halte. Der Fluch … er ist der Grund dafür“, sagt er leise und nimmt die Hand dann wieder weg. Du schaust dich um und nimmst die Utensilien, die von der Krankenschwester schon vorbereitet wurden und träufelst etwas von dem Desinfektionsmittel auf einen Wattebausch und tupfst sanft über die Wunde. Du hast dich wieder gefasst und sagst: „Ich habe mich schon immer gefragt, ob dein Auge auch als Mensch so aussieht. In deiner Gott-Form hast du deine Haare ganz anders, deshalb ist es mir dort schon aufgefallen, aber ich finde, dass es schön aussieht.“ Du lächelst und wirst etwas rot. Du willst Hades beruhigen, weil er scheinbar schon so oft verletzt wurde, auch wenn es bedeutet, dass du peinliche Sachen zu ihm sagst. Du greifst dann zu einem Pflaster und klebst es vorsichtig auf seine kleine Platzwunde. Dann löst du seine Haare und siehst ihnen zu, wie sie ihm ins Gesicht fallen. Du kicherst vor dich hin, weil sie ihm wirr vor den Augen hängen und er blickt dich durch die Strähnen hindurch an. Er schweigt dich einige Zeit an, ehe er dich sanft anlächelt: „Danke.“ Er will gerade aufstehen, als du hektische Schritte hörst und die Tür aufgerissen wird. „Zassou!“ und „Yousei-san~!“-Schreie vermischen sich miteinander und du zuckst zusammen. Hades richtet sich die Haare und du blickst zur Seite. Just in dem Moment wird der Vorhang zur Seite gezerrt und Takeru blickt dich verdutzt an, Apollon wirkt empört und Tsukito nichtssagend. Du weißt nicht, was du sagen sollst, deshalb räumst du einfach die Utensilien weg und ignorierst die Blicke. „Tsuki-Tsuki hat als erstes bemerkt, dass ihr beiden nicht mehr bei uns seid. Deshalb sind wir hier, aber, dass du mit Onkel Hades …“, sagt Apollon und du hörst, dass seine Stimme zittert. Du riskierst deshalb einen Blick und siehst, dass Tränen in seinen Augenwinkeln glitzern und musst schlucken. Du schüttelst dann den Kopf und hältst deine beiden Hände abwehrend vor dich: „N…Nein, das ist nicht so, wie es aussieht!“ Apollon schluchzt und will dich wieder in den Arm neben, doch Takeru hält ihn auf: „Was ist es denn, Zassou?“ „Es ist meine Schuld“, sagt Hades und streicht sich die Haare aus dem Gesicht, „Durch mein Unglück habe ich diese Verletzung. Sie wollte mich nur verarzten.“ Unglauben spiegelt sich trotzdem in Takerus Augen, doch er schüttelt dann nur den Kopf und er deutet zur Tür: „Ich denke wir können dann gehen? Und du erzählst uns, was der Direktor gesagt hat, okay?“ Du schaust auf Takeru und nickst dann. Dies erscheint dir als gute Idee und du lächelst Takeru, Tsukito, Apollon und Hades freundlich an. Dann verbeugst du dich vor Apollon und sagst: „Es freut mich, dass du hier bist, Apollon-san.“ Die Trauer in seinen Augen wischt der Freude und breitet schon glücklich die Arme aus, doch Takeru gibt ihm, wie Dionysus zuvor, eine Kopfnuss. Du weißt, auch wenn es schwierig ist ihn einzuschätzen, so würde die Zeit mit ihnen nun interessanter werden. Lachend lauft ihr dann zusammen durch die Schule und plötzlich freust du dich, wenn du mit ihnen jeden Tag hierhinkommen kannst. Auch wenn es noch einige Hürden zu bewältigen gibt. Kapitel 3: ... acht? -------------------- Es hat etwas Zeit und Mühe gekostet, aber nun sitzt du mit Takeru, Tsukito, Hades, Apollon und Dionysus – von wo er auch immer aufgetaucht ist – in einer Eisdiele und stocherst etwas lustlos in deinem Eisbecher. Du weißt nicht genau, was dich davon abhält mit Vorfreude anzufangen, aber es könnte an der Tatsache liegen, dass alle Blicke auf euch liegen. Das Getuschel der Sitznachbarn macht dich nervös und du blickst dich verstohlen um. Jeder Blick, ob Frau oder Mann, ist auf die fünf Götter gelegt und du hörst, dass in den meisten Gesprächen das Gleiche vorkommt: wieso solch gutaussehende Typen um dich herum sitzen. Du fragst dich dies zwar auch, aber Takeru meinte, dass es nur eine Schutzmaßnahme sei. Du blickst zu deiner Linken und siehst Tsukito und Dionysus, zu deiner Rechten sitzen Takeru und Hades und dir gegenüber sitzt Apollon, mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Er erfreut sich über jeden Löffel des Eises und seufzt jedes Mal theatralisch auf. Du musst zugeben, dass es dir etwas peinlich ist mit ihnen hier so zu sitzen, weil es sicherlich mehr als seltsam auf die Außenstehenden wirkt, weil sich jeder anders verhält. Dionysus wirkt traurig, weil er kein Eis mit Wein bekommen hat und isst deswegen Weintrauben, die ihm der Kellner gebracht hat. Hades sitzt stocksteif vor seinem Eis und sieht ihm zu, wie es langsam anfängt zu schmelzen. Tsukito isst gerade den ersten Löffel seines Eises und erstarrt kurz, nimmt sich aber sofort noch einen. Takerus Eis ist auch so gut wie überhaupt nicht angerührt worden von ihm, weil er zu sehr damit beschäftigt ist Apollon einen leicht angeekelten Blick zuzuwerfen. Was Apollon angeht, der sitzt schon bei seinem dritten Eisbecher und scheint nicht genug zu bekommen, davon abgesehen, dass sein ganzer Mund verschmiert ist. Seufzend schiebst du dir dann doch einen Löffel deines Eises in den Mund und schließt dabei die Augen. Du liebst den süßen Geschmack davon und wirst etwas rot, weil du entzückt davon bist. Tsukitos quälender Laut veranlasst dich dazu deine Augen wieder zu öffnen und zu ihm zu schauen. Er hält sich den Kopf und du legst schnell deinen Löffel weg: „Ist etwas passiert Tsukito-san?“ Erschrocken schaust du ihn dir genau an und hast keine Erklärung, wieso er sein Gesicht vor Schmerz verzieht. „Das Eis ... Ich habe es als meine Aufgabe gesehen, es vor dem Schmelzen zu bewahren“, sagt er leise und du riskierst einen Blick auf seinen Eisbecher. Die drei Kugeln, die vor weniger als einer Minute noch drin waren, waren verschwunden und nun verstehst du, wieso er sich den Kopf hält. Die Kälte ist ihm zu Kopf gestiegen und er durchlebt gerade den ‚Gehirnfrost‘, dabei fällt dir auf, dass Apollon keine Anzeichen davon aufweist. Du legst Tsukito eine Hand auf die Schulter und streicht sanft darüber: „Das ist bald wieder vorbei, Tsukito-san. Du hättest nicht alles auf einmal essen müssen.“ Du schenkst ihm ein Lächeln und wartest darauf, dass es ihm wieder besser geht.   Nachdem jeder mit seinem Eis fertig ist, blickst du kurz in die Gesichter deiner Freunde und atmest einmal tief ein: „Takeru-san hat mich gestern gebeten nachzufragen, ob er und sein Bruder an meiner Schule anfangen könnten. Deshalb bin ich vorhin zum Direktor gegangen und er hat mir erklärt, dass es ein kleines Problem gibt.“ Du schaust zu Takeru und lächelst ihn entschuldigend an. „In meiner Klasse gibt es nur einen einzigen Sitzplatz, deshalb müsstet ihr euch in zwei oder drei Klassen verteilen. Ich habe nämlich auch für Dionysus-san und Hades-san gefragt.“ Apollon wirkt etwas enttäuscht, weil du seinen Namen nicht genannt hast und wollte scheinbar etwas sagen, als du hinzufügst: „Wenn du auch in die Schule willst, Apollon-san, dann kann ich auch gerne für dich nachfragen.“ Du schenkst ihm dann ein freundliches Lächeln, doch Apollon schüttelt nur den Kopf. „Nein, das ist nicht nötig Yousei-san, wirklich nicht. Ich weiß doch schon alles, was es zu wissen gibt“, erklärt er und ungläubig starrst du ihn an. „Wie …“, setzt du an, doch er lächelt dich strahlend an. Dann legt er eine Hand auf seine Brust und du blickst kurz verstohlen zu den anderen. Sie wirken genauso unsicher, wie du und scheinen Angst vor der Erklärung zu haben. „Ich bin ganz alleine mit meinem Pegasus hierhergeflogen, um nach dir zu suchen. Deine Welt ist so interessant, Yousei-san, da gibt es so viele Sachen zu sehen und ich habe schon viel erlebt. Du musst mir nur verraten, wieso ich immer geschlagen werde, wenn ich ein Mädchen auf die Lippen küsse, das verstehe ich nämlich nicht, dabei bin ich doch freundlich zu ihnen.“ Er blickt kurz zur Seite und erzählt dann weiter: „Ich habe aber durch ihre Hilfe ein paar Mal in einem Hotel übernachten können, mit Gitterstäben vor den Fenster, das war sehr interessant, muss ich sagen. Ich würde gerne wieder einmal dort übernachten, oh ja.“ Entsetzt schaust du ihn an und beugst dich etwas zu ihm: „D…Du warst im Gefängnis?“ Er überlegt kurz und nickt dann fröhlich: „Ja, genau so heißt dieses Hotel. Der Service und das Essen waren hervorragend. Können wir vielleicht einmal gemeinsam dorthin, das würde mich wirklich freuen.“ Lächelnd beugt er sich vor und du schreckst etwas zurück. Du bringst wieder Abstand zwischen euch und er seufzt theatralisch: „Ich habe sogar eine eigene Wohnung, Pegasus wartet sicherlich sehnsüchtig auf mich. Wollt ihr vielleicht mitkommen? Ich bin immer ganz alleine und die Leute laufen immer weg, wenn ich hinauskomme, dabei will ich ihnen doch nur hallo sagen …“ Er nuschelt vor sich hin und steht dann auf. Die anderen machen es ihm nach und blicken auf dich. Du schaust sie etwas ungläubig an und deutest auf die vielen Eisbecher: „Wollt ihr das nicht bezahlen?“ Sie machen keine Anstalten, als wollten sie ihre Schuld bezahlen, sondern gehen geradewegs zur Tür. Takeru runzelt die Stirn und zuckt dann mit den Schultern: „Ich denke keiner von uns hat die Möglichkeit mit deiner Währung zu zahlen.“ Dir entweicht jegliche Farbe und du blickst auf die Rechnung, die der Kellner dir unter die Nase hält. Du würdest sie dafür bluten lassen, dass sie dich um dein mühsam erspartes Geld bringen. Da warst du dir sicher, aber du bezahlst die ganze Schuld, ohne die mitleidigen Blicke der anderen Gäste zu sehr an dich heranzulassen.   Du starrst ungläubig auf das Gebäude, das sich vor dir in die Höhe und Breite erstreckt und fragst dich, wieso du nicht vorhin bei der Erwähnung einer ‚Wohnung‘ schon skeptisch geworden bist. Das Wort ‚Palast‘ wäre fast untertrieben, dabei wusstest du noch nicht einmal, dass es so ein Gebäude in der näheren Umgebung gab. Du schluckst und hast gleichzeitig Angst, weil es dir scheint, als hätte jemand groß ‚Gruselvilla‘ auf die Mauern geschrieben. Apollon steht plötzlich neben dir und sieht dich an: „Ich weiß, es sieht bescheiden aus, aber Oto-san denkt, dass das ausreichen wird. Das ist mein Geschenk von ihm an mich, weil ich es ganz alleine bis zu dir geschafft habe.“ Du blinzelst ihn unsicher an und fragst dich, ob du dich gerade verhört hast, doch ehe du etwas sagen konntest, ist er schon zu den anderen gelaufen und hat ihnen den Weg gezeigt. Deine Lippen sind nur noch ein kleiner Strich und du fragst dich, ob es so eine gute Idee war hierherzukommen. Du hast Angst in das Innere zu gehen, deshalb blickst du dich um und bemerkst, dass die Leute einen großen Bogen um diese Straßenseite machen. Du seufzt, denn du kannst es ihnen wirklich nicht verübeln und stellst dich deinem unbekannten Schicksal, weil Apollon nach dir ruft.   Du sitzt im Wohnzimmer von Apollons ‚Wohnung‘ und fühlst dich fehl am Platz. Du weißt nicht genau, wie lange du schon nichts mehr gesagt hast, aber die Atmosphäre, die im Zimmer herrscht, macht es dir schwer irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Du fühlst dich erdrückt von den ganzen Dekorationsartikeln, die verstreut an den Wänden oder am Boden liegen. Das Durcheinander an Formen, Farben und Gerüchen macht es dir nur umso schwerer einen klaren Gedanken zu fassen. Du blickst auf den goldenen Kelch in deiner Hand und hast Angst vor dem Inhalt, deshalb hast du nur einmal kurz daran gerochen, doch noch keinen Schluck davon getrunken. Die Stimmung bei den andern wird immer ausgelassener und du fühlst dich unwohler. Apollon und Dionysus necken einander, indem sie sich das Essen immer aus der Hand klauen, was dazu geführt hat, dass sie ohne Oberteile im Zimmer umherlaufen. Takeru dichtet lautstark vor sich hin und hebt seinen eigenen Kelch in die Höhe, wobei Tsukito ihn lachend anfeuert – du fragst dich, ob es wohl am ‚Saft‘ liegt. Hades wirkt auch das erste Mal entspannt und beobachtet, wie beide umhertollen. Der Pegasus, von dem Apollon erzählt hatte, stand auch im Zimmer und du fragst dich, wie es kommt, dass er überhaupt hineinpasst. Er schnaubt dir ins Ohr und hält dir seine Schnute hin, die du dann lächelnd sanft streichelst und du spürst, wie er sich sanft an deine Wange drückt. Du kicherst wegen der Berührung und merkst, dass es nach und nach leiser um dich herum wird. Als du deinen Blick hebst siehst du, wie Dionysus und Apollon in der Bewegung innegehalten haben, Takeru mit offenem Mund da steht, Tsukito verwirrt schaut und Hades‘ Blich sich verändert hat. Sie alle blicken auf dich oder eher auf den Pegasus und scheinen neidisch zu sein. Schnaubend blickt der Pegasus deshalb auf seinen Besitzer und scheint ihn auszulachen, dann wiehert er und trabt aus dem Zimmer. Danach ist die Hölle los und du wünschst dir, dass du wieder bei dir zu Hause wärst.   Nach einer gefühlten Ewigkeit bist du wirklich bei dir zu Hause und fühlst dich seltsam beobachtet, was natürlich daran liegen konnte, dass du von den Göttern eskortierst wurdest. Sie wollten dich nicht alleine nach Hause gehen lassen und nur einen von ihnen mit dir zu schicken, erschien wohl jemand als eine zu große Gefahr. Sie haben sich für ihr schlechtes Benehmen von vorhin entschuldigt, weil sie dich einfach nach einiger Zeit ignoriert hatten. Das war nicht ihre Absicht gewesen und du nimmst es ihnen nicht übel, weil du somit wieder eine neue Seite von ihnen sehen konntest. „War dein Vorschlag von vorhin ernst gemeint, Apollon-san?“, fragst du ihn, als ihr auf dem Hof des Kusanagi-Schreins angekommen seid. „Natürlich, Yousei-san~. Du bist auch herzlich eingeladen, um bei mir zu übernachten, ja das bist du. Wenn Take-Take, Tsuki-Tsuki, Dee-Dee und Onkel Hades nichts dagegen haben, können sie sofort mit zu mir und dort übernachten. Pegasus wird sich auch freuen, wenn meine Freunde länger da sind.“ Apollon strahlt dich wieder an. Du wirst geblendet von seinem Lachen und zuckst mit den Schultern: „Vielleicht wäre es das Beste, wenn ihr heute bei ihm übernachtet. Und bitte, nimmt es mir nicht böse?“ Du faltest deine Hände zusammen und verbeugst dich entschuldigend vor Jedem von ihnen. Ohne den Blick zu heben, bemerkst du wie jemand näher kommt: „Wir wollten dir wirklich keine Probleme bereiten, Zassou. Du brauchst dich deswegen nicht zu entschuldigen, ich könnte dir nie böse sein.“ Er legt die Hand auf deinen Kopf und streicht dir neckisch durch die Haare. Du stellst dich wieder gerade hin und siehst, wie dich Hades etwas anlächelt: „Ich denke es wäre auch besser, wenn ich gehe, nachher … ich habe Angst, dass dir und deiner Familie das Unglück schadet.“ Dionysus winkt einfach nur ab und grinst dich dann an. Jeder stellt sich zu Apollon, Dionysus und Tsukito zu seiner Linken, Hades und Takeru zu seiner Rechten. Sie alle lächeln dich freundlich an und winken dir zu, als sie durch das Torii gehen und die Treppe nach unten nehmen. Du läufst ihnen kurz nach und rufst hinterher: „Gute Nacht! Wir sehen uns dann morgen.“ Sie drehen sich noch einmal um und wünschen dir das Gleiche.   Dein Wecker surrt und du drückst ihn gähnend aus. Du schälst dich aus deiner Decke und schlüpfst in deine Pantoffeln. Du findest, dass es heute Morgen ziemlich ruhig ist, weswegen du deine Stirn runzelst und einige Zeit später daran denkst, dass deine Besucher nicht mehr bei dir zu Hause waren. Du bist etwas niedergeschlagen, weil sie den Tag schon zu einem Besseren gewendet haben, aber das Gespräch, das du noch mit deinen Eltern geführt hast, hat dir gezeigt, dass es wohl wirklich besser war, sie gestern wegzuschicken. Du greifst nach deiner Schuluniform und gehst ins Badezimmer. Du reibst dir den Schlaf aus den Augen und blickst in den Spiegel. Du wirst etwas rot, weil du gestern bei deinen Eltern zugeben musstest, dass es einen bestimmten ‚Gott‘ gibt, den du sehr magst. Natürlich waren sie über diese Information alles andere als erfreut und haben dir jede Menge Fragen gestellt, die du einigermaßen wahrheitsgemäß beantwortet hast. Du hast deine Eltern vorgewarnt – obwohl dies so ein starkes Wort ist -, dass wohl noch drei weitere Forum-Freunde auftauchen würden. Du weißt, dass du nicht mehr lange mit der Notlüge ohne Konsequenzen leben kannst, aber es scheint die einzige Möglichkeit zu sein, dass es nicht zu seltsam wirkt, wenn plötzlich acht fremde, gutaussehende, junge Männer im Hausflur stehen. Du musst nur zugeben, dass du etwas Angst hast, dass sie den, den du magst, nicht mögen. Seufzend kämmst du dir die Haare und musst an ihn denken, da nun die japanischen und griechischen Götter hier waren. Das konnte nur bedeuten, dass in nächster Zeit die nordischen auftauchen. Dein Herz schlägt schneller und du fühlst dich gut. Nachdem du dich frisch gemacht und angezogen hast, gehst du zu deinen Eltern in die Küche und bist erstaunt, dass wirklich kein anderer dort sitzt. Deine Brüder scheinen schon weg zu sein und so begrüßt du deine Mutter und deinen Vater. Er liest wieder die Zeitung und grüßt dich kurz über den Rand und sie reicht dir dein Frühstück und lächelt dich liebevoll an: „Ich hoffe du hast gut geschlafen, Liebes.“ Du schaust auf dein Frühstück und atmest genießerisch ein, denn es riecht wirklich gut und du lässt es dir gut schmecken. Heute wirst du auch wieder pünktlich an der Schule ankommen, was dir weiter zeigt, dass der Tag nur gut werden konnte. Du hoffst komischerweise, dass keiner der Fünf dir heute Probleme bereiten wird, dabei fragst du dich gleichzeitig, wie du überhaupt Kontakt zu ihnen aufbauen sollst. Szenarien spielen sich in deinem Kopf ab, von harmlos bis sehr peinlich und du hoffst, dass sich keine davon bewahrheitet. Entweder sie würden vor deiner Schule warten, dich begrüßen und dann zum Schuleingang begleiten oder sie würden das alles nach der Schule tun. Egal welche Variante du dir vorspielst, du findest sie alle auf ihre eigene Art und Weise schrecklich. Du würdest dich natürlich freuen, aber gestern hat dir gezeigt, dass es schwer sein wird, sobald auch sie zur Schule gehen würden. Seufzend stehst du dann schlussendlich auf, verabschiedest dich von deinen Eltern und machst dich ausgehfertig. Du schlingst einen Schal um deinen Hals, weil es langsam anfängt kälter zu werden und ziehst deine Jacke und Schuhe an. Du winkst deinen Eltern noch einmal zu und läufst dann die Stufen hinab, damit du heute auch wirklich zeitig an der Schule ankommst.   Erleichtert stellst du fest, dass dich keiner deiner Freunde außerhalb begrüßen kommt, die einzigen, die dich freundlich grüßen, sind die Freunde aus dem Kendo-Club und deine Freundinnen. Lachend gehst du mit ihnen in das Schulgebäude und tauscht deine Schuhe gegen die schuleigenen Pantoffeln aus. Heute hast du noch mehr als eine viertel Stunde, ehe der Kurs anfängt und kannst so noch mit deinen Freundinnen reden. Du hängst gerade deine Jacke und deinen Schal auf, als du kreischende Mädchen und Jungs hörst. Zuerst denkst du, dass irgendetwas vorgefallen ist, doch als du bemerkst, dass es eher im positiven Sinne ist, gehst du dorthin. Du siehst, dass eine Traube Schüler sich um Jemanden geschart haben und ihn regelrecht anhimmelten. Die Schar wurde immer grösser und du konntest nicht erkennen, wer dahinter steckte. Du wurdest etwas wütend und gehst auf die unfreiwillige Zusammenkunft zu und drängst dich durch die quietschenden und kreischenden Mengen. Als du vorne angekommen bist, streckst du beide Arme aus, um die Person hinter dir zu schützen und rufst wütend: „Bitte hört auf damit!“ Es war zwecklos, die Traube kam näher und du spürst, wie du nach unten gedrückt wirst, bis … Plötzlich hat sich Jemand zwischen dich und die Schülerschar gestellt und sie somit zum Stillstand gebracht. Gemurmel wird laut und das Einzige, das du siehst, ist ein Rücken. Die Person vor dir fängt dann an zu reden: „Bitte tut, was sie sagt. Auch wenn es nicht so aussieht, es stört ihn, wenn ihr ihn so bedrängt.“ Du kennst diese Stimme und als sich die Schüler langsam in alle Richtungen verteilten, dreht sich die Person um und schaut dich an. „Thor-san? W…Was machst du denn hier?“, fragst du sprachlos und lächelst ihn dann glücklich an. Er neigt seinen Kopf leicht nach links und deutet auf die Person, die du beschützt hast als Antwort. Du drehst dich um und siehst, dass kein geringerer als Baldr hinter dir steht. Auch ihn lächelst du freundlich an und du willst ihn umarmen, als dir auffällt, dass Jemand fehlt. „Baldr-san, geht es dir gut? Haben dich die Schüler nicht zu sehr bedrängt?“, fragst du deshalb und wartest einfach auf eine weitere Überraschung. Baldr lächelt dir auch freundlich zu und schüttelt dann den Kopf: „Nein, dank deines heldenhaften Einschreitens bin ich sie ja nun los. Ich hätte nicht gedacht, dass meine Anziehung so stark auf die Menschen wirkt.“ Er wirkt etwas betrübt, als er das letzte sagte, doch streicht sich über seine Schuluniform. „Wie kommt es, dass ihr hier seid?“, fragst du sie deshalb, weil sie die schuleigene Uniform tragen. Baldr scheint einen Moment zu überlegen, ob er antworten soll, tut es dann trotzdem: „Nun, wir dachten, wir würden Loki hier finden. Wir haben ihn schon einige Zeit nicht mehr gesehen und deshalb …“ Er schaut zur Seite und du spürst einen Stich in deinem Herzen. Baldr hat mit einem Satz deine ganzen Hoffnungen zerstört Loki noch heute wiederzusehen. Wenn sogar sie beide nicht wussten, wo er war, wie könntest du ihn dann finden? Du hoffst einfach, dass es bedeutet, dass er schon in der Menschenwelt war und früher oder später zu euch stoßen wird. Du schaust kurz auf Thor und er wirkt nicht minder begeistert über das, was Baldr erzählt hat, doch er ergänzt auch nichts darauf. „Das … ist natürlich schade“, sagst du leise und blickst zu Boden. „Mach dir keine allzu großen Sorgen. Das hat er schon öfters gemacht, nur dann war Thor meistens dabei, deshalb sind wir etwas unsicher, was mit ihm passiert ist. Aber es geht ihm gut, das spüren wir beide“, erklärt Baldr und legt dir die Hand auf die Schulter. Du lächelst ihn etwas an und nickst dann. Du musst Baldr Recht geben, denn du kannst jetzt nicht einfach denken, dass er nicht zu dir finden wird. Das würde die ganze Sache nur noch schwieriger machen. Du kannst aber nichts dagegen tun, dass dich die Trauer übermannt.   Schweigend stehst du in der Umkleide deiner Schule und ziehst deine Kleidung aus. Die letzten Stunden waren merkwürdig für dich gewesen, weil deine Gedanken rund um Loki kreisten. Du hast zwar noch etwas Zeit mit Baldr und Thor verbracht, aber deine Freundinnen haben dich schlussendlich gefunden und sind mit dir ins Klassenzimmer gegangen. Die beiden nordischen Götter mussten in die entgegengesetzte Richtung gehen, weshalb du nicht noch einmal mit ihnen sprechen konntest. Heute hast du Sport mit einer anderen Klasse und freust dich darauf, obwohl du es momentan nicht wirklich zeigen kannst. Du kennst nämlich einige aus der anderen Klasse und deshalb weißt du, dass sie im derselben Jahrgang sind, wie du. Du fragst dich, was Baldr und Thor für ein Fach haben, als du plötzlich hysterisches Gekreische hörst. Sofort schreckst du aus deiner Trance heraus und blinzelst, um zu sehen, dass fast keiner mehr in der Umkleide war. Schnell ziehst du dir deshalb deine Sportkleidung über und gehst den andern hinterher. Dir bietet sich wieder dasselbe Bild wie vor der Schule, denn Baldr und Thor sind wieder von einer Traube Schüler umgeben. Du willst schon wütend dazwischen stapfen, als du siehst, dass Thor dieses Mal die Situation aufklärt. Murrend löst sich die Traube wieder auf und Baldr atmet erleichtert aus, dann geht er mit Thor zusammen auf den Sportplatz. Eine Freundin tippt dich an die Schulter und will wissen, ob du die beiden Hotties kennst, weil du mit ihnen so viel geredet hattest vorhin. Du weißt nicht genau, was du sagen sollst, weil du sicherlich die ganze Klasse gegen die hetzten wirst, wenn du sagst, dass es Freunde von dir sind, aber du willst lieber mit der Wahrheit herausrücken: „Ja, ich kenne sie und sie heißen Baldr-san und Thor-san.“ Zuviel willst du nicht verraten, weshalb du dann den Mund schließt.   Du hättest ahnen können, dass die Sportstunde anstrengend werden wird, denn als du draußen warst, hast du wieder einmal gesehen, wie die Traube sich um Baldr und Thor gebildet hat, doch dieses Mal schien sie besser organisiert zu sein. Du konntest hören, dass ihnen Fragen gestellt wurden und ahnst Böses, doch du wurdest überrascht, als sich Baldr und Thor ohne ihre göttliche Bezeichnung vorstellen. Erleichtert atmest du auf und gehst zu den anderen und lächelst Baldr und Thor an, dann hörst du die Stimme des Sportlehrers und stellst dich instinktiv neben Baldr. Jeder begrüßt den Sportlehrer und er erklärt, was ihr heute spielen sollt, dann deutet er auf Baldr und dich und sagt: „Ihr zwei geht die Utensilien holen und macht, dass ihr schnell wieder zurück seid. Ihr anderen lauft euch schon einmal ein. Los, los!“ Du schaust auf Baldr und deutest auf den Schuppen, indem die Utensilien liegen. Ihr werdet heute Fußball spielen, weshalb ihr nicht viel mehr mitnehmen müsst als ein paar Bälle und unterschiedlich gefärbte Trikots. Du gehst mit Baldr auf den Schuppen zu und siehst, wie Thor euch kurz nachschaut, ehe er sich aufwärmt, um loslaufen zu können. „Es ist schön dich wiederzusehen. Schade nur, dass Loki nicht dabei ist. Ich denke er hätte dich sehr gerne wiedergesehen“, sagt Baldr und lächelt traurig. Du zuckst bei Lokis Namen etwas zusammen und gibst kleinlaut zu: „Ich würde mich auch sehr freuen, wenn ich ihn wiedersehen könnte, aber wenn er nicht hier ist …“ Dann fällt dir ein, dass du Baldr vergessen hast zu erzählen, dass die anderen Götter auch hier sind: „Baldr-san, das wollte ich dir schon vorhin sagen. Takeru-san, Tsukito-san, Hades-san, Dionysus-san und Apollon-san sind auch schon hier. Sie werden ab nächster Woche auch auf die Schule kommen. Wenn du willst, können wir ja nachher zusammen zu Apollon-san gehen? Sie wohnen momentan bei ihm.“ Du lächelst ihn etwas an und öffnest die Tür zum Schuppen, schiebst einen Tür Stopper unter die Tür und gehst schon hinein. Du suchst gerade nach dem Lichtschalter, als ein Rumpeln dich erschreckt. Mit einem Knall fliegt die Tür zu und du wirst von deinen Füssen gerissen. Beim Fall reißt du einen Korb mit Bällen um, die nun hüpfend um euch herum liegen und du spürst ein Gewicht auf dir. Du reibst dir deinen Kopf, weil du ihn dir etwas gestoßen hast und spürst bei dieser Bewegung, dass deine Brust gegrabscht wird und hört, wie Baldr ‚so weich und rund‘ sagt. Kreischend schiebst du Baldr von dir und krabbelst schnell von ihm weg. Dein Gesicht wird warm und du hältst dir vor Scham beide Hände vor Augen. Durch einen Spalt zwischen deinen Fingern siehst du, wie Baldr seine Hand ansieht und er scheinbar erkennt, dass er deine Brust gegriffen hat. Er schaut dich an und kommt auf dich zu: „Es tut mir Leid, hast du dir was getan?“ Du schüttelst schnell den Kopf und schiebst ihn wieder etwas von dir. „N…Nein, komm mir bitte nicht zu nahe jetzt“, sagst du panisch und drehst ihm den Rücken zu. Dein Gesicht glüht immer noch und dein Herz pocht wie wild. Du hättest nicht erwartet, dass Baldrs Tollpatschigkeit dich in so eine Lage bringen konnte. Du hörst ein Rütteln und schaust kurz über deine Schulter und siehst, wie Baldr an der Tür zerrt, erfolglos. Du schluckst und erklärst mit monotoner Stimme: „Die Tür lässt sich nur von außen öffnen.“ Baldr rüttelt noch eine Zeit daran, lässt es dann nach deiner Erklärung sein und schaut dich dann an: „Oh, wenn das so ist, dann müssen wir wohl so lange warten, bis Jemand unsere Abwesenheit bemerkt.“ Er bleibt an der Tür stehen, schaut dich an und bleibt auf Abstand. Du denkst, dass es sicherlich noch etwas dauern wird, bis jemand bemerkt, dass ihr noch nicht zurück seid, weil die Tür zum Schuppen auf der entgegengesetzten Seite ist. Du hast dich soweit gefangen, dass du dich zu den Bällen beugst, die du vorhin heruntergerissen hast und räumst sie wieder zurück an ihren Platz. Nach einiger Zeit hilft dir Baldr und als eure Finger sich zufällig berühren, zuckst du zusammen und willst die Hand wegziehen, doch Baldr greift danach und führt sie an seine Lippen. „Ich weiß, dass mich Loki hierfür hassen wird, aber du sollst wissen, dass ich dich sehr interessant finde. Auch wenn du nur ein Mensch bist und die Lebensspanne deshalb unterschiedlich lang bei uns ist, ich weiß, dass ich dir mehr zu bieten habe, als Loki“, erklärt Baldr, als er deine Finger sanft küsst und schaut dich durchdringend an, „Du liebst ihn oder?“ Du versuchst nun umso mehr deine Hand zu befreien, weil dir Baldr etwas Angst macht, doch er zieht dich nur näher an sich: „Er liebt dich auch und das freut mich auch für ihn, aber du bedeutest mir auch sehr viel und er ist nicht hier, wobei ich es schon bin.“ Er streicht dir sanft eine Strähne aus dem Gesicht und beugt sich zu dir herunter. Panik wallt in dir auf und du versuchst dich aus seinem Griff zu lösen: „Baldr-san, bitte … ich will das hier nicht.“ Du spürst, wie sich Tränen bilden und hoffst zu Thoth-sensei, dass Jemand euer Vermissen bemerkt. Es fehlt nicht mehr viel und du hättest deinen ersten Kuss an Baldr verloren, als du das Scharren der Tür hörst. Du nutzt die Gelegenheit, um dich aus seinem Griff zu befreien und drehst ihm den Rücken zu, dann greifst du zu den Trikots und versucht dein Zittern unter Kontrolle zu bringen. „Ihr habt so lange gebraucht, da dachte ich mir, dass irgendetwas vorgefallen ist“, hörst du Thor sagen und blickst kurz zu ihm. Der Blick, den er Baldr zuwirft, macht dir etwas Angst und als Baldr mit ein paar Bällen den Schuppen verlässt, schubst er ihn fast unsanft zur Seite. Du fragst dich, was zwischen den Beiden vorgefallen ist, doch du wirst lieber nicht nachfragen. Dankbar schaust du auf Thor und er schiebt den Tür Stopper an seinen Platz und geht Baldr hinterher. Als du alleine bist, lassen deine Beine nach und du schlingst dir schluchzend die Arme um deinen Körper.   Du siehst auf deinen Kalender und merkst, dass der letzte Tag des Jahres angebrochen ist. Die letzten Monate waren sehr turbulent für dich und deine ganze Umgebung hat sich daran gewöhnt, dass du oft von einer Gruppe gutaussehender Männer begleitet wirst. Doch auch, wenn dich der Anblick deiner Freunde mit Freude erfüllt, so kannst du einfach nicht darüber hinwegsehen, dass ein wichtiger Teil deines Freundeskreises fehlt. Loki, Gott des Feuers, schelmisch wie kein Zweiter und der Bestaussehendste von allen Acht. Du läufst rot an, als deine Gedanken anfangen, um ihn zu drehen. Seufzend legst du dich auf dein Bett und bist lustloser als zuvor. Du hast so sehr gehofft, dass Loki den Weg vor dem Jahresende zu euch finden würde oder zumindest zu dir. Du hast versucht mit Thor alleine zu sprechen, um von ihm zu erfahren, wieso Loki verschwunden ist, doch er konnte dir auf diese Frage nicht genau antworten. Er meinte das gleiche wie Baldr, dass es um dich geht und er wohl auf der Suche nach dir ist, so zumindest seine Theorie. Dabei denkst du nicht, dass er nach dir sucht, sonst wäre er doch schon längst hier. Deine Mutter ruft nach dir und du erhebst dich etwas widerwillig von deinem Bett. Es waren nur noch wenige Stunden, bis das neue Jahr anfing und du fühlst dich elend. Du schaust auf den Kimono, den du anziehen sollst und musst schlucken, weil du dich fragst, ob er Loki wohl gefallen würde. Es war ein heller Kimono, der einen Farbverlauf hat, mit roten Feuerblumen darauf. Du hast dich sofort in den Stoff verliebt, als du ihn das erste Mal gesehen hast und nun ziehst du ihn das erste Mal an. Seufzend streifst du ihn dir über: „Du kannst hereinkommen.“ Deine Mutter wird dir beim Anlegen des Obi helfen, deshalb hat sie vor der Tür gewartet und kommt nun, selbst schon im Kimono, zu dir herein. „Oh, ich wusste, dass er dir ausgezeichnet stehen würde. Oh ich bin so froh, dass du das Muster genommen hast, Liebes“, sagt sie und bindet dir den hellroten Obi um und schweigt kurze Zeit. „Wir werden zusammen zum Tempel gehen und werden dich dann vor Mitternacht mit deinen Freunden alleine lassen. Ich vertraue ihnen so weit, dass ich denke, dass keiner dir etwas Schlimmes antun will.“ Die Stimme deiner Mutter ist nahe, als sie dich kurz in den Arm nimmt und drückt: „Ich weiß, dass du diesen einen letzten Gott vermisst, aber lass es dich nicht zu sehr einnehmen, ich bin mir sicher, dass er dich bald findet. Sei jetzt einfach froh, dass sie unbeschadet hier angekommen sind und mit dir ins neue Jahr feiern können, hm?“ Sie gibt dir einen sanften Kuss auf die Stirn und streicht dann den Lippenstift, den sie hinterlassen hat, weg. Deine Eltern sind die Einzigen, die nun wissen, dass deine Freunde wirklich Götter sind und sie haben es nach einiger Zeit akzeptiert. Die Götter hatten sich sogar einverstanden erklärt, sich vor deinen Eltern zu verwandeln, um ihnen damit zu beweisen, dass sie keine normalen Menschen waren. Du hast deine Mutter noch nie so entzückt gesehen, als sie die halb entblößten Körper der jungen Männer erblickt hat und hast dich für ihr Benehmen etwas geschämt. Schlussendlich haben dein Vater und deine Mutter das Einverständnis gegeben, dass du mit ihnen Zeit verbringen kannst und nicht noch weiter hinterfragen, woher du sie genau kennst. Du weißt aber, dass irgendwann die Zeit eintreten würde, in der du ihnen erklären musstest, dass du monatelang verschwunden warst und in einer Götterschule deine Freunde kennengelernt hast, wie du dies bewerkstelligen willst, ist dir noch unklar, aber du weißt, dass du es irgendwann tun musst. Du bedankst dich bei deiner Mutter und lässt dir von ihr die Haare noch machen, bevor ihr Beide fertig angezogen in den Hof geht und von einer Schar gutaussehender Männer in Yukatas begrüßt werdet. Es waren nicht nur Takeru, Tsukito, Hades, Dionysus, Apollon, Baldr und Thor, die sich in Schale geworfen haben, sondern auch deine beiden Brüder Manabu und Jun. Tsukito trägt einen lavendelfarbenen mit Mondsicheln drauf, Takeru einen mit Wellenmuster, Hades einen rot-schwarzen mit Farbverläufen, Dionysus einen mit Traubenmuster, Apollon einen hellgelben mit Sonnenschein, Baldr einen weißen mit zartem Blumenmuster und Thor einen grünen mit Blitzmuster. Deine Brüder trugen dunkelblaue mit jeweils einem anderen Muster darauf und dein Vater einen grauen. Deine Mutter hatte ihren schönsten Kimono herausgesucht und steht mit einem Kirschblütenmuster vor dir und lächelt dich freundlich an. „Sollen wir uns dann auf den Weg machen?“, sagt deine Mutter lächelnd und hakt sich bei dir ein. Vorsichtig geht ihr die Treppen herunter, weil es die letzten Tage geschneit und so das Laufen mit den Getas ziemlich schwierig macht, doch du wolltest traditionell zur Tempelbesichtigung gehen, weshalb du auf moderne Schuhe verzichtest. Deine Mutter hält sich an dir fest und du tust es ihr gleich und somit stützt ihr euch beide, bis ihr am Treppenende angekommen seid. Lachend geht ihr nebeneinander her und hört, dass eure männliche Begleitung auch miteinander redet. Du fragst dich über was sie reden, doch du willst auch gar nicht wissen, weil du dir vorstellen kannst, dass sie über ihre eigenen Rituale zum Jahreswechsel sprechen. Du musst kurz an Weihnachten denken, weil es bei euch erst seit einigen Jahren zu einem größeren Fest wurde, als vorher und schaust deshalb kurze Zeit leicht genervt vor dich hin. Dabei stolperst du etwas, doch deine Mutter fängt dich sofort wieder auf, doch du kannst in deinem Augenwinkel erkennen, dass jeder dir zu Hilfe eilen wollte und nun erleichtert ausatmet. Als dann doch Baldr über seine eigenen Füße fiel, konnte sich keiner mehr halten und ihr lacht bis ihr den Tempel erreicht hat.   Seufzend blickst du in den klaren Sternenhimmel und wirst vom Mondlicht beschienen. Deine Familie zündet gerade Wunderkerzen mit deinen Freunden an, als du bemerkst, wie rasch die Uhr gen Mitternacht rast. Traurig blickst du auf die fliegengelassenen Laternen und wünscht dir nichts sehnlichster als Loki bei dir zu haben. Vergnügt laufen deine Begleiter hintereinander her, als sie versuchen den anderen mit den Funken der Wunderkerzen zu treffen. Ein müdes Lächeln legt sich auf deine Lippen und du ziehst dich zurück. Etwas abseits findest du eine einsame Stelle und lehnst dich an das Geländer, das den Tempel umgibt. Ihr seid einen Berg hinaufgeklettert, um die beste Aussicht auf das große Feuerwerk zu haben. Auf der einen Seite freust du dich, wenn es anfängt, doch immer noch sehnst du dir Loki herbei. Ihm würde das Lichterfeuer sicherlich gefallen, obwohl du dir vorstellen kannst, dass er dir erklären würde, wie schöner doch seine Streiche wären und wie viel mehr Krach die doch machen würden. Du lächelst, als du dir vorstellst, wie er auf dem Weihnachtsmarkt seine Böller verkaufen wollte. Du musst dann an eine Frage denken, die dir deine Mutter gestellt hat und seufzt wieder sehnsüchtig vor dich hin und schließt die Augen. Sie hatte dich gefragt, was du so an Loki liebst und dir ist aufgefallen, dass es nichts gab, das dich wirklich eine Abneigung fühlen ließ. Du magst den schelmischen Teil von ihm, sowie du seine ernste Seite liebst. Du konntest dir nichts Negatives vor Augen führen, was dir gezeigt hätte, dass er der Falsche für dich sei. Das einzige Problem das aber immer noch bestand, war, dass er weiterhin verschollen blieb. Du öffnest deine Augen wieder, als du den Countdown hörst und flüsterst ihn mit: 10 … 9 … 8 … deine Gedanken kreisen immer nur um die eine Person und du kannst deine Gefühle fast nicht mehr in Zaun halten … 3 … 2 … 1. Mit dem ersten Krachen der Raketen brechen bei dir alle Dämme. Du verfluchst dich dafür, dass du die letzten Stunden weiterhin gehofft hast, dass er zu dir zurückkommt, als du plötzlich einen dir bekannten Geruch wahrnimmst. Warme Finger legen dich vor deine Augen und der heiße Atem kitzelt an deinem Ohr, als du das sehnsüchtig erwartete Wort hörst: „Koneko-chan~“ Epilog: Rückkehr ---------------- Ungläubig hältst du den Atem an, als du spürst, wie sich die Hände von deinem Gesicht wieder lösen und du deine Augen öffnest. Zitternd und mit tränennassem Gesicht stehst du vor ihm, doch es ist dir egal. Schnell drehst du dich um und fällst ihm weinend um den Hals, obwohl du weißt, dass er dies sicherlich nicht gutheißen würde. „O…Oi, Koneko-chan …“ Er stolpert etwas nach hinten, weil du dich mit vollem Körpereinsatz an seine Brust geschmissen hast. Du atmest seinen rauchigen Geruch ein und merkst jetzt erst, wie sehnsüchtig du ihn dir herbeigewünscht hast, doch es war nicht nur er, sondern auch der Körper und die Arme, die sich um dich legen, die du vermisst hast. Alles an ihm hast du vermisst und du hättest am liebsten geschrien, doch du hältst dich zusammen und kämpfst eher mit der Ohnmacht. Er drückt dich fest an sich und gibt dir einen sanften Kuss auf die Haare. Deine Tränen sind vergessen und du spürst, wie sie Hitze in deine Wangen steigt. „Loki-san“, flüsterst du und hoffst, dass er dir die Möglichkeit gibt etwas nach Luft zu schnappen. Fragend blickt er zu dir und lockert den Griff um dich, ohne dich gänzlich loszulassen, bevor er zum Feuerwerk schaut und du dich in seiner Umarmung umdrehst. Du lehnst dich vorsichtig an seine Brust und wirst wieder von seinen Armen umfangen. Du hast dir euer Wiedersehen zwar anders vorgestellt, aber dieses hier war genauso schön, wie der Traum, den du gehabt hast. Kurze Zeit fragst du dich sogar, ob es ein Traum war, weshalb du wieder zu ihm schaust und bemerkst, dass er dich auch ansieht. Du errötest wieder und kicherst verlegen vor dich hin, doch dann wirst du ernst, weil du ihm endlich die wichtigste aller Fragen stellen konntest: „Wieso bist du erst jetzt hierhergekommen?“ Du hast Angst vor der Antwort, aber du willst dennoch die Wahrheit wissen. Er schweigt einen Moment und löst dann seine Arme. Er geht einige Schritte, bis er sich am Geländer abstützen kann und schaut in die Ferne. Dann fängt er an zu erzählen: „Ich war mir über meine Gefühle für dich bewusst, doch ich wollte sie nicht wahrhaben. Ich bin deshalb von zu Hause weggegangen und in meine alte Heimat zurückgekehrt, um über meine Gefühle nachzudenken. Ich bin aber immer zu demselben Schluss gekommen, dass es falsch ist mit dir zusammen zu kommen.“ Du siehst, wie er seine Faust ballt und spürst durch seine Worte einen Stich. „Egal wie sehr ich nachgedacht habe und recherchiert habe, ich habe einfach nicht verstanden, wie es sein kann, dass sich ein Gott in einen Menschen verlieben kann. Ich weiß, dass es möglich ist, aber verstehen kann ich es nicht. Menschen sind solch schwache Wesen und doch …“ Er dreht sich zu dir um und nimmt deine Hand, „Ich weiß nun, dass, auch wenn ihr eine kürzere Lebensspanne habt und wir grundverschieden sind, schwach bist du wirklich nicht.“ Er nimmt deine Hand und grinst dich dann breit an: „Deshalb verschwinden wir. Ich will dir etwas zeigen, Koneko-chan~!“ perplex über seinen plötzlichen Sinneswandel wirst du von ihm mitgerissen und rutscht mit deinen Getas aus. Schmerz durchzuckt deinen Enkel und du verlierst deinen Geta und du keuchst auf. Sofort bleibt Loki stehen, nimmt deine Schuhe und nimmt dich auf seine Schultern. Ein erstauntes Japsen verlässt deine Lippen, als du dich an seinem Yukata festhältst und Loki verschwindet mit durch in den anliegenden Wald.   Nachdem er einige Zeit gelaufen ist, befindet ihr euch plötzlich unter einer überdachten Balustrade, die hellbeleuchtet ist. Du wirst etwas rot, als er dich vorsichtig auf die verschnörkelte Bank niederlässt. Ein sanftes Lächeln umspielt seine Lippen und er zündet mit einem Fingerschnippen weitere Lichter an. Alles um euch herum wird in warmen Feuerschein gehüllt und du fühlst dich plötzlich, wie in einem Film. Mit einem Schnippen steht plötzlich der Gott des Feuers vor dir und kommt mit katzenartigen Schritten auf dich zu. Dein Herz schlägt schneller und dein Atem mit ihm. Du weißt nicht, auf was du zuerst schauen sollst und fängst einfach mit seinem Gesicht an. Seine goldenen Augen blicken dich schelmisch an und er lächelt dich genauso an. Du hast dich schon immer gefragt, wie viele Punkte er bei seinem Auge hat und siehst nun, dass es drei sind. Ehrfürchtig streckst du deine Hand aus und legst sie auf seine heiße Wange. Du kannst dir vorstellen, dass seine erhöhte Körpertemperatur mit seiner Verwandlung zusammenhängt und wälzt dich leicht darin, weil es dir wirklich kalt ist. Er kommt immer noch näher auf dich zu und du hast keine andere Möglichkeit mehr, als dich an eine der Balustraden zu lehnen, als er sich über dich beugt. Dein Herz schlägt immer schneller und du streichst sanft mit deiner Hand über seine Lippen und du siehst, wie er die Augen genießerisch schließt. Dann gibt er deinem Daumen einen sanften Kuss und deine Wangen färben sich röter. Er legt einen Arm oberhalb deines Kopfes und sieht dich dann an und du nimmst langsam deine Hand von seinem Gesicht. Du bist in der Farbe seinen Augen gefangen und spürst, wie dein Atem nur noch stoßweise als kleine Wölkchen aus deinem Mund entweicht. Nun nimmt er seine Hand, streicht sanft mit seinen Finger über deine Wange und du lehnst dich dagegen. Du schließt deine Augen und spürst, wie er immer näher kommt, denn plötzlich streicht seine Nase über deinen Hals und seine andere Hand schiebt deinen Kimono über deine Schulter. Seine Nase streicht sanft zwischen deinem Hals und deiner Schulter hinterher und du spürst, wie er dann ganz sanfte Küsse darauf verteilt. Du reckst deinen Kopf nach oben, weil du ihm mehr Fläche bieten möchtest. Du spürst seinen warmen Atem an deiner kalten Haut und bekommst eine Gänsehaut, die sich über deinen ganzen Körper zieht. Sehnsüchtig legst du die Arme um seinen Hals und legst deinen Kopf an seinen und öffnest deine Augen einen Spaltbreit. Dir war nie zuvor bewusst, wie sehr du dich nach ihm gesehnt hast, weshalb du über die Reaktionen deines Körpers überrascht bist. „Koneko-chan“, haucht er und streicht sanft über deine weiblichen Rundungen, als er dich in die Augen schaut. Verlangen siehst du in ihnen und du spürst, dass dein eigener Körper genauso danach schreit. Du ziehst ihn enger an dich und leckst sanft über seine Wange. Du wolltest seine Haut schon immer kosten, obwohl du dich fragst, wieso. Sein Atem haucht gegen deine Wange und du hörst auf mit deiner Zunge immer näher zu seinen Lippen zu gehen und blickst ihn an. Nach einer gefühlten Ewigkeit beugt er sich weiter zu dir runter und du schließt bereits deine Augen sehnsüchtig, als du merkst, dass er einige Millimeter vor deinen Lippen innehält und sanft über sie leckt. Dann überwindet er die letzte Hürde und küsst dich sanft. Du öffnest deine Lippen und spürst, wie seine Zunge in deinen Mund findet und du willst es ihm gleichtun, als … Ein entsetzter Schrei lässt euch auseinanderschrecken und du realisierst erst Momente später, dass ihr Zuschauer habt. Kreischend versteckst du dich hinter Loki und ignorierst deine Mutter, die sich die Augen zuhält und euch den Rücken zukehrt. Du lugst kurz hinter Loki hervor und siehst, dass auch jeder deiner göttlichen Freunde anwesend ist. Wütend blickst du zu ihnen und hättest sie am liebsten allesamt sonst wohin geschickt. Wenn man solche Freunde hat, braucht man keine Feinde und auch wenn du dich über jede Rückkehr gefreut hast, ein wenig mehr Rücksicht hättest du ihnen schon zugetraut, aber immerhin bist du nun mit dem richtigen wieder vereint. Das war das einzige was zählte. Loki scheint auch noch zu überlegen, wie er reagieren soll, als kleine Feuerkugeln in seinen Handballen erscheinen und neckisch grinsend auf seine Freunde schaut. Solch eine Reaktion hättest du nicht erwartet, aber es erschien dir dennoch realistisch, wenn man als Zweitnamen Schelm hat.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)